Titel: | Ueber einige Versuche, die Röstrückstände der Schwefelkiese zu verhütten; von Dr. E. Richters. |
Autor: | E. Richters |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. LXXX., S. 292 |
Download: | XML |
LXXX.
Ueber einige Versuche, die Röstrückstände der
Schwefelkiese zu verhütten; von Dr. E.
Richters.
Richters, über Verhüttung der Röstrückstände der
Schwefelkiese.
Die Anwendung der Pyrite statt des Schwefels zur Darstellung der englischen
Schwefelsäure hat in den letzten Jahren immer größere Dimensionen angenommen.
Nachdem das Erz behufs Gewinnung der schwefligen Säure, welche in die Bleikammern
gelangt, abgeröstet ist, bleibt ein mit Schwefel in sehr wechselnden Mengen
verunreinigtes Eisenoxyd zurück, welches unter Umständen durch seine massenhafte
Anhäufung äußerst lästig wird. Um dasselbe fortzuschaffen und gleichzeitig
nutzbringend zu verwerthen, hat man die Verhüttung dieses Röstrückstandes im Hohofen
vorgeschlagen und auch stellenweise bereits ausgeführt.
Das hauptsächlichste Bedenken gegen diese Art der Verwendung mußte der für ein
Eisenerz ganz außerordentlich hohe Gehalt des betreffenden Röstrückstandes an
Schwefel veranlassen, der gar nicht selten bis auf 5–6 Proc. steigt,
bisweilen freilich auch bis auf 3 Proc. herunter geht.
Die Menge des in den Rückständen verbleibenden Schwefels hängt einestheils von dem
Gange des Röstprocesses, anderntheils von der Zusammensetzung der Kiese ab. Ist
jener ein zu heißer, so erscheint der Rückstand geschmolzen und enthält viel
Monosulfuret, welches auch durch lange fortgesetztes Rösten nicht entschwefelt
wird.Scheurer-Kestner; Wagner's Jahresbericht
für 1868, S. 168. Führen andererseits die Kiese Blende, wie das häufig, z.B. bei den
westfälischen der Fall ist, so findet sich in den Rückständen viel unzersetztes
Schwefelzink und basisch-schwefelsaures Zinkoxyd, welches sich durch einen
Auslaugungsproceß nur sehr schwierig und unvollständig entfernen läßt.
Außer dem Schwefel treten in den Kiesen bisweilen als die Verhüttbarkeit
benachtheiligende Gemengtheile noch Arsen und Kupfer auf. Viele, z.B. die aus der
Gegend von Altenhunden in Westphalen, sind von ersterem fast, von letzterem ganz
frei.
Das Arsen wird durch den Röstproceß nur zum Theil verflüchtigt; ist seine Menge sehr
gering, so kann es keine besondere Bedenken veranlassen.
Die Verhüttung von Rückständen welche Kupfer enthalten, wird dagegen allein von der
Möglichkeit der vollständigen Entfernung dieses unliebsamsten Begleiters des
Roheisens durch einen vorgängigen Auslaugproceß abhängen.
Im Laufe des verflossenen Jahres hatte ich Gelegenheit vom Standpunkte des Chemikers
eine größere Reihe von Versuchen zu verfolgen, welche die Verhüttung jener
Rückstände zum Gegenstand hatten. Die chemischen Erscheinungen welche sich dabei
ergaben, bieten so viel Interessantes dar, daß ihre Mittheilung gerechtfertigt
erscheinen dürfte. Bevor ich auf dieselben näher eingehe, ist es nothwendig einige
allgemeinere Bemerkungen über den betreffenden Hohofen welcher zu den Versuchen
diente, und sonstige Betriebsverhältnisse vorauszuschicken.
Außer dem hohen Schwefelgehalt der Kiesabbrände welcher, wie bemerkt, bisweilen bis
auf 6 Proc. stieg, waren es noch andere Umstände welche die alleinige Verhüttung der Rückstände unthunlich erscheinen ließen. Ich
rechne dahin den beträchtlichen Gehalt der circa 10 bis
12 Proc. betragenden Kohksasche an Schwefelsäure, welche in Verbindung mit dem
Schwefel der Kiesabbrände den Schwefelgehalt der Gattirung über die Gebühr
gesteigert haben würde; ferner den vollständigen Mangel an einem nur einigermaßen
manganreichen Zuschlag, welcher bekanntlich die Ueberführung des Schwefels in die
Schlacke so ungemein begünstigt, und endlich die Nothwendigkeit der Erzeugung eines
möglichst schwefelarmen
Roheisens, für welches
sich allein ein genügender Absatzmarkt bot.
Das Eisenerz welches mit den Abbränden gattirt wurde, war der Hauptmenge nach ein
derber, sehr reiner, schwer reducirbarer Magneteisenstein, der zuvor einem
Röstungsprocesse unterworfen wurde; ferner wenig Blackband, gerösteter Thoneisenstein, Rasen- und Rotheisenerz.
Bei der derben Beschaffenheit des Magneteisensteines und dem großen Schwefelgehalte
der Beschickung waren die Verhältnisse für eine reichliche Kohlung des Eisens nicht
besonders günstige. Es würde für letzteren Zweck sich ohne Zweifel die Anwendung
milderer Erze empfohlen haben. Da aber die Umstände gleichzeitig auf die Erzeugung
eines möglichst phosphorfreien Roheisens drängten, so gab
man dem fast phosphorsäurefreien Magneteisenstein doch
vor den übrigen zu Gebote stehenden, mehr oder weniger phosphorsäurereichen Erzen den Vorzug.
Die tägliche Production des Ofens betrug circa 450 Ctr.
– Pressung des Windes 4 Pfd. pro Quadratzoll,
Temperatur desselben 360 bis 400°C. – Verbrauch an Brennmaterial
150–160 Pfd. Kohks auf 100 Pfd. Roheisen, mit welchen gleichzeitig
100–110 Pfd. Schlacken erblasen wurden. – Die erste Frage, welche beim
Beginne der Versuche zur Erörterung kam, war folgende: „Bis zu welcher äußersten Grenze kann unter den gegebenen, übrigens,
soweit ihre Regelung möglich ist, günstigsten
Verhältnissen der Schwefel in der Beschickung steigen, ohne daß
gleichzeitig der Schwefelgehalt des Roheisens dessen Qualität
benachtheiligt?“
Hierzu ist zunächst Folgendes zu bemerken: Die Schwierigkeit den Schwefel aus der
Beschickung in die Schlacke überzuführen, hängt wie bekannt nicht allein von der
Menge desselben, sondern auch von der Art seines Vorkommens ab. Sie ist am geringsten, wenn er in den schlackengebenden Bestandtheilen und dem Brennmaterial, am größten, wenn er in den Erzen enthalten ist. Die Beschickung enthielt den
Schwefel in beiden Formen. Um dieselben ihrer Menge nach wenigstens annähernd
festzustellen, verfuhr ich wie folgt: Da sich die jedesmalige Bestimmung des
Gesammt-Schwefelgehaltes durch besondere Analysen als zu schwierig und
unsicher erwies, so berechnete ich denselben nachträglich aus dem bekannten Gewichte
und dem jedesmal bestimmten Schwefelgehalt des Roheisens und der Schlacke. Ich ging
dabei von der vielleicht nicht ganz richtigen Voraussetzung aus, daß sich die ganze Menge des Schwefels in der Schlacke und dem Eisen
wieder finde, die Gichtgase mithin vollständig schwefelfrei seyen. Ist dieß auch wohl nicht ganz
richtig,Man vergl. Scheerer's Metallurgie, Bd. II S.
30. so ist der hierdurch entstehende Fehler doch sehr gering, denn jedenfalls
ist der Schwefelgehalt der Gichtgase nur ein verschwindend kleiner Bruchtheil der
großen Schwefelmenge der Beschickung. Von dem wie angegeben ermittelten
Gesammtgehalt an Schwefel zog ich ab, denjenigen der Zuschläge und des
Brennmaterials, welchen ich nach den vorliegenden Analysen als constant annahm. Der
Rest wurde als in den Erzen vorkommend betrachtet und aufgeführt.
Was die in der obigen Frage erwähnten günstigsten
Verhältnisse für die Entschwefelung des Eisens
betrifft, so ist zu berücksichtigen daß dieselbe fast ausschließlich im Schmelzraume erfolgt, wo sich das flüssige Eisen und die
Schlacke mit einander in Berührung befinden. Die Schlacke kann um so mehr Schwefel
aufnehmen, je basischer sie ist. Eine hohe Temperatur der Schmelzzone und eine
starke Basicität der Schlacke sind daher zwei Grundbedingungen von welchen die
Gewinnung eines schwefelarmen Eisens aus einer schwefelreichen Beschickung abhängt.
Daß beide übrigens sehr bald ihre Grenzen finden, über die hinaus zu gehen unmöglich
ist, selbst wenn man schwerwiegende pecuniäre Rücksichten außer Acht setzen wollte,
ist selbstverständlich.
Der dritte Punkt, welcher in Beziehung auf die obige Frage noch zu erledigen ist, ist
folgender: Welchen Schwefelgehalt des Roheisens will man noch als zulässig gelten
lassen? Hierbei kommt es natürlich wesentlich auf die Zwecke an, für welche das
Eisen bestimmt ist. Im Gußeisen darf der Schwefelgehalt im Allgemeinen höher
steigen, wie in denjenigen Sorten welche zur Darstellung von Stahl und Stabeisen
dienen. Man ging nun von dem Grundsatze aus, daß die Aufgabe in der Erzeugung eines
so schwefelarmen Roheisens bestehe, daß der
Schwefelgehalt desselben der Verwendbarkeit für irgend welche Zwecke nicht hindernd
in den Weg trete, und zwar dienten in dieser Hinsicht die Angaben verschiedener
Bessemerhütten als Richtschnur, welche einen Schwefelgehalt von 0,04 Proc. noch als
zulässig bezeichneten.
Die Versuche wurden nun in der Weise ausgeführt, daß man nach und nach die Menge der
Abbrände in der Gattirung, gleichzeitig aber auch den Kalkzuschlag vermehrte, und
hiermit so lange fortfuhr, bis einestheils die Strengflüssigkeit der Schlacke einen
weiteren Kalkzuschlag verbot, und anderntheils der Schwefelgehalt des erblasenen
Roheisens bei gutartigem Ofengange noch unter dem so eben angegebenen Maximum
blieb.
Die Grenzen zu denen man hierbei gelangte, finden sich in den nachfolgenden Angaben
gezogen:
I. Die Beschickung bestand aus:
II. Mit Berücksichtigung derKohksasche kommen auf100 Pfd. Eisen (Fe):
38,0
Proc.
geröstetem Magneteisenstein,
40,8 SiO²
25,5
„
Kiesabbränden,Ich gebe nachfolgend eine Analyse derselben; von Phosphorsäure waren
sie vollständig frei:4,35HO43,36Fe0,16 Mn13,92 SiO²4,84 Al² O³0,02 CaO8,83ZnO4,35 SO³1,53S18,64O u. VerlusteSpur Ni u. As––––––100,00
12,3 Al²O³
1,5
„
rohem Blackband,
53,5 CaO
35,0
„
Kalkstein.
6,5 MgO
4,6 S
–––––
100,0
Auf 100 Pfd. Erze und Zuschläge kamen 54 Pfd. Kohks, auf 100 Pfd. Robeisen 154 Pfd.
Von obigen 4,6 Schwefel waren 3,9 in den Erzen enthalten. Da 100 Pfd. Roheisen 93
Pfd. Fe und 3,0 Pfd. Silicium enthielten, 100 Pfd. Fe mithin 107,5 Pfd. Roheisen
entsprachen, so blieben für diese zur Schlackenbildung die sub II aufgeführten Verbindungen minus 6,9
Pfd. SiO² übrig, und man erhält wie die Rechnung ergibt für 100 Pfd. Roheisen
fast genau 100 Pfd. Schlacke von folgender Zusammensetzung:Da die Zusammensetzung einiger der nachfolgenden Schlacken berechnet ist, so habe ich oben die Art der
Berechnung etwas näher angedeutet, und das Resultat neben das gefundene
gestellt, um zu zeigen wie weit beide übereinstimmen.
a)
berechnet:
b)
gefunden:
30,6
Proc.
SiO²
31,29
Proc.
SiO²
11,5
„
Al²O³
10,36
„
Al²O³
42,3
„
CaO
41,08
„
CaO
6,0
„
MgO
5,91
„
MgO
9,6
„
CaS
0,90
„
FeO
Spur
„
Mn u. PO⁵
9,60
„
CaS
–––––––––––
–––––––––––
100,0
99,14
Die Sauerstoffverhältnisse sind folgende:
RO
Al²O³
SiO²
14,29 resp. 16,43Letztere Zahl, wenn man das CaS als CaO in Rechnung bringt, also die
Sauerstoffverhältnisse nicht sowohl der Schlacke als der
schlackengebenden Bestandtheile berücksichtigt.
: 4,83
: 16,68
Das graue graphitische Roheisen enthielt:
0,133
Proc.
gebundenen Kohlenstoff
2,976
„
Graphit
0,022
„
Schwefel
0,031
„
Phosphor
3,002
„
Silicium
Die Schlacke war lichtgrau, steinigt und sehr strengflüssig, im Uebrigen war von letzterem
Umstande abgesehen, der Ofengang ein durchaus normaler und gutartiger.
Ich darf indessen nicht unerwähnt lassen, daß die Erzeugung eines so schwefelarmen
Roheisens, wie oben angegeben, nicht stets gelang; sobald die Temperatur der
Schmelzzone sank, und der Ofengang ein minder gaarer wurde (wobei derselbe indessen
vom Rohgange noch weit entfernt blieb), fiel bei gleicher
Basicität der Schlacke und selbst bei geringerem Schwefelgehalt der
Beschickung, das Roheisen bedeutend schwefelreicher
aus.
Man darf nicht glauben, daß die Schwierigkeit, aus einer schwefelreichen Gattirung
ein schwefelarmes Roheisen zu erzeugen, in gleichem Maaße wachse wie der
Schwefelgehalt der Beschickung. Die bei den Versuchen gemachten Erfahrungen führten
vielmehr zu der Ueberzeugung, daß, wenn einmal die Umstände zur Verhüttung von Erzen
zwingen, welche nicht sehr schwefelarm sind, es sowohl für den Ofenbetrieb, wie für
den Schwefelgehalt des Eisens ziemlich gleichgültig ist, ob sich der Schwefelgehalt
der Gattirung um 1/2 oder 1 Proc. vermehrt oder nicht. Bis auf 1/10–2/10
Proc. läßt sich nämlich – selbstverständlich innerhalb gewisser, oben bereits
angedeuteter Grenzen, – der Schwefel durch eine entsprechend vermehrte
Basicität der Schlacke aus dem Eisen entfernen. Die weitere Entschwefelung desselben hängt aber in jedem Falle, mag nun die
Beschickung etwas mehr oder weniger Schwefel enthalten, von dem Zusammenwirken verschiedener günstiger Umstände ab.
Namentlich spielt in dieser Hinsicht, wie bereits bemerkt wurde und die sogleich
mitzutheilenden Analysen zeigen werden, die hohe Temperatur des Schmelzraumes eine
große Rolle. Nimmt dieselbe in Folge unvermeidlicher Störungen und
Unregelmäßigkeiten im Betriebe in nur verhältnißmäßig geringem Grade ab, so erhält man
statt des grauen, graphitischen Eisens halbirtes, dessen Schwefelgehalt ein
erheblich höherer ist. Sehr klar tritt uns der Einfluß einer Temperaturabnahme des
Schmelzraumes in den nachfolgenden Analysen entgegen.
I. Die Beschickung bestand aus:
II. Mit Berücksichtigungder Kohksasche
kommenauf 100 Fe:
36,4
Proc.
geröstetem Magneteisenstein,
36,6
SiO²
15,0
„
Rotheisenstein,
12,1
Al²O³
12,0
„
Kiesabbränden,
51,8
CaO
3,1
„
Rasenerz,
6,2
MgO
33,5
„
Kalkstein.
3,3
S
Auf 100 Pfd. Roheisen kamen 153 Pfd. Kohks und wiederum, wie früher annähernd, 100
Pfd. Schlacke. Von obigen 3,3 S waren 2,6 im Erze.
Zusammensetzung der
Schlacke:
33,05
Proc.
SiO²
11,18
„
Al²O³
0,34
„
FeO
42,57
„
CaO
5,80
„
MgO
6,75
„
CaS
––––––––––––
98,69
Die Sauerstoffverhältnisse sind folgende:
RO
Al²O³
SiO²
15,22 resp. 16,71
: 5,21
: 17,09
Die Basicität der Schlacke war, wie die Zahlen zeigen, derjenigen der vorigen
Gattirung fast gleich. Dagegen verminderte sich der relative Schwefelgehalt um 1,3
d. i. um fast ein Drittel. Der Verbrauch an Brennmaterial war fast genau derselbe,
auch die übrigen Verhältnisse, was Pressung und Temperatur des Windes anlangt etc.,
wurden nicht geändert.
Das erblasene Eisen war theils grau, graphitreich (Nr. I), theils halbirt (Nr. IV);
Nr. II und III sind Uebergänge zwischen I und IV derart daß ersteres nach I,
letzteres nach IV neigt.
Nr. I.
II.
III.
IV.
Kohlenstoff, gebunden
0,411
–
0,751
1,540
Graphit
2,494
–
2,084
1,305
Schwefel
0,049
0,088
0,096
0,224
Phosphor
0,039
–
–
0,066
Silicium
2,098
–
1,530
1,269
Wenn wir die Zusammensetzung des aus der ersten Gattirung erblasenen Eisens mit in
Betracht ziehen, so tritt uns in den obigen Zahlen der Einfluß des Ofenganges auf
die Entschwefelung, beziehungsweise Zusammensetzung des Eisens auf's Klarste und
Unverkennbarste entgegen. Die hohe Temperatur des Schmelzraumes zeigt sich deutlich
in dem hohen Siliciumgehalt (3,00 Proc.) des Eisens der ersten Gattirung. In den 3
resp. 4 letzten Roheisen nimmt derselbe von I nach IV stufenweise ab. In dem Maaße
wie das Silicium sich vermindert, wächst der Schwefelgehalt, er steigt von 0,02 auf
0,22 Proc., also um mehr wie das Zehnfache, wofür sich lediglich die niederere
Temperatur des Schmelzraumes als übrigens vollkommen ausreichender, mit der
sonstigen Zusammensetzung des Eisens durchaus im Einklange stehender Erklärungsgrund
angeben läßt.
Der Gang des Ofens war auch bei Eisen Nr. IV normal gaar, was sowohl aus der
Beschaffenheit der Schlacke wie aus dem immerhin nicht unbedeutenden Gehalt des
Eisens von 1,269 Proc. Kiesel hervorgeht.
Beachtung verdient noch der Kohlenstoff. Die Summe an gebundenem und graphitischem
Kohlenstoff ist bei allen 5 Eisensorten annähernd dieselbe. Das verschiedene
Aussehen derselben beruht lediglich auf der ungleichen Menge des ausgeschiedenen
Kohlenstoffes, wofür der bekannte Einfluß des Siliciums auf die Graphitbildung
wiederum die Erklärung abgibt. Im Ganzen ist die Kohlung, theils in Folge des
bedeutenden Schwefelgehaltes der Gattirung, theils wohl auch in Folge der derben
Beschaffenheit des die Hauptmasse der Erze bildenden Magneteisensteines keine sehr
beträchtliche aber immerhin ausreichende.
Ich habe bereits bemerkt, daß in der ersten Gattirung
sowohl hinsichtlich des Schwefelgehaltes wie der Basicität der Schlacke die äußersten Grenzen erreicht waren. Da die Schlacke sehr
strengflüssig war, so versuchte man diesem Uebelstande unter gleichzeitiger
Verminderung der Kiesabbrände von 25 auf 19 Proc., durch eine etwas größere Acidität
derselben abzuhelfen. Durch ein bloßes Abbrechen an Kalk war diese schwierig zu
erreichen, da man hierdurch das ohnehin schon ziemlich knappe Verhältniß zwischen
Schlacke und Eisen noch mehr geschmälert haben würde. Ueberdieß war das Bestreben
auf die Erzeugung eines möglichst phosphorarmen Eisens
gerichtet, weßhalb man den bis dahin benutzten milden, nur circa 87 Proc. CaO, CO² enthaltenden
phosphorsäurereichen Kalkstein durch einen fast vollkommen reinen, krystallinischen
ersetzte. Die auch hierdurch bedingte Beschaffung eines phosphorsäurefreien, an
Kieselsäure und Thonerde reichen Zuschlages gelang erst nach vielen vergeblichen
Versuchen (da sich sämmtliche Melaphyre aus Steinkohlenschiefer, auf die sich zunächst die
Aufmerksamkeit richtete, als ziemlich reich an PO⁵ erwiesen) durch die
unbrauchbar gewordenen Kapseln der Porzellanfabriken. Der zur Anfertigung derselben
dienende Thon enthielt zwar ursprünglich eine kleine Menge PO³, hatte
dieselbe aber bei dem wiederholten Glühen im Scharffeuer des Porzellanofens gänzlich
verloren. Die Kapselscherben bestanden aus 61,1 Proc. SiO² und 36,6 Proc.
Al² O³.
I. Die Beschickung
bestand zunächst aus:
II. Auf 100 Fe kommenmit
Berücksichtigung derKohksasche:
44,7
Proc.
geröstetem Magneteisenstein,
39,1
Proc.
SiO²
19,2
„
Kiesabbränden,
12,8
„
Al² O³
21,7
„
krystallinischem Kalkstein,
50,7
„
CaO
8,4
„
mildem Kalkstein,
7,4
„
MgO
4,2
„
Kapselscherben,
3,9
„
S
1,8
„
Rotheisenstein.
Auf 100 Pfd. Eisen und 100 Pfd. Schlacke wurden verbraucht 149 Pfd. Kohks. Von obigen
3,9 S waren 3,25 im Erze enthalten.
Das erblasene Roheisen war zum größten Theil grau und graphitreich, der
Schwefelgehalt schwankte zwischen 0,033 und 0,060 Proc. Nachstehend theile ich die
Zusammensetzung eines näher untersuchten Eisens und der zugehörigen Schlacke
mit:
1. Eisen, grau.
2. Schlacke.
0,206
Proc.
gebundener Kohlenstoff,
31,12
Proc.
SiO²
2,487
„
Graphit,
12,07
„
Al² O³
0,033
„
Schwefel,
41,55
„
CaO
2,560
„
Silicium.
6,98
„
MgO
0,31
„
FeO
8,08
„
CaS
–––––––––––
100,11
Sauerstoffverhältnisse der Schlacke:
RO
Al² O³
SiO²
14,71 resp. 16,50
: 5,62
: 16,59.
Es wurde jetzt dieselbe Beschickung mit einem weiteren Zusatz von 3,77 Proc.
Kapselscherben verhüttet. Die auf 100 Pfd. Roheisen fallende Schlackenmenge wurde
dadurch von 100 auf 109 Proc. erhöht. Die acidere Schlacke war leichtflüssig
geworden, lichtgrau, eisenoxydularm, steinigt. Das Eisen dagegen, welches mit
derselben erblasen wurde, war nicht mehr tiefgrau, sondern nur
noch halbirt; der Schwefelgehalt schwankte zwischen 0,110 und 0,146
Proc.
Nachstehend gebe ich die Analyse eines solchen Roheisens, wie die der zugehörigen
Schlacke (berechnet):
1. Eisen,
halbirt.
2. Schlacke.
1,132
Proc.
gebundener Kohlenstoff,
34,69
Proc.
SiO²
1,756
„
Graphit,
14,01
„
Al² O³
0,146
„
Schwefel,
37,47
„
CaO
0,045
„
Phosphor,
6,33
„
MgO
1,996
„
Silicium.
7,50
„
CaS
–––––––––––
100,00
Sauerstoffverhältnisse der Schlacke:
RO
Al² O³
SiO²
13,23 resp. 14,90
: 6,52
: 18,50
Die im Verhältniß zum Schwefelgehalt recht beträchtliche Menge Silicium, welche das
Eisen enthielt, ist vielleicht zum Theil auf Rechnung der saureren Schlacke zu
setzen, sie weist aber andererseits auch wieder auf die hohe Temperatur des
Gestellraumes hin, und es erscheint mir charakteristisch für den Einfluß einer
möglichst starken Basicität der Schlacke, daß trotz jenes günstigen Umstandes die
Entschwefelung des Eisens viel unvollkommener wie früher erfolgte.
Bemerkenswerth ist die große Menge Kiesel welche trotz der
äußerst basischen Schlacken stets in die schwefelarmen Roheisen überging. Die Beziehung zwischen
Schwefel- und Siliciumgehalt ist keine directe und unmittelbare; sie existirt
nur insofern, als dieselben Bedingungen des Ofenganges unter welchen der Schwefel
entfernt wird, die Aufnahme des Siliciums zur Folge haben.
Das schwefelärmste und zugleich kieselreichste Eisen (nebst zugehöriger Schlacke),
welches bei den Versuchen überhaupt resultirte, hatte folgende Zusammensetzung:
1. Eisen.
2. Schlacke (berechnet).
0,366
Proc.
gebundener Kohlenstoff,
32,10
Proc.
SiO²
2,416
„
Graphit,
12,39
„
Al² O³
0,013
„
Schwefel,
42,63
„
CaO
0,103
„
Phosphor,
5,68
„
MgO
3,485
„
Silicium (!)
7,20
„
CaS
–––––––––––
100,00
Sauerstoffverhältnisse der Schlacke:
RO
Al² O³
SiO²
14,44 resp. 16,04
: 5,77
: 17,11
Die vorstehenden Mittheilungen dürften ein Bild davon gewähren, in welchem Maaße und
unter welchen Bedingungen die Verhüttung so schwefelreicher Eisenerze, wie die
Kiesabbrände sind, gelingt.
Die Frage der Rentabilität habe ich ganz unerörtert gelassen; einmal läßt sich
dieselbe nicht allgemein beantworten, anderntheils verbietet der rein chemische
Standpunkt welchen ich den Versuchen gegenüber einnahm, hier Betrachtungen
anzustellen, die mich über denselben weit hinaus führen würden.