Titel: | Glühofen für hämmerbares Gußeisen, von John Tenwick in Grantham. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCVII., S. 364 |
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XCVII.
Glühofen für hämmerbares Gußeisen, von John Tenwick in
Grantham.
Nach dem Engineer, December 1870, S. 372 und Engineer, December 1870, S.
473.
Mit Abbildungen auf Tab.
X.
Tenwick's Glühofen für hämmerbares Gußeisen.
Bei der Darstellung von hämmerbarem Gußeisen müssen die Glühöfen vor jedem neuen
Einsetzen wieder abkühlen, wodurch nicht allein ein großer Brennmaterialaufwand,
sondern auch ein bedeutender Zeitverlust entsteht. Um diesen Uebelständen zu
begegnen, hat Tenwick schon vor einiger Zeit in den
Eisenwerken von Hornsby und Söhnen zu Grantham einen Glühofen nach dem Princip der Rundöfen errichtet,
wie solche in anderen Industriezweigen mit Erfolg eingeführt worden sind.
Der kreisrunde Herd, auf welchem die Glühbüchsen aufgestellt werden, besteht aus
mehreren einzelnen Wagensectoren, die insgesammt auf einer Drehscheibe ruhen. Diese
Sectoren laufen mittelst Rädern auf Schienen, welche zu und vom Ofen führen und auf
der Drehscheibe selbst ihre Fortsetzung finden. Die Rostfeuerungen befinden sich auf
zwei einander gegenüberliegenden Seiten des Ofens.
Wenn auch die Resultate mit Tenwick's Glühofen noch Einiges zu wünschen übrig lassen, so
verdient die Construction mit Rücksicht auf den Umstand, daß namhafte englische
WerkeWir nennen hier die Firmen: Hornsby und Söhne in Grantham, Ransomes, Sims und Head in Ipswich, Garrett in Leiston, John Crowley und Comp. (eine renommirte
Firma für hämmerbares Gußeisen) in Sheffield, ferner Picksley, Sims und Comp. in Leigh bei
Manchester, und Gebrüder Heppel in
Gateshead-on-Tyne. denselben einführten, alle Beachtung.
Die ursprüngliche, etwa 1 1/2 Jahre alte Aufstellung dieses Glühofens bei Garrett in Leiston ist in Figur 7 bis 9 dargestellt
und nach dem Vorstehenden ohne Weiteres verständlich. Einen neueren, verbesserten
Glühofen zeigen Figur 10 und 11 in Schnitt und
Grundriß.
Die Rostfeuerungen c, c communiciren mit den Rauchabzügen
o, o, welche mit Klappen versehen sind, um die
Flammen von der linken zur rechten Seite oder umgekehrt durch den Ofenraum ziehen zu
lassen. A bezeichnet die Drehscheibe, auf welche
entweder ein Wagen D¹
mit dem auszuglühenden Gußstück, welches im Formkasten D² eingeschlossen ist (Fig. 10), oder mehrere – und zwar sechs – Wagensectoren
D (Figur 7 und 9) für die
Glühbüchsen T eingeführt werden können. Auf der
Oberseite der Drehscheibe A sind daher die Schienen, wie
im Grundriß Figur
11 angedeutet ist, entsprechend gelegt.
Der Ofenraum ist durch die Thür G zugänglich, welche
mittelst mechanischer Vorrichtungen auf- und niedergelassen werden kann. Eine
kleine Oeffnung I in dieser Thür dient zum Wegräumen
etwa niedergefallener Asche, zum Freimachen der Züge, auch zur Einführung kleinerer
Gußstücke während des Betriebes. Links und rechts sind noch zwei Drehthüren H (Fig. 11) angebracht, um
das Einführen größerer Gußstücke, wie ganzer Räder u. dgl. zu ermöglichen. Zur
Beobachtung des Processes sind in der Ofenwand hinten und in der Thürwand kleine
Schaulöcher M vorhanden.
Die Glühtöpfe oder die Glühkästen, worin die Waare befindlich ist, müssen so
aufgestellt werden, daß die Verbrennungsgase stets unbehinderten Durchzug haben,
damit eine gleichmäßige Erhitzung stattfindet.
Ist der Ofen für Handbetrieb eingerichtet, so wird die Drehscheibe A bei jeder Schürung und Nachfeuerung um 1/6 weiter
gedreht, was zufolge der Uebersetzung (selbst bei Lasten von 40 Tonnen auf der
Drehscheibe) vom Heizer leicht besorgt werden kann. Hat man maschinellen Betrieb
eingeführt, so erhält die Drehscheibe eine langsame continuirliche Drehung, welche
innerhalb drei Stunden einmal herumgeht, wenn Gußwaare geglüht wird. Brennt man
Steine, wie dieß auch geschah, so geht die Umdrehung rascher von Statten.
Wie aus dem Schnitt in Figur 10 zu entnehmen,
ist im Ofenraum ein etwa 2 1/2 Zoll weit vorspringender Ring im Mauerwerk
angebracht, welcher mit Formsand belegt werden soll, um eine Art feuersicheren
Abschlusses für die unterhalb liegenden Theile zu bilden. Etwa unter die Drehscheibe
herabfallender Sand kann bequem ausgeräumt und in eigene Gräben gebracht werden, aus
denen derselbe von Zeit zu Zeit beseitigt wird.
Der Ofen kann ohne Einstellung der Feuerung und des Betriebes successive entleert und
neuerdings beschickt werden, und darin liegt der Vortheil dieser Construction. Wohl
wird von einer Seite (Engineer a. a. O.) diesem Glühofen
der Vorwurf gemacht, daß die Erhitzung in demselben keine gleichförmige sey, daß der
Mechanismus zur Drehung der Drehscheibe, zur Hebung der Ofenthür allzu häufigen
Beschädigungen unterliege, daß das Aus- und Einbringen eines Wagensectors
immer noch 20 Minuten beanspruche, während welcher Zeit eine solche Abkühlung des
Ofens eintrete, daß 2 bis 3 Stunden bis zur Erreichung des nothwendigen Hitzegrades
verstreichen. Die Glühtöpfe sollen bei diesen wechselnden Temperaturen stark leiden,
sowie in Folge der erwähnten Mißstände eher ein Verlust als eine Ersparniß an
Brennmaterial, welche man doch anstrebte, erzielt werden.
Es muß aber Tenwick's Glühofen
doch sehr große Bequemlichkeiten im Betriebe gewähren und müssen – wie ja die
von verschiedenen Seiten erfolgte Aufstellung dieses Ofens beweist – die
ungünstigen Eigenschaften keine allzu große Bedeutung haben, so daß sie sich
allmählich mit Erfolg werden beseitigen lassen.
J. Z.