Titel: | Stetefeldt's Ofen zum chlorirenden Rösten der Silbererze. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. LXXI., S. 244 |
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LXXI.
Stetefeldt's Ofen zum chlorirenden Rösten der Silbererze.
Aus dem Engineering and Mining Journal, Februar 1870, S.
98.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Stetefeldt's Ofen zum Rösten der Silbererze.
Seit der Entdeckung und Inangriffnahme der zahlreichen Erzlagerstätten in den
westlichen Staaten und Territorien der nordamerikanischen Union ist keinem Zweige
der Metallurgie größere Aufmerksamkeit zugewendet worden, als den verschiedenen
Methoden zum Rösten von Erzen jeder Art. Man kann kaum eine bergmännische
Zeitschrift oder eine in einem Bergwerksdistricte erscheinende Zeitung zur Hand
nehmen, ohne auf Beschreibungen neuer Röstvorrichtungen zu stoßen, welche sämmtlich
dahin lauten, daß die bezüglichen Erfindungen Alles übertreffen, was bis dahin auf
diesem Gebiete geleistet worden sey. Die bedeutenden Kosten, welche das alte
Röstverfahren im Flammofen verursacht, boten allerdings Veranlassung genug, irgend
eine billigere und gleichzeitig wirksamere Methode aufzusuchen. Dieß ist namentlich
bei denjenigen Silbererzen von Wichtigkeit, welche behufs der Amalgamation vor
derselben einem chlorirenden Rösten unterworfen werden müssen. In diesem Falle
betragen die Röstkosten häufig mehr als die Hälfte der gesammten Hüttenkosten; somit
können ärmere Erze nicht mehr mit Nutzen zugute gemacht werden. Ungeachtet der
Nothwendigkeit, irgend ein besseres und billigeres Röstverfahren einzuführen, war es
jedoch mit außerordentlichen Schwierigkeiten verknüpft, zwei bezüglichen Erfindungen
Eingang zu verschaffen, welche auf die einfachsten und rationellsten Principien
basirt sind, nämlich dem vor ungefähr sechs Jahren in Freiberg eingeführten sogen.
Terrassenofen von Gerstenhöfer, sowie dem vor drei Jahren zu Austin in Nevada erfundenen und
in der der Nevada Silver Mining Company gehörenden
„Erzmühle“ bei Reno in Nevada im October 1869 in
regelmäßigen Betrieb gesetzten Röstofen von Stetefeldt.
Beide Erfindungen wollen wir im Nachstehenden näher betrachten.
Gerstenhöfer machte die Beobachtung, daß Schwefelmetalle
vollständig abgeröstet oder oxydirt werden, wenn sie gegen einen Strom von heißer
Luft fallen, der in einem Schachte aufsteigt, in welchem Erzträger angebracht sind,
die das Hinabfallen der Erztheilchen in bestimmten Intervallen unterbrechen und
verzögern.Gerstenhöfers Röstofen ist nach beigegebener
Abbildung im polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIII S. 385 beschrieben.
Stetefeldt fand, daß Silbererze, gleichviel in welcher
Verbindung das Silber in ihnen enthalten ist, nach dem Vermengen mit Kochsalz sich
vollständig chloriren, wenn sie gegen einen in einem Schachte aufsteigenden Strom
von heißer Luft fallen, wenn auch dieser Schacht nicht mit Erzträgern zur
Verzögerung des Fallens der Erztheilchen versehen ist.
Selbstverständlich müssen in beiden Fällen die Erze als Pulver von einem gewissen
Feinheitsgrade verwendet werden, und in dem Gerstenhöfer'schen Ofen kann natürlich ein weit gröblicher zerkleintes
Material abgeröstet werden, als in dem Stetefeldt'schen.
Die Construction des Gerstenhöfer'schen Ofens als bekannt
voraussetzend, wollen wir denselben im Folgenden mit dem Stetefeldt'schen vergleichen und die Unterschiede zwischen beiden
Röstapparaten hervorheben.
Da ein billiges chlorirendes Rösten für den Silberbergbau des nordamerikanischen
Westens eine Lebensfrage ist, so leuchtet ein, daß Stetefeldt's Erfindung für die dortigen Verhältnisse von weit größerer
Wichtigkeit seyn muß, als diejenige von Gerstenhöfer. Es
könnte aber die Frage gestellt werden, ob nicht der ältere Gerstenhöfer'sche Ofen ebenso gut zum chlorirenden, wie zum
entschwefelnden Rösten zu benutzen ist? Wir antworten darauf mit Nein. Im Gerstenhöfer'schen Ofen können nur solche Erze mit
günstigem Erfolge behandelt werden, welche während des Röstens bei Rothglühhitze
keine Neigung zum Sintern oder Zusammenbacken besitzen. Nun zeigen aber die kleinen,
mit Kochsalz vermengten Erztheilchen beim Rösten in hohem Grade das Bestreben
zusammenzusintern und an den Trägern festzuhaften; sie würden also den Schacht bald
gänzlich verstopfen und den Weiterbetrieb des Ofens verhindern.
Es ergibt sich daraus, daß der Gerstenhöfer'sche Ofen
selbst zum entschwefelnden Rösten nur eine beschränkte Anwendung finden wird, und
daß gewisse Erzclassen in ihm gar nicht verarbeitet werden können. Dahin gehören
namentlich bleiglanzführende Erze, deren Röstung im Flammofen die kostspieligste
ist.
Nach Stetefeldt's Ansicht sind die Erzträger bei dem Gerstenhöfer'schen Ofen ganz überflüssig und können alle Erze, selbst
Bleiglanz, dadurch entschwefelt werden, daß man sie in genügend fein zertheiltem
Zustande durch einen glatten, von unten geheizten Schacht fallen läßt. Das
Entweichen von nicht gargeröstetem Erzstaube durch den Schacht ist von keinem
Belang, da beim Stetefeldt'schen Ofen eine besondere
Feuerung zum Abrösten dieser mitgerissenen feinen Theilchen vorhanden ist. Ueberdieß beruht die
Veschickungsart bei dem Stetefeldt'schen Röstofen auf
ganz anderen Principien als bei dem Gerstenhöfer'schen.
Daß ein Ofen ohne Erzträger leichter und billiger anzulegen, dabei dauerhafter ist
und weniger leicht in Unordnung kommt, ferner sein Betrieb weniger Anstrengung und
Geschicklichkeit erfordert, wird Jedermann zugestehen.
Es zeigte sich sehr schwierig, einen geeigneten Apparat zum Chargiren des Stetefeldt'schen Ofens zu beschaffen. – Gerstenhöfer's Vorrichtung zu diesem Zwecke, aus
geriffelten Walzen bestehend, welche das Erz durch Schlitze pressen, die im oberen
Theile des Ofens angebracht sind, hat sich als nicht anwendbar erwiesen. Das Erz
fiel in Klumpen hinab und kam in fast noch rohem Zustande auf der Sohle des
Schachtes an. Der Grund dieser Erscheinung liegt einfach in dem Bestreben welches
die Theilchen aller fein gepulverten Mineralkörper haben, an einander zu haften,
sich zusammen zu ballen, wenn sie in einer etwas comprimirten Masse durch Luft
fallen. Es ist demnach erforderlich, das Erzmehl in so fein vertheiltem Zustande
einzuführen, daß seine sämmtlichen Theilchen in der kurzen Zeit ihres Hinabfallens
durch den Schacht von der Hitze gehörig durchdrungen werden.
Stetefeldt's Beschickungsapparat ist in seiner jetzigen
Gestalt folgendermaßen eingerichtet.
Auf dem Obertheile des Ofens ruht ein hohler gußeiserner Rahmen, der mittelst eines
schwachen Wasserstromes kühl erhalten wird. In diesem Rahmen oder Rumpf ist ein
ebenfalls gußeiserner Rost eingesetzt und auf diesem liegt ein aus russischem
Eisenblech angefertigter Siebboden (Nr. 0 des Handels). Dicht auf diesem Blechsiebe
bewegt sich, innerhalb des Rumpfes, ein an einem Rahmen befestigtes grobes Drahtsieb
(Nr. 3 des Handels). Dieser Rahmen ist mit Flantschen versehen, welche außerhalb des
Rumpfes auf verstellbaren Frictionsrollen aufliegen, und erhält seine Bewegung von
einer Kurbel mit 1 2/3 Zoll Excentricität. Um zu verhindern, daß mit dem groben
Siebe zugleich eine Schicht Erzmehl bewegt wird, ist eine Anzahl dünner eiserner
Klingen quer durch den Rumpf so angeordnet, daß ihre unteren Kanten bis dicht zu dem
gedachten Siebboden hinabreichen und das Mehl an seinem Platze erhalten. Wenn die
Kurbel in Bewegung gesetzt wird, so dringen die Maschen des groben Drahtsiebes in
das Erzmehl ein und treiben dasselbe durch die Oeffnungen des blechernen Siebbodens
hindurch. Auf diese Weise gelangt das Erz in Form eines continuirlichen Stromes in
den Ofen. Auf dem Werke bei Reno wurde eine verschiedene Geschwindigkeit der
Kurbelachse versucht, von 30 bis zu 70 Umdrehungen per
Minute.
Construction des auf der Erzmühle bei
Reno angelegten Stetefeldt'schen Ofens (Fig. 4).
A Schacht, in welchen das Erz hinabfällt.
B oberer Theil dieses Schachtes, an welchem der
Beschickungsapparat angebracht ist.
C Schieber, welcher eingesetzt wird, wenn die Siebe des
Beschickungsapparates ausgewechselt werden müssen.
D Thür, welche zum Ausziehen des abgerösteten Erzmehles
aus dem Ofen dient.
E Feuerräume.
F Zug, durch welchen die Gase nahe am Obertheile des
Schachtes entweichen.
G gußeiserne Feuerbrücke von triangulärer Form.
H Rost, aus Gußeisenplatten bestehend, welcher den Boden
des Canales F bildet und dazu dient, die sich hier
absetzenden geringen Mengen von Flugstaub in die Kammer J zu führen.
K Thür zum Ausziehen des Flugstaubes aus J.
L Feuerstelle, durch welche der untere Theil des Canales
F geheizt und der Flugstaub geröstet wird.
M Canal, welcher mit der Fluggestübbe-Kammer in
Verbindung steht.
N Thüren, die zu M führen
und zum Ausziehen des Flugstaubes bestimmt sind.
O Fluggestübbe-Kammer.
Bei dem Ofen zu Reno ist die Haupt-Flugstaub-Kammer 24 (engl.) Fuß
lang, 8 Fuß breit und 10 Fuß hoch. Aus ihr treten die heißen Verbrennungsgase unter
einen 39 Fuß langen und 7 Fuß breiten Trockenofen. Die unter dem Trockenofen
hindurchgehenden beiden Zugcanäle haben 3 Fuß Breite und 4 Fuß Höhe. Von dem
Trockenofen aus führt ein 3 Fuß 4 Zoll breiter, 4 Fuß 6 Zoll hoher und ungefähr 180
Fuß langer Zugcanal zu einer an einem Hügelabhange stehenden eifernen Esse von 2 Fuß
6 Zoll Durchmesser, deren Mündung ungefähr 40 Fuß über die Mündung des Ofens
hinaufragt.
Die Herde und die Gewölbe sind aus den besten feuerfesten Steinen, die übrigen Theile
des Ofens aber aus gewöhnlichen Ziegelsteinen aufgeführt. Sämmtliche Ofenwandungen
sind doppelt und hohl angelegt. Der Ofen ist mittelst schmiedeeiserner Schienen und
7/8 zölliger Stäbe gehörig verankert.
Bezüglich der Construction des Ofens werden nachstehende Aenderungen
beabsichtigt:
1) Die Anwendung von Kohlenoxydgas als Brennmaterial; dasselbe soll in besonderen
Generatoren aus Holzkohlen erzeugt werden, welche ähnlich wie die Mansfeld'schen
Kupferraffiniröfen construirt sind. Auf diese Weise läßt sich eine weit
gleichmäßigere Hitze erzielen und viel an Arbeit sparen, da die Generatoren nur alle
drei bis vier Stunden beschickt zu werden brauchen.
2) Die Kammer I soll wegfallen und der Canal F direct an die Seite R, R
des Schachtes (s. den Grundriß, Fig. 4) verlegt
werden.
3) Es soll mit dem Ofen ein ausgedehnteres System von Flugstaub-Kammern
verbunden werden.
Behandlung der Erze. – Die Erze werden im Trockenofen mit der erforderlichen
Quantität Kochsalz vermengt und unter Anwendung eines Trockenquetschwerkes durch ein
Drahtsieb von Nr. 40 geschlagen. Ein Arbeiter bringt dann das Mehl in ein rotirendes
Sieb, durch welches alle etwa vorhandenen gröberen Theilchen ausgeschieden werden.
Hierauf wird das durchgesiebte Mehl mittelst eines Elevators zur Mündung des Ofens
emporgehoben und in einen Kasten entleert, welcher den Rumpf des
Beschickungsapparates gefüllt erhält.
Auf allen Herden wird ein möglichst gleichmäßiges Feuer unterhalten und die
Temperatur in der Weise regulirt, daß das geröstete Gut auf der Sohle des Schachtes
rothglüht, ohne zusammen zu backen oder zu sintern. Sobald eine Post von 1000 Pfund
bis zu einer Tonne abgeröstet ist, wird sie aus dem Ofen gezogen und in der üblichen
Weise dem Erkalten überlassen. Gleichzeitig wird auch Röstgut durch die Thüren N, N ausgezogen, indem sich hier viel Flugstaub absetzt,
der durch die Feuerung L geröstet wird.
Die im Stetefeldt'schen Ofen
stattfindenden chemischen Vorgänge. – Küstel beschreibt die bei dem chlorirenden Rösten der Silbererze in diesem
Ofen stattfindenden chemischen Processe in nachstehender Weise:
„Auf den ersten Blick könnte es scheinen, daß in der kurzen Zeit von zwei
Secunden, während welcher das fallende Erz der Einwirkung der Flamme ausgesetzt
ist, eine vollständige Chlorirung desselben nicht erfolgen kann, namentlich wenn
wir die bekannten Vorgänge im gewöhnlichen Flammenröstofen in Betracht ziehen,
nämlich daß sich anfänglich, bei dunkler Rothglühhitze, in Folge der Einwirkung
des atmosphärischen Sauerstoffes, Schwefligsäure bildet, während das seines
Schwefels beraubte Sulfuret zu Oxyd wird; der Sauerstoff der Luft und des Oxydes
wandeln die Schwefligsäure zu Schwefelsäure um und diese verbindet sich
ihrerseits mit dem Metalloxyde zu Sulfat; letzteres wirkt auf das Kochsalz zersetzend ein, so
daß Chlor frei wird und die Bildung von Chloriden beginnt.“
„Diese Reactionen und Umsetzungsprocesse erfordern Zeit, welche den Erzen
im Stetefeldt'schen Ofen nicht dargeboten wird; die
Chlorirung wird aber dennoch bewirkt und zwar in sehr vollkommener Weise, mit
weniger Kochsalz und in wenigen Secunden. Der in diesem Ofen stattfindende
chemische Vorgang ist folgender: Sobald das Erzmehl in den Ofen kommt, entzündet
sich jedes Partikel des Sulfurets, da es von einer glühenden Atmosphäre umgeben
ist; gleichzeitig entwickelt sich dampfförmiger Schwefel, welcher durch den
Sauerstoff der die Roste in unzersetztem Zustande durchströmenden Luft zu
Schwefligsäure verbrannt wird, während das Metall sich in Oxyd verwandelt. Die
Schwefligsäure oxydirt sich in Berührung mit Erztheilchen und Sauerstoff zu
Schwefelsäure; letztere verbindet sich aber nicht mit dem Metalloxyd zu einem
Sulfat (wie es beim gewöhnlichen Flammenröstofen der Fall ist), oder höchstens
in unbedeutender Menge, weil die Temperatur zu hoch ist; dagegen wirkt sie
direct auf das glühende Chlornatrium und macht aus demselben Chlor frei. Aus dem
Brennmaterial geht Wasserdampf in die Verbrennungsgase über und vermittelt die
Entstehung von Chlorwasserstoffsäure. Die Gegenwart der letzteren rührt aber
nicht allein unmittelbar von der Zersetzung des Kochsalzes, sondern auch von
derjenigen der Chlormetalle her, welche sich in den oberen Ofentheilen bilden
und in Folge der Einwirkung der heißen Flammen zu Oxyden und zu
Chlorwasserstoffsäure zerlegt werden. Der ganze Ofenraum ist dann mit glühendem
Chlorgas, Chlorwasserstoffsäure-, Schwefligsäure- und
Schwefelsäuregas, sowie mit glühendem Sauerstoff, glühendem Wasserdampf und
glühenden Dämpfen der flüchtigen Chlormetalle erfüllt, welche sämmtlich sehr
kräftig auf die Sulfurete und Oxyde einwirken. Das Chlor zerlegt die Sulfurete
direct unter Bildung von Chlormetall und Chlorschwefel; es zersetzt die Oxyde
und Sulfate, und verbindet sich auch mit denselben. Ebenso verhält sich die
Chlorwasserstoffsäure. Die Schwefelsäure zersetzt das Kochsalz und oxydirt die
Sulfurete, während der Sauerstoff die Entstehung von Schweflig- und
Schwefelsäure, sowie von Oxyden veranlaßt. Das rothglühende Erzmehl fällt zur
Schachtsohle nieder, häuft sich hier an und fährt fort, Chlorgas etc. von sich
zu geben.“
„Betrachten wir jetzt ein kleines Erzpartikel (denn nur als solches, nicht
als eine Masse, kann das Erz bei seinem Hinabfallen in den Ofenschacht
betrachtet werden) in rothglühendem Zustande, wie es gleichzeitig von den
sämmtlichen genannten Gasen, die von allen Seiten ungehindert zuströmen,
angegriffen wird, so finden wir, daß das Princip, auf welches der Stetefeldt'sche Ofen basirt ist, darin besteht, die Chlorirung zu
bewirken bevor das Erztheilchen die Schachtsohle erreicht. Der durch die Flamme
der kleineren Feuerung ziehende Flugstaub befindet sich in einem für die
Chlorirung sogar noch günstigeren Zustande, insofern er mit allen im größeren
Ofenschachte gebildeten, chlorirend einwirkenden Oasen eine längere Zeit in
Contact bleibt.
Die mit dem Stetefeldt'schen Ofenerzieltenpraktischen
Resultate; die Chlorirung. – In den ersten Wochen nach der
Inbetriebsetzung des Ofens zu Reno wurden sehr zahlreiche Versuche abgeführt, bei
denen sich zeigte, daß zwischen 88 und 92 1/2 Procent von dem in den Erzen
enthaltenen Silber chlorirt wurden und sich dann durch Amalgamation leicht und
vollständig extrahiren ließen. Der durch die Thür N
ausgezogene abgeröstete Flugstaub ist gewöhnlich um 1 Proc. besser chlorirt, als das
aus dem Hauptofenschachte entfernte Röstgut. Nach Einführung eines verbesserten
Feuerungssystemes wird die Chlorirung sich stets auf mindestens 90 Procent
erstrecken, und wir bezweifeln keineswegs, daß noch weit günstigere Erfolge erzielt
werden. Im Flammenröstofen kann ein derartiges Resultat nur von sehr geübten Röstern
erlangt werden. Im Stetefeldt'schen Ofen ist bei nur
einigermaßen sorgfältiger Leitung des Processes ein Todtrösten nicht zu befürchten
und das abgeröstete Erzmehl ist, da es keine Klümpchen oder zusammengesinterte
Stücke enthält, für die Amalgamation vortrefflich geeignet. Erze vom
verschiedenartigsten Charakter ließen sich mit gleich günstigem Erfolge rösten;
selbst solche, die nur aus silberhaltigem Bleiglanz bestanden, boten bei ihrer
Behandlung im Röstofen durchaus keine Schwierigkeiten dar. In dieser Hinsicht eignet
sich der Stetefeldt'sche Ofen zum Rösten von sehr
antimon- und bleireichen Erzen in ausgezeichneter Weise.
Menge des dem Röstgute zuzuschlagenden Kochsalzes.
– Bei Flammenröstöfen werden gewöhnlich 10 Procent Kochsalz den Erzen
beigemengt; im Stetefeldt'schen Ofen läßt sich nach den
bisherigen Erfahrungen diese Menge bei reichen Erzen ohne Gefahr auf 6 Proc. und bei
ärmeren auf 3 bis 4 Proc. reduciren. Im Stetefeldt'schen
Ofen wird nämlich alles Kochsalz zersetzt und zur Verwerthung gebracht, wogegen im
Flammenofen ein bedeutender Antheil desselben in Form von Klümpchen und in ganz
unverändertem Zustande unverwerthet bleibt.
Brennmaterialbedarf. – Die zur Erhitzung des
Ofenschachtes erforderliche Brennmaterialmenge ist von der Beschaffenheit der Erze
sehr abhängig; je mehr Sulfurete dieselben enthalten, desto weniger Brennstoff ist
zu ihrer Röstung erforderlich, weil die Sulfurete, wenn sie in größeren Mengen in den Ofenschacht
gelangen, die Temperatur desselben bedeutend erhöhen.
Arbeitslöhne. – Auf dem Werke in Reno sind acht
Mann beim Röstofen beschäftigt; drei arbeiten als Feuerleute, drei haben das
Ausziehen und Abkühlen der Röstposten zu besorgen und zwei haben den Elevator und
den Speiseapparat zu überwachen. Bei Anwendung von mit Holzkohlen betriebenen
Gasgeneratoren kann die Arbeit von drei Mann erspart werden, denn die an dem
Chargirapparate beschäftigten zwei Arbeiter können ganz gut das Laden der
Generatoren mit besorgen, so daß zum Betriebe des Röstofens im Ganzen nur fünf Mann
nöthig sind. Hiernach kann man leicht berechnen, wie sehr die Röstkosten durch
Anwendung des Stetefeldt'schen Ofens reducirt werden. Für
eine Mühle, welche binnen 24 Stunden 20 Tonnen Erzmehl zu liefern vermag, würden
mindestens zehn Flammenröstöfen erforderlich seyn. Für diese ist innerhalb desselben
Zeitraumes die Arbeit von 2 Karrenläufern, 2 Mehlkühlern, 2 Erzmännern und 30
Röstern, also von 36 Männern nöthig; außerdem an Brennmaterial mindestens 10 Klafter
(cords) Holz; an Salz 10 Procent = 4000 Pfd. Bei
Benutzung des Stetefeldt'schen Ofens werden jene 20
Tonnen Erz mit 8 Mann (bei Anwendung von Holzkohlen als Brennmaterial mit nur 5
Mann), ferner mit einem Aufwände von 2 Klaftern Holz und 2000 Pfund Salz abgeröstet.
Ueberdieß sind, wie bereits erwähnt, die Kosten für Anlage eines Stetefeldt'schen Ofens geringer als diejenigen für
Herstellung einer entsprechenden Anzahl von Flammenöfen; auch verursacht jener Ofen
weniger Reparaturkosten.