Titel: | Ueber die Constitution der Flamme des Schnittbrenners; von A. Baudrimont. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XXXIX., S. 171 |
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XXXIX.
Ueber die Constitution der Flamme des
Schnittbrenners; von A. Baudrimont.
Aus den Comptes rendus,
t. LXX p. 1138; Mai 1870.
Baudrimont, über die Flamme des Schnittbrenners.
Die Flamme des Schnittbrenners (sogen. Fledermausflügelbrenners) besteht bekanntlich
aus einem dunklen Theile, welcher sich zunächst der Oeffnung des Metallbrenners
befindet, dem das Gas entströmt, und aus einem den dunkeln Theil umgebenden
leuchtenden Theile. Diese Erscheinung kam mir immer regelwidrig vor und schien eine
Erklärung zu verdienen.
Bei aufmerksamer Untersuchung des dunkeln Flammentheiles bemerkte ich, daß sich im
Inneren desselben zuweilen sehr glänzende funkelnde Punkte zeigten. Nähert man
demselben ein Stückchen Papier, so entflammt sich dieses sofort. Diese Erscheinungen
brachten mich auf den Gedanken, daß dieser Theil der Flamme eine ziemlich hohe
Temperatur besitzen dürfte. Ich beabsichtigte diese Temperatur mittelst einer
kleinen, aus Metalldrähten gebildeten Batterie zu bestimmen, deren Erfindung wir dem
älteren Becquerel verdanken; vorher wollte ich mich aber
überzeugen, ob ein Platindraht in diesem Theile leuchtend wird, wie die Platingewebe
welche Gillard in seine Wasserstoffgas-Brenner
brachte, um sie leuchtend zu machen. Ich führte demnach einen etwa 1/10 Millim.
starken Platindraht senkrecht in diesen Theil der Gasflamme ein; derselbe wurde sofort blendend
weiß und gerieth in's Schmelzen. Als ich denselben Draht
in den leuchtenden Flammentheil brachte, wurde er auch weißglühend, aber weniger
stark als im dunkeln Theile und schmolz nicht; hält man ihn quer in die dunkle
Flamme, so daß er durch dieselbe hindurchgeht, so bleibt er im mittleren Theile der
Dicke dieser Flamme dunkel und wird nur an den Rändern oder in den äußeren Theilen
derselben weißglühend.
Demnach besteht die dunkle Flamme aus zwei verschiedenen Theilen, nämlich aus einem
mittleren, dessen Temperatur verhältnißmäßig sehr niedrig ist, und einem denselben
umhüllenden, welcher eine Temperatur hat wo das Platin schmilzt.
Die Flamme eines Lichtes oder einer Kerze besteht aus drei verschiedenen Theilen: aus
einem centralen dunkeln Theile, dessen Vorhandenseyn sich mittelst eines
Drahtgewebes leicht nachweisen läßt; aus einem mittleren, leuchtenden, und aus einem
äußeren, wenig leuchtenden, dessen Temperatur von Becquerel gemessen und zu 1350° C. gefunden wurde. Der mittlere
leuchtende Theil ist bei der Flamme des Schnittbrenners von den beiden anderen
Theilen getrennt.
Ich habe es bestätigt gefunden, daß der äußere Theil der Flamme einer starken
Talgkerze (vier Stück auf ein Pfund) keine hinreichend hohe Temperatur erreicht, um
das Platin zu schmelzen. Vorher habe ich mich versichert, daß der von mir benutzte
Draht aus reinem Platin bestand und nicht, wie dieß zuweilen der Fall ist,
silberhaltig war.
Daß der Platindraht nicht schmilzt, wenn man ihn senkrecht in die Flamme des
Schnittbrenners hält, scheint mir Folge der Abkühlung zu seyn, welche er durch die
umgebende Luft erleidet. Auch glaube ich, daß die Elemente der kleinen Becquerel'schen Thermosäulen variable Resultate geben
müssen, je nach dem Durchmesser der zu ihrer Construction benutzten Drähte und je
nachdem sie in die Flamme, deren Temperatur man bestimmen will, mehr oder weniger
eingesenkt werden.