Titel: | Ueber die Verkohkung der mageren Steinkohlen; von Ernest Vériot und Till-Appolt. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. CIV., S. 402 |
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CIV.
Ueber die Verkohkung der mageren Steinkohlen; von
Ernest Vériot und Till-Appolt.
Nach dem Bulletin de la
Société minérale, t. XIV, 4. livr. 1869, durch die berg- und hüttenmännische Zeitung, 1870, Nr. 25 und 27.
Vériot und Till-Appolt, über Verkohkung der mageren
Steinkohlen.
Die Steinkohle ist bekanntlich eine brennbare mineralische Materie, welche zum
größten Theile aus Kohlenstoff, aus condensirtem Sauer- und Wasserstoff
besteht, mit einer mehr oder weniger großen Menge erdiger Bestandtheile vermengt.
Sie hat auch einen sehr schwachen Stickstoffgehalt, welcher durch Destillation
ammoniakalisches Wasser liefert.
Die Steinkohle ist nicht eine bestimmt zusammengesetzte Masse, sondern eine Mischung
nach sehr verschiedenartigen Verhältnissen ihrer Elemente. Wegen der geologischen
Art und Weise, auf die sie gebildet ist, d.h. nach Art unserer gegenwärtigen
Torfmoore, konnte es auch nicht anders seyn.
Wir haben auf unsere Rechnung mehr als 200 Steinkohlenproben von überall her
untersucht und nie davon auch nur zwei identisch gefunden, es sey denn, daß sie von
einer und derselben Grube oder nahe belegenen Punkten desselben Flötzes gestammt
hätten. Die erdigen Bestandtheile können bis in's Unendliche variiren; denn sie sind
zufällig mit der Steinkohle während ihrer Bildung und Ablagerung vermischt. Aber
wenn man von diesen Bestandtheilen bei den untersuchten Exemplaren abstrahirt, so
erkennt man daß Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff allein in gewissen Grenzen
variiren. Diese bezüglichen Verhältnisse geben den verschiedenen Steinkohlen ihre
unterschiedlichen und besonderen Eigenschaften, welche ihre mannichfachen
Anwendungen in der Industrie veranlaßt und gestattet haben sie zu classificiren.
Wenn man die erdigen Substanzen ausscheidet, so findet man daß im Allgemeinen in den
verschiedenen Steinkohlensorten des eigentlichen Steinkohlengebirges der Sauerstoff
in dem Verhältniß von 3 1/2 zu 17 1/2 Procent in denselben vertreten seyn kann, der
Wasserstoff in dem von 2 1/2 zu 6, der Kohlenstoff von 77 zu 94 Proc. und selbst
noch ein wenig darüber; denn wir haben einen wirklich reinen Anthracit aus Wales
untersucht, welcher uns 93 Proc. festen Kohk geliefert hat.
In den Formationen die jünger sind als das Steinkohlengebirge, können die brennbaren
Mineralien (Anthracite, Steinkohlen, Braunkohlen, Asphalte, Torf) diese Elemente und
besonders den Sauerstoff in weit höherem Verhältnisse enthalten. Der Kohlenstoff
kann bis 96 Proc., der Wasserstoff bis 9 1/2 und der Sauerstoff bis 37 1/2 Proc.
geben.
Aber durch die Calcination oder durch die Destillation kann man nicht das Ganze
dieses Kohlenstoffes als festes Product erhalten; es ist immer ein gewisser Theil,
welcher als flüchtige Materie mit Wasserstoff verbunden entweicht. Durch die
Calcination in dem Schmelztiegel, d.h. durch unmittelbare Analyse erhält man
verschiedene Steinkohlen mit 55 bis 93 Proc. festem Kohk und mit 45 (selbst 50
ausnahmsweise) bis 7 Proc. flüchtigen Stoffen.
Die Steinkohlen können mager seyn (d.h. nicht backen, keine Kohks geben, wenn man sie
in einem Schmelztiegel, einem Ofen oder einer Retorte erhitzt) aus drei
verschiedenen Gründen: 1) durch Ueberschuß von Kohlenstoff, wie der Anthracit; 2)
durch Ueberschuß von Sauerstoff, wie verschiedene Steinkohlen mit langen Flammen aus
dem Saône- und Loire-Becken, von Saarbrücken etc., welche davon
17 und mehr Procent enthalten, oder 3) durch Ueberschuß an erdigen Substanzen. Je
mehr der Wasserstoff vorherrscht, um so mehr ist die Steinkohle fett und
bituminös.
Wenn man langsam die verschiedenen Steinkohlensorten (z.B. in einer Glasretorte) destillirt,
so kann man das Bitumen in einem Verhältnisse welches so zu sagen von Null bis zu 16
Proc. variirt, erhalten, abgesehen von einigen Varietäten ausnahmsweise und seltener
Steinkohlen, welche noch mehr abgeben. Das Verfahren im Großen in Kohksöfen ist
thatsächlich eine langsame Destillation, gleich der, welche in der Glasretorte vor
sich geht, weil mit einer großen Masse operirt wird und weil überdieß der Proceß
nicht weniger als 24 Stunden dauert.
Je langsamer die Destillation ist, um so weniger gibt die Steinkohle Gas ab zum
Vortheile hinsichtlich der Vermehrung des Bitumens, aber dann ist auch der Kohk
weniger zusammenhaltend und weniger hart. Es ist das Bitumen, welches die
Steinkohlenpartikeln während der Verkohkung agglomerirt. Wenn es genügend vorhanden
ist, so zeigt es fette Steinkohlen an. Steinkohlen welche wenig oder fast kein
Bitumen abgeben, wie die Anthracite, können nicht in Kohks verwandelt werden, weder
im Großen noch im Schmelztiegel, ohne die Mitwirkung beigemischter Fettkohlen.
Diejenigen Steinkohlen welche sehr wenig oder wenig Bitumen enthalten, sind magere
resp. halb magere Steinkohlen. Das wenige Bitumen dieser letzteren muß auf die
möglichst wirksame Weise benutzt werden, um ihre Theilchen unter sich zu nähern und
zusammenzuschweißen. Man kann praktisch dahin nur gelangen, wenn man die Steinkohle
einer sehr starken, wohl unterhaltenen Hitze bei einer hohen und beständigen
Temperatur aussetzt und wenn man die Annäherung der Theilchen dieser Steinkohlen
durch die passendsten mechanischen Vorrichtungen erleichtert.
Durch Experimente im Schmelztiegel haben wir uns zu unterrichten gesucht über die Art
und Weise, auf die sich die Steinkohlen in Kohks verwandeln und über die
Nothwendigkeit einer starken Hitze, um dahin zu gelangen, die fast mageren
Steinkohlen zu verkohlen. Dieses hat uns bei Aufsuchung aller zur Erreichung dieses
Zweckes geeigneten Mittel geleitet.
Auf den Boden eines kleinen Probirofens haben wir 4 bedeckte Schmelztiegel gestellt,
jeder 600 Gramme Steinkohle enthaltend, und der Wirkung der Hitze ausgesetzt, die
man ungefähr in einem großen Kohksofen hat. Die Gasentwickelung hat überall zugleich
eine Viertelstunde nach dem Einsetzen begonnen. Nach einer zweiten Viertelstunde
haben wir den ersten Schmelztiegel herausgezogen, dann wieder nach einer
Viertelstunde den zweiten und so den dritten und vierten Schmelztiegel. Wir haben
dabei Folgendes wahrgenommen:
In dem ersten Schmelztiegel hatte sich eine Lage von sehr deutlich erkennbarem Kohk,
1 1/2 Centimeter dick, an den Wänden gebildet und von der übrigen unberührten
Steinkohle durch ein schimmerndes Häutchen, ähnlich einem Ueberzuge von
ausgebreitetem Bitumen, getrennt.
Der zweite Schmelztiegel hatte eine ein wenig dickere Kohkslage, ebenfalls parallel
den Tiegelwänden mit einer breiteren glänzenden Haut. Der dritte mit einer noch
dickeren Kohkslage zeigte dieselbe Erscheinung, nur war die fette Haut mehr gezerrt,
ausgedehnter. Der vierte Schmelztiegelinhalt endlich war fast vollständig in Kohks
verwandelt, mit Ausnahme eines schwachen Steinkohlenkernes, merklich von der
glänzenden Oberfläche abgesondert, d.h. von dem Punkte an wo die Wirkung der Hitze
im Zuge war die Steinkohle zu zersetzen und sie in Kohks zu verwandeln, in dem
Moment wo man die Tiegel vorgezogen hatte. Wenn diese vier Steinkohlenproben 6/4
Stunden der Hitze ausgesetzt worden wären, so würden sie bis zum Mittelpunkte zu
Kohks verwandelt worden seyn.
Aus diesen für unseren Zweck wichtigen Experimenten ergab sich, daß die Steinkohle
einer starken Hitze ausgesetzt in einem Gefäß, einem Schmelztiegel oder in einer
Ofenabtheilung nicht gleichzeitig in ihrer ganzen Masse erweicht wird, um in einem
gegebenen Augenblicke mit einem Male in den Zustand von Kohks überzugehen. Die Art
und Weise der Kohksbildung findet im Gegentheil auf eine successive und
continuirliche Weise statt, von den erhitzten Wänden des Gefäßes an bis zum
Mittelpunkte der Steinkohlenmasse. Die Hitze, welche quer über diese Wände streicht,
trifft, bei ihrem Contact, auf eine erste Schicht, ein erstes Steinkohlenhäutchen
(wir wenden den Begriff „Häutchen“ an, um das Phänomen besser
zu erklären). Die mechanische Thätigkeit dieser ersten Hitzemenge zersetzt die
Steinkohle dieser Schicht, läßt ihr Bitumen wirksam werden, erweicht sie dadurch und
schweißt die Theilchen als Kohks zusammen.
Eine zweite Hitzemenge durchdringt die erste Schicht der gebildeten Kohks und bildet
daraus auf dieselbe Art eine zweite.
Eine dritte Portion Hitze durchdringt wiederum die zwei vorigen Kohksschichten und
bringt eine dritte hervor; so geht es fort bis zu den Schichten des Mittelpunktes
der Steinkohle. Aber die Thätigkeit jeder Hitzemenge, die so erschöpft und angewandt
wird, eine Steinkohlenschicht zu zersetzen, bleibt für die folgende Schicht latent,
so daß die Steinkohle unberührt hinter der zersetzten Schicht bleibt.
Hierauf haben wir in schärfster Weise durch Experimente im großen Ofen das vorstehend
Gesagte bestätigen können. Vier Stunden nach dem Füllen einer Ofenabtheilung mit
Kohlen wurde die gußeiserne Ofenthür geöffnet.
Die den mittleren Raum ausfüllende Kohle wurde in demselben Zustande wie sie
eingesetzt war und selbst noch kalt vorgefunden.
Die große Hitzemenge welche durch die Wände des Ofens gegangen, war consumirt und
hatte ihre Thätigkeit nur auf die Bildung einer Kohksschale von ungefähr 10
Zentimeter Dicke erstrecken können. Diese Kohksschicht befand sich an den Wänden und
zeigte innere sehr glatte und leuchtende Oberflächen parallel denen der Ofenwände.
Die Einwirkung der Hitze hatte an der Trennungsoberfläche des schon gebildeten Kohk
und der unveränderten Steinkohle aufgehört. Die geringe Leitungsfähigkeit dieser
letzteren für die Hitze stellte sich ihrer Erhitzung entgegen. Experimente, 2
Stunden, auch 6 Stunden nach dem Einsetzen angestellt, haben ähnliche Resultate
ergeben, bei einer mehr oder weniger großen Dicke von gebildetem an den Wänden
hängenden Kohk, nach der mehr oder weniger großen Dauer der Wirksamkeit der Hitze.
Man konnte auch wahrnehmen, daß die Dicke des gebildeten Kohk nicht der Dauer der
Behandlung im Ofen proportional ist; sie war verhältnißmäßig schwächer für eine
längere Hitzedauer. Der Grund davon ist, daß die sich bildenden Kohksschichten als
wenig gute Leiter der Wärme immermehr sich der schnellen Verbreitung der Hitze
entgegenstellen. Auch die letzten Kohksschichten bilden sich langsam und da jede
Oberfläche des Ofens ihr Theil an Hitze abgibt, so entsteht daraus ein freier Raum,
parallel den Umflächen, in der Mitte der Kohksschale. Dieser centrale freie Raum
bezeichnet auch den Transport, die Annäherung der Steinkohlentheilchen, der Schicht
welche sich bildet, auf die Schicht des gebildeten Kohk mit Hülfe des flüssig
gemachten Bitumens, welches als Transportmittel dient.
Es war wichtig, daß man diese Art und Weise der Kohksbildung kennen lernte in Bezug
auf die verschiedenen Steinkohlenarten, auf die mageren, fetten, langsam backenden,
um die genauen Dimensionen zu bestimmen, welche man den Ofenabtheilungen für ein
vollständiges Verkohlen in etwas weniger als 24 Stunden zu geben hat, und um die
passendste Art und Weise einer vorläufigen Ermittelung der leichtesten
Verkohkungsmethode für jede Steinkohlensorte oder Steinkohlenmischung zu finden. Das
Aussehen einer Steinkohle gestattet nicht, über ihre Beschaffenheit zu urtheilen und
über die Art und Weise, auf die sie im Ofen wird behandelt werden müssen. Zu diesem
Zwecke muß man sie einer vorläufigen Untersuchung unterwerfen und es genügte uns ein
einfacher Versuch im Schmelztiegel und eine Verbrennung, um ihre Beschaffenheit zu
bestimmen und um im Voraus zu wissen, wie sie sich im Großen in unserem Apparate
machen wird und folglich, wie man sie wird präpariren müssen, wie man den Ofen wird anzuordnen
und zu reguliren haben.
Die Verbrennung lehrt uns, ob die Steinkohle gewaschen werden muß. Wenn nun die
Steinkohle schon mehr oder weniger mager von Natur ist, so ist es in allen Fällen
von Vortheil, sie zu zerkleinen und zu waschen. Wir haben in der That gesehen, daß
Steinkohlen durch Ueberschuß an erdigen Substanzen mager werden können, d.h. die
backende Eigenschaft verlieren. Die erdige Substanz ist oft und größtentheils schon
getrennt von der Steinkohle im Kohlenklein enthalten. Hieraus kann man sie
vermittelst Waschens entfernen. Aber wenn sie einen wesentlichen Bestandtheil der
Steinkohle bildet, wenn sie darin im normalen Zustande enthalten ist, so kann man
sie nicht wegschaffen.
Der mineralische Anflug ist auch, wie die erdigen Gemengtheile, ein Hinderniß der
Verkohkung. Es gibt Steinkohlen welche so viel davon enthalten, daß man sie nicht
verkohlen kann und welche, von diesem Anfluge befreit, gute Kohks geben können. Das
haben wir bei einer Steinkohle aus Zwickau (Sachsen) erreicht, welche davon sehr
viel enthielt. Die fein zerstoßene Steinkohle wurde in's Wasser geschüttet, der
mineralische Anflug, welcher obenauf herumschwamm, abgerahmt und die auf dem Boden
des Wasserbehälters zurückgebliebene Steinkohle hat uns nach vorausgegangener
Trocknung einen sehr guten Kohk gegeben. Wir haben gleichfalls diesen Anflug durch
Windseparation abscheiden können.
Der Versuch im Schmelztiegel, dem Verfahren im Großen ähnlich, läßt uns sehen, ob die
Steinkohle reich an Kohlenstoff, an Wasserstoff oder Sauerstoff ist, ob sie mehr
oder weniger leicht backt, ob sie fett oder durch Ueberschuß von Kohlenstoff oder
Sauerstoff mehr oder weniger mager ist. Das Ansehen ihres Kohk und der Ertrag an
selbigem klären uns genügend in dieser Beziehung auf, und zeigen uns die
anzuwendende Behandlungsweise.
Wenn die Steinkohle nicht sehr viel erdige Gemengtheile führt, d.h. wenn sie nicht
mehr als beiläufig 2 bis 3 Proc. davon enthält und wenn ihr Kohksertrag im
Schmelztiegel zu 78–83 Proc. ermittelt ist, so ist sie wegen Ueberschusses
von Kohlenstoff halb mager und kann im Allgemeinen für sich allein behandelt
werden.
Wenn ihr Kohksertrag von 84–87 Proc. geht, so gibt sie gewöhnlich einen
gefritteten, wenig fetten Kohk, der unter dem Drucke des Fingers leicht zu Staub
oder Korn zerdrückt werden kann.
Dieß sind anthracithaltige Steinkohlen, welche man im Großen nur durch eine mehr oder
weniger schwache Hinzufügung fetterer Steinkohle, verbunden mit angemessener
Zerkleinerung und Mischung behandeln kann.
Wenn der Kohksertrag von 88 bis zu 93 Proc. steigt, so fällt man in die wahren
Anthracite, welche nicht mehr backen und im Schmelztiegel ganz unverändert bleiben.
Um diese an Kohlenstoff reichen Steinkohlen als brauchbare Kohks für metallurgische
Zwecke passiren zu lassen, muß man sie mit fetter Steinkohle in höherem Maaße als
die vorigen mischen. Man muß beide Kohlensorten zerkleinen und die fette Steinkohle
muß wenigstens, dem Gewichte nach, der Mischung als 1/4 des Ganzen beigefügt
werden.
Je mehr die fette Steinkohle fein zerkleint worden ist, um so weniger wird nöthig
seyn, um die Anthracittheilchen zu agglomeriren. Wir haben sehr guten Kohk
fabriciren können, indem wir den Anthracit in Körnern so groß wie Erbsen oder wie
der vierte Theil einer kleinen Erbse anfeuchteten und vom Staube befreit, mit fetter
sehr feiner Steinkohle zu ein Fünftel der Mischung vermengten. Die fette Steinkohle
haftete nur in ganz dünner Schicht an der Oberfläche der benetzten Anthracitkörner.
Nun begreift man, daß die Summe der Oberflächen, um sie mit solch dünner Schicht zu
bedecken, zu groß ausgefallen seyn würde, wenn die Anthracitkörner ebenfalls zu
feinerem Staube zermalmt worden wären. Diese Anthracitkörner bleiben unverändert
während der Verkohkung, wie Körner von feuerfesten Backsteinen und glänzen hell wie
kleine Sterne in den producirten Kohks, ohne auf ihrer Oberfläche die geringste
Schmelzung wahrnehmen zu lassen.
Wenn man also die fette Steinkohle beim Mischen mit Anthracit, um gute feste Kohks zu
erzeugen, sparen will, so wird man dieselbe und den Anthracit, jeden Gemengtheil für
sich, wie in den beiden angezeigten Fällen, bevor man sie mischt, zerkleinen. Wenn
man nun beide ohne Unterschied auf eine kleine Korngröße zerkleint oder die Mischung
vorher macht, so wird man, um ein sehr gutes Product zu erhalten, die fette
Steinkohle im Verhältnisse wie 1: 3, dem Gewichte der ganzen Masse nach, beifügen
müssen.
Wenn die Steinkohle in Folge eines Ueberschusses von Sauerstoff mager ist, so gelangt
man zu sehr schwachem Kohksertrage. Ein Ertrag von 60 Proc. gibt ungefähr die Grenze
dieser Steinkohlenarten an, welche noch backen können bei der Verkohkung im Großen.
Gewöhnlich wenn der Ertrag des Ausbringens unter 60 Proc. steht, so backen die
Steinkohlen nicht mehr oder nur schwach, wie das bei anthracithaltigen Kohlen
stattfindet oder bei Anthraciten die an Kohlenstoff allzu reich sind. Die
sauerstoffhaltigen Steinkohlen nähern sich den Braunkohlen, welche nicht backen und
mehr als die Hälfte ihres Gewichtes an flüssigen Stoffen abgeben, in welche der
Sauerstoff größtentheils übertritt. Wegen des schwachen Ausbringens hat man also kein großes
Handelsinteresse, diese zweite Classe von mageren Steinkohlen zu verkohlen, wofern
man sie nicht zu billigen Preisen haben und mit wohlfeilen fetteren, an Kohlenstoff
reichen Kohlen vermengen kann.
Wenn die erdigen Beimengungen der Agglomeration der der Verkohkung unterworfenen
Steinkohlentheilchen im Allgemeinen schaden, so ist dieses weniger bei geringen
Mengen beigemischter pulverförmigen Kohks der Fall. Wir haben einen harten und
soliden Kohk aus einer Steinkohle aus dem Saarbecken fabriciren können, welcher bis
zu 12 Proc. caustischen Kalk neben anderen erdigen Substanzen enthielt. Diese
Kohksart brennt sehr gut und läßt leichter den Schwefel der Steinkohle als
Schwefelcalcium in die Schlacken der Hohöfen überführen. Man thut besser,
calcinirten Kalk als pulverisirten Kalkstein anzuwenden.
Wir haben gleicherweise Kohk fabriciren können, welcher politisches Eisenerz
enthielt. Dieses Erz war nach dem Brennen in den Zustand des Roheisens übergegangen
und konnte nach Pulverisirung der Kohks vermittelst des Magnetes abgeschieden
werden. Das Wasser welches man mit der angefeuchteten Steinkohle in die Abtheilungen
unseres Ofens bringt, schadet im Allgemeinen weder dem Gange dieses letzteren, noch
der Qualität der Kohks, falls es nicht im Uebermaaße vorhanden ist.
Ein Verhältniß von 4 bis 5 Proc. Wasser in der Steinkohle bringt eine lebhaftere
Gasentwicklung in den leeren Räumen oder in den Feuerzügen des Ofens hervor.
Indessen, gewisse Steinkohlen und besonders die in Folge eines Ueberschusses von
Sauerstoff halb mageren Steinkohlen backen weniger gut und geben einen weniger
dichten Kohk, wenn man sie fein einbringt und mit mehr als 5 Proc. Wasser
anfeuchtet. Die an Kohlenstoff reichen Steinkohlen bieten gewöhnlich dieses
Hinderniß nicht. Aber einige von denselben nehmen durch die Verkohkung an Volumen
zu. Für diese Steinkohlenarten ist eine vorsichtige Bereitung der Chargen
nothwendig, damit der Kohkskuchen aus der Abtheilung herausgezogen werden kann.
Folgendes ist das Mittel, das wir anwenden, um diesem Uebelstande vorzubeugen und
das Hinderniß zu bestätigen.
Nehmen wir ein massives Stück Kohle von 1 Kubikcentimeter Inhalt und zerschlagen es
in kleine Stücke, so werden wir sie alle nicht wieder in den Raum von einem
Kubikcentimeter eintreten lassen können. Die leeren Räume der Stücke werden ein
gewisses Volumen bilden, welche das primitive Volumen vergrößert. Es wird sich
ebenso verhalten, wenn wir diese Stücke zu feinem Staube bringen, wegen der großen
Masse kleiner leerer Räume, welche aus diesem Zerkleinen entstehen. Aber wenn wir complet und
sorgfältig diesen feinen Staub mit 6 bis 8 Proc. seines Wassergewichtes anmengen, so
wird sich das Volumen dieses Staubes beträchtlich vermehren und sogar mit dem
Feinheitsgrade des Staubes steigend, ein dreimal so großes Volumen als das
ursprüngliche einnehmen. Man begreift daß diese vorher so aufgeschwellte und in den
Ofen gebrachte Masse eher eine Schwindung als ein Aufblähen während ihrer
Verwandlung zu Kohks erleiden wird.
In einem Ofen der nicht wie der unserige besonders in die Höhe gebaut seyn würde,
erzeugt dieser feine mit Wasser aufgeschwellte Steinkohlenstaub einen porösen und
leichten Kohk. Aber so ist es nicht in unserem Ofen wegen der Zusammenwirkung der
relativen Hitze der Chargen und seiner hohen Temperatur, Hauptursache der
Dichtigkeit der Kohks. Wir haben in der That keinen großen Unterschird in der
Dichtigkeit von Stücken gefunden, die dem unteren und oberen Theile der fertigen
Kohksmasse entnommen wurden. Unten waren sie allerdings ein wenig dichter. Eine
hinreichend große Anzahl von Versuchen über die Dichtigkeiten der mit derselben
Steinkohle in gewöhnlichen niedrigen Oefen und in unserem Ofen fabricirten Kohks hat
gezeigt, daß unser Ofen einen Kohk von größerer Dichtigkeit gibt.
Mittelst der Formel d = p/(P – E)
finden wir die Dichte (im Verhältnisse zum scheinbaren Volumen), eine Formel, welche
für jeden porösen Körper dienen kann, der nicht im Wasser löslich ist, und in
welcher d die Dichtigkeit des Kohksstückes, p das Gewicht des trocken in der Luft gewogenen Kohk
bezeichnet und außerdem
P das Gewicht des Kohksstückes angibt, nachdem man es
ungefähr 10 Minuten lang im Wasser hat kochen und darauf im kalten Wasser 20 oder 30
Minuten lang hat abkühlen lassen.
E ist das Gewicht des vermittelst des Aräometers unter
Wasser abgewogenen Körpers.
Diese Formel bleibt gültig, wenn das kochende Wasser selbst nicht in alle kleinen
Poren des Stückchens Kohk eindringen sollte.