Titel: | Ueber das Probiren des Bleiglanzes und anderer Bleiverbindungen auf nassem Wege; von Frank H. Storer, Prof. der Chemie am technologischen Institute zu Boston (Massachusetts). |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. XCVI., S. 341 |
Download: | XML |
XCVI.
Ueber das Probiren des Bleiglanzes und anderer
Bleiverbindungen auf nassem Wege; von Frank H. Storer, Prof. der Chemie am technologischen Institute zu Boston
(Massachusetts).
Aus Chemical News, vol. XXI p. 137; März
1870.
Storer, über Probiren des Bleiglanzes auf nassem Wege.
Der Bleiglanz läßt sich durch Säuren leicht aufschließen, wenn man ihn dabei mit
metallischem Zink in Contact bringt. Er wird dann selbst durch heiße Oxalsäure,
Essigsäure und verdünnte Schwefelsäure, besonders rasch und vollständig aber durch
heiße Chlorwasserstoffsäure zersetzt, indem sich metallisches Blei abscheidet und
Schwefelwasserstoffgas frei wird.
In Gegenwart von Zink wird der Bleiglanz selbst bei gewöhnlicher Temperatur auch
durch verdünnte Salpetersäure zersetzt; in diesem Falle scheidet sich aber nicht
metallisches Blei, sondern freier Schwefel ab, während salpetersaures Bleioxyd in
Lösung geht.
Die Behandlung mit Zink und Chlorwasserstoffsäure läßt sich mit Vortheil zum Probiren
des Bleiglanzes, zumal der in Amerika gewöhnlichen Varietät dieses Erzes anwenden,
welche außer Blei kein anderes Schwermetall enthält. Die Einzelheiten des Verfahrens
sind folgende. Man wägt 2 bis 3 Grm. des fein gepulverten Erzes ab, bringt dieses
Pulver in einem kleinen Becherglase mit einem blanken Stück von reinem Zink
zusammen, übergießt beide mit 100 bis 150 Kub. Centim. verdünnter, auf 40 bis
50° C. erhitzter Chlorwasserstoffsäure, bedeckt das Gefäß mit einem Uhrglase
oder einem weiten Trichter und stellt das Ganze an einen mäßig warmen Ort.
Die zu der Probe zu verwendende Chlorwasserstoffsäure erhält man durch Verdünnen von gewöhnlicher
käuflicher Säure mit dem vierfachen Volum Wasser. Für die angegebene Menge des
Probemehles soll der anzuwendende Zinkregulus etwa 1 Zoll Durchmesser und einen
Viertelzoll Dicke haben; man bereitet sich denselben durch Ausgießen von
geschmolzenem reinem Zink auf eine glatte Metall- oder Holzfläche.
Zink und Säure läßt man zur Erzielung einer vollständigen Zersetzung fünfzehn bis
zwanzig Minuten auf einander einwirken. Bleiglanztheilchen, welche am Deckel oder an
den Seitenwänden des Becherglases sich absetzen, müssen natürlich in die
Lösungsflüssigkeit zurückgespült werden. Es ist überdieß zu empfehlen, das Gemisch
von Zeit zu Zeit mit einem Glasstabe umzurühren.
Nachdem der Bleiglanz vollständig zersetzt worden, was man daran erkennt, daß die
Flüssigkeit klar erscheint und sich kein Schwefelwasserstoff mehr entwickelt,
decantirt man die Lösung aus dem Becherglase auf ein mäßig großes Filter von glattem
Papier, in welchem ein kleines Stück von metallischem Zink liegt. Das im Glase
zurückgebliebene Blei und Zink wäscht man möglichst rasch mit heißem Wasser durch
Decantiren aus, bis die vom Filter ablaufende Flüssigkeit das Lackmuspapier nicht
mehr röchet; dann bringt man das Blei aus dem Becherglase in einen tarnten
Porzellantiegel. Um dem Zink anhaftende Bleitheilchen zu entfernen, reibt man
dasselbe schwach mit einem Glasstabe und darauf nöthigenfalls noch mit dem Finger
oder einem Stückchen Kautschuk ab. Das Filter spült man in eine Abdampfschale aus,
entfernt das Zinkstück und fügt die so gesammelten Bleipartikel dem Inhalt des
Tiegels hinzu. Schließlich trocknet man das Blei bei mäßiger Wärme in einem Strome
von gewöhnlichem Leuchtgase und wägt.
Das Blei läßt sich bequem dadurch trocknen, daß man den es enthaltenden
Porzellantiegel in ein kleines cylindrisches Rammelsberg'sches Luftbad stellt, welches mit einem gläsernen
Zuströmungs- und Ableitungsrohre versehen ist, die beide bis fast auf den
Boden des Bades hinabreichen.
Wird das Verfahren in der hier angegebenen Weise ausgeführt, so erleidet das Blei
keine Oxydation, daher es unnöthig ist, den Niederschlag in einem reducirenden Gase
zu erhitzen. Derselbe braucht nur bei Luftabschluß getrocknet zu werden.
Man kann gleichzeitig mit dem Blei auch den Schwefelgehalt
des Bleiglanzes bestimmen, wozu man das entweichende Schwefelwasserstoffgas in der
gewöhnlichen Weise auffängt.
Ist dem zu untersuchenden Erze eine kieselsäurehaltige oder andere unlösliche Vergart
beigemengt, so löst man das erhaltene metallische Blei nach dem Wägen in
verdünnter Salpetersäure auf, sammelt die ungelöst bleibenden Beimengungen und wägt
sie nach dem Abwaschen und Trocknen für sich. Enthält der zu probirende Bleiglanz
Silber, Antimon, Kupfer oder andere, durch Zink fällbare Metalle, so muß die Menge
eines jeden derselben durch eine besondere Probe oder durch eine Analyse in der
gewöhnlichen Weise bestimmt werden, nachdem die Gesammtmenge der niedergeschlagenen
Metalle ermittelt worden ist.
Die beschriebene Methode kann, außer beim Bleiglanze, offenbar auch zum Probiren fast
aller gewöhnlichen Bleiverbindungen benutzt werden. Ich habe z.B. gefunden, daß das
Blei aus dem schwefelsauren, chromsauren, salpetersauren und kohlensauren Bleioxyde,
sowie aus reinem Bleioxyde und aus dem Chlorblei, durch Behandlung mit Zink und
Chlorwasserstoffsäure leicht und vollständig abgeschieden werden kann. Das Verfahren
ist daher zur Nachweisung einer Verfälschung des Bleiweißes mit schwefelsaurem Baryt
sehr geeignet. Wollte man dasselbe bei der Prüfung von salpetersaurem Bleioxyd
benutzen, so würde es wahrscheinlich am besten seyn, dieses vor dem Zusatze von Zink
und Chlorwasserstoffsäure mittelst einer Chlornatriumlösung zu zersetzen.
In allen diesen Fällen wird das Bleisalz durch das Zink so vollständig zersetzt, daß
auf Zusatz von Schwefelwasserstoff zu der vom metallischen Blei decantirten
Flüssigkeit keine Spur von Färbung sich zeigt.
Mein Assistent A. Pearson bestimmte in einer Probe von
reinem Bleiglanze von Galena im Staate Illinois mit Hülfe des im Vorstehenden
beschriebenen Verfahrens folgende Bleimengen:
Menge des zur Probeverwendeten Erzes in
Grm.
Menge des gefundenenBleies in Grm.
GefundeneProc. Blei.
Nach derTheorie.
Nr. 1 1,4847Nr. 2
0,5902Nr. 3 3,6320
1,29080,51203,1568
86,9386,7586,91
86,62
Versuche, den Schwefel und das Blei in derselben Bleiglanzprobe mit Hülfe von Zink
und verdünnter Salpetersäure nach dem oben angeführten Verfahren zu bestimmen, gaben
keine befriedigenden Resultate. Der bei der Behandlung von Bleiglanz mit Zink und
gewöhnlicher, mit dem drei- bis fünffachen Volumen Wasser verdünnter
Salpetersäure in freiem Zustande abgeschiedene Schwefel hielt stets eine geringe
Bleimenge zurück, während gleichzeitig in der klaren Flüssigkeit eine gewisse Menge
Schwefelsäure gefunden wurde. Es ist fast unmöglich, die zwischen Zink und
salpetersaurem Bleioxyd einerseits, und zwischen Schwefel und Salpetersäure
andererseits stattfindenden secundären Reactionen zu vermeiden, welche kurz vor
Zersetzung der letzten Spuren des Bleiglanzes eintreten.