Titel: | Cunningham's Geschoßgestell und Geschoßwagen. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. CII., S. 399 |
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CII.
Cunningham's
Geschoßgestell und Geschoßwagen.
Aus Engineering, April
1870, S. 218.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Cunningham's Geschoßgestell und Geschoßwagen.
Während 32 bis 68 Pfund schwere Geschosse noch mit Leichtigkeit emporgehoben und in
das Rohr eingeführt werden können, muß man sich zu diesem Zweck bei 300 bis 600 Pfd.
schweren Geschossen selbstverständlich mechanischer Hülfsmittel bedienen. Durch eine
von Hrn. Cunningham erfundene Methode ist es ermöglicht
worden, die Bedienung des 600Pfünders, welche bisher 8 Mann und 10 Minuten Zeit
erforderte, in den Thürmen des „Monarch“ jetzt mit 2 Mann und
in 2 Minuten Zeit auszuführen.
Diese Methode, welche zu Shoeburyneß seit zwei Jahren für das 600pfündige Geschoß des
25 Tonnen-Geschützes mit Erfolg in Gebrauch ist, wurde auch bei dem
300Pfünder des neuen Forts Gilklicker versucht, worüber sich der betreffende Bericht
der Fortifications-Commission vom 29. December 1868 in folgender günstiger
Weise ausspricht:
„Im Verlaufe der Versuche zu Gilkicker hatte die Commission Gelegenheit,
einen von Hrn. Cunningham erfundenen
Geschoß-Ueberbringer zu prüfen, welcher in einer
Ziehband-Schlinge, die leicht an das horizontal liegende Geschoß
zu befestigen ist, und einem kleinen zweiräderigen Karren besteht, dessen
Handhabe als doppelarmiger Hebel durch Haken mit jener Schlinge in Verbindung zu
bringen ist. Durch Niederdrücken des aus dem Karren hervorstehenden längeren
Theiles dieser Handhabe kann das Geschoß mit Leichtigkeit emporgehoben und dann
mittelst der Räder des Karrens durch einen einzigen Mann längs des Fußbodens
hinbewegt, beziehungsweise unter die Mündung des Geschützes gebracht werden,
wornach die Talje des zum Emporwinden der Geschosse dienenden Klüvers in die
Ziehband-Oese des Geschosses eingehakt wird, um letzteres bis zur
Rohrmündung emporheben und in dieselbe einsetzen zu können, worauf die
Geschoßschlinge beseitigt und nach Erforderniß zum Herbeiführen eines anderen
Geschosses benutzt werden kann.
„Diese Einrichtung bietet vor gewöhnlichen Geschoßträgern den großen
Vortheil, daß man anstatt vier, nur einen Mann zum Heranbringen der 9zölligen
250 Pfund schweren Granaten bedarf, was der Commission um so wichtiger
erscheint, als diese sehr mühsame und langsam vor sich gehende Arbeit in dem
sehr gefährdeten hinteren Theile der Casematte bewerkstelligt werden muß, wo
überdieß der Raum sehr beengt ist, und wo jeder Irrthum sowie der Hitze des
Gefechtes entspringende Zufälle viele Uebelstände im Gefolge haben, namentlich
die Raschheit des Feuerns beeinträchtigen werden. Das Verbringen der Geschosse
auf dem Casemattenboden hin durch einen einzigen Mann, wird aber diese
Unzuträglichkeiten sehr vermindern.
„Die Commission ist der Meinung, daß die gegenwärtigen Geschoßbringer,
welche ebenfalls zu den Versuchen herangezogen wurden, für Geschosse welche 250
Pfd. Schwere überschreiten, ganz unbrauchbar, für schwerere Geschütze vielmehr
Geschoßkarren unentbehrlich sind.“
Die Figuren 28
und 29 zeigen
den Geschoßwagen und die Geschoßschlingen, welche letzteren gewissermaßen einen
Theil des ersteren ausmachen. Figur 28 stellt das
Projectil in dem Momente dar, wo die Talje des auf der oberen Schienenbahn laufenden
Klüvers in die Geschoßschlingen eingehakt ist, wornach das Geschoß aufgeholt und in
die Geschützrohrmündung eingesetzt wird. Fig. 29 zeigt das
Projectil welches auf dem Geschoßwagen transportirt wird, nachdem es von dem
Geschoßgestell abgenommen worden ist; die Construction dieses Gestelles wird unten
beschrieben.
Der Geschoßwagen bildet einen Hebel, dessen Stützpunkt in der Räderachse liegt und
dessen kurze Arme in starke Haken auslaufen, welche zum Eingreifen in die
Geschoßband-Oesen bestimmt sind. Durch Niederdrücken des langen Hebelarmes
kann ein Mann ganz bequem 600 Pfd. emporheben und wegfahren. Der vordere Ring und der Stopper
m (Fig. 28) dienen um das zu
transportirende Geschoß in der zum Aufheben desselben dienlichen Lage zu
erhalten.
Figur 24,
25 und
26
stellen das Geschoßgestell dar, welches im Wesentlichen in einer beweglichen
Geschoßunterlage besteht, welche das Geschoß mittelst eines starken Hebels in
horizontaler Lage (Fig. 25 und 26) abzunehmen und zu
transportiren gestattet.
Fig. 24
stellt ein 600 Pfd. schweres Geschoß dar, auf der um C
beweglichen Basis D des Geschoßgestelles B stehend. H ist eine Dille
für den eisernen Hebel E, mit den Geschoß-Sätteln
oder Krücken F versehen. G
ist ein Bügel welcher das Geschoß an der Schiffswand J
fest hält und wenn dasselbe gebraucht werden soll, ohne Mühe und Zeitverlust
abgenommen werden kann, wornach sich das Geschoß, wie aus Fig. 25 ersichtlich,
vermittelst des Hebels E leicht niederbringen läßt, was
so wie das spätere Emporheben desselben auf den Geschoßwagen durch einen einzigen
Mann auszuführen ist.
Fig. 26
stellt das vom Geschoßwagen A in horizontaler Lage
aufgenommene Projectil dar. Die Hebelenden B des
Geschoßwagens sind in die entsprechenden Oesen B (Fig. 27) des
Geschoßbandes eingehakt, wodurch die Hebung und die Fortschaffung des Projectiles
mit größter Leichtigkeit zu bewerkstelligen sind, so daß dieser Geschoßwagen auch in
den Arsenalen, wo es sich um Hin- und Hertransporte von schwereren Geschossen
handelt, von großem Nutzen seyn dürfte.