Titel: | F. Schwärzler's Typendruck-Telegraph. |
Autor: | L. Kohlfürst |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCIII., S. 356 |
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XCIII.
F. Schwärzler's
Typendruck-Telegraph.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
Schwärzler's Typendruck-Telegraph.
Der nachstehend erläuterte, von F. Schwärzler in Bregenz construirte Apparat gehört seinem
Constructionsprincipe nach in die Gruppe der Typendruck-Telegraphen mit
Echappement-Bewegung.
Seiner Leistung nach kann er jedoch in die Mitte gestellt werden zwischen die
obgenannten Typotelegraphen und jene mit synchronistischer Bewegung.
Gemäß dieser Mittelstellung vereint er die Vorzüge der beiden Apparatsysteme in so
weit, als er rascher arbeitet als die ersteren, und weniger an Subtilität und
Empfindlichkeit leidet als die letzteren.
Die Haupttheile des in Figur 7–10
dargestellten Schwärzler'schen Apparates sind:
1) die Sprech (Taster-) Vorrichtung;
2) das Druckwerk und
3) das Uhr- oder Laufwerk.
Die Tastervorrichtung ist in Fig. 7 dargestellt. Die
wichtigsten Bestandtheile derselben sind der Contactcylinder C und die Tasten.
Der Contactcylinder besteht aus einer, auf einer horizontalen Achse (Hauptachse)
befestigten metallenen Walze, welche ihrer Länge wie ihrem Umfange nach in 42 Theile
getheilt ist. In jedem solchen Theilungspunkt ist radial ein metallener Stift q eingesetzt. Die Tasten sind wie gewöhnliche
Claviertasten auf 3 Claviaturen vertheilt und jede einzelne ist mit einem metallenen
Hebelwerk versehen, welches in einem Stifte p endigt.
Diese Stifte ragen unter dem Contactcylinder aus dem Tasterbrete hervor, jedoch nur
so weit, daß sie in ihrer Ruhelage die Stifte am Contactcylinder nicht berühren
können.
Tastenstifte sind ebenso viele als Contactstifte vorhanden, und liegt je ein
Tastenstift mit einem Cylinderstift in derselben Verticalebene. Zum Contactcylinder
ist die Linie zugeführt, während die Hebel der Taster mit einem Pole der Batterie
verbunden sind.
Vom zweiten Pole der Batterie geht die Leitung zur zweiten Luftlinie (in der
Mittelstation) oder zur Erde (in der Endstation) weiter. So lange eine Station nicht
spricht, ist vom Contactcylinder zur Tastenklemme durch die Metallfeder f ein kurzer Schluß hergestellt, welcher dem Strome ein
ungehindertes Passiren von der Batterie in die Linie gestattet.
Während der Ruhelage sämmtlicher Stationen wird sonach constanter Strom vorhanden
seyn.
Die Druckvorrichtung besteht aus dem Typenrad, der
Schwärz- oder Farbrolle, dem Correctionsrade, dem Elektromagnet sammt Anker,
dem Druckklotz und den Rollen zum Papierziehen.
Das Typenrad
T ist auf derselben Achse (Hauptachse) A fest, auf welcher der Contactcylinder sitzt.
Die Typen sind wie beim Hughes'schen Typenrad in die
Mantelfläche des Rädchens eingeschnitten.
Die Vertheilung und Anordnung der Typen entspricht ganz den entsprechenden Stiften am
Contactcylinder, so daß, im Falle z.B. der Cylinderstift welcher über dem
Tastenstift M, N oder X
liegt, während einer
Drehung des Cylinders den tiefsten Punkt erreicht hat, auch am Typenrädchen der
Buchstabe M, N oder X am
tiefsten zu liegen kommt.
Die Anordnung des Farbrädchens
F ist die gewöhnliche.
Das Correctionsrad R sitzt ebenfalls auf der Hauptachse
A fest, hat eben so viele Zähne als das Typenrad
Typen, und einen ebenso großen Durchmesser.
Der Elektromagnet
E ist ein ganz gewöhnlicher, mit einer Multiplication
welche entweder direct in die Linie oder bei Anwendung eines Relais in eine eigene
Locallinie geschaltet werden kann.
Ueber die Kerne des Elektromagneten hängt der, an einem zweiarmigen bei O drehbaren Hebel angebrachte Anker.
Am zweiten Arme des Ankerhebels ist der Druckklotz D
sammt dem Correctionszahn Z befestigt. Am Druckklotz
befindet sich noch der bei o bewegliche Hebezahn z und zwei Führungen für den Papierstreifen. Von den Rollen zum Papierverschieben
r und r' ist die obere r glatt, die untere r' ist
geriffelt und hat an einer Seite ein Zahnrad, in dessen Zähne der früher erwähnte
Hebezahn des Druckklotzes hineinpaßt.
Der Papierstreifen auf welchem die Typen gedruckt werden, läuft durch die Führungen
über den Druckklotz und dann durch die Verschiebrollen, welche so nahe an einander
passen, daß sie das durchgeschobene Papier leicht pressen.
Durch die conische Schraube y kann die Ganghöhe des
Druckklotzes regulirt werden.
Das Uhrwerk ist der Hauptsache nach ein gewöhnliches Laufwerk, dessen Laufrad L in den Laternentrieb l
eingreift.
Der Laternentrieb läuft mit dem Kronrad P und der Scheibe
s auf einer gemeinschaftlichen hohlen Achse. Das
Kronrad greift mit seinen Zähnen in das Getriebe der Windflügelachse.
An der Scheibe s sind feine Stahlspitzen eingesetzt;
Kronrad, Laternentrieb und Spitzenscheibe werden von der auf der Hauptachse
befestigten Wurmfeder m gegen einen Absatz der
Hauptachse gepreßt.
Ein zweiter Theil des Uhrwerkes ist die Kuppelung K, ein
Ring welcher auf der Hauptachse in der Art befestigt ist, daß er der Länge nach
leicht verschoben werden, jedoch nicht leer laufen kann. Die der Scheibe s zugekehrte Seite des Kuppelungsringes ist mit einer
Kautschukplatte versehen.
In diese Kuppelung greift der bei o¹ drehbare
zweiarmige Hebel g, h gabelförmig ein, so daß die Gabel
den Kuppelungsring längs der Hauptachse nach rechts oder links verschiebt, wenn der
zweite Hebelarm h hinunter oder hinauf bewegt wird.
Dieser letztgenannte Arm liegt am Ankerhebel auf und wird durch die Feder n angezogen. Die Feder dient auf diese Weise zugleich
als Spannfeder für den Ankerhebel.
Das Abgeben der Depesche geschieht in folgender Weise: Es
wird vorerst durch rythmisches Abheben der Feder f oder
mittelst einem eigenen in der Linie geschalteten Taster die Abgabsstation auf
dieselbe Weise wie bei der Morse'schen Correspondenz
aufgerufen und nach erfolgter Meldung die Feder f von
ihrem Contacte v entfernt, so daß der kurze Schluß
zwischen Contactcylinder und Batterie auf die Dauer der Correspondenz aufgehoben
bleibt.
Hierauf drückt der abgebende Telegraphist die Claviertaste „weiß,“ wodurch der entsprechende
Tastenstift ein Stück in die Höhe gehoben wird und setzt das Uhrwerk in
Bewegungund das Uhrwerk in Bewegung setzt. Nachdem des richtigen Einstellens wegen mehrere Male hinter einander
„weiß“ gegeben wurde,
beginnt das eigentliche Spiel, indem immer die dem zu gebenden Zeichen entsprechende
Taste so lange niedergedrückt wird, bis der Contactstift den Tasterstift berührt
hat. Die zuletzt gegriffene Taste soll immer so lange festgehalten werden, bis die
nächste wieder gegriffen wurde. Für Wort- und Satzpausen wird die Taste
„weiß“ verwendet. Je nach
der Reihenfolge der Buchstaben können gleichzeitig mehrere Tasten gegriffen werden,
und zwar im günstigsten Falle – wenn nämlich die Buchstaben in der Depesche
so aufeinander folgen, wie sie in der Claviatur aneinander gereiht sind – 10
Tasten. Sollen aber zwei unmittelbar in der Claviatur neben einander stehende
Buchstaben (oder ein Buchstabe) zweimal gegeben werden, so muß jedesmal die zuerst
niedergedrückte Taste erst ausgelassen und dann erst die nächste (respective
dieselbe Taste) nochmals niedergedrückt werden.
Das Abdrucken der Depesche in der Aufnahmsstation
geschieht wie folgt:
Auf den Anruf hat sich der aufnehmende Telegraphist gemeldet und dann sofort das
Laufwerk seines Apparates in Bewegung gesetzt, ohne seinen kurzen Schluß zwischen
Contactcylinder und der Batterie (Feder f) zu ändern.
Der früher in der Multiplication vorhanden gewesene Strom wird in dem Momente wo die
abgebende Station die Feder f von ihrem Contacte
entfernt hatte, aufgehoben und der Anker a also durch
die Spannfeder n abgerissen.
Ist der Anker abgerissen, so ist auch der Druckklotz D
niedergegangen und der Hebelarm h heruntergezogen
worden, so daß von der Gabel g die Kuppelung K der Nadelscheibe s
entgegengeschoben wird. Die Nadelspitzen werden in die Kautschukplatte ein wenig
eindringen, was hinreichend ist, um die Hauptachse an das Uhrwerk zu kuppeln, damit
das Typenrad, Correctionsrad und der Contactcylinder mitlaufen.
Wird in der abgebenden Station eine Tafte niedergedrückt, so bringt der Tasterstift
den rotirenden Contactcylinder zum Anhalten, sobald er seinen entsprechenden
Cylinderstift erfaßt hat. Gleichzeitig ist der Stromschluß hergestellt. In der
Aufnahmsstation wird dadurch der Elektromagnet wirksam und zieht den Anker an. Der
zweite Arm des Ankerhebels mit dem Druckklotze wird gehoben und der in das
Correctionsrad eingreifende Correctionszahn Z hemmt den
Lauf der Hauptachse, also auch des Typenrades. Der Druckklotz bringt durch seine
Bewegung den Papierstreifen an die unterste Type und drückt den Buchstaben ab,
nachdem er früher mit dem Hebezahn z' die Papierrolle
r' um ein Segment gedreht hatte. Die Rolle zieht den
eingeklemmten Papierstreifen mit sich, wodurch die Intervalle entstehen, deren Länge
folgerichtig von der Ganghöhe des Druckklotzes abhängt.
Damit aber bei dem momentanen Anhalten der Hauptachse ein Riß vermieden und die
Gleichmäßigkeit im Gange des Apparates erzielt werde, muß das Uhrwerk rechtzeitig
von der Achse abgekuppelt werden. Dieß geschieht, indem sich beim Anziehen des
Ankers auch der Hebel h mitbewegt und die Gabel g die Kuppelung von der Nadelscheibe wegschiebt. Es kann
dann das Kronrad und der Laternentrieb leer laufen. Um zu verhindern daß die
Bewegung des Uhrwerkes nach dem Auskuppeln sich zu sehr beschleunige, ist die
Wurmfeder m so kräftig gespannt, daß sie entsprechend
bremst.
Selbstverständlich müssen die Apparate zweier correspondirenden Stationen gleich
eingestellt seyn. Das Einstellen geschieht, wie bereits erwähnt, durch Geben von
„weiß“ und Verdrehen des
Typenrades, respective der Hauptachse.
Eine allfällige Differenz im Gange der Uhrwerke wird durch das momentane Anhalten der
Hauptachse (vom Tasterstift in der Abgabsstation, vom Correctionszahn in der
Aufnahmsstation) vollständig corrigirt. Die Differenzen im Gange können nie groß
werden, da die für ein Zeichen nöthige Zeit im Maximum eine Umdrehung des
Contactcylinders, d. i. 1/80 bis 1/60 Minute beträgt.
Die Anzahl der Buchstaben welche in der Minute gegeben werden können, wäre, wenn man
für ein mittelmäßiges Spiel die Verzögerung per Zeichen
gleich der Dauer einer halben Umdrehung rechnet, im ungünstigsten Falle (wenn jeder
Buchstabe eine volle Umdrehung und die halbe als Verzögerung bedarf) 40–50,
im günstigsten Falle (wenn die Buchstaben in ihrer Reihenfolge sind und also nur
1/42 Umdrehung und eine
halbe für die Verzögerung bedürfen) 120–150. Die mittlere Leistung des
Apparates ist also 80–100 Buchstaben per Minute,
während die Geschwindigkeit der bisher bekannten Typendruck-Telegraphen mit
Echappement nicht über 60–70 Buchstaben in der Minute hinausgeht.
Da der für das Druckwerk und die Auslösung thätige Elektromagnet in einen beliebig
kräftigen Localschluß gebracht, und in die Linie selbst ein derberes Relais
geschaltet werden kann, so läßt sich die nöthige Kraft für das exacte Functioniren
des Ankerhebels und eine größere Unempfindlichkeit gegen Linienstörungen in einem
ziemlichen Grade erzielen.
L.
Kohlfürst.