Titel: Die Mungo- und Shoddy-Fabrication; von Dr. Hermann Grothe.
Fundstelle: Band 199, Jahrgang 1871, Nr. IX., S. 16
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IX. Die Mungo- und Shoddy-Fabrication; von Dr. Hermann Grothe. Aus der Zeitschrift des Vereines der Wollinteressenten Deutschlands, 1870 S. 286. Mit Abbildungen auf Tab. II. Grothe, über die Mungo- und Shoddy-Fabrication. Unter den Industrien, welche sich der Abfälle als Rohmaterial bedienen, ist außer der Papierfabrication kaum eine andere so einflußreich und umfangreich geworden, als die Mungo- und Shoddy-Fabrication. Es ist noch nicht lange her, daß die Einwohner von Huddersfield in Yorkshire (England) begannen, die wollenen Lumpen mühsam mit der Hand zu zerzupfen, um die so gewonnene Lumpenwolle zu verspinnen und zu verstricken, und jetzt dienen dieser Fabrication eine Reihe stattlicher Fabriken in England (Batley, Huddersfield, Dewsbury, Cleckheaton u.a.), in Frankreich (Rheims, Tullins, St. Martory, Paris, Lodève-Heroult), in Belgien (Louviers, Musson, Gent), in Holland (Breda, Amsterdam), in Italien Mailand), in Polen (Warschau), in Deutschland (Berlin, Düren, Würzburg, Krimmitzschau, Aachen, Lohr am Main, Wien, Prag, Brünn, Reichenberg), in Rußland (Moskau, Twer, Petersburg), unter denen die deutschen an Größe und Vortrefflichkeit des Fabricates voranschreiten, gefolgt von den Engländern, Belgiern und den übrigen Ländern. Die bekannte größte Mungo- und Shoddy-Fabrik von Hahn und Huldschinski in Berlin producirt jährlich fast 2 Millionen Kilogramme Kunstwolle, die Fabrik der Gebrüder Schüll in Düren liefert pro Jahr für mehr als 1 Million Thaler Kunstwollfabricat nach allen Gegenden der industriellen Länder. Diese Industrie jedoch, obwohl ja jede Abfallindustrie dem menschlichen Geiste Ehre macht und niemals zu verdammen seyn wird, hat nicht sehr segensreich gewirkt. Sie hat wohl dazu geführt, billige Fabricate für die niederen Classen der Bevölkerung mit gutem Aussehen herzustellen, allein die Fabricate an und für sich sind sehr mangelhafte und unsolide, und haben noch den niederdrückendsten Einfluß auf reelle und gute Fabricate ausgeübt und diese Industriezweige wesentlich in ihrer Stabilität geschädigt. Mit einem Worte, Mungo und Shoddy sind wie eine Seuche in die Bekleidungsstoffe hinein gerathen und haben sie in ihren Eigenschaften wesentlich verschlechtert. Wir können dieser Industrie fast nur eine schadenbringende Seite zuerkennen, zumal da dieselbe die vordem zum Düngen der Ländereien hauptsächlich verwendeten Wolllumpen gänzlich an sich gerissen hat. Die Kunstwollindustrie steht aber fertig und einflußreich da, und wir wollen sie nach ihrem heutigen Standpunkte betrachten, weil es bisher kein Techniker unternommen hat, diese Industrie im Zusammenhange und ihrer Entwickelung nach zu beleuchten. Wir benutzen dabei die schätzenswerthen Mittheilungen des Hrn. Director Lohren und mehrerer Kunstwollfabrikanten. Giroud stellt in seiner Notice sur l'effilochage die folgenden Punkte als Hauptprincipienfragen für die Kunstwollfabrication auf: 1) Wird man immer und genügend Rohstoff für dieselbe finden? 2) Wird die effilochirte Wolle eine günstige und nützliche Rolle in der Tuchfabrication spielen? 3) Kann der Gebrauch dieses Productes mit reellen Principien der Oekonomie in Vereinigung gebracht werden? 4) Ist die Consumtion günstig für diese Industrie gestimmt, so daß sie eine wirkliche und nicht vorübergehende bleiben wird? Giroud beantwortet alle diese Fragen mit Ja. Wir, wie wohl aus Obigem hervorgeht, beantworten sie zum Theil mit Nein. Der Rohstoff wird sich schon in genügenden Mengen stets finden, daran ist wenig Zweifel. Daß aber effilochirte Wolle eine für die Haltbarkeit und den wirklichen Werth der Bekleidungsstoffe ungünstige Zufügung ist, kann wohl Niemand bestreiten. Da dieselbe den Gebrauchswerth verschlechtert, an Reellität in jeder Hinsicht Mangel leidet, so kann man die dritte Frage gewiß nicht bejahen, welche erforderte: neben Erhöhung des reellen Gebrauchswertes billigeren Bezug. Die Consumirenden sind keineswegs diesem Stoffe günstig gestimmt, weil die Erfahrung sie über die Unreellität dieses Stoffes belehrt hat. Trotzdem wird diese Industrie am Leben bleiben, weil kaum eine Spinnerei den herrschenden Preisen der Wolle im Verhältniß zum Preise der Garne und Gewebe gegenüber ohne Heranziehung der Kunstwolle fertig werden kann, weil ferner der Kaufmann, der Zwischenhändler zwischen Production und Consumtion, den mit Kunstwolle surrogirten Stoff verhältnißmäßig besser verkaufen kann, weil er sich der Taxe des Laien entzieht. Uebrigens hat die Baumwollcalamität während des amerikanischen Bürgerkrieges die Industrie der Kunstwolle künstlich sich so schnell entwickeln lassen. Die augenblickliche Baisse im Preise der Rohwollen ist mit bedingt und hervorgerufen worden durch die Fabrication der Kunstwollen. Die eigentliche Kunstwollfabrication begreift folgende Momente und Operationen in sich: 1) Sammeln der Lumpen, 2) Sortiren der Lumpen, 3) Bearbeitung der Lumpen, 4) Entfasern der Lumpen, 5) Mischen und Kardiren der Fasermassen, 6) Verspinnen der Lumpenfasern, 7) Verbrauch der Gespinnste in der Weberei. Die erste dieser Thätigkeiten zur Benutzung der wollenen Lumpen, welche also früher theils zur Blutlaugensalzfabrication, theils als Dünger, theils zur Herstellung von weichen Papieren, Löschpapier etc., benutzt worden sind, beruht im Einsammeln derselben. Es geschieht dieß theilweise durch Lumpensammler, welche im Lande und besonders auf dem flachen Lande, in Dörfern und Flecken herumziehen und die Lumpen möglichst billig einhandeln. Dieselben bedienen sich als Bezahlungsäquivalent selten des Geldes, sondern von ihnen sehr billig erhandelter, kleiner Gegenstände als Nähnadeln, Zwirn, Bilderbogen, Band etc., welche sie, natürlich oft auf den dreifachen Werth erhöht, in Zahlung geben. Die Sammler stehen meistens mit Lumpenhändlern in Verbindung, welche festes Domicil in den Städten haben und mit größeren Lumpenkaufleuten der großen Städte Geschäfte treiben oder auch selbst ihre Producte an die Kunstwollfabriken abliefern. Dieß ist die Organisation für Beschaffung des Rohproductes, zu dessen erster Hervorbringung jeder bekleidete Mensch mitwirkt, mehr der thätige, fleißige Mann als der reiche Faullenzer. Die Lumpen sind nun keineswegs in allen Ländern dieselben und von gleichartiger Qualität, sondern sehr verschieden. England producirt vorzugsweise Lumpen aus langhaarigen, gröberen Wollen, aber selten aus reiner Wolle, vielmehr aus gemischtem Material, meist Baumwollkette. Die englischen Lumpen sind stets sehr schmutzig und feucht in Folge des Clima's; daher kauft England auch seinen Hauptbedarf an Lumpen im Auslande, besonders in Frankreich und Deutschland. Norddeutschland und Oesterreich produciren große Quantitäten Lumpen und vorzugsweise aus tuchartigen Streichwollstoffen. Da ein Theil derselben nach England ausgeführt wird, so bezieht Deutschland aus Frankreich noch Lumpen für die inländische Fabrication. In Amerika ist die Fabrication der Kunstwolle kaum erst im Gange, trotzdem erhält das europäische Festland doch nur sehr wenig Lumpen von dort, wohl des Transportes wegen. Rußland liefert sehr staubige und erdige Lumpen. Sie könnten trotzdem für den Handel von Bedeutung werden, wenn man in Rußland vor dem Export für gründliche Reinigung sorgte und sodann in dem großen Kaiserreich geregelte Lumpensammlungen anstellte. Die Lumpen welche Italien und zwar zumeist für den Export liefert, da in Italien selbst erst zwei bis drei Fabriken für Kunstwolle bestehen, sind im Verhältniß zu denen aus anderen Ländern sehr rein, aber sehr durch den Gebrauch angegriffen. Sie gehören den Tuch- und Kammwollstoffen in gleichen Quantitäten an. Spanien, Marokko, die Türkei und der ganze Orient sind Quellen des Rohstoffes für die Kunstwollfabrication und werden von den Missionären dieser Industrie, den Lumpensammlern, bereits der Kreuz und Quere nach abgesucht. Diese Lumpen haben nur den Fehler, sehr viel mit Baumwolle, Lein und anderen vegetabilischen Gespinnststoffen vermischt zu seyn. Außerdem sind sie stark benutzt und verbraucht, ja fast verwittert und verwest. Das Letztere gilt auch von den Lumpen welche hauptsächlich Frankreich aus Aegypten und Algier bezieht. Dort sind auch nur die Lumpen welche man in den größeren Städten dieser Länder sammelt, einigermaßen mit den Lumpen der civilisirten Länder zu vergleichen. In Frankreich endlich gewinnt man ein ebenso brauchbares Material wie in Deutschland, nur ein etwas schmutzigeres. Die feineren Tuchlumpen herrschen auch dort vor und ebenso die rein wollenen. Als Folge des schnell wechselnden Modeluxus produciren die Städte Paris, Bordeaux, Lyon, Marseille, Toulon und Nizza große Quantitäten fast neuer Lumpen, welche selbstverständlich den höchsten Preis erreichen. Wir haben oben schon die Art und Weise der Einsammlung berührt und erwähnt welche und wie verschiedene Leute sich damit befassen. Wir wollen jetzt näher auf die Thätigkeiten dieser kleinen und großen Lumpensammler eingehen. Die Lumpensammler, welche auf dem Lande herum gehen und die Lumpen theilweise von den Abfallhaufen auflesen oder gegen geringe Entschädigung kaufen, liefern das Erkaufte an den stationären kleinen Lumpenhändler ab und dieser beginnt mit der ersten Vornahme zur Verarbeitung der Lumpen, nämlich er sortirt dieselben nach dem Charakter der Gespinnstfasern, d.h. er sondert die Lumpen aus vegetabilischen Gespinnsten von denen welche aus animalischen Gespinnsten gefertigt sind und sucht auch noch die wollenen von den seidenen specieller zu trennen, jedoch seltener, da die seidenen Lumpen für sich momentan noch den geringsten Werth haben. Von diesem Händler bezieht nun ein anderer die sortirten Lumpen, d.h. also z.B. nur die wollenen, und beginnt nun diese nach dem Habitus der darin enthaltenen Wolle, nach der Gewebart, nach der Appretur welche die Stoffe der Lumpen erhalten hatten, nach den Farben specieller zu sortiren. Er sondert die tuchartigen, gewalkten Lumpen von den ungewalkten, die Lumpen aus Streichgarn von denen aus Kammgarn, die Damenkleiderlumpen von ähnlichen Kammgarnstoffen, endlich die halbwollenen von den ganzwollenen Lumpen und die gewebten von den gestrickten oder gehäkelten. Der Großlumpenhändler kauft diese so sortirte Waare auf und unterwirft sie einer Sortirung nach schärferen Gesichtspunkten. Es werden nur gleichartige Stoffe zusammengelegt, die Farben vereinigt etc. Das liefert das sortirte Product für die Entfaserung, welchem nur noch die mechanische Zurichtung fehlt, insofern als Nähte, Knöpfe, Haken, Schnuren etc. sorgsam heraus gelesen und ausgeschnitten, ferner aber auch die Lumpen in kleine Stücke von ca. 1 Quadratzoll zerschnitten werden müssen, um dadurch die folgende Verarbeitung möglichst zu unterstützen. Das durch das Sortiren erlangte Product zerfällt nach dem Charakter der darin enthaltenen Wollen und deren Länge wesentlich in zwei Hauptgattungen: 1) Mungo und 2) Shoddy. Zu den Mungokunstwollen verwendet man alle tuchartigen Stoffe von kürzeren Wollen hergestellt und in Folge ihres dichten Filzgefüges auch beim Entfasern nur kurze Fasern liefernd. Zu den Shoddykunstwollen gebraucht man Vorzugsweise ungewalkte Kammwollstoffe und Tricotagen, als Strümpfe, Unterjacken u. dergl., ferner ungeschorene Stoffe, wie Lama und Fries. Die Preise für die einzelnen Lumpensorten richten sich wesentlich nach dem Habitus, auch nach der Feinheit der Wolle und nach der Art des Stoffes. Wir wollen der Preisordnung nach, allerdings ohne Angabe eines bestimmten Preises, da dieser vielfachem Wechsel unterliegt, eine kleine Aufstellung der verschiedenen Lumpen hier folgen lassen. A. Mungo. Neue Lumpen. Schneiderabfälle etc. pro 100 Pfd. Zollgewicht.     Flanell, weiß, ohne Leisten 40–60 Thlr.         „         „      mit      „ 30–50     Nouveautéstoffe, schwach oder gar nicht gewalkt 30–40     Merinostoffe, leicht gewalkt 25–35     rothes Militärtuch 12–20     weißes       „ 12–15     blaues        „ 10–12     schwarzes Tuch verschiedener Feinheit 6–15     Thibetkleider, fein und dicht gestellt 10–15     halbwollene Walkstoffe 6–10     halbwollene, ungewalkte Stoffe 6–12     halbwollene Damenkleiderstoffe 6–12 B. Mungo. Alte Lumpen, pro 100 Pfd. Zollgewicht (geschnitten).     Phantasie- und Nouveautéstoffe, helle 10–15 Thlr.           „           „            „               dunkle 6–  7     blaues Militärtuch 8–10     rothes        „ 7–  9     diverse andere Tuchfarben 4–  7     braunes Tuch 4–  5     ungeschnittene Tuchlumpen 1½–  2 C. Shoddy, geschnitten und sortirt pro 100 Pfd. Zollgewicht.     Merinostoffe, weiß 25–35 Thlr.               „         roth 20–25   „     diverse Farben 12–20   „     Strümpfe 10–20   „ ungeschnitten nur 6–  8 Thlr.     Tricotagen 15–25   „ „             „ 10–20     Cachenez 12–15   „ „             „ 10–13 15–18     Chales und Tücher, ungewalkt 2           Teppichstoff (ordinäre Wolle) 2–  5     halbwollene Kleiderstoffe 20–25     weiße Flanelle, ungewalkt 6–  8 Thlr. Diese angegebenen Preise sind keineswegs normal, sondern die ganze Angabe stammt aus dem Jahre 1868. Um die für die Jetztzeit sehr niedrig stehenden Preise mit Vorstehendem in Vergleich bringen zu können, geben wir folgenden neuesten Preiscourant:     Tuchlumpen 3–10 Thlr. per Zoll-Ctr.     Strümpfe 3–  7 „         „     Flanell 2–  4 „         „     Thibet 10–16 „         „     halbwollene Lumpen 1½–  2 „         „ Eine absolut bestimmte Angabe über diese Preisverhältnisse läßt sich nicht machen, da die Stabilität der Preise abhängt von der mehr oder minder sorgfältigen Sortirung und Vorbearbeitung, von dem Feuchtigkeitsgehalt, von der jeweiligen Handelsconjunctur. Ein fernerer Unterschied, welcher ebenso wie die oben genannte Zweitheilung in der Verarbeitung und Bearbeitung der Lumpen und der effilochirten Wolle beruht, ist nach dem Gehalt der Lumpen an vegetabilischem Material zu machen. Die Lumpen mit Baumwoll- oder Leinenkette müssen besonders bearbeitet werden, um die vegetabilische Faser wegzuschaffen, da diese nur dazu dienen kann, die Kunstwolle zu entwerthen. Sowohl dieser Punkt als auch der, daß die Lumpen meistens mit vielem Staub beladen in den Handel gebracht werden, räth dem Einkäufer zur größten Vorsicht beim Kaufe. Wir haben Lumpen unter den Händen gehabt, welche per Zollcentner 70 Procent Schmutz und Abfall enthielten und durchschnittlich kann man rechnen, daß 40 Procent Staub stets vorhanden sind. Die Kunstwollfabriken kaufen entweder die rohen, nur oberflächlich sortirten Lumpen ein und sortiren selbst, oder sie kaufen bereits sortirte und geschnittene Lumpen, welche beim Schneiden natürlich einen großen Antheil des Staubes bereits verloren haben. Bei Bearbeitung und Zurichtung der Lumpen für den Handel kann man jetzt nach dem Gebrauche verschiedener Fabriken folgende vier Methoden unterscheiden: 1) Man zerschneidet die Lumpen, feuchtet sie an und zerreißt sie auf dem Wolf. Das so erhaltene Product, mit viel Staub und anderen Unreinigkeiten noch beladen, kommt in den Handel als Surrogatmaterial der Spinnerei. 2) Man zerschneidet die Lumpen, zerreißt sie trocken und bearbeitet sie leicht auf Wölfen und Kardirmaschinen, wodurch ziemlich viel Staub ausfällt. 3) Man zerschneidet die Lumpen, fettet sie etwas ein, zerreißt sie und kratzt sie etwas auf Krempeln. Diese Methode bietet der betrügerischen Absicht die größte Chance dar. Einmal fesselt das Oel den Staub an die Fasern, sodann aber die für die alleinige Verarbeitung viel zu kurzen Fasern an die längeren. Diese Mungomasse täuscht meistens den Verkäufer durch gutes Aussehen. (Anders ist es, wenn der Kunstwollfabrikant diese so hergestellte Kunstwollmasse selbst weiter verspinnt, da fallen die obigen Vorwürfe weg.) 4) Die Wolllumpen werden gewaschen, zerschnitten, nochmals gewaschen und dann zerrissen. Diese Proceduren liefern eine staubfreie, von allen Unreinigkeiten freie Masse, welche noch während ihrer Verarbeitung den Nutzen hat, die Arbeitsräume möglichst staublos zu lassen. Der Staub spielt also eine wesentliche Rolle bei der Mungo-Fabrication, sey es als unerwünschtes Beschwerungsmittel der Rohlumpen, sey es als Beschwerungsmittel der Kunstwolle, sey es als Belästigung der Arbeiter in den Arbeitsräumen. Dieser letzte Punkt muß Gegenstand der Sorge für die Besitzer solcher Fabriken seyn. Es müssen in solchen Räumen welche dem Sortiren, Zerschneiden und Effilochiren dienen, kräftige Ventilationsvorrichtungen angelegt seyn, weil sonst die Gesundheit der Arbeiter sehr gefährdet wird, von der Reinlichkeit nun gar nicht zu reden. In vielen Kunstwollfabriken herrscht bereits der löbliche Gebrauch, die sortirten Lumpen vor dem Zerschneiden und Austrennen der Nähte etc. zu waschen, um so den Staub zu entfernen. Jedenfalls empfiehlt sich das Verfahren, die Lumpen vor dem Zerschneiden zu waschen, mehr als das, nach dem Zerstückeln zu waschen. Breton hat in Pont de Claix eine besondere Methode der Staubentziehung für die Lumpen vor dem Zertheilen eingerichtet. Er läßt die Lumpen 30 Centimeter hoch aufschichten und mit Chlortalkauflösung (per Quadratmeter 1/2 Liter) besprengen. Darauf werden die Lumpen in eine Art Kornfege gebracht, wo ein Ventilator einen kräftigen Luftstrom in die Masse hineinbläst und den Staub in einen langen Gang treibt, an dessen Eintritt ein feiner Staubregen hernieder tropft und den größten Antheil des Staubes niederschlägt, während der übrige Theil im Gange zu Boden fällt. Besonders schmutzige Lumpen kocht Breton mit Kalkmilch oder schwacher Sodalösung aus, wäscht sie sodann im Waschrade und trocknet sie. In Fabriken wo die Kunstwolle hernach selbst versponnen wird, ist man überhaupt mit den Waschoperationen nicht so sparsam und erreicht dadurch Mancherlei Vortheile und beseitigt viele Nachtheile. Die Waschmaschinen, welche man anwendet, sind meistens gewöhnlicher Construction. Am besten wirken solche Waschmaschinen, welche eine schlagende und bewegende Thätigkeit ausüben und die Lumpen oft und tief untertauchen. Das Wasser sollte hierbei in steter Circulation bleiben und zwar so, daß dicht über dem Boden der Waschkufe ein durch ein größeres Netz geschützter Abfluß wäre, durch welchen die Flüssigkeit den aus den Lumpen entfernten, zu Boden sinkenden Staub wegspülte, während von oben her immerfort eben so viel frisches Wasser zuströmte. Das Trocknen der Lumpen nimmt man in Trockenstuben vor, besser aber auf Trockenapparaten mit Hürden von dichterem Drahtgewebe, durch welches und durch die darauf gelegten Lumpen ein Ventilator nach unten Luft hindurch zieht. Trocknung mit heißer Luft schadet den Lumpen nicht sehr. Der Theil der Lumpen, welcher aus gemischten Fasern besteht, unterliegt einer besonderen Bearbeitung. Da es bei diesen Lumpen darauf ankommt, die vegetabilische Substanz heraus zu schaffen, so richtet sich der Verarbeitungsproceß darnach. Man bedient sich zu dem Zwecke hauptsächlich chemischer Mittel, weil die mechanischen dazu nicht ausreichen. Man weicht die Lumpen nach einmaligem Waschen in ein Bad von auf 18° Baumé verdünnter Schwefelsäure (von 66° Baumé) oder von Salzsäure ein, und läßt sie längere Zeit darin unter Erhöhung der Temperatur. Dieses Bad befindet sich meistens in mit Blei ausgekleideten Gefäßen. Dem Säurebade folgt ein Bad von Alkalien und darauf ein intensiv wirkender Spülproceß. Nach diesen Operationen ist die vegetabilische Substanz in einen leicht zerreiblichen Körper übergeführt und kann von den fast unversehrt erhaltenen Wollfasern durch einfache Processe getrennt werden. Nach dem Spülproceß bewirkt dieß zum Theil schon ein Auspreß-Apparat, indem er die vegetabilischen, locker gewordenen Fasern zerdrückt und zerstäubt. Das Gelingen dieser Manipulation hängt wesentlich von der richtigen Concentration der angewendeten Säure, dem richtigen Temperaturgrade und der Dauer der Einwirkung ab. Diese Methode bedient sich also der Schwefelsäurebäder und darauf folgender Entsäuerung mit alkalischen Lösungen. Die dabei gewonnene Wolle ist keineswegs ein sehr gutes Material, sondern stets etwas afficirt durch die Säure. Martin will dieß durch eine neue Methode vermeiden und die Extractwollen brauchbarer liefern als bisher. Der Apparat, in welchem diese neue Methode ausgeführt wird, besteht aus folgenden Theilen. In einem Gehäuse mit Eintrag- und Abführöffnung oben, resp. unten, dreht sich eine Trommel (etwa 2/3 so groß als das Gehäuse), deren Mantel aus feinem Drahtsieb oder perforirtem Blech resp. von anderem Material gebildet ist. Auch diese Trommel enthält eine Eintragöffnung. Diese Trommel ruht und ist beweglich auf Zapfen, die durchbohrt als Zuleitungsrohr und Ableitungsrohr dienen. Man gibt die Materien in die Siebtrommel ein, setzt sie in Bewegung und läßt nun gespannten Dampf eintreten. In der Trommel angebrachte Daumen und Stäbe sorgen für Wendung der Wolle. Nachdem die Einwirkung der Dämpfe genug angedauert hat, läßt man kalte Luft durch die Achse hindurch eintreten und treibt so die Dämpfe aus. Es ist ersichtlich, daß die Centrifugalkraft die Dämpfe intensiv durch die Fasern hindurch treibt. Die Temperatur steigt in dem Apparat ziemlich hoch. Der gespannte Dampf zerstört die Vegetabilien. In einigen Fabriken bedient man sich auch noch des früher allgemein üblichen Processes, welcher sich im Wesentlichen so zusammensetzt: Die Lumpen werden mit kalter Säure behandelt und sofort darauf in scharf geheizte Räume (60 bis 80° C.) eingetragen. Wenn man nun dieses Material auf dem Wolf behandelt, so sondert sich die vegetabilische Faser leicht aus, aber die Wolle behält einen penetranten unangenehmen Geruch. Es sind aber diese Methoden keineswegs die einzig angewendeten, vielmehr bestehen deren noch andere und wir wollen hier einige der bekannt gewordenen berühren. Newman sucht bei Ausführung der ersteren Methode die Wollfaser vor jeder Einwirkung der Säure dadurch zu schützen, daß er die Lumpen zuvor mit schwefelsaurer Thonerde- oder Alaunlösung (1 bis 5 Th. auf 100 Thl. Wasser) imprägnirt und dann in eine warme Seifenlauge taucht (1,5 bis 7,5 Th. auf 100 Th. Wasser). Nun bringt er das Zeug so vorbereitet in das Schwefelsäurebad und überläßt es einige Zeit der Wirkung desselben. Darauf überläßt er es der Einwirkung einer Temperatur von 95° C. Die Wollfaser erhält sich dabei recht gut, während die vegetabilische Faser sehr energisch zerstört wird. Böttger schlägt ebenfalls für Wohlerhaltung der Wollfaser ein Mittel vor, welches nachträglich wirkt. Nachdem man nämlich die Lumpen mit dem Säurebade behandelt hat, soll man ein Sodabad anwenden. Dasselbe beseitigt nicht sowohl alle Säure, sondern die dabei ausgetriebene, entweichende Kohlensäure lockert auch das Fasermaterial sorgfältig auf, was für das Product nicht unwichtig ist. Schaller bemißt die Dauer des Schwefelsäurebades auf 12 Stunden und die Zusammensetzung desselben auf 3 Procent 66grädiger Schwefelsäure und 97 Procent Wasser. Sollte dieses Bad noch nicht genügend gewirkt haben, so unterwirft man die Lumpen der Wirkung einer Hitze von 60 bis 70° C. Durch solche Behandlung werden die Vegetabilien zerreiblich. – Fenton's Patent von 1853 schlägt ein Einweichen der gemischten Stoffe in Säurebäder vor, und Anwendung höherer Temperatur. Nach Behandlung mit alkalischen Laugen folgt Ausspülen und Trocknen. Wir sehen also, daß dieser Vorschlag die weiteste Einführung genossen hat. – Merkwürdig und sonderbar erscheint eine von Rowley mitgetheilte Methode, die Einwirkung des Säurebades durch Trocknen in heißer Luft zu erhöhen, sodann aber die Lumpen in Kästen mit Sand einzubetten und längere Zeit darin zu belassen. Nach dem Herausnehmen werden sodann die Lumpen in Drahtsieben oder Drahtcylindern vom Sande befreit. Es ist die Operation der Trennung vegetabilischer und animalischer Fasern gewissermaßen ein chemischer Entfaserungsproceß der Lumpen, welcher jedoch keine Anwendung finden kann, wenn die Lumpen aus reiner Wolle bestehen. Dann muß die mechanische Behandlungsweise eintreten. Die zu Anfang dieser Industrie herrschende Handarbeit für das Entfasern der Wolllumpen ist mit dem Momente verdrängt worden, als die Kunstwollindustrie Bedeutung und Platz in der Großindustrie gewann. An ihre Stelle ist Maschinenarbeit getreten. Die Maschinen zur Ausführung dieses Processes sind aber meistens nicht von Maschinenbauern oder Ingenieuren erfunden, sondern vielmehr durch die Kunstwollfabrikanten selbst. Jeder von ihnen hat dann seine Maschine wieder geheim gehalten und so kommt es denn, daß heutigen Tages viele verschiedene Constructionen von Kunstwollmaschinerien existiren. Die Principien dieser Maschinen treffen jedoch bei allen zusammen. Das lag in der Idee des zu lösenden Problemes. Die geschnittenen Lumpen sollten zur Wiedergewinnung der Wolle benutzt werden, folglich mußte aus ihnen die Wolle heraus gelöst werden und dieß konnte wieder nicht anders als durch Zerreißen der Gewebe und Gespinnste bewerkstelligt werden. Zum Zerreißen der kleinen Lumpenstückchen dienen die sogenannten Reißwölfe, von denen uns Constructionen vorliegen von Busson in Paris, Bertier in Paris, Martin in Vienne (Isère), Thomassett und Gebrüder Raydet in Tullins (Isère), von Hartmann in Chemnitz, von Buchholz in Werdau, Arend und Beselin in Dessau, Houget und Teston in Verviers, Thomas Chadwick in Batley (Yorkshire), ferner von Boutron, Vaudelin, Milner, Balp und Blaquière, Lyon-Cremieux, Portefacq-Ramondène, Garnett, Thibaut, La Peyrouse, Lanoa, Köster, Dessart, Christian, Brunet, Delay, Platt, Boullough u.a. Wir wollen die gebräuchlichsten dieser Constructionen betrachten, jedoch nicht ohne vorher darauf aufmerksam gemacht zu haben, daß man in vielen Fabriken die Lumpenstückchen zunächst in einen Klopfwolf, dessen Cylinder mit hölzernen Stabzähnen versehen ist, vom Staube möglichst reinigt und sie dann erst dem Reißwolfe vorgibt. Der Reißwolf von Chadwick ist nun folgender Art construirt: In einem starken Maschinengestell ist der Tambour von circa 1 Meter Durchmesser in festen Lagern aufgebracht. Er ist auf seiner ganzen Mantelfläche mit Reihen Zähnen versehen; die Zähne zweier oder dreier auf einander folgender Reihen stehen in Versatz und die Durchmesser der Zähne werden gleich genommen den Lücken zwischen je zwei oder drei Zähnen in den Reihen. Die Zähne, Fig. 1 (Tab. II), von runder Basis spitzen sich nach oben zu, aber nur von zwei Seiten, während die dritte und vierte Seite breit abgeplattet erscheinen. Vor dem Tambour liegt der in einer Coulisse verschiebbare Speiseapparat vor. Die Einziehwalzen sind möglichst klein genommen, um das durchgezogene kleinstückige Material möglichst nahe an die Zähne des Tambour zu geben, was bei größeren Bogen nicht möglich wäre, wie die Fig. 2 verdeutlicht. Von dem Festhalten der Lumpenstückchen durch die kleine Einziehwalze hängt wesentlich die gute Wirkung der Maschine ab. Die Zähne des Tambour sollen auf dem Stückchen herunter fahren und die der Breite des Tambour parallele Garnfaser heraus schieben, ohne gerade die Fasern, welche senkrecht zur Tambourmantelbreite festgehalten werden, abzureißen und mitzunehmen. Dadurch allein erhält man möglichst lange Fasern und wenig Gewebstückchen in die fertige Kunstwolle hinein. Die Einziehwalzen drehen sich sehr langsam und werden stark auf einander gepreßt, während der Tambour möglichst schnell umgeht. Da es trotzdem nicht zu vermeiden ist, daß Gewebstücke unzerzaust mit in den Tambour kommen, so ist eine Vorrichtung getroffen, durch welche diese Gewebstückchen selbstthätig aus dem Tambourraume entfernt werden und auf den Zuführtisch zurückfallen. Diese Vorrichtung ist in Fig. 3 angedeutet. Der Tambourdeckel hat bei M eine Oeffnung über die ganze Breite des Tambour, und zwar zieht sich die Tambourdeckelwand O gegen die eigentliche Peripherie des Kreises, welchen sie bildet, zurück und setzt sich nach oben gegen die Rückwand des auf diese Oeffnung bei M aufgesetzten Canales N weiter fort, so daß das Ende von O über das Ende von N übergreift. Die schwereren Gewebstückchen entfernen sich in Folge der Centrifugalkraft sofort vom Tambour, sobald die Abweichung des Tambourdeckels beginnt und fliegen durch die Oeffnung bei M bis gegen die Wand N. Hier werden sie aufgehalten und fallen herab, aber nicht durch das Loch bei M hindurch, sondern auf die verlängerte Rückwand O, gleiten auf derselben herab und gelangen auf den Zuführtisch zurück. Die weniger schweren Mungofasern werden vom Tambour mitgenommen und treten erst bei P in einen Canal über, welcher unter dem Wolf hindurch geleitet ist und an dessen Mündung ein Ventilator aufgestellt ist, welcher die producirten Wollfasern an sich zieht. – Die von Schafroth besser eingerichtete Abwerfe für Gewebstücke ist in Fig. 4 skizzirt. Sie unterscheidet sich von obiger nur dadurch, daß die mitgegangenen Stücke nicht gleich wieder auf den Zuführtisch zurückgeworfen werden. Die Gewebstücke stiegen in der Richtung des Pfeiles 1 und die Mungowolle entfernt sich in der Richtung des Pfeiles 2 von dem Tambour. Durch die Schneide A, welche man höher und tiefer stellen kann, kann man je nach dem Material die Distanz für die Flugrichtung stellen. Die Bewegung des Reißwolfes ist eine sehr schnelle. Zum Betriebe desselben gehören je nach der Beschaffenheit der Lumpen 3 und 4 Pferdestärken. Hat eine Fabrik mehrere solcher Wölfe im Betriebe, so thut sie wohl, sie direct von einer starken Welle zusammen zu betreiben. In Fig. 3 ist dasselbe angedeutet. A ist die 8zöllige Betriebswelle mit den 5füßigen Riemenscheiben, von denen aus die Riemenscheiben der Wölfe direct durch starke Riemen bewegt werden. Nimmt man für die Hauptwelle A eine Geschwindigkeit von 50 bis 60 Umdrehungen per Minute an, macht den Durchmesser der Scheibe 4 1/2 bis 5 Fuß groß, den der Riemenscheibe des Wolfes 1 bis 1 1/2 Fuß groß, so erhält man eine Geschwindigkeit für den Tambour des Wolfes von 700 bis 1000 Umdrehungen per Minute, welche den verschiedenen Stoffen angepaßt werden muß. Durchschnittlich genügt eine Umdrehungszahl von 700 bis 800, ja bei weicheren Stoffen, wie Fries, Flanell, ungewalktem Stoff etc., braucht man bei Aufwand von 1 1/4 bis 1 3/4 Pferdestärken nur etwa 500 bis 600 Umdrehungen zu erzielen, um das genügende Arbeitsquantum per Tag zu erhalten. Bei Annahme von 700 bis 800 Umdrehungen und 3 bis 4 Pferdestärken werden circa 1000 Pfd. Kunstwolle täglich in 10 Arbeitsstunden producirt; bei 500 bis 600 Umdrehungen und 1 1/4 bis 1 3/4 Pferdestärken 600 bis 700 Pfd. Kunstwolle aus lappigerem Material. Die letztere hat natürlich einen höheren Werth wegen der größeren Länge der Fasern. Der Tambourmantel ist mit circa 7000 bis 9000, ja bis zu 14000 Stahlzähnen garnirt. Nehmen wir einen 2 Fuß breiten und 5 Fuß dicken Tambour an, und geben den dicht gestellten Zähnen 1/4 Zoll Basis, so erhalten wir auf dem Mantel 272 Zahnrechen mit je 30 Zähnen bei 3/4 Zoll Spatium incl. Zahnbasis. Denken wir uns diese Zahnreihen je drei gegen einander verstellt eingesetzt, so treffen also immer bei jeder Umdrehung 90,6 Reihen auf denselben Punkt an den Einziehwalzen, und der von diesen dort festgehaltene Stoff, welcher per Minute nur um circa 3 Zoll fortrückt, entsprechend einer Umdrehung des Zuführapparates, erhält somit 90,6 × 800 Kämmungen, hinreichend, um jede dargebotene Faser aus dem Gewebe einzeln heraus zu reißen, wenn wir bedenken, daß Tuchstoff mittlerer Qualität per Zoll circa 60 Fäden enthält und jeder Faden normaliter aus circa 40 Wollfasern besteht, somit 60 × 40 × 3 = 7200 Fasern, gegenüber 800 × 90,6 = 72480 Kämmungen. Eine andere Vorrichtung am Reißwolf, um die mitgerissenen Lumpen aufzufangen und auf das Speisetuch zurückzuführen, ist in Fig. 5 skizzirt. Bei dieser Anordnung ist dem Tambour nahe eine Stachelwalze D aufgestellt, welche sich entgegengesetzt zur Bewegung des Tambour bewegt. Sie berührt die Zähne des Tambour nicht, ist aber denselben so genähert, daß die größeren Lumpenstücke von den Zähnen der Stachelwalze D erfaßt und zurückgehalten werden. Eine zweite Stachelwalze N nimmt dieselben von D ab und wird durch die Schlägerwalze O ihrerseits davon befreit. Die Lumpen fallen dann auf das Zuführtuch zurück. Auch dieser Wolf ist mit einem Canal unterhalb des Tambour zum Abnehmen der Wolle verschen, aber ohne Ventilator. Sehr anzurathen ist aber, den Raum, in welchem die Reißwölfe arbeiten, gut zu ventiliren, um den reichlich producirten Staub, welcher die Arbeiter stark belästigt, im Verein mit einem eigenthümlich brenzlichen Geruch, welcher durch die Reibungswärme bei der Arbeit entsteht, zu entfernen. Die Constructionen aller übrigen Reißwölfe für Kunstwolle kommen fast auf dasselbe hinaus, was in der oben beschriebenen Construction gegeben ist. In manchen derselben sind die Zähne gebogen, bei manchen feiner und dichter gestellt, bei anderen in dichten Spiralreihen um den Tambour herum gezogen. – Wesentlicher unterscheidet sich die Construction von Busson in Paris von den hier angefühlten, wobei wir gleich hinzufügen, daß der Busson'sche Wolf vorzugsweise auch für die Zerfaserung der Garnabfälle geeignet ist. Ihm ähnlich sind die Maschinen von Garnett. Wegen des Eintrittes von Gewebestücken in den Arbeitsraum des Tambour hatte man seither die mannichfachsten Constructionen ersonnen, um den Stoff bis zum Abschlagen der letzten Faser aus ihrer Gewebbindung festzuhalten. Man hat dafür zwei Paar Cylinder mit Differentialbewegung hergerichtet, ferner die Zuführtische in Wellenform angeordnet, die Lumpen durch Bürstenwalzen festgehalten und geführt, den Lieferungscylinder mit Curvenbewegung versehen, um dadurch die Ueberbleibsel der Gewebe fortzureißen und auf ein besonderes Tuch zu werfen, um sie auf demselben von Neuen: der Wirkung der Zähne zuzuführen. Busson hat den Zuführapparat aus Kautschukcylindern hergerichtet und so eine elastische Lieferung bewerkstelligt. Er verbindet die Wirkung eines hohlen Troges mit der Elasticitätswirkung des Compressionscylinders und zwar ist seine Speisevorrichtung der Art eingerichtet, daß vom Zuführtische aus die Lumpen in einen mit Kautschuk ausgefütterten Trog geleitet werden, in welchem sich ein fester eiserner Cylinder dreht, sodann in den zweiten Trog übertreten, in welchem ein Kautschukcylinder rotirt. Die dem Tambour zugewendete Seite des Troges ist mit einer Stahlleiste garnirt, und diese dient als Gegenlager für die Lumpen beim Angriffe des Tambour. Für die Herstellung der Pression in diesem Speiseapparate sind weder Federn noch Gewichte an Hebeln nöthig, sondern die Cylinder werden so fest in die Tröge eingestellt, daß sie die Lumpen zwischen der Peripherie und der concaven Fläche des Troges festhalten. Größerer Anhäufung, dickeren Stellen in Folge von Falten etc., dient die Elasticität der Kautschukwalzen zur Ausweichung. Der Tambour der Busson'schen Maschine ist nicht mit gewöhnlichen conischen Stiftzähnen garnirt, sondern mit Zähnen welche sägenartig in Winkeleisenblech eingeschnitten sind. Diese Winkeleisenbänder sind sodann in Schraubengängen von geringer Steigung auf dem Tambour aufgebracht. In Fig. 6 sind diese Zähne abgebildet. Wir geben von Busson's Maschine eine Abbildung nach einer Ausführung, die den Muldenapparat weggelassen hat. Fig. 9 ist an sich verständlich. Fig. 11 ist die Oberansicht des Tambour mit dem spiralförmigen Bezug. – Auch an dem Oeffner von Thomlinson ist eine Muldenzuführuug angebracht. Ferner enthält derselbe zwei Zuführapparate über einander. Die Preßwalzen in der Mulde sind jedoch nicht elastisch, sondern gezahnt-cannelirt, wie Fig. 7 zeigt. Die Bearbeitung der Garnabfälle, welche ebenfalls in das Bereich der Kunstwollfabrication fällt, wird von folgender Maschine (Fig. 8) mit Erfolg durchgeführt. In einem starken Gerüst befindet sich der Tambour A, umgeben von fünf Arbeitswalzen B, dem Volant C, und einer Bürstenwalze D. Die Garnabfälle werden diesem Apparate durch das Zuführtuch E, die zwei Paare Zuführwalzen E, F der Schmutzwalze G und der Vorreißwalze H zugeführt. Alle diese Walzen sind auf ihrer Oberfläche mit sägezahnartig ausgeschnittenen Stahlbändern bezogen, wie es Fig. 9 angibt. Auf dieser Maschine werden die Fäden gänzlich geöffnet und ein Product erzielt, welches in jeder Beziehung genügt. Man gibt dem Tambour bei 16 bis 20 Zoll Durchmesser circa 400 bis 500 Umdrehungen. Die Arbeiter drehen sich bei circa 6 bis 8 Zoll Durchmesser 45 Mal per Minute, der Volant bei 8 bis 9 Zoll Durchmesser circa 800 bis 1200 Mal. die Vorreißwalze bei 8 bis 10 Zoll Durchmesser circa 50 Mal und endlich die Einziehwalzen bei 3 bis 4 Zoll Durchmesser circa. 3 bis 4 Mal. Die Bürstenwalze, welche die entfaserte Wolle aus dem Tambour herausnimmt, also gewissermaßen die Stelle eines Abnehmers vertritt, dreht sich bei 10 bis 12 Zoll Durchmesser 16 bis 20 Mal. Will man diese Bearbeitung noch sorgfältiger durchführen, so benutzt man an Stelle dieser einen Maschine zwei solcher und gibt der zweiten, welche dann Feinwollkrempel zu nennen wäre, statt der Bürstenwalze einen Abnehmer mit Hacker. Für diese zweite Maschine sind auch die Bewegungsverhältnisse etwa so zu nehmen: Tambour 300 Umdrehungen per Minute, Abnehmer 10 bis 12 Umdrehungen, Arbeiter 28 Umdrehungen, Zuführwalzen 4 bis 5 Umdrehungen, der Volant circa 800 bis 900 Umdrehungen, die Vorreißwalze 36 Umdrehungen. Hier wollen wir auch einer Maschine zum Oeffnen der Stricklumpen und Garnabfälle von Leblanc gedenken, deren Construction folgende ist: Das Material wird von einem Speisetuch durch zwei Einführwalzen zugeführt und von den an drei Armen einer Flügelwelle befestigten Kämmen abgeschlagen. Von den sich sehr schnell drehenden Schlägern nimmt eine Stachelwalze das Material ab, welches gewissermaßen fest in die Stacheln hineingeschlagen wird. Ein Kamm trennt endlich das Material heraus. Die Umdrehung der Stachelwalze ist eine langsame. – Eine neuere, übrigens sehr interessante Maschine ist die von Francis Anton Calvert.Dieselbe ist bereits in diesem Journal, Jahrg. 1870, Bd. CXCVI S. 419, als Baumwollreinigungsmaschine beschrieben worden.Wir lassen nachstehend die von Dr. Grothe gegebene Beschreibung dieser Maschine folgen, welche von ihm als Reinigungs- und Efflochirapparat bezeichnet wird, und verweisen bezüglich der Abbildung auf die a. a. O. in diesem Journal mitgetheilten Figuren (Tab. VIII, Figur 1 und 2).„Die Maschine von Calvert dient nicht sowohl zum Bearbeiten der Wolle, als auch zum Präpariren der Baumwolle, – ferner nicht sowohl zum Trennen der Woll- und Baumwollfasern d.h. Sondern der langen und kurzen Fasern, Lösen der Zusammenballungen etc., sondern auch mit demselben guten Erfolge zum Entfasern der Gespinnste und Gewebe beider Rohmaterien und zu deren Auflösung in spinnbares Material. In Figur 1 (a. a. O) ist eine Ansicht, in Figur 2 ein Durchschnitt der Maschinerie abgebildet. A ist ein Tambour, der auf seiner Oberfläche mit Kammblättern besetzt ist. Ein Ventilator im Trichter B sorgt für Aussaugen des Schmutzes und der sägenartig garnirte Schläger d trennt hervorragende Unreinigkeiten aus, in Verbindung mit der oscillirenden Mulde c. Ueber dem Tambour A ist eine Reihe Schienen aufgestellt, mit Kammblättern versehen; dieselbe ist in zwei Abtheilungen getheilt. Durch ein Segment g auf der Hauptachse des Tambour werden diese Schienensätze mittelst Verzahnung des Seamentkranzes bewegt. Sie gleiten also intermittirend auf den Cylinder herab, drehen sich dabei etwas um ihre Achse und gehen aufwärts, so die Operation von oscillirenden Kämmen nachahmend. Dem Tambour A wird die Materie zur Bearbeitung durch die Stachelwalzen i, j, k zugeführt, welche dieselbe aus dem oscillirenden Zuführkorb (Rost) N nehmen. Dieser Korb enthält unter dem Rost aus Kantenschienen noch ein Schmutzgitter. Die stoßweise Bewegung siebt viel von dem Staube aus. Die Walze 1 dient als Klettenwalze, während die Walze h die Kammschienen des Tambour reinigt. Der Wirkungsgrad der Maschine hängt von der Wirkung und Geschwindigkeit der Walzen h, i, k, l, j wesentlich ab. Vergegenwärtigen wir uns die Thätigkeit dieser Walzen nochmals. Die Walze i nimmt aus dem Korbe N bei der aufwärts gerichteten Bewegung desselben Material, welches von den Kämmen des schnell umlaufenden Tambour A theilweise erfaßt wird, von j, k theilweise zurückgehalten, theilweise dabei zerfasert wird. Die Kammschiene kommt mit nur wenig Material beladen bei 1 an und entledigt sich hier der groben Stücke und Kletten, die Kämme der zwei Schienenabtheilungen kämmen die von dem Tambour festgehaltenen Fasern durch. So rotirt nun der Tambour mehrere Male, ohne daß ihm aus N neues Material zugeführt wird. Man beachte hierbei die Analogie dieser Operation mit der beim Floretspinnen. Die Bürstenwalze m trennt schließlich die Vollbärte heraus und führt sie herum, bis sie von den Sägezähnen der Walze n aufgefangen werden, von welchen sie auf verschiedene Weise abgenommen werden, theils durch die Walzen p und p', theils durch p und o, theils durch die Bürste q.Was noch die Garnitur des Tambour anlangt, so ist derselbe parallel zur Achse mit Nuthen versehen, in welche je ein Satz Kammschienen versenkt ist. Jede Schiene ruht zwischen zwei Platten und ist der Längsrichtung nach verschiebbar, so daß beispielsweise die Zähne der zweiten Schiene zwischen den Zähnen der ersten Schiene zu liegen kommen u.s.w. Ferner hat man durch diese Einrichtung die Möglichkeit die Feinheit der Zahnschienen zu wechseln, somit die Zähnezahl. Es lassen sich die Schienen sowohl so in den Nuthen aufstellen, daß die Zähne der Schienen radial zur Tambourachse stehen, als auch tangential. In letzterer Stellung ähnelt dieser Tambour der Construction von Rowan's Hechelmaschine.Bei einer Construction Calvert's ist die Muldenzuführung so eingerichtet, daß in dieselbe Dampf durch feine siebartige Löcher eindringen kann, um den Stoff zu feuchten und zu wärmen.“ Weniger gut wirken die früher mehrfach angewendeten Droussetwölfe, welche ähnlich combinirt sind, aber an Stelle der Sägezähne eigenthümlich gebogene, in Leder eingesetzte, elastische Stahldrahtzähne als Bezug haben. Diese Droussetwölfe werden für die Bearbeitung der Shoddylumpen vielfach angewendet und wirken da ganz vortrefflich. Ferner benutzt man sie bei der weiteren Verarbeitung der gewonnenen Kunstwolle mehrfach als erste Bearbeitung- und Mischmaschine, welche die Gemenge von Shoddy, resp. Mungo, mit Naturalwolle inniger vereinigt und durch regelrechte Vertheilung der Fasern unter einander ausgleicht. Die weitere Bearbeitung der gewonnenen Kunstwolle enthält nur wenig abweichende Momente. Die erhaltene Kunstwolle mit dem Namen Mungo stellt sich je nach den dazu verwendeten Lumpen als ein Haufwerk von kleinen Fasern dar, deren Länge zwischen 5 bis 20 Millimeter wechselt. Die größte Menge der Kunstwollen enthält nur Fasern von circa 8 bis 10 Millimeter Länge. Die kürzesten Fasern, also die von 5 Millimeter und darunter, sind kaum noch zur Spinnerei tauglich und sollten nicht weiter künstlich in die Garne hinein gebracht werden. Einmal fallen schon bei der Weberei viele dieser Fasern heraus und später, wenn auch festgewalkt, lösen sie sich beim Gebrauche der Kleidungsstücke wie Staub heraus. Sie stehen ziemlich auf derselben Stufe bezüglich des Gebrauches als die Scherflocken der ersten Schnitte, welche man neuerdings auch künstlich auf dem Stoff vertheilt und hinein walkt, um dem Tuche eine dichtere, wolligere Decke zu verleihen, welche dann aber beim Gebrauch schnell verloren geht. Es sind dieß unreelle Mittel, welche nur dazu dienen können, den festen Grund der Fabrication zu untergraben. Je kürzer nun die Fasern sind, desto weniger eignen sie sich zum Verspinnen, um so mehr muß man ihnen Naturwolle beimischen, um überhaupt einen Faden zu erhalten. Bei ordinären Qualitäten suchen mehrere Spinnereien dadurch an Naturwolle zu sparen, daß sie der Mischung von vielem Mungo und wenig Naturalwolle viel Fett zusetzen, und um nun dadurch wieder das Gespinnst nicht zu vertheuern, wird ein möglichst schlechtes Oelmaterial genommen, womöglich mit harzenden Substanzen versetzt, um mehr Klebekraft hervorzubringen und so gewissermaßen die Fasern zusammenzukleben. Aus solchen Garnen haben wir zwischen 30 bis 50 Procent Verlust beim Waschen derselben ohne große Anstrengung erhalten, bestehend in 15 bis 20 Procent Fett-, Harz- und damit zusammenhängenden Staubsubstanzen, und 15 bis 30 Proc. an Faserstoff, welcher also nur durch die Vermittelung des Fettes an dem Faden klebte. Es wird mit diesen Garnen zum Theil ein trauriger Schwindel betrieben, welcher nicht genug zu beklagen ist, weil er dazu gedient hat, der gesammten Spinnerei fast den soliden Boden zu entziehen. Unter 52 von uns untersuchten Proben von Garnen der verschiedensten Spinnereien fanden wir nur acht ohne Zusatz von Mungo, und in diesem Verhältniß, kann man mit Recht behaupten, hat die Solidität der Spinnereiproducte und der Gewebe abgenommen und zwar in einem viel höheren Maaße, als die Billigkeit der Producte zugenommen hat. Im Allgemeinen richtet man sich also nach der Faserlänge der Kunstwolle, wenn es sich um Ermittelung des nöthigen Procentgehaltes an Naturwolle handelt. Für die Streichgarnspinnerei kann man sich den Normalnummercylinder für die einzelnen Nummern der Garne hergestellt denken aus 40 Haaren von x Durchmesser und circa 30 Millimeter Länge. Diese Größen müssen im Normalfaden an jeder Stelle im Durchschnitt aufzufinden seyn. Die Enden der einzelnen Haare aber vertheilen sich auf den Raum von 30 Millimeter und es gleicht sich die Haltbarkeit über diesem Raume aus. Wollte man nun aus Mungo von 10 Millimeter Länge einen Normalfaden bei 40 Haaren im Durchschnitt herstellen, so erhielte man auf 30 Millimeter Länge drei Mal 40 Haarenden und Ansätze. Ferner, haben wir bei Streichgarn von Nr. 3 z.B. per 30 Millimeter neun Drehungen zu geben, so würden sich diese neun Drehungen auf die Länge des Haares von 30 Millimeter Naturalwolle vertheilen. Bei der Kunstwolle würden sich diese neun Drehungen auf drei Mal Faserlänge von 10 Millimeter vertheilen, somit für jede Faser nur drei Drehungen; die Haltbarkeit des so gebildeten Fadens könnte unter sonst gleichen Umständen nur 1/8 von der betragen, welche dem Naturalwollfaden eigen ist. Will man nun der normalen Haltbarkeit bei einem Kunstwollfaden nahe kommen, so könnte das durch schärfere Drehung geschehen; allein die Haltbarkeit, d.h. hier Dehnbarkeit des Fadens, nimmt von der Normaldrehungszahl an Festigkeit ab. Um aber hier in diesem Falle den Kunstwollfaden auf die Festigkeit des Normalfadens zu bringen, müßte man drei Mal so viel Drehungen geben, also 27 auf 30 Millimeter. Von neun Drehungen per 30 Millimeter ab nimmt aber Dehnbarkeit des Fadens ab. Es läßt sich somit kein bestimmter Nutzen erzielen. Ebenso nicht dadurch, daß man die Faserzahl erhöht. Deßhalb hat man zu dem einzig richtigen Mittel gegriffen, durch Zusatz von Naturwolle der mangelnden Haltbarkeit der Kunstwolle entgegenzutreten. In dem Verhältniß wie die Länge der Mungofaser zunimmt, kann die Quantität des Naturalwollzusatzes abnehmen. Für die Mungospinnerei gibt es dafür bestimmte Grenzen, unter und über welche hinaus die verschiedenen zu berücksichtigenden Momente nicht mehr in Einklang zu bringen sind. In anderen Streichgarnspinnereien aber, wo man Mungo als billiges Surrogat verwendet, mischt man denselben oft sogar zu 4 und 6 Proc. zur Naturalwolle. In Mungospinnereien ist aber die Grenze der Mischung angezeigt durch 15 Proc. Mungo zu 85 Proc. Naturalwolle, 80    „        „ 20 sobald man die Grenzen der Mungofaserlängen zwischen 5 bis 20 Millimeter feststellt. Für die Längen von 20 Millimeter ist sogar, vorausgesetzt daß die Länge gleichartig in der Fasermasse ist, auch noch ein günstigeres Verhältniß, etwa 85 Proc. Mungo zu 15 Proc. Naturalwolle, zulässig. Man muß dabei noch das berücksichtigen, daß die Fasern der Kunstwolle theils durch die Einflüsse der früheren Bearbeitung, theils durch die Einwirkung während des Gebrauches, endlich durch die Wirkung der Bearbeitungsmethoden der Kunstwollfabrication viele ihrer Eigenschaften eingebüßt hat, z.B. ihre Dehnbarkeit, ihre Contractionskraft, ihre scharfen Schuppenrandungen u.a. Die Mischung der beiden Ansätze wird in Wölfen vorgenommen, welche keinerlei reißende Thätigkeit ausüben, sondern nur eine unter einander schlagende. Der Droussetwolf vollendet diese Mischoperation und sorgt für gewisse Parallelisirung der Fasermasse. Die Bewegung der einzelnen Theile ist eine langsame. Der Tambour rotirt etwa 100 Mal in der Minute, die Arbeiter kaum 10 Mal, die Einführung etwa 1 1/4 Mal per Minute. Die vom Droussetwolf entnommene Fasermasse wird sodann dem Krempelsystem übergeben, welches meistens aus drei einzelnen Kratzmaschinen besteht, die in fortschreitender Reihe mit gröberen und feineren Kratzen bezogen sind. Wir nennen hier auch die Reißkrempel von Garnett als gut wirkend. (Man s. Heft I der Zeitschrift des Vereines der Wollinteressenten.) Bei der Spinnerei selbst ist nur das etwa noch zu bemerken, daß man nach dem Stillstehen der Streckwalzen scharfen Nachdraht gibt. Gut verwendbar ist Mungogarn mit Baumwolle oder feinen Woll- resp. Seidenfäden drillirt. Interessant möchten einige Angaben über die Preise der Kunstwollen und Kunstgarne seyn. Man muß jedoch die Preise als annähernde und für einen bestimmten Zeitpunkt gültige auffassen (für Januar 1870). Kunstwolle: a. Extract-Wolle. bunte Bauernwolle per Zollctr. 12–13 Thlr. dünnhärige engl. Wolle 12–13   dieselbe mit Lüsterwolle 15–16 Lüsterwolle 17–18 b. Mungo. aus grauem Commistuch per Zollctr.   8     „        „     Civiltuch 12     „   neuen Schneiderabfällen 14–21 c.Shoddy. blaugraue Strumpfwolle undroussirt per Zollctr. 15 Thlr.         „               „            droussirt 17 weiß aus weißen Strümpfen undroussirt 23         „              „          „        droussirt 26 Schwarz gefärbte Extract-Wollen kosten etwa 3 Thlr. mehr als obige Preise. Kunstgespinnste: Aus Extractwollen der obigen Sorten: 3/4 stk.-1 1/2 stückig 20–26 Thlr. Aus Mungowollen der obigen Sorten: mit 40 Proc. natürlicher Wolle 3stückig per Ctr. 45–54 Thlr., mit 35 Proc. natürlicher Wolle 4stückig per Ctr. 54–60 Thlr. Aus Shoddywollen obiger Sorten: 1 1/2 stückig Garn mit 16 Proc. N. W. per Ctr. 30 Thlr. 2stückig Garn mit 16 Proc. N. W. per Ctr. 45 Thlr. 3stückig Garn mit 10–25 Proc. N. W. per Ctr. 52 Thlr. Wir hatten im Fortgange unserer Betrachtung nur die Bearbeitung der Faser mit Maschinen zum Zerreißen im Auge, deuteten aber schon an, daß andere Fabriken die Lumpen vor oder nach dem Zerschneiden waschen, ja nach dem Verfahren von Giroud wird der Waschproceß noch öfter angewendet. Zur Ausführung desselben bedient man sich der Schlägerwaschmaschinen, mit denen Auspreßwalzen verbunden sind und denen hernach eine vollkommene Entnässung in sogenannten Essoreusen und Centrifugen folgt, endlich eine Trocknung in geheizten oder gut ventilirten Räumen. Je nach der Vornahme dieser Reinigungsmethoden erhält man aus dem Rohstoff eine größere oder kleinere Ausbeute. Es lassen sich hierüber im Allgemeinen keine bestimmten Tabellen aufstellen. – Wir wollen zum Schluß noch einige Worte über das Verfahren von Giroud anfügen. Die Wolllumpen werden zunächst gewaschen und kommen dann im feuchten Zustande auf einen Reißwolf, dessen Tambour sehr schnell umläuft. Die entfaserte Wolle wird vom Tambour sofort in ein Bassin mit Wasser geworfen, worin sie zum zweitenmale einer sorgfältigen Wäsche unterworfen wird. Aus der diesem Waschbade entnommenen Wolle entfernt eine Centrifugaltrockenmaschine den größten Theil der Feuchtigkeit, welche sie aufgenommen hat. Indem die Fasern sich mit Gewalt an die inneren Wände der Essoreuse anpressen, werden zugleich durch die Centrifugalkraft die schlechten und zu kurzen Haare zerbrochen und durch die Oeffnungen mit hinaus geschleudert, so daß nur die brauchbaren Fasern zurückbleiben. Die so gewonnene Faserwolle ist sehr rein und wird an der Luft oder in Trockenräumen schnell getrocknet. Dieses System der Bearbeitung von Giroud, l'effilochage par le lavage complet genannt, eignet sich zum Entfasern der gebrauchten Wolllumpen vortrefflich. Weniger vortheilhaft würde es für neue Lumpen anzuwenden seyn, welche schon für sich Chance zu anderer Verarbeitung bieten. Für dieses Verfahren sprechend und überhaupt interessant für die betreffenden Fabrikanten möchte beigegebene Preisliste der geöffneten Kunstwolle von Giroud seyn, welche also ein gänzlich staubfreies, reines Faserproduct voraussetzt. Dazu wollen wir noch vorher bemerken, daß die Herstellung der Shoddykunstwolle weniger complicirte, abweichende Verfahren enthält. Für diesen Zweig der Kunstwollfabrication ist noch Handarbeit mit Erfolg anzuwenden, da sich z.B. Strümpfe vortrefflich in Fadenmassen auflösen lassen, deßgleichen die Tricotgewebe. Die dadurch gewonnenen Materialien unterliegen dann der Bearbeitung als Garnabfälle, wie oben angegeben. Die Kammwollzeuge werden auch zu Shoddy benutzt und auf Reißwölfen mit geringerer Umdrehungsgeschwindigkeit des Tambour bearbeitet. Die Shoddymasse enthält im Ganzen viel lange Fasern und wird ähnlich der gewöhnlichen Wolle versponnen, oft ohne jeden Zusatz von Naturalwolle. 1) Shoddys. feine weiße Strümpfe per Kilogr. 3,75 Francs.    „    schwarze  „ 2,10    „    rothe        „ 2,35 weiße Tricot 3,0 schwarze Tricot 1,50 blaue Tricot 2,75 verschiedene Farben 1,25–1,60 Merino-Cachenez 3,50 Flanell, weiß, alt 4,0 2) Mungos. schwarzes Tuch per Kilogr. 1,25 Francs. schwarze Serge 1,10 grüne         „ 1,0 schwarze Merinos 2,75 couleurte      „ circa 2,50 schwarze Stoffe 1,25 blaue         „ 2,0 rothe          „ 2,0 couleurte    „ 0,75 Eine wesentliche Operation für die Kunstwollindustrie liegt in der Färberei. Beim Sortiren schon wirft man die genau ähnlichen Farben zusammen, so also die weißen, die rothen, die blauen etc., und die aus solchen Posten hergestellten Kunstwollmassen zeigen eine ziemlich gleichartige Färbung. Ist dieselbe jedoch unrein und ungleichmäßig, so färbt man die ganze Masse auf. Eine sehr große Quantität Lumpen sind aber der Farbe nach nicht unter einen Hut zu bringen, weil der Stoff entweder vielfarbig durch Streifen u. dgl. war, oder weil von den einzelnen Farben immer nur geringe Mengen Lumpen vorhanden sind, so daß ein selbstständiges Bearbeiten derselben nicht gut möglich ist. Man verfährt in diesem Falle so, daß man von diesen Lumpenmassen die Farben mit Hülfe alkalischer Laugen und Säurebäder herunterzieht und so ungefärbtes Material erhält, welches hernach andere Farben ganz gut annimmt, oder man färbt diese Mischmasse im Ganzen dunkel (schwarz, braun, blau etc.), nachdem man die einigermaßen gemeinschaftlich zu bearbeitenden Lumpen zusammen geworfen hat. Endlich führen wir noch an, daß die circa 20 Proc. betragenden Nathabfälle, Schnüre etc., sammt dem feinen Faserstaub als Düngemittel Verwerthung finden.

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Tafel Tab.
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