Titel: | Ueber die colorimetrische Bestimmung des im Eisen und Stahl in gebundenem Zustande enthaltenen Kohlenstoffes; von J. Blodget Britton. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. CXXVII., S. 501 |
Download: | XML |
CXXVII.
Ueber die colorimetrische Bestimmung des im Eisen
und Stahl in gebundenem Zustande enthaltenen Kohlenstoffes; von J. Blodget Britton.
Aus dem Journal of the
Franklin Institute, Mai 1870, S. 356.
Mit einer Abbildung.
Britton, über die colorimetrische Kohlenstoffprobe.
Vor längerer Zeit lenkte Professor V. Eggertz zu Falun in
Schweden die Aufmerksamkeit der metallurgischen Chemiker auf die Erscheinung daß,
wenn reines metallisches Eisen in Salpetersäure von
gewöhnlicher Stärke gelöst wird, die Lösung, falls sie nicht zu concentrirt ist,
farblos oder doch beinahe farblos erscheint; daß hingegen die salpetersaure Lösung
von Stahl oder Eisen, welche gebundenen Kohlenstoff enthalten, gefärbt ist und einen
dem Kohlenstoffgehalte genau proportionalen helleren oder dunkleren Ton zeigt. Auf
diese Thatsache sich stützend, erfand Eggertz ein
Verfahren mittelst dessen Kohlenstoffbestimmungen, welche für viele Handelszwecke
hinlänglich genau sind, mit Leichtigkeit ausgeführt werden können.Man sehe die Beschreibung des Eggertz'schen
Verfahrens im polytechn. Journal Bd. CXCV S. 136 (zweites Januarheft
1870).
Es wurden mehrere Modificationen dieses Verfahrens vorgeschlagen. Eine solche, welche
höchst genaue Resultate liefert, ist seit einiger Zeit in dem eisenhüttenmännischen
Probirlaboratorium des Franklin Institute zu
Philadelphia eingeführt. Anstatt wie Eggertz, ein
einziges Rohr anzuwenden, welches die zur Vergleichung dienende Normallösung
enthält, wird eine Anzahl von Röhren benutzt, deren jede eine Lösung enthält, welche
einem anderen Gehalt an chemisch gebundenem Kohlenstoffe entspricht. Diese Röhren
werden in einem Gestelle von Nußbaumholz befestigt, in welchem zwischen denselben
das die zu prüfende Lösung enthaltende Probirrohr eingesteckt werden kann; das Ganze
bildet ein bequemes tragbares Colorimeter. In nachstehendem Holzschnitt ist mit A das die zu prüfende Eisen- oder Stahllösung
enthaltende Probirrohr bezeichnet.
Die Röhren welche die Normallösungen enthalten, haben 5/8 Zoll Durchmesser und 3 1/2
Zoll Länge; sie sind mit einer mit gebranntem Kaffee gefärbten Mischung von Wasser
und Alkohol gefüllt, und hermetisch verschlossen. Die Farbe der in der ersten Röhre
zur linken Hand enthaltenen Lösung entspricht genau derjenigen Färbung, welche 1 Grm.
Eisen, dessen Gehalt an gebundenem Kohlenstoff 0,02 Procent beträgt, in 15
Kubikcent. Salpetersäure gelöst zeigt. Die Farbe der in der nächsten Röhre
befindlichen Lösung entspricht einer solchen von derselben Eisenmenge, jedoch mit
0,04 Procent gebundenem Kohlenstoff, und so fort, indem der Kohlenstoffgehalt in
jeder der folgenden Röhren in regelmäßiger Reihenfolge um 0,02 Proc. nach der
rechten Seite zunimmt, und in der letzten 0,30 Proc. erreicht, wie die an der oberen
Schiene des Instrumentes angebrachten Zahlen anzeigen. An der Hinterseite des
Instrumentes ist zur theilweisen Abhaltung des Lichtes und um die verschiedenen
Farbentöne deutlich unterscheiden zu können, zwischen den Schienen. feines weißes
Pergamentpapier ausgespannt; auf dem Holzschnitt ist dieser Schirm nicht
ersichtlich.
Textabbildung Bd. 197, S. 502
Das Verfahren ist das folgende:
1 Grm. des fein zertheilten Metalles wird in einem ungefähr anderthalb Zoll weiten
und zehn Zoll langen Probirrohre fünfzehn bis zwanzig Minuten hindurch mit 10
Kubikcent. chlorfreier Salpetersäure von etwas über 1,20 specif. Gewichte digerirt.
Hierauf wird die Lösung vorsichtig in ein Becherglas gegossen und die geringe Menge
des etwa noch nicht gelösten, am Boden des Rohres haftenden Metalles mit 5 K. C.
frischer Säure mäßig erwärmt, bis es vollständig aufgelöst ist, und dann der übrigen
Lösung zugefügt. Der Inhalt des Becherglases wird, nachdem er erkaltet ist, durch
ein doppeltes Filter von deutschem Filtrirpapier (welches vorher nicht angefeuchtet
seyn und einen Durchmesser von höchstens 4 1/2 Zoll haben darf) in ein etwa 5 Zoll
langes Probirrohr filtrirt, welches genau denselben Durchmesser haben muß wie die im
Instrument befindlichen Röhren.
Nachdem die filtrirte Lösung einige Minuten hindurch der Temperatur der Atmosphäre
ausgesetzt gewesen ist und eine bleibende Farbe angenommen hat, wird das Rohr in den
Rahmen gestellt und der Kohlenstoffgehalt durch Vergleichung mit den Farbentönen der
Normallösungen bestimmt, was mit Leichtigkeit bis auf 0,01 Proc. geschehen kann.
Wärme darf beim Auflösen des Metalles nicht angewendet werden, weil eine höhere
Temperatur einen gewissen Grad von Entfärbung verursachen kann. Doppeltes Filtrirpapier
wird genommen, weil ein einziges leicht reißt, und das Filter wird trocken benutzt,
weil die Farbe der Lösung durch das zum Anfeuchten benutzte Wasser heller werden
würde. Bei der vorgeschriebenen Größe des Filters wird vom Papiere nicht zu viel
Lösung unnütz absorbirt.
Enthält das zu untersuchende Metall mehr als 0,30 Procent gebundenen Kohlenstoff, so
nimmt man von demselben 0,5 Grm. oder darunter; oder man verdünnt die Lösung mit dem
gleichen Volum oder mehr Wasser und zieht diese Verdünnung in Rechnung. Enthält
dagegen das Metall sehr wenig Kohlenstoff, so verwendet man 2 Grm. desselben zur
Lösung.
Um die Normallösungen für den Gebrauch darzustellen (die wirklichen beginnen nach
einigen Stunden an Farbe zu verlieren), wird nach Eggertz
Caramel in einer Mischung von gleichen Theilen Wasser und Alkohol gelöst; meiner
Erfahrung zufolge erhält man aber bei Anwendung von gebranntem Kaffee als Farbstoff
die Farbenabstufungen richtiger. Ich muß jedoch bemerken, daß ich noch nicht lange
genug mit letzteren Lösungen gearbeitet habe, um positiv behaupten zu können, daß
sie nach Verlauf längerer Zeit ihre Farbe nicht ändern. Die Instrumente müssen in's
Dunkle gestellt werden, wenn sie nicht in Gebrauch sind.