Titel: | Metall-Thermometer von Chr. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim (Baden). |
Autor: | Christian Ferdinand Oechsle [GND] |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LXVII., S. 218 |
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LXVII.
Metall-Thermometer von Chr. Oechsle, Mechaniker in Pforzheim
(Baden).
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Oechsle's Metallthermometer.
Die zum Messen der Temperaturen von 0 bis zu 400º R. gebräuchlichen
Instrumente gründen sich auf das Princip des bekannten Bordaschen
Metall-Thermometers, bei welchem eine Stahl- und Messingstange als
thermoskopische Theile angewendet werden. Da aber der Unterschied der Ausdehnung
dieser beiden Metallstangen ein sehr geringer ist, so ist man genöthigt, um
denselben sichtbarer zu machen, ihn durch Hebel- oder
Räder-Uebersetzung zu vergrößern. Wird jedoch eine derartige Uebersetzung zu
hoch gesteigert, so wird sich in demselben Verhältnisse der geringste Fehler des
Instrumentes ebenfalls vergrößern.
Aus diesen Gründen war ich darauf bedacht, die Ausdehnung der Messingstange,
gegenüber derjenigen der Stahlstange, möglichst zu vergrößern, was ich dadurch
erreichte, daß ich der Messingstange nahezu die doppelte Länge der Stahlstange
gab.
Um jedoch das Instrument zum praktischen Gebrauche passender zu machen, wende ich
anstatt der massiven Stangen Röhren an, und zwar anstatt
der Stahlstange eine eiserne und anstatt der Messingstange eine messingene Röhre.
Aber auch bei dieser Construction ist eine Uebersetzung der Ausdehnung der
Messingröhre noch nothwendig, um dieselbe so sichtbar zu machen, daß das Instrument
zu praktischen Zwecken verwendbar wird.
Dieses vorausgeschickt, gehe ich zur Beschreibung des von mir construirten
Instrumentes über, welches in Figur 10 in natürlicher
Größe dargestellt ist.
In der eisernen, drei Fuß langen Röhre a, a befindet sich
eine Messingröhre b, b von geringer Wandstärke. Die
Röhre b, b ist an ihrem unteren Ende durch die
Schraubenmutter m fest mit der eisernen Röhre verbunden.
Oben ist diese Röhre b mit einem durchbohrten
Messingstück versehen, in welchem sich die zweite Messingröhre c, c mit Leichtigkeit schieben kann. Im Inneren der
Röhre c, c befindet sich ein starker Eisendraht, welcher
unten bei l durch die Schraubenmutter o fest mit derselben verbunden ist. Der Eisendraht d ist oben bei e, e
durchbohrt. Durch diese Bohrung geht ein Stahlstift, welcher die äußere Messingröhre
b fest mit dem Eisendraht verbindet. Um aber der
Röhre c, c
eine freie Ausdehnung
zu ermöglichen, hat sie bei e, e zwei sich gegenüber
stehende Schlitze, welche gestatten daß sich die Röhre c
frei gegen oben ausdehnen kann. In der Röhre c ist
zuletzt ein massives Drahtstück h befestigt, welches die
Ausdehnung der Messingröhren auf das Zeigerwerk des Instrumentes überträgt.
In Folge dieser Zusammensetzung wird sich also beim Erwärmen des Instrumentes die
Messingröhre b gegen oben verlängern, und daher der
Stift e den Eisendraht und die mit demselben verbundene
Messingröhre c ebenfalls in die Höhe ziehen. Die
Messingröhre c ist aber unten bei 1 fest mit dem
Eisendraht verbunden und wird sich nun ebenfalls beim Erwärmen gegen oben
verlängern.
Auf diese Weise wird eine Ausdehnung der Messingröhre gewonnen, welche einer nahezu
doppelten Länge derselben, gegenüber der Eisenröhre, entspricht. Die Uebertragung
der Ausdehnung der Messingröhre geschieht nun einfach durch das Gelenkstück p, welches bei n mit dem
oberen Ende der Messingröhre und bei q mit einem fein
gezahnten Kreissegmente verbunden ist. Da die Drehpunkte des Kreissegmentes sehr
nahe bei einander liegen, so wird die Bewegung der Messingröhre schon hier
übersetzt. Eine weitere Uebersetzung findet statt durch das kleine gezahnte Rädchen
r, in welches das Kreissegment eingreift. Auf der
Welle dieses Rädchens ist zuletzt der Zeiger aufgesteckt. Die Spiralfeder s ist einerseits mit der Welle des Rädchens r und andererseits mit der Metallplatte t verbunden, und drückt den Zeiger mit geringer Kraft
stets in eine, der Ausdehnung der Messingröhre entgegengesetzte Richtung, wodurch
ein gleichmäßiger Eingriff der beiden Verzahnungen erreicht wird. Das Zeigerwerk ist
durch eine Messingkapsel geschützt, welche vorn mit einer Glastafel zum Beobachten
des Standes des Instrumentes versehen ist.
Durch Anbringen von zwei todten Zeigern, welche sich mit geringer Reibung auf dem
Zifferblatte verschieben und durch einen im beweglichen Zeiger angebrachten Stift
bewegt werden, kann das Instrument auch als Maximum- und
Minimum-Thermometer gebraucht werden, da der eine todte Zeiger auf dem
höchsten, der andere auf dem niedersten Stande der angezeigten Temperatur liegen
bleiben wird.
Da sich dieses Instrument, welches ich schon seit mehreren Jahren anfertige, in der
Praxis bewährt hat, so kann ich dasselbe empfehlen; der Preis desselben ist, ohne
Verpackung, fl. 34 sudd. Währ.