Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. , S. 455 |
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Miscellen.
Miscellen.
Dampfdruckregistrirapparate.
Um den Druck in einem Dampfkessel, welcher mittelst eines entsprechenden Manometers
der Größe nach gemessen wird, zu registriren, construirten Norton und Bailey in Salford bei Manchester
(Engineer, April 1870, S. 259) sowie auch Bernhard
Isangk in Rouen (Engineer, Juni 1870, S. 440) eigene Apparate, welche jedoch nach ähnlichen
Principien gebaut sind.
Der von einem Druckmesser angezeigte Kesseldruck wird durch ein geeignetes Hebelwerk
aus einen Schreibstift übertragen, welcher auf eine mit constanter Geschwindigkeit
von einem Uhrwerk aus betriebene, mit Papier überzogene Schreibtrommel
einspielt.
Das Papier ist mit horizontalen und verticalen Strichen versehen in der Art, daß die
Längsverschiebung des Stiftes – parallel zur Trommelachse – die
Druckgröße, die allmähliche Drehbewegung der Trommel aber die Zeit abzulesen
gestattet.
Airy's Methode zur Prüfung von
Trägern etc. auf Risse oder Sprünge.
Es ist schon lange bekannt, daß man bei Gefäßen aller Art, plattenförmigen
Gegenständen, wie Blechtafeln, bei eisernen Wagenachsen etc. aus dem durch
Anschlagen hervorgerufenen Ton oder Klang erkennen kann, ob diese Gegenstände ohne
Risse oder Sprünge sind. Ebenso entscheidet bei vielen Constructionen die Höhe des
angeschlagenen Tones über die Spannung der Stäbe, wie z.B. bei dem
Spannstangen-Armsystem der Wasserräder. Nun ist in neuester Zeit durch W. Airy in London noch ein Schritt weiter geschehen und wird
aus der Höhe des angeschlagenen Tones die Größe der Spannung selbst bestimmt. Die
Methode der Kräfteberechnung ist als neu, elegant und sicher zu bezeichnen, und
obwohl sie nur an einem Modell eines Bowspring-Trägers angewendet worden ist,
so läßt sie sich in gleicher Weise auch für andere Constructionen (Fachwerkträger,
Stationsdächer, Bogendrücken mit Gitterwerk etc.) benutzen. Es ist diese Methode
überall da von Werth, wo die Schwierigkeiten und die Unsicherheit der theoretischen
Bestimmung eine experimentelle Untersuchung der betreffenden Construction als
wünschenswerth erscheinen läßt. Dieß ist auch der Fall bei Airy gewesen, welcher zu seinen Versuchen durch einen Auftrag veranlaßt
wurde, sich bei der Berechnung einer größeren Bowspring-Trägerbrücke zu
betheiligen. Er hält es überhaupt keineswegs für überflüssig, wenn ein Ingenieur,
der ein größeres Bauwerk auszuführen habe, ein Modell zum Experimentiren zur Hand
nähme.
Diese Methode der Kräftebestimmung besteht nun nach einer Mittheilung des
Regierungsraths Prof. Schneider in der
naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ in Dresden in
folgendem Verfahren. Der deutlich hörbare Ton, den jedes Spannband des belasteten
Trägers beim Anschlagen gab, wurde mit dem Tone eines frei aufgehängten Drahtes von
gleicher Länge und Stärke, der durch Gewichte gespannt war, verglichen und bei
Gleichheit des Tones auf eine gleich starke Beanspruchung des untersuchten
Trägergliedes geschlossen. Der Apparat hierzu oder diese neue Rechenmaschine ist
sehr einfach, ebenso die Manipulationen mit demselben. Es handelt sich nuruur um Anhängen von Gewichten, Ablängen der tönenden Stücke durch einen
beweglichen Sattel und um ein gutes Gehör. Airy hat durch
vergleichende Versuche gefunden, daß diese Methode genaue Resultate bis zu 1/160
geben könne. Auf diese Weise wurde das Verhalten eines solchen Trägers in seinen
einzelnen Theilen bei gleichförmiger, wie bei ungleichförmiger, resp. isolirten
Belastung, mit Leichtigkeit untersucht. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr.
32.)
Stahlgußerzeugnisse der Gebrüder
Glöckner zu Tschirndorf.
Einem Bericht über die dritte schlesische Gewerbe-Ausstellung entnehmen wir
folgende Mittheilungen über die Ausstellungs-Gegenstände dieser Firma.
Der Stahlguß dieser Firma ist eine Legirung von Gußeisen und Gußstahl oder
Schmiedeeisen, welche die Eigenschaft besitzt, sich eben so wie Gußstahl härten zu
lassen. Diese Legirung ist Erfindung der genannten Firma und bisher noch nicht in
den Handel gekommen. Die ausgestellten Gegenstände sind sämmtlich für den Gebrauch
ausgeführt worden, zeigen bei völlig blasenfreier Bruchfläche ein mehr oder weniger
feinkörniges Gefüge und sind ungehärtet vollständig weich; an den gehärteten Stellen
je nach den verschiedenen Bestimmungen weicher oder so hart, daß sie sich mit der
Feile und dem Meißel nicht bearbeiten lassen.
Außer zwei Vollgeschossen sind folgende Gegenstände ausgestellt: eine Hülse für ein
Schwanzhammerwerk, die Warzen der Hülse sind gehärtet; eine Malzquetschwalze,
gedreht, gehärtet und dann geschliffen; Pflugsohlen und ein Streichbrei, an den
erforderlichen Stellen gehärtet; ein conisches Rad für eine Häckselmaschine mit
gehärteten Kämmen, alle übrigen Theile sind weich; ein Excentric für eine
Drahtfabrik, abgedreht und gehärtet. Bei diesem Stück ist besonders hervorzuheben,
daß sich dasselbe von Gußstahl nicht herstellen läßt, weil es nach dem Urtheil von
Sachverständigen beim Härten unfehlbar springen würde; zwei Lagerschalen von
gehärtetem Stahlguß, die schon vielfach auf ihre Festigkeit probirt wurden; eine
kleine Walze mit gehärteter Walzenfläche und ungehärteten Lagerstellen und
Schraubengewinden; eine kleine Rolle für Eisenbahnwagen; Schiebethüren, vollständig
gehärtet; Schaare für Säemaschinen mit gehärteten Schneiden; Bremsmuttern, mit
abgedrehten Zapfen und eingeschnittenem Gewinde.
Was die Festigkeit des Fabricates anlangt, so liegt ein Bericht über die ausgeführte
Festigkeitsprobe mit einer Bremsmutter von Stahlguß von einer der bedeutendsten und
renommirtesten Wagenfabriken in Deutschland vor; diese Probe hat ergeben, daß die
Festigkeit der gegossenen Bremsmuttern der Festigkeit von Bremsmuttern aus
Schmiedeeisen völlig gleich kommt.
Große Bedeutung hat sich der Stahlguß in Verwendung von Bremsklötzen erworben. Die
oberschlesische Eisenbahn hat denselben zuerst dazu in Anwendung gebracht. Jetzt
sind Bremsklötze von Stahlguß im Gebrauch bei der oberschlesischen, der
niederschlesischmärkischen, der Halle-Casseler, der Cöln-Mindener und
Magdeburg-Leipziger Bahn. Es ist unzweifelhaft, daß Bremsklötze von Stahlguß
die von Pappelholz gänzlich verdrängen werden; die oberschlesische Bahn berichtete
im Sommer 1869 über die Glöckner'schen Bremsklötze: Seit April 1867
sind gußeiserne Bremsklötze von Gebr. Glöckner in Betrieb
und gegenwärtig sind 185 Wagen verschiedener Bestimmung damit versehen. Die
Bremsklötze bestehen aus Holzkohleneisen mit Gußstahl-Drehspänen und werden
einzeln vor dem Gebrauch durch starke Schläge geprobt. Das Härten sowohl als das
Tempern hat sich nicht bewährt, indem sich im ersten Fall Einbrüche, im zweiten
Falle rasche Abnutzung einstellten. Die Gewichtsverminderung eines Satzes von 355
Pfd. betrug nach einjähriger Benutzung 2 5/6 Pfd., so daß bei einem auszunutzenden
Gewichte von 240 Pfd. die Dauer von 84 1/2 Jahren resultirt. Mit Anrechnung des
Arbeitslohnes und Abrechnung des verbleibenden Materialwerthes ergeben sich die
jährlichen Unterhaltungskosten der gußeisernen Bremsklötze auf 1 Thlr. 6 Sgr. 7 Pfg.
gegen 1 Thlr. 21 Sgr. 5 Pfg. der hölzernen. Zu der Ersparniß von 14 Sgr. 10 Pfg.
kommt noch eine bemerkbare Schonung der Bandagen und dem entsprechend der Geleise.
Nach einer Erfahrung von zwei Wintern ist die Abnutzung der Bandagen eine viel
geringere wie früher bei Holzbremsen und dabei durchaus gleichmäßig. Diese Vortheile
werden der Verhütung des Feststellens der Räder, sowie einer beträchtlichen
Verminderung des Erhitzens durch die schnellere Wärme-Ableitung
zugeschrieben. In dem Bericht der Direction vom 16. April 1868, betreffend die
Radreifenbrüche, wird die Thatsache erwähnt, daß nur bei Anwendung hölzerner
Bremsklötze Brüche vorgekommen sind, während unter den eisernen Bremsklötzen bisher
keine Bandage gesprungen ist. Die geringere Bremswirkung der gußeisernen Bremsklötze
wird durch deren besseren Zustand, sowie durch Vermehrung des Bremsgewichtes um circa 2 Ctr. etwas ausgeglichen. Eine Vergrößerung der
Kraftübersetzung war nicht erforderlich. (Berggeist, 1870, Nr. 49.)
Anwendung der Oxyhydrogen-Flamme beim Garmachen des
Kupfers; von Tessié du Mothay und Comp.
Tessié du Mothay und Comp. schlagen vor, die Oxyhydrogen-Flamme beim Garmachen des
Kupfers zu benutzen, um diesen Proceß zu beschleunigen, und haben sich dieses
Verfahren in Frankreich patentiren lassen. Man richtet die Flamme, welche man
erhält, indem man ein Gemisch von Leuchtgas und Sauerstoffgas anzündet, auf das
geschmolzene Schwarzkupfer. Der beim Verbrennen des Gases entstandene Wasserdampf
oxydirt bei der starken Hitze rasch alle in dem Schwarzkupfer enthaltenen Metalle,
mit Ausnahme des Kupfers und Bleies. Ist Blei vorhanden, so muß dieses zuletzt noch
durch einen Luftstrom oxydirt werden. (Moniteur
scientifique, Juni 1870, S. 577.)
Oxyhydrogen-Beleuchtung.
Tessié du Mothay und Comp. lassen jetzt bei ihrer Oxyhydrogen-Beleuchtung die
Magnesia- oder Zirkoncylinder weg und lassen das Gasgemisch wie gewöhnliches
Leuchtgas brennen. Wahrscheinlich wenden sie dabei weniger Sauerstoff an, damit die
Flamme leuchtend wird. Diese neue Beleuchtungsart wird jetzt in dem Bazar der
Passage Jouffroy in Paris probirt. Dort hat Jeder Gelegenheit, den Unterschied
dieser und der gewöhnlichen Gasbeleuchtung zu beobachten. Die Flammen des unter
Zuleitung einer gewissen Menge Sauerstoffgas (welches erst im Brenner dem Gase sich
beimischt) verbrennenden Gases sind blendend weiß und haben eine große Leuchtkraft;
die gewöhnlichen Gasflammen erscheinen gelb daneben. Diese neue Beleuchtungsart soll
für dieselbe Lichtmenge nur halb so theuer zu stehen kommen, als die gewöhnliche
Gasbeleuchtung. (Moniteur scientifique, Juni 1870, S.
578.)
Ueber die Darstellung von Bromnatrium; von Castelhaz.
Nach Castelhaz wird gegenwärtig das Bromnatrium vielfach
statt des Bromkaliums zu medicinischen Zwecken verwendet, da es wirksamer ist als
das letztere und rascher absorbirt und regelmäßiger eliminirt wird. Um Bromnatrium
in größeren Quantitäten rein darzustellen, empfiehlt derselbe folgendes Verfahren.
Man stellt mittelst
Broms zunächst Bromammonium dar und trennt das wesentlich leichter lösliche
Jodammonium durch Krystallisation von demselben. Das Bromammonium wird darauf durch
eine äquivalente Menge caustischen oder kohlensauren Natrons zersetzt. Letzteres muß
frei von Schwefelsäure und Chlor seyn. Die Lösung des gebildeten Bromnatriums gibt
während des Einkochens kleine würfelförmige Krystalle von wasserfreiem Salz. Dieses
Verfahren, welches, ebenso wie die Zersetzung der Bromüre des Zinkes oder Eisens
mittelst kohlensauren Alkalis, unmittelbar ein von bromsaurem Salz freies Präparat
liefert, gewährt vor dieser Methode den Vortheil, einen geringeren Bromverlust zu
veranlassen, da keine Niederschläge entstehen, welche in Folge unvollständigen
Auswaschens Bromnatrium zurückhalten.
Behufs der Darstellung des Bromammoniums bringt man das Brom tropfenweise zu reinem,
verdünntem Ammoniak. Da die hierbei eintretende, sehr lebhafte Reaction eine starke
Wärmeentwickelung veranlaßt, so können mit dem entweichenden Stickstoff leicht
Ammoniak und Brom weggeführt werden. Man beugt jedoch dem vor, indem man die
Operation in steinernen Woulf'schen Flaschen vornimmt,
durch welche die vollständige Condensation der Dämpfe bewirkt werden kann. Das
Verdampfen der Flüssigkeit bewirkt man in einer mit thönerner Vorlage versehenen
eisernen Retorte. In ersterer verdichtet sich Ammoniak und etwa übergehendes
Bromammonium. Auch die Zersetzung des Bromammoniums mit kohlensaurem Natron wird
zweckmäßig in einer eisernen Retorte vorgenommen, welche behufs der Condensation des
Ammoniaks oder kohlensauren Ammoniaks mit geeigneten Vorlagen verbunden ist. (Comptes rendus, t. LXX p.
1050; Mai 1870.)
Einfache Gewinnungsweise von Naphtylaminsalzen; von Professor
Dr.
Böttger.
Salzsaures Naphtylamin gewinnt man, meinen Beobachtungen zufolge, überaus leicht,
indem man Nitronaphtalin in einem Glaskolben in der Siedhitze in der nöthigen Menge
80procentigen Weingeistes löst, hierauf ein dem Weingeist gleiches Volumen Salzsäure
von 1,1 spec. Gewicht und eine Anzahl Zinkblechstreifen zusetzt, den Inhalt des
Kolbens nochmals bis zum Sieden erhitzt und dann ruhig das Gefäß hinstellt. Sobald
der Kolbeninhalt wasserklar erscheint und bereits etwas erkaltet ist, schüttet man
ihn in eine Porzellanschale, die man mit einer Holzplatte bedeckt. Nach Verlauf von
ungefähr 12 Stunden ist in der Flüssigkeit alles salzsaure Naphtylamin in
warzenförmigen Krystallen angeschossen. Wendet man, statt der Salzsäure, auf gleiche
Weise verdünnte Schwefelsäure an, so erhält man das schwefelsaure Salz in
Krystallen.
Als Vorlesungsversuch, zur Demonstration einer leicht auszuführenden Sublimation, ist nichts geeigneter, als die Vornahme
einer solchen von eben genanntem salzsauren Naphtylamin.
Ich Pflege dabei auf folgende Weise zu verfahren: Ich nehme ein circa 1 Quadratfuß großes Stück dicke Pappe, bringe
darin mittelst eines Durchschlags ein zirkelrundes Loch an, in welches ich ein
kleines, dünnwandiges, mit etwa 1 oder 2 Grm. gewöhnlichem, unreinem, aber völlig
trockenem salzsauren Naphtylamin gefülltes Porzellantiegelchen einsetze, stelle
hierauf die Pappscheibe mit dem Tiegelchen auf einem Dreifuß über ein gewöhnliches
kleines Bunsen'sches Gaslämpchen, überdecke das
Tiegelchen mit einer weiten und hohen Glasglocke, und erhitze dann den Inhalt des Tiegelchens mit einem
ganz kleinen kaum sichtbaren Flämmchen. In ganz kurzer Zeit sublimirt dann das
Naphtylaminsalz in der Gestalt außerordentlich lockerer schneeweißer Flocken
massenhaft und mit großer Leichtigkeit, sich theilweis an die Innenwände der
Glasglocke anlegend, theilweis auf die Pappscheibe ablagernd. (Jahresbericht des
physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1868–1869, Mai 1870.)
Der phosphorsaure Kalk als Beizmittel.
Wir haben früher schon mitgetheilt,Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 358. daß Collas sich ein Verfahren patentiren ließ,
mit einer sauren Lösung von phosphorsaurem Kalk
(Knochenerde) zu beizen.
Wir finden im Moniteur de la teinture ein Verfahren
angegeben, nach dem man mit Hülfe dieser Beize – welche übrigens in
Deutschland hier und da als animalische Knochenbeize oder unter ähnlichen Namen
verkauft wird – Baumwolle für Anilinfarben
vorbereiten kann.
Das Recept, welches die genannte Zeitschrift gibt, bezieht sich auf 20 Pfund
Baumwolle. Man verfährt, wie folgt.
Die Baumwolle wird zuerst in einer klaren Abkochung von 4 Pfund Schmack bei 40–50°C. schmackirt und dann in ein kaltes Bad
gebracht, welches 2 Pfund einer syrupdicken Lösung von phosphorsaurem Kalk in Salzsäure enthält. Man läßt die Waare 20–30
Minuten darin, dreht ab und kann spülen, was indessen nicht unumgänglich nöthig
ist.
Man färbt dann in einem Anilinfarbenbade aus, wie man es gewöhnlich macht.
Wenn es sich darum handelt, eine helle Nuance zu bekommen, so kann man das
Schmackiren ganz unterlassen und, während der Stoff in dem Bade von phosphorsaurem
Kalk ist, nach und nach 1 Pfund kohlensaures Natron in
aufgelöstem Zustande hinzufügen. Dadurch wird neutraler phosphorsaurer Kalk
niedergeschlagen, welcher an die Faser herangeht.
Die Sache mit der Beizung, mit Hülfe des phosphorsauren Kalkes scheint nicht ganz
sicher. Man würde, wie man sich durch Ansicht des obigen Receptes überzeugen kann,
dasselbe Resultat wahrscheinlich auch erhalten, wenn man gar
keine Auflösung von phosphorsaurem Kalk zusetzte, denn die Quantität von 4
Pfund Schmack auf 20 Pfund Baumwolle reicht sehr wohl hin, eine Schmackirung
hervorzubringen, welche die Anilinfarben außerordentlich fixirt. Man wird dagegen
einwenden, daß zur Erzeugung einer hellen Nuance ja gar kein Schmack angewendet
worden ist. Wenn man sich aber vergegenwärtigt, daß beim Zufügen von Soda zur
Auflösung des phosphorsauren Kalkes eine kleine Quantität kohlensauren Kalkes auf der Faser befestigt wird, so wird Man auch zugeben
müssen, daß die Anilinfarbe durch kohlensauren Kalk oder auch geradezu durch den
Ueberschuß von kohlensaurem Kalk auf der Faser gefällt ist. Wenn man sich dasjenige
ins Gedächtniß ruft, was wir am Anfang des vorigen Jahres in der Musterzeitung für
Färberei etc. über die Beizung der Baumwolle für Anilinfarben mit Borax und kohlensaurem Natron
gebracht haben, so ist es auch sehr klar, daß man wenigstens hellere Nuancen auch
auf diesem Wege erhalten kann. Man versuche nur einmal, die hellen Nuancen zu färben
und zuvor in einem Bade aus einem Pfunde kohlensaurem Natron zu beizen. Wir sind
sicher, man bekommt dasselbe Resultat und wahrscheinlich weit besser, als wenn man
das Pfund kohlensaures Natron in die Auflösung von phosphorsaurem Kalk
hineinbrächte. Ja, das Verfahren wird noch besser gehen, wenn man an Stelle eines
Pfundes nur einige Loth kohlensauren Natrons anwendet. Die Ersparung ist dann ganz
bedeutend.
Die Anwendung von phosphorsaurem Kalk spukt aber nicht nur in Frankreich; sie wird
auch noch sehr häufig als ein besonderes Beizmittel vorgeschlagen, und wir kennen
Recepte zur Erzeugung von Cochenilleroth auf Baumwolle, bei welcher eine solche
Beize ebenfalls eine große Rolle spielt. Auch in diesem Falle könnte man die Färbung
ebenso wohl, wenn nicht noch schneller hervorrufen, wenn man diese Beize vollständig
fortließe. Wir können also nicht umhin, unsere Leser vor der Anwendung dieser
Knochenbeize, animalischen Beize oder wie sonst die verschiedenen Namen alle lauten
mögen, welche man für eine Auflösung von Knochenerde oder aber auch gewöhnlicher
getrockneter Knochen in Salzsäure hat, zu warnen, da
dieselbe höchstens, wenn nicht schadet, so doch immer Verlust an Zeit und Geld
verursachen wird.
Der Moniteur de la teinture fügt übrigens dem Artikel, in
welchem er die Beizung beschreibt, noch hinzu, daß man durch Mischung von saurem
phosphorsaurem Kalk, Leim und irgendeinem unlöslichen gefärbten Pulver dieses
letztere genau so fixiren kann, wie man es mit Hülfe von Albumin zu thun im Stande
ist. Daß dem so ist, ist aber gewiß nicht die Schuld des phosphorsauren Kalkes,
sondern höchstens ist es der Leim, welcher auch bei Einwirkung von Säuren, besonders
in der Wärme unlöslich gemacht werden kann. Auch hier würde man noch weit besser zum
Ziele gelangen, wenn man den sauren phosphorsauren Kalk einfach durch eine starke
Säure ersetzt, oder aber es unterläßt, in der
angewendeten Säure die Knochen erst aufzulösen.
Nur wenn es möglich ist, mit Hülfe des sauren phosphorsauren Kalkes ohne Anwendung
irgend eines anderen Beizmittels eine wirkliche Beizung der Waare hervorzurufen, können wir den Nutzen
eines solchen Mordants einsehen. Dr. M. Reimann. (Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr.
28.)
Ein Ersatz für den Schmack.
In amerikanischen Zeitungen wird darauf aufmerksam gemacht, daß der Strauch welcher
den in der Färberei und Gerberei so viel verwendeten Sumach liefert, vom nördlichen
New-York bis zum südlichen Virginien wild wächst, ein dem sicilischen
gleiches Product liefert, aber bis jetzt nur wenig benutzt wird. In Virginien wurde
im vorigen Jahr bereits für 1/4 Mill. Doll. Sumach gewonnen und scheint die
Ausbeutung in nächster Zeit größere Dimensionen annehmen zu sollen. (Deutsche
Industriezeitung.)
Die Gehaltsprüfung des Glycerins durch das specifische
Gewicht; von A. Metz.
Daß die gegenwärtige Weinbereitungskunst große Mengen käuflichen Glycerins verwendet,
ist kein Geheimniß mehr. Ob Weinproducenten, vielleicht durch einen gewissen
Instinct geleitet, den Glycerinzusatz schon vor dem Erscheinen der Pasteur'schen Arbeiten anwendeten, ist dagegen ungewiß,
indeß nicht ganz unwahrscheinlich. Die schwerfälligere Brauindustrie hat jedenfalls
erst viel später Notiz von diesem Verbesserungsmittel genommen. In neuerer Zeit ist
jedoch nicht unbekannt geblieben, daß man, zumal bei manchen speciellen Vieren, dem
für den beabsichtigten Charakter nicht ausreichenden Glyceringehalte derselben durch
einen künstlichen Zusatz, und zwar mit zweifellosem Erfolge, aufzuhelfen sucht.Man s. polytechn. Journal Bd. CXCVI S. 487 (erstes Juniheft 1870). Eine gewisse Fülle und Rundung des Geschmacks zu geben, dürfte sich auch
wohl nicht leicht ein besseres Mittel finden lassen.
Das im Handel vorkommende GlycerinGkycerin zeigt nun einen ziemlich wechselnden Wassergehalt, selbst abgesehen vom
Kleinverkehr, wo diese Schwankungen noch weit beträchtlicher sind. Der Werth
desselben ist aber selbstverständlich von diesem Wassergehalte wesentlich abhängig.
Die einfachste Gehaltsprüfung einer derartig bezogenen Waare ist nun offenbar,
sonstige Reinheit des Productes vorausgesetzt, die Bestimmung des specifischen
Gewichtes. Das im Großen erzeugte Glycerin leidet sehr häufig an einer namhaften
Verunreinigung durch unorganische Bestandtheile, Chlornatrium etc., welche sich
jedoch leicht durch Einäscherung auffinden lassen. Bleibt hierbei irgend ein
beachtenswerther Rückstand, so wird man ein solches Präparat ohnehin für den in Rede
stehenden Gebrauch verwerfen. Uebrigens werden von den Producenten die größten
Anstrengungen gemacht, ein nach dieser Richtung tadelfreies Product zu liefern; bei
dem stets wachsenden Gebrauch des Glycerins wird die wach gerufene Concurrenz auch
das Ihrige zur Lösung dieser Aufgabe beitragen.
Vollkommen wasserfreies, reines Glycerin hat gemäß directen Bestimmungen bei +
14° R., verglichen mit Wasser von derselben Temperatur, ein specifisches
Gewicht von 1,261. Durch Wasserzusatz wird dasselbe natürlich geringer.
Sollte sich nun, wie voraussichtlich, der Glycerinverbrauch in der Brauerei in
ähnlicher Weise ausdehnen, wie es für die Weinbereitung bereits vorliegt, so wird
die Ermöglichung einer raschen Controlle für den Gehalt und Werth des Glycerins
nicht nur willkommen seyn, sondern sogar zu einem gewissen Erforderniß werden. Dieß
hat den Verf. bestimmt, den Zusammenhang zwischen dem specifischen Gewichte und dem
Gehalte der Mischungen des reinen Glycerins mit Wasser durch directe Bestimmungen zu
ermitteln. Er benutzte für diese, in unserer Quelle ausführlich beschriebenen
Versuche ein mit Dampf destillirtes, gänzlich aschenfreies, wie im Uebrigen
vollkommen tadelloses Product aus einer englischen Fabrik. Die Resultate seiner
Versuche sind in einer unserer Quelle beigefügten Tabelle in der Weise graphisch
zusammengestellt, daß man für jedes specifische Gewicht eines Glycerins leicht und
genau de procentischen Gehalt desselben an wasserfreiem Glycerin auffinden kann.
In der nachstehenden Tabelle hat der Verf. die für die Unterschiede von 10 zu 10
Proc. Mehrgehalt berechneten specifischen Gewichte mit den Werthen, welche Fabian im Jahre 1860 bei seiner Arbeit über die Füllung
der Gasuhren mit Glycerin und den Gefrierpunkt der Mischungen des Glycerins mit
Wasser erhalten hat (polytechn. Journal Bd. CLV S. 345), zusammengestellt. Diese
älteren Ermittelungen weichen zum Theil bedeutend von den vorliegenden ab und zeigen
unter einander auffallende Unregelmäßigkeiten, welche namentlich bei der graphischen
Verzeichnung augenfällig hervortreten. Da es sich in neuerer Zeit vielfach als
bequem erwiesen hat, bei derartigen Tabellen auch den Gewichtsgehalt im Volumen
anzugeben, so fügt der Verf. auch hierfür eine betreffende Rubrik bei. Er hat dieser
Tabelle die Temperatur von 14° R. = 17,5°C. sowohl für das Glycerin
als für das Wasser zu Grunde gelegt, d.h. dieselbe gibt das specifische Gewicht des
Glycerins bei 14° R. an, verglichen mit Wasser von derselben Temperatur. Es
geschah dieß, weil die saccharometrischen Bestimmungen für dieselben Umstände im
allgemeinen Gebrauch stehen.
Spec. GewichtnachFabian.
ProcenteGlycerin
Spec. GewichtnachMetz
In 1 Kubikcentimeter, resp. 1 Liter,finden sich
Gramme, resp. Kilogr.wasserfreies Glycerin.
–
100
1,261
1,2612
1,232
90
1,232
1,1088
1,120
80
1,206
0,9648
1,179
70
1,179
0,8255
1,159
60
1,153
0,6918
1,127
50
1,125
0,5625
1,105
40
1,099
0,4396
1,075
30
1,073
0,3219
1,051
20
1,048
0,2096
1,024
10
1,024
0,1024
(Der bayerische Bierbrauer, 1870, Nr. 1 u. 2.)
Ueber die Anwendung der Phenylsäure (Carbolsäure) als
Desinfectionsmittel; von Prof. Fr. Crace Calvert in
Manchester.
Das Verdienst, die Phenylsäure als Desinfectionsmittel zuerst systematisch angewandt
zu haben, gebührt Dr. David Davis zu Bristol (1867).Die Anwendung der Phenylsäure als Desinfectionsmittel im Großen ist in Paris
seit 1865 eingeführt worden, im Jahre 1866 wurde sie auch bei den
Leichenbegängnissen vorschriftsmäßig. Die Verwaltung der öffentlichen
Wohlthätigkeitspflege benutzt dieses Mittel gleichfalls. Das
Sanitätscomité des Ministeriums des Innern hat dasselbe schon vor
längerer Zeit empfohlen. Bei dem letzten Auftreten der Cholera zu Bristol wurde ein Pulver benutzt,
welches 15 Procent Phenylsäure und Kresylsäure enthielt, und mit welchem die in
Zersetzung befindlichen Substanzen, sowie die Ausleerungen der Kranken bestreut
wurden; die Kleidungsstücke der Cholerakranken wurden in phenylsäurehaltigem Wasser
gewaschen.
Mit Hülfe dieses Mittels brachte es Dr. Davis dahin, daß er kein Beispiel von zwei aufeinander
folgenden Todesfällen in einer und derselben Wohnung und nur selten einen zweiten
Erkrankungsfall hatte. Seit dieser Zeit wurden mit der Phenylsäure gleich günstige
Resultate erzielt bei Typhus, Typhoidalfieber, Scharlach und Blattern. Die
Sterblichkeit in Bristol, welche 36 bis 40 Individuen auf 1000 Menschen betrug,
bevor das in Rede stehende Mittel zu allgemeiner Anwendung gelangte, beläuft sich
letzt auf nur noch 18 bis 20. Später führten auch die Städte Glasgow, Liverpool und
Manchester dieses Verfahren ein.
Ebenso wurde Phenylsäure mit Erfolg angewendet gegen eine Typhusepidemie, welche in den Monaten Januar und
Februar 1868 in dem Städtchen Terling in der Grafschaft Sussex ausgebrochen war.
Bevor man zur Anwendung der Phenylsäure schritt, waren von den 900 Bewohnern des
Ortes 300 am Typhus erkrankt. Im Verlaufe der drei Wochen, während welcher das
Präparat in Anwendung kam, wurden nur noch zwei andere Individuen von der Krankheit
ergriffen, ohne jedoch derselben zu erliegen, worauf weitere Erkrankungsfälle nicht
vorkamen.
Durch diese Resultate bewogen, verordnete die englische Regierung die Anwendung der
Phenylsäure als Desinfectionsmittel sowohl an Bord der Kriegsschiffe und Kauffahrer,
als auch in der Landarmee, in den Staatsgefängnissen und in den Hospitälern. (Comptes rendus, t. LXXI p.
321; August 1870.)
Anwendung der Carbolsäure als fäulnißwidriges Mittel bei der
Lederbereitung.
Die Anwendung der Carbolsäure als fäulnißwidriges Mittel in den verschiedenen
Branchen der Lederbereitung hat sich Baudet in Paris in
allgemeinstem Umfang patentiren lassen. Durch Zusatz von einigen Tausendstel
Gewichtstheilen Carbolsäure zu den in der Gerberei verwendeten Flüssigkeiten und
anderen Agentien soll dem Verderben der Häute während der Verwandlung in Leder,
sowie auch des fertigen Leders, z.B. der Handschuhe, vorgebeugt werden. Der
ausführlichen Patentbeschreibung sey nur Folgendes entnommen.
In der Weißgerberei kommt es, besonders im Sommer während
der Gewitter, vor, daß die Kleienbeize umschlägt und die darin liegenden Häute, wenn
sie nicht schleunigst entfernt werden, mürbe werden, indem das Fasergewebe eine
beginnende Zersetzung erleidet. Durch Zusatz von 1/4 bis 1/2 Gramm Carbolsäure auf
den Liter der Kleienbrühe beugt man diesem Unfalle vor und die Häute können auch im
Sommer hinreichend lange Zeit in der Beize liegen bleiben, ohne anzugehen. Sind
Häute in gewöhnlicher Beize dem Verderben schon nahe gekommen, so genügt es, sie mit
Wasser, welches 1 1/2 bis 2 Grm. Carbolsäure im Liter enthält, tüchtig zu bearbeiten
um der Fäulniß; sofort Einhalt zu thun. Die Gefäße müssen, bei längerer
Aufbewahrung, geschlossen seyn. In ähnlicher Absicht soll man der bei der
französischen Weißgerberei gebräuchlichen „Nahrung“ der Häute
2/1000 bis 3/1000 Carbolsäure zusetzen, um dem zu starken Erhitzen der mit der
Nahrung versehenen Häute beim Lagern derselben entgegenzuwirken und ebenso soll das
getrocknete Leder vor dem Stollen mit carbolsäurehaltigem Wasser befeuchtet
werden.
In der Sämischgerberei wird außerdem noch das der Haut
einzuverleibende Fett mit 4/1000 bis 7/1000 Carbolsäure vermischt. –
Rauchwerk wird ebenfalls mit Hülfe der Carbolsäure gegerbt; entweder taucht man die
Felle in eine einprocentige Carbolsäurelösung oder man setzt sie den Dämpfen der
Carbolsäure in Schwitzkästen aus; man soll hierdurch auch dem Wurmfraß des
Pelzwerkes vorbeugen. – Lohgares Leder, besonders
das dicke Sohlen- und Geschirrleder, ist, in Stößen aufbewahrt, zuweilen dem
Verderben, wie Beschlagen, Stockigwerden, ausgesetzt. Man hat es nun, wenn es
trocken geworden und geklopft werden soll, erst mit einer 4/1000 bis 8/1000 starken
wässerigen Carbolsäurelösung zu imprägniren, wodurch es haltbar wird und außerdem,
was ein Vortheil für den Lederfabrikanten ist, immer durch einen größeren
Feuchtigkeitsgehalt ein vermehrtes Gewicht behält. – Handschuhleder wird durch Beimischung von Carbolsäure zu den verschiedenen
Gerbflüssigkeiten nicht nur vor dem Stockigwerden etc. bewahrt, sondern es bleibt
bei dem Trocknen auch sehr geschmeidig und weich. – Schwarzes Glacéleder wird durch die Anwendung von Carbolsäure rein
glänzend, ohne fettiges Aussehen, erlangt sammetartige Weichheit und erhält selbst
auf dem Seetransport oder bei anderer feuchter Aufbewahrung keine Stock- oder
Schimmelflecke. – Nicht mit Carbolsäure behandelte Lederwaaren, z.B.
Handschuhe, sollen auf dem Seetransport u.s.w. wenigstens in mit Carbolsäurelösung
getränkten und wieder getrockneten Stoffen verpackt werden. – Auch bei der
Anfertigung des Goldbronzeleders ist die Carbolsäure zu
verwenden, um dem Ausschlagen (respoussage) der fertigen
Leder, d. i. dem Erscheinen einer dunkelrothen oder schwarzen trüben Färbung auf der
Bronzirung, vorzubeugen. In allen Fällen soll die Wirkung der Carbolsäure in einer Tödtung
der Fermente, Schimmelpilze und Infusorien bestehen. (Deutsche Industriezeitung,
1870, Nr. 30.)
Verfahren zur Darstellung von Bläupapier.
Zum Bläuen von Wäsche stellen Forbes, Born und Comp. in London (Finsbury, Southplace 2) nach dem Patente
von H. B. Binks Bläupapier auf folgende Weise dar: 3
Gewichtstheile bester, fein gemahlener Indigo werden in 11 Theilen Schwefelsäure
gelöst, die Lösung drei Tage lang stehen gelassen, darauf pro Pfund Indigo 20 Pfd.
Wasser und 5 Pfd. Kuhhaare zugesetzt, das Ganze drei Stunden lang oder bis zum
Auftreten einer grünlichen Farbe gekocht und dann 24 Stunden lang stehen gelassen.
Darauf werden die Haare herausgenommen, in klarem, kaltem Wasser gewaschen, bis eine
schöne blaue Farbe entsteht, und dann in 100 Pfd. Wasser gekocht, indem man während
des Kochens auf 1 Pfd. Indigo 10 Pfd. Potasche zusetzt. Das Ganze wird nun filtrirt,
auf das halbe Volumen eingedampft und 36 Stunden lang stehen gelassen. Es haben sich
dann zwei Flüssigkeiten gebildet, von denen die obere, dünnere zur Bereitung blauer
Tinte verwendet werden kann, während die untere, Indigcarmin enthaltende, in ein
großes flaches Gefäß gebracht und pro Pfund Indigo mit 1 Unze Glycerin versetzt
wird. In diese Flüssigkeit wird ungeleimtes Papier eingetaucht, welches in wenigen
Minuten den Farbstoff aufnimmt. Nach dem Trocknen und Pressen ist das Papier zum
Gebrauch fertig. (Deutsche Industriezeitung.)
Verfahren, Bleistift- oder Kohlezeichnungen zu
fixiren.
Nach W. Wolanek soll man, um eine Bleistift- oder
Kohlezeichnung zu fixiren, die Rückseite des mit derselben versehenen Blattes mit
einer Auflösung von gebleichtem Schellack in Weingeist bepinseln, wobei nur darauf
Rücksicht zu nehmen ist, daß die Lösung nicht zu concentrirt, aber auch nicht zu
verdünnt zur Anwendung kommt, sondern leicht auf dem Papier ausfließt, dasselbe
durchscheinend macht und nach dem Verdunsten keine Flecken hinterläßt. Dadurch daß
das Papier sich mit Schellack imprägnirt, werden die Bleistift- oder
Kreidestriche unverwischbar, und man kann nun solche Zeichnungen wie
Tuschzeichnungen mit Wasserfarben coloriren und verwaschen, wodurch oft viel Mühe
und Zeit erspart wird. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1870, Nr.
5.)
Behandlung von Oel für Maschinenschmiere.
Um die Oele zu diesem Zweck zu reinigen, schüttelt man sie mit 4 bis 8 Procent ihres
Gewichtes einer caustischen Sodalauge von 1,2 specifischem Gewicht. Nach 24stündiger
Ruhe wird das obenschwimmende Oel von dem seifenartigen Absatze decantirt, mit
reinem kalten Wasser vollständig gewaschen, dann der Ruhe überlassen, wieder
decantirt, und nun filtrirt, am besten durch Knochenkohle (wie man sie zum Filtriren
der Syrupe in den Zuckerfabriken anwendet) oder durch ein geeignetes Wollengewebe.
(Chemical News.)
Befestigung von Kautschukplatten auf Holz und Metall.
Die Kautschukplatten als Dichtungsmittel bringen in ihrer Anwendung sehr häufig den
Uebelstand mit sich, daß, indem dieselben an den Dichtungsstellen nicht fest
anschließen, ihr Zweck nur unvollständig erreicht wird. Um einen dichten
Kautschukverschluß zwischen metallenen Leitungsröhren oder bei Dichtungen von
Holzgefäßen herbeizuführen, ist es zweckmäßig den Metall- oder Holzflächen
selbst, auf welche der Kautschuk aufgelegt wird, ein Binde- oder
Zwischenmittel zur Vereinigung mit dem Kautschuk zu geben. Ein solches
Zwischenmittel ist eine ammoniakalische Schellacklösung.
Der gebleichte
Schellack quillt, in der zehnfachen Gewichtsmenge Salmiakgeist verrieben,
schleimartig auf und wird nach 3 bis 4 Wochen zu einer Flüssigkeit, welche, auf Holz
oder Eisen aufgestrichen, das beste Befestigungsmittel für Kautschukplatten bietet.
Der ammoniakalische Schellacküberzug erweicht den Kautschuk und erhärtet bei seiner
Austrocknung mit demselben und der Dichtungsfläche zu einer für Gase und
Flüssigkeiten undurchdringlichen Schicht. (Der Bierbrauer, 1870, Nr. 6.)
Mittel gegen das Springen hölzerner Faßhähne.
Das Springen hölzerner Hähne wird am besten dadurch verhindert, daß man dieselben in
schmelzendes Paraffin einlegt und mit demselben so lange über 100°C. erwärmt,
als aus dem Holze noch Luftbläschen entweichen. Hat die Luftentwickelung aufgehört,
so läßt man den hölzernen Hahn noch so lange unter dem geschmolzenen Paraffin, bis
dasselbe auf ungefähr 50°C., also bis nahe zu seinem Erstarrungspunkte,
abgekühlt ist, und entfernt hierauf durch starkes Reiben das auf der Oberfläche des
Holzes lagernde Paraffin. Man hat nun einen vollständig und dauernd dichten Faßhahn.
(Der Bierbrauer, 1870, Nr. 6.)
Ueber Filtriren des Weines.
Foelix in Mainz theilt darüber der deutschen Weinzeitung
Nachfolgendes mit:
Häufig kommt es vor, daß ein Faß Wein durchaus nicht hell werden will, und wobei auch
die beste Schönung nichts hilft, und für einen solchen Wein hat man in der neueren
Zeit die Filtrirmaschinen erfunden, welche mehr oder weniger ihren Zweck erreicht
haben. Vorzüglich bewährt sich die neue, wie man sagt, von einem Holländer erfundene
Filtrirmaschine, die hier jetzt im allgemeinen Gebrauch ist, wo nämlich der Wein
durch doppelte, lange, leinene Beutel, deren Poren durch Kohlenpulver verstopft
werden, filtrirt wird. Bei richtiger Manipulation wird der Wein glanzhell, und man
kann des Tages 1–2 Stück filtriren.
So schön auch die Sache ist, so habe ich doch gefunden, daß Weine, welche Bouquet
haben, durch das Kohlenpulver sehr Roth leiden, indem das Bouquet wenigstens
theilweise verschwindet. Dieß ist auch sehr natürlich, wenn man bedenkt daß die
Holzkohle viele Geschmack- , Geruch- und Farbestoffe ganz zerstört, so
daß sie sogar zum Reinigen übelriechender Trinkwässer und anderer Flüssigkeiten
gebraucht wird. Da es nun nicht rathsam erscheint, feine Bouquet-Weine durch
Kohlenpulver zu filtriren, so versuchte ich, statt mit Kohlenpulver, durch dicken
Trubwein die Poren der Filtrirbeutel zu verstopfen, und dann den Wein zu filtriren.
Der Versuch fiel nach Wunsch aus, denn der Wein wurde glanzhell wie durch
Kohlenpulver, und behielt sein Bouquet vollständig.
In Ermangelung von Trubwein, rühre man etwas frische Weinhefe mit den ersten paar
Stutzen Wein, welchen man aufgießt, an, und beginne dann weiter das Filtriren. Man
darf nicht zu viel Hefe nehmen, weil man sonst die Filter ganz verstopft.
Auf diese Weise läßt sich das Kohlenpulver ganz ersetzen, welches auch noch häufig
den Nachtheil hat, daß es dem Wein einen üblen Geruch oder Geschmack mittheilt, wie
ich mich selbst überzeugt, und auch viel Klagen darüber gehört habe. Wahrscheinlich
waren die Kohlen nicht gehörig durchgeglüht, oder hatten durch das Alter aus der
Luft Geruch- oder Geschmackstoffe absorbirt.