Titel: | Chassepot's neue Central-Zündungs-Patrone. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. X., S. 17 |
Download: | XML |
X.
Chassepot's neue
Central-Zündungs-Patrone.
Aus dem Mechanics'
Magazine, Februar 1870, S. 152.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Chassepot's neue
Central-Zündungs-Patrone.
Wir legen unseren Lesern hiermit die Beschreibung und Zeichnungen der kürzlich durch
A. Chassepot zu Paris in der französischen Armee
eingeführten neuen Patrone mit Central-Zündung vor. Der Hauptsache nach
besteht dieselbe aus einem metallenen Fingerhut mit einer Kapelle (Näpfchen) an
seinem unteren oder Hinteren Ende, und sie hat äußerlich weder Rand noch
Flantsche.
Die Patronen-Hülse ist aus einer Platte oder einem Blatt sehr dünnen Metalles,
gewöhnlich Folie genannt, dargestellt, welche letztere a, wie aus Fig. 14 ersichtlich ist, rautenförmig zugeschnitten und dann zur
Röhrenform b mit spiraler Zusammenfügung c aufgewickelt wird. Diese Röhre kann durch eine
ähnliche von dünnem Metall ergänzt, beziehungsweise auch durch Umhüllung mit Papier,
Zeug oder Pergament verstärkt werden. Das untere Ende c'
Fig. 15
dieser Röhre b ist nach innen hin eingebogen und nimmt
durch seine spirale Zusammenfügung begünstigt, hierbei eine feste Gestalt an, welche
es besser als anders geformte Röhren zum Widerstande gegen die zerreißende Kraft der
Pulvergase beim Schußabgeben geeignet macht. – Die Basis der Patrone, welche
in Fig. 16 im
Verticaldurchschnitt und in der oberen Ansicht dargestellt ist, besteht aus
verzinntem Eisen oder aus Kupfer oder aus Zink, und hat in ihrem Centrum eine
Oeffnung e. – Als Verstärkung des unteren Endes
der Patronenhülse dient eine Cylinderröhre von dünnem Kupfer f, Fig.
17, welche rautenförmig zugeschnitten ist und gerollt in die Patronenbasis
eingeführt wird. Ein in seinem Centrum durchbohrter Pfropf g, in Fig. 18 besonders dargestellt, kommt mit einer Kapelle h, Fig. 19, welche aus Eisen
oder einem anderen Metalle gestampft und central durchlocht ist, in der Weise zur
Anwendung, daß letztere in diesen Pfropf hineingepreßt und beide so vereinigt (Fig. 20) dann
in die Verstärkungsröhre f (Fig. 17) der Patrone
eingesetzt werden, wornach erst die Einführung der eigentlichen Patronenhülse b in jene Verstärkungsröhre erfolgt. – Hiernach
werden in diese eigentliche Patronenhülse oder die erste Röhre d der Patrone noch eine Kautschukröhre i (Fig. 15) und ein
weiteres, an seinem Ende theilweise geschlossenes Verstärkungsrohr l eingesetzt, worauf noch das Zündhütchen m
(Fig. 22) und eine
Preßspanscheibe 0 (Fig. 21) einzusetzen sind, um die in Fig. 23 im
Längendurchschnitt dargestellte Gesammtpatrone zu erhalten. Die Theile derselben
sind, wie Fig.
24 zeigt, alle so durchbohrt, daß dadurch der Nadel des Gewehres ein
leichtes Durchdringen bis zum Zündhütchen ermöglicht wird, wie dann weiter die
Oeffnung e in der Patronenbasis d das Eintreten des Patronen Extractors in dieselbe gestattet, um dadurch
die Metallhülsenpatrone sowohl vor als nach dem Schusse aus dem Gewehrlaufe
entfernen zu können, indem man das Verschlußstück zurückzieht, mit welchem dieser
Patronen-Auszieher in Form eines beim Vortreten des Verschlußstückes in die
Centralöffnung des Patronenbodens eintretenden Hakens combinirt ist, wie dieß der
Längendurchschnitt Fig. 24 des berteffenden Gewehres nebst den Figuren 25, 26 und 27
versinnlicht; Fig.
25 stellt den beweglichen Kopf p des
Verschlußstückes k und Fig. 28 den Tförmig in denselben eingelassenen und mit Federschaft
versehenen Haken u des Patronen-Extractors
dar.
Für England ist diese neue Patrone durch die HHrn. Robertson,
Brooman und Comp. in London (166, Fleet-street) patentirt worden.