Titel: | Neues Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des Kupfers; von F. Weil. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CXXIV., S. 464 |
Download: | XML |
CXXIV.
Neues Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des
Kupfers; von F.
Weil.
Aus den Comptes rendus, t. LXX p. 993; Mai
1870.
Weil, Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des
Kupfers.
Dieses neue Verfahren zur maaßanalytischen Bestimmung des Kupfers gewährt den
Vortheil, daß sich mittelst desselben der Kupfergehalt von allen Salzen, Erzen und
Legirungen dieses Metalles sehr genau und sehr rasch bestimmen läßt. Die Methode ist
auf die beiden nachstehenden Thatsachen gegründet:
1) In Gegenwart eines Ueberschusses von freier Chlorwasserstoffsäure und unter der
Einwirkung der Siedetemperatur ertheilt die geringste Spur von Kupferchlorid der Lösung noch eine sehr deutliche grünlichgelbe Färbung. Je mehr Chlorwasserstoffsäure zugegen ist, desto
intensiver erscheint die Färbung.
2) Bei der angegebenen Temperatur werden die Kupferoxydsalze, welche in überschüssiger Chlorwasserstoffsäure und in
Wasser gelöst sind, durch Zinnchlorür augenblicklich in
lösliche und vollkommen farblose Kupferoydulsalze
umgewandelt, entsprechend der Gleichung:
2CuCl + SnCl = Cu²Cl + SnCl².
In dem Augenblicke wo auf Zusatz des Zinnchlorürs die grüne Lösung des Kupferchlorids
sich vollständig entfärbt hat, ist die Reaction beendigt. Sämmtliches Kupferchlorid
hat sich zu löslichem Kupferchlorür umgewandelt und alles Zinnchlorür ist zu
ebenfalls löslichem Zinnchlorid geworden.
Ein einziger im Ueberschuß zugesetzter Tropfen von Zinnchlorürlösung läßt sich in der
Flüssigkeit dann vermittelst eines Tropfens Quecksilberchloridlösung leicht
nachweisen, indem sofort der so charakteristische Niederschlag von
Quecksilberchlorür (Calomel) entsteht.
Demzufolge gibt das Volum einer titrirten Zinnchlorürlösung, welches zur
vollständigen Entfärbung der zum Sieden erhitzten grünen Kupferflüssigkeit
verbraucht wurde, den Kupfergehalt der in Lösung gebrachten Probe an.
Obgleich die Endreaction in der angegebenen Weise eine hinlänglich bestimmte ist,
kann man, um sich gegen jeden Irrthum zu sichern, so verfahren, daß man das
verbrauchte Volum Zinnchlorür erst in dem Augenblicke notirt, wo ein Tropfen
Sublimatlösung auf ein Uhrgläschen gebracht, welches auf einem Blatte schwarzen
Glanzpapieres steht, beiläufig einen halben Kubikcentimeter der entfärbten klaren Lösung,
welchen man ihm zusetzte, deutlich trübt.
Wenn die zu prüfende Substanz Eisen enthält, so gibt das verbrauchte Volum von
Zinnchlorür die Summe des Kupfers und des Eisens an. In diesem Falle bestimme ich in
einem besonderen Antheile der schwefelsauren Lösung der Probe das Eisen mit
übermangansaurem Kali in gewöhnlicher Weise, mit der Abweichung daß ich in die zu
reducirende Flüssigkeit gleichzeitig mit dem Zink dicken Platindraht bringe, um das
Kupfer (sowie das etwa vorhandene Zinn) rasch und vollständig auszufällen. Zieht man
dann von dem verbrauchten Gesammtvolum des Zinnchlorürs das dem gefundenen
Eisengehalte entsprechende Volum ab, so gibt der Rest den Gehalt der Probe an reinem
Kupfer an, indem das Eisenchlorid durch das Zinnchlorür zu Eisenchlorür reducirt
wird, entsprechend der Formel:
Fe²Cl³ + SnCl = 2FeCl + SnCl².
Die der (französischen) Akademie von mir eingereichte Abhandlung enthält eingehende
Mittheilungen über die Bereitung der Zinnchlorürlösung, die Aufbewahrung derselben
unter einer Steinölschicht und ihre Titerstellung auf reines Kupfer.
Ich gebe darin auch das Verfahren an, welches beim Auflösen der Probe in
Salpetersäure zu befolgen ist, um zunächst das Kupfer in Lösung zu bringen und
ferner das Zinn und etwa vorhandenes Eisen in Oxyd zu verwandeln; ferner die
Behandlung mit Schwefelsäure oder, bei Gegenwart von Silber, mit
Chlorwasserstoffsäure, um die Salpetersäure welche die Titrirung verhindern würde,
vollständig zu verjagen.
Hernach beschreibe ich die Ausführung der Titrirung im Allgemeinen, und speciell für
Erze und Legirungen welche Eisen, Nickel etc. enthalten.
Schließlich führe ich als Belege für die Richtigkeit und Genauigkeit meines
Verfahrens die Resultate an, welche ich bei der Untersuchung von Gemengen aus
bekannten Quantitäten Kupfer, Eisen, Zinn, Zink etc., sowie auch beim Probiren von
Kupfererzen und Legirungen im Vergleich mit den gewöhnlichen
quantitativ-analytischen Methoden erhalten habe.