Titel: | Schauwecker's patentirter selbstthätiger Oeltropfapparat mit selbstthätiger Wasserabhaltung für Schieber und Kolben der feststehenden Dampfmaschinen und der Locomotiven. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LXVII., S. 250 |
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LXVII.
Schauwecker's
patentirter selbstthätiger Oeltropfapparat mit selbstthätiger Wasserabhaltung für
Schieber und Kolben der feststehenden Dampfmaschinen und der Locomotiven.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Schauwecker's selbstthätiger Oeltropfapparat für Schieber und
Kolben der feststehenden Dampfmaschinen und der Locomotiven.
Es kann nun einmal nicht geläugnet werden, daß die jetzigen schwergehenden und mehr
oder weniger angefressenen Dampfschieber und Kolben die nützliche Leistung der
Maschine sehr bedeutend vermindern, sowie kostspielige Reparaturen und
verlustbringende Betriebsstillstände veranlassen. Auf der anderen Seite ist
vollgültigst constatirt, daß jenen Mißständen am wirksamsten durch meinen Apparat
begegnet wird.
1. Apparat für Schieber und Kolben der feststehenden
Dampfmaschinen (verbesserte Construction vom December 1870).
Aus Figur 12
ist ersichtlich, daß bei meiner Construction der Dampfraum im Oelgefäß mit dem des
Schieberkastens durch eine Röhre R derart verbunden ist,
daß er als eine Fortsetzung des Schieberkastenraumes erscheint und daß die bei jedem
Kolbenhub entstehenden Wechsel der Dampfspannung fast zu gleicher Zeit auch im
Oelgefäß eintreten. So oft nun der Schieber einen Dampfcanal zur Einströmung in den
Cylinder öffnet, entweicht der in der Röhre R vor der
Mündung des Capillarröhrchens r
liegende Dampf eher,
als der über dem Oelspiegel befindliche, und durch diesen momentan stärkeren Druck
auf den Oelspiegel werden Oeltropfen aus dem Röhrchen r
ausgetrieben. Dieser Moment tritt also bei jedem Hub ein, und die mit dem Dampf
geführten Oeltropfen benetzen theils die Schieberflächen, theils werden sie in den
Cylinder gerissen, wo sie gleichfalls die Reibungsflächen einfetten, so daß jeder
Oeltropfen bestens verwerthet wird. Da die Wirkung der Oelschwere durch das
Capillarröhrchen aufgehoben ist, so ist klar, daß beim Stillstand der Maschine kein
Oel ausfließt und nur durch die bei jedem Hub entstehenden Druckdifferenzen –
also nur bei bewegter Maschine Oelung stattfindet. Es ist ferner klar, daß je öfter
und stärker diese Spannungswechsel erfolgen, d.h. je schneller und schwerer die
Maschine arbeitet, desto mehr Oeltropfen austreten und umgekehrt. Die Oelung erfolgt
also proportional mit Druck und Geschwindigkeit, d. i. proportional mit der
Reibungsgröße.
Da beim Leerlauf gleichfalls Druckdifferenzen stattfinden, so wirkt mein Apparat auch
in diesem Fall. Beim Abstellen einiger oder aller Arbeitsmaschinen, dem ein
theilweises oder ganzes Dampfabstellen folgt, entladet sich der Druck im Apparat,
nicht wie bei anderen Apparaten durch verschwenderische Entleerung des Gefäßes,
sondern mittelst Dampfabzug.
Da also die Röhre R unentbehrlich ist, aber nicht allein
den Dampf sondern auch das beim Anlauf der Maschine mitgerissene Wasser in den
Apparat liefert, wodurch das Oel theilweise verdrängt wird und durch die Röhre R, oben bei n einfließend,
herunterfällt, so construirte ich als neu hinzugefügte Verbesserung den Körper K, welcher selbstthätig wohl den Dampf aber nicht das
Wasser durchpassiren läßt. Denn da nur die Atome des Dampfes, aber nicht die des
Wassers sich gegenseitig abstoßen, und da ferner die lebendige Kraft des
Wasserstrahles 166mal stärker ist als die des Dampfstrahles, so passirt der Dampf
die Seitenöffnungen e, e und beläßt den Körper K in der gezeichneten Stellung, während der Wasserstrahl
ihn in die Höhe stößt, und sich selbst den Eintritt in das Gefäß verwehrt. Ist das
Wasserwersen vorbei, so sinkt der Körper K von selbst
nieder. – Beim Füllen des Apparates, das nur bei geheizter Maschine
vorgenommen wird, verhindert die in der Röhre R aufwärts
gehende Strömung von sehr schwachem Dampf den nöthigen Luftaustritt, welcher nur
durch das Füllloch stattfinden kann. Der das Füllloch schließende Oelspiegel N kann also nicht höher steigen und befindet sich 22
Millimet. unter dem oberen Rohrende n – bietet
also genug Raum für jenes durch die Erhitzung des Oeles entstehende
Condensationswasser, welches 1/10 des Oelquantums beträgt. – Es vermag daher
auch nicht das
Condensationswasser, durch Oelverdrängung die Quantität der längst anerkannten guten
Wirkung des Apparates zu stören. Wie ersichtlich, bedürfen diese neuen Anordnungen
zum Abhalten und Unschädlichmachen des Wassers niemals einer Nachhülfe. Dadurch daß
der Apparat nur beim Stillstand der Maschine gefüllt wird, ist von vorn herein der
Oelverschwendung theilweise gesteuert.
Die von meinem Apparat zwischen die Reibungsflächen gelieferte beständige Oelschichte
erzeugt wunderschöne dichte Flächen, wodurch die Dampfverluste beseitigt, und die
Reparaturen sehr bedeutend reducirt sind; durch den fetten Dampf entsteht auf
Schieber- und Kolbenstangen bei jedem Hub ein fetter Niederschlag und die
Hängtaschen und Excenter, welche den nunmehr viel leichter gehenden Schieber zu
bewegen haben, bedürfen weniger Oelung und Reparatur. Durch die wesentliche
Verminderung der schädlichen Arbeit sowie durch die Beseitigung der Dampfverluste
ergibt sich eine Effecterhöhung oder Kohlenersparniß von 15 bis 30 Proc. Eine genaue
Messung wird bei Beachtung der unten folgenden Behandlung diese von mir zum ersten
Mal aufgestellte Behauptung bestätigen. Zweifler, welche nicht messen, mögen
bedenken daß die erwähnte Oelschichte zwischen den Reibungsflächen Kesseldruck
besitzt und eine erhebliche Schieberentlastung bildet, sowie daß der
Reibungscoefficient bei Oelschmiere 0,07 und der bei der früheren Wasserschmiere
0,30 beträgt.Die beschriebene Construction wird in drei Sorten ausgeführt: Sorte 1, 2 und
2a mit 5 1/2, 8 1/2 und 12 Loth Oelinhalt zu
5 2/3, 8 1/2 und 10 Thaler per Stück. –
Eine sehr vereinfachte Construction, Sorte 4, welche man auch während der
Bewegung der Maschine füllen kann, die sich also für Gebläsecylinder und
solche Dampfmaschinen eignet, welche länger als 10 Stunden ununterbrochen
arbeiten müssen, kostet per Stück 12 Thaler.
– Alle Theile dieser Apparate bestehen aus Rothguß.
Behandlung des Apparates. – Die erste Bedingung
ist das dichte Einschrauben des Apparates. Trägt die
Stelle ein bearbeitetes Auge, so macht man den Zapfen cylindrisch und verdichtet mit
der Sechseckfläche; im anderen Fall läßt man den Zapfen conisch und schneidet in der
Weise Gewinde an denselben, daß er, wenn er fertig und dicht eingeschraubt ist, noch
Anzug hat. Beim Gewindschneiden darf der Apparat nicht zerlegt werden.
Gefüllt wird der Apparat beim Stillstand der Maschine und
es ist Regel vor demselben die Schlammhahnen zu öffnen. Man schraubt die
Füllschraube J so weit heraus, daß die zum Vorschein
kommende Füllöffnung das Eingießen bequem gestattet und zieht nach dem Füllen die
Schraube J nicht weiter an, als daß sie dicht ist.
Damit das Oel im Apparat von Stillstand zu Stillstand aushält, muß seine
Entleerungszeit, wenn nöthig, regulirt werden. Die
Entleerungszeiten verhalten sich verkehrt wie die Quadrate der Bohrungsdurchmesser
von g. Je nachdem während gleich stark arbeitender
Maschine an der gleichweit hervorgedrehten Füllschraube J mehr oder weniger Oel zum Vorschein kommt, ist der Apparat noch mehr
oder weniger mit Oel gefüllt; kommt bloß trockener Dampf, so ist der Apparat leer.
Um sicher zu gehen, merkt man sich (z.B. in einem eigenen Gefäß) das Oelquantum
welches der leere Apparat faßt, und ersieht aus dem von demselben beim Füllen übrig
gebliebenen Rest, wie viel Oel der Apparat von Stillstand zu Stillstand verbraucht.
Bleibt kein oder sehr wenig Rest, so hat sich der Apparat zu früh entleert und da
dieß durchaus nicht seyn darf, so schraubt man in das Zapfenende ein anderes
Einsatzstück g mit kleinerer Bohrung ein. Bleibt nun
oder vom ersten Tag an ein größerer Rest und man wünscht, die Maschine soll mehr Oel
verbrauchen, so macht man einfach die Bohrung in g so
lang größer, bis der gewünschte Rest sich zeigt und hiermit der Oelverbrauch ein für
alle Mal festgesetzt ist. Der Apparat soll nämlich derart
gefüllt und regulirt werden, daß er nie ganz leer wird. Je kleiner die
Bohrung in g, desto langsamer die Entleerung –
desto geringer aber auch der Erfolg, wenn man über eine gewisse Grenze hinausgeht.
Ich bin bereit, die per Arbeitsstunde einzutropfenden
Lothe Oel für jede Maschine anzugeben, wenn man mir die Umdrehungen per Minute, Dampfdruck, Hub, Cylinderdurchmesser und
Schieberfläche mittheilt.
Sollte der Apparat nach Jahren kein Oel mehr abgeben, so ist das Capillarrohr r in Folge zerrissener Siebe S verstopft und man legt neue Siebe mit gleichen früheren Oeffnungen ein.
Man schütze den Apparat vor dem Zerlegen der Neugierigen,
weil er hierbei meistens beschädigt wird. Beim Zerlegen bediene man sich passender
Schlüssel und beim Zusammensetzen darf das reine Abwischen sowie das genügende
Anziehen der geschliffenen Verschlußflächen nicht übersehen werden; denn der undichte Apparat ist wirkungsunfähig, weßhalb
bei mir jedes Stück den Probedruck von 12 Atmosphären zu bestehen hat. Es ist gut,
behufs Reinigung den Apparat jährlich 1 oder 2 Mal mit Wasser oder Terpenthinöl zu
füllen, und mit Dampf auszublasen.
2. Apparat für Locomotiv-Schieber und Kolben
(verbesserte Construction vom December 1870).
Da – wie die oben erklärte Wirkungsweise begründet – die Dampfröhre R unentbehrlich ist und da ihr oberes Ende nach
geschehener Füllung des Apparates sich bis jetzt mit dem Oel in gleicher Höhe
befand, so mußte das
durch die Oelerhitzung anfänglich entstehende Condensationswasser, sowie das beim
Anfahren der Maschine mitgerissene Kesselwasser die Oelmasse im Apparat mehr oder
weniger verdrängen und die Quantität der nützlichen Wirkung vermindern.
Beim Füllen ist die Röhre R durch den Kolben C geschlossen und die Luft muß durch eine der
Füllöffnungen o, o entweichen. Da ohne Luftaustritt eine
weitere Füllung unmöglich ist, so befindet sich der das Füllloch schließende höchste
Oelspiegel N 12 Millimeter unter dem oberen Rohrende n, Fig. 13, und es kann nun, da das erwähnte Condensationswasser 1/10
des Oelquantums beträgt und das Rohrende nicht mehr vom Spiegel erreicht wird, für das Oel niemals eine andere Ausflußöffnung vorhanden seyn,
als das Capillarrohr
r. Behufs selbstthätiger Abhaltung des mitgerissenen
Kesselwassers construirte ich den Körper K, welcher vom
einströmenden, den Seitenraum e, e passirenden Dampf
ruhig in seiner Stellung belassen, vom Wasserstrahl jedoch in die Höhe gestoßen
wird, wodurch dessen Eintritt in das Oelgefäß verwehrt ist. – Ist das
Wasserwerfen vorbei, so sinkt der Körper K von selbst
nieder.
Wie ersichtlich, bedarf diese einfache selbstthätige Wasserabhaltung niemals einer
Nachhülfe. Beim Füllen schraubt man die Füllschraube J
bloß drei Umdrehungen hervor und hält den Schnabel der Oelkanne in eine der
Füllöffnungen o, o. Nimmt man die Füllschraube ganz
heraus und gießt Oel ein – wie dieß an manchen Orten
geschieht – so bleibt der Apparat leer und kann natürlich nicht
wirken. Alle Theile bis auf den Kurbelgriff bestehen theils aus Messing, theils aus
Rothmetall. Vor der Absendung muß jeder Apparat unter dem Probedruck von 12
Atmosphären sich vollkommen dicht erweisen. Der innere Deckel bildet ein Achteck
– überhaupt finden sich hier meine längeren Erfahrungen in dieser Specialität
verwerthet.
Behandlung des Apparates. – Eine unerläßliche
Bedingung ist die, daß der Apparat dicht und fest
eingeschraubt wird; trägt der Cylinder oder Schieberkasten ein bearbeitetes
Auge, so macht man den Zapfen cylindrisch und verdichtet mit der Sechseckfläche; ist
kein Auge vorhanden, so läßt man den Zapfen conisch und gibt dem Loch den gleichen
Conus, sonst wird die Verschraubung bald lose; der dampfdicht eingeschraubte
conische Zapfen muß noch Anzug haben.
Das Füllen mit Oel geschieht beim Stillstand der Maschine bei dampfleeren Räumen und
es ist deßhalb Regel, vor demselben die Schlammhahnen zu öffnen. Man schraubt die
Kurbel bloß drei Umdrehungen hervor, hält die Oelkanne in eine der Oeffnungen o, füllt und schraubt die Kurbel wieder einwärts, bis
sie aufsitzt und dicht hält, d.h. man gibt dem Hebel zuletzt einen festen Schlag mit der Hand. Es ist streng zu meiden, die Schraube J ganz herauszunehmen, wenn man den Apparat füllen will. Hält die
Fläche a, a nicht mehr dicht, so beseitigt man die
Unreinigkeit und treibt die Kurbel mit einem faustgroßen Holzhammer einige Mal auf
und zu. Hat man derart überfüllt, daß der kleine Füllbecher beim Einschrauben
überzufließen droht, so schraubt man die Füllschraube ganz heraus, wenn dieß ohne
Spritzen geschehen kann. Sollte der Apparat nach Jahren kein Oel mehr abgeben, so
ist das Capillarrohr r in Folge zerrissener Siebe S verstopft; man legt alsdann neue Siebe mit gleichen
früheren Oeffnungen ein. Beim Zerlegen bedient man sich passender Schlüssel und beim
Zusammensetzen darf das reine Abwischen, sowie das genügende Anziehen der
geschliffenen Verschlußfläche nicht übersehen werden, denn der
undichte Apparat ist wirkungsunfähig. Will man den Oelverbrauch schwächen,
so schraubt man in das innere Gewind am Zapfenende ein kleiner als 5 Millimet.
gebohrtes Stück von 12–15 Millimet. Länge ein. Je kleiner die Bohrung in
diesem Einsatzstück g, desto langsamer die Entleerung
– desto geringer ist aber auch beim Ueberschreiten einer gewissen Grenze der
Erfolg. Die Entleerungszeiten verhalten sich also verkehrt wie die Quadrate der
Durchmesser der Einströmungsöffnungen. Entleert sich der Apparat z.B. schon nach 8
Meilen statt nach 12, so ist (da die Oeffnung b = 5
Millimet.) die fragliche Bohrung im Stück g = 4
Millimeter. Der Apparat soll derart gefüllt und regulirt
werden, daß er niemals leer wird. Ein Loth Oel per Meile wird das rentabelste Oelquantum seyn; der Apparat faßt 10 Loth
Oel.
Die beschriebenen Oeltropfapparate sind allein zu beziehen durch: Fr. Schauwecker, Maschinenmeister der Ostbahnen zu Weiden (Bayern).