Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 558 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ward und Craven's gelenkartige Röhrenverbindung.
Diese Röhrenverbindung für Gas- und Wasserleitungen ist im vorigen Jahrgang
dieses Journals, Bd. CXCIV S. 22 beschrieben
worden.
Seit dieser Zeit hat Ward nach diesem System einen
achtzölligen Röhrenstrang auf dem Boden des Harlem-Flusses zwischen den
Manhattan- und Ward's-Inseln, etwa 850 Fuß lang, mit bestem Erfolg
gelegt.
Die Rohrlänge betrug 8 Fuß; das Muffende wird (wie bekannt) sphärisch ausgedreht und
in dasselbe das mit Rinnen versehene Ende einer zweiten Röhre central eingesteckt,
und der bleibende Zwischenraum mit Blei ausgegossen.
Die Flußtiefe betrug bis 40 Fuß und die Röhrenlegung erfolgte in der schon früher
angegebenen Weise.
Kürzlich legte Ward eine 3 Fuß weite Leitung auf dieselbe
Art durch den Hackensack-Fluß im Staate New-Jersey für die
Jersey-City-Wasserwerke.
Deßgleichen projectirte Ward eine pneumatische
Röhrenlegung zwischen New-York und Brooklyn zur Brief- und
Packetbeförderung. (Engineering, Februar 1870, S.
79.)
Zur Fabrication von Hähnen.
Robert und Raymond,
Fabrikanten von Gasapparaten in Paris, ließen sich einige Verbesserungen bei der
Herstellung der Hähne patentiren, nämlich jener Werkzeuge, mit deren Hülfe der
Schlüssel genau conisch abgedreht und der Hahnkörper mit dem völlig entsprechenden
Sitz versehen wird.
Der Hahnkegel wird mit einer auf der Spindel einer Drehbank aufgesetzten Mutterfräse
– weil die Einkerbungen im Inneren des conischen Loches statt am Umfang der
Scheibe angebracht sind – in entsprechender Weise abgedreht, während der Sitz
im Hahnkörper mit einer ebenfalls in der Drehbankspindel steckenden Reibahle
ausgedreht wird, deren Form vollkommen zu jener der Fräse paßt.
Das zu bearbeitende Metallstück ruht in einem Support, welcher allmählich gegen das
rotirende Werkzeug geführt wird. Die Reibahle ist mit einem Anschlag so versehen,
daß diese Zuführung nur bis zum nöthigen Punkte stattfindet.
Auf diese Art wird die Erzeugung des Hahnes von der besonderen Geschicklichkeit des
Arbeiters unabhängig, Zeitverlust zum Einpassen und Einschleifen vermieden, sowie
die Production wesentlich erhöht.
Ein geübter Arbeiter verfertigt sonst pro Tag 30 Hähne
nach gegebenem Muster, mit Zuhülfenahme der verbesserten Werkzeuge aber mit der
größten Leichtigkeit in gleicher Zeit das 15- bis 20-fache. (Armengaud's Génie industriel, Januar 1870, S. 49.)
Jones' tragbarer Fußwärmer.
Dieser durch Blumberg und Comp.
in London (2, Cannon-street) zu beziehende
Fußwärmer besteht aus einem Blechkasten, dessen Wände durchlöchert sind und dessen
Deckel ein durch hölzerne Querstangen verstärktes Drahtsieb bildet. An diesen Deckel
schließt sich ein aus Tuch verfertigter Fußsack an.
Im Inneren des Blechkastens brennt eine Spirituslampe, die sich über die ganze Breite
erstreckt und über welcher zur Vertheilung der aufsteigenden heißen Luft eine
Talkplatte sich befindet. Die Anordnung ist so getroffen, daß die Lampe in jeder
Stellung des Fußwärmers fortbrennt, und daß kein Spiritus ausfließt; ferner ist über
die sonst regulirbar gemachte Flamme ein Sicherheitsdrahtnetz gestellt; der
Spiritusvorrath genügt
für 5 Stunden. An einer der unteren Ecken des Blechkastens ist auch eine Büchse für
Streichhölzchen angebracht.
Das Ganze läßt sich bequem zusammenlegen, und eignet sich alsdann wie eine
Reisetasche zum Tragen. (Engineering, November 1869, S.
314.)
Winkel aus hornisirtem Kautschuk für mathematisches
Zeichnen.
Herr Gottfried Ziegler,
Mechaniker in Schaffhausen, fabricirt Zeichnungsgeräthe, als Winkel, Lineale und
Reißschienen von schwarzem hornisirten Kautschuk. Hr. J. H. Kronauer, Professor der mechanischen
Technologie am schweizerischen Polytechnicum in Zürich, hat solche Winkel einer näheren Prüfung unterworfen und bezeugt, daß
dieselben sowohl in Beziehung auf Genauigkeit, als auf Unveränderlichkeit, allen
Anforderungen an ein gutes Zeichnungsgeräthe vollständig entsprechen und bestens
empfohlen werden dürfen. Besonders sind diese Winkel den Lithographen zu empfehlen,
weil sie den Stein nicht kratzen.
Das Gegensprechen auf submarinen Telegraphenleitungen.
In der Sitzung der belgischen Akademie vom 9. October vor. Js. machte Hr. Zantedeschi den Vorschlag, man möge
die eigenthümliche Construction der submarinen Telegrapen-Kabel zum
Gegensprechen benutzen. Jedes submarine Kabel besteht bekanntlich aus einer inneren
Leitung, dem Kupferdraht, welcher durch eine isolirende Hülle von der äußeren
Drahtbelegung getrennt ist. Das Kabel ist somit eine Art Leydener Flasche, deren
äußere Belegung ebenso oft Elektricität leitet, als durch den inneren Draht eine
Depesche geschickt wird. Dieser entgegengesetzte Strom der äußeren Metallbekleidung
soll nun nach Hrn. Zantedeschi
dazu benutzt werden, die z.B. von Europa nach Amerika geschickte Depesche
gleichzeitig von Amerika nach Europa zurückgehen zu lassen, so daß man am Aufgabeort
sofort die Controlle über die Richtigkeit der Depesche habe. Hierzu ist nur nöthig,
daß das in Amerika angekommene Zeichen sofort sich auf die äußere Belegung
fortpflanze. In welcher Weise diese Uebertragung stattfinden solle, hat der
italienische Physiker nicht angegeben; dieß sey eine rein technische Schwierigkeit,
die den Werth der Methode in keiner Weise beeinflusse. (Der Naturforscher.)
Ueber die Anwendung des Thones zur Verhütung der Bildung von
Kesselstein; von Theodor Becker, Chemiker der Bredower
Zuckerfabrik.
Herr Dr. Wiederhold in Cassel
hat (im Jahrgang 1869 der Gewerbeblätter für Kurhessen) den Thon als ein gutes
Mittel zur Verhütung von Kesselsteinansatz empfohlen. Eine Fabrik in der ich früher
als Chemiker thätig war, speiste ihre Kessel mit thonhaltigem Wasser. Die Kessel
derselben waren stets blank und sammelte sich nur an den unteren Theilen derselben
ein Schlamm, der leicht zu entfernen war. Durch genannten Artikel des Hrn. Dr. Wiederhold wurde mir
dieser Umstand in's Gedächtniß zurückgerufen und ward daher auf meine Veranlassung
den Kesseln der Bredower Zuckerfabrik, welche circa 400
Kubikfuß Wasser fassen, ein Zusatz von 20 Pfund Thon gegeben. Die Kessel der Fabrik
werden nacheinander alle 5 Wochen abgeblasen, und jede Woche ein- bis
zweimal, durch Oeffnen des Ablaßhahnes auf ein paar Minuten, von dem sich sammelnden
Schlamme befreit. Hierdurch geht natürlich auch Ton mit fort und deßhalb ließ ich
einen geringen Ueberschuß von demselben zusetzen. Nach Verlauf von 5 Wochen zeigte
der erste Versuchskessel nicht nur eine reine Wandung, sondern alter, durch
mangelhafte Reinigung noch sitzen gebliebener vorjähriger Kesselstein war abgelöst
und die Stellen blank geworden. Die folgenden Versuchskessel ergaben dasselbe
Resultat. Der Thon hatte demnach nicht nur den Ansatz von Kesselstein verhindert,
sondern sich auch als Lösungsmittel alter Krusten bewährt.
Allein in der sechsten Woche nach Beginn obiger Versuche, stellten sich
Unregelmäßigkeiten durch Verstopfen der Ablaßröhrchen des Condensationswassers im
Dampfcylinder ein, die anfangs durch Aufbohren beseitigt, immer mehr und mehr
vorkamen, so daß schließlich ein Oeffnen des Cylinders nothwendig war. Es zeigte
sich nun hierbei, daß eine zähe, schwarze Masse in ziemlich starker Ablagerung an
Kolben und Cylinderdeckel, die Ursache des Verstopfens gewesen, die, erkaltet,
bröckelig werdend, beim Stillstand der Maschinen abgesprungen, sich in die Röhrchen
festgesetzt hatte. Die Untersuchung der Masse ergab eine variable Mischung von Talg,
Eisen, Kalk, Gyps und eine vorherrschende Menge Thon. Es war nun außer Zweifel, da
früher eine solche Verstopfung nie hier vorgekommen, daß der Zusatz von Thon zum
Speisewasser den Anlaß hierzu gegeben hatte; auch ist mir jetzt gegenwärtig, daß
erstgedachte Fabrik oft mit demselben Uebelstande zu kämpfen hatte, dessen Ursache
ich nicht kannte.
Der Thon verhindert demnach zwar die Bildung von Kesselsteinansatz, ist jedoch vor
der Hand auf angegebene Weise hierzu nicht zu gebrauchen, wenn nicht das Ueberführen
desselben in die Maschinentheile durch irgend welche Vorrichtung zu beseitigen ist.
(Zeitschrift für die Rübenzucker-Industrie im Zollverein, 1869 S. 834.)
Verfahren zur Gewinnung des Sauerstoffes aus der Luft.
In der Sitzung der polytechnischen Gesellschaft in Berlin vom 3. März d. J. machte
Hr. Dr. Schacht nähere
Angaben über das Mallet'sche Verfahren der
Sauerstoffgewinnung. Dasselbe ist in Paris im Kleinen ausgeführt und beruht auf der
verschiedenen Löslichkeit der Bestandtheile der Luft in Wasser. Der von Mallet construirte Apparat hat folgende Einrichtung: Es
wird in einem mit Wasser gefüllten Cylinder Luft unter einem hohen Druck und zwar,
damit dieselbe mit dem Wasser möglichst viel Berührungspunkte hat, durch eine
siebartige Vorrichtung gepreßt. Der Sauerstoff wird zum großen Theil absorbirt und
nach Entfernung des nicht absorbirten Stickstoffes nach und nach in zwei ähnlich
construirte Cylinder geleitet, um ihn möglichst frei von Stickstoff zu erhalten. Der
ausgeschiedene Stickstoff wird für die Druckpumpe verwendet. Das Verfahren, welches
nur geringe Kosten verursacht, hat sich bei den angestellten Versuchen bewährt und
man ist jetzt im Begriff einen größeren Apparat zu bauen. (Beiblatt zu Nr. 114 der
Nation.-Ztg.)
Ueber die Nachweisung eines Arsengehaltes in manchen
Fuchsinsorten des Handels; nach Dr. Rieckher in Marbach.
Fuchsin aus zwei Bezugsquellen wurde mit reinem Zink und verdünnter Schwefelsäure
zusammengebracht und das sich entwickelnde Gas in verdünnte Höllensteinlösung
geleitet, wodurch eine Reduction von metallischem Silber erzeugt wurde. Das Filtrat,
in zwei Theile getheilt, diente nun zu folgenden Versuchen. Die eine Hälfte gab nach
der Ausfällung des überschüssigen Silbernitrats mittelst Kochsalzlösung, bei Zusatz
von Schwefelwasserstoffwasser einen gelben Niederschlag (von Schwefelarsen), welcher
in Ammoniak löslich, nach Zusatz einer Säure wieder erscheint. Die andere Hälfte
gab, vorsichtig mit Ammoniak neutralisirt, einen blaßgelben Niederschlag von
arsenigsaurem Silberoxyd; auf Zusatz von Ammoniak verschwindet derselbe und gibt
beim Erwärmen im Wasserbade eine deutliche Reduction von metallischem Silber; wird
jetzt die filtrirte ammoniakalische Lösung vorsichtig mit Salpetersäure
neutralisirt, so erhält man den bekannten braunrothen Niederschlag von arsensaurem
Silberoxyd, welches in Ammoniak wie in Salpetersäure löslich ist. (Neues Jahrbuch
für Pharmacie, Bd. XXXII S. 257.)
Ueber Emailliren der Spiritusfässer.
Der Bedarf an Spiritusfässern ist gegenwärtig bei dem ausgedehnten Spiritushandel ein
sehr großer. Bisher, bemerkt Krupski im
„landwirthschaftlichen Anzeiger,“
wurden dieselben von
eichenem Stabholz angefertigt; da dieses aber immer seltener und theurer wird, so
drängt sich die Nothwendigkeit auf, einen Ersatz für dieses schwer zu beschaffende
Holz zu suchen. Man hat neuerdings vorgeschlagen, die Spiritusfässer statt von
Eichenholz aus starkem Eisenblech anzufertigen.Man sehe: Schultze, über eiserne Transportfässer
für Spiritus, im polytechn. Journal Bd.
CXC S. 321. Haben diese eisernen Fässer auch dem Anscheine nach viele Vortheile vor den
hölzernen, z.B. weniger Verlust an Leckage, längere Dauer, voraus, so führen sie
doch auch viele Nachtheile mit sich. Sie sind zum Transport zu schwer und bekommen
trotz der zwei hölzernen starken Reifen, welche um sie getrieben werden, doch
Eindrücke, wodurch der Inhalt des Fasses ein unrichtiger wird. Dieß muß gewiß auch
schon dadurch geschehen, daß das Eisen bekanntlich ein guter Wärmeleiter ist und
derartige Gebinde somit im Sommer einen größeren Inhalt nachweisen werden als im
Winter. Auch würde sich beim Transport im Sommer der Spiritus in ihnen zu sehr
erwärmen, und endlich sind eiserne Fässer auch viel zu theuer. Die Nachtheile
derselben sind demnach so überwiegend, daß sie wohl kaum die hölzernen Gebinde
verdrängen werden.
In Rußland, wo, mit Ausnahme der westlichen Provinzen, die Beschaffung von Gebinden
aus Eichenstabholz sehr schwer ist, hat man auf Abhülfe gesonnen und diese auch
glücklich gefunden. Man fertigt nämlich die Spiritusgebinde nicht von Eichenholz,
sondern von gewöhnlichem Kiefern- oder Tannenholz
an, die innere Fläche derselben aber wird mit einer Emaille bestrichen. Diese hält nicht nur
die Berührung des Spiritus mit den harzigen Stäben ab, sondern verleimt auch
undichte Stellen dieser Fässer, so daß sie sehr gut eichene Fässer ersetzen;
besonders zweckentsprechend sind große Lager- oder Standfässer dieser Art.
Die Gebinde sind meistentheils nur mit hölzernen Reifen abgebunden und es wird das
ganze Faß vor dem Emailliren bis auf den Spundstab fertig abgebunden. Durch die
dadurch gelassene Oeffnung wird nun der innere Raum des Gebindes mit Emaille
überzogen, alsdann der Spundstab selbst bestrichen, die Reifen mit Vorsicht
heruntergeschlagen, der Spundstab eingesetzt und das ganze Faß dann abgebunden. Ist
die Emaille getrocknet, so haben sich diese Fässer als ganz probat gezeigt.
Die Emaille wird folgendermaßen zusammengesetzt: Man nimmt auf 1 Pud (33 Pfd.)
Tischlerleim 3 Pfd. feingestoßene und gesiebte Galläpfel, 6 Pfd. feingestoßenes und
gesiebtes Glas und 5 Pfd. feingestoßenen gesiebten Cement oder auch ungelöschten
feinen Kalk. Den Tischlerleim weicht man in süßer Milch statt in Wasser ein und
kocht denselben ziemlich dick ein; alsdann schüttet man die gestoßenen und gesiebten
Galläpfel zu, kocht eine halbe Stunde, fügt das gestoßene Glas und zuletzt den Kalk
bei. Alle diese Substanzen werden gut mit einander durchgekocht; hieraus setzt man 5
Quart guten Leinölfirniß zu und kocht auch diesen mit durch. Sehr gut ist es, wenn
man noch einige Pfund Schwefelblüthe beim Aufkochen der Substanzen zumengt. Während
des Kochens muß im Kessel gut umgerührt werden, damit sich das Glas und der Kalk
nicht zu Boden setzen. Glaubt man, daß die verschiedenen Substanzen gut durchgekocht
sind, so hebt Man den Kessel von dem Feuer und setzt ihn in eine dazu vorbereitete
Grube mit Eis. Dadurch erstarrt die Masse plötzlich und die nicht aufgelösten Theile
bleiben fein vertheilt im Tischlerleim. Die Emaille muß halb erstarrt aufgetragen
werden und ist es daher nicht gut, wenn man zu große Quantitäten derselben auf
einmal anfertigt. Erstarrt dennoch die Emaille stärker, als sie noch gut streichbar
ist, so darf man nur kleinere Quantitäten über Feuer erwärmen, wodurch sie wieder
fließend wird.
Die Fässer, welche mit Emaille versehen werden, müssen ganz rein und trocken seyn;
auch ist es gut, wenn man sie inwendig etwas erwärmt, was mit ein wenig in ein
kleines Gefäß gegossenem Spiritus, welcher angezündet wird, geschehen kann. Ist der
erste Anstrich getrocknet, so wird ein zweiter und später ein dritter gegeben. Bei
großen Stand- und Lagerfässern wird ebenso verfahren, nur muß man dabei unter
den Unterboden gut passende Unterlagen geben. Geschieht dieß nicht, so drückt die
auf dem Boden lastende Spiritussäule denselben aus seiner Lage, die versteinerte
Emaille kann dem Boden nicht folgen, bekommt Risse und durch diese kann das Standfaß
lecken. Der Spiritus nimmt von der Emaille nicht den geringsten Geschmack, auch
keine Farbe an, und diese Fässer führen daher auch nicht den Nachtheil neuer
eichener Spiritusfässer
mit sich, bei welchen der Spiritus durch das Lagern braun wird. Daß in solche Fässer
kein Wasser gegossen werden darf, versteht sich von selbst. Sind sie vertrocknet, so
müssen sie von außen, sey es durch Wasser (wobei es nicht nöthig seyn wird,
dieselben zu verspunden), verquellt werden.
Ueber Spiritus aus Reis; von J. Bell.
Es war stets mit Schwierigkeiten verbunden, aus Reis einen Spiritus zu gewinnen,
welcher frei von einem scharfen stechenden Geruch ist. Man nimmt in der Regel an,
daß die Schärfe durch die Gegenwart einer ätherartigen Verbindung bedingt ist,
welche während des Gährungsprocesses entsteht. Wie aber und warum diese bei der
Gährung einer aus Reis gewonnenen Zuckerlösung gebildet wird, während sie in aus
anderen Materialien dargestellten Zuckerlösungen nicht entsteht, schien schwer
erklärlich.
Bei der Fabrication des Reisspiritus wird die Stärke des Reises durch Schwefelsäure
in Glucose übergeführt; diese Operation wird in einem geschlossenen Holzgefäße unter
Dampfdruck bei einer Temperatur von 102 bis 110° C. vorgenommen. Die
Erfahrung hat gelehrt, daß der stechende Geruch um so mehr überhand nimmt, je mehr
man sich während der Operation der Temperatur von 110° C. nähert, und je
weniger der Reis von Hülsen befreit war.
Die Untersuchung eines sehr scharf riechenden Spiritus, welcher aus einem von den
Hülsen nur theilweise befreiten Reis erhalten und bei dessen Bereitung die
Zuckerbildung bei circa 102° C. verlaufen war,
ergab, daß derselbe bei geringem Erwärmen aus einer ammoniakalischen Silberlösung
reichlich Silber abschied und eine Lösung von übermangansaurem Kali sofort
entfärbte. Kali schied beim Stehen in der Kälte unter Beseitigung des Geruches eine
harzige, in Alkohol und Aether lösliche Substanz ab. Der von der alkalischen
Flüssigkeit abdestillirte Alkohol war frei von dem stechenden Geruch. Durch Zusatz
von saurem schwefligsaurem Natron wurde der Spiritus ebenfalls von seiner Schärfe
befreit. Diese Reactionen bewiesen die Gegenwart eines Aldehyd, und durch weitere
Untersuchungen ward festgestellt, daß der vorhandene Aldehyd bei der Oxydation
Acrylsäure lieferte, also Acrolein war. Ohne Zweifel werden während der
Zuckerbildung die im Reis enthaltenen Fette unter Abscheidung von Glycerin zersetzt,
und wird darauf das Acrolein durch Einwirkung der Schwefelsäure auf das Glycerin
gebildet.
Eine Probe des bei der Fabrication des untersuchten Spiritus verwendeten Reises ergab
0,62 Proc. Fett. Angenommen, das in letzterem enthaltene Glycerin sey bei der
Zuckerbildung vollkommen in Acrolein verwandelt worden, und weiter angenommen, daß
65 Proc. Stärke wirklich in Alkohol übergeführt worden seyen, so würden auf 1000 Th.
Alkohol circa 1 1/2 Th. Acrolein gebildet worden
seyn.
Es ist längst bekannt, daß der rohe Reisspiritus eine Verbindung enthält, welche,
ähnlich wie Aceton, gewisse in Wasser und Alkohol unlösliche
Quecksilber-Verbindungen aufzulösen vermag; diese Verbindung ist eben das
Acrolein. Der Verfasser überzeugte sich durch direkte Versuche, daß Acrolein nahezu
in demselben Grade wie Aceton die Fällung des Quecksilber-Ammoniumjodürs aus
alkalischer Lösung verhindert. Ein geringer Zusatz von Acrolein zu reinem Weingeist
ertheilte diesem den charakteristischen Geruch des Reisspiritus. (Chemical News, September 1869, S. 143.)
Mischung zum Leimen der Ketten für baumwollene und leinene
Waaren.
Für baumwollene Ketten kocht man
160 Quart Wasser mit
40 Pfund Stärke
zu einem Kleister und setzt
1 Pfund Zinkvitriol
hinzu.
Oder man nimmt auf
450 Quart Wasser
200 Pfund Stärke,
10
„ Dextrin und
8
„ Glycerin.
In England soll man für ordinäre Baumwoll-Artikel
200 Pfund Weizenstärke mit
100 Litern Wasser
drei Monate stehen lassen und dann eine Mischung aus
6 Pfund Seife,
8 „ Schmalz und
200 „ Melasse
hinzufügen, welche man vorher zusammen gekocht hat.
Für Leinen- und Hanfketten wendet man eine Abkochung von isländischem Moos an. Diese stellt man dadurch dar, daß man
10 Pfund Moos mit
140 Quart Wasser
zwölf Stunden kalt stehen läßt. Man locht dann im Wasserbade
fünf Stunden lang und setzt
2 Pfund Stärke und
1/2
„ Schmalz
hinzu.
Die so erhaltene Mischung läßt man dreißig Minuten kochen; 2 Liter derselben reichen
für 100 Meter Kette aus.
Für leinene Waaren wendet man auch häufig den Leim an, und zwar nimmt man auf
1 Pfund Leim
6 bis 8 Liter Wasser und
1/4 Pfund Glycerin.
(Moniteur des fils; Musterzeitung für
Färberei etc., 1870, Nr. 8.)
Verfahren zum Weißfärben der Wolle.
Man kann bis zu einem gewissen Grade das Schwefeln umgehen und die Wolle auf die
folgende Art weiß färben.
Das Verfahren gilt für 50 Pfund Wolle.
Man entfettet die Wolle und gibt ihr folgende Bläuung:
2 Pfund Alaun,
18 Loth Weinstein,
1 Pfund Schwefelsäure,
18 Loth Stärke,
6 „ schwefelsaurer Indigo (destillirt) und
3 Loth Orseille.
Man führt die Wolle ein, während das Bad auf 40° Réaumur erhitzt ist,
und hantiert sie 3/4 Stunden bei dieser Temperatur. Die Wolle nimmt hier einen
weißen Ton an, mit dem man für gewöhnlich zufrieden seyn kann. Man kann aber das
Weiß durch die folgende Operation noch bedeutend verbessern.
Wenn die Wolle aus dem Blaubade kommt, drückt man sie aus, ohne indessen zu waschen,
und taucht sie dann in ein lauwarmes Bad, in welchem
1 Pfund Chlorbaryum
aufgelöst ist.
Dieses Verfahren hat den Zweck, in der Wollfaser schwefelsauren
Baryt (Blanc fixe) niederzuschlagen, da
dieselbe von der Bläuung her Schwefelsäure aufgenommen
hat. Der schwefelsaure Baryt ist schön weiß und theilt der Wolle einen hübschen
Reflex mit. Uebrigens vermehrt er das Gewicht der Wolle
nicht unbedeutend, so
daß dieses Verfahren als eine Art Beschwerung angesehen
werden kann. (Nach dem Moniteur de la teinture;
Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 8.)
Appreturmasse für Schwarz auf Halbwolle.
Das Blut, welches die Schlachthäuser liefern, bildet eine ganz gute Appreturmasse für
wollene, baumwollene und halbwollene Stoffe. Da das Blut indessen immer färbend
wirkt, so kann diese Masse nur für Schwarz und Dunkelbraun in Anwendung kommen.
Man vermischt
4 Quart Blut
mit
20 Quart handwarmem Wasser.
Nachdem die Mischung gut durchgerührt ist, führt man die Stoffe ein, preßt sie aus
und appretirt sie mit der Hand oder in der Maschine. (A. a. O.)
Die Brodbereitung mittelst des Horsford-Liebig'schen Backpulvers.
Mit Bezugnahme auf den Bericht im Jahrgang 1869 des polytechn. Journals (Bd. CXCII S.
515) theilen wir im Nachstehenden die Ergebnisse von weiteren Versuchen mit, welche
von verschiedenen Bäckermeistern in Württemberg bezüglich dieser
Brodbereitungs-Methode angestellt und im württembergischen Gewerbeblatt
veröffentlicht worden sind.
Bei Anwendung des Backpulvers wird mehr Brodgewicht gewonnen, als mit Hefe oder
Sauerteig, und zwar 5–14 Procent, nach einer Angabe sogar bis zu 30 Procent.
Das Brod wird sehr schmackhaft und nahrhaft gefunden, obgleich kleiner und weniger
ansehnlich als Hefen- und Sauerteigbrod, und auch theurer als dieses wegen
des hohen Preises des Backpulvers. Der Gewinn am Gewicht allein wiegt freilich bei
niederen Getreidepreisen die Kosten des Backpulvers nicht auf und da der Bäcker eine
Preiserhöhung nicht vornehmen kann, wenn er seine Kunden erhalten will, so kommt der
in dem höheren Nahrungsgehalt liegende Gewinn allein den Kunden zu gut, welche das
Brod an mehreren Orten gern, aber eben nur zu dem gewöhnlichen Preise kaufen.
Gewiß mit Recht hebt Hr. Bahret
in Winnenden hervor, es sey die Ersparniß an Zeit und der Umstand hoch anzuschlagen,
daß man die Arbeit mehr bei Tag versehen könne, statt wie bisher von Mitternacht an.
Er glaubt hierdurch die Mehrkosten als völlig gedeckt ansehen zu können. Diese
letzteren Vortheile – Zeitersparniß und Vermeidung der Nachtarbeit –
dürften namentlich für den Bäcker sehr in's Gewicht fallen, indem neben der Schonung
der Arbeitskräfte auch die Ersparniß an Licht in Betracht kommt.
Ganz besonders aber empfiehlt sich die Sache wegen ihrer Einfachheit für
Privathäuser, wo man in Würdigung der erhöhten Schmackhaftigkeit und Nahrhaftigkeit
auch mit einem minder ansehnlichen Aeußeren sich leichter versöhnt, während der
Bäcker die Wünsche seiner Kunden zu berücksichtigen hat, sogar wenn sie nur auf
einem Vorurtheil beruhen.