Titel: | Neues Verfahren zur Gewinnung des Kupfers aus seinen Erzen auf nassem Wege; von Dr. T. Sterry Hunt und James Douglas jun., Ingenieur der Harvey-Hill-Gruben bei Quebec (Canada). |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XLII., S. 136 |
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XLII.
Neues Verfahren zur Gewinnung des Kupfers aus
seinen Erzen auf nassem Wege; von Dr. T. Sterry Hunt und James Douglas
jun., Ingenieur der Harvey-Hill-Gruben bei
Quebec (Canada).
Aus dem Engineering and Mining Journal, Februar 1870, S.
115.
Hunt und Douglas, Verfahren zur Gewinnung des Kupfers aus seinen
Erzen auf nassem Wege.
Dieses Verfahren wurde am 14. Januar 1869 in
Canada, am 9. Februar in den Vereinigten
Staaten und am 13. August desselben Jahres
in Großbritannien patentirt.
Specification des englischen
Patentes.
1) Für die Verhüttung nach diesem Verfahren müssen die zu extrahirenden Erze das
Kupfer in Form von Oxyd oder einer Oxydverbindung, z.B. als Oxychlorid oder als
Kohlensäuresalz enthalten. Diese Verbindungen werden unter den dazu geeigneten
Umständen durch Eisenchlorür in der Weise zersetzt, daß sich Kupferchlorür bildet,
welches in den Lösungen gewisser Salze auflöslich ist; in manchen Fällen entsteht
auch Kupferchlorid, nebst unlöslichem Eisenoxyd und mehr oder weniger unlöslichem
Eisenoxychlorid oder basischem Eisenoxydsalze, welches mittelst Schwefelsäure in
Lösung gebracht werden kann.
2) Die von Natur in oxydischem Zustande befindlichen oder auf künstlichem Wege in
oxydische Verbindungen übergeführten Erze werden mit einer wässerigen Lösung von
neutralem Eisenchlorür, mit oder ohne Zusatz des Chlorids von einem Alkali oder
einer alkalischen Erde, z.B. von Kochsalz, behandelt. Das neutrale Eisenchlorür wird
in zweckmäßiger Weise durch doppelte Zersetzung von schwefelsaurem Eisenoxydul mit
einer äquivalenten Menge von Chlorcalcium oder Chlornatrium dargestellt. Zur
Bereitung dieser im Nachstehenden als „Bad“ bezeichneten Lösung
verfahren wir in folgender Weise:
3) 120 Pfund Kochsalz oder 112 Pfund trockenes Chlorcalcium oder das Aequivalent des
letzteren an wasserhaltigem Chlorcalcium, werden mit 280 Pfund Eisenvitriol in 100
Gallons (1000 Pfd.) Wasser gelöst. Anstatt dieser Salze kann man auch ein auf
anderem Wege bereitetes Eisenchlorür benutzen, von welchem man dann ein Quantum
nehmen muß, welches einem Gehalte von 56 Pfd. metallischem Eisen entspricht. Dem
nach einer dieser Methoden bereiteten Bade setzt man noch 200 Pfd. Kochsalz zu,
worauf die Flüssigkeit zum Gebrauche fertig und zum Chloriren und Auflösen von etwa
90 Pfd. Kupfer hinlänglich ist. Das Lösungsvermögen der Lauge für das gebildete
Kupferchlorür nimmt mit ihrer Stärke (dem Grade ihrer Concentration) und ihrer
Temperatur bedeutend zu. Die vorhin angegebenen Verhältnisse sind ganz zweckmäßig;
zur Extraction von armen Erzen läßt sich aber mit Vortheil eine halb so starke
Lösung benutzen.
4) Die mittelst dieses Verfahrens zu verarbeitenden Erze lassen sich in zwei Classen
eintheilen: in nicht schwefelhaltige und in schwefelhaltige oxydische Kupfererze.
5) Zu den nicht schwefelhaltigen oxydischen Erzen gehören die natürlichen
Kupferoxyde, die Carbonate und die Oxychloride. Dieselben werden für die weitere
Verarbeitung in feines Pulver verwandelt; die Carbonate kann man vor oder nach der
Aufbereitung durch Mahlen etc. gelinde zubrennen, um Kohlensäure zu verjagen. Wenn
die Erze ausschließlich oder doch vorwaltend aus Kupferoxyd bestehen, so kann das
Erzmehl gleichfalls schwach zugebrannt und dadurch in Oxydul umgewandelt werden;
enthalten sie aber viel Oxydul (Rothkupfererz) beigemengt, so ist dieß unnöthig.
6) Die in dieser Weise auf- und vorbereiteten oxydischen Erze werden nun in
das angegebene Bad gebracht und mit demselben fleißig durchgerührt. Die Anwendung
von Wärme ist nicht nöthig, beschleunigt aber die Auflösung des Kupferoxyds, welche
in der Praxis nicht weiter schreiten soll, als daß 60–70 Pfd. Kupfer in das
obige Bad von 100 Gallons übergehen. Nachdem die Auflösung erfolgt und die
Flüssigkeit abgelassen worden ist, wird der ungelöst gebliebene Rückstand mit einer
geringen Quantität heißer Lauge ausgewaschen. Dann wird die Flüssigkeit mit
metallischem Eisen digerirt und dadurch das Kupfer als Cementkupfer
niedergeschlagen. Zwei Theile Eisen geben drei Theile metallisches Kupfer.
7) Das auf diese Weise von Kupfer befreite Bad enthält eine große Menge von
regenerirtem Eisenchlorür und kann sofort zur Extraction einer frischen Charge von
oxydischen Kupfererzen benutzt werden. Jedoch muß eine geringe Menge von Chlor,
welches in Form von Eisenoxychlorid verloren gegangen ist, dadurch ersetzt werden,
daß man dem Bade von Zeit zu Zeit eine entsprechende Quantität von Eisenchlorür
(oder von den oben bezeichneten zu seiner Bildung erforderlichen Salzen) hinzufügt.
Diese Quantität braucht bei der Wiederholung der Operation jedesmal nicht mehr als
ein Achtel der ursprünglichen Menge zu betragen, und kann bei sorgfältigem reducirt
werden. Das Bad muß von
Zeit zu Zeit auf seinen Gehalt an Eisenchlorür geprüft werden.
8) An Orten wo eine Ersparniß an Eisenchlorür erwünscht ist, kann das Verfahren dahin
abgeändert werden, daß die durch das Kupferoxyd niedergeschlagenen Eisenverbindungen
mit Schwefligsäure behandelt werden. Zu diesem Zwecke kann die beim Rösten
schwefelhaltiger Erze entweichende oder aus irgend einer anderen Quelle herrührende
Schwefligsäure über oder durch das Bad geleitet werden, während die Auflösung des
Kupferoxyds vor sich geht oder nachdem dieser Vorgang stattgefunden hat. Im
letzteren Falle werden die Eisenoxydulsalze beständig regenerirt und dienen zum
Chloriren frischer Antheile von Kupferoxyd. Bei dieser Modification des Verfahrens
kann eine geringe Menge Eisenchlorür mit Hülfe von Schwefligsäure zur Umwandlung
einer großen Menge von Kupfer in Kupferchlorür benutzt werden; der Ueberschuß an
letzterem wird ausgefällt und mit concentrirter heißer Lauge ausgewaschen. Da sich
aus dieser beim Erkalten eine große Menge Kupferchlorür ausscheidet, so kann
dieselbe Quantität Flüssigkeit unbestimmte Zeit lang zum Auflösen von Kupferchlorür
benutzt werden, wenn man sie jedesmal erhitzt und dann erkalten läßt.
9) Die aus der Lauge ausgeschiedenen Antheile von Kupferchlorür werden in Berührung
mit metallischem Eisen rasch reducirt, namentlich wenn sie von der Lauge noch
durchfeuchtet sind; sie geben metallisches Kupfer und Eisenchlorür. Ein Theil Eisen
reducirt zwei Theile Kupfer. Um die Ausscheidung von Kupferoxychlorid aus der
Kupferchlorürlösung durch die Einwirkung der atmosphärischen Luft zu verhüten, ist
es für alle Fälle zu empfehlen, eine kleine Menge von Eisenoxydulsalz stets zur Hand
zu haben. Eine solche unerwünschte Fällung wird auch durch etwas freie
Schwefligsäure verhindert; doch muß jeder Ueberschuß dieses Gases vor dem Zusatze
des metallischen Eisens aus der Lösung entfernt werden.
10) Bei der Anwendung unseres Verfahrens auf schwefelhaltige Erze besteht die erste
Aufgabe darin, das Metall in eine in dem beschriebenen Bade lösliche oxydische
Verbindung umzuwandeln. Dieser Zweck wird durch Rösten an freier Luft erreicht.
Kiesige, viel Eisen und Schwefel enthaltende Erze können in Röstöfen abgeröstet,
dann gemahlen und hierauf nochmals geröstet werden; natürliche Sulfurete jedoch,
welche sehr reich an Kupfer sind und einen kupferrreichen Stein geben, werden vor dem Rösten, welches am zweckmäßigsten in einem
Muffelofen vorgenommen wird, gemahlen. In beiden Fällen genügt eine Steigerung der
Temperatur bis zu dunkler Rothgluth; ein Todtrösten muß vermieden werden, nicht nur weil es einen
unnützen Aufwand an Zeit und Brennmaterial verursacht, sondern auch weil ein Theil
des Kupferoxyds in Folge einer zu hoch getriebenen Temperatur in dem Eisenchlorür
des Bades unlöslich wird. Das Rösten braucht demnach nur bis zur vollständigen
Oxydation des Kupfersulfurets und bis zur Umwandlung desselben in ein Gemenge von
Oxyd und einer wandelbaren Quantität schwefelsaurem Kupferoxyd fortgesetzt zu
werden. Dieses Product wird direct mit dem Bade behandelt, ohne den für die
Extraction nicht schwefelhaltiger Erze angegebenen Zusatz; dagegen wird das Bad
durch den in dieser Weise in dasselbe gebrachten Ueberschuß an Sulfaten verunreinigt
und zum Zwecke der darauf folgenden Fällung ist weit mehr metallisches Eisen
erforderlich, als wenn alles Kupfer in oxydischem Zustande zugegen ist.
11) Aus diesem Grunde geben wir dem nachstehenden Verfahren den Vorzug. Zunächst
bestimmen wir in dem gerösteten Erze die Menge des als Sulfat vorhandenen Kupfers,
welche bei einer bestimmten, unter denselben Verhältnissen gerösteten Erzsorte nur
innerhalb enger Grenzen schwanken kann, und setzen dann ein Aequivalent Kalk hinzu,
worauf unlöslicher schwefelsaurer Kalk und Kupferoxyd sich bilden; für die Praxis
ist es zu empfehlen, einen kleinen Antheil von schwefelsaurem Kupferoxyd unzersetzt
zu lassen, damit derselbe in einem späteren Stadium des Processes mit metallischem
Eisen das Eisensulfat liefert, welches zum Ersatz des geringen, bereits erwähnten
Verlustes erforderlich ist, der bei Nichtanwendung von Schwefligsäure stattfindet.
So z.B. können wir Erz mit 8 Proc. Kupfer, welches nach dem Abrösten 3 Proc. Kupfer
als Oxyd und 5 Proc. als Sulfat enthält, mit so viel Kalk beschicken, daß vier
Fünftel des Sulfats zersetzt werden, wozu auf 31,7 Th. Kupfer 28,0 Th. von reinem
oder eine ungefähr gleiche Menge von gewöhnlichem, nicht magnesiahaltigem Kalk zu
nehmen sind, entsprechend 4 Pfund fein gepulverten Kaltes auf je 100 Pfd. des
erwähnten abgerösteten Erzes. Anstatt des Aetzkalkes kann man auch eine äquivalente
Menge von kohlensaurem Kalk anwenden, jedoch ist dieß weniger vortheilhaft. –
Das geröstete Erz kann zusammen mit dem Kalke in das Bad gebracht werden; besser ist
es aber, das erstere zunächst einzutragen. – Das weitere Verfahren ist
dasselbe, wie es bereits für die der ersten Classe angehörenden Erze beschrieben
wurde.
12) Wird an Stelle des Eisenchlorürs bei der Herstellung
der Auslaugungsflüssigkeit (des Bades), oder zur Erhaltung seiner Stärke schwefelsaures Eisenoxydul (Eisenvitriol) angewendet, wie
dieß bei den Erzen der ersten Classe der Fall ist, so entsteht schwefelsaures Natron, welches durch
höhere Grade von Wärme und Kälte großentheils zum Auskrystallisiren gebracht werden
kann. Die Bildung und Anhäufung des Glaubersalzes läßt sich jedoch, wie bereits
angegeben wurde, durch Anwendung von Chlorcalcium umgehen. Die noch größere
Erzeugung von schwefelsaurem Natron, welche stattfinden würde, wenn geröstete, der
zweiten Classe angehörende Erze direct in das Bad kämen, wird in der gleichfalls
schon beschriebenen Weise durch Zusatz von Kalk vermieden und derjenige Antheil des
Glaubersalzes, welcher aus der empfohlenen Anwendung eines Ueberschusses von
schwefelsaurem Kupferoxyd resultiren muß, kann durch einen zeitweilig wiederholten
Zusatz kleiner Mengen von Chlorcalcium zersetzt werden. Bei Berücksichtigung dieser
Vorsichtsmaßregeln kann der Gehalt des Bades an Chlornatrium und sein
Lösungsvermögen unbestimmt lange Zeit erhalten werden.
13) Wir dehnen unser Patentrecht keineswegs auf die Anwendung irgend einer besonderen
Form von Oefen, oder specieller Vorrichtungen zum Zubrennen, Rösten, Präcipitiren
oder Auslaugen aus; ebenso wenig beanspruchen wir als Patentrecht die Anwendung von
Eisenoxydulsalzen in anderer als gelöster Form, oder von Eisenchlorid, oder anderen
Eisenoxydsalzen, oder die Benutzung von Schwefligsäure, mit Ausnahme der Verwendung
der letzteren mit Eisenoxydulsalzen.
14) Dagegen nehmen wir als unsere Erfindung in Anspruch:
a) die Benutzung und Anwendung einer Lösung von
neutralem Eisenchlorür oder von Gemischen welche dieses Salz enthalten, zur
Umwandlung des Kupferoxyds oder Kupferoxyduls, beziehungsweise ihrer Verbindungen,
in Kupferchloride;
b) die Verwendung von Schwefligsäure zum Zersetzen des
bei dem eben erwähnten Vorgange gebildeten Eisenoxychlorids;
c) die Anwendung eines Verfahrens zur Extraction des
Kupfers aus seinen natürlichen oder künstlich erzeugten oxydischen Verbindungen mit
Hülfe der ersten oder der beiden in unserer Specification beschriebenen
Reactionen.
––––––––––
Ueber das im Vorstehenden beschriebene, von Dr. Sterry
Hunt erfundene Verfahren zur Kupferextraction,
welches jetzt durch J. Douglas
jun. auf den Harvey-Hill-Gruben bei Quebec
eingeführt wird, reihen wir einige erläuternde Bemerkungen an, die wir der genannten
Quelle (S. 121) entnehmen.
Die gewöhnliche Methode zur Gewinnung von Cementkupfer besteht bekanntlich im
Auflösen der Kupferverbindungen (wozu gewöhnlich Säuren verwendet werden) und in der
Ausfällung des Kupfers aus den erhaltenen Lösungen mit Hülfe von metallischem Eisen.
Gegen dieses Verfahren sprechen zwei gewichtige Einwürfe. Der eine derselben
betrifft den Verlust an Eisen, welcher dadurch verursacht wird, daß ein Theil dieses
Metalles in der Lösung zurückbleibt, ohne daß durch dasselbe Kupfer niedergeschlagen
wird, sowie dadurch daß ein Theil des Eisens mit dem Kupfer selbst niederfällt. Der
zweite Einwurf betrifft die starke Verunreinigung des Productes durch das ihm
beigemengte Eisen.
Da das Aequivalent des Kupfers = 31,7, dasjenige des Eisens = 28 ist, so müßten nach
der Theorie 31,7 Theile des ersteren durch 28 Theile des letzteren Metalles
ausgeschieden werden; mit andern Worten: es würden zur Fällung von 100 Pfd.
metallischem Kupfer 88,3 Pfd. metallisches Eisen erforderlich seyn. In der Praxis
jedoch werden dazu aus den angegebenen Gründen 200 bis 300 Pfd. metallisches Eisen
verbraucht, von denen 30 bis 60 Pfd. dem Kupferniederschlage als Verunreinigung
beigemengt bleiben.
Das sinnreiche Verfahren von Hunt und Douglas gestattet diese Uebelstände durch Abänderung der
Methode zur Bewerkstelligung der Erzlösung zu vermeiden. Das vorläufige Abrösten der
schwefelhaltigen Erze und die schließliche Fällung mit metallischem Eisen sind
dieselben wie bei dem gewöhnlichen Verfahren, aber die in der Lösung stattfindenden
chemischen Reactionen sind ganz anderer Art. Die erwähnten Uebelstände rühren von
dem Gehalte der zur Verwendung kommenden Lösungen an freier Säure und an hoch
oxydirten Salzen (Oxydsalzen) her. Das im Bade enthaltene Eisenoxyd
(Fe²O³), gleichviel ob es mit Schwefelsäure oder mit Salzsäure
verbunden ist, absorbirt einen Theil des vorhandenen metallischen Eisens und wird
dabei zu Oxydul (FeO) reducirt, während ein Theil der Oxydsalze in Form basischer
unlöslicher Verbindungen sich niederschlägt. Die Bildung dieser unbeständigen
Oxydsalze muß man so viel als möglich zu vermeiden suchen.
Ferner hat man es hier mit Kupferchlorür (Cu²Cl) zu thun, welches im
Verhältniß zu seinem Chlorgehalte doppelt so viel Kupfer enthält als das
Kupferchlorid (CuCl). Das Chlorid besteht nämlich aus 47 Proc. Kupfer und 53 Proc.
Chlor, während das Chlorür 64 Proc. Kupfer und 36 Proc. Chlor enthält. Bei der
gewöhnlichen Cementkupferarbeit wird das Kupfer des Chlorids durch Eisen ersetzt,
indem Eisenchlorür entsteht und metallisches Kupfer sich ausscheidet; aber dieselbe
Eisenmenge würde hinreichen, um aus dem Kupferchlorür zwei Aequivalente Kupfer frei
zu machen; denn:
CuCl + Fe = Cu + FeCl, und Cu²Cl + Fe = 2Cu +
FeCl.
Es leuchtet daher ein, daß um so weniger Eisen zum Ausfällen des Kupfers erforderlich
ist, je mehr Kupferchlorür die Lösung enthält. Die der Theorie nach für eine
Kupferchloridlösung erforderliche Eisenmenge beträgt, wie bereits bemerkt wurde,
88,3 Th. auf 100 Th. Kupfer; die für Kupferchlorür nach der Theorie nothwendige
Menge dagegen ist nur halb so groß, = 44,1 Th. Eisen. Die für Gemenge von beiden
Kupfersalzen der Theorie nach erforderliche Quantität von metallischem Eisen
schwankt natürlich, dem gegenseitigen Verhältnisse dieser Salze entsprechend,
zwischen jenen beiden Grenzen.
Nun löst sich aber das Kupferchlorür, dessen Gegenwart so erwünscht ist, in Wasser
nur sehr schwierig; somit würde seine Anwesenheit bei Befolgung des gewöhnlichen
Verfahrens störend seyn. Das bei dem neuen Verfahren angewendete Bad hingegen
gestattet die Bildung dieses Salzes und hält dasselbe in Lösung. Dieses Bad ist eine
Lösung von neutralem Eisenchlorür und Kochsalz. Das erstere wirkt auf das oxydirte
Kupfer und gibt ein Gemenge von Kupferchlorür und Kupferchlorid, indem sich
gleichzeitig Eisenoxyd ausscheidet; das Chlornatrium hält die Kupfersalze in Lösung;
diese Lösung wird von dem ungelöst gebliebenen Rückstande abgezogen und aus ihr
schließlich durch metallisches Eisen das Kupfer gleichfalls in metallischem Zustande
gefällt. Durch dieses Verfahren wird jede Absorption oder Fällung von Eisen bei der
letzten Operation vermieden; gleichzeitig wird auch die theoretisch nothwendige
Menge dieses Metalles verringert, weil ein großer Theil des in der Lösung
enthaltenen Kupfers – etwa zwei Dritttheile – als Chlorür zugegen ist.
In der Praxis lassen sich nach dem neuen Verfahren 100 Pfd. reines Cementkupfer mit
einem Aufwande von beiläufig 60 Pfd. Eisen gewinnen.