Titel: | Stehende Streichmaaße. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXVI., S. 309 |
Download: | XML |
LXXVI.
Stehende Streichmaaße.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ueber stehende Streichmaaße.
Nach einem Bericht von Pihet im Bulletin de la Société d'Encouragement, März 1870, S. 155
sind nachstehend einige Werkzeuge beschrieben, welche vom Mechaniker Ermond Rous in Paris (rue
Mouffetard, 70) angefertigt werden und in Fig. 1 bis 7 abgebildet sind.
Fig. 3 bis
5 stellen
ein zweckmäßig ausgeführtes einfaches stehendes
Streichmaaß dar; die Fußplatte G ist
quadratisch, und rechtwinkelig auf dieselbe erhebt sich die dreikantige Stange F, längs welcher der Schieber I mit dem Reißer H versetzt und mit Hülfe der
Druckschraube K in der gewünschten Höhe befestigt wird.
Der Reißer selbst wird durch eine zweite Druckschraube J
(Fig. 4)
festgestellt.
In Figur 5 ist
im Schnitt die innere Einrichtung des Schiebers I zu
erkennen. Die Druckschraube wirkt nicht unmittelbar auf die Stange, sondern auf ein
eingeschaltetes Plättchen, gegen welches eine Spiralfeder drückt, um ein Herabfallen
des Schiebers bei gelüfteter Druckschraube nicht befürchten zu müssen.
Zum Pointiren, d. i. zum Anzeichnen von Punkten oder
Anreißen von horizontalen Linien auf senkrecht stehenden Arbeitsflächen mit Hülfe
des stehenden Streichmaaßes ist, sofern der Höhenabstand der Punkte oder Linien über
die Ebene der Richtplatte in Maaßstabtheilen vorgeschrieben ist, zur Einstellung des
Reißers auf diese Höhe ein aufrechtstehender Maaßstab erforderlich. Derselbe wird
neben dem Streichmaaß auf die Richtplatte gestellt.
Ein solcher stehender Maaßstab ist in Figur 1 und 2
gezeichnet.
Auf der Fußplatte B von spitz eiförmigem Grundriß ist
senkrecht die dreikantige Stange A befestigt, welche von
der Hülse D umfaßt wird.
Mit dieser Hülse bildet der in Winkelgestalt geformte Schiebmaaßstab C ein Stück, welcher auf beiden äußeren Winkelflächen
ebenso wie die Stange A mit einer Eintheilung versehen
ist. Wie dieser Maaßstab
in der Abbildung dargestellt ist, dient er ohne Weiteres zum Gebrauch, da der
Nullpunkt der Theilung mit der Richtplattebene zusammenfällt. Ueberschreitet die
anzureißende Punkt- oder Linienhöhe eine gewisse Grenze (hier 25 Centimeter),
so wird der Schieber D mit dem Maaßstab C um das Nothwendige gehoben und mittelst der
Druckschraube E festgestellt, wobei nur noch zu bemerken
ist, daß an der oberen Schieberkante a die Ablesung
stattzufinden hat.
Diese Einrichtung ist vorwiegend aus dem Grunde gewählt, um dem Maaßstab keine allzu
große unbequeme Länge geben zu müssen.
Die Druckschraube E wirkt hier ebenfalls nicht
unmittelbar auf die Stange A, sondern zunächst auf eine
eingelegte ausgebauchte, in der Zeichnung punktirt angedeutete Blattfeder.Karmarsch lieferte bereits in den Mittheilungen
des hannoverschen Gewerbevereines, Jahrg. 1867, S. 297 die Beschreibung
einiger neueren Constructionen von Streichmaaßen, welche auf der letzten
Pariser Weltausstellung für die Werkzeugsammlung der polytechnischen Schule
in Hannover erworben wurden.Außer den obigen zwei Werkzeugen sind noch zwei Streichmaaße in diesem
Aufsatz mitgetheilt, welchem Referent die Beschreibung des in Figur 8
bis 10 dargestellten Streichmaaßes entnimmt.Dasselbe hat eine viereckige gußeiserne Fußplatte a, und eine vierkantige Stange b mit
quadratischem Querschnitt, welche fast gänzlich von Ende zu Ende mit einem
Schlitz oder Spalt t, t (Fig. 9)
durchbrochen ist.Auf dieser Stange sind zwei messingene Schieber c
und h mittelst ihrer Druckschrauben k und d
feststellbar.Im unteren Schieber c befindet sich der Reißer
e, f, welchem der erwähnte Schlitz t, t freie Bewegung auf und nieder
gestattet.Beide Schieber sind mit je einem Ansatz versehen und durch eine Stellschraube
l, l (im Detail in Figur 10
dargestellt) verbunden, um in bekannter Art die feine Einstellung des Reißers auf bestimmte Höhe zu ermöglichen,
indem man, nach annähernd genügender gemeinschaftlicher Verschiebung der
Hülsen h und c, den
oberen Schieber h durch die Druckschraube k unbeweglich macht, uun durch entsprechendes
Drehen der Schraube l den Reißer genau auf den
erforderten Platz führt, und endlich auch die Druckschraube d anzieht.In Figur
10 bezeichnet u eines der beiden
Löcher des Schiebers c, durch welche der Schaft
des Reißers e, f gesteckt wird.
In Fig. 6 und
7 ist noch
ein stehendes Winkelmaaß abgebildet, dessen Einrichtung
mit wenig Worten besprochen werden kann.
Die Grundplatte L' (eine Viertelkreisfläche) ist genau
rechtwinkelig abgestoßen und im Scheitel des rechten Winkels erhebt sich genau
senkrecht der Stab L, dessen Querschnitt ebenfalls eine
Viertelkreisfläche bildet.
Außerdem ist an der seitlich ausgeschnittenen Grundplatte L' ein Schenkel M mittelst Scharnier
befestigt, um das Werkzeug auch als Schrägmaaß anwenden
zu können.
Endlich ist oben bei O in einem verschließbaren
Ausschnitt der Stange
eine Schnur und ein Bleigewicht N enthalten, welches
längs der verticalen Kante von L herabgelassen, das
Werkzeug den Dienst einer Setzwaage verrichten läßt.
J. Z.