Titel: | Ueber Bestimmung dreier Arten von Zucker in einer Lösung; von Dr. A. Dupré. |
Fundstelle: | Band 196, Jahrgang 1870, Nr. CL., S. 537 |
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CL.
Ueber Bestimmung dreier Arten von Zucker in einer
Lösung; von Dr. A.
Dupré.
Aus Chemical News, März 1870, S.
97.
Dupré, über Bestimmung dreier Zuckerarten in einer
Lösung.
Seit mehreren Jahren habe ich vielfach zwei, oft drei Arten Zucker in einer Lösung
durch Verbindung der chemischen mit der optischen Methode bestimmt. Meine Methode
weicht von der (vorstehenden) Methode von Prof. Apjohn ab und löst, wie mir scheint, die Aufgabe
in directerer Weise. Diese Aufgabe besteht in der Ermittelung der Mengen von
Rohr-, Trauben- und Fruchtzucker in einer Lösung, da der Invertzucker
nur ein Gemisch der beiden letzteren nach äquivalenten Verhältnissen darstellt und
leicht aus der bekannten Menge dieser zwei Zucker berechnet werden kann.
Rohrzucker reducirt Kupferlösung nicht und wird auch nicht durch Erhitzen in Lösung
mit caustischem Alkali verändert. Beides aber thun sowohl Trauben- wie
Fruchtzucker, welche in letzterem Falle vollkommen zerstört werden. Man kann also
Rohrzucker durch Polarisation bestimmen, nachdem Trauben und Fruchtzucker zerstört
worden sind; chemisch aber lassen sich letztere zusammen unabhängig von der
Gegenwart oder Abwesenheit von Rohrzucker bestimmen. Wir haben also nur noch die
Drehung zu ermitteln welche alle drei Zucker zusammen bewirken, um alle nothwendigen
Angaben für die Berechnung eines jeden derselben zu erhalten.
Da der Rohrzucker hiernach durch directe Beobachtung gefunden wird, so folgt, daß das
ganze Problem in der Untersuchung eines Gemisches von Frucht- und
Traubenzucker besteht. Ist Rohrzucker nicht zugegen, so kann die diesem Gemische
zukommende Drehung direct gefunden werden; ist Rohrzucker zugegen, so findet man sie
indirect durch Subtraction der Rohrzuckerdrehung von der Gesammtwirkung aller drei
Zucker.
Das von mir angewandte schöne Jellett'sche Instrument hat
eine 10zöllige Röhre, worin eine Lösung von
1 Proc. Rohrzucker zur Compensation 0,2418 Zoll
Links-Terpenthinöl,
1 Proc. Fruchtzucker ebenso 1,502 Zoll einer 10procentigen
Rohrzuckerlösung,
1 Proc. TraubenzuckerIch habe stets Traubenzucker genommen, welcher bei 100° C. getrocknet
war, wo er dann dieselbe Zusammensetzung
(C⁶H¹²O⁶) wie Fruchtzucker hat. ebenso 0,836 Zoll einer 10procentigen Rohrzuckerlösung erfordert.
Es sey nun x die gesuchte Menge des Fruchtzuckers, y die des Traubenzuckers und p die Summe beider, in Procenten ausgedrückt, wie sie die Kupferprobe
liefert; es sey ferner a die Anzahl Zolle einer
10procentigen Rohrzuckerlösung welche nach der Beobachtung zur Compensation der
Mischung p von Frucht- und Traubenzucker
erforderlich oder derselben äquivalent ist, so erhalten wir die Gleichungen
x + y = p
x × 1,502 – y × 0,886 = ± a
also
x = (p
× 0,836 ± a)/2,338
y = p
– x
Für a wird das Zeichen + genommen, wenn die Mischung
beider Zucker nach links dreht und durch Rohrzuckerlösung compensirt werden muß; das
Zeichen – wird genommen, wenn die Mischung nach rechts dreht; es stellt dann
a die Anzahl Zolle einer 10procentigen
Rohrzuckerlösung dar, deren Drehung gleich derjenigen des Gemisches ist, wie dieß
durch Links-Terpenthinöl gefunden wird. Natürlich ist in beiden Fällen die
Reduction auf das 10zöllige Rohr zu machen.
Ich habe diese Methode nur zur Bestimmung der drei Zuckerarten im Weine angewandt, doch ist sie ohne Zweifel auch für
Rohzucker und Syrupe anwendbar.