Titel: | Zur Chemie der Roheisen-Darstellung; Nachtrag zu den Documenten betreffend den Hohofen, von C. Schinz. |
Autor: | C. Schinz |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XXXVI., S. 117 |
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XXXVI.
Zur Chemie der Roheisen-Darstellung;
Nachtrag zu den Documenten betreffend den Hohofen, von C. Schinz.
Schinz, zur Chemie der Roheisen-Darstellung mittelst des
Hohofen.
Seit dem Erscheinen der deutschen Originalausgabe meiner „Documente
betreffend den Hohofen zur Darstellung von Roheisen“ (Berlin, Verlag
von Ernst und Korn) sind
beinahe zwei Jahre verflossen. Wenn nun auch in diesem Zeitraum der Gegenstand so zu
sagen durch keine neuen Thatsachen bereichert wurde, so ist doch bei meiner
fortdauernden Beschäftigung mit demselben Mehreres aufgetaucht, das den
Gesichtskreis erweitert und einige Ansichten berichtigt hat, welches ich in diesem
Nachtrage
Der Verfasser hat diesen Nachtrag für die englische Ausgabe seines Werkchens
bearbeitet, welche kürzlich unter dem Titel erschien: Reseaches on the Action of the Blast Furnace, by Charles
Schinz. Translated
from the German, with the special permission of the Author, by William
H.
Maw
and Moritz
Müller. Appendix
written by the Author expressly for the English Edition. London: C. and
F.
Spon. 1870. mittheilen will.
Nachdem Hr. Fièvet, welcher die französische
Uebersetzung meiner Documente übernommen hat, mit seiner Arbeit fertig geworden war,
schrieb er mir, er sehe es als einen großen Mangel dieses Werkchens an, daß darin
keine Anleitung gegeben sey, wie der Betrieb irgend eines
Hohofens unter modificirten Verhältnissen voraus berechnet werden könne.
Darauf mußte ich ihm damals antworten, daß ich diesen Mangel auch schon erkannt,
aber gefunden habe, daß eine solche Vorausberechnung nur möglich wäre indem man von
Annahmen ausgehe, die
jeder inneren Begründung entbehren würden, und daß es daher besser sey, von einer
solchen Anleitung abzusehen, durch welche man Gefahr liefe zu Resultaten zu gelangen
die von der Wahrheit sehr entfernt seyn könnten.
Es freut mich nun mittheilen zu können, daß diese Schwierigkeiten beseitigt sind, und
daß dadurch viel mehr Klarheit und Uebersicht in das Verhältniß der vielen
einwirkenden Factoren gekommen ist.
Vor Allem war die Wärmemenge welche durch Transmission der Ofenwände verloren geht,
nicht a priori bestimmbar, es fehlte an einem
Anhaltspunkte um bei verschiedenen Ofen-Capacitäten diesen Rechnung zu
tragen. Diese Lücke ist nun ausgefüllt und im folgenden Capitel „die
Transmission der Wärme durch die Ofenwände“ behandelt.
Es ist klar, daß wenn im einen Falle 2 Kil. Brennstoff per 1 Kil. Eisen verbraucht werden, im anderen Falle aber nur 1,5 Kil.,
die Quantität der reducirenden Gase in demselben Verhältnisse verschieden ist, und
daß solche Verschiedenheit auch auf das Endresultat einwirken muß. Dieser Factor hat
eben so wenig als derjenige der Qualität der Gase seinen numerischen Ausdruck
gefunden, was nun im nachfolgenden Capitel „reductometrische
Bestimmungen“ nachgeholt ist.
Eine andere Auslassung eines Factors, deren ich mich in meiner früheren
Veröffentlichung schuldig bekenne, betrifft die freie Wärme welche das Schmelzgut
über seinen Schmelzpunkt hinaus aufnehmen muß, indem es den unteren Theil der
Schmelzzone und die Vergasungszone durchläuft.
Eine von Hrn. Prof. Mrázek (im berg- und
hüttenmännischen Jahrbuch der k. k. Bergakademien zu Pribram und Leoben, und der k.
ung. Bergakademie zu Schemnitz für das Studienjahr 1867/68) veröffentlichter Aufsatz
über die stöchiometrische Berechnung der Hohofen-Schlacken veranlaßte durch
den Widerspruch in welchem die dort aufgestellten Behauptungen mit den Resultaten
stehen, welche die Wärme-Statik im Hohofen ergibt, eine neue Einsicht in das
Verhalten des Schlacken-Materiales im Hohofen, die ebenfalls einen neuen,
numerisch einzuführenden Factor ergab, welcher im Eingange des nachfolgenden
Capitels „Eisengehalt der Beschickung“ besprochen wird.
Man sollte glauben daß durch Einführung dieser neuen Factoren das Ganze nur noch
complicirter und dadurch eine Vorausberechnung des Betriebes noch mehr erschwert
würde; aber gerade durch diese Vervollständigung ist es möglich geworden, die
verschiedenen Factoren so zu gruppiren, daß sie einer Vorausberechnung unterworfen
werden können.
Das gegebene Brennstoffquantum einerseits und die wärmeabsorbirenden Ursachen andererseits bilden
eine für sich unabhängige Gruppe, welche sich durch das Resultat der Rechnung selbst
controllirt. Das Resultat dieser Gruppe ist eine gefundene Durchsetzzeit in der
Reductionszone = Z. Diese Zeit muß nun größer oder
kleiner seyn, je nachdem man ein mehr oder minder vollständig durch Gase reducirtes
Eisen, und je nachdem man ein mehr oder weniger gekohltes Product zu erzielen
wünscht. Bringt man daher den Werth Z auf eine normale
Größe, welche diese Verhältnisse in sich schließt, so kann dann durch eine einfache
Formel das Durchsetzquantum gefunden werden, welches diesem gewünschten Werthe Z entspricht, indem die Componenten der Gicht genau in
demselben Verhältnisse bleibend, auch diesem Werthe Z
entsprechend bleiben.
Durch diese Methode der Vorausberechnung der Betriebsverhältnisse ist es dann auch
möglich geworden, die Anwendung der Elimination des Stickstoffes und deren Nutzen
anschaulicher zu machen und zu zeigen, daß durch dieselbe ohne Mehraufwand an
Brennstoff nicht nur die Qualität des Productes verbessert, sondern auch das
Durchsetzquantum bedeutend vermehrt werden kann. So kann z.B. für dem schottischen
ähnliches Gießerei-Eisen die Production bei Anwendung einer Ofencapacität von
325 Kubikmeter auf das bedeutende Quantum von 1783 Kil. Roheisen per Stunde gesteigert werden. Ja die Elimination des
Stickstoffes wird sogar gestatten aus geringeren Erzen ein Product darzustellen,
welches dem Spiegeleisen sehr nahe steht, wenn man denselben das ihnen fehlende
Manganoxyd zuschlägt, da durch diese Elimination erreicht werden kann was selbst bei
Anwendung von Holzkohle nicht möglich ist, nämlich der Schmelzzone eine Temperatur
zu ertheilen welche eben ausreicht um das Schmelzgut zu verflüssigen, aber nicht um
fremde Körper durch Reduction dem Roheisen beizubringen.
I. Die Transmission der Wärme durch die
Ofenwände.Nachtrag zum Artikel 15 der Documente.
Im Artikel 24 meiner Documente habe ich zur Berechnung der Temperatur der
Vergasungszone die Formel
Textabbildung Bd. 199, S. 119
gegeben. Will man aber von dieser Formel Gebrauch machen, so
stößt man auf eine Schwierigkeit die ich früher nicht beachtet hatte. Der sich
vorwärmende Brennstoff gelangt nämlich nur zur Hälfte zur eigentlichen Verbrennung,
da ja die andere Hälfte durch die erstinstanzlich gebildete CO² zu CO
reducirt wird. Man müßte also diese beiden Quantitäten besonders in Rechnung
bringen. Da aber der Raum in welchem Bildung von CO ² stattfindet äußerst
beschränkt ist, so ist es nicht wahrscheinlich daß in demselben die Hälfte des
Brennstoffes wirklich das Maximum der Temperatur annehme, und sollte auch dadurch
eine Erhöhung der Temperatur stattfinden, so kann diese nicht bedeutend seyn und
wirdmehr auf locale Transmission als auf die allgemeine Ofentemperatur wirken.
Es wird daher rationeller seyn, einfach die Temperatur T
= (Wo – Wn)/wn zu berechnen und dann die specifische Wärme des
Brennstoffes aus der Tabelle in Artikel 10 der Documente zu suchen, welche dieser
Temperatur entspricht, diese mit dem Gewicht des Brennstoffes und der Temperatur T zu multipliciren und das Product zur Wärmemenge Wo – Wn
zu addiren, welche Summe dann die im Ofen disponible Wärme repräsentirt, und der
Quotient aus dieser durch wn die Initialtemperatur
im Ofen.
Bei der Bestimmung der Ofen-Transmission in Artikel 15 ist zwar von der oben
erwähnten Formel gar nicht Gebrauch gemacht worden, dennoch aber die Transmission zu
hoch ausgefallen, wenn man bedenkt daß jener Ofen von Clerval noch nach alter
Construction mit sehr dicken Wänden und im Aeußeren quadratischem Querschnitte
gebaut ist.
Diese zu hohe Transmission rührt sehr wahrscheinlich daher, daß das im Ofen
niedergehende Schmelzgut noch über seinen Schmelzpunkt hinaus freie Wärme aufnimmt
und zwar nach Maßgabe der Differenz zwischen diesem Schmelzpunkte und der
Initialtemperatur.
Genau läßt sich zwar diese Aufnahme freier Wärme nicht begründen oder berechnen. Ich
habe aber versucht eine Uebereinstimmung hervorzubringen, indem ich mehrere Annahmen
in vielen Beispielen durchführte und namentlich durch Berechnung der Transmission an
dem Ofen von Clerval, die ich nun wenigstens sehr annähernd zu machen im Stande
war.
Darnach würde die Annahme passen, daß die vom Schmelzgute aufgenommene freie Wärme
gleich sey der Hälfte der Differenz zwischen Schmelzpunkt und Initialtemperatur, und
zwar indem ersterer immer als Maximum = 1300° C. angenommen wird.
In dem Ofen von Clerval produciren 1,1361 Kil. Kohlenstoff
=
3183
W. E.
diesen fügen sich für Vorwärmung des Windes auf 180°
hinzu
=
279
„ „
–––––––––––
3462
W. E.
die specifische Wärme der Verbrennungsproducte ist:
CO 2,650 . 0,248 =
0,657 N 5,016 . 0,244 = 1,224
1,881, somit T = 3462/1,881 =
1840°
daher dann die Wärmeaufnahme durch die Holzkohlen =
= 1,48 . 1840 . 0,287
=
782
„ „
–––––––––––
disponible Wärme
=
4244
W. E.
die Initialtemperatur T' ist dann:
4244/1,881 = 2256°.
Nun ist der Wärme-Consum im Ofen:
Vorwärmen der
Kohlen von
1000° bis 1840°Vorwärmen von
Erz von
500° bis 800°Vorwärmen von
KalksteinVorwärmen von
Roheisen von
800° bis
1000° von
1000° bis zum
SchmelzpunktVorwärmen
von
Schlacken von
10000 bis
zum Schmelzpunkt
Kil.Kil.Kil.Kil.Kil.Kil.Kil.Kil.Kil.Kil.
1,48 . 0,252 . 500°1,48 . 0,265 . 500°782 –
3822,682 . 0,186 . 500°2,682 . 0,211 .
300°0,770 . 0,451 . 500°0,770 . 0,664 .
300°1 . 0,130 . 200°1 . 0,134 .
200°1,682 . 0,259 . 200°1,682 . 0,290 .
300°
= 186= 196= 400= 249= 170= 173=
104= 26=
26= 87= 141
W. E. „ „
„ „ „
„ „ „
„ „ „
„ „ „
„ „ „
„ „ „
1758 W. E.
Latente Wärme des Roheisens
„ „ der
Schlacken
„ „ des
WassersVerbindungs-Wärme von CO²
1 . 1751,682 . 601,77 . 536,670,338 . 251
= 175= 101= 95= 85
„ „ „
„ „ „
„ „
456 „
„
Die Gase entführen:
CO Kil.
2,650 . 0,248 =
0,657 N
Kil. 5,016 . 0,244 =
1,224 CO²
Kil. 0,338 . 0,216 =
0,073 HO Kil.
1,77 . 0,475 = 0,841
2,795 . 100° =
279 „
„
Der vom Schmelzgute erlangte
Temperatur-Ueberschuß == (2256 – 1300)/2 = 478°
specif. Wärme dieses bei
1200° + 478° = 0,154
1300° + 478° = 0,359, daher
Roheisen 1 . 0,154
=
0,154 Schlacken 1,628 . 0,359 =
0,584
0,638 . 478° =
305 „
„
es bleiben für Transmission
1446 „ „
––––––––––
gleich der disponiblen Wärme
4244 W. E.
Die transmittirte Wärme beträgt somit 34,1 Proc. der disponiblen.
Nun ist die mittlere Temperatur
von Vergasungs- und Schmelzzone =
(2256 + 1000)/2
=
1628°
Reductionszone
(1000 + 500)/2
=
750°
Vorwärmzone
(500 + 100)/2
=
300°
Die mittlere Ofenwand-Dicke ist 1,5 Met., deren Leitungsfähigkeit = 0,3
angenommen, und wir haben:
Textabbildung Bd. 199, S. 122
per 1 Quadratmet, im Mittel = 2930/3 = 977 W. E.
Darnach transmittirt der Ofen, dessen äußere Wandfläche
= 128 Quadr. Met. ist: 128 .
977 =
125056 W. E.
während für 84 Kil. Eisen diese wären: 84 . 1446 =
121464 W. E.
Natürlich wechselt die Transmission mit den Wanddicken, der Leitungsfähigkeit der
Materialien aus welchen diese Wand besteht, ganz besonders aber mit der Größe der
Oefen. Es kommt dabei auf das Verhältniß zwischen Capacität und Oberfläche an.
Z.B. in dem eben berechneten Ofen ist dieses Verhältniß =
128/12,5
= 10,24 =
Ofen A
Dieses Verhältniß ist in einem Ofen
von Lowmoor
von
Kub. Met.
65
Capacität
= 5,04 =
B
in Wallis zu Gießerei-Eisen
„
„
110
„
= 4,45 =
C
im Cleveland-District deßgl.
„
„
175
„
= 3,60 =
D
in Wallis für Affinir-Eisen
„
„
230
„
= 3,52 =
E
in Raschette'schen Oefen,
niedrig
und mit dicken Wänden
„
„
101
„
= 1,90 =
M
„
„
211
„
= 1,46 =
N
„
„
325
„
= 1,14 =
O
Die in Rechnung gebrachte innere mittlere Ofen-Temperatur in A ist (1628 + 750 + 300)/3 = 893° die halbe
Initialtemperatur = 2256/2 = 1128°; die Oefen B, C,
D und E haben aber dünnere Wände als der Ofen
A, daher können wir annehmen daß die in diesen
stattfindende halbe Initialtemperatur ebenfalls 33 Proc. für die
Flächen-Einheit transmittire. Somit würden die
Oefen
B
C
D
u.
E
transmittiren bei Initialtemperatur 2256°
=
16,2;
14,3;
11,6
u.
11,3
Proc.
und wäre z.B. im Ofen C die
Initialtemperatur = 2600°, so würde dessen Transmission = (14,3 . 2600/2 .
33)/(1128 . 33) = 16,5 Proc.
Für die Raschette'schen Oefen mit dickeren Wänden müssen wir in Betracht der höheren
Temperatur die wir in Rechnung bringen, die Transmission in demselben Verhältnisse
kleiner annehmen und zwar = 26, wornach dann für die Initialtemperatur
2256°
die Oefen
M
N
u.
O
transmittiren würden:
4,8;
3,7
u.
2,9 Proc.
Wäre daher die Initialtemperatur Z.B. im Ofen M =
3381°, so hätten wir (4,8 . 3381/2 . 26)/(1128 . 26) = 7,2 Proc. Bei gleicher
Initialtemperatur würden wir im Ofen O nur noch (2,9 .
3381/2 . 26)/29228 = 4,3 Proc. haben.
Solche Verhältnisse, so auffallend sie auch dem Leser auf den ersten Anblick
erscheinen mögen, stimmen nichtsdestoweniger mit der Erfahrung der Praxis
überein.
So z.B. existirt in der Eifel ein sehr kleiner Holzkohlen-Ofen, welcher
stündlich nur 40 Kil. Roheisen producirt und die enorme Menge von 4,5 Kil.
Holzkohlen per 1 Kil. Product consumirt. Ebenso wurde
ganz kürzlich angegeben, daß ein Ofen von 200 Kub. Met. Capacität im
Cleveland-Districte per 1 Kil. Product 1,525
Kohks erfordere, während ein anderer Ofen ähnlicher Construction, aber von 400 Kub.
Met. Capacität, nur 1,125 consumire, daß also die Verdoppelung der Capacität eine
Ersparniß von 26,2 Proc. an Brennstoff gewähre.
Auf Genauigkeit können die gegebenen Zahlen natürlich keinen Anspruch machen, aber
die Art der Berechnung verdient nichtsdestoweniger unser volles Vertrauen, da sie
wie wir eben gezeigt zu Resultaten führt, die mit der Erfahrung der Praxis
übereinstimmen.
II. Reductionsfähigkeit verschiedener
Erze und Einfluß der Quantität und Qualität der Gase auf die
Reduction.
Herr Wenzel Mrázek, Prof. an der k. k. Bergakademie
Pribram, hat (im oben citirten Jahrbuch) eine Methode angegeben, um die
Reductionsfähigkeit verschiedener Erze zu bestimmen, welche wesentlich in Folgendem besteht. Man
bestimmt zuerst durch eine der bekannten Methoden den Eisengehalt der Erze welche
man dem Versuche unterwerfen will. Man wählt irgend ein Erz als normales zur
Vergleichung (dazu würde ich reines Eisenoxyd vorschlagen, welches sich mit bloßem
Wasser befeuchtet leicht in zusammenhängende Kugeln von 8 bis 10 Millimeter
Durchmesser bringen läßt). Man formt nun die Erze in gleichförmig große Stücke und
wiegt von den verschiedenen zu prüfenden Sorten je so viel ab, daß die abgewogenen
Portionen alle gleich viel Eisen enthalten. Diese werden dann in Schiffchen in eine
Porzellanröhre gebracht, welche in mäßigem Glühen erhalten wird, während ein
reducirendes Gas durch sie streicht. Oder man bringt die Erzproben in Kohlentiegel,
verschließt diese mit einem Kohlendeckel und dann mit einem Thondeckel; alle Tiegel
werden nun in einen und denselben Ofen gebracht und in demselben längere Zeit
gleichmäßig aber nicht heftig geglüht. Man muß eben die Dauer und die Intensität des
Glühens so zu treffen suchen, daß keines der der Probe unterworfenen Erze
vollständig reducirt wird.
Ist nun Q das Gewicht der Erzproben, q das Gewicht welches man zur weiteren Prüfung davon
nimmt, und f deren Eisengehalt, so ist die Menge
reducirten Eisens in der ganzen Probe = F = Qf/q.
Man erhält also für die Erzproben verschiedene Werthe F, F',
F'', F''' etc.
Die Reducirbarkeit der Erze ist nun proportional diesen Werthen. Bezeichnen wir die
Reducirbarkeit des Normalerzes oder Fe² O³ mit R = 1, die der übrigen mit R', R'', R''', so
ist dann R' = F'/F.
Um nun die Werthe F, F', F'', F''' zu bestimmen, werden
je nach Gehalt an reducirtem Eisen, von jeder Erzprobe 1/2 bis 1 Gramm abgewogen,
fein zerrieben und in einem Becherglase mit einem genau abgemessenen Volumen einer
titrirten Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd übergossen und eine Stunde lang unter
zeitweiligem Umrühren in ein Wasserbad gesetzt, um das Ganze auf einer Temperatur
von nahe 100° C. zu erhalten. Dadurch wird das reducirte Eisen in Lösung
gebracht und dafür metallisches Kupfer niedergeschlagen.
Hr. Prof. Mrázek wählt nun die von Parkes und Mohr angegebene
Methode, um den Kupfergehalt der überstehenden Lösung zu bestimmen; ich glaube es
wäre kürzer und eben so genau, den durch Decantation ausgewaschenen Rückstand in
etwas Salpetersäure zu lösen, und aus der filtrirten und durch Waschwasser
verdünnten Lösung das Kupfer durch Zink zu fällen.
Das auf einem Filter gesammelte und wohl getrocknete Kupfer ist dann nur mit 0,8927 zu
multipliciren, um die reducirte Eisenmenge zu erhalten, welche in der Quantität q enthalten gewesen ist.
Hätte man nun z.B. 0,202 Grm. Eisen gefunden, wäre Q = 3
Grm., q = 0,710 Grm. und f =
1,232 Grm., so wäre F = (3 . 0,70)/1,232 = 1,73. Würde
eine zweite Probe = F' = 1,33 gegeben haben, so würde
die Reductionsfähigkeit dieser = F'/F = 1,33/1,73 = 0,676 = R'
seyn.
Die Anwendung dieser Reductionscoefficienten ist nun einfach, und wir werden dieselbe
alsbald an einem Beispiele durchführen. Vorher haben wir aber noch zu zeigen wie die
Durchsetzzeit in der Reductionszone auf vergleichbare Werthe zu bringen ist.
Aus Artikel 21 d) der Documente ist ersichtlich, daß eine Verdoppelung des
Gasvolumens die Reduction um 1/5 beschleunigt. Da ein doppeltes Gewicht Brennstoff
auch ein doppeltes Gasvolumen gibt, so können wir einfach das Brennstoffgewicht in
Rechnung nehmen, und indem wir 1 Kil. als die gasgebende Einheit annehmen, haben wir
dann einfach für das Brennstoffquantum x zu setzen: 1 +
(x – 1)/5.
Wäre also die berechnete Durchsetzzeit in der Reductionszone = 7,3 Stunden und wir
hätten Kil. 1,8 Kohks und 1 Fe, so würde jene Zeit = Z =
7,3 . 1 + (1,8 – 1)/5 = 8,468 = Z'.
Um aber diese Werthe Z' für verschiedene Ofenbetriebe
vergleichbar zu machen, müssen wir dieselben auch auf ein einheitliches Gewicht
wirklich in der Reductionszone reducirten Eisens beziehen.
Am bequemsten ist es dafür 1000 Kil. zu wählen.
Jene Zeit von 7,3 Stunden bezieht sich auf den Ofen in Seraing, dessen wir in Artikel
27 der Documente erwähnt haben. In diesem Ofen nun werden 399 Kil. Fe in der
Reductionszone und 399 in der Schmelzzone reducirt. Daher ist die Durchsetzzeit =
Z' für 1000 Kil. Fe = (1000 . 7,3)/(798 –
399) . 1 + (1,8 – 1)/5 = 21,223.
Den Einfluß der Qualität der Gase haben wir durch eine große Reihe von Versuchen
festgestellt und in Artikel 21 c) der Documente
übersichtlich zusammengestellt.
Setzen wir darnach die normale Reduction bei dem normalen CO Gehalte = 1, so wird sie
für den CO Gehalt x = 1 + (x
– 34) . 0,06817.
Von dieser Formel werden wir später bei der Elimination des Stickstoffes öfteren
Gebrauch zu machen im Falle seyn.
III. Eisengehalt der
Beschickung.Nachtrag zum Artikel 28 der Documente.
Daß es beim Betriebe des Hohofens weit mehr auf die Quantität als auf die Qualität
der Schlacken ankomme, ist mehrfach dargethan worden, obgleich auch zugegeben werden
muß daß basische Schlacken erforderlich seyen, um dieselben zu befähigen SO³,
PO⁵ und SiO³ aus den Erzen aufzunehmen.
In allen Lehrbüchern der Siderurgie liest man aber von schwer oder leicht
schmelzbaren Erzen und Beschickungen und gibt sogar die Mittel an, erstere
Beschickungen zu bewältigen. Diese bestehen in Vermehrung des Brennstoffes,
Vermehrung der Temperatur des Windes und dessen Pressung, und sogar die Form des
Hohofens wird dafür in Anspruch genommen und behauptet daß schwer schmelzbare
Beschickungen eines Gestelles nicht entbehren können.
Alle wissenschaftlichen Beweise für diese Behauptungen fehlen aber gänzlich, im
Gegentheile die von Plattner vor langer Zeit
veröffentlichten Versuche über die Schmelzpunkte verschiedener Silicate, beweisen
eher daß mit Ausnahme derjenigen welche namhafte Quantitäten FeO enthalten, gleiche
Schmelzpunkte haben BaO, CaO, MgO, Al²O³ einzeln oder gemengt, im
Verhältnisse von Mono-, Bi- und Trisilicaten. Von der latenten Wärme
verflüssigter Silicate wissen wir gar nichts als was in Artikel 11 der Documente
angegeben ist.
Betrachtet man die verschiedensten Betriebsverhältnisse verschiedener Eisenbezirke,
so ergibt sich immer daß die dem Ofen zugeführte Wärme in ihrer Intensität sowohl
als in ihrer Quantität viel beträchtlicher ist als zur Verflüssigung des
Schmelzgutes nothwendig ist, was sich auch darin erweist, daß Roheisen und Schlacken
namhaft über ihren Schmelzpunkt hinaus erhitzt werden.
Wie kann unter solchen Umständen den Ansichten und den sie begründenden Beobachtungen
der Praktiker Rechnung getragen werden?
Wir begrenzen die Reductionszone nach unten aus anderswo erwähnten Gründen durch die
Temperatur 1000°. Bei dieser Temperatur wird das das reducirte Eisen
umhüllende Schlacken-Material breiförmig, setzt sich daher zwischen den
vorhandenen Brennstoffstücken zusammen und bildet eine für die Gase nur schwer
durchdringbare Schicht. Die im Ofen erzeugte Initialtemperatur mag nun noch so hoch
seyn, so wird diese Schicht sich dennoch erst dann verflüssigen, wenn sie so weit
gesunken ist daß die Temperatur dazu ausreicht. Damit sie aber sinken könne, ist es durchaus
nothwendig daß sie die Verbrennungsproducte hindurchlasse, sonst wird trotz aller
Windpressung kein Wind mehr in den Ofen gelangen und die Verbrennung müßte
aufhören.
Es handelt sich aber nicht bloß darum, diesen extremen Fall unmöglich zu machen,
sondern die Durchdringlichkeit soll groß genug seyn, um eben so viel Gas
durchzulassen als dem beabsichtigten oder anderweit möglichen Durchsetzquantum
entspricht, denn dieses hat einen bedeutenden Einfluß auf die Productionskosten des
Eisens.
Die Mittel diese Schicht durchdringlich zu machen, sind nun ihrer Art und Natur nach
verschieden und von verschiedenem Grade der Wirksamkeit, zum Theil von sehr mäßiger
und zum Theil sehr gewaltsamer Wirkung. Erstere kommen allein zur Anwendung wenn ein
möglichst gutes und reines Product erzielt werden soll, letztere wenn auf Kosten der
Qualität des Productes das Durchsetzquantum aus Rücksichten der Oekonomie möglichst
gesteigert werden soll.
Als erstes Mittel diese Schicht breiförmiger Schlacken durchdringlich zu machen, ist
die Herabziehung der Dicke derselben auf das mögliche Minimum zu betrachten, und
diese wird erreicht durch einen großen Schachtquerschnitt an der Stelle wo diese
Schicht zu liegen kommt. In den Tabellen des Artikels 38 der Documente finden wir
für den Raschette'schen Ofen bei 1069° Temperatur = 10,80 Quadratmeter
Querschnitt und die Geschwindigkeit = 2,148 Met.; für den runden Ofen bei der
Temperatur 1026° = 11,34 Quadratmeter und v =
2,151. Insofern wäre also die herkömmliche Form der Ofenschachte gerechtfertigt,
wenn diese Schicht wirklich in diesen größten Querschnitt zu liegen kommt, was
keineswegs im Voraus verbürgt ist, sondern ganz von der Betriebsweise abhängt.
Noch mehr rechtfertigt sich die herkömmliche Form der Ofenschachte, wenn unmittelbar
unter dieser Schicht der Querschnitt sich noch etwas erweitert, wodurch selbst die
sehr zähe Schlackenmasse leichter auseinander gerissen wird, um den Gasen Durchgang
zu verschaffen. In dieser Beziehung wäre also der Raschette'sche Ofen noch zu
verbessern, indem man ihm in der Höhe dieser Schicht eine Ausbauchung gibt. In wie
fern das Vorhandenseyn eines Gestelles dafür erforderlich sey, ist nicht abzusehen,
und wenn man dieses für nothwendig hält, so wird das wohl bloß daher rühren daß
durch Anbringung einer Rast nothwendig auch eine größere Ausbauchung bedingt ist,
– es ist dann das Gestell die Ursache der Ausbauchung, aber nicht die des
besseren Betriebes, der auf letzterer beruht.
Uebrigens leistet diese Form, wie schon gesagt, nur dann den Nutzen der Durchdringbarkeit der
steifen breiförmigen Schlackenschicht, wenn diese wirklich an der Stelle auftritt wo
der Schacht erweitert ist, und es wird also von Nutzen seyn, wenn man die Lage
dieser Schicht im Voraus berechnen kann.
Als leicht schmelzbar werden nun namentlich diejenigen Erze betrachtet, welche einen
größeren Mangangehalt haben. Das Mangan kann bei der Temperatur, die in der
Reductionszone herrscht, nicht reducirt werden, mischt sich daher als solches dem
Schlackenmaterial bei und ertheilt diesem die Eigenschaft sich viel bälder zu
verflüssigen; es wirkt also darauf ein, daß die nun weniger steife Schlackenmasse
leichter nach unten sinkt und den Gasen Durchgang gestattet.
Das Gleiche wird bewirkt, wenn ein Theil des FeO unreducirt in die Schlacken
übergeht. Daher sind die Mittel wie heißer und stark gepreßter Wind, und reichliche
Brennstoffmenge, welche die Durchsetzzeit in der Reductionszone zu beschränken
vermögen, geeignet reichliche Mengen von FeO in die Schlacken zu bringen und dadurch
den Widerstand gegen die aufsteigenden Gase in dem Maaße zu beseitigen, daß das
Durchsetzquantum bedeutend vermehrt werden kann.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten Heft.)