Titel: | Ueber eine Legirung des Bleies mit Platin; von Prof. A. Bauer. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LIV., S. 218 |
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LIV.
Ueber eine Legirung des Bleies mit Platin; von
Prof. A. Bauer.
Aus dem LXII. Bande der Sitzungsberichte der kaiserl. Akademie der
Wissenschaften in Wien, Juniheft 1870.
Bauer, über eine Legirung des Bleies mit Platin.
DevilleComptes rendus, t. LXIV p. 1098; polytechn. Journal, 1867, Bd. CLXXXV S. 83.
hat beobachtet, daß eine Legirung von Blei und Platin unter gewissen Umständen
leicht verändert wird, indem sich Bleiweiß bildet und das Platin in Form eines feinen schwarzen
Pulvers ausgeschieden wird. Da jedoch über das Verhalten des Platins zum Blei
mehrere Angaben vorliegen,Handwörterbuch der Chemie, Bd. VI S. 597 und Gmelin's Handbuch der Chemie, fünfte Auflage, Bd. III S.
770. welche es wahrscheinlich machen, daß diese beiden Metalle fähig
sind mit einander eine bestimmte chemische Verbindung zu bilden, so habe ich die von
Deville beobachtete Veränderung der
Blei-Platinlegirung einer näheren Prüfung unterworfen.
Zu dem Behufe stellte ich durch Zusammenschmelzen eine, aus drei Theilen Blei und
einem Theil Platin bestehende Legirung dar, welche so spröde war, daß man sie in der
Achatschale leicht zu Pulver verwandeln konnte. Das erhaltene schwarzbraune Pulver
wurde nunmehr befeuchtet und unter einer Glasglocke der Einwirkung von Kohlensäure,
Sauerstoff und von Essigsäuredämpfen ausgesetzt. Schon nach wenigen Tagen war die
Masse oberflächlich durch gebildetes Bleiweiß gefärbt, eine Veränderung welche im
weiteren Verlaufe des Processes zunahm und welche man durch öfteres Umrühren
mittelst eines Glasstabes unterstützte.
Als nach etwa drei Wochen keine sichtliche Zunahme der gebildeten Bleiweihmenge mehr
beobachtet werden konnte, wurde die ganze Masse herausgenommen und mit verdünnter
Essigsäure behandelt, wodurch alles Bleiweih zersetzt wurde und in Lösung ging. Der
Rückstand wurde hierauf nochmals der Einwirkung von Essigsäure, Kohlensäure und
Sauerstoff, auf die oben angeführte Weise unterworfen und diese Behandlung so lange
fortgesetzt, bis hierbei keine weitere Veränderung an der vorhandenen Metalllegirung
beobachtet werden konnte. Nun wurde die Legirung nochmals mit verdünnter Essigsäure
behandelt und endlich mit Wasser gewaschen und getrocknet. Hierbei konnte man leicht
bemerken, daß aus der ursprünglichen, in Form eines ziemlich feinen schwarzbraunen.
Pulvers angewandten Legirung nun ein deutlich krystallinisches stahlgraues Pulver
entstanden war, welches mit einem fein vertheilten und leicht abschlämmbaren
schwarzen Körper vermengt erschien. Nachdem man dieses letztere Product, welches
anscheinend nichts anderes als fein vertheiltes Platin war, durch einen sorgfältig
ausgeführten Schlämmproceß entfernt hatte, wurde der krystallinische Theil, für sich
gesammelt, getrocknet und der Analyse unterworfen, wobei sich ergab, daß derselbe
neben Platin beträchtliche Mengen von Blei enthielt.
Derselbe Versuch wurde noch zweimal und das letztemal unter Anwendung von reinem aus
oxalsaurem Blei dargestellten Blei und immer mit demselben Erfolg angestellt. Die hierbei erhaltenen
Producte wurden endlich der Analyse unterworfen, und zwar in der Weise, daß man eine
gewogene Menge der Legirung längere Zeit mit verdünnter Salpetersäure behandelte,
wodurch das Blei in Lösung ging, das Platin aber auf einem Filter gesammelt und
gewogen werden konnte. Das Blei wurde hierauf aus der Lösung unter Beobachtung der
üblichen Vorsichtsmaßregeln als schwefelsaures Blei gefällt und auch als solches
gewogen.
Die von Hrn. Joh. Stingl ausgeführten Analysen ergaben
folgende Resultate:
I.
0,7327 Grm.
Substanz gaben
0,3600 Grm. Platin
II.
1,4326 „
„ „
0,7034 „ „
III.
2,2782 „
„ „
1,1177 „ „
IV.
1,2792 „
„ „
0,6251 „ „
und 0,9546 Grm.
schwefelsaures Blei entsprechend 0,6521
Grm. Blei.
100 Theile dieser Legirung enthalten demnach:
Textabbildung Bd. 198, S. 220
Gefunden; Berechnet; Platin;
Blei
Wie man sieht, so stimmen diese Zahlen sehr gut mit den für die Formel Pt + Pb
berechneten überein und ich nehme keinen Anstand, diese Legirung als eine aus einem
Atom Blei mit einem Atom Platin bestehende chemische Verbindung zu bezeichnen.
Das Bleiplatin stellt, auf die oben beschriebene Art dargestellt, ein
krystallinisches, im Lichte glänzendes, stahlgraues Pulver dar, welches durch Kochen
mit Mineralsäuren leicht zersetzt wird, beim Kochen mit verdünnter Essigsäure jedoch
keine Veränderung erleidet. Erhitzt, schmilzt das Pulver rasch zusammen und erstarrt
zu einer wismuthähnlichen krystallinischen und sehr spröden Metallmasse. Bei
Luftzutritt erhitzt, oxydirt sich das Blei zum Theil und es kann daher dasselbe
durch Abtreiben in der Muffel aus dieser Verbindung mit dem Platin getrennt
werden.
Das specifische Gewicht des Bleiplatins wurde zu 15,77 gefunden. Das arithmetische
Mittel aus den Zahlen welche die specifischen Gewichte des Platins und des Bleies
bedeuten, beträgt 16,150.
Diese hier angeführte Methode zur Darstellung des Bleiplatins, dürfte vielleicht
einer allgemeinen Anwendung fähig seyn, und gestatten noch andere Legirungen
darzustellen, welche in ihrer Zusammensetzung einer bestimmten chemischen Formel entsprechen und ich bin
in meinem Laboratorium mit dem weiteren Studium dieses Gegenstandes beschäftigt.