Titel: | Ueber den Ofen zur Stahlfabrication nach dem Martin'schen Verfahren; von L. Gruner, General-Bergwerksinspector und Professor der Metallurgie an der École des mines zu Paris. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LXIX., S. 223 |
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LXIX.
Ueber den Ofen zur Stahlfabrication nach dem
Martin'schen Verfahren;
von L. Gruner,
General-Bergwerksinspector und Professor der Metallurgie an der École des mines zu Paris.
Aus den Annales des mines, 6. série, 1869, t. XVI p.
281.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Martin's Ofen zur Stahlfabrication.
Zur Stahlfabrication nach dem Verfahren von Martin
– welches im polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 46, und Bd. CXC S. 104, 445
und 455 beschrieben und besprochen wurde – wird gewöhnlich der in Fig.
5–9 auf Tab. V abgebildete Ofen angewendet.
Wie man aus diesen Figuren ersieht, ist der Ofen ein ovaler; seine aus Sand
bestehende Herdsohle ruht auf Gußeisenplatten, welche mit einer Luft- oder
Wasserkühlung versehen sind. Unter der Sohle befinden sich die aus Backsteinen
hergestellten vier Kammern, von denen zwei für die Luft und zwei für das Gas
bestimmt sind. Der in den Abbildungen weggelassene Gasgenerator hat eine ähnliche
Einrichtung wie der von Boëtius. Zwischen der Esse
und dem Ofen sind die zwei Ventile und die zwei Klappen angebracht, welche den Strom
der Gase und der Verbrennungsproducte periodisch umzukehren gestatten. Der Ofen hat
nur eine einzige Thür, welche in der Mitte von einer der langen Wände angebracht
ist. Auf der entgegengesetzten Seite befindet sich der Abstich, welcher in eine zu
den Zainformen führende Rinne mündet. Diese Formen stehen auf einem langen, durch
eine Zahnstange verschiebbaren Wagen (Fig. 5) und werden
mittelst derselben eine nach der anderen unter das Ende der Abstichrinne geführt.
Die Herdsohle ist, wie bei allen zum Schmelzen bestimmten Oefen concav, d.h. sie
bildet einen Sumpf, mit schwacher Neigung von den Seiten nach der Mitte zu, dem
Abstiche gegenüber. Die feuerfeste Sandschicht hat nicht über 0,15 Met. Stärke; der
Abstand des Herdgewölbes vom Metallbade beträgt 0,30 Met. Der Herd ist 3 Met. lang
und höchstens 1,60 Met. breit. Jede der aus Backsteinen aufgeführten Kammern hat 2
Kubikmeter Inhalt. Der Ofen wird mit je drei Tonnen Metall chargirt.
Der Martinstahl wird bekanntlich durch Auflösen von
Stabeisen in reinem Roheisen und durch Frischen des auf diese Weise erhaltenen
Metalles mittelst des atmosphärischen Sauerstoffes erhalten. Meistens wird das
Stabeisen in Form von Packeten oder von ziemlich kurz geschnittenen Stücken
eingesetzt und vorher in einem besonderen Glühofen angewärmt.
Erklärung der Abbildungen.
Fig. 5 ist die
Vorderansicht der Stichlochseite und des Wagens mit den Zainformen.
Fig. 6 ist der
Querschnitt (nach B, K, I, A, Fig. 8) durch das
Stichloch.
Fig. 7 ist der
Längsschnitt des Ofens (nach M, N, O, P, Q, R, Fig. 8) durch
die Gaskammer.
Fig. 8 ist ein
doppelter Grundriß (nach E, F und G, H, Fig.
7), welcher durch den Ofen selbst und durch die unterirdischen Canäle für
die Luft, das Gas und den Rauch geht.
Fig. 9 ist ein
Schnitt (nach D, C, Fig. 8), welcher durch die
Gas- und Luftkammern und deren Ventile geht.
a, a Beschickungsthür.
b, b Stichloch.
c, c Regeneratoren.
d Luftventil.
e Gasventil.
f Gasleitung welche vom Generator kommt.
g Leitung welche zur Esse führt.
m Ventil zum Umkehren des Gasstromes.
n Ventil zum Umkehren des Luftstromes.
q, q Griff und Stange zum Hantiren des Gasventiles.
p Griff zum Hantiren des Luftventiles.
h, h, h Canäle für den Abzug der Luft, des Gases und des
Rauches.
k, k Wagen mit den Zainformen.