Titel: | Mittheilungen über das Vergießen oder Umgießen fertiger Metall-Gegenstände mit demselben oder anderem Material; von Dr. E. F. Dürre in Berlin. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LVI., S. 220 |
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LVI.
Mittheilungen über das Vergießen oder Umgießen
fertiger Metall-Gegenstände mit demselben oder anderem Material; von Dr. E. F.
Dürre in Berlin.
Aus der deutschen Industriezeitung, 1870, Nr.
27.
Dürre, über das Vergießen oder Umgießen fertiger Metallgegenstände
mit demselben oder anderem Material.
Bekanntlich gehört die Darstellung von Gußobjecten, in welche feste Metallgegenstände
eingegossen werden sollen, zu den schwierigsten Aufgaben der Metall-Technik,
namentlich in solchen Fällen wo ein gewisses Massenverhältniß des bereits festen und
des flüssigen Bestandtheiles störend auf die Haltbarkeit des Umgusses wirken kann.
Dahin gehören z.B. das Umgießen von schmiedeeisernen Radarmen mit Kurbelwarzen und
Naben, das Eingießen eiserner Hohlachsen in Blech- oder Calanderwalzen, von
Stahlfutter in Kanonenrohre, Schraubenmuttern in den Boden der Sprenggeschosse etc.
Da man aber durch Anwendung von Kunstgriffen oftmals zum Ziel gelangt und die
Erreichung dieses Zieles mit namhaften Ersparnissen anderen Herstellungsmethoden
gegenüber verbunden ist, so verdienen die folgenden Notizen eines hervorragenden
englischen Gießerei-Ingenieurs die Beachtung auch der deutschen Fachgenossen.
Diese Notizen sind zusammengestellt aus den gediegenen Aufsätzen von Robert Mallet über Eisengießereipraxis, die im Practical Mechanic's Journal seit 1865 erschienen, aber
viel zu wenig gekannt sind, obwohl sie Schätze werthvoller Erfahrungen
enthalten.Der Verfasser dieses Auszuges hat in seinem „Handbuch des
Eisengießereibetriebes“ – so viel es anging –
die Mallet'schen Arbeiten benutzt und zur
Kenntniß gebracht.
In Bezug auf das in der Ueberschrift enthaltene andere
„Material“ ist zu erläutern, daß der Ausdruck sich nur auf
das Gußeisen, das Schmiedeeisen und den Stahl bezieht.
Gelegentlich werden auch wohl nichtmetallische Substanzen nach den zu schildernden
Methoden behandelt, z.B. Mühlsteinstücke oder Schmirgelblöcke werden mit Gußeisen
umgossen, so daß sie breite Mahlflächen oder cylindrische Oberflächen bieten.
Bringt man flüssiges Gußeisen von irgend welcher
Beschaffenheit mit einer vergleichsweise kalten Oberfläche eines guten
Wärmeleiters in plötzliche Berührung, so wird das Eisen abgeschreckt, die Textur
desselben wird alterirt, die Härte wächst, aber die Dichtigkeit nimmt
ab.Mallet sagt wörtlich: its
hardness increased with its absolute cohesion, but its thougnhess
diminished. Die absolute Cohäsion wächst aber nicht mit der
Härtezunahme und die Behauptung trifft besonders bei dem Weißwerden durch
Abschrecken nicht zu.
Der Fall tritt mehr oder weniger deutlich ein, wenn ein Stück Schmiedeeisen, Stahl
oder Gußeisen in kaltem oder wenig erwärmtem Zustand in eine Lehm-, resp.
Sandform gelegt wird und wenn das flüssige Roheisen, welches die Form füllt, mit dem
Metallstücke in Berührung kommt. Umgekehrt bleibt diese Berührung auch nicht ohne
Einfluß auf die Beschaffenheit der eingelegten Metallstücke, tritt aber in
verschiedenem Maaß bei den verschiedenen Eisenarten auf.
Das Schmiedeeisen verliert an Festigkeit und auch an Dichtigkeit; es bilden sich neue
krystallinische Anordnungen durch die ganze Masse hindurch, welche schließlich seine
Bestimmung als constructives Material beeinträchtigen. Aehnliche Veränderungen
treten im Stahl auf, aber nicht in gleichem Maaß; sie wirken mehr auf eine Lockerung
des Gefüges hin, als auf eine materielle Beeinträchtigung der
Constructionseigenschaft. Die Theorie allein berücksichtigt, erscheint daher
vielfach die Anwendung dieser Eingieß- und Umgießmethoden nicht zulässig und
in solchen Fällen ist nur das Verdict der Theorie allein für ihre Anwendung in der
Praxis richtig. Trotzdem bieten sich eine Menge Fälle dar, welche aus verschiedenen
Gründen eine Ueberwindung der Schwierigkeiten und ein Umgehen des theoretischen
Gesetzes wünschenswerth machen.
Ehe indeß auf diese speciell eingegangen werden soll, mag es gestattet seyn, unter
denjenigen Fällen eine Auslese zu halten, in welchen die Theorie durchaus unser
Führer seyn muß und in welchen die Vernachlässigung derselben dem Praktiker Schaden
bringt.
Solche Fälle sind alle die, bei denen die volle und
unverminderte Festigkeit und Dichtigkeit beider Metalle, des Gußeisens wie des
Schmiedeeisens, Bedingung des Gelingens ist. Dieser Grund ist in
ausgezeichnetster Weise bei den Constructionen der Artillerie und bei solchen
Maschinen vorhanden, in welchen jedes Partikel des constituirenden Materiales nicht
nur gleich zeitig nach allen drei Hauptrichtungen angespannt, sondern auch einer
plötzlich einwirkenden Kraft ausgesetzt wird, die groß genug ist, um dem Werthe der Bruchfestigkeit sich
zu nähern. In solchem Fall muß das Um- oder Eingießen unter allen Umständen
vermieden werden, und trotzdem ist die Methode, Kanonen durch Umgießen eines
schmiedeeisernen oder stählernen Rohres mittelst Bronze oder Gußeisen herzustellen,
wiederholt vorgeschlagen, empfohlen und auch versuchsweise ausgeführt worden. In
älteren Zeiten der Eisenindustrie, als diese Umstände weniger genau gekannt und
erklärt waren und der Mangel guter Werkzeuge schwer in's Gewicht fiel, waren
dergleichen Vorschläge aus ökonomischen Gründen entschuldbar. Trotzdem hat
neuerdings Palliser versucht, einen ähnlichen Vorschlag
zu machen, und erst nachdem vor kurzer Zeit ein mächtiges Geschütz in Woolwich
zersprang, als der erste Schuß abgefeuert wurde, erklärte der Erfinder des Systemes
mit unendlicher Aufrichtigkeit (wie Mallet sagt), er gebe
seine Methode (die nicht einmal thatsächlich die seine war) auf und seine
Zustimmung, wenn auch etwas spät, zu andererseits aufgestellten theoretischen
Bedenken.
Wir werden zwar nicht immer auf solche Spannungen Rücksicht zu nehmen haben, wie sie
in den Kanonen entstehen; wenn indeß die Spannungen und Widerstände in irgend einer
Maschine oder Construction stark genug sind und besonders wenn Stöße und Schläge
eintreten können, thun wir gut, das „Vergießen“ oder
„Umgießen“ zu vermeiden.
Es kommen indeß fortwährend in der Praxis Fälle vor und zwar in ziemlich ausgedehntem
Maaße, bei welchem die Methode, verschiedene Metalle durch Einlegen von
Schmiedeeisen etc. in die Gießform und Umgießen mit Gußeisen und anderen Stoffen zu
verbinden, mit Vortheil und Sicherheit ausgeführt werden kann. So wurden bei der
Anlage der Gitterbrücke auf der Commentry-Gannat-Zweigbahn des
Orleans-Bahnnetzes nach dem Vorschlage eines der Unternehmer für die
Eisentheile des Viaduct von La Sioule die Winkel und Auflageplatten der gußeisernen
Pfeilersäulen in die letzteren eingegossen.
Der Erfolg ist in diesem Beispiele vollkommen gewesen, da die Masse des mit dem
Schmiedeeisen in Berührung gelangten Gußeisens eine vergleichsweise große gewesen
war.
Aus diesem Grunde ist keine ernstliche Gefährdung der Festigkeit des Gußeisens zu
befürchten gewesen, welches doch als das empfindlichste der beiden Materialien
anzusehen ist, und auf der anderen Seite ist der Sicherheitscoefficient solcher
Constructionen ein so großer und die Lage der gleichen Theile eine an sich so
günstige, daß eine kleine Veränderung in dem Schmiedeeisen kein namhaftes Risico mit
sich bringen dürfte.
Gehen wir zum anderen Extrem in Betreff der Größenverhältnisse über, so sehen wir
dieselbe Methode in fortwährendem Gebrauch unter den Gießern von ornamentalen
Gegenständen, z.B. leichten Geländern und Gittern, Balkonumwährungen u. dgl. mehr;
in die Gußformen derselben legt man kurze Eisen- oder Drahtstücke ein,
welche, umgossen, die Angriffspunkte für die Zusammensetzung solcher Theile bilden
und durch Schrauben oder Nieten mit den Griffleisten (handrails) und anderen Theilen der architektonischen Constructionen
verbunden werden, zu denen sie gehören.
Hierbei, da sowohl das Gußeisen als auch das Schmiedeeisen nur in geringen
Dimensionen auftreten und Spannungen wie Veränderungen der Massenvertheilung
entsprechen, kann jeder Verlust an Stärke oder Dichtigkeit im Hinblick auf die
ökonomischen Vortheile des Verfahrens ertragen werden.
Unsere Absicht ist nun, hervorzuheben, wie weit die Anwendbarkeit dieser Methode
geht, und dafür bestimmte Beispiele zu geben. Zuvor ist aber noch ein Irrthum zu
bekämpfen, welcher auf einer falschen theoretischen Voraussetzung beruht und selbst
unter denen vertreten ist, welche in diesen Punkten für unterrichtet gelten.
Es ist wiederholt behauptet worden, daß ein Zuwachs an Festigkeit und Dichtigkeit den
Eisengüssen dadurch zu geben sey, daß man in das Innere derselben ein geschmiedetes
Skelett einlege, welches fest eingegossen und vom Gußeisen, wie ein Gerippe vom
Fleisch, umkleidet werde.
So versuchte, um nur ein älteres Beispiel anzuführen, der verstorbene Georg Forrester auf der Vauxhall
foundry, Liverpool, ein roh zusammengenietetes Rädergerippe zu verzinnen
und dann in die Gußform eines vollendeten Wagenrades zu legen und mit Gußeisen zu
umgießen. Diese damals dem Zustande der Eisenbahntechnik mehr als heute
entsprechenden Räder sind jedenfalls nicht besser als einfach gußeiserne gewesen,
aber bei weitem weniger gut als gelungene amerikanische Hartgußräder.In England gelten alle gegossenen Eisenbahnwagenräder, namentlich aber die
mit harten Laufflächen, als amerikanische Räder,
obwohl die deutschen Fabricate der Art vor den transatlantischen entschieden
den Vorzug verdienen.
Man kann es als ausgemacht ansehen, daß graues oder schwach halbirtes Roheisen durch
Einlegen von Schmiedeeisen keinen Zuwachs an Festigkeit erfahren können, weil die
Dehnung dieser Sorten wirklich größer ist als die des Schmiedeeisens im Anfang der
Belastung, so daß schließlich nur das eine Material in Anspruch genommen wird,
einzig und allein durch oberflächliche Adhäsion des eingelegten Gerippes etwas
geschützt. Dagegen ist aber auch von Anfang an eine Spannung zwischen beiden vorhanden, welche aus den
verschiedenen Schwindmaaßen beider Metalle und der verschiedenen Temperatur in
beiden im Augenblick des Erstarrens sich ableiten läßt.
Es wäre also nothwendig, um diese Differenzen zu vermeiden, nur hartes weißes
Roheisen zu verwenden, wenn man ein Umgießen beabsichtigt; aber hierbei sind wieder
andere Schwierigkeiten zu überwinden; sprödes und hartes Roheisen, sey es von Natur
weiß oder abgeschreckt, selbst nur hell halbirt, verhält sich noch weniger
schmiegsam und nimmt vollständig alle Spannung in sich auf. Solche Räder, namentlich
im Fall sie hartgegossene Laufflächen besitzen, zerbrechen sehr bald und der ganze
Nutzen des schmiedeeisernen Gerippes besteht alsdann darin, daß es die einzelnen
Fragmente nothdürftig zusammenhält.
Bemerkenswerth und nicht ohne Belehrung bleibt für diese Ansicht das Beispiel, zu
welchem der in Paris 1867 ausgebrochene Wetteifer zwischen zwei Fabrikanten von
Documenten- und Geldcassetten, Herring und Chatwood, Veranlassung gab. Der Erstgenannte füllte den
Raum zwischen den äußeren und inneren Eisen- oder Stahlplatten der
Cassettenwand mit einer Platte von dem härtesten Franklinitroheisen aus (aus dem
Franklinit von New-Jersey erblasen), welches geschmolzen zwischen die beiden
Wände gegossen wurde. Dieses Material ist so hart, daß es in keiner Weise durchbohrt
werden kann, doch ist es ebenso spröde, sogar scheinbar noch spröder als das
gewöhnliche weiße oder Hartgußeisen. Um diese nachtheilige Eigenschaft
auszugleichen, hatte man mit dem flüssigen Roheisen ein Netzwerk aus Rundeisenstäben
von circa 5/16 Zoll Stärke umgossen und es war
versichert worden, diese Stäbe hätten ihre eigene Dichtigkeit und Festigkeit auf
ihre harte und spröde Umgebung übertragen.
Einige Schläge mit einem mäßig schweren Hammer bewiesen indessen, daß die Platten
noch ebenso spröde wie früher geblieben waren und daß das Stabwerk lediglich die
Fragmente lose zusammenhielt. Die Festigkeit der Schmiedeeisenstäbe hatte keine
Einbuße erlitten, doch die Platte als Ganzes war ebenso leicht zu zertrümmern
gewesen wie vorher und einige Fragmente waren sogar herausgeschlagen worden.
Ein anderes merkwürdiges Beispiel der Wirkungslosigkeit eingegossener
Schmiedeeisenstücke findet sich in Kirkaldy's Museum auf
seinem Prüfungsatelier in Southwark. Ein starker Cylinder oder
eine Walze von Gußeisen trägt im Inneren einen festgegossenen, entsprechend
starken schmiedeeisernen Rundstab. Dieser Cylinder wurde in ganzem Zustand
zur Prüfung eingesendet mit dem Wunsche, die Probe möchte nur bis zu einem
bestimmten Gewicht gehen, da das Material ein verbessertes und verstärktes Gußeisen sey, dessen
Zubereitung geheim gehalten werden müsse; Bruchstücke seyen deßhalb nicht erwünscht.
Als Kirkaldy an der gewünschten Grenze angekommen war,
erschienen die Dehnungen des Probestabes einem geübten Auge so wunderbar und
befremdend, daß er sich entschloß, weiter zu gehen und bis zum Bruch fortzufahren.
Als dieser Fall eintrat, fand man, jedenfalls nicht zum größten Vergnügen des
vorläufig nicht genannten Erfinders, den Schmiedeeisenstab im Inneren und kam
dadurch zu dem Schlusse, daß dieser allein bis dahin die Wucht
der Brechungsversuche ausgehalten, dem Gußeisen selbst aber keinerlei Zuwachs an
Festigkeit gegeben habe. Der Bruch des letzteren unterschied sich in Nichts
von dem des gewöhnlichen Roheisens.
In den folgenden Beispielen wird das Verfahren des Um-
oder Eingießens praktisch erläutert und gleichzeitig werden diejenigen Fälle der
Industrie ausgezeichnet und hervorgehoben, in welchen die Methode sich
vorzugsweise brauchbar erweist.
David Moline ließ sich vor mehreren Jahren eine Methode patentiren, durch
Combination gußeiserner und schmiedeeiserner Theile Fensterrahmen und Flügel
herzustellen.
Die Sprossen waren aus Walzeisen von den bekannten Fenstereisenprofilen (einerseits
ein Rundstab oder eine Combination von Kehlungen, andererseits ein Quadratstab zum
Anschlag der Scheiben) geschnitten, so daß sie an den Kreuzungspunkten zwar nahe
zusammenstießen, sich aber nicht berührten. Ein eisernes Modell diente dazu, den
completen Rahmen oder Flügel in Sand zu formen; nach Entfernung des Modelles wurden
die abgeschnittenen Sprossenstäbe eingelegt und festgedrückt. Jeder Kreuzungspunkt
war im Modell durch ein verziertes Medaillon, eine Rosette, bezeichnet, welche in
ihrer Masse die vier Sprossenenden umschloß, die dort zusammentrafen.
Nach Verschluß der Form werden diese Rosetten entweder einzeln oder gleichzeitig (mit
Hülfe richtig verzweigter Eingüsse) mit nicht zu heißem Roheisen vergossen und der
Flügel, resp. der Rahmen ist fertig. Solche Gegenstände sind fest und bieten vor den
ganz aus Gußeisen angefertigten Gitterwerken in jeder Beziehung eine Menge Vorzüge
dar, die sich in der Abwesenheit aller Verwerfungen, Verziehungen und Brüche
gipfeln.
Wer die Nettigkeit gewalzter Stäbe und die reiche Verzierung
einer Rosette zusammenhält, findet unbedingt, daß auch für die äußere
Schönheit ein Vortheil in dem Moline'schen Verfahren
liegt.
Schöne Beispiele dieser verbesserten Rahmen sieht man an den Fenstern der Bauten auf
der Ludgate-Hill-Station (London-Chatham-Dover), an der
Front des neuen Coventgarden-Theaters und an manchen anderen Stellen
Londons.
Auf Fensterrahmen allein ist dieses Verfahren nicht beschränkt geblieben, sondern
auch auf Gitterzäune aller Art angewendet worden; einen sehr guten Effect machen in
dieser Beziehung die Geländer der Chelsea Kettenbrücke in London, welche unter der
Anleitung von Thomas Page dargestellt worden sind.
Ein anderes Beispiel für Ein- und Umguß bildet die ca. 1600 Fuß lange Gitterflucht, welche Nassau Street von dem Park des
Trinity College, Dublin, trennt und welche unter der Leitung, sowie nach den Angaben
Mallet's ausgeführt worden ist.
Dieses Gitter ist zusammengesetzt aus 50 Fuß langen Feldern, welche zwischen
gußeisernen durchbrochenen und mit Reliefs verzierten Pilastern befestigt worden
sind und im Einzelnen aus verticalen Rundstäben mit Lanzenspitzen und Knäufen
bestehen, welche durch 2 horizontale Flacheisenstangen mit einander verbunden
werden.
Die Verticalstangen sind 1 1/4 Zoll stark und von gleicher Länge, ca. 7 1/2 Fuß, bis auf den jedesmaligen sechsten Stab,
welcher, die untere Querleiste durchbrechend, die Granitschwelle des Gittersockels
erreicht und in derselben eingegossen sich befindet. Die Kopfleiste des Gitters
wurde mit 1 1/4zölligen Oeffnungen für jeden Verticalstab versehen, der so weit
durchgesteckt werden mußte, um die besonders gegossene Lanzenspitze auf das Ende
aufsetzen zu können. Die Fußleiste wurde ebenfalls mit 7/8zölligen Oeffnungen für je
5 unten mit Hals versehene Stäbe und einer 1 1/4zölligen Oeffnung für den sechsten
durchgehenden und im Granit zu vergießenden Stab versehen. Jeder Verticalstab
erhielt eine aufzusetzende Lanzenspitze, ein angegossenes Capitäl unterhalb der
Kopfleiste und einen angegossenen Fuß (Knospe oder das umgekehrte Capitäl) oberhalb
der Fußleiste; der sechste Stab wurde außerdem durch ein kräftiges Sockelstück
(hohler Eisenguß) gesteckt, welcher die Entfernung zwischen Fußleiste und
Schwellenoberfläche genau bestimmte und separat gegossen wurde. Die vollkommen
gerichteten Stäbe wurden zu 12 Stück mit den Modellen der Verzierungen versehen in
einen Kasten gelegt, mit gutem festen Eisen umgossen und gut ausgekühlt, wobei nur
wenige abschreckten. Die Mischung bestand aus weichgrauem Beaufort-Roheisen
Nr. 2 und schottischem Roheisen Nr. 1 (in welchem Verhältniß hat Mallet anzugeben vergessen). Die Lanzenspitzen wurden
sammt und sonders in gewöhnlichem Sand gegossen und ebenso wurden auch die Basen für die
sechsten Stäbe angefertigt.
Die Zusammenstellung erfolgte in der Art, daß zunächst die Verticalstäbe mit der
Fußleiste zusammengesetzt wurden, wobei die 7/8 Zoll starken Enden von 5/6 der
Traillen hinter der Fußleiste zu Nietknöpfen umgeschlagen und möglichst verstemmt
wurden. Das Ganze wurde, auf ein starkes Holzgerüst
gebunden, in größeren Fluchtstrecken von 25 Fuß auf die Mauer gesetzt,
lothrecht eingestellt und an der einen Seite mit einer der Pilaren, an der anderen
mit einer interimistischen Holzsäule fest verbunden und zunächst die Kopfleiste
aufgezogen, dann sämmtliche sechste Stäbe eingegossen, nachdem sie bereits beim
Aufsetzen durch die losen verzierten Fußstücke durchgeschoben worden waren und das
Gitter auf denselben mit der Fußleiste auflag; dann wurden nur noch die
Lanzenspitzen aufgesetzt und vergossen. Der Aufwand an Handarbeit war bei diesem Bau
so gering, daß Mallet denselben auf 40 Shill. = 13 Thlr.
10 Sgr. pro Tonne = 20 Ctr. Schmiedeeisen feststellt;
ein Resultat welches nur der Anwendung angegossener Verzierungen zuzuschreiben ist,
welche die Montage und das Adjustiren ungemein erleichtert.
Der Bau erfolgte 1843 und ist noch heute als eines der schönsten und kräftigsten
Gitter in Europa bekannt; es dürfte ziemlich den ersten und ältesten Fall des
Umgusses darstellen.
Von Interesse ist noch, daß man damals, das Abspringen der Verzierungen fürchtend,
die einzugießenden Stellen mit Thon und Schwärze
bestrich, ohne einen Nutzen zu verspüren; später bürstete man die betreffenden
Stellen mit Graphitstaub und Kalk ab, und erzielte dadurch eine größere Feinheit der
Güsse.
Die besprochenen Punkte sind alle aus der Thätigkeit des praktischen Gießers
entnommen, und zwar aus seiner bescheidensten, insofern er hier dem Architekten oder
dem Bauherrn dienstbar ist.
Diejenigen Ateliers, welche selbstständig Bauten ausführen, sind dagegen freier in
ihren Dispositionen und können mit noch mehr Erfolg und Nutzen diese Art von Arbeit
cultiviren, wenn sie die mitgetheilten Winke beherzigen und ihr Material genau
kennen.