Titel: | Horizontale Expansionsmaschine (liegende Woolf'sche Maschine) mit Farey's Dampferhitzer, von Bryan Donkin und Comp. in Bermondsey. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. II., S. 8 |
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II.
Horizontale Expansionsmaschine (liegende
Woolf'sche Maschine) mit
Farey's Dampferhitzer,
von Bryan Donkin und Comp. in Bermondsey.
Nach Engineering, Januar 1870, S. 3.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Donkin's horizontale Expansionsmaschine mit Farey's
Dampferhitzer.
Die liegenden Woolf'schen Dampfmaschinen, welche die Firma
Bryan Donkin und Comp. in
Bermondsey baut, sind in ihrer Anordnung durch die Ansicht und den Grundriß in Figur 1 und
2
dargestellt.
Die Dampfmaschine hat zwei hintereinander in einer Achsenlinie liegende Cylinder; die
beiden Kolbenstangen passiren je den äußeren Cylinderdeckel und sind durch die
beiden Kreuzköpfe b und c
und zwei äußere, zu beiden Seiten der Cylinder laufende Führungsstangen a, a verbunden. Dieser Rahmen gleitet auf den
Führungsflächen d und d',
welche genügend geschmiert und so breit sind, daß die Belastung durch die
Gleitklötze nicht mehr als 20 Pfund pro Quadratzoll
beträgt.
Um das ovale Auslaufen der Cylinder durch die Kolben zu
verhüten, werden beim Montiren die beiden Kolbenstangen derart nach aufwärts
gerichtet, daß dieselben mit den Kolben versehen, horizontal liegen, das
Kolbengewicht also in Betreff der Cylinder vollständig aufgehoben (und der Druck auf
die Gleitklötze übertragen) ist.
Die hinteren Führungen d' sind mit Deckplatten geschützt
und beiderseits Stufen angebracht, um den Raum des Maschinenlocales nicht zu
beschränken.
Die Steuerung ist eine verstellbare Expansionssteuerung; beide Schieber werden durch
Excenter bewegt. Der große Cylinder ist mit einem gewöhnlichen Vertheilungsschieber
versehen, welcher mit jenem des kleinen Cylinders durch eine Stange verbunden
ist.
Der vom Hochdruck- zum Niederdruckcylinder gehende Dampf wird auf seinem Wege
durch einen von Barnard W. Farey, Theilhaber der
genannten Firma, patentirten Erhitzungsapparat H (Fig. 1 und im
Detail in Figur
3 bis 6) erhitzt, dessen Construction unten beschrieben wird.
Noch kann erwähnt werden, daß der Condensator unter dem Boden des Maschinenlocales
aufgestellt und daß die Luftpumpe, deren Kolbenstange durch eine einfache, in der
Figur nicht ersichtlich gemachte Parallelbewegung geführt ist, durch ein an der
Bleuelstange P angelenktes Verbindungsstück betrieben
wird. Die Anordnung dieser Maschine ist einfach und bewährte sich als sehr
praktisch.
Was nun die Einrichtung von Farey's Erhitzer anbelangt, so
ist derselbe in Figur 3 bis 6 bei einer
Maschinenanlage mit nebeneinander befindlichen Cylindern gezeichnet.
In Fig. 3
bezeichnet a den Hochdruck-, b den Niederdruckcylinder, welche beide von einem
Dampfmantel umschlossen sind; derselbe wird mit Kesseldampf gespeist. Der
Abzugscanal a² führt zum Erhitzer H, durch welchen der Dampf hindurchstreicht, ehe er zum
Niederdruckcylinder gelangt.
Der Erhitzer ist aus einer Anzahl wellenförmig gegossener Platten d (Fig. 3) zusammengesetzt,
welche an dem Umfang rahmenartig verstärkt sind. Die Ränder sind derartig eben
gehobelt, daß die paarweise auf einander gelegten Platten 1,2 zwischen sich vertical
über einander liegende, ⃟ förmige Canäle bilden, durch welche der aus dem
kleinen Cylinder kommende Dampf zieht, indem die den Dampfcanälen zugekehrten
Deckplatten p (Fig. 3) entsprechend
durchbrochen sind. Der Apparat selbst ist mit Hülfe der Bolzen i in den Flanschen der Canäle a² und b² verschraubt.
Vom Dampfkessel wird durch das Rohr h frischer Dampf zum
Erhitzer geführt. Derselbe durchstreicht die in Fig. 3 ersichtlichen
verticalen Canäle, welche zwischen den Rücken der Platten 2 und 1 geblieben sind,
und welche durch die
Spalten z mit dem Rohr h
communiciren. Dadurch werden die gewellten Platten, resp. der Cylinderdampf erhitzt,
dessen Weg sich mit jenem des Heizdampfes kreuzt. Letzterer entweicht durch das Rohr
h in den Kessel oder in einen besonderen
Dampfsammler.
Versuche, welche mit der Donkin'schen Maschine angestellt
wurden, erwiesen, daß für den Leergang etwa 3/4 Pfund Dampfspannung pro Quadratzoll Kolbenfläche genügten, um die normale
Geschwindigkeit zu erzielen; ein Beweis, wie gering die Reibungsverluste sind.
Bei den im Frühjahr 1868 mit einer solchen Dampfmaschine von nominell 40
Pferdestärken in der Papierfabrik zu Eichberg
durchgeführten VersuchenReferent erlaubt sich an dieser Stelle auf die Versuche
über den Verbrauch von Steinkohlen und Dampf einer 40pferdigen
Dampfmaschine in der Papierfabrik zu Eichberg
hinzuweisen, welche von O. Krieg in der
Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1869 S. 231 (hieraus im Engineering, Mai 1869, S. 320) veröffentlicht
wurden.Die Maschine ist von B. Donkin und Comp. nach Farey's
Patent gebaut und im Frühjahr 1868 aufgestellt worden; sie hat die
Bestimmung, eine größere oder kleinere Anzahl von Holländern, je nach der
vorhandenen Wassermenge zu treiben.Am 30. September 1868 von Morgens 8 Uhr bis Nachmittag 2 Uhr stellte Krieg mit Hülfe von noch vier anderen Technikern
die folgenden Versuche an, wobei die einzelnen Arbeiten folgendermaßen
vertheilt waren.Gemeinschaftlich mit einem zweiten Beobachter nahm Krieg selbst mit zwei Richards'schen
Indicatoren bester Construction Diagramme von dem Dampfdruck, gleichzeitig
im Hoch- und Niederdruckcylinder. Unmittelbar darauf wurde der
jedesmalige Dampfdruck im Kessel selbst an einem offenen
Quecksilbermanometer notirt.Alle Viertelstunden wurde die Quantität und die Temperatur des aus dem
Condensator entweichenden Wassers gemessen. Zu den Temperaturmessungen
diente ein in 1/5 Grade getheiltes Thermometer nach Reaumur.Ein dritter Beobachter, welcher während der ganzen Dauer der Untersuchungen
das Kesselhaus nicht verlassen durfte, wog auf einer genauen Brückenwaage
sowohl die zur Verbrennung gelangenden Kohlen, als auch das Speisewasser
genau ab. Letzteres geschah in der Weise, daß das hierzu bestimmte Wasser in
größeren Gefäßen abgewogen und dann in eine kleine, viereckige, mit Cement
gemauerte Cisterne geschüttet wurde, aus welcher die Speisepumpe es nach
Bedürfniß in den Kessel pumpte. Es wurde dabei besonders darauf geachtet,
daß der Wasserstand in der Cisterne bei Anfang und Ende des Versuches genau
derselbe blieb. Daß auch die Höhe des Wassers im Kessel selbst mit
möglichster Schärfe fortwährend constant zu erhalten gesucht wurde, ist wohl
nicht besonders zu erwähnen.Die Arbeit des vierten Beobachters bestand darin, das aus der langen
Dampfleitung und dem die Cylinder umgebenden Dampfmantel resultirende
Condensationswasser, welches durch einen Wassersammler (steam trap) abgeschieden und in einzelnen Eimern
fortwährend aufgefangen wurde, zu messen resp. zu wiegen und die Temperatur
desselben zu bestimmen.Ein fünfter Beobachter endlich hatte die Arbeit welche die Dampfmaschine
während des sechsstündigen Versuches verrichtete, genau zu notiren und nach
Möglichkeit darauf zu sehen, daß dieselbe constant blieb.Bevor nun die Resultate selbst angegeben werden, seyen noch einige Notizen
über die Dampfmaschine und über den Dampfkessel angeführt.Die Dampfmaschine, nominell von 40 Pferdestärken, hat zwei hinter einander in einer Achsenlinie liegende Cylinder mit
Dampfmantel. Der kleinere Hochdruckcylinder hat einen Durchmesser im Lichten
von 16 Zoll engl. (406 Millimeter); der Niederdruckcylinder von 30 Zoll engl. (762
Millimeter); der Hub beträgt 3 Fuß engl. (915 Millimeter). Die beiden
Kolbenstangen sind durch zwei äußere zu beiden Seiten der Cylinder laufende
Führungsstangen verbunden, auf welch letztere Anordnung speciell das Patent
sich bezieht. Die Maschine macht 50 Umdrehungen pro Minute.Der betreffende Dampfkessel ist von A. Borsig in
Berlin gebaut und besteht aus dem cylindrischen Hauptkessel von 25 Fuß 10
Zoll rhein. (8,10 Meter) Länge, bei 5 Fuß 6 Zoll (1,73 Meter) Durchmesser,
mit zwei durchgehenden Feuerrohren von 21 Zoll (550 Millimeter) Durchmesser
und einem darunter liegenden großen Siederohre oder Vorwärmer von 3 Fuß
(0,94 Meter) Durchmesser und 20 Fuß (6,28 Meter) Länge, welches durch
Rohrstutzen von 18 Zoll (470 Millimeter) Durchmesser und 28 und 26 Zoll (732
und 630 Millimeter) Länge mit dem Hauptkessel verbunden ist. Die
feuerberührte Fläche beträgt 700 Quadratfuß (70 Quadratmeter), die totale
Rostfläche 20 Quadratfuß (2 Quadratmeter). Dieser Dampfkessel lieferte
während des Versuches außer dem Dampfe für die Dampfmaschine nur noch den
zum Betriebe der kleinen Kesselspeisepumpe nöthigen Dampf. Die Dampfleitung
vom Kessel nach der Maschine ist 118 Fuß (37 Meter) lang und besteht aus
einem gußeisernen Rohre von 4 3/8 Zoll rhein. (115 Millimeter) innerem
Durchmesser; dasselbe ist von Außen mit Lehm und Stroh wohl eingehüllt.Der ganze Versuch dauerte sechs Stunden; nachstehend sind jedoch nur die
Resultate der ersten vier Stunden mitgetheilt, während welcher die durch die
Indicatoren angezeigte Arbeitsleistung fortwährend sehr constant, nämlich =
67 3/4 Pferdestärken blieb, während in den folgenden zwei Stunden die
Arbeitsleistung absichtlich bedeutend reducirt wurde. Eine längere
Fortführung der Versuche mit so minutiöser Bestimmung des Brennmateriales,
des Dampfquantums u.s.w., ließ sich wegen der dadurch herbeigeführten
Störungen im Betriebe der Fabrik nicht ausführen. Folgendes waren die
Resultate des vierstündigen Versuches:1) Die Dampfspannung an dem im Kesselhause befindlichen offenen
Quecksilbermanometer zeigte sehr constant 47 1/2 Pfund Druck pro Quadratzoll (3,47 Kilogrm. pro Quadratcentimeter).2) Von Kohlen wurden während der vier Stunden 803 Zollpfund verbrannt. Es
waren dieß Stückkohlen aus der Glückhülfsgrube bei Waldenburg in Schlesien.
Dieselben ergaben 8 Procent Asche und Abfall; der Preis derselben beträgt 20
Sgr. pro Tonne von circa 400 Pfund Gewicht ab Grube, oder 26 Sgr. franco Fabrik (9,1
resp. 11,8 Sgr. pro Hektoliter zu circa 90 Kilogrm.).3) Das Totalgewicht des Wassers, welches innerhalb jener vier Stunden von dem
Kessel verdampft wurde, betrug 6001 Zollpfund. Es verdampfte mithin 1 Pfund
Kohle 7,47 Pfund oder rund 7 1/2 Pfund Wasser. Das Speisewasser wurde ein
wenig dadurch vorgewärmt, daß der abgehende Dampf der Kesselspeisepumpe in
dasselbe eingeleitet war; die Temperatur desselben war im Mittel =
35° C.4) Die aus der Berechnung der Indicatordiagramme sich ergebende Stärke der
Maschine war, wie schon oben angegeben, während der Zeit des Versuches sehr
constant = 67 3/4. Pferdestärken.5) Die Umdrehungen der Maschine variirten zwischen 49 1/2 und 50 1/2 pro Minute.6) Das Condensationswasser betrug sehr constant 790 1/2 Pfd. pro Minute; es hatte ursprünglich die Temperatur
von 14,5° C. und verließ den Condensator mit 29,1° C.; die
Temperatur desselben hatte sich demnach um 14,6° C. erhöht. Die
mittlere Temperatur der Luft war am Beobachtungstage 16° C. Das
Condensationswasser wurde durch einen kleinen Ueberfall über einen 6 Zoll
(155 Millim.) breiten Ausschnitt aus einem dünnen Brete gemessen; die
überfallende Wasserschicht war 3 1/8 Zoll (81 Millim.) hoch, woraus sich das
obige Quantum berechnet.7) Es gingen demnach pro Minute für jede durch
den Indicator angezeigte Pferdestärke mit dem Condensationswasser (790 1/2 .
14,6)/67 3/4 = 170,3 Wärmeeinheiten davon.8) Das Totalgewicht des aus dem Dampfzuleitungsrohre und dem Dampfmantel
aufgefangenen Condensationswassers während der vier Stunden betrug 672 Pfund
und hatte eine Temperatur von 93° C.9) Die Arbeit, welche die Dampfmaschine zu verrichten hatte, war, sechs
Ganzzeugholländer zu treiben, und zwar zwei große à 180 bis 200 Pfund
Stoff und vier kleine à 100 Pfd. Stoff, sowie eine große
Centrifugalpumpe. Von dieser letzteren wurde durch einen späteren besonderen
Versuch festgestellt, daß sie allein 18 Pferdestärken consumirte; rechnet
man ferner auf die Bewegung der leeren Maschine circa 8 Pferdestärken ab, wie solches sich aus einem
nachträglichen besonderen Indicatorversuche ergab, so bleiben auf die
Holländer allein 42 Pferdestärken übrig, und es kämen auf einen großen circa 10, auf einen kleinen circa 5 bis 6 Pferdestärken, was mit
anderweitigen Messungen sehr gut übereinstimmt.10) Das Totalgewicht des während der vier Stunden in dem Kessel verdampften
Wassers wurde schon oben mit 6001 Pfd. angegeben. Schätzt man nun das
Gewicht des verdampften Wassers, welches durch den Betrieb der
Kesselspeisepumpe und durch die Condensation in der ungewöhnlich langen
Dampfleitung für die Maschine selbst verloren ging, nur auf 549 Pfund und
bringt diese von den obigen 6001 Pfund in Abzug, so ergibt sich für die
Dampfmaschine allein innerhalb jener vier Stunden ein Consum von
1601–549 = 5452 Pfd. Dampf, oder pro
Stunde und Pferdestärke ein Consum von 20,11 Pfund
Dampf.11) Wir fanden oben unter 3), daß wir mit 1 Pfd. Kohle 7 1/2 Pfd. Wasser
verdampft hatten; zur Erzeugung von 20,11 Pfd. Dampf würden demnach 2,7
Pfund Kohle gehören.Die Donkin'sche Dampfmaschine consumirte mithin
pro Stunde und Pferdestärke nur 2 7/10 Pfund
von Waldenburger Stückkohle, gewiß ein Resultat, wie es günstiger selten zu
treffen seyn möchte. Wäre der Dampfkessel noch ökonomischer in Bezug auf das
Brennmaterial construirt, als der hier gebrauchte Borsig'sche Kessel, setzten wir vielmehr einen Dampfkessel der
allerbesten Construction voraus, so würde diese Donkin'sche Maschine sogar nur 2 Pfd. Kohle
pro Stunde und Pferdestärke verbraucht
haben.Schließlich ist noch zu bemerken, daß bei den oben angeführten Versuchen die
Dampfmaschine nur mit 1/4 Füllung des kleinen Cylinders arbeitete und daß
dieselbe Dampfmaschine bei einer neuen Untersuchung am 5. October 1868 bei
7/8 resp. ganzer Füllung 140 Pferdestärken leistete. stellte sich ein Dampfconsum von 20,11 Zollpfund
pro Stunde und indicirte Pferdekraft heraus. Mit 1 Pfund
Kohle (Waldenburger Stückkohle) wurden 7 1/2 Pfund Wasser verdampft. Wäre der
Dampfkessel ökonomischer mit Bezug auf das Brennmaterial construirt gewesen, so
hätten wenig über 2 Pfund Kohle pro Indicatorpferdekraft
und Stunde genügt.
Die besprochene Maschine war jedoch nicht mit Farey's Erhitzer versehen gewesen; durch Untersuchungen
einer Woolf'schen Balanciermaschine mit Erhitzungsapparat auf Donkin's Werken soll
sich gezeigt haben, daß durch dessen Anwendung bei
gleichbleibendem Dampfverbrauch eine um 7 1/2 Procent größere indicirte Leistung
erzielt wurde. Ein gewiß sehr günstiges Resultat, welches Farey durch ein zweckmäßigeres Verhältniß zwischen den
beiden Cylindern noch erhöhen will.
J. Z.