Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. , S. 286 |
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Miscellen.
Miscellen.
Betriebskraft für Kreissägen.
Die Betriebskraft zum Schneiden von Holz mittelst einer Kreissäge ist, wie Prof. Dr. Hartig in Dresden auf
Grund mehrfacher praktischer Versuche festgestellt hat, K = 0,0063 d . u
Pferdestärken, wobei d den Durchmesser der Kreissäge in
Metern, u die Umdrehungszahl pro Minute bezeichnet. (Oberlausitzer Gewerbeblatt, 1870 S. 31.)
Versuche mit combinirten Panzerplatten aus Eisen und
Stahl.
Für die Armirung der Verdecke der zwei im Bau begriffenen Donaumonitors wurden 9
Linien starke Eisenbleche in Aussicht genommen; da jedoch in neuerer Zeit Hr.
Oberlieutenant Thiele die nach seinem Patente
hergestellten combinirten Platten aus zusammengeschweißten Eisen- und
Stahlblechen in Vorschlag brachte, so wurde die definitive Entscheidung in
dieser Angelegenheit bis zum Abschlusse der dießbezüglich angeordneten Versuche
aufgeschoben. Diese vor einiger Zeit durchgeführten Versuche haben ein höchst
zufriedenstellendes und überraschendes Resultat geliefert.
Die von der Neuberg-Mariazeller Gewerkschaft
gelieferte Scheibe stellte genau ein Stück des Monitorverdeckes mit den
Versteifungsrippen dar und hatte eine Fläche von 60 Quadratfuß; die Platte aus
Neuberger Material war 7 1/2 Linien dick, wovon 3 Linien auf die vordere
Eisenschicht und 4 1/2 Linien auf die hintliegende, vollkommen verschweißte
Stahlschicht (Bessemer Nr. 5) entfielen.
Die Rippen waren in Entfernungen von 3 Fuß angebracht, so daß die Bleche von 3 Fuß
Höhe und 10 Fuß Länge nur an ihren Zusammenstößen durch die ersteren gehalten wurden
und rückwärts ganz frei waren. Die Beschießung fand durch einen 6pfündigen gezogenen
Hinterlader auf eine Entfernung von 500 Schritten statt.
Die Anforderung welche an die so construirte Scheibe gestellt wurde und die sie
erfüllen sollte, um für den gedachten Zweck zu genügen, war die, daß dieselbe an den
nicht durch Rippen unterstützten Stellen Schüsse aus dem eben erwähnten Sechspfünder
auf 500 Schritte Distanz mit einer Pulverladung von 34 Loth und unter einem
Treffwinkel von 15° ohne Schaden aushalten, d.h. außer der unausbleiblichen
Einbiegung keine Durchlöcherung gestatten solle.
Die früher abgeführten Versuche mit 9 Linien starken Schmiedeeisen-Platten aus
einem ungarischen Werke entsprachen kaum diesen Anforderungen, indem die Geschosse
in den günstigsten Fällen tiefe Einbiegungen mit einem starken Längenrisse an der
ausgebauchten Stelle erzeugten.
Um bei den Versuchen mit den combinirten Platten zu einem richtigen Urtheile zu
gelangen, wurde die Scheibe vorerst unter einem Treffwinkel von 20 Grad beschossen,
und zwar mit einer Pulverladung die einer Entfernung des Geschützes von 2000
Schritten entsprach. Bei drei solchen Schüssen drang nur einer an einer ungünstigen
Stelle der Platte durch dieselbe, während die beiden anderen, welche in die Mitte
der Platte trafen und daher von den Unterstützungspunkten am weitesten entfernt
waren, außer einer Einbiegung von circa 12 Linien nicht
den geringsten Sprung erzeugten. Das war bereits ein Resultat, das vordem nie
erreicht worden war und daher allgemein als höchst befriedigend anerkannt wurde.
Bei dem normalmäßigen Beschießen unter einem Treffwinkel von 15 Grad und auf eine
Entfernung von nur 500 Schritten bei voller Pulverladung (nämlich 34 Loth) konnte
durch gar keinen Schuß nicht einmal der leiseste Sprung an den im Durchschnitte 7
Linien stark eingebogenen Treffstellen wahrgenommen werden.
Diese Resultate, welche die Erwartungen aller anwesenden Commissionsmitglieder weit
übertroffen hatten, liefern den Beweis einerseits für die außergewöhnliche Güte des
Materiales, welches auch nicht einmal den feinsten Sprung zeigte und bei dem
durchschossenen Stücke die vortreffliche Schweißung der beiden so verschiedenartigen
Metalle erkennen ließ; andererseits für die richtige und zweckentsprechende
Verwendungs-Methode des Schmiedeeisens und Stahles für die Erzeugung von Panzerplatten, wie dieß
durch das Patent des Oberlieutenants Thiele vorgeschlagen
ist. Insbesondere konnte man die Ueberzeugung gewinnen, daß die Frictionswirkung des
Geschosses durch die vorn liegende Schmiedeeisenschicht in ausgiebigster Weise
amortisirt wurde, während der hinten liegende Stahl wegen Beseitigung aller jener
Momente, welche ein Anreißen und Springen desselben zur Folge haben könnten, den
eigentlichen Stoß ohne Gefahr für seine Continuität auszuhalten vermochte.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr. 22.)
Gewinnung des in Gießereihütten im Formsande und in der
Kupolofenschlacke zurückbleibenden Roheisens.
Jedem Eisenhüttenmann und Gießerei-Techniker überhaupt ist der nicht
unbedeutende Verlust an Roheisen bekannt, der beim Gießen von Gußwaaren entsteht und
beim Hohofenbetriebe das Ausbringen aus der Beschickung, und beim Kupolofen aus dem
eingeschmolzenen Roheisen verringert. Dieser Verlust beziffert sich auf 3 bis 4
Proc. des erzeugten Gußwaarengewichtes, und wird durch Durchwerfen des gebrauchten
Sandes durch Drahtsiebe vermindert, jedoch nie ganz behoben.
Ein einfaches, bei jedem Eisenwerke sowie bei den Fabrik-Eisengießereien
anwendbares Verfahren läßt den ganzen Roheisenverlust hereinbringen.
Die ganze Vorrichtung ist eine Fluthwäsche, bestehend aus einem Gerinne von 18 Fuß
Länge, 12 Zoll Breite, welches 15 1/2 Zoll gegen die Horizontale geneigt ist. Das
Gerinne ist durch eingelegte, 1 1/2 Zoll hohe Holzklötzchen in 3 Theile getheilt und
dienen dieselben zum Auffangen der dünnen Gußnähte, welche vom Wasserstrahl mit
fortgerissen werden.
Am oberen Theile der Rinne wird der gebrauchte Formsand eingeworfen, der Wasserstrahl
nimmt den Sand mit und bleibt das in demselben gewesene Roheisen am Boden des
Gerinnes liegen, welches bei Abstellung des Wasserzulaufes mittelst eines Wechsels
mit der Schaufel herausgehoben wird. Bei der Wäsche sind 2 Arbeiter beschäftigt,
wovon der eine die Zufuhr des Sandes, der zweite das Waschen desselben besorgt und
in 6 eilfstündigen Schichten 30–32 Ctr. Roheisenabfälle bei einem
Kostenaufwande von 6 fl. ö. W. gewinnen. Der nöthige Wasserbedarf ist 4 Kubikfuß in
der Minute.
Die gewonnenen Roheisenabfälle werden hier der Eisenerzgicht beigemengt, im Hohofen
eingeschmolzen und brachten das Ausbringen von Roheisen aus der Beschickung auf 34
und 35 Proc., verminderten den Holzkohlenaufwand auf 14 1/4–14 3/4 Kubikfuß,
während ohne Waschen des gebrauchten Formsandes das Ausbringen 30 bis 31 Proc., der
Holzkohlen-Aufwand 16–16 1/2 Kubikfuß war bei gleicher Gattirung und
gleicher Qualität der Eisensteine und gleicher Holzkohle, aus weichen Remmel-
und Durchforstungs-Hölzern und Stockhölzern geköhlt.
Das erzeugte Roheisen ist tiefgrau und wird die ganze Erzeugung für Gußwaaren
verwendet. Die angeführten Vortheile sind ebenfalls in Kupolofengießereien zu
erzielen, wenn der gebrauchte Formsand dem Waschprocesse unterworfen wird, wodurch
das Calo verringert wird. Aber ein anderer Roheisenverlust beim Kupolofenbetriebe
besteht auch in dem Zurückbleiben von Eisenkörnern in der Schlacke, welche bei den
aschenreichen Kohks trotz reichlichem Kalkzuschlag sehr zähe ist, und von den
Windformen erkaltet das schmelzende Roheisen mit einschließt. Nach Erkalten der
Kupolofenschlacke, welche nach vollendeter Kupolofenschmelzung herausgebrochen wird,
wird dieselbe einer Handscheidung unterzogen und ein Theil des in derselben
enthaltenen Roheisens gewonnen, hierauf in ein Stampfwerk gebracht, zu Sand gepocht,
welcher mit einem Wasserstrahle weggeschwemmt die Roheisenkörner am Boden
zurückläßt.
Zwei Arbeiter stampfen in 6 eilfstündigen Schichten 630–648 Kubikfuß
Kupolofenschlacke, bei einem Ausbringen von 60 Centner Roheisenkörnern, bei einem
Arbeitslohne von 6 fl. ö. W. Nach gemachten Versuchen stellt sich der
Roheisenverlust in der Kupolofenschlacke auf 1 Proc. von dem eingeschmolzenen
Roheisen, der durch das Pochen der Schlacke wieder behoben wird. Es resultirt daher,
daß durch Waschen des gebrauchten Formsandes und Pochen der Kupolofenschlacke in
Kupolofengießereien das Calo um 4 Proc. vom eingeschmolzenen Roheisen verringert
wird. Edmund Fischer, fürstl.
Colloredo-Mannsfeld'scher Berg-, Hütten- und
Maschinenfabrik-Verwalter zu Althütten bei Dobrisch. (Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1870, Nr. 29.)
Merkwürdige Erscheinung mit japanesischen
Metallspiegeln.
Unter den Objecten, welche derzeit in der Mustersammlung des
nieder-österreichischen Gewerbevereines exponirt sind, erregen die allgemeine
Aufmerksamkeit mehrere plangeschliffene Metallspiegel, welche die merkwürdige
Eigenschaft besitzen, daß sie nicht nur das Licht reflectiren, sondern auch
Schriftzeichen, die sich rückwärts des Spiegels
befinden.
Der Spiegel besteht aus einer Metallcomposition, ist rund und hat 9 Zoll im
Durchmesser. Er ist auf einer Seite flach geschliffen und zeigt auf der
entgegengesetzten Seite eine Landschaft im Relief. Mitten in dieser Landschaft
befinden sich zwei japanesische Zeichen, in gleicher Höhe wie die anderen höheren
Reliefpunkte, nur mit dem Unterschiede daß sie ebenfalls spiegelglatt geschliffen
sind. Läßt man nun die Sonne auf die Planfläche des Spiegels scheinen, so zeigen
sich auf einer gegenübergehaltenen weißen glatten Papierwand ganz deutlich jene
polirten japanesischen Zeichen, nebst der Abspiegelung der runden Scheibe, mit hellerem Lichte. Der
Spiegel hat eine Dicke von 1 1/2 Linien, die erwähnten polirten Buchstabenzeichen,
ebenso auch die höchsten Stellen in der Landschaft, wie Baumstämme, Vögel u. dgl.,
eine Dicke von 2 Linien.
Nun ist es wohl interessant zu wissen, wie diese seltsame Spiegelung und die
verschiedene Aufnahme und Abgabe der Lichtstrahlen bewerkstelligt wird. Nach der
Meinung von praktischen Technikern wäre der Guß des Metalles bei jenen Stellen,
welche wie hier um 1/2 Linie höher sind, auch dichter, da die Krystalle langsamer
erkalten, also auch feinkörniger werden konnten. Deren dichtere Textur erhielt somit
auch eine erhöhte Spiegelung, die freilich dem bestbewaffneten Auge bei dem ersten
Anblicke des Spiegels völlig unsichtbar ist.
Daß diese sonderbare Erscheinung am ehesten in der Dichte des Metalles zu suchen ist,
beweist nach sorgfältigen Untersuchungen, daß nicht nur jene polirten japanesischen
Buchstaben, sondern auch jene höheren landschaftlichen Theile, die doch matt
gehalten sind, sowie sie eben vom Gusse kommen, ebenfalls erscheinen.
Dadurch entfällt auch die irrige Meinung der Physiker, daß die Buchstaben eigens
aufgegossen wären, sowie auch die Behauptung, daß diese Erscheinung nur auf einem
Scherz beruhen könne, indem jene Stellen welche die Buchstaben tragen, auf dem
Planspiegel an ihren entsprechenden Stellen etwas feiner polirt worden wären.
(Mitgetheilt von Herrn J. C. Ackermann, Secretär des
nieder-österreichischen Gewerbevereines.)
Platin in Lappland.
In einem Briefe, datirt Stockholm den 11. Mai d. J.,
meldet mir Professor Nordenskiöld, daß man unter dem
Golde, welches im letzten Sommer in ziemlicher Menge und zuweilen in ganz großen
Stücken im Sande beim Ivalofluß im nördlichen Lappland gefunden worden ist, auch Platin angetroffen hat, welches bisher in der sonst an
eigenthümlichen Metallen so reichen Granitregion Scandinaviens noch nicht entdeckt
wurde.Nach freilich noch unverbürgten Zeitungsnachrichten soll kürzlich auch zu
Ibbenbühren in Westphalen Platin gefunden worden seyn.
Dr. J. C. Poggendorff.
(Annalen der Physik und Chemie, 1870, Bd. CXL S. 336.)
Benutzung des staubförmigen Magnesiums als kräftiges
Reductionsmittel; von Prof. Dr. Böttger.
Außer zur Erzeugung eines sehr intensiven Lichtes läßt sich das jetzt im Handel
vorkommende pulverförmige Magnesiummetall als kräftiges Reductionsmittel für
vermiedene Metallsalze, insbesondere der Chlorverbindungen, aus sehr nahe liegenden Gründen, recht vortheilhaft
benutzen. Eine Auflösung von Platinchlorid wird z.B. dadurch schon bei gewöhnlicher
mittlerer Temperatur augenblicklich zerlegt und unter stürmischer Entwickelung von
Wasserstoffgas feinstes Platinschwarz abgeschieden. Aus einer Chlorgoldsolution wird
reines Gold in Pulverform, und selbst das so stark elektropositive Zink aus seiner
Chlorverbindung im fein vertheilten metallischen Zustande gefällt. (Jahresbericht
des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.)
Ueber das sogen. salpetersaure Eisen.
Das sogen. salpetersaure Eisen ist bekanntlich eine dunkelbraune, ölige Flüssigkeit,
welche die Seiden- und Baumwollfärber für schwarze, blaue und grüne Farben
benutzen, namentlich um die Stoffe bei dem Färben zugleich schwerer zu machen. Das
Hauptagens in dieser Lösung ist Eisenoxyd. Man gewinnt sie durch Eintragen von 6 At.
Eisenvitriol in ein Gemisch von je 1 At. Schwefelsäure und Salpetersäure, Kochen der
erhaltenen Lösung, Absetzenlassen des dabei entstehenden Niederschlages und Abziehen
der Lösung. E. Lenssen (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie)
untersuchte drei solche im Handel vorkommende Lösungen; sie hatten alle ein specif.
Gewicht von 50° Baumé, enthielten aber nur 1,12 dis 2,18 Proc.
Salpetersäure, ein Präparat war sogar ganz frei von Salpetersäure. Hauptsächlich
enthielten die Lösungen Eisenoxyd (18,04 bis 20,10 Proc.) und Schwefelsäure (19,74
bis 23,3 Proc.), beide kommen in solchem Verhältniß vor, daß die beiden Salze
Fe²O³, 3 SO³ und Fe²O³, 2 SO³ angenommen
werden müssen. Gerade den Gehalt an den beiden Sulfaten des Eisenoxydes hält Lenssen für charakteristisch und nothwendig. Das neutrale
Eisenoxydsulfat aber fällt aus concentrirten Lösungen als weißes Pulver nieder, es
muß daher eine bestimmte Menge Eisenvitriol vorhanden seyn, um das neutrale Sulfat
des Eisenoxydes in Lösung zu halten. Auf der anderen Seite vermindert Eisenvitriol
die Löslichkeit des basischen Sulfates vom Eisenoxyd. Deßhalb ist es geboten, bei
der Darstellung des Präparates den Eisenvitriol portionenweise zuzusetzen, einen
Ueberschuß zu vermeiden und erst wenn die Lösung nach dem Kochen sich geklärt hat,
durch Digeriren derselben mit metallischem Eisen etwas Eisenoxyd zu Eisenoxydul zu
reduciren. Am besten ist das Präparat, wenn es Eisenoxyd und Schwefelsäure in dem
Verhältnisse von 2: 5 enthält. In der Praxis haben sich folgende Mengen bei der
Darstellung bewährt: 18 Thle. Wasser, 6 Thle. Schwefelsäure von 66°
Baumé, 7 bis 8 Thle. Salpetersäure von 35° Baumé. In dieses
Gemisch trägt man allmählich 38 Thle. Eisenvitriol ein. (Deutsche Industriezeitung,
1870, Nr. 29.)
Verfahren zur Condensation und Benutzung der bei der
Fabrication der Schwefelsäure etc. entweichenden salpetrigen Dämpfe, von R. Heilmann und P. Hart in
London.
Man läßt die Dämpfe in einem geeigneten Apparat auf Kalk oder Magnesia (oder deren
kohlensaure Salze), die in Wasser suspendirt sind, wirken, so daß die salpetrige
Säure und Salpetersäure, welche sie enthalten, davon absorbirt werden. Die
Flüssigkeit kann nachher auf dreierlei Weise behandelt werden: 1) Man verdampft sie
zur Trockne, erhitzt den Rückstand zum gelinden Glühen, und leitet die dabei
entwickelten Gase in die Bleikammer. Dabei bleiben Kalk oder Magnesia zurück, welche
man wieder zu demselben Zweck benutzen kann. 2) Man läßt auf die zum Kochen erhitzte
Flüssigkeit Schwefelsäure oder Salzsäure wirken, und leitet die dabei entwickelten
Dämpfe ebenfalls in die Bleikammer. 3) Man verdampft die Flüssigkeit, vermischt den
Rückstand mit Chlormangan (Rückstand von der Chlorentwickelung behufs der
Darstellung von Chlorkalk), und erhitzt die Mischung zum gelinden Glühen, wobei
Chlorcalcium oder Chlormagnesium und Mangan- und Eisenoxyd entstehen. Die
Dämpfe werden auch in diesem Falle in die Bleikammer geleitet. –
Französisches Patent. (Armengaud's (Génie industriel, April 1870, S. 172.)
Ueber Lithofracteur und Dualin.
Der Lithofracteur, ein Sprengmittel welches Gebr. Krebs in Deutz a. Rh. neuerdings in den Handel
bringen, hat nach J. Trauzl, Oberlieutenant der k. k.
österr. Geniewaffe („Explosive Nitrilverbindungen etc.,“ Wien
1870, C. Gerold's Sohn), annähernd folgende
Zusammensetzung:
Nitroglycerin
52 Gewichtsproc.
Kieselguhr und Sand
30 „
Steinkohle
12 „
Natronsalpeter
4 „
Schwefel
2 „
Der Lithofracteur ist also nichts anderes als Dynamit, dem etwa 20 Proc. eines sehr
schlecht combinirten, einen enormen Ueberschuß an Kohle enthaltenden Schwarzpulvers
beigesetzt sind. Dieser Zusatz an Schwarzpulver soll den Zweck haben, die
Explodirbarkeit des Präparates auch bei niederen Temperaturen zu sichern, ein Zweck
der nahezu
gegenstandslos ist. Der Lithofracteur bietet gegenüber dem Dynamit gar keine
wesentlichen Vortheile, dagegen eine Reihe bedeutender Nachtheile. Er ist:
1) weitaus empfindlicher gegen hohe Temperaturen als Dynamit. Während die
Entzündungstemperatur dieses letzteren 190° C. beträgt, ist jene des
Lithofracteur 120°;
2) ist er empfindlicher gegen die Einwirkungen von Feuchtigkeit und Wasser, was
zunächst durch den Gehalt an Natronsalpeter, der bekanntlich sehr hygroskopisch ist,
herbeigeführt wird;
3) durch den Ueberschuß an Kohlenstoff entwickelt er bei der Explosion eine große
Menge von Kohlenoxydgas, also schädlichere Verbrennungsproducte als das Dynamit;
4) bei gleichem Volumen ist, wie aus der Zusammensetzung klar hervorgeht, seine Kraft
eine geringere als jene des Dynamits, eine für die meisten Zwecke des Bergbaues sehr
in's Gewicht fallende Thatsache.
Besser constituirt als der Lithofracteur ist das Dualin.Von C. Dittmar in Charlottenburg; man sehe über
dasselbe die Mittheilungen im polytechn. Journal Bd. CXCVI S. 89 (erstes
Aprilheft 1870). Es besteht annähernd aus:
Nitroglycerin
50 Gewichtsproc.
feinen Sägespänen
30
„
Kalisalpeter
20
„
Gegenüber dem Dynamit hat dieses Sprengmittel alle Nachtheile welche die Verbindung
des Nitroglycerins mit einem so brennbaren und das Sprengöl schlecht aufsaugenden
Stoff, wie es das mit Salpeter imprägnirte Holz ist, besitzt. Es ist:
1) bedeutend empfindlicher gegen Feuer und gegenüber mechanischen Einwirkungen,
Letzteres besonders im gefrorenen Zustand. Gleich bei den ersten Versuchen in
Oesterreich kam bei dem Ausbohren der zum Einbringen des Zündhütchens nöthigen
Oeffnung in einer gefrorenen Dualinpatrone, trotzdem diese Operation mit größter
Sorgfalt von einem im Sprengfach sehr vertrauten Mann ausgeführt wurde, ein
bedauernswerther Unfall vor;
2) die Holzspäne haben eine sehr geringe Aufsaugungsfähigkeit für Nitroglycerin und
müssen deßhalb bereits bei dem geringen Gehalte von 40 bis 50 Proc. die Ladungen in
sehr starke Papierhüllen eingeschlossen werden;
3) das specifische Gewicht ist nur 1,02, also um 50 Proc. geringer als jenes des
Dynamits. Gibt man also selbst zu, daß das Dualin bei gleichem Gewicht dieselbe
Sprengkraft wie das Dynamit besitzt, so hat es doch bei gleichem Volumen eine um 50
Proc. geringere Sprengkraft, ein Punkt der für die Verwendung im Bergwesen Ausschlag
gebend ist;
4) ebenso wie der Lithofracteur enthält das Dualin einen bedeutenden Ueberschuß an
Kohlenstoff; die Explosionsgase müssen daher eine bedeutende Menge von Kohlenoxyd
enthalten, also im Grubenbetrieb entschieden schädlicher wirken als jene des
Dynamits. Der Vortheil, den es ebenso wie der Lithofracteur gegenüber dem Dynamit
besitzt, ist der, daß es bei niederer Temperatur auch mit gewöhnlichen Zündhütchen
explodirbar ist. Dieser Vortheil ist aber bei dem Umstande daß bei
Gesteinsprengungen nur weiche Nitroglycerinpulver angewendet werden dürfen, sehr
gering anzuschlagen und compensirt keineswegs die zahlreichen Nachtheile. (Deutsche
Industriezeitung, 1870, Nr. 29.)
Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris.
Die Oxy-Hydrogen-Gasbeleuchtung in Paris hatte bekanntlich mit ihrem
ersten Debut auf dem dortigen Platze des Stadthauses Ende 1867 kein Glück. Trotzdem
ist das Project, die Erfindung des Hrn. Tessié du
Mothay auszubeuten, nicht aufgegeben; eine Gesellschaft, „Société des Gaz Oxygène et
Hydrogène,
Tessié du Mothay et Comp
., 44 Rue Lafitte Paris,“ hat eine Fabrik
zur Darstellung von Sauerstoff in Pantin, sie beleuchtet ein Magazin 35 Rue Lafayette, einen Theil des Bazar Européen, Boulevard Montmartre, zum Theil das Théâtre de la Gaîté und wird
im Juni oder Juli einen größeren Versuch an der Straßenbeleuchtung ausführen, wozu
ihr die Erlaubniß des Röhrenlegens von der Stadt dewilligt worden ist. Man spricht davon, daß die
Pariser Gasgesellschaft den Unternehmern 6 Millionen Francs angeboten haben soll, um
das Patent für Paris zu erwerben; aber letztere versprechen sich weit größere
Vortheile. Ein Actiencapital von 24 Millionen Francs in Actien zu 500 Frcs. sey
bereits gezeichnet. Auch ist man thätig, die Erfindung in Deutschland bekannt zu
machen, und ihre Einführung daselbst zu betreiben. Ein Wagen mit dem neuen
Sauerstoffgas ist nach Frankfurt a. M. geschickt worden, um dort zu Versuchen
benutzt zu werden; in Wien wird ein Ofen zur Darstellung von Sauerstoff gebaut, und
sollen Versuche in größerem Maaßstabe zur Ausführung kommen. Man abstrahirt jetzt,
von der Anwendung von reinem Wasserstoffgas und Zirkonstiften, und wendet als
zweites Gas Leuchtgas oder auch Wasserstoff welchen man vorher carburirt, an. Zum
Verbrennen dient ein Argandbrenner mit zwei concentrischen Löcherkränzen; aus dem
einen Ringe strömt das Leuchtgas, aus dem anderen der Sauerstoff aus; zum Abschluß
des Brenners genügt ein einziger Hahn. Einem Circular der Gesellschaft vom 31. März
d. I. entnehmen wir Folgendes: Der Pariser Straßenbrenner, ein Schmetterlingsbrenner
von 140 Litern Gasconsum per Stunde, kann bei einem
Druck von 0,0025 Meter und mit der Leuchtkraft eines Argandbrenners von 160 Litern
durch einen Hydro-Oxygen-Gasbrenner zum halben Preise ersetzt werden,
und man erhält dabei ein weißeres, angenehmeres und constanteres Licht, ohne einen
Glascylinder nöthig zu haben. Nach vielfachen Versuchen mit carburirtem
Wasserstoffgas hat sich herausgestellt, daß die Absorption an
Carburationsflüssigkeit, je nach der Beschaffenheit dieser Flüssigkeit, im Mittel 40
Grm. per Kubikmeter Wasserstoff beträgt, und daß sich damit der Kubikmeter
carburirter Wasserstoff auf 30 bis 35 Cent. stellt. Ein kleiner
Hydro-Oxygen-Gasbrenner (demi bougie)
stellt sich demnach per Stunde auf
16 Liter Sauerstoff à 70
Cent, per Kubikmeter
1,12 Cent.
28 Liter carburirter Wasserstoff à. 35 Cent. per Kubikmeter
0,98 „
––––––––
zusammen
2,10 Cent.
Dieser Brenner gibt dasselbe Licht, wie ein gewöhnlicher Leuchtgasbrenner von 140
Litern Gasconsum per Stunde. Auf andere Maaße und Münze
übertragen, heißt dieß also:
1000 Kubikfuß engl. Sauerstoff
kosten 5 Thlr. 8 Sgr.
1000
„
„ carb. Wasserstoff
„
2 „ 19
„
Eine Flamme von der Leuchtkraft eines gewöhnlichen 5-Kubikfuß-Brenners
kostet per Stunde 0,168 Sgr. = 0,588 kr.
1000 Kubikfuß gewöhnliches Steinkohlengas haben nach dem neuen Verfahren einen Werth
von 1 Thlr. 4 Sgr. = 1 fl. 59 kr. (Journal für Gasbeleuchtung, 1870 S. 302.)
Ueber die Vorgänge bei der Türkischrothfärberei; von V. Wartha.
Mit Untersuchungen über die Vorgänge bei der Türkischrothfärberei beschäftigt, konnte
ich bis jetzt Folgendes constatiren:
Das eigenthümliche Feuer welches die türkischroth gefärbten Krapp-Artikel
auszeichnet, rührt von einer eigenthümlichen Fettsäure-Alizarinverbindung
her, welche der Faser nicht stark anhaftet und derselben mit Ligroin und Aether
entzogen werden kann. Verdunstet man diese Lösung, so erhält man ein prächtig feurig
scharlachrothes Fett, das nur mit starker Kalilauge behandelt oder mit Kali
geschmolzen zersetzt wird, und alsdann die charakteristische Alizarinreaction zeigt.
Der extrahirte Stoff hat alles Feuer verloren, der Ton zieht mehr in's Kirschrothe
und ähnelt ganz den bloß mit Zinnbeizen erzeugten Krappfarben. Mit dem Studium
dieser Verbindung bin ich beschäftigt und behalte mir weitere Mittheilungen darüber
vor.
Zu meiner kürzlich angegebenen Methode der Darstellung von PflanzenalizarinIn diesem Bande des polytechn. Journals S. 58
(erstes Juliheft 1870). kann ich noch hinzufügen, daß die vorher mit Ligroin behandelten Stoffe mit
Alkohol-Salzsäure ausgezogen und das Pflanzenalizarin aus dieser Lösung schon
durch bloßes Verdünnen mit viel Wasser in Form orangegelber Flocken und fast
chemisch rein gefällt werden können; dadurch wird das Verfahren noch viel einfacher.
Ebenso kann ich mittheilen, daß nach sorgfältiger Vergleichung das Pflanzenalizarin
schon zwischen 130 bis 140° C., das synthetische aber erst zwischen
280–300° vollständig sublimirt. Ofen, den 25. Juni 1870. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 12.)
Die Färbekraft einiger Anilinfarbstoffe.
Wer erinnert sich nicht an die zahlreichen Beispiele der Theilbarkeit der Materie,
welche in physikalischen Vorlesungen aufgeführt zu werden pflegen, an den Reiter der
sammt seinem Pferde in das Gold eines Ducaten gehüllt ist, an die zu meilenlangem
Draht ausgezogene kleine Goldmünze, an die vergoldete irdene Schüssel, welche man in
den Töpfereien von Staffordshire für einen Sixpence kaufen kann?
Kaum minder schlagende Illustrationen für die Theilbarkeit der Materie liefern die
Anilinfarben. Das Interesse, mit dem mehrere
physikalische Freunde einige hierher gehörigen Erscheinungen noch jüngst erst im
Berliner Universitäts-Laboratorium betrachtet haben, veranlaßt mich die
Ergebnisse mitzutheilen, welche bei verschiedenen Versuchen über die Färbekraft der
Anilinfarben erhalten wurden.
Die Auflösung eines Rosanilinsalzes – da es sich
hier stets um sehr verdünnte Lösungen handelt, so ist es ganz einerlei, welches Salz
man anwendet – mit einige Tropfen Essigsäure enthaltendem Wasser so weit
verdünnt, daß auf 1 Theil Färdesalz 1 Million Theile Flüssigkeit kommt (1 Milligramm
auf 1 Liter Flüssigkeit), besitzt noch eine tief carmoisinrothe Farbe. Ein mit
verdünnter Essigsäure angefeuchteter Seidebüschel wird von dieser Lösung
augenblicklich schön roth gefärbt. Erhöht man den Wassergehalt bis auf 25 Millionen
(1/25 Milligramm im Liter), so ist die rothe Tinte immer noch sehr deutlich und
eingelegte Seide erscheint nach einer Viertelstunde lichtroth gefärbt. Verdünnt man
noch weiter, so zeigt es sich, daß bei dem Verhältniß von 1 Th. Färbesalz auf 100
Millionen Theile Wasser (1/100 Milligrm. im Liter) die Grenze erreicht ist, bei
welcher die Farbe noch sichtbar ist. Dünne Schichten dieser Flüssigkeit erscheinen
in der That schon ganz farblos und man muß durch dickere Sichten (von etwa 1/2
Meter) hindurchsehen oder die Oberfläche der Flüssigkeit halb im durchfallenden,
halb im reflectirten Lichte betrachten, um die Tinte noch deutlich wahrnehmen zu
können. Interessant ist es alsdann, einen weißen Seidefaden in ein nicht allzu
geringes Volum dieser nahezu farblosen Flüssigkeit einzuhängen. Nach 24 Stunden
erscheint ein solcher Faden ganz deutlich und zwar ungleich tiefer gefärbt als die
färbende Flüssigkeit. Angesichts dieser Erscheinung können wir nicht bezweifeln, daß
sich im Schooße der scheinbar ruhenden Flüssigkeit Strömungen vollziehen, in Folge
deren die gefärbten Wassermolecüle nach einander an dem ruhenden Faden
vorübergeführt werden; und es deuten daher auch die hier verzeichneten Beobachtungen
auf einen Bewegungszustand der Molecüle hin, zu dessen Annahme die Naturforscher auf
den verschiedensten Bahnen gelangt sind.
Experimentirt man statt mit einem Rosanilinsalz mit einem der zahlreichen
Farbderivate des Rosanilins, so beobachtet man ein ganz ähnliches Färbevermögen. Der
Versuch wurde noch speciell mit dem Aethylviolett und dem
Jodgrün angestellt. In beiden Fällen war die Färbung
bis zur Verdünnung selbst von 100 Millionen noch sichtbar, und beide Lösungen
fixirten auf einem Seidefaden nach längerer Zeit die betreffende Farbe schwach, aber
deutlich. Die beiden letztgenannten Farbstoffe eignen sich aber für diese
Grenzversuche minder gut als die Rosanilinsalze, da Violett und Grün im verdünnten
Zustande der Farbe näher liegen, welche man beim Durchsehen durch beträchtliche
Schichten reinen Wassers beobachtet. (Aus Prof. A. W. Hofmann's Vorlesungsversuchen in den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1870, Nr. 12.)
Erklärung der Einwirkung des Braunsteins auf das chlorsaure
Kali bei der Sauerstoffgasbereitung; von Dr. Georg Krebs.
Die Thatsache, daß chlorsaures Kali mit Braunstein oder Eisenoxyd gemengt seinen
Sauerstoff viel leichter bei der Erhitzung abgibt, als wenn es allein erhitzt wird,
scheint dermalen ihre Erklärung noch nicht gefunden zu haben; selbst in den
Lehrbüchern neuesten
Datums spricht man noch immer von einer katalytischen Kraft, die doch nichts weiter
ist als ein bequemer Collectivname für eine große Anzahl, äußerlich allerdings
verwandter, dem inneren Wesen nach aber jedenfalls sehr verschiedenartiger
Einwirkungen.
Was nun speciell die Einwirkung des Braunsteines oder Eisenoxydes auf chlorsaures
Kali angeht, so dürfte sich die Sache folgendermaßen verhalten: Wenn man einen
Körper, der nicht flüssig gemacht werden kann, erhitzt, so steigert sich seine
Temperatur beständig und zwar ziemlich rasch, da feste Körper (im Vergleich mit
flüssigen) meist eine geringe specifische Wärme haben, bessere Leiter sind und ein
größeres Absorptionsvermögen besitzen. Außerdem brauchen sie keine latente Wärme zum
Flüssigwerden. Man kann also, wenn der Körper zersetzbar ist, leicht an den Punkt
kommen, wo alle zugeführte Wärme, die auch der Körper verhältnißmäßig leicht
aufnimmt, zur Zersetzung verwandt wird. Körper dagegen, welche beim Erhitzen flüssig
werden und deren Schmelzpunkt nicht, oder nicht merklich höher liegt als der Punkt,
bei welchem sie sich zersetzen, zerlegen sich nur langsam; sie erfordern viel Wärme
bis sie geschmolzen sind, und durch das geringe Absorptionsvermögen geht auch
alsdann die' Zersetzung nur langsam vor sich. (Von der schlechten Leitungsfähigkeit
wollen wir nicht reden, da bei flüssigen Körpern die Strömung ausgleichend
eintritt.) Beim chlorsauren Kali speciell ist noch ein anderer Umstand besonders
beachtenswerth. Wenn nämlich die Zersetzung bei starkem Erhitzen heftiger zu werden
anfängt, so muß man das Feuer mäßigen, damit die Retorte nicht abschmilzt; es bilden
sich am Boden derselben leicht große Gasblasen, so daß derselbe nicht mehr von der
Flüssigkeit berührt und deßhalb sehr heiß wird.
Man kann nun bei flüssigen Körpern allerhand Kunstgriffe anwenden, um entweder eine
raschere Verdunstung oder Zersetzung zu bewirken: Bei den Salinen läßt man das
Salzwasser über Dornen herabfallen; es zerspaltet sich dabei in zahllose Tropfen,
von denen nunmehr jeder einzeln von der Sonne beschienen wird. Will man Oel rasch
zersetzen, so braucht man es nur in dünnen Schichten auf glühende Platten zu gießen.
Jedem einzelnen Oeltröpfchen wird hier direct eine große Hitze zugeführt. Um
Leuchtgas aus Harz zu fabriciren, läßt man dasselbe in. feinem Strahl auf
Ziegelsteine fallen, welche in einer Retorte in starker Gluth erhalten werden. Etwas
Aehnliches, wie in den zwei letztgenannten Fällen tritt bei der Erhitzung eines
Gemenges von chlorsaurem Kali und Braunstein ein (warum aber nicht, kann man fragen,
bei Anwendung von feinem Quarzsand, statt des üblichen
Eisenoxydes und anderer Oxyde? d. Red.) Der Braunstein, als fester Körper, wird
rasch heiß und nimmt leicht die zugeführte Wärme auf; jedes Körnchen chlorsaures
Kali ist mit einem heißen Braunsteinkörnchen in Berührung. Allerdings wird der
Braunstein sich nicht übermäßig erhitzen (was schon der Umstand beweist, daß er
nicht zersetzt wird), denn das chlorsaure Kali entzieht ihm rasch die Hitze, welche
es zum Schmelzen und zur Zersetzung nöthig hat; immerhin aber dürfte der Braunstein
beträchtlich heißer werden, als das geschmolzene chlorsaure Kali allein für sich
werden würde. Es ist also gerade so gut, als ob chlorsaures Kali in einer dünnen
Schicht auf eine heiße Platte gestreut werde.
Wenn behauptet wird, man brauche zur Zersetzung des chlorsauren Kalis bei Gegenwart
von Braunstein oder Eisenoxyd weniger Wärme, als ohne diese Körper, so rührt dieß
daher, daß der Braunstein und das Eisenoxyd leichter die zugeführte Wärme aufnehmen
und an das chlorsaure Kali abgeben, so daß also nicht so viel Wärme verloren
geht.
Eine sehr heftige Zersetzung des chlorsauren Kalis kann man auf folgende Art
bewirken: Man erhitze Eisenoxyd oder Braunstein in einem Tiegel und bringe zugleich
chlorsaures Kali in einer Porzellanschale zum Schmelzen. Wenn das Eisenoxyd recht
heiß ist, entferne man die Flamme unter der Porzellanschale und schütte das
Eisenoxyd in das flüssige chlorsaure Kali. Die Gasentwickelung wird so stürmisch,
daß die Masse überschäumt, weßhalb man gut thut, vorher ein größeres Gefäß unter die
Porzellanschale zu stellen, in welches das Ueberschäumende ablaufen kann.
Aehnlich wie Braunstein und Eisenoxyd werden alle Körper wirken, welche durch
Erhitzen nicht flüssig werden und sich nicht mit dem chlorsauren Kali zersetzen:
Zinkoxyd, Zinnoxyd, gebrannter Gyps u.s.w. Sind diese Körper feucht, so ist es
nothwendig, sie vorher durch Erhitzen in einem Tiegel zu trocknen. (Zeitschrift für
Chemie, Jahrg. XIII, S. 243.)
Ueber phosphorsauren Kalk aus Canada und einige andere, zur
Fabrication von Superphosphat verwendete mineralische Phosphate; von W. R. Hutton.
Bekanntlich wird der agronomische Werth eines natürlichen Phosphorsauren Kalkes im
Allgemeinen von dem Phosphorsäuregehalt desselben bedingt; der Werth dieser
Phosphorsäure sinkt jedoch bedeutend, wenn das Mineral viel kohlensauren Kalk
enthält, und zwar hauptsächlich wegen der großen Menge Schwefelsäure welche
erforderlich ist, um vor dem Aufschließen des Kalkphosphates den kohlensauren Kalk
zu zersetzen. Dasselbe gilt für solche Kalkphosphate welche Eisenverbindungen
enthalten; das Eisen nimmt eine äquivalente Menge Schwefelsäure auf und bildet,
indem es sich höher oxydirt, eine Verbindung welche dem Pflanzenleben direct
schädlich ist. In den natürlichen Kalkphosphaten ist auch stets Fluorcalcium enthalten, zu dessen Zersetzung ebenfalls
Schwefelsäure erforderlich ist; dadurch werden die Darstellungskosten des
Superphosphats vermehrt, während die gleichzeitig entwickelten gasförmigen
Fluorverbindungen sehr belästigend sind. Von allen natürlichen Kalkphosphaten kommt
keines zu ausgedehnterer Anwendung als die Koprolithen
und doch wird kein anderes von Seiten der Landwirthe so wenig richtig beurtheilt.
Wenn auch Agronomen und selbst manche Düngerfabrikanten geneigt sind, das aus den
Koprolithen dargestellte Superphosphat mit mißtrauischen Augen anzusehen, so ist
doch Hutton durch eigene Erfahrung zu der Ueberzeugung gelangt, daß
Kalksuperphosphat als Düngemittel stets denselben chemischen Werth besitzt,
gleichviel, aus welchem Rohmaterial dasselbe gewonnen worden. Hutton besprach in seinem am 14. März d. I. in der Philosophical Society zu Glasgow gehaltenen Vortrage (dem wir diese
Mittheilung entnehmen) die Abstammung und Natur der Koprolithen und die Ausdehnung
ihrer Lagerstätten in Cambridgeshire, Bedfordshire und Suffolk, aus denen jährlich
über 200,000 Tonnen gewonnen werden und betonte dann die Notwendigkeit, für die
Bedürfnisse des brittischen Ackerbaues noch andere Fundstätten dieses Minerales zu
benutzen, selbst wenn diese in anderen Ländern existiren. Die Producte der
Phosphorit-Ablagerungen Deutschlands und Spaniens werden bereits in ausgedehntem Maaße nach
Britannien eingeführt, obgleich dieselben nicht den Werth der englischen Koprolithen
haben. Er erwähnte eines mächtigen und werthvollen Lagers von diesem Rohstoffe in
Südcarolina, auf welches sich in neuerer Zeit die
Aufmerksamkeit der Düngerfabrikanten gerichtet hat und theilte hierauf mit, daß ihm
vor mehreren Monaten Proben von Phosphorsaurem Kalk aus Canada zugegangen seyen, von einem Fundorte wo dieses Rohmaterial in
beinahe fünfzehn Fuß Mächtigkeit ansteht; das Mineral ist, soweit sich nach den
bisherigen Untersuchungen urtheilen läßt, von vortrefflicher Qualität. Mehrere von
den ihm zugesendeten Exemplaren zeigen wohlausgebeldete Krystalle, sechsseitige
Prismen; die übrigen Stücke bilden derbe Massen; beide Varietäten aber besitzen
Glasglanz und sind theils grün und bläulichgrün, theils roth gefärbt. Hutton erhielt bei seinen Analysen nachstehende
Resultate:
Derbe Massen.
Krystalle.
Phosphorsauren Kalk
86,61
90,82
Fluorcalcium
7,22
5,70
Chlorcalcium
0,06
0,14
kohlensauren Kalk
4,47
0,38
Feuchtigkeit
0,08
0,32
Sand
0,10
0,10
––––––
–––––
98,54
97,46
Eisenoxyd
0,40
––––––
97,86
specifisches Gewicht
3,142
3,166
Hinsichtlich seiner physikalischen Eigenschaften unterscheidet sich dieser canadische
Apatit von allen übrigen natürlichen Kalkphosphaten durch seine kristallinische
Structur; in chemischer Beziehung unterscheidet er sich von denselben dadurch, daß
er mehr phosphorsaure und weniger kohlensaure Kalkerde, sowie weniger Sand enthält.
(Chemical News, vol. XXI p. 150; April 1870.)
Prüfung von Bier auf die Bitterstoffe der Quassia, des
Wermuths und des Bitterklees; nach Enders.
Das Vier wird zum Syrup verdunstet, dieser mit starkem Weingeist vermischt, wodurch
das Dextrin heraus fällt, das Filtrat zum Extract eingeengt, dieses wieder in
starkem Weingeist gelöst, die Lösung zur Entfernung des Zuckers mit Aether
vermischt, vom braunen Zuckersyrup abfiltrirt, das Filtrat durch Verdunsten vom
Aether befreit, der Rückstand in wässerigem Weingeist aufgenommen und mit Bleiessig
ausgefällt.
a) Der Niederschlag enthält das Lupulin nebst Hopfenharz.
Er wird abfiltrirt, gewaschen, in Wasser suspendirt, durch Schwefelwasserstoff
zersetzt, das entstandene Schwefelblei auf einem Filter gesammelt, mit Weingeist
nachgewaschen, die vereinigten Flüssigkeiten zur Trockne gebracht, der
Abdampfrückstand mit Chloroform extrahirt, der Lösung Wasser zugesetzt, und das
Chloroform wieder ausgetrieben. Was sich dabei ausscheidet, ist Hopfenharz.
Die vom Hopfenharze getrennte wässerige Flüssigkeit liefert, wenn sie Lupulin (Hopfenbitter)
enthält, beim Verdunsten einen bitteren, sauer reagirenden, in Weingeist, Aether und
Chloroform löslichen Rückstand, dessen wässerig-weingeistige Lösung durch
Bleiessig gesällt wird, mit Gerbsäure keinen Niederschlag und mit ammoniakalischer
Silberlösung keinen Silberspiegel gibt.
b) Die von dem durch Bleiessig entstandenen Niederschlage
getrennte Flüssigkeit wird mittelst Schwefelwasserstoffs vom überschüssigen Blei
befreit, der freie Schwefelwasserstoff durch Erwärmen ausgetrieben, eine wässerige
Gerbsäure zugesetzt, der hierdurch erzeugte Niederschlag (worin die übrigen drei
Bitterstoffe, wenn sie vorhanden sind, seyn müssen) gesammelt, mit Bleiweiß zusammen
gerieben, eingetrocknet, mit Weingeist ausgekocht, das Filtrat zur Trockne gebracht
und mit reinem Aether extrahirt.
α) Der ätherische Auszug wird eingetrocknet. Der
Rückstand ist Absinthiin, wenn er folgende Merkmale
besitzt: Löslichkeit in Weingeist, sowie in viel heißem Wasser; die wässerige Lösung
fällbar durch Gerbsäure, nicht durch Bleieisig; mit concentrirter Schwefelsäure
angerührt und mit Wasser vorsichtig versetzt, blauviolette Färbung; mit
ammoniakalischer Silberlösung versetzt und gekocht, Silberspiegel.
β) Der bei der Behandlung mit Aether unlöslich
gebliebene Körper, löslich in Weingeist, fällbar durch Gerbsäure, nicht durch
Bleiessig, ist Menyanthin, wenn beim Erwärmen mit
ammoniakalischer Silberlösung ein Silberspiegel, dagegen Quassiin, wenn dabei kein Silberspiegel entsteht. Im ersteren Falle bleibt
allerdings noch unentschieden, ob neben dem Menyanthin etwa auch Quassiin zugegen
ist. (Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie.)
Mäusegift.
Als ein specifisches Gift für Mäuse ist Calomel
(Quecksilberchlorür), nach der pharmaceutischen Centralhalle, zu empfehlen. 1 Th.
Calomel, 5 Th. Weizenmehl, 1 Th. Zucker, 1/10 Th. Ultramarin werden als Pulver in
Schälchen ausgestellt.