Titel: | George Kolb's Methode des Bergbohrens mit dem Drahtseile. |
Fundstelle: | Band 198, Jahrgang 1870, Nr. LXXXIX., S. 374 |
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LXXXIX.
George Kolb's Methode des Bergbohrens mit dem
Drahtseile.
Bayerisches Patent vom 26. November 1858. –
Aus dem bayerischen
Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 245.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Kolb's Methode des Bergbohrens.
Diese Methode des Bergbohrens mit dem DrahtseileUeber die Vortheile dieser Seilbohrmethode wurde im Jahrg. 1861 des
polytechn. Journals, Bd. CLXI S. 313
berichtet, und über die mittelst derselben am Bohrwerk bei Rosenhammer
erzielten Resultate im Jahrg. 1862, Bd. CLXIV S. 313. A. d. Red.
besteht im Wesentlichen darin, die Drehung des Seiles und resp. des Bohrmeißels
durch eine am Wirbel angebrachte Bremsvorrichtung zu reguliren. Diese
Bremsvorrichtung kann in einer Feder, einer Spirale oder, wie auf der beigegebenen
Zeichnung, Fig.
17 u. 18, in einem Kautschukring bestehen.
A ist der Bohrmeißel, B die
Leitung welche denselben in der verticalen Richtung des Bohrloches D erhält. a ist ein
Cylinder, welcher durch den Keil b mit dem Meißel A verbunden ist. c ist der
Cylinderhals, auf welchem eine Feder, Spirale oder wie hier, ein Kautschukring d steckt. Auf diesem Ringe ruht ein anderer e von Stahl und glatt polirt.
Auf den Stahlring e ist dann der Bügel f durch die Schraubenmutter g gehalten. Die Schraubenmutter ist durch den Stellstift i fixirt.
Wenn nun der Meißel an dem Seile h gehoben wird, so dreht
sich das Seil zu und beschreibt mit dem Meißel schon bei 60 Fuß Seillänge einen
Viertelkreis. Wenn der Meißel gefallen ist, so würde bei einem gewöhnlichen Wirbel,
der nicht gebremst ist, das Seil und mit ihm der Bügel f
den Viertelkreis retour beschreiben und somit würde der Meißel bei jedem Hub einen
Viertelumgang machen, wie dieß auch in der That bei allen bisherigen
Seilbohrversuchen der Fall gewesen. Da nun aber der Bohrmeißel sich erst bei 20 bis
30 Hüben einmal um sich selbst drehen soll, um das Loch rund und lothrecht zu
bohren, so war das Bohren mit dem Seile bisher unmöglich.
Durch meine Bremsvorrichtung jedoch ist das Problem vollständig gelöst:
Sobald der Meißel gefallen ist, prellt der Bügel f
vermöge seiner Schwere auf den Kautschukring d, entfernt
sich dadurch einen Augenblick von der Schraubenmutter g,
da er den Kautschukring comprimirt und dreht sich, so viel ihm dieser Augenblick
gestattet, retour.
Der Kautschukring d schnellt den Bügel f augenblicklich wieder zurück an die Mutter g und, sobald er dort angekommen ist, kann er sich nicht
Mehr drehen.
Konnte nun z.B. der Bügel f während der Zeit innerhalb
welcher er von der Schraubenmutter g entfernt war, sich
nur 1/30 des Kreises retour drehen, so ist es klar, daß wenn nun der Meißel gehoben
wird, das Seil sich eben nur 1/30 wieder zudrehen kann, und daß daher der Meißel
erst bei 30 Hüben einmal die Peripherie des Bohrloches beschreibt.
Ist der Wirbel gar nicht gebremst, so dreht sich das Seil und sohin der Meißel, wie
bekannt, zu viel. Ist der Wirbel aber ganz fest gebremst, so dreht sich selbstredend
das Seil gar nicht.
Nun ist es klar, daß zwischen inne, je nach dem Grade des Bremsens, jede beliebige
Unzahl Hübe auf eine Umdrehung gegeben werden kann.
Dieß geschieht durch den Stahlring e. Je schwächer dieser
Ring ist, desto weniger ist der Wirbel, da die Schraubenmutter fixirt ist, gebremst
und bei desto weniger Schlägen hat der Meißel die Peripherie beschrieben; und
umgekehrt, je stärker der Stahlring, desto fester ist der Wirbel gebremst und desto
mehr Schläge sind erforderlich, ehe sich der Meißel einmal umdreht. Das heißt: je
weniger der Kautschuk zusammengedrückt ist, desto mehr Weg in desto mehr Zeit legt
der Bügel f zurück, während er den Kautschuk comprimirt
und von diesem wieder zurück an die Schraubenmutter geschnellt wird. Und so
umgekehrt, je mehr der Kautschuk zusammengedrückt ist, desto kleiner wird der Weg,
den der Bügel f in um so kürzerer Zeit beschreibt.
Es kann diese Drehung jeden Augenblick controllirt werden. Wenn man den Meißel in's
Bohrloch einläßt, so macht man sich am Wirbel f ein
Zeichen, läßt dann den Meißel zehnmal fallen, zieht wieder aus und sieht, welchen
Theil des Kreises der Bügel f beschrieben hat. Ist
dieser Theil zu groß, so nimmt man einen stärkeren, ist er zu klein, einen
schwächeren Stahlring, und so kann man die Drehung ganz genau reguliren.
Bei dem Gestängebohren gibt man wegen der Gefahr der Gestängebrüche nicht mehr als 20
Schläge per Minute, 1,3 Fuß Hub und bohrt in 24 Stunden
nur 10,5 Stunden, da die übrige Zeit auf das lästige Ausziehen und Einlassen des
Gestänges verwendet werden muß. Der Effect ist hierbei 3 Fuß Bohrtiefe in 24
Stunden. 20 Schläge per Minute sind 12600 Schläge in
10,5 Stunden, daher:
(12600 . 1,3' Hub)/Coeff. 5460 = 3' Bohrtiefe.
Dieß ist erfahrungsgemäßes Resultat beim Gestängebohren mit Handbetrieb bei einem 500 Kilogrm. schweren
Meißel und 1,6' Durchmesser des Bohrloches.
Weiterhin läßt sich das Bohren mit dem steifen Gestänge und mit dem
Freifallinstrumente durchaus nicht forciren, da schon bei dieser Leistung häufig
genug Gestängebrüche vorkommen. Vorsicht, Behutsamkeit und langsames Vorgehen sind
hier die Hauptfactoren.
Anders ist dieß bei dem Seilbohren, wo man keinen Gestängebruch zu fürchten hat und
wo nicht Stangen an- und abgeschraubt werden müssen, sondern das Seil sich
continuirlich und rasch auf- und abhaspelt. Hier ist der Hauptfactor:
„Vorwärts.“
Es ist hier am Platze, mit Dampf zu arbeiten, 60 Schläge per Minute, 3,4' = 1 Met. Hub zu geben und dann 18 Stunden zu bohren, da
hier nur 6 Stunden zum Ausziehen, Löffeln und Einlassen erfordert werden.
60 Schläge per Minute sind 64800 per 18 Stunden und es berechnen sich demnach aus:
(64800 . 3,4' Hub)/Coeff. 5460 = 40' Bohrtiefe.
Und in der That habe ich auch bei meinen Versuchen mit einem 500 Kilogrm. schweren
Meißel bei einem Bohrloche von 1,6'' Durchmesser mit 1650 Schlägen zu 1 Met. Hub 1'
Bohrtiefe erzielt in demselben Gebirge, in welchem ich bei oben beschriebenem
Gestängebohren 4200 Schläge à 1,3' Hub nöthig
hatte.
Es gewinnt durch meine Erfindung das Erdbohren einen ganz anderen Standpunkt und kann
und wird nunmehr in tausend Fällen angewendet werden, wo man es bisher wegen der
Kostspieligkeit nicht anwenden konnte.
Die wesentlichsten Dimensionen des von mir construirten und angewandten Wirbels sind
folgende:
Durchmesser des Kautschukringes d
= 0,6 Fuß
Höhe desselben
= 0,4 „
Durchmesser des Cylinderhalses c
= 0,2 „
Gewicht
des ganzen Wirbels
100 Pfd.
„
„ Bügels f
30 „
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George Kolb hat nach seiner Methode des Bohrens mit dem
Drahtseile vom 24. August 1863 bis zum 10. Juni 1864, also in 9 1/2 Monaten ein
Bohrloch im unteren Gliede der permischen Formation (dem Rothliegenden) bei
Weidenberg bis zu 1794 Fuß Tiefe niedergebracht, wozu noch zu bemerken ist, daß von
dieser Zeit fünf Wochen dadurch für das eigentliche Bohrgeschäft verloren gingen,
daß von boshafter Hand 2 Meißelblätter in das Bohrloch geworfen wurden, zu deren
Beseitigung die erwähnte Zeit erforderlich war.