Titel: | Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle; von M. Märcker und E. Schulze. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XVIII., S. 79 |
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XVIII.
Ueber die Zusammensetzung der rohen Schafwolle;
von M. Märcker und E. Schulze.
Im Auszug aus dem Journal für praktische Chemie, Bd. CVIII
S. 193.
Märcker und Schulze, über die Zusammensetzung der rohen
Schafwolle.
Die Genannten haben in dem Laboratorium der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu
Weende bei Göttingen auf Veranlassung des Hrn. Prof. Henneberg eine Untersuchung über die Zusammensetzung der rohen Schafwolle
ausgeführt, aus welcher wir Folgendes mittheilen.
1) Ueber die Bestimmung des Fettgehaltes der Wolle.
– Um den Fettgehalt der Wolle zu bestimmen, pflegt man dieselbe bis zur
Erschöpfung mit Aether zu extrahiren, aus der filtrirten Lösung den Aether
abzudestilliren und das zurückbleibende Fett zu wägen. Diese Methode liefert jedoch –
so weit es sich wenigstens um die Bestimmung des Fettgehaltes der Rohwolle handelt
– ungenaue Resultate. Denn selbst wenn man die Rohwolle vor der Extraction
vollständig austrocknet und sie mit wasserfreiem Aether extrahirt, nimmt der Aether
doch neben dem Fett eine gewisse Menge von Seife aus der Wolle auf. Das durch
Extraction der Rohwolle gewonnene Fett hinterläßt daher beim Verbrennen stets Asche.
Es scheinen besonders ölsaure Salze (ölsaures Kali mit etwas ölsaurem Natron) zu
seyn, welche neben dem Fett durch Aether aus der Wolle gelöst werden.
Man kann indessen das Wollfett von den beigemengten Seifen befreien, indem man die
ätherische Lösung desselben wiederholt mit Wasser durchschüttelt. Die ätherische
Schicht, welche sich in der Regel nach 24 Stunden von der wässerigen klar
abgeschieden hat, liefert beim Verdunsten ein Fett, welches beim Verbrennen nur
Spuren von Asche gibt, also fast völlig rein ist, während die wässerige Schicht die
dem unreinen Wollfett beigemengten Seifen in Lösung enthält. Die Verf. fanden auf
diese Weise, daß das aus roher Wolle durch Extraction mit Aether gewonnene Fett bis
zu 19 Procent seines Gewichtes an mitgelöster Seife enthalten kann.
Beim Waschen der Wolle mit Wasser wird bekanntlich die in derselben enthaltene Seife
fast vollständig entfernt; gewaschene Wolle gibt daher an Aether reines Wollfett ab.
Um bei der Bestimmung des Fettgehaltes der Rohwolle ohne Weiteres richtige Resultate
zu erhalten, würde man somit der Extraction mit Aether eine Extraction mit kaltem
Wasser vorangehen lassen können, wenn man nur sicher wäre, daß durch letztere kein
Fett entfernt würde. Es scheint aber die Seifenlösung, welche bei Behandlung der
Wolle mit Wasser entsteht, mit dem Wollfett eine Emulsion zu bilden und einen
beträchtlichen Theil des letzteren von der Wolle abzulösen.Hartmann (Inaugural-Dissertation, Göttingen
1868, S. 13) schüttelte die Lösung, welche sich bei Behandlung von
Merinowolle mit kaltem Wasser gebildet hatte, mit Aether. Derselbe nahm nur
eine geringe Menge eines gelben harzähnlichen Körpers auf. Hartmann glaubte darnach annehmen zu müssen, daß
bei Behandlung der Wolle mit kaltem Wasser kein Fett entfernt wird. Als er
aber die Wolle mit warmem Wasser behandelte, bildete dieses mit dem über
seinen Schmelzpunkt erwärmten Fett eine Emulsion und nahm einen
beträchtlichen Theil desselben auf Durch eine gehörige Steigerung der
Temperatur konnte er die Wolle in ihrem eigenen wässerigen Schweiße fast
vollständig entfetten. Daß Märcker und Schulze bei der Behandlung der Wolle mit kaltem
Wasser ein anderes Resultat erhielten, als Hartmann, erklärt sich vielleicht aus der Verschiedenheit des
Fettschweißes der von denselben untersuchten Wolle. Durch den
folgenden Versuch wird dieß bewiesen.
50,478 Grm. einer im Durchschnitt 6,96 Proc. Fett enthaltenden rohen Wolle (von einem
Landschafe) wurden in einer Kochflasche mit destillirtem Wasser (von
Zimmertemperatur) übergossen. Nach halbstündigem Stehen wurde die trübe Flüssigkeit
abgespritzt,Zu diesem Zwecke wurde auf die Kochflasche, in welcher die Wolle enthalten
war, ein doppelt durchbohrter, mit zwei Glasröhren versehener Kork
aufgesetzt. Die eine dieser Glasröhren reichte bis in die Flüssigkeit hinab
und war am unteren Ende mit feinem Leinen überbunden. Die zweite Glasröhre
reichte nur bis an den Hals der Kochflasche. Indem man durch diese zweite
Röhre Luft in die Kochflasche einblies, preßte man die Flüssigkeit durch die
erstere Röhre und einen mit derselben verbundenen Kautschukschlauch in ein
nebenstehendes Gefäß über, während die Wollfasern von dem Leinen, mit
welchem die Glasröhre am unteren Ende überbunden war, vollständig
zurückgehalten wurden. Wenn man die Wolle nicht in dieser Weise, sondern
durch Auspressen unter Wasser mit der Hand wäscht, so ist vermuthlich der
Verlust an Fett noch größer. dann neues Wasser aufgegossen,
wieder abgespritzt, und so fort, bis das Wasser nichts mehr aufnahm. Die gewaschene
Wolle wurde getrocknet und mit Aether extrahirt. Das filtrirte ätherische Extract
hinterließ beim Verdunsten 2,226 Grm. Fett (= 4,41 Proc. der Rohwolle).
Die wässerige Flüssigkeit hatte ein Volum von 8000 Kubikcentimet.; 2000
Kubikcentimeter derselben wurden zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Gyps
aufgerieben, bei 100° C. getrocknet und mit wasserfreiem Aether extrahirt.
Das ätherische Extract gab 0,2910 Grm. (vermuthlich unreines) Fett. In 8000
Kubikcentimetern waren also 1,164 Grm. Fett (= 2,31 Proc. der rohen Wolle)
enthalten. Es war in diesem Falle etwa 1/3 des gesammten Wollfettes in die
Waschflüssigkeit eingegangen.
Richtige Zahlen für den Fettgehalt der rohen Wolle erhält man also nur in der Weise,
daß man dieselbe mit Aether extrahirt und das gewonnene Fett durch Schütteln mit
Wasser reinigt.
2) Ueber die Bestimmung des Gehaltes der Wolle an Feuchtigkeit,
Wollschweiß, Wollfett, reiner Wollfaser und Schmutz. – Die
Bestandtheile, welche man in der rohen Wolle unterscheiden kann, sind 1) Wollfett (löslich in Aether), 2) Wollschweiß (löslich in Wasser, zum Theil auch in AlkoholWollfett und Wollschweiß begreift man zusammen unter dem Namen „Fettschweiß.“
, 3) Wollfaser, 4) Schmutz, 5) hygroskopische Feuchtigkeit. Um den
Gehalt der Wolle an diesen sämmtlichen Bestandtheilen zu bestimmen, haben Märcker und Schulze folgende
Methode angewendet:
Die Wolle wird in einer geräumigen Kochflasche abgewogen und dann vollständig
ausgetrocknet (am zweckmäßigsten durch einen Strom von trockenem Wasserstoffgas,
während die Kochflasche in siedendes Wasser taucht). Der Gewichtsverlust gibt den
Gehalt der Wolle an Feuchtigkeit an. Die Wolle wird hierauf mit wasserfreiem Aether
übergossen und die Lösung nach halbstündigem Stehen abgespritzt; diese Operation
wird wiederholt, bis der Aether nichts mehr aufnimmt. Die ätherische Fettlösung wird
in der beschriebenen Weise durch Schütteln mit Wasser gereinigt. Das beim Verdunsten
des Aethers zurückbleibende Fett wird bei 100° C. getrocknet und gewogen. Der
beim Verdunsten des Waschwassers bleibende Rückstand wird zu dem in Wasser löslichen
Antheil der Wolle hinzu addirt.
Die mit Aether erschöpfte Wolle wird hierauf mit kaltem destillirten Wasser bis zur
Erschöpfung extrahirt. Die wässerigen Extracte werden durch Abspritzen von der
Wollfaser getrennt, dann vereinigt und gemessen. Zur Bestimmung ihres Gehaltes an
festen Theilen wird eine abgemessene Menge derselben, nachdem sie zuvor durch
Filtration von den beigemengten Schmutztheilen befreit ist, in einer gewogenen
Platinschale im Wasserbade zur Trockne verdampft. Die Schale mit dem Rückstand
trocknet man auf heißem Sand im luftverdünnten Raume, bis ihr Gewicht constant ist.
Der Rückstand bildet nach völliger Austrocknung eine braune, leicht zerreibliche
Masse.
Die mit Aether und Wasser erschöpfte Wolle behandelt man mit Alkohol. Es lösen sich
in demselben noch geringe Mengen von Seife.
Um die in Wasser und Alkohol unlöslichen oder schwer löslichen Seifen der Erdalkalien
zu entfernen, läßt man der Extraction mit Alkohol noch eine solche mit verdünnter
Salzsäure (im Liter 4 Kubikcentimeter concentrirte Salzsäure) folgen. Man wäscht mit
Wasser nach, bis alle Säure entfernt ist. Das Extract wird eingedampft, und der
Rückstand auf heißem Sand im luftverdünnten Raum getrocknet, bis sein Gewicht
constant ist.Bei schmutzreichen Wollen gehen durch die verdünnte Salzsäure nicht
unbeträchtliche Mengen Kalk in Lösung. Der größte Theil desselben stammt
vermuthlich nicht von Kalkseifen, sondern von dem im Schmutze enthaltenen
Kalkstaub her. Die genannten Seifen können bei der Behandlung mit
Salzsäure zersetzt werden; um die Wolle ganz frei von Fettsäuren zu erhalten, ist es
daher nothwendig, der Extraction mit Salzsäure noch eine solche mit Alkohol und
Aether folgen zu lassen.
Die in solcher Weise extrahirte Wollfaser ist frei von allen löslichen
Bestandtheilen, aber noch verunreinigt durch Schmutz (Sand, Futter- und
Koththeilchen u. dgl.). Man entfernt denselben am besten durch Schütteln und
Zerzupfen der Wolle, zuletzt durch Auslesen mit der Pincette. Ein geringer Verlust
an Wollfaser ist dabei kaum zu vermeiden. Es ist zweckmäßig, den ausgeschüttelten
und ausgezupften Schmutz
auf einem Bogen Papier zu sammeln und auf einem engmaschigen Siebe mit Wasser zu
waschen. Die im Schmutze enthaltenen Wollfäserchen ballen sich dabei zusammen und
lassen sich zum größten Theile wieder gewinnen, während der Sand etc. durch die
Maschen des Siebes fällt. Die Wollfaser wird im Wasserstoffstrom getrocknet und dann
gewogen.
Den Gehalt der Wolle an Schmutz bestimmt man aus dem Verluste.
Die Verf. haben in dieser Weise zwei Wollen (Nr. 1 und 6 der folgenden Tabelle)
vollständig untersucht. Von sechs anderen Wollen (Nr. 2 bis 5, 7 und 8) führen sie
den Gehalt an Feuchtigkeit, in Wasser löslichen Bestandtheilen und reiner Wollfaser
an. Sie bemerken dabei, daß diese letzteren Wollen im fetthaltigen Zustande mit
Wasser extrahirt wurden. Das Fett, welches möglicherweise als Emulsion in die
Wasserextracte eingegangen war, wurde durch Filtration entfernt; die filtrirten
Extracte bildeten klare, braun gefärbte Flüssigkeiten.
In 100 Th. lufttrockener Wolle sind enthalten:
Textabbildung Bd. 198, S. 83
Nr. 7 war Wolle von einem Rambouillet-Bock, Nr. 8 von einem
Rambouillet-Schaf, Nr. 6 eine gemischte Probe.
Wolle von Landschafen; Wolle von
Rambouillet-Vollblut-Schafen Feuchtigkeit; Fett (gereinigt); Bei
successiver Behandlung; in Wasser löslich (Wollschweiß); in Alkohol löslich; in
verdünnter Salzsäure löslich; in Alkohol und Aether löslich; Reine Wollfaser;
Schmutz
Die unter Nr. 1 bis 5 der vorstehenden Tabelle aufgeführten Wollen stammen von
Landschafen (Hammeln), welche zu Fütterungsversuchen benutzt und fast nur in
geschlossenen, staubfreien Räumen, zum großen Theile ohne Streu gehalten waren;
diese Wollen enthielten daher nur sehr geringe Mengen von Schmutz.
3) Chemische Zusammensetzung des in Wasser löslichen Antheiles
der Wolle. – Der in Wasser lösliche Antheil der Wolle (Wollschweiß)
besteht nach den Untersuchungen von Vauquelin,
Chevreul, Reich, Ulbricht und Hartmann vorzugsweise aus den Kaliseifen der Oel- und Stearinsäure,
vermuthlich auch noch anderer fixer Fettsäuren; er enthält ferner in geringer Menge
Kalisalze flüchtiger Fettsäuren (Essigsäure und Baldriansäure sind bestimmt
nachgewiesen), Chlorkalium, Ammoniaksalze, Phosphorsäure, Schwefelsäure etc.
Die Verf. haben, gemäß dem Zweck ihrer Arbeit – Aufstellung von
Stoffwechsel-Gleichungen für Fütterungsversuche mit Schafen –, sich
nicht damit beschäftigt, die verschiedenen organischen Stoffe des Wollschweißes zu
trennen, sondern sich darauf beschränkt, die Elementar-Zusammensetzung
desselben festzustellen. Sie führen im Folgenden die Zahlen an, welche sie für den
Gehalt des Wollschweißes an Stickstoff, an Mineralbestandtheilen, an Kohlensäure und
Ammoniak, und für die Zusammensetzung der Wollschweiß-Asche gefunden haben.
Die Bestimmung dieser Bestandtheile wurde in den Wasserextracten der Wollen Nr. 2
bis 5, 7 und 8 ausgeführt.Zur Extraction mit Wasser wurden Woll-Portionen von 100 bis 150 Grm.
angewendet. Zur vollständigen Erschöpfung derselben waren 8 bis 10 Liter
Wasser erforderlich.
Die Trockensubstanz der Wasserextracte hatte folgende Zusammensetzung:
Wolle von Landschafen
Wolle von
Rambouillet-Vollblut-Schafen
2
3
4
5
7
8
Organische Substanzdarin
StickstoffMineralstoffe (kohlensäurefrei)
58,92
1,85 41,08
59,47
1,89 40,53
59,76
2,57 40,24
61,86
2,81 38,14
59,12
3,27 40,88
60,47
3,42 39,53
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
Obige Mengen von Stickstoff und von Mineralstoffen betragen in Procenten der
lufttrockenen rohen Wolle:
Wolle von Landschafen
Wolle von
Rambouillet-Vollblut-Schafen
2
3
4
5
7
8
StickstoffMineralstoffe (kohlensäurefrei)
0,38 8,52
0,43 9,31
0,56 8,76
0,63 8,49
0,678,38
0,778,89
Der Gehalt der Wasserextracte an Ammoniak und an fertig gebildeter Kohlensäure
betrug:
Textabbildung Bd. 198, S. 85
Wolle von Landschafen; Wolle von
Rambouillet-Vollblut-Schafen; Kohlensäure Amoniak; a) in Procenten
der Trockensubstanz des Wasserextractes; b) in Procenten der rohen Wolle; c) in
Procenten der Trockensubstanz des Wasserextractes; b) in Procenten der rohen
Wolle
Der Gehalt des Wollschweißes an Ammoniaksalzen ist, wie vorstehende Zahlen beweisen,
nur sehr gering. Die gefundenen Ammoniakmengen genügen nicht zur Erklärung des
Stickstoffgehaltes des Wollschweißes; es muß also noch irgend eine andere
Stickstoffverbindung (vielleicht Harnstoff?) in demselben enthalten seyn.
Salpetersäure, welche Reich und Ulbricht in geringen Mengen im Wollschweiße gefunden haben, konnten die
Verfasser nicht nachweisen.
Die Wasserextracte der untersuchten Wollen reagirten sämmtlich stark alkalisch; die
in denselben enthaltene Kohlensäure war daher ohne Zweifel mit Kali in Verbindung.
Berechnet man die gefundenen Kohlensäuremengen auf kohlensaures Kali, so ergibt
sich, daß 100 Th. Rohwolle enthielten:
2.
3.
4.
5.
7.
8.
2,64
2,26
4,08
0,02
1,10
1,38 Th. KO, CO².
Hartmann fand in Rambouillet-Wolle 2,9 Proc.
kohlensaures Kali. Auch Chevreul hat stets alkalische
Reaction des Wollschweißes gefunden, und nimmt an, daß dieselbe von einem Gehalt an
kohlensaurem Kali herrühre. Reich und Ulbricht
Annalen der Landwirthschaft in den preußischen Staaten, Monatsblatt 49, S.
133. dagegen konnten in den von ihnen untersuchten Rohwollen nur
höchst geringe Mengen fertig gebildeter Kohlensäure (bis zu 0,1 Proc.)
auffinden.Die Wasserextracte dieser Wollen scheinen neutrale Reaction gehabt zu
haben. Sie nehmen daher an, daß zwar kohlensaures Kali vom Schafe
secernirt werde, daß dasselbe aber energisch auf das Fett einwirke und somit als
kohlensaures Kali nicht nachzuweisen sey. Auch Maumené und Rogelet
Bulletin de la Société chimique, t.
IV p. 472; Jahresbericht über die Fortschritte
der Chemie für 1865, S. 776. geben an, daß der wässerige Auszug
der Wolle neutral reagire und kein kohlensaures Alkali enthalte. Alkalische Reaction
werde nur dann beobachtet, wenn sich in Folge einer Gährung kohlensaures Ammoniak
gebildet habe.
Für die von den Verf. untersuchten Wollen ist diese Erklärung nicht zutreffend; denn
die in denselben gefundenen Ammoniakmengen reichen nicht entfernt zur Sättigung der
gefundenen Kohlensäure aus. Die Verf. nehmen also an, daß der Wollschweiß in der
Regel alkalisch reagirt und kohlensaures Kali enthält. Ohne Zweifel wirkt dieses
kohlensaure Kali auf das Wollfett ein – das Product dieser Einwirkung sind
die im Wollschweiß enthaltenen Kaliseifen, – und es kann offenbar vorkommen,
daß bei diesem Proceß das kohlensaure Kali vollständig verbraucht wird, und daß ein
wässeriger Auszug der Wolle dann neutrale Reaction besitzt.
Das kohlensaure Kali des Wollschweißes spielt eine nicht unwesentliche Rolle bei der
sogenannten Rückenwäsche der Wolle. Es erleichtert im Verein mit den Seifen des
Wollschweißes die Ablösung des Schmutzes von der Wollfaser im hohen Grade.
Die Wollschweiß-Asche hatte folgende Zusammensetzung:
Textabbildung Bd. 198, S. 86
von 2 und 3 vereinigt; von 4 und 5
vereinigt; a) CO²-haltig; b) CO²-frei; Kali; Natron;
Spur; Kalk; Magnesia; Eisenoxyd sehr geringe Menge, nicht bestimmt; Chlor;
Schwefelsäure; Phosphorsäure; Kieselsäure; Kohlensäure; ab O für Cl
Die Wollschweiß-Asche besteht, wie man aus vorstehenden Zahlen sieht, zum
weitaus überwiegenden Theile aus Kalisalzen. Natron ist in der Asche von Nr. 4 und 5
nur in Spuren, in der von Nr. 2 und 3 in sehr geringer Menge enthalten. Der größte
Theil des Kalis ist an Kohlensäure gebunden, welche bei der Einäscherung aus den
organischen Bestandtheilen des Wollschweißes entsteht. Völlig übereinstimmend mit
vorstehenden Zahlen ist die Analyse von Wollschweiß-Asche, welche Maumené und Rogelet
mittheilen. Dieselben fanden:
Kohlensaures Kali
86,78 Proc.
Chlorkalium
6,18 „
schwefelsaures Kali
2,83 „
SiO³, Al²O³, KO,PO⁵, CaO,
MgO,Fe²O³, Mn²O³, CuO
4,21 „
–––––––––
100,00
Natron wurde in dieser Asche gar nicht gefunden. Hartmann
untersuchte die Asche des Wasserextractes von Rambouillet-Wolle. In 2,122
Grm. Asche fand er 0,0535 Grm. in Wasser unlösliche und 2,0685 Grm. in Wasser
lösliche Bestandtheile. Das in Wasser Unlösliche war größtentheils kohlensaurer
Kalk, während das in Wasser Lösliche fast nur aus Kalisalzen mit geringer Spur von
Natronsalzen bestand. Das Kali war zum größten Theile an Kohlensäure gebunden;
daneben wurden Chlor und Spuren von Phosphorsäure und Schwefelsäure gefunden. Aus
den Zahlen, welche Hartmann angibt, berechnet sich
folgende Zusammensetzung der Asche:
Kohlensaures Kali
83,1 Proc.
Chlorkalium (incl. phosphorsaures
und schwefelsaures Kali)
14,6 „
kohlensaurer Kalk
2,3 „
–––––––––
100,00
Der Wollschweiß umfaßt diejenigen Stoffe, welche bei der Flußwäsche der Schafe vom
Wasser fortgeführt werden. Es dürfte nicht überflüssig seyn, auf die bedeutende
Quantität von Kali aufmerksam zu machen, welche bei
dieser Art der Wollwäsche für die Landwirthschaft verloren geht. 100 Pfund
ungewaschene Wolle geben im Mittel aus den Bestimmungen der Verfasser 8,73 Pfd.
(kohlensäurefreie) Wollschweiß-Asche. In diesen 8,73 Pfd. sind nach den
Analysen der Verf. durchschnittlich 7,17 Pfd. Kali enthalten.
Das Waschwasser von 100 Pfd. roher Wolle besitzt, wenn man auch die in demselben
enthaltenen Stickstoff- und Phosphorsäuremengen in Rechnung zieht,
durchschnittlich einen Düngerwerth von 19,1 Sgr. (das Pfund Kali zu 2 Sgr., das
Pfund Stickstoff zu 8 Sgr., das Pfund Phosphorsäure zu 3 Sgr. gerechnet).
4) Chemische Zusammensetzung der reinen Wollfaser.
– Die in früher beschriebener Weise aus den Wollen Nr. 2 bis 5, 7 und 8
dargestellten reinen Wollfasern wurden der
Elementaranalyse unterworfen. Aschenbestandtheile waren in denselben nur spurenweise
enthalten; die Verf. fanden folgende Mengen:
Wollfaser von
Nr. 2.
3.
4.
5.
7.
8.
0,08
0,11
0,37
0,24
0,19
0,23 Proc. Asche.
Auf aschenfreie Substanz berechnet, war die procentische Zusammensetzung der
Wollfasern folgende:
Wolle von Landschafen
Wolle von
Rambouillet-Vollblut-Schafen
2
3
4
5
7
8
KohlenstoffWasserstoffStickstoffSchwefelSauerstoff
49,25 7,57 15,86 3,66 23,66
49,49 7,58 15,55 3,73 23,65
49,67 7,26 16,01 3,41 23,65
49,89 7,36 16,08 3,57 23,10
49,58 7,19 15,54 3,69 24,00
50,46 7,37 15,73 3,43 21,01
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
100,00
Analysen der Wollfaser sind früher von Scherer
Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XL S. 58. und von Reich und Ulbricht ausgeführt
worden. Ersterer fand:
auf aschenfreie Substanz berechnet
Kohlenstoff
50,65 Proc.
Wasserstoff
7,03 „
Stickstoff
17,71 „
Sauerstoff und Schwefel
24,61 „
––––––––––––
100,00
Die zur Analyse benutzte Wollfaser war durch Auskochen mit Alkohol und Aether
gereinigt worden; sie enthielt noch 2 Proc. Asche. Ulbricht fand in aschehaltigerDie von Reich und Ulbricht dargestellten Wollfasern enthielten 0,06 bis 0,29 Procent
Asche. Wollfaser:
Kohlenstoff
50,48 Proc.
Wasserstoff
7,00 „
Der Schwefelgehalt der Wollfaser schwankt nach den Bestimmungen von Reich zwischen 2,85 und 3,84 Proc., nach den Bestimmungen
von Grothe
Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIX S. 420; polytechn. Journal Bd. CLXX S. 384. zwischen
1,6 Proc. (ff. Kammwolle) und 3,4 Proc. (Haidschnuckenwolle); v. Bibra hat nur 0,87 Proc. Schwefel im Wollhaar
gefunden.
Die von den Verf. ausgeführten Wollfaser-Analysen weichen, wie man sieht,
hinsichtlich des Kohlenstoffes, Wasserstoffes und Stickstoffes von den schon
vorhandenen Analysen nicht bedeutend ab. Der Schwefelgehalt des Wollhaares dagegen
scheint, wenn man alle bis jetzt gemachten Bestimmungen berücksichtigt, innerhalb
ziemlich weiter Grenzen zu schwanken.