Titel: | Ueber die JosephPopper'schen Patent-Dampfkessel-Einlagen; Bericht von Friedrich Napravil, Zuckerfabriks-Director in Velim. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XIX., S. 97 |
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XIX.
Ueber die JosephPopper'schen
Patent-Dampfkessel-Einlagen; Bericht von Friedrich Napravil, Zuckerfabriks-Director in
Velim.
Vorgetragen in der Plenar-Versammlung des Vereines ostböhmischer Zuckerfabrikanten in Chrudim
den 29. Juni 1870.
Napravil, über den Popper'schen
Anti-Incrustator.
Seit ungefähr zwei Jahren ist eine Erfindung ziemlich lebhaft besprochen und mit
mehrseitigem Interesse in ihrer Entwickelung und Verwendbarkeit verfolgt worden,
welche vom Ingenieur Joseph Popper in Wien gemacht und
mit Beharrlichkeit in die Praxis eingeführt wurde.
Diese Erfindung wurde unter dem Namen „Popper's
Patent-Kessel-Einlagen“ bekannt als eine Vorrichtung,
welche in Dampfkesseln eingebracht werden soll zu dem Zwecke, um die Uebelstände
durch Niederschläge aus den Speisewässern zu beheben und die Sicherheit des
Betriebes zu erhöhen.Man s. die Beschreibung dieser Vorrichtung im polytechn. Journal, 1869, Bd.
CXCI S. 263.
Bekanntlich wurden viele Versuche seit einer Reihe von Jahren, und zwar in allen
Industriestaaten von den Ingenieuren gemacht, den sogenannten Kesselstein zu beseitigen.
Das constante Mißlingen aller dieser Versuche hatte zur Folge, daß das Problem der
Beseitigung des Kesselsteines und das der Herstellung eines Perpetuum mobile beinahe in eine Linie gestellt wurden.
In der That zeigt nicht nur die bisherige Erfahrung, sondern auch eine genauere
Betrachtung der gestellten Aufgabe einerseits und der theoretischen Hülfsmittel und
praktisch obwaltenden Umstände andererseits, daß eine sogenannte Beseitigung des
Kesselsteinansatzes an den Dampfkesselblechen, im Allgemeinen wenigstens, eine Unmöglichkeit sey.
Aber es ergibt sich für den Praktiker auch, daß dieses Ideal zu erreichen gar nicht
nothwendig sey, und daß der Dampfindustrie ein sehr wesentlicher Dienst geleistet,
ja daß derselben ganz Genüge geschehen würde, wenn es Jemanden gelänge, durch eine
einfache Vorrichtung es möglich zu machen, die Dampfkessel von allen jenen Formen der festen Niederschläge
wenigstens insoweit zu befreien, daß die Reparaturen, oder, wenn solche nicht
vorhanden sind, die Unterbrechungen des Betriebes und Häufigkeit der den Kesseln so
schädlichen Reinigungen mit Hammer und Meißel beseitigt werden. Mit einem Worte, es
handelte sich um die praktische Formulirung sowohl, als
auch Lösung des Problemes und dieß eben kann man Hrn. Popper, nach den zahlreichen bisherigen Erfahrungen zu
schließen, gern zuerkennen.
Hr. Popper drückt den Zweck seiner Erfindung so aus:
„Ich befreie nicht von Niederschlägen,
sondern von den Uebelständen durch Niederschläge.“
Die Uebelstände, welche die festen Bestandtheile im Speisewasser überhaupt im Gefolge
haben, sind nachstehende:
1) Ein Theil der festen Bestandtheile bleibt im Kesselwasser
suspendirt. – Die Folge hiervon ist, daß die Wasserstandsgläser sich
oft sehr verunreinigen und ein genaues Ablesen des Wasserstandes unmöglich machen,
daß die Ventile an dem Kessel sich verschlammen, – für die Sicherheit des
Betriebes sehr gefährliche Umstände; – endlich pflegt der aus dem Kessel
entweichende Dampf viel Schlamm mit sich zu reißen und hierdurch die Dampfleitungen
zu verlegen, die Maschine zu zerstören und dgl. mehr.
2) Ein Theil der festen Niederschläge bleibt in schlammiger
Consistenz am Boden des Kessels liegen. –
Derartige Ablagerungen consumiren viel Brennstoff und zerstören sehr bald die
Kesselbleche.
3) Ein Theil der festen Bestandtheile bekommt eine feste und
steinige Consistenz, das ist der Kesselstein selbst; dieser Kessel-
oder Pfannenstein verhindert die gute Wärmeübertragung, er muß öfter zerschlagen und
hierdurch das Kesselblech sehr in Anspruch genommen werden, und endlich:
4) kommt es häufig vor, daß diese steinige Kruste während
des Ganges des Kessels von selbst abspringt, sich in zahlreichen Plättchen an den
Feuerplatten zusammenschiebt, ganze (mitunter mächtige) Klumpen bildet und die
Kesselplatte entweder durchbrennen macht, oder eine Blechblase veranlaßt, mindestens
aber eine ganz außerordentliche Brennstoffverschwendung verursacht.
Zur Vermeidung aller genannten Uebelstände war bisher nur ein einziges und nicht
immer hinreichendes Mittel darin gegeben, daß man die Dampfkessel nur sehr kurze Zeit ununterbrochen heizen läßt; was für ein Uebelstand aber in
dieser Vorsicht selbst liegt, ist zu klar als daß es nöthig wäre näher darauf
einzugehen.
Die Popper'schen Einlagen sind nun gerade zu dem Zwecke
construirt, die genannten Uebelstände mit Sicherheit und ohne Heranziehung neuer
Unannehmlichkeiten zu beheben; dieß wird durch Blecheinlagen bewirkt,
welche mit Hülfe passender Detailconstructionen, die den jeweiligen
Kesseldimensionen und Formen entsprechen, gewisse Wasserströmungen so dirigiren, daß
die erwähnten Leistungen eintreten müssen, und zwar mit Nothwendigkeit, weil es sich
nur um feststehende physikalische Gesetze handelt, die von den vorhandenen
praktischen Umständen nie zurückgedrängt werden. Es hat
sich auch durch eine lange Reihe von Erfahrungen ergeben, daß dieß der Fall sey, und
die Leistungen, wie sie Hr. Popper anzugeben pflegt, sind
als ein allen Beobachtungen gemeinschaftliches Ergebniß, also eigentlich als eine
Minimalleistung anzusehen.
Hierin liegt eben die Sicherheit der Wirkung und Garantie der Einhaltung der
versprochenen Leistungen.
Die Frage ist nun: „Auf welche Weise bewirken
eigentlich die P.-schen Einlagen die Behebung jener obengenannten
Uebelstände durch die Niederschläge der Speisewässer?“
ad 1. Betreffs des ersten der oben angeführten Punkte sey
bemerkt: daß in Folge der Anwesenheit der P.'schen Einlagen in den Dampfkesseln, und
zwar sowohl mit äußerer, als mit innerer Feuerung (Cornwallkesseln), ein Kochen des
Wassers und Aufsteigen des Dampfes nur in jener Art möglich gemacht wird, daß sich
der allergrößte Theil des suspendirten Schlammes in das Innere des Apparates ruhig
ablagern kann; zu gleicher Zeit ist jene Wasseroberfläche, von der der Dampf in den
Dampfdom strömt, vollkommen ruhig, daher ein Schäumen und Platzen von Dampfbläschen
nicht vorhanden, und daher auch der in den Dom entweichende Dampf nicht nur
wasserfreier, sondern auch viel schlammfreier (wenn nicht ganz schlammfrei) als dieß sonst möglich ist.
Die Beobachtungen hinsichtlich der genannten Wirkungen sind äußerst zahlreich;
überall bemerkt man – trotz längerer Gangdauer – eine auffallende
Reinheit des Wassers im Wasserstandsglase; was die Reinheit des Dampfes von
mitgerissenen Schlammtheilchen betrifft, so wurde in einem Etablissement
(Eisensteingrube des Frhrn. v. Rothschild in M. Neustadt)
ein ganz specieller und eingehender Versuch gemacht.
In diesem Etablissement ist nämlich das Speisewasser so schlammreich, daß der Dampf
enorm viel Schlamm mitreißt, hierdurch die Dampfleitungen verengt und die Maschine
verdirbt. Behufs der Erprobung wurde nun zum Versuch mit drei mit P.'schen Einlagen
armirten Dampfkesseln operirt und nach Verlauf von ungefähr 6 Monaten die Maschine
auseinandergenommen und die Dampfleitungen untersucht. In der
That zeigte sich die verlangte Leistung dem Versprechen Hrn. Popper's gemäß
erfüllt.
ad 2. Durch die Patent-Einlagen wird sämmtlicher
Schlamm in Folge heftiger Wasserbewegungen von den heißen Kesselplatten entfernt und
in das Innere des Apparates ruhig abgesetzt. Diese Leistung, als keine besonders
schwierige, sey nicht weiter besprochen; natürlich hat der Apparat in keinem
einzigen Falle noch versagt.
ad 3. Der Kesselstein selbst wird immer und namentlich an
den heißesten Kesselstellen bedeutend reducirt; es
kommen zwar Fälle vor, wie in der Troppauer Zucker-Raffinerie u.a., wo eine
ganz vollständige Beseitigung erreicht wird; wir haben aber bereits zu Anfang
auseinandergesetzt, daß Hr. Popper von einer absoluten
Beseitigung im Allgemeinen, und zwar mit Recht, gar nicht spricht, dieselbe auch zu sämmtlichen versprochenen Leistungen nicht
nothwendig ist.
Die Verminderung des Kesselsteines nun ging in einzelnen Fällen bis auf 1/3, 1/4 und
auch noch mehr, und der Grund dieser Verminderung liegt
bei den P.'schen Einlagen darin, daß:
1) das Kesselwasser überhaupt vom suspendirten Schlamm befreit, also reiner erhalten
wird;
2) durch die heftigen Wasserströmungen eine Verdichtung des Wassersteines und ein
Verhindern des Absatzes von einzelnen Schlammschichten herbeigeführt wird.
Es muß aber noch auf eine höchst wichtige
Eigenthümlichkeit der Wirkung der P.'schen Einlagen aufmerksam gemacht werden.
Die während der Functionirung der Einlagen gebildete Incrustirung ist viel leichter von den Kesselblechen ablösbar, als dieß
sonst der Fall ist; diese Beobachtung ist so vielfach gemacht worden, daß gar kein
Zweifel daran mehr möglich wird, und der Grund ist
folgender: durch vollständiges Isoliren des weicheren Schlammes vom festen
Kesselstein wird der letztere viel spröder und glasartiger; er brennt daher nicht
nur viel weniger an, sondern er springt in Folge eines Hammerschlages viel leichter
und in relativ größeren Stücken ab, als sonst.
Man überzeugt sich von der Richtigkeit dieser Erklärung leicht, indem man ein Stück
eines derartigen Kesselsteines und eines gewöhnlichen auf eine Tischplatte wirft;
der erste wird wie Glas klingen, der andere nicht.
Nun ist aber noch die praktisch wichtigste, die schwierigste und interessanteste
Leistung der P.'schen Einlagen zu erwägen, nämlich:
die Entfernung der von selbst abgesprungenen
Kesselsteinplättchen von den Kesselplatten.
Auf diesen Hauptfeind eines sicheren ungestörten Betriebes und der Erhaltung der
Dampfkessel hatte man bisher kein genügendes Gewicht gelegt und noch viel weniger
wurde bis auf den heutigen Tag ein Apparat construirt, welcher diesem Uebelstande
abzuhelfen geeignet war.
Es liegen nun so zahlreiche Beweise vor, daß die P.'schen Einlagen dieß zu leisten im
Stande sind, daß man schon um dieser einen Eigenschaft willen dieselben den
nützlichsten, und wenn man ihre Einfachheit berücksichtigt, den interessantesten
Erfindungen der Neuzeit anreihen darf.
Ich will, sogleich an diese Leistung anknüpfend, über den Generalversuch berichten,
welcher von unserem Verein ostböhmischer Zuckerfabrikanten mit den P.'schen Einlagen
in einem Dampfkessel der „Akciová
továrna na cukr“ in Pardubic unter Aufsicht unseres
Präsidenten, Hrn. Director Joseph Pfleger, durchgeführt
wurde.
In den Kesseln dieses Etablissements zeigte sich, trotz der Verwendung von Elbewasser
zum Speisen derselben, im Laufe der Campagne ein Durchbrennen und Blasenziehen der
Feuerplatten sämmtlicher Dampfkessel; der eigentliche Kesselstein war zwar durchaus
nicht stark (1 bis 1 1/2 Linien), aber es zeigten sich bei der Untersuchung der
Kessel enorme Anhäufungen von abgesprungenen Kesselsteinplättchen, und diese waren
die Ursache der genannten Uebelstände.
Es wurde nun einer der Kessel (Bouilleurkessel mit 2 Siederöhren, 33' lang und 3 1/2'
Durchmesser) mit den P.'schen Einlagen versuchsweise belegt und Ende Februar
angeheizt; gleichzeitig wurde mit der Anheizung eines Nachbarkessels begonnen; das
verwendete Speisewasser war aber nicht reines Flußwasser, sondern mit Brunnenwasser
vermischt.
Schon nach kurzer Zeit war es auffallend, wie rein das
Wasser im Wasserstandsglase des Versuchskessels blieb, während jenes des
Nachbarkessels immer mehr und mehr verschlammte. In der 5. Woche nun war es ohne
Gefahr des Durchbrennens und der Blasenbildung nicht mehr möglich, den Nachbarkessel
weiter zu heizen, man mußte ihn kalt stellen, während der Versuchskessel anstandslos
weiter arbeitete.
Nun ging der letztere noch weitere 5 Wochen, so daß er demnach volle 10 Wochen
ununterbrochen geheizt wurde, während die gewöhnliche Gangdauer der Kessel dieser
Zuckerfabrik 4 Wochen nicht überschreiten durfte.
Es war aber bis zum Schlusse der Gangdauer das Wasser im Glase immer rein
geblieben, und ein Mehraufwand an Brennstoff nicht bemerkbar.
Wir beschlossen nun, um die Wirksamkeit der Einlagen durch eigenen Augenschein
wahrzunehmen, woran uns bei der Wichtigkeit dieser Vorrichtung für unsere Fabriken
sehr gelegen war, daß der Kessel bis zum 9. Juni verschlossen bleiben möge, und Hr.
Director Pfleger lud uns für diesen Tag zur Oeffnung und
Untersuchung des Kessels ein.
Wir waren in der That in großer Anzahl erschienen, ließen in unserem Beiseyn den
Mannlochdeckel abnehmen und stiegen nun einer nach dem anderen in den betreffenden,
schon sehr abgekühlten Kessel.
Wir beobachteten nun Folgendes:
Im Inneren der Einlagen waren etwas Schlamm und eine ganz außerordentliche Menge von
Kesselsteinplättchen abgelagert, und zwar ungefähr über dem ersten heißen Dritttheil
der Kessellänge.
Nach dem Beiseitelegen der einzelnen Einlagsbleche wurde nun die Kesselwandung selbst
untersucht; vom Anfang bis zum Ende derselben waren vollkommene Abwesenheit von
Schlammtheilchen und gar keine Kesselsteinplättchen zu bemerken; der eigentliche
Kesselstein aber war auf Papierstärke herabgebracht, so daß die kältere Hälfte des
Kessels gewiß während der ganzen Campagne gar nicht, oder höchstens nur einmal wird
nunmehr geputzt werden müssen, um ein ganz unnöthiges Zerhacken des Kesselbleches zu
vermeiden.
Auffallend war uns ferner die leichte Ablösbarkeit des Kesselsteines; an den
Feuerplatten konnte man beinahe ohne Hämmern, durch Einfahren mit einem scharfen
Instrument, ja mit den Fingernägeln, Stücke ablösen, so sehr lose haftete der Stein
an den Kesselblechen.
Endlich muß noch erwähnt werden, daß wir uns von der äußerst praktischen Construction
der P.'schen Einlagen überzeugten, in Folge deren sogar das erste Einsetzen nur
gegen 2 Stunden in Anspruch nahm; ferner brauchen dieselben weder selbst gereinigt,
noch aus dem Kessel mehr herausgenommen, sondern beim Reinigen nur zonenweise bei
Seite und wieder auf den früheren Platz gestellt zu werden.
Eine ganz andere Art von Nutzen gewähren die P.'schen Einlagen noch durch Erhöhung
der Betriebssicherheit und ich will über diesen ebenfalls sehr wichtigen Punkt
Einiges anführen.
Man bemerkt in den Cylinderkesseln, in welchen P.'sche Einlagen functionirten,
oberhalb des normalen Wasserstandes stets weiße Spuren, welche beweisen daß das
Wasser weit über das normale Niveau gehoben worden war. Diese Hebung ist genau der
Temperatur der betreffenden Stelle entsprechend, sie beträgt oberhalb der Feuerplatten
10–12–15 Zoll und nimmt dann gegen das kalte Ende stetig ab.
Diese Eigenschaft der Wasserhebung begründet nun einen ausgiebigen Schutz gegen das Glühen oder Anbrennen der Kesselbleche bei
etwa gesunkenem Wasserstand.
Andererseits bewirken diese Einlagen stets und selbst während der Unterbrechung im
Heizen eine genügend starke Strömung im Kesselwasser, welche so regulirt ist, daß
eine immerwährende Ausgleichung der Temperatur in allen Wasserschichten bis in den
Dampfraum hinein stattfindet; hierdurch aber wird dem sogenannten Siedeverzuge vorgebeugt, welcher nach den neuesten
Forschungen sehr wahrscheinlich häufig die Ursache von jenen Explosionen der
Dampfkessel bildet, die während der Rastzeit der Dampfmaschinen zu entstehen
pflegen.
Fassen wir dieß Alles zusammen, berücksichtigen wir die betreffenden zahlreichen und
genauen Beobachtungen, die Erfahrungen bei den verschiedensten der gangbaren
Kesselformen und bei verschiedenen Speisewässern, endlich den Umstand daß Popper' sche Apparate, welche in mehreren Etablissements
seit längerer Zeit im Gange sind, stets gleich gut
functioniren, dabei in ihrer Construction und Beschaffenheit nicht gelitten haben,
so kann diese neue Erfindung gewiß nur auf das Angelegentlichste empfohlen werden,
denn sie:
ermöglicht eine bedeutende Verlängerung der Gangdauer der
Dampfkessel, verhütet das Durchbrennen und Blasenziehen der Feuerplatten,
erspart Brennstoff und erhöht die Betriebssicherheit.
Es dürfte wohl auch von Interesse seyn, Näheres über die Entwickelung der Erfindung
unseres Landsmannes zu erfahren.
Nach Mittheilungen Popper's hatte derselbe bereits im
Jahre 1863, als er noch Eleve des k. k. physikalischen Universitätsinstitutes in
Wien unter Leitung des bekannten Physikers und Mathematikers Ettingshausen war, bei Gelegenheit einer Voruntersuchung über
Haarröhrchen-Erscheinungen bei erwärmten Flüssigkeiten nachfolgendes
interessantes und von Jedermann leicht zu wiederholendes Experiment angestellt.
Er nahm einen mehrere Zoll langen Kupferstreifen, ritzte mit einer Messerklinge eine
Furche entlang von der ungefähren lichten Weite eines Menschenhaares, erhitzte
hierauf das Ende des Metallstreifens über einer Spiritusflamme, und senkte sodann
das erhitzte Ende bis auf ungefähr einen halben Zoll Tiefe in kaltes Wasser; es
zeigte sich nun ein plötzliches Aufschießen eines Wasserfadens in diese Furche
– durch die ganze Länge derselben. Wurde dann ein
Kupferstreifen mit ähnlichen knapp nebeneinander laufenden Canälchen versehen, am Ende
– sowie früher, erhitzt und sodann rasch in kaltes Wasser eingetaucht, so
überzog sich das Metallblech in einem Augenblicke mit einer feinen, bis an das Ende
reichenden Wasserhaut.
Es zeigte sich also, daß es möglich sey, Dampfblasen welche
eben in der Entstehung begriffen sind, motorisch zu verwerthen.
Die praktische Verwendung dieses Principes für Dampfkessel leuchtete sofort ein.
P. ließ sofort kleine, mit derartigen Canälen versehene Metallgefäße anfertigen, um
Wasserverdampfungsversuche darin vorzunehmen; durch mannichfache Umstände in der
Verfolgung dieser Arbeit unterbrochen, gelangte er erst im Jahre 1867 dazu, die
Experimente nochmals im Kleinen vorzunehmen, und nach ungefähr einem halben Jahre,
nach vielfachen und mannichfaltigen Modificationen behufs praktischer Realisirung
des eben erwähnten Principes, zu vollenden.
Im Frühjahr 1858 reichte er sein erstes Patentgesuch ein
– er besitzt bereits seit neuester Zeit das dritte
Patent – begann die Versuche im Großen, nachdem er mit vieler Mühe endlich
ein Etablissement hierzu bereit gefunden hatte und verfolgte den Gegenstand bis auf
den heutigen Tag von Fall zu Fall mit der größten Aufmerksamkeit, untersuchte
beinahe jeden mit Einlagen versehenen Kessel, um die gemachten Beobachtungen für die
Vervollkommnung seines Apparates zu benutzen und kam auf diesem Wege mit
Beharrlichkeit zu einem Resultate, welches wir oben so warm empfehlen konnten.
P. machte uns auch darauf aufmerksam, daß ihm von mehreren Seiten vorgehalten wurde,
derartige Einlagen seyen schon seit 15 und 20 Jahren in England und Westphalen
versucht und verwendet worden. Die Aehnlichkeit aller bisher sonst verwendeten
Einlagen mit den P.'schen ist aber eine so oberflächliche und das Princip so radical
verschieden, daß die ersteren nicht nur in den meisten und besonders in den
schwierigen Fällen gar nichts nutzen, sondern öfters geradezu zum Verderben der
Kessel beitragen.
Auf der letzten Welt-Ausstellung zu Paris kamen ähnliche Kesseleinlagen vor,
und fanden alle Anerkennung. Es waren die von Schmitz.Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCI S. 264. Schon Schmitz suchte mittelst seiner Kesseleinlagen durch eine
günstige Circulation des Wassers im Generator, dessen Verdampfungsfähigkeit zu
erhöhen, und andererseits den entstandenen pulverförmigen Niederschlag nach einer Seite zu führen, wo
das zur Ruhe gelangte Wasser denselben abzulagern im Stande ist. In weit
vollkommenerer Weise erreicht dieses Ziel aber der Popper'sche Anti-Incrustator.
Der vollgültigste Beweis hierfür liegt darin, daß eben aus der Heimath jener schon
früher construirten Kesseleinlagen, nämlich aus der Rheinprovinz und Westphalen,
sich nach P.'schen Einlagen das Bedürfniß durch vielfältige Anfragen und
Bestellungen erwiesen hat.