Titel: | Ueber die verschiedenen Methoden zur Bestimmung des Kohlenstoffes im Stahl; von W. D. Hermann in London. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LVII., S. 212 |
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LVII.
Ueber die verschiedenen Methoden zur Bestimmung
des Kohlenstoffes im Stahl; von W. D. Hermann in London.
Aus Journal
of the Chemical Society durch Engineering, November 1870, S.
341.
Hermann, über die Bestimmung des Kohlenstoffes im
Stahl.
Eine der bedeutendsten Schwierigkeiten der Eggertz'schen
colorimetrischen Kohlenstoffprobe,Beschrieben im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCV S. 136. welche durch die Unbeständigkeit der benutzten farbigen, bekanntlich aus
einer Lösung von gebranntem Zucker bestehenden Normalflüssigkeit bedingt ist, wurde
vor einiger Zeit von Valentin dadurch beseitigt, daß er
anstatt derselben mit vollständigem Erfolge eine durch Einwirkung des Sonnenlichtes
zersetzte Lösung von Indigschwefelsäure anwandte. Eine im
Juli 1868 versiegelte Portion dieser Lösung hat sich bis jetzt vollkommen erhalten
Proben von derselben Indiglösung sind mit gleich günstigem Erfolge auf den
Stahlwerken von Siemens, sowie auf verschiedenen
Stahlhütten in Sheffield angewendet worden.
Obgleich durch den Ersatz einer unbeständigen Flüssigkeit durch eine beständige
colorimetrische Normallösung viel gewonnen worden war, so zeigte es sich doch, daß
die Farbe der salpetersauren Lösung verschiedener Stahlproben, namentlich der
kohlenstoffreicheren Sorten, hinsichtlich ihrer Abstufung nicht immer mit derjenigen
der neuen Normallösung übereinstimmte. Ich fand, daß eine mit einer größeren oder
geringeren Menge einer Lösung von salpetersaurem
Kobaltoxydul versetzte Lösung von zweifach-chromsaurem Kali dem Zwecke besser entsprach, wenn
verschiedene Farbentöne von Stahllösungen zu vergleichen waren, obgleich die Farbe
einer Säule dieser Flüssigkeit, von oben betrachtet, unabänderlich gelb und
derjenigen der Stahl- oder Indiglösung ganz unähnlich erscheint. Auch bei der
Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes härterer Stahlsorten mittelst der Eggertz'schen Normalflüssigkeit hatte ich mit einigen Schwierigkeiten zu
kämpfen, und da die Abweichungen in der Färbung der Lösungen sich meist dann
zeigten, wenn Stahlsorten von höherem Kohlenstoffgehalte in Salpetersäure gelöst und
dann auf die Stärke der Normallösung (= 0,5 Procent Kohlenstoff) verdünnt wurden, so
kam ich natürlich auf die Vermuthung, daß die verschiedene Verdünnung keine ganz
proportionale Veränderung im Farbentone der Normallösung hervorbringen dürfte, was
mich veranlaßte die auf colorimetrischem Wege erhaltenen Resultate durch andere
analytische Methoden zu controlliren.
Namentlich stellte sich hierzu ein Verfahren als sehr verführerisch dar – die
in der englischen Ausgabe von Fresenius'
„quantitativer Analyse“ als „A. H. Elliott's Verfahren“ beschriebene Methode,
welche in Kürze folgende ist:
2 bis 2 1/2 Grm. des mäßig zerkleinten Roheisens werden unter Anwendung gelinder
Wärme in einer Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd aufgelöst. Das niedergeschlagene
Kupfer wird mittelst Chlorwasserstoffsäure und Kupferchlorid entfernt, dann der
ausgeschiedene Kohlenstoff auf einem Asbestfilter gesammelt, durch Auswaschen von
den anhaftenden Chloriden befreit und in einem Kölbchen mit einem Gemisch von
Schwefelsäure und Chromsäure erhitzt. Die durch die Oxydation entstandene
Kohlensäure wird getrocknet und zur Absorption in ein mit Natronkalk gefülltes Uförmiges Rohr geleitet. Nachdem die Gasentwickelung
aufgehört hat, läßt man den Kolben erkalten und treibt alle in dem Apparate
enthaltene Kohlensäure mittelst eines langsamen Stromes reiner trockener Luft in das
Natronkalkrohr.
Diese Methode weicht von dem im deutschen Originale desselben WerkesAnleitung zur quantitativen Analyse, fünfte Auflage, S. 820. beschriebenen Verfahren von Ullgren nur in
folgenden Punkten ab:
1) in der Beseitigung des Apparates welcher zur Condensirung der sauren Dämpfe dient,
die aus dem Gemisch, worin der Kohlenstoff erhitzt wird, entweichen;
2) darin, daß Elliott, anstatt die durch die Einwirkung
des Kupfervitriols auf das Eisen entstandene Lösung von Eisenvitriol zu decantiren
und den Rückstand sofort mit dem Gemisch von Chromsäure und Schwefelsäure zu
behandeln, es vorzieht das niedergeschlagene metallische Kupfer durch
Chlorwasserstoffsäure und Kupferchlorid zu entfernen, und den Kohlenstoff durch
Asbest zu filtriren.
Hierdurch wird das Verfahren noch complicirter gemacht, denn das Filtriren und
Auswaschen der Chloride erfordert, je nach der vorhandenen Kohlenstoffmenge, zwei
Stunden bis zwei Tage. Wenn auch die Lösung im Anfange ziemlich rasch durch das
Filter geht, so tritt doch, nachdem sich eine Kohlenstoffschicht auf dem Asbest
abgesetzt hat, fast gar keine Flüssigkeit mehr hindurch; überdieß hat man bei dieser
Art von Filtration einen Verlust an Kohlenstoff zu befürchten. Meinen Beobachtungen
zufolge läßt sich die Mühe des Auswaschens bedeutend verringern, wenn man die durch
die Einwirkung des Schwefelsäure-Chromsäure-Gemisches entwickelten
Gase, bevor sie in die Trockenröhren treten, durch ein kleines Uförmiges Glasrohr leitet, welches Glasstücke enthält,
die mit einer Lösung von salpetersaurem Silberoxyd befeuchtet sind. Bei einer nach
dieser Methode ausgeführten Untersuchung von vier verschiedenen StahlprobenHrn. R. Smith, Ingenieur der Porter Stahlwerke zu Sheffield, verdanke ich die zu diesen
Versuchen verwendeten acht Proben von Tiegelgußstahl. erhielt ich folgende Kohlenstoffmengen:
Proben.
VII.
IV.
III.
A.
Erste Analyse
0,903
0,451
0,421
0,9422
zweite „
0,7824
0,554
0,533
0,9433
dritte „
0,734
Wenn sich auch mit Ullgren's Methode oder mit der Elliott'schen Modification derselben genaue Resultate
erhalten lassen, so ist dieselbe, meinen Erfahrungen zufolge, doch sehr umständlich
und erfordert große Sorgfalt und ununterbrochene Aufmerksamkeit. Da die directesten
analytischen Methoden bekanntlich die besten sind, so entschloß ich mich zur
unmittelbaren Verbrennung des Eisens, bez. Stahles in einem Sauerstoffstrome
– einem Verfahren welches meines Wissens zuerst von Wöhler empfohlen wurde. Die durch Verbrennen von Eisen in Sauerstoff
erzeugte Hitze ist natürlich eine sehr bedeutende und die besten Verbrennungsröhren
zerspringen beim Abkühlen sehr oft. Ich überwand diese Schwierigkeit, indem ich
anstatt eines Glas- oder Porzellanrohres ein Platinrohr von der in
nachstehender Figur dargestellten Form benutzte, welches mir von Hrn. Valentin zur Verfügung gestellt und von demselben zur
Bestimmung des Schwefels im Steinkohlenleuchtgas benutzt worden war. Mittelst dieses
Apparates konnte ich eine Verbrennung nach der anderen mit der größten Leichtigkeit
ausführen.
Der zwischen a und b
befindliche weitere, 4 Zoll lange Theil des Rohres wird mit gekörntem, durch Glichen
von Kupferdraht in einem Luftstrom dargestelltem Kupferoxyd gefüllt. Bei a und b werden kleine
Asbestpfropfen eingesetzt, um das Kupferoxyd an seiner Stelle zurückzuhalten. Der
zwischen a und c befindliche
Rohrtheil dient zur Aufnahme des die zu verbrennende Substanz enthaltenden
Porzellan- oder Platinschiffchens; nach dem Einsetzen des letzteren wird das
offene Rohrende mit einem Korke d verschlossen, welches
durch Umwickeln der äußeren Seite bei e mit einem nassen
Lappen abgekühlt wird. Das andere Ende des Platinrohres wird mittelst des
Bajonnetschlusses f mit einem innen verzinnten
Bronzerohre und bei g mit einem kleinen, Bleisuperoxyd
enthaltenden Glasrohre verbunden; letzteres wird in gewöhnlicher Weise mit einem
Trockenrohre und einem Kaliapparate in Verbindung gesetzt. Das Sauerstoffgas wird
dem Verbrennungsrohre durch den Ansatz h zugeführt. Die
Verbrennung wird auf die übliche Weise geleitet; nur muß das Rohr mittelst eines Griffin'schen Gasverbrennungsofens erhitzt werden.Ich brauche wohl kaum zu bemerken, daß ein für derartige Verbrennungen im
Allgemeinen (nicht bloß für die Bestimmung des Schwefels im
Steinkohlenleuchtgase) geeignetes Rohr in viel einfacherer Weise construirt
werden könnte.
Textabbildung Bd. 199, S. 215
Den ersten Versuch führte ich mit reinem Zucker aus, um zu erfahren ob ein
Sauerstoffstrom in Verbindung mit einer nur 4 Zoll starken Schicht von Kupferoxyd
zur Umwandlung des gesammten Kohlenstoffes in Kohlensäure hinreicht. Das Ergebniß
fiel vollständig befriedigend aus; die Menge der erhaltenen Kohlensäure entsprach
42,086 Proc, anstatt der von der Theorie geforderten 42,105 Proc., so daß ein
Verlust von nur 0,019 Proc. stattgefunden hatte.
Hierauf wurde das Platinrohr zur Verbrennung des durch Anwendung von Elliott's Methode erhaltenen, gut ausgewaschenen und
scharf getrockneten kohligen Rückstandes benutzt. Ein gewöhnliches gläsernes
Verbrennungsrohr würde dem Zwecke fast eben so gut entsprechen, da die zur
Verbrennung dieses Rückstandes erforderliche Hitze nicht sehr intensiv ist. Die
erhaltenen Resultate waren gut, obgleich durch die Uebertragung des Rückstandes aus
dem Trichter in das Schiffchen ein geringer Verlust verursacht wurde.
Bei der Bestimmung des im Stahle enthaltenen Kohlenstoffes durch directe Verbrennung verfuhr ich in folgender Weise. Der
vorher durch Anlassen weich gemachte Stahl wurde mittelst einer einhiebigen Feile in
feine Späne verwandelt. Die Vortheile einer derartigen Feile sind zweifach: 1) die
Gefahr des Abbrechens von Zähnen ist auf ein Minimum reducirt; 2) die erhaltenen
Späne bilden feine Schnitzel, wodurch ihre rasche und vollständige Oxydation sehr
begünstigt wird. Von diesen Spänen wurden nun, je nach dem Kohlenstoffgehalte 1 bis
2,5 Grm. in einem kleinen Platinschiffchen abgewogen und dieses dann in das
Platinrohr eingeschoben, dessen vorderer, das Kupferoxyd enthaltender Theil vorher
zum Rothglühen erhitzt worden war. Alle Hähne unter dem Rohrtheile welcher das mit
den Stahlspänen gefüllte Schiffchen enthält, können auf einmal aufgedreht werden, da
eine plötzliche Bildung von Kohlensäure nicht zu befürchten ist. Hierauf wurde ein
mäßig rascher Strom von Sauerstoff (welchen ich aus chlorsaurem Kali entwickelte und
behufs der Reinigung und des Austrocknens erst durch eine Lösung von salpetersaurem
Silberoxyd, dann durch eine solche von Kalihydrat ziehen ließ, und schließlich durch
Röhren die mit Stückchen von grob gepulvertem und mit concentrirter Schwefelsäure
angefeuchtetem Glase gefüllt waren), durch das Rohr geleitet. Die durch die
Verbrennung des im Stahle enthaltenen Kohlenstoffes gebildete Kohlensäure nebst dem
ihr beigemischten überschüssigen Sauerstoff ließ ich durch ein kleines mit
Bleisuperoxyd gefülltes Rohr ziehen, um allenfallsige durch die Oxydation von
Schwefel entstandene Spuren von Schwefligsäure zurückzuhalten, dann noch durch ein
Chlorcalciumrohr, bevor sie in den Kaliapparat trat. Dieser letztere wurde mit einem
kleinen, mit Stücken von Aetzkali gefüllten Sicherheitsrohre verbunden, um die von
dem überschüssigen trockenen Sauerstoffe aus der Aetzkalilösung des Kugelapparates
mitgerissene Feuchtigkeit zurückzuhalten.
Die zur vollständigen Verbrennung erforderliche Zeit hängt von der Menge und den
Aggregatzustand des angewendeten Stahles, sowie von der Temperatur ab. Die Oxydation
von 2 Grm. Stahl war gewöhnlich in vierzig Minuten beendigt. Werden die Feilspäne in
ein Platinschiffchen gebracht, so ist es rathsam, die Temperatur nicht zu hoch zu
steigern und den Sauerstoffstrom nicht zu rasch durch das Rohr ziehen zu lassen, da
sonst die durch die Verbrennung des Eisens in diesem Gase erzeugte Hitze so intensiv
ist, daß das Eisenoxyd schmilzt und das Schiffchen beschädigt. Bei Anwendung einer
mäßigen Hitze ist dieß nicht zu befürchten. Das entstandene Oxyd, welches
unabänderlich die Zusammensetzung Fe²O³
hat, ließ sich aus dem Schiffchen in Form einer halbgeschmolzenen, nicht magnetischen Masse leicht
entfernen. Seine Zusammensetzung erwies sich so constant, daß sie als zuverlässiges
Kennzeichen einer vollständigen oder unvollständigen Verbrennung diente. Wenn daher
dieser Rückstand beim Wägen in seiner Quantität mit der Formel Fe²O³ nicht übereinstimmte, so brachte ich
das Schiffchen stets wieder in das Verbrennungsrohr zurück.
Die Uebereinstimmung der durch den Versuch gefundenen Gewichtsmenge des Oxydes mit
der theoretisch berechneten, sowie die Constanz des Kohlenstoffgehaltes ergibt sich
aus der folgenden Tabelle:
Stahlprobe, Nr. VII.
Menge des
zurVerbrennungverwendetenStahles.
GefundenerProcentgehaltan
Kohlenstoff.
GefundenesEisenoxyd(Fe²O³).
BerechneteMenge desEisenoxydes.
Erster Versuch
1,3935
0,7632
1,9765
1,9755
zweiter Versuch
1,58105
0,7590
2,2423
2,2415
dritter Versuch
1,2045
0,7585
1,706
1,707
Das von Eggertz zur Erzielung genauer Resultate mittelst
seiner colorimetrischen Probe empfohlene Verfahren ist, kurz zusammengefaßt, das
nachstehende.
Man behandelt ungefähr 1 Grm des zu untersuchenden Stahles mit 1 bis 5
Kubikcentimeter Salpetersäure von 1,2 spec. Gewicht. Nachdem der Stahl aufgelöst
ist, erhitzt man die Lösung auf 80° C. und erhält sie auf dieser Temperatur
bis sich kein Gas mehr entwickelt, wozu gewöhnlich zwei bis drei Stunden
erforderlich sind. Hierauf wird die Flüssigkeit mit Wasser verdünnt, bis ihre
Färbung mit derjenigen einer Normalstahllösung übereinstimmt, welche im
Kubikcentimeter 0,0001 Grm. Kohlenstoff enthält.
Ich habe die Einzelheiten dieser Methode verschiedentlich abgeändert, dabei aber
gefunden, daß man von dem ursprünglichen Verfahren nicht abweichen kann, ohne die
Genauigkeit der Resultate zu beeinträchtigen. So z.B. ist die Wirkung eines länger
als vorgeschrieben fortgesetzten Digerirens bei 80° C. oder die Wirkung eines
kurze Zeit dauernden Kochens aus folgenden, mit der Stahlprobe A ausgeführten Versuchen deutlich ersichtlich:
Proc. Kohlenstoff
Durch Verbrennung wurde bei
zwei Versuchen
erhalten
0,9210,922
Durch etwa dreistündige Digestion bei 80°
C.
„ „
0,931
„ „ fünfzehnstündige „ „
80° C.
„ „
0,4920,4770,455
„ „
zweistündige
„ „ 100°
C.
„ „
0,6600,714
Die Ursachen derartiger Fehler lassen sich natürlich unschwer vermeiden; eine nicht
so leicht zu beseitigende Schwierigkeit veranlaßt aber die Thatsache, daß Proben von
derselben Stahlsorte, unter denselben Umständen behandelt, bei gleich starker
Verdünnung verschieden gefärbte Lösungen geben, indem dieselben einen grünen,
röthlichen oder gelblichen Ton besitzen; einmal gleicht die Flüssigkeit in dieser
Hinsicht der Indiglösung, ein anderesmal nähert sie sich dem Gemisch von
Kalibichromat und salpetersaurem Kobaltoxydul, und manchmal weicht sie von beiden
ab. Auch geben Stahlsorten von verschiedenem Kohlenstoffgehalte, wenn man bis zur
Normalstärke, d.h. so weit verdünnt, daß jeder Kubikcentimeter 0,0001 Grm.
Kohlenstoff enthält, selten Lösungen von derselben Färbung. So wird man bei zwei
Stahlsorten von z.B. 1,0 und bezüglich 0,25 Proc. Kohlenstoffgehalt in der Regel
finden, daß der kohlenstoffreichere Stahl bei der Verdünnung zur Normalstärke eine
röthlich gefärbte Lösung gibt, während die Lösung der anderen, nur 0,25 Procent
Kohlenstoff enthaltenden Sorte einen grünlichen Ton zeigt. In derartigen Fällen läßt
sich eine Annäherung zur Wahrheit dadurch vermitteln, daß man weniger den Ton, als
die Tiefe der Färbung berücksichtigt. Ein besseres
Verfahren besteht jedoch darin, daß man sich verschiedene Normallösungen bereitet,
deren jede zwar 0,0001 Grm. Kohlenstoff per
Kubikcentimeter enthält, aber einen anderen Farbenton besitzt. Dieß ist leicht auf
die Weise ausführbar, daß man nach Eggertz's Vorschriften
bekannte Mengen verschiedener Stahlsorten, welche abweichende (vorher durch directe
Verbrennung genau bestimmte) Kohlenstoffmengen enthalten, auflöst, und jede dieser
Lösungen auf die Normalstärke verdünnt. Die so erhaltenen Lösungen können nicht
unmittelbar als Normalflüssigkeiten benutzt werden, da sie ihre Farbe sehr bald
verlieren, selbst in zugeschmolzenen Gefäßen. Man muß daher ihre Färbungen durch
irgend einen beständigen Körper nachahmen, z.B. durch die zersetzte Indiglösung oder
durch das Gemisch von zweifach-chromsaurem Kali und salpetersaurem
Kobaltoxydul. Zur Vergleichung von Stahlsorten welche einen niedrigen
Kohlenstoffgehalt besitzen, ist die Indiglösung unschätzbar; bei stärker gekohlten
Sorten hingegen gebe ich dem erwähnten Salzgemisch den Vorzug. Selbstverständlich
müssen die Stahllösungen sowohl, als auch die gefärbten Normalflüssigkeiten in
Röhren von demselben Durchmesser enthalten seyn. Bei meinen Versuchen benutzte ich
gewöhnliche Probirgläser von 1/2 Zoll Durchmesser und etwa 5 Zoll Länge, welche in
Kubikcentimeter eingetheilt waren.
Durch höchst sorgfältiges Experimentiren nach Eggertz's
Vorschriften wurden die nachstehenden Resultate erhalten:
Stahl vonCrewe.
Nr. VIII.
Nr. VII.
Nr. VI.
Nr. V.
Nr. IV.
Nr. III.
Nr. 0.
1,4401,239
1,3671,2121,5151,1601,6921,1351,151
0,8100,6350,8980,8460,9210,6250,844
0,7430,8270,7130,6110,4960,676
0,6450,6700,5470,5880,5150,560
0,4920,5580,4840,5250,4100,451
0,3300,3650,3400,360
0,2670,3180,2720,276
Im Mittel 1,339
1,319
0,789
0,701
0,587
0,486
0,349
0,283
In der folgenden Tabelle sind Resultate zusammengestellt, welche ich bei Anwendung
der vier verschiedenen Methoden zur Bestimmung des Kohlenstoffes in den Stahlproben
erhielt:
Nr. VIII.
Nr. VII.
Nr. VI.
Nr. V.
Nr. IV.
Nr. III.
Nr. 0.
A.
Mittelst
derChromsäure-Methodebestimmt.
1,248
0,9030,78240,734
0,724
0,6701
0,451 0,554
0,4214 0,553
0,349
0,9433 0,9422
Durch directe Verbrennungder
Feilspäne inSauerstoffgasbestimmt
1,802 1,1510
0,76320,7590,7584
0,649 0,620
0,3596 0,3592
0,273
0,921 0,922
Mittelst Verbrennungdes
Kohlenstoffes welcherdurch Auflösen desStahles in
schwefelsauremKupferoxyd abgeschiedenwurde.
1,165
0,7086
Mittelst des
colorimetrischenVerfahrens bestimmt.Mittel aus
dervorhergehenden Tabelle.
1,319
0,789
0,701
0,587
0,486
0,349
0,283
Aus meinen Untersuchungen ergibt sich:
1) Daß Eggertz's Verfahren nicht angewendet werden kann, wenn der Kohlenstoffgehalt bedeutend ist und
genau bestimmt werden soll.
2) Das Verfahren, nach welchem der Stahl in Form von Spänen im Sauerstoffstrome
verbrannt wird, verdient, da es ein directes und rasch ausführbares ist und genaue
Resultate zu geben vermag, den Vorzug.
3) Von der vollständig erfolgten Verbrennung kann man sich
nach meinem Verfahren leicht überzeugen, während dieser Punkt bei der bisherigen
Ausführungsweise des Verbrennungsprocesses stets in Zweifel bleibt.