Titel: | Apparat zur Auslaugung; von Franz Ritter von Schwind. |
Autor: | Ritter von Franz Schwind [GND] |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XXIX., S. 127 |
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XXIX.
Apparat zur Auslaugung; von Franz Ritter von Schwind.
Mit Abbildungen.
v. Schwind's Apparat zur Auslaugung.
Wenn man mit unlöslichen Erden gemengte Salze mittelst Wasser möglichst vollständig extrahiren
will, das heißt, wenn die erhaltenen Laugen beliebig concentrirt, dagegen die
erdigen Rückstände möglichst entsalzen seyn sollen, so wird eine senkrecht stehende
Lutte, mit dem Rohstoffe gefüllt und von unten nach oben vom Wasser durchströmt, dem
Zwecke theoretisch ganz entsprechen.
Könnte man eine Anordnung treffen, um die im tiefsten Punkt der Lutte am
vollständigsten ausgesüßten Erden stetig seitwärts zu entfernen, so würde das
Rohmaterial nachsitzen, folglich oben Raum zur Nachfüllung frischen Materiales
entstehen, und man hätte alle Bedingungen zu einem ununterbrochenen Betriebe der
Verlaugung.
Fig. 1., Bd. 198, S. 127
Dieses Beseitigen der Rückstände nun kann auf folgende Weise bewerkstelligt
werden.
Ein wasserdichter Kasten a, b, c, d mit zwei
verticalen Wänden, Fig. 1, wird durch die
Scheidewand e, f in zwei, unten vereinigte Fächer
oder Lutten A und B
getheilt, deren erstere bei e, b mit dem Rohstoffe
gefüllt wird und das Laugfach heißen kann.
Leitet man bei g unter dem nöthigen Drucke Wasser ein, so
wird dieses in beiden Fächern steigen, es wird bei h gesalzene Lauge
ausfließen und man wird durch das Ausziehfach
B die dorthin übergetretenen ausgelaugten Erden mit
passenden Werkzeugen entfernen, und daher mit der Arbeit beliebig lange fortfahren
können, so lange das Wasser strömt und Rohstoff nachgegeben wird.
Ist hiermit für keinen speciellen Fall ein bis zur Ausführung fertiges erprobtes
Instrument geschildert, so schien mir doch die Sache der Bekanntgebung werth, da sie
den Weg zeigt das einzige Hinderniß zu überwinden, welches bisher entgegenstand den
vollständig theoretisch richtigen „Widergang“ beider Elemente
in die Lösungsprocesse einzuführen, und da hierdurch die einzelnen, höchst
differenten Aufgaben auf die Ermittelung der Dimensionen reducirt, folglich
wesentlich erleichtert sind.
Ich will daher nur Einiges beifügen, was dienen kann manche a
priori auftauchende Befürchtungen für die praktische Durchführbarkeit zu
beruhigen.
Es ist wohl kein Zweifel, daß in der senkrechten Höhe des Apparates ein Mittel
gegeben ist, um die hartnäckigsten Materialien auszulaugen, da das rein eintretende
Wasser auf seinem Wege nach aufwärts stets auf neues, und zwar, wenn einmal der
Proceß im Gange ist, Schritt für Schritt auf reicheres Material trifft, also endlich
in irgend einer Höhe so satt werden muß, als es werden kann und als man überhaupt
beabsichtigt.
Natürlich wird dabei auch die Langsamkeit der Bewegung, also die Relation des
horizontalen Querschnittes der Lutte A zu der
eintretenden Wassermenge, von großer Wirkung seyn und es entspricht der Natur des
Processes, daß das Gefäß A oben weiter sey als unten.
Aber es wachsen mit der senkrechten Höhe auch andererseits Hindernisse.
Vorerst wird man das Verstopfen in den tieferen Punkten befürchten; aber Erfahrungen
welche ich, wenn auch nicht direct an diesem Apparate,
über solche Vorgänge in großen Dimensionen machte, dürften meiner Versicherung
einigen Werth geben, daß dieses Hinderniß weit kleiner ist, als man auf den ersten
Blick zu glauben geneigt wäre, und daß es in den seltensten Fällen wirkliche
Hemmungen hervorbringen wird.
Ein anderes Hinderniß ist die Einleitung des Uebertrittes der Rückstände aus A in B.
Man wird durch hinreichende Steilheit der Fläche cd, wohl auch durch Abrundung des Winkels c und
Belegen mit Blech, sowie durch hinreichende Höhe von f
gegen cd hierauf fördernd einwirken können.
Uebrigens ist die Weite e, b gegen f, c keine willkürliche, denn um ein leichtes Nachsitzen des Rohmaterials
zu bewirken, muß auf die Volums-Minderung geachtet werden, welche das Rohmaterial durch die
Auslaugung erfährt; es muß die Minderung der horizontalen Weite geringer gehalten werden als die Volums-Minderung,
also eine relative Erweiterung nach unten angeordnet
werden, sonst könnten Verspannungen eintreten.
Man sieht, daß durch Einhalten dieser Bedingung auch eine Relation zwischen der
senkrechten Höhe und der Weite e, b eintritt, welche
nicht ungestraft vernachlässigt werden darf.
Sehr wichtig ist aber die Beschwerlichkeit des Aushebens der Rückstände durch B, denn hierin liegt das eigentliche Arbeitserforderniß
zur Bedienung des Apparates, also der Kostenpunkt, und
gerade dieses wichtige Element wächst mit der Höhe des Apparates.
Ich meine, daß man hierdurch zwar auf ein Maximum von etwa Manneshöhe beschränkt
werde, aber daß man, wenn diese Höhe sich noch unzulänglich zeigte, nicht genöthigt
sey die Sache aufzugeben.
Denn man kann dann zwei solche Kästen I und II derart combiniren, daß in g I das frische Wasser eintritt, und h I mit g II in dichte
Verbindung gesetzt wird, während die aus B II gezogenen
Rückstände in A I wieder aufgegeben werden.
Man hätte dann zwar zweimal Rückstände auszuziehen; aber es würde dieß leichter
verrichtet werden, als das Ausziehen durch doppelte Höhe.
Es sind hierbei im Großen mechanische Baggerapparate keineswegs ausgeschlossen, und
für einen 5 bis 6 Fuß tiefen Apparat könnte etwa folgende Baggerschaufel gute
Dienste versprechen.
Fig. 2., Bd. 198, S. 129
Fig. 3., Bd. 198, S. 129
Fig. 4., Bd. 198, S. 130
Wenn das Werkzeug (durch seinen hölzernen Stiel schwimmend) längs der Scheidewand e, f
Fig. 1 hinabgestoßen wird, so nimmt es die Stellung
Fig. 2 an und ist geeignet wie ein Spaten mit der
Schneide a, b in den erdigen oder breiartigen Rückstand
zu dringen.
Legt man nun in die Uebertrittsöffnung von A nach B
Fig. 4, in Abständen gleich der halben
Schaufelbreite, Eisenschienen von der Form f, i, k ein
(wobei ik ein von f
aus mit der Schaufellänge gezogener Kreisbogen ist), so werden diese Schienen den
Uebertritt des Materiales nicht hindern; es wird aber die Schaufel durch das Stück
f, i geleitet, greifend in den Brei eindringen bis
die Schneide in i anstößt, und wenn nun der Zug nach
oben beginnt, so wird die Schaufel, mit Brei belastet allmählich die Stellung Fig. 3 annehmen, in welcher sie durch die Kette m, e während des Aushebens auch bleibt, folglich das
Erfaßte auch festhält, während sie an der Wand d, a
Figur 1 hinaufgezogen wird.
Es ist mit Grund anzunehmen, daß in manchen Fällen der ausgelaugte Brei durch
Gegendruck in B auch über f
in die Höhe steigen wird.
Was die Breite des Apparates, das ist die Dimension von einer Verticalwand zur
anderen betrifft, so ist sie ohne Einfluß auf den inneren Vorgang, und es wirken
daher zwei gleich breite genau so wie ein doppelt breiter, wenn letzterer auch das
doppelte Wasser erhält.
Beide richten sich lediglich nach den zu verarbeitenden Mengen.
Die Verschiedenartigkeit der Aufgaben und Objecte kann sehr mannichfaltige
Hülfsmittel hervorrufen, ich aber glaube mich auf die vorstehende Mittheilung des bisher nirgends angewendeten Systemes beschränken zu
sollen, welches von den Dimensionen einer permanenten Kaffeemaschine bis zur
Verarbeitung von Hunderttausenden von Centner unreinen Salzes stets dasselbe bleiben
und stets allen theoretischen Anforderungen entsprechen kann.