Titel: | Beschreibung der von Albert Kiesler und Comp. in Zittau ausgeführten doppelt-gangbaren Färbebottiche zur Erzeugung eines tiefen Schwarz auf halbwollenen Waaren; von Ingenieur P. Ziesler. |
Autor: | P. Ziesler |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. XXXVIII., S. 166 |
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XXXVIII.
Beschreibung der von Albert Kiesler und Comp.
in Zittau ausgeführten doppelt-gangbaren Färbebottiche zur Erzeugung eines tiefen
Schwarz auf halbwollenen Waaren; von Ingenieur P. Ziesler.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Kiesler's doppelt-gangbare Färbebottiche.
Bekanntlich ist in der Färberei die Erzeugung eines ächten tiefen Schwarz auf Orleans
mit gewissen Schwierigkeiten verbunden, und es muß, um namentlich eine gewisse
Gleichmäßigkeit bezüglich der Nuancen zu erlangen, das Färben der Waaren mit der
äußersten Sorgfalt und Genauigkeit geschehen, was für gewöhnlich auf sogenannten
Färbekufen oder Aufsatzkästen ausgeführt wird.
Der Maschinenfabrik von Albert Kiesler und Comp. in Zittau (Sachsen), welche sich ausschließlich mit
dem Bau von Appretur-, Färberei- und Bleichereimaschinen beschäftigt,
ist es gelungen zum Schwarzfärben halbwollener Waaren durch ihre
doppelt-gangbaren Färbebottiche eine Maschine herzustellen, welche den
gestellten Anforderungen entspricht und wegen ihrer sauberen Ausführung und
durchdachten Anordnung bald die Aufmerksamkeit der Sachkenner erregte, daher sie
sich namentlich in der Zittauer Gegend einer schnellen Einführung zu erfreuen
hatte.
Fig. 1 stellt
die Maschine in 1/16 wirklicher Größe in der vorderen Ansicht dar;
Fig. 2 in der
Seitenansicht, und zwar als theilweisen Schnitt durch die Bottiche.
Diese Maschine besteht in der Hauptsache aus zwei Färbebottichen A, A, von denen jeder in fünf gleich große Abtheilungen
a zerfällt, welche durch hölzerne gitterartige Scheidewände b gebildet werden. Ueber diesen zwei Bottichen, welche
am besten von Kupfer, zur Ersparniß aber auch von Holz hergestellt werden, erheben
sich acht gußeiserne Säulen B, in der Art daß sie
gleichmäßig als Träger eines gußeisernen Rahmens C
dienen, vermöge welchem die Vorrichtungen zur Bedienung eines jeden einzelnen
Färbebottiches zu einer Maschine verbunden werden.
Je nach der Oertlichkeit ist an einer der oberen Seiten des Rahmens in der
Längsrichtung desselben die Hauptbetriebswelle D der
Maschine mehrfach gelagert, und erhält dieselbe ihren Antrieb nicht etwa durch eine
Transmission, sondern durch eine nur für die Zwecke des Färbebottiches angebrachte
kleine Dampfmaschine E von gewöhnlicher
Construction.
F, F sind zwei lösbare Kuppelungen, um den Betrieb des
einen Bottiches ganz unabhängig von dem Betriebe des anderen zu machen, während die
mittlere Doppelkuppelung G nur zum Ausfachen der
gefärbten Waare dient, und für beide Bottiche abwechselnd in Anwendung kommt.
H, H sind Vorrichtungen, bestehend aus einem Handrade und
kleinem Getriebe mit Zahnstange, um das Heben des Quergitters c und der Walze d, welche in der Flotte geht,
zu ermöglichen, da die zu färbende Waare beim Einlassen theilweise um diese Walze
gelegt werden muß.
Durch die in den Bottichen angebrachten siebartigen Kupferrohre J, J findet das Eintreten des Dampfes statt, welcher zum
Kochen der Flotte erforderlich ist. Der Abfluß der Flotte findet durch das Ventil
e statt.
Der Gang der Waare während dem Färben ist durch starke gebrochene Linien (f, g, L, d in Fig. 1) skizzirt. Die
Waare wird vermittelst eines Transportwagens K unter die
Maschine gefahren, geht dann in zusammengeknüpften Strängen über die Führungswalze
f nach dem Haspel g, und
wird von hier durch eine Fachvorrichtung L gleichmäßig
in die einzelnen Abtheilungen der Bottiche eingelegt; von da geht dieselbe über die
Walze d und legt, je nach der Waare und dem Ermessen des
Färbers, den schon beschriebenen Weg nochmals zurück. h
bezeichnet hölzerne Abtheilungen, um die Waare in gleichmäßigen Entfernungen von
einander zu halten. Durch die schwachen gebrochenen Linien (i, g, M, K in Fig. 1) ist das Ausfachen
der gefärbten Waare skizzirt, welche über den mittleren Haspel g geführt wird, von wo sie ebenfalls ein Facher M abnimmt und gleichmäßig in den vorher erwähnten
Transportwagen K einlegt. Beim Einfachen der Waare in
diesen Wagen ist derselbe zur Hälfte mit kaltem Wasser angefüllt; außerdem findet
zur raschen Abkühlung der Waare ein beständiges Ueberspritzen derselben mit Wasser, durch das
Spritzrohr statt, welches quer über die Maschine angebracht ist.
Der hauptsächlichste Vorzug dieses doppelt-gangbaren Färbebottiches, anderen
zu diesem Zwecke dienenden Maschinen gegenüber, besteht darin, daß mit demselben
bedeutend an Arbeitskräften gespart wird, indem vermittelst dieser Maschine 40 Stück
Waare auf einmal gefärbt und 40 Stück gekocht werden können (80 Stück), während zu
dieser Arbeit, wie überhaupt zur vollständigen Bedienung der Maschine, nur 1 Mann
nöthig ist. Ferner ist bei der Einrichtung dieser Maschine der Gang nicht von der
Transmission abhängig, indem dieselbe ihren eigenen Motor besitzt, vermittelst
dessen es möglich ist, in den erforderlichen Grenzen jede beliebige Geschwindigkeit
zu erzielen; es ist nämlich sehr wichtig, daß das Einlassen der Waare in die Flotte
langsam, das Auslassen aber sehr rasch vor sich geht. Endlich ist auch die
angewandte Art des schnellen Abkühlens der Waare mit kaltem Wasser von sehr
günstigem Einfluß bei dieser Färberei.