Titel: | Die elektrische Uhr von Professor Arzberger in Brünn. |
Autor: | Arzberger |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XLVII., S. 200 |
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XLVII.
Die elektrische Uhr von Professor Arzberger in Brünn.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Arzberger's elektrische Uhr.
Nachdem das neue Zeigerwerk, von welchem ich in einer Mittheilung gleicher Aufschrift
in diesem Journal Bd. CXCVI S. 211 (erstes Maiheft 1870) Erwähnung gethan habe,
durch mehrere Monate mit sehr verschiedenen Stromstärken ausprobirt wurde und sich
dabei als vollkommen verläßlich erwiesen hat, lasse ich im Nachstehenden die
Beschreibung desselben folgen.
Aus Fig. 1,
2 und 3 ist die
Anordnung der einzelnen Theile in Naturgröße zu ersehen.
Fig. 1 ist
eine Verticalprojection mit Weglassung der Platine p₂ (Fig. 2);
Fig. 2 eine
Horizontalprojection mit Weglassung des Räderwerkes und der Zeiger;
Fig. 3 eine
Verticalprojection senkrecht auf Fig. 1, mit Hinweglassung
des Elektromagneten und der Theile b₁ bis b₆ (Fig. 1).
B (Fig. 3) ist das aus
Eisenblech gefertigte Zifferblatt, woran die Klöbchen n₁, n₂, n₃ (Fig. 1) genietet sind. An diese drei Klöbchen ist ein Gestell
festgeschraubt, welches aus der Sohlplatte t und einer
mit einem Säulchen an letztere befestigten Gabel u
besteht. In der Gabel u ist die Drehungsachse a eines Hebels gelagert, der den Anker a₁ des Elektromagneten m trägt.Der Widerstand der Drahtwindungen beträgt 20 Siemens-Einheiten.
Unterhalb t befindet sich die Holzplatte q, an welcher die Klemmen k₁, k₂ (Fig. 2) zur Aufnahme der
Leitungsdrähte befestigt sind.
Zwischen den beiden Platinen p₁, p₂ (Fig. 2), welche
untereinander durch die Pfeiler l₁, l₂, l₃
verbunden, und mittelst der Klöbchen o₁, o₂ an die Platte t
geschraubt sind, bewegt sich nebst dem Räderwerke ein um b drehbarer dreiarmiger Hebel (Fig. 1), und eine um c drehbare Sperrklinke c₁, welche durch das Gegengewicht c₂
veranlaßt wird, in das 60zähnige Schaltrad d
einzufallen.
Der um a drehbare Ankerhebel trägt an der linken Seite
(Fig. 1
und 2) ein
Gewicht a₃ und eine Stellschraube a₄, welche auf den dreiarmigen Hebel wirkt.
Sobald der Elektromagnet m, durch den elektrischen Strom
magnetisirt, den Anker a₃ anzieht, wird a₃ und a₄ so
weit gehoben, als dieß die rechtsstehende Stellschraube a₂ zuläßt; das Gewicht b₂ sinkt
herab und b₄ schaltet das Rad d um einen Zahn weiter, wodurch der mit d verbundene Minutenzeiger vorwärts bewegt wird. Damit
aber durch diesen Stoß der Minutenzeiger nicht um mehr als eine Minute vorgeschnellt
werden könne, steht unterhalb b₄ die
Stellschraube b₆, welche das Vorschnellen
verhindert, indem b₄ auf b₆ aufschlägt. Wird der elektrische Strom unterbrochen und somit
a₁ nicht mehr mit der ganzen magnetischen
Kraft angezogen, so sinkt das Gewicht a₃ nieder
und bewegt mittelst der Stellschraube a₄ den
dreiarmigen Hebel zurück, bis die Stellschraube b₁ auf das an l₁ befestigte
Stahlplättchen aufstößt. Dabei wird b₂ gehoben
und b₄ schnappt, durch das Gewichtchen b₅ veranlaßt, in den nächsten Zahn des Rades d ein, nachdem b₃
durch die eben betrachtete Bewegung nach links gerückt wurde.
Das Schaltrad d (Fig. 3) ist auf einem Ende
eines Rohres befestigt, welches an seinem anderen Ende den Minutenzeiger Z₁ trägt; außerdem sitzt das Rad e auf demselben Rohre fest. Der Stundenzeiger Z₁ steht mit dem Rade h durch ein zweites Rohr in Verbindung, welches über das erstgenannte
geschoben ist. Die Räder e, f, g und h, welche in Fig. 2 durch punktirte
Kreise mit beigesetzten Zähnezahlen angedeutet sind, bilden das Vorwerk zur Bewegung
des Stundenzeigers.
Beide Rohre stecken auf einem an der Platine p₂
angeschraubten Stifte, und gehen frei durch die Platine p₁ und durch das Zifferblatt hindurch.
Fig. 4 zeigt
in doppeltem Maaßstabe diesen Stift s: s₁ ist die
Mutter mit welcher er an p₂ angeschraubt ist; die
Mutter s₂ ist vor das Minutenrohr r₁ vorgeschraubt, r₂ ist das Stundenrohr; d, e und h sind Bruchstücke von den obbenannten Rädern gleicher
Bezeichnung.
Was die Ausführung anbelangt, ist noch zu bemerken daß alle Stellschrauben und jene
Theile gegen welche diese stoßen, aus gehärtetem und blau angelassenem Stahle
bestehen, damit die Stöße keine bleibenden Deformationen bewirken können.
Der Minutenzeiger dieser Uhr ist vom Mittel bis zur Spitze 24 Millimet. lang,
durchschnittlich 7 Millimet. breit, und selbstverständlich durch ein Gegengewicht
balancirt. Dieser Zeiger bewirkt durch sein bedeutendes Trägheitsmoment einen Stoß
zwischen den Zähnen des Rades d und der oberen Fläche
der Schiebklaue b₄ am Ende des jedesmaligen
Vorspringens. Würden diese Stöße zu heftig ausfallen, so müßte das Messingrad d bald zu Grunde gehen. Deßhalb ist die Einrichtung so getroffen, daß der
Impuls welcher den Zeiger vorwärts treibt, bloß durch das Gewicht b₂ bewirkt wird; somit kann dieser durch einen
noch so starken elektrischen Strom nicht vergrößert, und durch den remanenten
Magnetismus nicht beeinflußt werden. – Man kann dieses Zeigerwerk ebenso gut
mit zwei wie mit zwanzig Meidinger-Elementen
betreiben, woraus zu ersehen ist, daß bedeutende Schwankungen in der Stromstärke,
wie sie mehr oder weniger bei allen Batterien vorkommen, keinen schädlichen Einfluß
üben.
Die Theile sind übrigens gegeneinander so situirt, daß die einzelnen Zapfen sehr viel
Luft haben können, ohne daß dadurch eine Störung im Gange eintritt; dieß ist deßhalb
von Wichtigkeit, weil das in Rede stehende Zeigerwerk an einem Orte postirt ist, wo
es sehr bedeutenden Temperaturdifferenzen ausgesetzt ist. Dieser
Temperaturdifferenzen wegen sind am ganzen Zeigerwerke keine Federn, sondern, wo es
nöthig ist, Gewichte angebracht, deren Druck sich reguliren läßt. Das Gewicht a₃ besteht zu diesem Ende aus einzelnen Scheiben,
welche auf einem Stifte stecken; die anderen Gewichte sind auf Schrauben gegen den
Drehungspunkt derjenigen Hebel verstellbar, an welchen sie wirken.
Das Zeigerwerk ist vor Staub und Feuchtigkeit dadurch geschützt, daß vor den Zeigern
eine Glasscheibe dicht angeschlossen ist und an der Rückseite des Kastens, welcher
das Ganze umgibt, der Verschlußschieber mit gefirnißtem Papier überklebt wurde. Das
Werk ist somit gänzlich unzugänglich und kann ein Richten der Zeiger überhaupt nur
mit dem hierzu bestimmten Taster vorgenommen werden, welcher in der früheren
Mittheilung in Fig.
4 mit T bezeichnet ist.