Titel: | Untersuchung eines Graphites aus Steiermark; von Joh. Stingl. |
Autor: | Johann Stingl |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XXXV., S. 116 |
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XXXV.
Untersuchung eines Graphites aus Steiermark; von
Joh.
Stingl.
Stingl, Untersuchung eines steierischen Graphites.
Vor Kurzem wurden mir mehrere Sorten eines Graphites übergeben, welche von den der
Trieben-Rottenmanner Bergbau-Gesellschaft gehörigen Graphitgruben
stammen, die sich von den Orten Gaishorn nach Lorenzen und Singsdorf bis Einöd bei
Rottenmann in Obersteiermark erstrecken.
Diese Graphitproben zeigten ein großblätteriges Gefüge, starken Metallglanz und im
Durchschnitte ein specifisches Gewicht von 2,1443. Zur Analyse wurden sowohl feinere
Stücke des Rohgraphites als auch solche Proben verwendet, welche aus minder feinen
Sorten durch Schlämmen mittelst des Schön'schen
Schlamm-Apparates in unserem Laboratorium erhalten wurden. Außerdem
erstreckte sich die Analyse auf Quarzstücke, welche an einzelnen Stellen (besonders
im Hangenden) den Graphit durchsetzen. Der Kohlenstoff wurde durch Verbrennen einer
gewogenen und getrockneten Menge Graphites im Sauerstoff-Strome bestimmt,
welche Methode in vorliegendem Falle vollkommen zufriedenstellende Resultate gab, da
die Natur der Asche derart war, daß dieselbe beim Erhitzen nicht sinterte. Wir
überzeugten uns hierbei, daß man übereinstimmende Resultate erhält, wenn der Graphit
direct im Sauerstoff-Strome verbrannt, oder wenn derselbe vor der Verbrennung
abwechselnd mit Salzsäure, Flußsäure, Salpeter-Salzsäure und heißem Wasser
behandelt wird.
Nur die eine Vorsicht ist beim Verbrennen im Sauerstoff-Strome nothwendig, den
möglichst fein gepulverten Graphit in einer sehr dünnen Schichte im Platinschiffchen
zu vertheilen. – Die directe Verbrennung des Graphites an der Luft gab in
vorliegendem Falle ziemlich gute Resultate; allein diese Methode dürfte nur dann angezeigt seyn, wenn
derselbe frei von Schwefeleisen ist. Im entgegengesetzten Falle gewährt die
Anwendung des Sauerstoff Stromes nach Art der Elementar-Analyse den Vortheil,
die gebildete schweflige Säure zurückzuhalten.
Die Kohlenstoff- und Aschenbestimmungen von drei verschiedenen Proben des
Rohgraphites ergaben, daß 100 Theile desselben enthalten:
I.
II.
III.
Kohlenstoff
85,00
87,16
82,21
Asche
14,89
12,66
17,92
––––––
––––––
–––––––
Summe
99,89
99,82
100,13
Außerdem wurde eine Probe eines ungeschlämmten Graphites nebst dem von diesem
eingeschlossenen Quarze vollständig analysirt und hierbei folgende Resultate
erhalten:
100 Theile Graphit enthielten:
Kohlenstoff
82,4
Kieselsäure
12,38
Thonerde
3,9
Eisenoxyd
0,53
Manganoxyduloxyd
0,62
Kalk
0,02
Alkalien
Spuren
–––––––
Summe
99,85
100 Theile Quarz gaben:
Kieselsäure
99,20
Eisenoxyd
0,46
Thonerde
0,12
––––––
Summe
99,72
Die Analyse zweier geschlämmten Proben, wovon die eine (I) in unserem Laboratorium
mittelst des früher erwähnten Schlämmapparates erhalten wurde und die andere (II) an
der Grube aus einer schlechteren Sorte Graphit (herrührend von dem sogenannten
Ausbiß des Hangenden) geschlämmt wurde, ergab in 100 Theilen:
I.
II.
Kohlenstoff
81,1
55,8
Kieselsäure
11,61
21,00
Thonerde
5,6
14,56
EisenoxydManganoxyd
2,0
4,84
Alkalien
Spuren
0,62
Schwefel
„
0,3
Glühverlust
0
2,43
–––––
–––––
Summe
100,31
99,55
Wie die oben mitgetheilten Untersuchungen zeigen, ist dieser steierische Graphit
nicht nur durch hohen Kohlenstoffgehalt, sondern namentlich dadurch ausgezeichnet,
daß er nur wenig einer hauptsächlich aus Quarz bestehenden Asche enthält und nach
den uns vorliegenden Proben zu schließen ganz frei von Schwefeleisen ist; denn nur
in den am Rande des Hangenden vorkommenden Stücken konnten Spuren von Schwefel
nachgewiesen werden, welcher wohl nur von eingesprengtem Gesteine herrühren
dürfte.
Diese Untersuchung wurde im Laboratorium des Herrn Professor Dr. A. Bauer an dem polytechnischen Institute
in Wien ausgeführt.