Titel: | Einige Hülfsapparate für Tischlereien. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XXIX., S. 94 |
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XXIX.
Einige Hülfsapparate für
Tischlereien.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Hülfsapparate für Tischlereien.
In den Figuren
21 bis 23 sind einige Apparate für Tischlerwerkstätten dargestellt, welche
theilweise noch nicht allgemein bekannt seyn dürften. Ihre Anwendung setzt die
Benutzung gespannten Wasserdampfes, also eine Dampfkesselanlage voraus. Eine solche
Anlage scheint übrigens für größere Tischlereien, welche mit allen Vortheilen
ausgestattet seyn sollen,
die dem gegenwärtigen Standpunkte der Technik entsprechen, ein unentbehrliches
Attribut zu werden. Nicht bloß zum Betriebe von Holzbearbeitungsmaschinen, welche
einen beträchtlichen Theil der Handarbeit auf das Vortheilhafteste ersetzen, sondern
mehr noch zur Heizung der Räume, in welchen sowohl die Vorrathshölzer, als auch die
für specielle Verwendung geschnittenen und vorgerichteten Hölzer getrocknet werden
sollen, ist der Wasserdampf von unschätzbarem Werthe und würde dessen ausgedehntere
Anwendung in unserer Gegend zu genannten Zwecken sowohl den Producenten als den
Consumenten sehr zu Gute kommen und die gerechten Klagen über das Verhalten so
vieler Producte unserer Meubel- und Bau-Tischlerei nach und nach
verstummen machen.
Es sey in Folgendem kurz die Behandlung des Holzes vor und während der Bearbeitung in
einem Etablissement in Berlin beschrieben, in welchem
Berichterstatter die oben angedeuteten Apparate in Verwendung sah. In einem
Trockenraum wird das in Gebrauch zu nehmende Vorrathsholz luftig aufgeschichtet. Der
Raum wird durch ein vielfach hin und her laufendes Dampfrohr auf einer Temperatur
von circa 35° R. erhalten. In dem vorliegenden
Falle wird hierzu der von der Dampfmaschine abziehende Dampf benutzt und nach
Bedürfniß durch directe Zuleitung aus dem Dampfkessel unterstützt. Das Holz ist nach
einem Aufenthalt von wenigen Tagen in dem entsprechend ventilirten Raume hinreichend
trocken und es wird sorgfältig darauf geachtet, daß weder die Temperatur eine
schädliche Höhe erreiche, noch das Holz zu lange liege. Dann wird es den
verschiedenen Bestimmungen entsprechend zerschnitten und geformt, vor der
Zusammenfügung aber längere Zeit in einem Raume von gemäßigter Temperatur
aufgestellt, um die, seiner Structur entsprechende Bewegung zu vollenden, damit
keine weitere spätere Deformation eintreten könne. – Nun folgt die
Zusammenfügung und soweit dieselbe vermittelst Leimung zu geschehen hat, kommen die
vorbenannten Apparate zur Verwendung.
Zunächst wird der Leim in einem Kessel (Fig. 23) durch gespannten
Wasserdampf gekocht, welcher sich in dem Raume zwischen den aus der Zeichnung
ersichtlichen doppelten Wandungen befindet, welcher Raum beliebig mit dem
Dampfkessel in Communication gesetzt werden kann. Es wird hierdurch das Anbrennen
des Leimes vollständig unmöglich gemacht. – Um sodann den einzelnen mit dem
Leimen beschäftigten Arbeitergruppen fortwährend Leim von der nothwendigen
Beschaffenheit an die Hand zu geben, ist je zwei Tischen ein gußeiserner Kasten von
der in Fig.
22 dargestellten Form beigegeben, der mit Wasser gefüllt ist, und in
welchem durch runde Oeffnungen in der Deckplatte Leimtöpfe eingesetzt werden, die ihre Füllung aus dem
vorbeschriebenen Kessel erhalten. Der Kasten läßt sich mit dem Dampfkessel in
Verbindung setzen, so daß das die Leimtöpfe umgebende Wasser kochend erhalten werden
kann.
Während diese Vorrichtungen auch in anderen gut eingerichteten Tischlereien gefunden
werden, so war die Einrichtung der Tische selbst, auf welchen das Leimen vorgenommen
wird, dem Berichterstatter ganz neu. Sie bestehen, bei einer Länge von 12 Fuß und
einer Breite von 3 Fuß, aus zwei 5/8 Zoll starken Eisenblechplatten (Fig. 21), welche außen
durch ein circa 2 Zoll starkes Quadrateisen vermittelst
Nietung, innerhalb dieses Rahmens aber durch kräftige Stehbolzen mit einander
verbunden sind, so daß ein niedriger vollkommen geschlossener Kasten gebildet ist,
in welchen der Kesseldampf eingeleitet wird, wodurch die Oberfläche des Tisches eine
Temperatur erhält, welche zwar nie die zusammenzufügenden Holztheile beschädigen
kann, dagegen dieselben erwärmt, den Leim während der Arbeit selbst dünnflüssig
erhält und dann rasch trocknet. Ein halbes Dutzend solcher Tische waren in den
Werkstätten aufgestellt und so vortheilhaft und fördernd für die Arbeit befunden,
daß man daran war, die übrigen Tische in dem Etablissement durch ebensolche zu
ersetzen. C. Linde. (Bayerisches Industrie- und
Gewerbeblatt, 1870 S. 426.)