Titel: | Calorische Betrachtungen über den Kupolofenbetrieb in den Eisengießereien; von Dr. E. F. Dürre in Berlin. |
Autor: | Ernst Friedrich Dürre |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. XCVIII., S. 367 |
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XCVIII.
Calorische Betrachtungen über den
Kupolofenbetrieb in den Eisengießereien; von Dr. E. F. Dürre in Berlin.
Dürre, calorische Betrachtungen über den Kupolofenbetrieb in den
Eisengießereien.
Unterwirft man die verschiedenen Schachtöfen der Gießereien einer vergleichenden
Betrachtung, so ergeben sich große Unterschiede in den Grundlagen der Construction
und des Betriebes sowie auch in den ökonomisch-technischen Resultaten. Eine
Erklärung für dieselben kann häufig nur vermuthungsweise gegeben werden, da eine
Beziehung auf theoretische Voraussetzungen nicht eher möglich wird, als bis eine
kurze Darstellung der
calorischen Wirkungen in der hier versuchten Weise erfolgt und allseitig discutirt
ist.
Obwohl alle nothwendigen Daten theoretischer Natur in verschiedenen Hand- und
Lehrbüchern wiederholt gegeben worden sind, kann eine ausführliche Betrachtung der
einzelnen Classen von Schmelzapparaten doch nur soweit stattfinden, als dieses
überhaupt das geringe Material an sicheren Beobachtungen und Versuchen zuläßt; es
gibt sich darin ein Mangel kund, der nirgends fühlbarer auftritt als bei diesen so
wichtigen und noch so dunkeln Fragen.
Bei den Oefen der Gießerei fehlen neuere und vollständige Versuche noch gänzlich, und
die im Interesse anderer, wichtigerer Branchen der Eisenindustrie ermittelten
Resultate und Beobachtungen lassen sich für den Gießereibetrieb nur so weit
verwerthen, als die Aehnlichkeit der betreffenden Processe und Apparate es
zuläßt.
Für die Schachtöfen z.B. dient der Eisenhohofen als Ausgangspunkt, dessen Verhältnisse in neuerer Zeit
mehrfach Gegenstand calorischer Rechnungen und Debatten waren; glücklicherweise ist
der Betrieb desselben ein so complicirter, daß bei der Ueberführung der dafür
gewonnenen Rechnungsresultate in die Statik des Kupolofens nur gestrichen und eliminirt zu werden braucht. So fällt z.B. die Arbeit der Reduction und der Schlackenschmelzung in
größerem Maaße gänzlich fort, sobald man den Kupolofen nach dem Hohofen
behandelt und alle Wärmeconsumtion, welche auf diese Arbeiten und ihre
Vorbereitungsstadien sich beziehen ließe, ist abzurechnen. Dagegen erleichtert die
ungleich einfachere Function des Gießereischachtofens andererseits jede etwaige
Aufstellung von Annahmen und Hypothesen auf Grund praktischer Erfahrung, so daß in
vielen Fällen jene für den Hohofen gefundenen
Verhältnisse durch die Vergleiche mit den bei Kupolöfen
wirksamen Werthsbeziehungen eine gewisse Kontrolle erfahren.
Die Literatur calorischer Speculation ist, was den Hohofenproceß anbetrifft, in
neuester Zeit ziemlich reich geworden; abgesehen von Scheerer, welcher deßfallsige Mittheilungen in seiner Metallurgie Bd. II
Lief. 1 macht, haben sich vorzugsweise Tunner und Rinman mit Versuchen am Hohofen selbst, Lowthian Bell u.a. mit Rechnungsoperationen beschäftigt. Besonders
hervorzuheben ist aber noch das von C. Schinz
herausgegebene, auf sechsjährige Arbeiten und Untersuchungen gegründete Werk:
„Documente, betreffend den Hohofen zur Darstellung von
Roheisen“ (Berlin, bei Ernst u. Korn), welches zum Theil ganz neue Aufschlüsse
bietet.
Wenn sich auch mancher specifische Hüttenmann an der Form des Gebotenen stoßen dürfte
und dieselbe nicht immer geeignet seyn wird, den an sich scharfsinnigen Arbeiten
Anerkennung in weiten Kreisen zu verschaffen, so sind die ermittelten Umstände doch
voll der größten Wichtigkeit, und lassen sich, wie schon erwähnt, ganz leicht auf
die Statik des Kupolofenbetriebes übertragen, wenn man die Ausgangspunkte
verändert.
Die Untersuchungen von Schinz erstrecken sich:
über den Verbrennungsproceß, die Contactfläche und den Einfluß
der Temperatur;
über die specifische, latente und Verbindungswärme der im Ofen
auftretenden Körper;
über die Transmission der Wärme durch die Ofenwände an die sie
umgebende Luft, welche die Ursache ist, daß die im Ofen herrschenden Temperaturen
viel niedriger sind als man sonst glaubte;
über den im Hohofen vor sich gehenden Proceß selbst;
über den Zustand der Schmelzsäule, ein Gegenstand von
unbestreitbarer Wichtigkeit in Beziehung auf die Schachtofenform, wenn die
betreffenden Ermittelungen auch noch nicht zu genauen Werthen geführt haben.
Auf die Wege und Mittel, deren sich Schinz bediente, um zu
seinen Zwecken zu gelangen, kann nicht weiter eingegangen werden, – die
Kenntniß derselben ist durch das Studium seines Werkes, welchem deutliche
Zeichnungen beigegeben sind, zu erlangen.
Lediglich die Resultate seiner Versuche interessiren hier und ihre Anwendung auf den
Kupolofenbetrieb sowie auf die Construction der Kupolöfen selbst; es erscheint
vortheilhaft, hierbei die Ordnung beizubehalten, welche Schinz selbst in seinem Buche eingeschlagen hat und welche dem
analytischen Wege entspricht. Es werden dadurch allerdings Punkte berührt, welche in
den meisten der bekannten Lehrbücher schon angeführt sind; da aber Schinz ganz richtig die von ihm gebrauchten Werthe vor
allen anderen Dingen festzustellen sucht, so muß man diese vorläufigen Bemerkungen
ebenfalls adoptiren, wenn man den späteren Deductionen folgen will. So berührt er
gleich nach der ersten Einleitung die Verbrennungserscheinungen und stellt alles
darüber Bekannte kurz zusammen.
Der Verbrennungsproceß d.h. die chemische Verbindung des
Sauerstoffes der Luft mit dem Kohlenstoff und dem Wasserstoff der Brennstoffe
verläuft nicht immer, wie Schinz zunächst (S. 9 seines
Werkes) constatirt, in derselben Weise.
Zusammensetzung und Natur der Producte mit der entwickelten Wärmemenge, wechseln je nach den
Verbrennungsumständen, auch ist die Intensität der Wärme
verschieden.
Die Umstände, welche auf Verlauf und Resultat der Verbrennung einwirken, sind:
die Größe der Contactfläche, welche der Brennstoff einem
bestimmten Luftvolum in der Zeiteinheit darbietet;
die Höhe der im Verbrennungsherde herrschenden Temperatur, d.h.
indirect das pyrometrische Resultat der durch Verluste aller Art beeinflußten
Wärmeproduction;
die Reinheit und Trockenheit der zur Verbrennung dienenden
Luft;
die größere oder geringere Pressung, unter welcher die
Verbrennung vor sich geht.
Diese Umstände können nicht isolirt betrachtet oder gewürdigt werden, sie bedingen
sich zum Theil gegenseitig und bilden nur die einzelnen Ringe in der ganzen Kette
der Bedingungen und Erscheinungen.
Die als erzeugte Wärmemengen zur Berechnung gelangenden Größen sind nach der Annahme
von Schinz:
8000 Calorien oder Wärmeeinheiten für die Verbrennung einer
Gewichtseinheit Kohlenstoff zu Kohlensäure;
2400 Wärmeeinheiten für die Bildung von Kohlenoxyd aus
Kohlenstoff.
Der freie Wasserstoff im Brennstoffe bildet bei hinreichender Temperatur stets Wasser
und entwickelt dabei 34000 W. E. pro Gewichtseinheit;
bei nicht ausreichender Temperatur entstehen dagegen verschiedene
Kohlenwasserstoffe.
Die Intensität der Wärme hängt nach Schinz hauptsächlich ab:
von der Verdünnung der Verbrennungsproducte durch nicht
brennende Stoffe, z.B. Stickgas und Wasserdampf; die Erwärmung derselben constituirt
einen namhaften Effectverlust;
von der effectiv entwickelten Wärmemenge, welche den eben
angedeuteten Ziffern resp. Combinationen derselben
entspricht;
von der Pressung, unter der sich die Producte befinden.
Wie bei jedem chemischen Processe, so wächst auch bei der Verbrennung ihre Energie mit der Zunahme der Contactflächen. Nach den neuesten Annahmen steigert sich diese Energie zu
einem ungewöhnlichen Grade bei der sogenannten Staubstrommethode von Whelpley und Storer, welche man versuchsweise in Nordamerika zur
Ausführung gebracht hatte.
Indem Schinz eine Reihe von Versuchen mit Kohks in dieser
Richtung machte, kam er zu folgenden Schlüssen:
die Vollkommenheit der Verbrennung hängt ab von dem Verhältniß
der Contactfläche zur Geschwindigkeit der hinzuströmenden Luft (betrachtet man, wie
dieses in der Praxis wohl vorwiegend vorkommen dürfte, die Contactfläche als durch
die Stückgröße des Brennstoffes gegeben, so hängt die Verbrennung mehr oder minder
ab von der richtigen Wahl der Luftgeschwindigkeit);
bei einer Geschwindigkeit von 0,39 Met. pro 1 Quadratmeter Contactfläche ist nach den angestellten Versuchen die
Verbrennung insofern eine vollkommene, als sich nur Kohlensäure bildet und weder
brennbare Gase noch freier Sauerstoff in den Verbrennungsproducten vorhanden sind,
während bei geringerer Geschwindigkeit sofort brennbare Gase in den
Verbrennungsproducten erscheinen und bei einer Geschwindigkeit von nur 0,09 Met.
nahezu aller Kohlenstoff der Verbrennungsproducte als Kohlenoxyd auftritt.
Bei der Berechnung der Contactfläche, welche Schinz mit
großer Sorgfalt und Mühe versucht hat, ist nur die Oberfläche der Stücke in Anschlag
gekommen; die beim Schachtofenbetrieb angewandten Kohks als poröses Material haben
indeß jedenfalls eine weit größere wirksam werdende Contactfläche als sich ermitteln
läßt.
Diese Ungenauigkeit hat aber keinen weiteren Nachtheil, als daß die Vergleichung
ungleichartiger Kohks etwas schwieriger wird; für die praktischen Fragen, welche
hier vorwiegend zur Sprache kommen, erscheint zudem eine größere und
wissenschaftliche Genauigkeit mehr oder minder bedenklich, wenn hypothetische
Annahmen gemacht werden müssen.
Weitere Versuche, welche Schinz mit Anthracit anstellte,
ergaben Resultate welche beweisen „daß der Anthracit vermöge seiner Dichte
in der That weniger Contactfläche darbietet als Kohks, da sich bei annähernd
gleicher Luftgeschwindigkeit bedeutend mehr Luftüberschuß in den
Verbrennungsproducten des erstgenannten Brennstoffes gezeigt hat“ (a.
a. Orte S. 18).
Um die Schinz'schen Zahlen und Resultate für den
Kupolofenbetrieb der Eisengießereien dienstbar zu machen, ist es nothwendig, die
Oberflächen eines bestimmten Maaßes Kohksstücke von mittlerer Größe zu berechnen,
deren Anzahl in solchem Raum zunächst gefunden werden muß.
Nach einer von Schinz gegebenen Formel, n³ = (1/d)³,
wo l die Seite des Kubus, d
den Durchmesser und n³ die Zahl der Stücke
bezeichen, sind für Kohkstücke von (3 Zoll 4 Z. 5 Z. 6 Z. rheinisch)/(oder 78
– 105 – 131 – 157 Milimet) die Werthe von n³ beziehungsweise:
64 – 27 – 13,8 – 8 – für den Kubikfuß
rheinisch oder von
ca. 455 – 192 – 98 – 57 –
für die preuß. Tonne von 7 1/4 Kubikfuß berechnet.
Die Oberflächen der Stücke berechnen sich am leichtesten, wenn man für die
Brennstoffe die Kugelgestalt annimmt und ist dann
M = (1/d)³ d² π.
Nach dieser Formel erhält man für die genannten Stückgrößen je 28,26 50,24 78,50
113,04 Quadratzoll Oberfläche pro Stück.
Pro Gemäßtonne berechnen sich demnach resp. 12858,3
– 9646,0 – 7693 – 6443,3 Quadratzoll oder
= (64 . 1³ π)/(9d. 1461,9)
= resp. 8,785 – 6,598 – 5,262 – 4,407 Quadratmeter, den
Quadratmet. = 1461,9 Quadratzoll gerechnet.
Nimmt man das durchschnittliche Gewicht der einheimischen Steinkohle nach den
amtlichen ErmittelungenIn der preußischen Zeitschrift, 1868, Bd. XVI, statistischer Theil S. 57,
wird die Totalförderung Preußens pro 1867 auf
420,571,116 Ctr. = 104,856,494 Tonnen angegeben. auf 401 Pfd., in runder Zahl 400 Pfd. an, und berechnet das Kohksausbringen
für Sinterkohlen mit wenigstens 67 Gewichtsprocent und höchstens 160,5 Volumprocent,
so erhält man das durchschnittliche Tonnengewicht der Kohks
= 167,5 Zollpfd. = 83,75 Kilogrm.
Die oben ermittelten Zahlen beziehen sich also auf wenigstens 167 Pfd. Kohks, eine
Zahl welche nicht constant seyn kann; es gibt auch so dichte Kohks, daß ein Gewicht
von 230 Pfd. pro Tonne gefunden wird. Man zieht es in
der Regel vor, zum Schachtofenbetrieb überhaupt schwere Kohks zu nehmen, um vor dem
Zerdrücken durch die Schmelzsäule sicher zu seyn und es ist somit von Interesse,
auch noch andere Werthe für das Verhältniß der Contactfläche zur Gewichtseinheit zu
suchen. Zu diesem Behufe bieten sich innerhalb Deutschlands die Ansätze der
Zwickauer, oberschlesischen und englischen Kohksmaaße als praktisch gebrauchte
Größen dar.
Für das Becken von Zwickau, wo 2 sächs. Scheffel (= 3 3/4 preuß. Scheffel = 15/16
Tonnen) 130 Pfd. wiegen, kommt die Tonne auf 140 Pfd.; für Oberschlesien steigt das
Kohksgewicht von 160 bis 200 Pfd., je nachdem es sich um sorgfältiger dargestellte
Hohofenkohks oder um unreinere oder weniger dichte Producte handelt. Für eingeführte
englische Kohks bester
Qualität variirt das Gewicht von 180–230 Pfd., so daß es im Ganzen hier
hauptsächlich auf vier verschiedene Gewichtswerthe ankäme:
140 Pfd. . 160 Pfd. . 200 Pfd. . 230 Pfd. pro Tonne = P.
Bezieht man darauf die oben gefundenen Contactflächen, so ergibt sich folgendes
Resultat:
Für Stücke von 3 Zoll, 4 Z., 5 Z., 6 Z. Durchmesser ist im Vorstehenden die
Oberfläche M pro Tonne auf resp. 8,785 – 6,598
– 5,262 – 4,407 Quadratmeter berechnet worden.
Berücksichtigt man hierbei das verschiedene Tonnengewicht P, so ist die Oberflächensumme MI von 100 Pfd. Kohks
= (100 M)/P; also
a)
bei 140 Pfd.
Tonnengewicht
6,2750
4,7129
3,758
3,1478
Quadratmeter
b)
bei 170 Pfd.
Tonnengewicht
5,1677
3,8812
3,095
2,5924
„
c)
bei 200 Pfd.
Tonnengewicht
4,3925
3,2990
2,631
2,2035
„
d)
bei 230 Pfd.
Tonnengewicht
3,81965
2,8687
2,287
1,9161
„
Die für die verschiedenen Stück- und Gewichtsgrößen nothwendige Geschwindigkeit der Luft bestimmt sich, nachdem auf die
Verbrennungserscheinung selbst eingegangen und ermittelt ist, in welcher Weise
dieselbe sich in dem normalen Gange der Kupolöfen darstellt.
Abgesehen von der technischen Schwierigkeit, die vollkommene Verbrennung eines dicht
aufeinander geschichteten Brennstoffes zu bewirken, ist zuvor festzustellen, ob
nicht überhaupt eine solche vollkommene Verbrennung, also die
ausschließliche Bildung von Kohlensäure, für den hier betrachteten Ofen
wirklich von Vortheil wäre. In ökonomischer Beziehung ist
nichts dagegen einzuwenden, wohl aber in technischer
Hinsicht, da die Kohlensäure, mit oxydirbaren glühenden Körpern in Berührung, sich
in Kohlenoxyd und Sauerstoff zerlegt und jene oxydirt. Eine solche Wirkung übt die
Kohlensäure besonders auf den Graphitgehalt des Roheisens aus, der geneigt ist, in
einer solchen Atmosphäre zu verbrennen. Auch zerfällt in einer so hohen Temperatur
das gekohlte Eisen sehr leicht in Eisen und Graphit; der letztere verbrennt
ebenfalls und wird durch reducirte Schlacken- und Aschebestandtheile ersetzt,
welche das längere Zeit in der Verbrennungszone der Oefen verweilende Roheisen
verunreinigen und technisch entwerthen.
Man beschränkt deßhalb in vielen Apparaten die Erzeugung der Kohlensäure gern auf ein
geringes Maaß und sucht dieselbe dahin zu localisiren, wo man den höchsten Hitzegrad
hervorzubringen beabsichtigt, also in die sogenannte Schmelzzone des
Ofenschachtes.
Zu diesem Behufe sind überhaupt die Windzuführungen am unteren Ende der Kupolöfen
angelegt und so tief unter der Gicht angeordnet, als es eben die Rücksicht auf das
Sammeln gestattet. Gleichzeitig zieht man vielfach, z.B. in den neueren
Patentkupolöfen, den Schacht etwas zusammen, weil dann das Verhältniß des
Luftstromes zur Kohlenmenge sich noch etwas günstiger für die locale
Kohlensäureentwickelung gestaltet.
In welchem Verhältniß die Quantitäten Kohle stehen, die beziehungsweise Kohlenoxyd
und Kohlensäure produciren, ist schwer zu ermitteln und läßt sich jedenfalls nur
annähernd aus dem Luftconsum betriebener Oefen, weit weniger aus den
Größeverhältnissen des Ofenschachtes berechnen. Schinz
nimmt an, daß die Hälfte der in einen Eisenhohofen
gelangten Kohle zu Kohlenoxyd, die andere zu Kohlensäure verbrenne. In einem
Gießereikupolofen dagegen ist das Verhältniß jedenfalls anders und es überwiegt oft
die Kohlenoxydbildung, meistens aber die Kohlensäure. Jedenfalls ist es für den
Entwurf von Betriebseinrichtungen praktisch, das Maximum des Luftbedarfes und der
Geschwindigkeit zu supponiren, also die ausschließliche Production von Kohlensäure
anzunehmen. Dieser Fall liegt hier insofern vor, als es sich um Bestimmung der
Lufteinlässe späterhin handelt – und es berechnet sich unter dieser
Voraussetzung für 100 Pfd. Kohle d.h. Kohks, die 90 Proc.Schinz gibt a. a. O. S. 105 im Artikel 34 als
Grenzwerthe des Kohlenstoffgehaltes der Kohks 0,9 und 0,7 Kilogrm. per 1 Kilogrm. an, wornach sich also der
Mittelwerth = 0,8 berechnet haben würde.Bei der obigen Berechnung wurden die besten Kohks deßhalb supponirt, weil
dadurch das Maximum für die zu verbrauchende Luftmenge bestimmt wird,
abgesehen von der mehrfach ausgedrückten Nothwendigkeit, zum
Kupolofenbetrieb überhaupt nur gute Kohks verwenden zu müssen. reinen Kohlenstoff enthalten, die zur Kohlensäurebildung erforderliche
Luftmenge auf 1029,9 Pfd. = rund 398 Kubikmeter.
Weiter berechnen sich für die Zeit, in der jene 100 Pfd. Kohks verbrennen sollen,
unter Berücksichtigung der oben gefundenen Contactflächen bei den verschiedenen
Kohkssorten die Geschwindigkeiten der frei hinzutretenden
Verbrennungsluft in einfacher Weise.
Bezeichnet man das erforderliche Luftvolumen also 398 mit Y, so ergibt sich für den Gesammtweg den die Luft in der Verbrennungszeit
von 100 Pfd. Brennstoff zurücklegen muß, die Formel
v = Y/MI
aus der sich dann unter Zugrundlegung der concreten
Verhältnisse die Geschwindigkeit
pro Zeiteinheit oder durch nochmalige Division mit MI die pro Quadratmeter Oberfläche ermitteln läßt. Führt man
nach einander die früher berechneten Werthe von MI ein, so erhält man für die verschiedenen
Stückgrößen und verschiedenen Gewichte die folgenden Verhältnißzahlen in laufenden
Metern:Hierbei ist eine Constanz der Oberflächen vorausgesetzt, welche in der
Wirklichkeit nicht vorkommen kann, da mit dem Fortschreiten der Verbrennung
sich auch die Oberflächen verkleinern, die Luftzuführung mithin noch rascher
geschehen muß, als es die folgenden Anfangsgeschwindigkeiten andeuten.
Textabbildung Bd. 199, S. 374
Tonnengewicht; Stückgröße von
Daraus geht auf den ersten Blick hervor, in welchem Verhältniß die Geschwindigkeit
des Luftzutrittes wachsen muß, wenn das specifische Gewicht der Brennstoffe zunimmt
und das Verhältniß der Oberfläche zum Inhalt sich verkleinert.
Natürlich setzen diese Werthe noch voraus, daß der Luftzutritt ein vollkommen
unbehinderter ist, daß also die Zwischenräume eines Rostes sowohl als auch der
einzelnen Brennstoffstücke unter sich eine ideale Beschaffenheit haben. Deßhalb kann
man von vornherein auch annehmen, daß in jedem geschlossenen Raum wo die Zuführung
der Luft entweder nur in abgegrenzten Zonen oder durch besonders vertheilte
Oeffnungen stattfinden kann, die Geschwindigkeit eine weit größere seyn muß; um alle
diese Beeinflussungen theoretischer Leistung vollkommen zu würdigen, wird weiter
unten das Beispiel eines Kupolofens von einfach cylindrischer Gestalt und mittlerer
Größe betrachtet und für dessen Betrieb die Grundlage der Windführung ermittelt.
Zuvor sind aber noch einige Angaben über die Ermittelung der Zwischenräume für 3
Zoll, 4 Zoll, 5 Zoll und 6 Zoll große Kohksstücke in gegebenen Querschnitten zu
machen, da diese Raumgrößen in jedem concreten Fall von Wichtigkeit sind.
Schinz berechnet z.B. die effective
Geschwindigkeit der zu einem Verbrennungsherd tretenden Luft in der Art,
daß er die Intervalle einer Schicht Brennstoffes
ermittelt und damit in das Luftquantum dividirt, welches zu einer
bestimmten Zeit (hier
also in der Zeit, innerhalb welcher 100 Pfd. Brennstoff verzehrt werden sollen) in
den Verbrennungsraum gelangt. Ganz in ähnlicher Weise operirt man auch bei der
Ermittelung der Geschwindigkeit resp. Spannung der Verbrennungsproducte des
Apparates.
Die Intervalle einer einfachen Kugelschicht von 1 Quadratmeter räumlicher Ausdehnung
sind bekanntlich = 1 – (n² d² /4) Quadratmeter, sobald unter n² die Zahl der Kugeln auf 1 Quadratmeter zu
verstehen ist und d den Durchmesser der einzelnen Kugeln
bezeichnet. Die Zahl n² ist = (1/d)², wo l die Seite
des Quadrats und d den Durchmesser der Stücke
bezeichnet.
Man hat pro Quadratmeter Feuerfläche für Kugeln jedes
Durchmessers
(D₂d²π)/4 = (l²/d²) (d² π)/4= π/4 =
0,7853981 Quadratmeter,
1 – (D₂d²π)/4 = 1 – π/4 = 0,2146019 Quadratmeter.
Für die abgerundeten Kugelzahlen der Praxis:
165
91
58
40
welche d. Durchmessern
3 Zoll,
4 Zoll,
5 Zoll,
6 Zoll
entsprechen, weichen die Werthe für die Intervalle nur
unbedeutend von dem theoretischen ab; es beträgt z.B. die Summe der
Kugelquerschnitte = (n₂d22
π)/4
0,78840 0,78794
0,77991 0,77434
und die Intervallsumme:
0,21160 0,21206
0,22009 0,22566
Man sieht beiläufig hieraus, daß die Abweichungen von dem theoretischen Werth mit der
Größe der Stücke wachsen, weil die vernachläßigten Bruchtheile alsdann größere Räume
repräsentiren.
Da man es aber in der Wirklichkeit nie mit kugelförmigen Brennstoffstücken zu thun
hat, sondern mit eckigen und zum Theil sperrigen, so wird es sich empfehlen, anstatt
des obigen theoretischen Werthes π/4 – den
Werth 0,80 Quadratmeter einzuführen und die Intervallsumme etwas zu verkleinern.
In einer Brennstoffschicht von beliebiger Ausdehnung, eine
gleichmäßige Vertheilung und gleich große Brennstoffstücke so weit als möglich
vorausgesetzt, wird sich also die Summe der als Rostöffnungen zu betrachtenden
Zwischenräumeauf 20 Proc. des gesammten Querschnittes belaufen.
Die Geschwindigkeit oder der Weg v der Verbrennungsluft
pro 100 Pfd. Brennstoff, wie sie weiter oben für die
verschieden großen Kohksstücke ermittelt worden ist, steigert sich demnach
vermutlich auf das Fünffache und verursachen 100 Pfd. Kohks in der bekannten
verschiedenen Stückgröße von 3–6 Zoll Durchmesser eine Luftgeschwindigkeit
innerhalb der ersten zugänglichen Schicht von beziehungsweise:
a)
bei
140
Pfd.
Tonnengewicht
317,0
422,5
529,5
632,0
b)
bei
170
„
„
385,0
512,5
643,0
767,5
c)
bei
200
„
„
453,0
603,0
757,0
903,0
d)
bei
230
„
„
520,0
692,0
870,0
1038,5
laufenden Metern.
Aus diesen Zahlen läßt sich erkennen, daß für eine bestimmte
Geschwindigkeit der Luft, also eine bestimmte
mögliche Pressung derselben sich schwerere Brennstoffe in kleinen Stücken ebenso
vollkommen verbrennen lassen als leichtere Brennstoffe in
größeren, weil die Contactflächen, auf denselben
Gehalt an Kohlenstoff resp. dieselbe Verbrennungsluftmenge bezogen, gleiche sind.
Diese Folgerung erläutert auch die eigenthümlichen Unterschiede einzelner Kupolöfen
der Praxis, sowie die Abweichungen in den Resultaten derselben. Vergleicht man die
großen Kupolöfen der Bessemerhütte zu Zwickau mit den Kupolöfen der Eisengießereien
zu Berlin, so findet man divergirende Constructionsverhältnisse bei gleichen
Betriebsresultaten oder umgekehrt. Der Unterschied ist lediglich in der Qualität der
Brennstoffe, d.h. dem Verhältniß zwischen Raum und Schwere begründet.
Die Zahlenwerthe, wie sie vorhin berechnet worden sind, erscheinen sehr groß und sind
auch in dieser Ausdehnung nur mittelbar zu benutzen; führt man aber den Factor der Zeit ein, so ergeben sich neue und für den
Gießereibetrieb direct benutzbare Verhältnisse. Einen absolut
gültigen Zeitraum für die Verbrennung von 100 Pfd. Kohks, auf den es
eigentlich ankäme, anzunehmen, vermag man nicht; indeß gewähren die Resultate der
bestgefühlten Oefen dafür ein ungefähres Anhalten, sofern man sich auf die üblichen
Durchsätze an Roheisen zurückbezieht, die sich nach der beabsichtigten Production
des Ofens richten.
Die Production an geschmolzenem Roheisen hat jedenfalls
eine in dem Umfang der Fabrication und in anderen Umständen begründete Grenze der
Ausdehnung. Man wird in der Regel über 6000 Pfd. Guß pro
Stunde nicht hinausgehen dürfen, sobald man mittlere
Verhältnisse annehmen will; der Verbrauch an Brennstoff wird mit 10 Pfd.
pro 100 Pfd. Guß auch nicht zu niedrig berechnet seyn,
umsoweniger, als es sich hier um die vollkommenste Verbrennung, die größte
Wärmeentwickelung und die Grenzen des Luftconsums handelt.
Wenn 6000 Pfd. Gußeisen pro Stunde geschmolzen und dazu
600 Pfd. Kohks verbraucht werden, so muß pro Secunde 1/6
Pfd. Kohks verbrannt werden.
Demnach würden die im Vorhergehenden berechneten Maxima der Geschwindigkeitswerthe
pro Quadratmeter für vollkommene Verbrennung im Kupolofen
pro Secunde betragen:
für Kohksstücke von resp.
3 Zolloder78 Millimet.
4 Zolloder105 Millimet.
5 Zolloder131 Millimet.
6 Zoll Durchmesseroder157 Millimet.
a)
bei 140 Pfd.Tonnengewicht
0,523
0,704
0,883
1,053
b)
bei 170 Pfd.Tonnengewicht
0,642
0,854
1,071
1,279
c)
bei 200 Pfd.Tonnengewicht
0,755
1,005
1,261
1,505
d)
bei 230 Pfd.Tonnengewicht
0,868
1,153
1,450
1,731
Vergleicht man die gefundenen, auf praktischen Consequenzen beruhenden Werthe mit dem
von Schinz durch Versuche in einem, allerdings mit allen
Vorrichtungen gegen Wärmeverluste u.s.w. gesicherten Apparat gefundenen Werthe von
0,39 Metern pro Quadratmeter Contactfläche, so könnte
man sich sofort ein nachtheiliges Urtheil über die gewöhnlichen und
durchschnittlichen Wärmeverluste in den Kupolöfen bilden, deren günstigste Betriebsresultate hier als Grund der Rechnung
angenommen wurden.
Da aber die Schinz'schen Versuche mit Kohksstücken von nur
20 bis 35 Millimet. Durchmesser ausgeführt sind, deren Gewicht nicht genau angegeben
ist, die dem Kohlenstoffgehalt nach aber der unter c)
angeführten Sorte entsprechen dürften, und da Vermuthungen sich nicht gut machen
lassen, so könnte ein Vergleich entweder nur mit einem Mittel der für gleich große
Kohlenstücke gefundenen Geschwindigkeiten oder mit den Ziffern der unter c) angeführten Reihe stattfinden, also im ersten Fall
mit 0,632 Meter, im zweiten mit irgend einer der vier für Kohks von 200 Pfd.
Tonnengewicht aufgestellten Werthe.
Es verhalten sich aber die Geschwindigkeitswerthe der obigen
Tabelle annähernd wie die Durchmesser der Stückeund sind unter c) sogar nahe 10mal so groß
(specifisches Gewicht und andere Umstände gleich angenommen).
Demgemäß ließe sich für einen Durchmesser von 35 Millimet. auch auf eine
Geschwindigkeit von etwa 0,39 Meter schließen, wobei der zweite Weg der Evaluation
das genauere Resultat gibt. Hier entspricht dem Durchmesser von 78 Millimet sub c) eine Geschwindigkeit von 0,755 Meter, während die
Durchschnittsgeschwindigkeit für die Stücke von 78 Millimet. nur 0,632 Met.
beträgt.
Wendet man diese Ergebnisse an, um das erforderliche
Windquantum und die Größe der Windzulässe zu bestimmen, so gelangt man zu
folgenden allgemeinen Resultaten:
Sollen 1/6 oder 0,16 Pfd. Kohks pro Secunde verbrannt
werden, wie oben angenommen wurde, so erfordern dieselben etwa 1,7166 Pfd. oder
858,3 Gramme = 0,663 Kubikmeter atmosphärische Luft von gewöhnlicher Temperatur und
gewöhnlichem Druck.
Ohne auf etwaige Correctionen einzugehen, welche selbst der geringe bei den Kupolöfen
gebräuchliche Grad der Spannung in der Gebläseluft theoretisch wohl erfordern würde,
berechnet man für die verschiedenen Kohkssorten folgende dem denkbar freiesten
Luftzutritt entsprechende Düsenverhältnisse in Quadratmetern:
Kohksstücke von
3 Zolloder78 Millimet.
4 Zolloder105 Millimet.
5 Zolloder131 Millimet.
6 Zoll Durchmesseroder157 Millimet.
a) bei 140
Pfd.
Tonnengew.
1,25910
0,94258
0,7516
0,62956
b) bei 170
„
„
1,0339
0,77624
0,619
0,51848
c) bei 200
„
„
0,8785
0,6598
0,5262
0,4407
d) bei 230
„
„
0,76393
0,57374
0,4574
0,38322
Die verschiedenen Werthe zeigen, daß der summarische Querschnitt der Windzuführungen
jedenfalls in gewissen Grenzen proportional der relativen Oberflächensumme des
Brennstoffes seyn muß, wenn sie auch constructiv nicht immer anwendbar
erscheinen.
Es lassen sich daraus, nachdem sie für die Praxis eine gewisse Reduction erfahren
haben, welche proportional der Compression der Gebläseluft, wie sie die Maschine
oder der Ventilator liefert, seyn kann, für jede Annahme ganz leicht die Dimensionen
der Windeinlässe bestimmen; selbstverständlich muß man sich vorher für irgend eine
Art der Ofenconstruction entschieden haben und sich über den nächsten Zweck des
Ofenbetriebes klar seyn.
Soweit bis jetzt der Gang der Verbrennung betrachtet
worden ist, wurde auf
den Raum, in welchem dieselbe stattzufinden hat, keine Rücksicht genommen. Dieses
wird nothwendig, wenn man sich den realen Verhältnissen nähern will, die den Einfluß
des geschlossenen Raumes deutlich erkennen lassen. Würde man z.B. nach den im
Vorhergehenden ermittelten Geschwindigkeitswerthen des Luftzutrittes, sowie den
Werthen für die Quantität – die Pressung bestimmen welche in der Windleitung
für die verschiedenen Brennstoffgewichte zu erzielen wäre, so hätte man vergessen
den Gegendruck in Rechnung zu bringen, welcher durch die
Widerstände der Schmelzsäule hervorgerufen wird.
Nicht nur im Hohofen- oder Kupolofenschacht, sondern in jedem
Verbrennungsapparate bietet der Brennstoff der zutretenden Luft und den
aufsteigenden Gasen einen mehr oder minder beträchtlichen Widerstand; eine genaue
Messung oder Bestimmung desselben ist aber unmöglich, denn er ist nie völlig
constant und hängt überhaupt von der Größe der Brennstoffstücke, von der
Zusammensetzung der Gase und von der Temperatur derselben ab. Es ist indessen
nichtsdestoweniger wünschenswerth, Annäherungswerthe
dafür zu finden, da nur mit Hülfe solcher die Mittel zur Verminderung des
Widerstandes erkannt und gefunden werden können.
Aus allen diesen Gründen hat Schinz versucht, solche
Werthe zu bestimmen und sich hierzu der Versuchsresultate bedient, welche ihm seine
Arbeiten über die Contactfläche geliefert hatten (man vergl. seine Documente den
Hohofen betreffend, Artikel 14 S. 40).
Die zwischen den Brennstoffstücken aufsteigenden Gase
müssen sich, nach Schinz's
eigenem Ausdruck, durch unendlich viele sehr kleine Canäle hindurchwinden, welche aus den
Zwischenräumen der übereinander gelagerten Brennstoffstücke bestehen, es
ist also ganz dasselbe, als ob Luft durch ein System von Röhren hindurchgeführt
würde, so daß auch die dafür gültigen Coefficienten anzuwenden sind; die einzige
Schwierigkeit besteht in der Unregelmäßigkeit der Canäle,
da naturgemäß eine richtige Abschätzung derselben nicht gut möglich ist.
Beständen die Brennstoffstücke, wie es bei der Evaluation der Contactflächen
angenommen ist, wirklich aus gleichgroßen Kugeln, so
würden sich Form und Größe der Canäle fast genau berechnen lassen; in Ermangelung
eines besseren Anhaltspunktes muß eben dieselbe Annahme gelten.
Die Intervalle der Brennstoffstücke in einer Schicht von 1 Quadratmeter Größe
betrugen nach früheren Rechnungen zusammen ca. 0,2146019
Quadratmeter und bezeichnen die Summe der Querschnitte für die Gascanäle des Verbrennungsherdes. Aus
dieser Querschnittssumme berechnet sich die Geschwindigkeit
der Gase sehr leicht durch Division des auf verschiedenem Wege (durch
Rechnung – oder durch Versuche wie bei Schinz) zu
ermittelnden Gasquantums mittelst jener Querschnittssumme, auf die Zeiteinheit einer
Secunde bezogen.
Der Widerstand andererseits, welchen die Gase bei ihrem
Durchgang durch diese engen Canäle finden, setzt sich zusammen:
a) aus der Reibung an den Wänden der
Canäle,
b) aus der Veränderung der
Stromrichtung um die einzelnen Stücke herum,
c) aus den Folgen der
Querschnittsveränderungen der Canäle, welche eine Expansion und Contraction der
Gase bei Erweiterung resp. Verengung der Canäle hervorrufen.
Von diesen Factoren dürften nur die beiden ersten zur Bestimmung kommen, da die
Werthe der letztgenannten zu klein sind, um einen wesentlichen Einfluß zu üben und
sich überdieß kaum feststellen lassen dürften.
Es wurde bereits angenommen, daß in einem gutgeführten Kupolofen mit hinreichender
Windzuführung pro Secunde 1/6 Pfd. Kohks oder rund
83,333 Gramme zu Kohlensäure verbrannt werden.
Dieses Quantum erfordert unter der früher schon gemachten Voraussetzung, daß die
Kohks 90 Proc. reinen Kohlenstoff enthalten, für 75 Grm. Kohlenstoff circa 200 Grm. Sauerstoff oder 858,3 Grm. = (den Liter
zu 1,295 Grm.) 0,6624 Kubikmeter Luft unter gewöhnlichen Temperatur- und
Druckverhältnissen. Es werden dabei producirt:
275 Grm. = (der Liter à 1,97 Grm. berechnet)
0,1466
Kubikmeter
Kohlensäure
658,3 Grm. = (der Liter à 1,25 Grm
berechnet)
0,5266
„
Stickstoff
–––––––––––––––––––––––––
zusammen also
0,6732
Kubikmeter
Gase von gewöhnlicher Temperatur.
Um nun die Temperatur zu bestimmen, welche in dem
Verbrennungsraum herrschte, ist zunächst zu erwägen, daß 0,075 Kilogrm. Kohlenstoff
= 0,075 . 8000 = 600 Wärme-Einheiten producirt haben.
Die Producte aus den Gewichten der Gasmengen in die specifischen Wärmen der Gase
geben demnächst eine Summe, welche, in die obige Wärmemenge dividirt, die gesuchte
Temperatur als Quotienten gibt.
Es sind demnach die Producte:
0,275 Kilogrm. Kohlensäure × 0,2164 (Schinz) = 0,05951
0,6853 Kilogrm. Stickstoff × 0,2440 (Schinz) = 0,16721
Die Summe beträgt mithin 0,22672 und die im Herd herrschende Temperatur bestimmt sich
folglich auf 600/0,22672 = 2646° Cels.
Mit dieser Temperaturhöhe, bei welcher übrigens die latente Wärme des voraussichtlich
vorhandenen Wasserdampfes in den Gasen nicht in Abrechnung gebracht worden ist
(dieselbe ist von jenen 600 W. E. abzuziehen), lassen sich die producirten Gasmengen
und ihre Geschwindigkeit corrigiren.
Einen constanten Druck vorausgesetzt, berechnet sich das
Volumen der Gase bei einer Temperatur t auf V₂ = V₁(1 +
3δt₂)/(1 + 3δt₁), wenn δ den
Ausdehnungscoefficienten für die Länge vorstellt.
Setzt man δ = 0,001222, t₁ = 0, t₂ = 2646°, V₁ = 0,632 Kubikmeter, so ist V₂ = 7,2034 Kubikmeter.
Bezeichnet man weiter mit Q den Querschnitt des
Ofenschachtes in Quadratmetern, so ergibt sich als Anfangsgeschwindigkeit der Gase innerhalb des aufgeschichteten
Brennstoffes v₁ = V₂/(0,2146Q) für alle beliebigen
Stückgrößen des Brennstoffes. Für 1 Quadratmeter Querschnitt ist z.B. v₁ = 33,709.
Vergleicht man diese Geschwindigkeit der Verbrennungsproducte mit den weiter oben für
dieselben Modalitäten entwickelten hypothetischen Eintrittsgeschwindigkeiten der
Verbrennungsluft, so sieht man sofort, welche Spannung im Ofen herrschen muß und wie
hoch man die Pressung des einzuführenden Windes steigern muß, um nicht nur die
innere Pressung zu überwinden, sondern auch noch so viel Luft in der bestimmten Zeit
einzublasen, als zur Verbrennung erforderlich ist.
Die Spannung der Gase im Ofen ist selten gemessen worden; man kann sie aber aus der
Stromgeschwindigkeit berechnen, wenn man sich der einfachen Formel p₀ = v₁²/g bedient, also alle
Rücksichten auf Temperatur u.s.w. vernachlässigt.
Den obigen Werth für v₁ einsetzend, für g aber 9,81 Met., erhält man als Druckhöhe, in einer Säule von Verbrennungsproducten ausgedrückt,
115,83 Meter, also einen Ueberdruck in Wasser von (p₀ . 933,3)/673000 = p⁰/710,3 =
0,163 Metern oder ca. 6 Zoll.
Dieser durch die Expansion der Gase im Ofen hervorgerufene geringe Druck ist ohne
Beziehung zu dem hypothetischen Druck, welcher der Eintrittsgeschwindigkeit der
Verbrennungsluft correspondirt, muß demselben aber zur Erreichung der wirklich
auszuführenden Verbrennung (die Consumtion von 1/6 Pfd. Kohlen pro
Secunde immer noch vorausgesetzt) hinzugefügt werden und ergibt sodann den
summarischen Druck p in dem Apparate.
Die allgemeine Formel würde hiernach lauten: p = p⁰ + (v)² /g, wo v =
dem schon früher auf Y/(0,2146 M₁) bestimmten Weg der Verbrennungsluft pro 100 Pfd. Kohle;
g = der Secundenpendellänge;
p₀ = dem oben ermittelten Gasdruck
entspricht.
Da für v eine ganze Reihe von Werthen bestimmt sind, so
kann man sich den, allen einem Beispiel zu Grunde liegenden Verhältnissen
entsprechendsten aussuchen und einsetzen. Für die Kohkssorte z.B. welche 200 Pfd.
pro Tonne wiegt und dem von Schinz angewandten Material am ehesten entspricht, ergibt sich für die
Stückgrößen von 3–6 Zoll incl. eine
durchschnittliche Geschwindigkeit von 679 Metern pro 100
Pfd. Kohks, also etwa pro 10 Minuten.
Pro Secunde ergibt sich daraus eine Geschwindigkeit von
1,13 Met. bei hinreichend freiem Luftzutritt, wie ihn die früher berechneten
Düsenquerschnitte voraussetzen. Ist man durch constructive Rücksichten gezwungen,
mit engeren Luftzuführungen zu arbeiten, so steigert sich natürlicherweise die
Geschwindigkeit.
(v)² /g ist hiernach =
0,11519 Met. Luftsäule und = (0,11519 . 858,3)/662400
Meter Wasser oder 0,00014926 Meter, also ein nicht mehr meßbarer Ueberdruck.
Dieses Ergebniß ist insofern von Wichtigkeit, als es zeigt daß die Luftzufuhr an sich keines Ueberdruckes bedarf, und daß es nur die
Spannung der Ofengase sowie deren Bewegungshindernisse sind, welche dem Gebläsewind
entgegen wirken und eine bestimmte Spannung desselben erforderlich machen, abgesehen
von der etwaigen Verkleinerung der Düsenquerschnitte.
Während Schinz zur Bewegung der Gase den Effect eines
Gebläses oder einer Esse voraussetzt und aus der Geschwindigkeit der Gase, welche
eher bekannt seyn dürfte als die entsprechende Manometerdruckhöhe, die letztere
berechnet, sollen hier, von der früher geschehenen Annahme einer bestimmten
Kohlenstoffverbrennung pro Zeiteinheit ausgehend,
zunächst die Reihe der Widerstände betrachtet und ihre Einzelwerthe berechnet, dann
auf die erfahrungsmäßigen Verhältnisse bezogen werden.
Die Widerstände, welche die gefundene Druckhöhe fast
vollständig consumiren, berechnen sich nach Schinz
folgendermaßen:
Die Reibung, für welche die Formel (K . CF)/(4S) . p =
p₁ gilt, erfordert die Kenntniß der Elemente:
K = des Reibungscoefficienten, CF = der Reibungsfläche (in diesem Fall die
Contactfläche) und S = des Zwischenraumes zwischen den
Kohks.
K wird von Schinz = 0,024 angegeben; für CF haben wir nach früheren Ermittelungen 1/600(M₁) = 100M/600P, wo für M die
Oberflächensumme pro Tonne und für P das Tonnengewicht in preuß. Pfunden einzusetzen
ist.
Es ergeben sich daraus folgende Werthe von CF in
Quadratmetern:
Textabbildung Bd. 199, S. 383
Tonnengewicht; für eine Stückgröße
von
Die Summe der Zwischenräume S zwischen den Kohksstückchen
ist = 0,2146 Q, wenn Q den
Querschnitt des Ofens bedeutet. Je größer derselbe ist, um so
kleiner wird die Reibung nach der obigen Formel für p₁, wo S (ein Bruchtheil von Q) im Nenner steht. Es geht daraus der Vorzug weiterer
Oefen hervor, sobald es sich lediglich um diesen einen Punkt handelt. Ganz besonders
ist die Anlage weiter Oefen vortheilhaft, wenn es sich um leichte und poröse Kohks
handelt, wo die Reibung pro Verbrennungseinheit
(Brennstoffgewicht) an sich zum Wachsen geneigt ist.
Rechnet man, um ein Beispiel auszuführen, den Ofendurchmesser für die Leistung von 60
Ctr. pro Stunde auf 2 1/2 Fuß oder abgerundet 0,785
Meter, so beträgt der Ofenquerschnitt
Q = 0,483982 Quadratmeter und
S = 0,2146 Q = 0,1038 Quadratmeter.
Auf 1/6 Pfd. Kohksfüllung würde demgemäß die Reibung betragen:
p₁ = p . (0,024 CF)/ 0,4152, wo für p
auch die wirkliche Spannung im Ofen, wenn derselbe in vollem Betrieb ist, eingesetzt
werden kann.
Diese Spannung beträgt nach den früheren Ermittelungen für Kohks von 200 Pfd.
Tonnengewicht, im Mittel nur 0,163 Meter oder 6 Zoll Wasser, vorausgesetzt daß die
Verbrennungsluft selbst ohne Druck eintritt; für CF nimmt man das Mittel der vier Stückgrößen
0,005218, so daß sich p₁ dann
= 0,163 . (0,024 . 0,005218)/0,4152 Meter
= 0,000049164 Meter berechnet.
Die wirkliche Summe an Reibungsverlusten, den Inhalt des Ofens = P₁ gerechnet, ist aber p₁ . P₁ . 6. Rechnet man die
Füllung eines Ofens (bei 8 Fuß Totalhöhe und 2 Fuß Gestellhöhe, also 6 Fuß = 1,883
Met. wirkliche Schmelzsäule und 2 1/2 Fuß = 0,785 Met. Durchmesser) auf ca. 4 Tonnen = 800 Pfd., so ergibt sich an
Reibungsverlusten, indem man die Eisenstücke der Schmelzsäule gleich groß mit den
Kohksstücken voraussetzt, der Maximalwerth von p₁
. 4800 = 0,23594 Metern Wasserdruck, welcher somit die Gasspannung des Inneren weit
überwiegt, bei einer dadurch bewirkten Verminderung derselben aber auch selbst rasch
herabsinkt.
Die Verlustsumme durch Umbiegungen, p₁₁, berechnet Schinz nach der
Zahl von Kugelschichten, welche im Herd übereinander liegen, und hier tritt noch
mehr als bei den Reibungsverlusten die Rücksicht auf den Ofendurchmesser auf. Je
größer dieser ist, um so geringer ist die Schichtenhöhe.
Einen ähnlichen Einfluß hat die specifische Schwere des Brennstoffes – da die
Kugelzahl in demselben Raum bei den leichten Brennstoffen für gleiches Gewicht
größer ist als bei den schweren.
Die Schinz'sche Formel x . p =
p₁₁ enthält in der Größe x die Kugelzahl, welche früheren Ermittelungen zu Folge
pro Tonne Kohks à
7 1/2 Quadratfuß
je
455
192
98
57
für die Durchmesser von
beziehungsweise
3 Zoll
4 Zoll
5 Zoll
6 Zoll
betrugen.
Berechnet man x für 100 Pfd. Kohks überhaupt, so findet
man in runden Zahlen:
Textabbildung Bd. 199, S. 384
für das Tonnengewicht von; für die
Stückgrößen von; im Durchschnitt
Die Zahl der übereinander liegenden Kugeln wäre alsdann genau genommen – einer
der obigen Zahlen, dividirt durch die Zahl einer Schicht, weniger der Anzahl
derer welche nebeneinander die unterste Lage bilden und keine Ablenkung verursachen
können.
Unter Bezugnahme auf dasselbe Ofenbeispiel, das vorher gewählt wurde, stellt sich die
Kugelzahl bei 4 Tonnen = 800 Pfund Inhalt überhaupt auf durchschnittlich 808 (das
Eisen in gleich großen Stücken vorausgesetzt). Der Querschnitt des Schachtes von 2
1/2 Fuß = 785 Millimet. Durchmesser beträgt circa 4,9
Quadratfuß; rechnet man pro Quadratfuß ca. 9 Kugeln, so liegen in einer Schicht etwa 44,1
Kugeln, welche in jene 808 zu dividiren seyn würden.
Es bliebe also x = (808 – 44,1)/44 oder 17,4
x . p = 0,163 . 17,4 = 1,836 Meter, wenn p hier wiederum nur die Spannung
der sich erhitzenden Verbrennungsproducte im Ofen bedeutet. Von einer Esse
oder einer anderen den Zug befördernden Vorrichtung ist hierbei ganz abgesehen,
während Schinz die betreffende Wirkung an seinem Versuchsapparate vollkommen in Rechnung zieht. Für
Gießereizwecke wie überhaupt für metallurgische Arbeiten ist es genügend, wenn die
Gase ohne jede andere Geschwindigkeit den Ofen verlassen als die vermöge ihrer
höheren Temperatur ihnen innewohnende.
Von den beiden Verlustwerthen, welche für Reibung und Umbiegung gefunden
worden sind, kann indessen nur die Hälfte zur wirklichen Berechnung kommen, da für
jede Schicht Brennstoff sich die Wege der Gase, mithin die Werthe der Contactflächen
und die Zahl der Umbiegungen vermindern.
Einer Spannung von 0,163 Metern = 6 Zoll Wasser würden im vorliegenden speciellen
Fall entsprechen:
a) ein Reibungsverlust von 0,23594/2 = 0,11797
Metern;
b) ein Umbiegungsverlust von 1,8364/2 = 0,9185
Metern.
Der Spannung von 0,163 Metern, welche die Gase ohne jene Hindernisse besitzen müßten,
treten Widerstände von zusammen: 1,03647 Meter Wassersäule entgegen. Der Gebläsewind
muß also eine Maximalspannung von 1,03647 – 0,163 Metern = 873 Millimet. oder
über 33 Zoll Wassersäule besitzen, um das freie Austreten der Gase aus der Gicht,
ohne eine andere Spannung als die früher angedeutete, zu bewirken.
Diese Pressungshöhe ermäßigt sich indessen abermals, wenn man bedenkt daß die nach
unten zu vorangeschrittene Verbrennung der Kohks das Kleinerwerden der Stücke,
folglich auch die Verminderung der Contactflächen und der Umbiegungsverluste,
dagegen die Erweiterung der Zwischenräume nach sich zieht und daß die Widerstände
der Schachthöhe proportional vom Gestell nach der Gicht zu, etwa von O bis zum gefundenen Maximalwerthe wachsen. Es würden
sich die Verluste also wiederum auf die Hälfte, d.h. 0,51823 Meter reduciren.
Eine weitere aber nicht berechenbare Reduction erfahren sie dadurch, daß bei scharf
gehenden Oefen durch das Schmelzen der Roheisenstücke (die zur Vereinfachung der
Rechnung hier wie Kohksstücke angesehen worden sind) die Contactflächen und die
Bildung der Gascanäle in energischer Weise modificirt werden.
Wie weit dieser Einfluß geht, ist schwer zu entscheiden, da die praktischen
Roheisenschmelzer den Beginn der Schmelzzone nicht übereinstimmend zu bezeichnen
vermögen und die Apparate sich darin auch ungleich verhalten.
Es folgt daraus, daß ein Gebläse welches der ausgerechneten
Maximalwindpressung in seinen Leistungen entspricht, nie in vollen
Anspruchgenommen zu werdenbraucht, um so weniger, da noch die Wirkung des
Ofens selbst als Esse und der ihm eventuell aufgesetzten kurzen Esse von
30–35 Fuß hinzukommt, um die Widerstände abzuschwächen, eventuell ganz
aufzuheben.
Bei den Versuchen von Schinz erschienen die gefundenen
Größen des Essenzuges einerseits und die Summe der Widerstände (einschließlich der
Essenreibung) andererseits, bis auf geringe Differenzen äquivalent.
Ohne diese Resultate auf die Praxis direct übertragen zu wollen, können wir doch
behaupten, daß für den von uns betrachteten Schachtofen (die gegenseitigen
Verhältnisse der Reibungsverluste, wie sie aus den Schinz'schen Versuchen mit ziemlicher Uebereinstimmung hervorgehen,
vorausgesetzt) der Zug des Ofens schon allein im Stande
ist, die inneren Widerstände zu besiegen. Auf der
Richtigkeit dieser Behauptung beruhen die vielfachen Versuche, welche mit Erfolg in
der Richtung stattfanden, bei den Gießereischachtöfen das Gebläse durch den Zug zu
ersetzen.
Demnach wäre eine Windpressung welche der ursprünglichen Gasspannung im Ofen
äquivalent ist, zum Betrieb bereits genügend, sobald es möglich ist, die
Windzuführungen wie sie früher für atmosphärische Spannung berechnet wurden, dem
gefundenen Winddruck entsprechend modificirt, beizubehalten.
Im Anschluß an die vorhergehenden Berechnungen lassen sich die Fragen der Wärmeabsorption durch Wind und
Gase am besten behandeln, um auch diese Verlustquellen festzustellen, die
freilich einen anderen statischen Factor, die Wärmeentwickelung des Apparates betreffen. Nach den früheren Berechnungen
producirten die pro Secunde verbrannten 83,333 Grm.
Kohks mit circa 75 Grm. C gehalt etwa
0,1466
Kubikmeter
CO²
0,5266
„
N
also zusammen 0,6732 Kubikmeter Gase von etwa
2646°C.
Die producirte Wärmemenge belief sich dagegen auf 600 W. G., von denen ein Theil
durch die Winderhitzung resp. die
der Gase, ein anderer Theil durch die Schmelzung des
Roheisens und ein dritter durch Strahlungsverluste absorbirt werden mußte.
Die zur Verbrennung nothwendigen 858,3 Gramme = 0,6624 Kubikmeter Luft bedürfen zu
ihrer Erhitzung auf die obige Gastemperatur eines Wärmequantums von W = Qwt, wo Q die Gewichtsmenge, w der
Coefficient der specifischen Wärme, t die verlangte
Temperatur bedeutet.
W ist hiernach = 0,8583 . 0,2370 . 2646° = 536
Wärmeeinheiten, ein Quantum welches sich durch Aufnahme des Kohlenstoffes bis zu 600
in den Gasen steigert. Hiernach bliebe nichts für die Roheisenschmelzung übrig;
bedenkt man aber, daß die erhitzten Gase nicht mit der gefundenen Temperatur, also
2646°, den Ofen verlassen, sondern mit 10–15 Proc. dieser Wärme, so
ergibt sich eine Wärmemenge von 510–540 Wärmeeinheiten, die innerhalb des
Ofens verwendet werden, also zur successiven Erwärmung des Brennstoffes auf die den
Verbrennungsgasen entsprechende Temperatur und zur Schmelzung des Roheisens
dienen.
Eine Controlle hierfür ergibt die Berechnung der für Brennstoffvorwärmung und
Eisenschmelzung consumirten Wärmemengen, bezogen auf die bereits früher ermittelte
Temperatur von 2646°, als der in den Gasen herrschenden Hitze. Die bei dieser
Rechnung benutzten Werthe für die specif. Wärmeeffecte verschiedener Materialien
sind der von Schinz (a. a. O. S. 32) gegebenen Tabelle
entnommen.
Die Wärme zur Vorbereitung der Kohks ist hiernach:
WI = 2646 . 0,083
. 0,651135 = 143,58 W. E.
Die zum Roheisenschmelzen aufgewendete dagegen:
WII = 2646 .
0,833 . 0,166469 = 367,06 W. E.
Der Leitungsverlust in den Ofengasen selbst kann =
WIII = 60 bis 75
Wärmeeinheiten (10 bis 15 Proc. der überhaupt producirten Menge) angenommen
werden.
Es bleiben mithin noch 15 bis 30 W. E. zurück, welche zur Compensation für
Strahlungsverluste, Wärmeverluste durch Wassergehalt der Luft u.s.f. verwendet
werden.
Alle vorhergehenden Schlußfolgerungen sind unter der Annahme gemacht worden, daß die
Luft und die Gase des Ofens nur so viel Spannung besitzen, als erforderlich ist, um
den Widerständen aller Art zu begegnen. Alle Umstände ändern sich aber, sobald, wie
dieses in der Regel und namentlich bei älteren Ofenconstructionen der Fall ist, der
Wind stärker gepreßt wird und in dünnen Strahlen das Innere des Ofens erreicht.
Jede Zunahme an Pressung steigert die Verbrennungsenergie
dadurch, daß in dem Verbrennungsraum die Gase ebenfalls comprimirt werden und
die in ihnen bereits vorhandene Wärmemenge, auf einen geringeren Raum reducirt,
den Temperaturgrad erhöht, also den pyrometrischen Effect der Verbrennung
steigert. Diese Steigerung wirkt natürlich auch auf die herabrückenden
Brennstoffe und beschleunigt das Eintreten der Entzündungstemperatur.
Berechnet man nach der von Schinz (a. a. O. S. 24)
aufgestellten Formel T11= W/w (1 + p/B),
wo W die vorhandene Wärmemenge, w den Coefficienten der specifischen Wärme der Verbrennungsproducte und
B den Barometer-, p den Manometerstand bezeichnet, – die gesteigerte Temperatur für
den mehrerwähnten Kupolofen von 30 Zoll Weite und 8 Fuß Höhe, so ergibt sich
zunächst für den Druck der Gase von 0,163 Meter Wasser eine Temperaturzunahme von
0,163 W/10,308 w =
32,6° C.
Nimmt man den enormen Druck von 20 Pfund an, welchen Bessemer für seine neuen Hochdruckapparate zu verwenden beabsichtigt, so
ist die ganze Formel T11= W/w (1 + 20,000/14,661) = 2646° +
3609,8° = 6255,8°.
Praktisch ist diese Temperatursteigerung nur bis zu einer gewissen Grenze
auszunutzen, da mit einer solchen Zunahme sich auch die Verluste steigern, welche
wiederum Wärmemengen absorbiren.
Eine Wärmeproduction findet überhaupt nicht dabei statt, sondern die Wirkung einer
gesteigerten Pressung ist nur local und macht sich vorzugsweise durch eine
energische Verbrennung geltend. Ebenso werden aber auch andere chemische Beziehungen dadurch enger geknüpft und namentlich in erster Linie die
Reduction der erdigen Gemengtheile der gesammten Beschickung und die Ueberführung
der Radicale in das Roheisen erleichtert.
Trotzdem wird man aber auch bei den Gießereiöfen mit einer gewissen Spannung
arbeiten, da der Widerstand der Schmelzsäule überwunden werden muß, um der
hinreichenden Luftmenge den Zutritt zum Inneren des Ofens und die Bildung von
möglichst viel Kohlensäure möglich zu machen. Die Grenzen der der Luft zu gebenden
Spannung wird man nach dem Vorhergehenden auf 6 und 15 Zoll Wassersäule annehmen
können. Das geringste Maaß der Pressung, also 6 Zoll entspricht ja der Gasspannung
des Ofeninneren und spielt die Rolle einer Fundamentalgröße, die zunächst ermittelt
werden mußte.
Es ist von Interesse, dieses Resultat mit denen directer Beobachtungen und Messungen
zu vergleichen, welche in Bezug auf die Spannungen im Inneren der Hohöfen von
verschiedenen Seiten gemacht worden sind.
Rinman in Schweden und Tunner
in Oesterreich haben Versuche angestellt, wornach 6 bis 24 Millimeter als Ausdruck
für die Pressung des Inneren eines Hohofens hervorgingen (man vergl. Percy-Wedding's
Eisenhüttenkunde, 2. Abtheilung S. 187). Was die Ursachen anbetrifft welche sich
daselbst angegeben finden, so treffen sie wesentlich mit denen zusammen, die hier
angeführt worden sind, wozu bei dem Hohofen noch die stärkere Pressung des Windes
tritt. Indessen wird dieselbe ihrerseits durch die engeren Querschnitte des
Gestelles bedingt; – auf ein durchschnittliches Horizontalprofil bezogen,
sinkt ihr Einfluß auf die bleibende Spannung der Ofengase fast bis auf Null herab
und wirkt nur zur Beseitigung der Widerstände.
Jene 6 bis 24 Millimeter geben circa 3,4 bis 13,6 Zoll
Wassersäule, also im Mittel 8,5 Zoll, die nur um ein Geringes den Druck im Inneren
der Gießereischachtöfen übertreffen.
Die Verbreiterung der Schmelzsäule oberhalb des Gestelles, der Einfluß der Rast, mag
lockernd und vertheilend auf die Massen einwirken, und das Verhältniß der
gegenseitigen Schmelzsäulenhöhen, in der Ofengasspannung nicht recht zum Vorschein
kommen lassen.
Jedenfalls wird man, worauf schon J. v. Hauer und
neuerdings Ledebur hinwiesen, bei der Berechnung der
Windmenge nach Düsenquerschnitt und Manometerdruck an der Windleitung, eine bisher
vernachlässigte Correction eintreten lassen müssen und nur die Differenz der
Spannung des Inneren von Ofen und von Windleitung zur Berechnung ziehen dürfen.
Da, wie aus den Zusammenstellungen dieses Aufsatzes zu ersehen war, die Wärmeverluste durch
Strahlung des Ofenmantels, durch Binden der Wärme an Wasserdampf und durch etwaige
Dissociationserscheinungen, nur unbedeutende seyn können, indem nur 14 bis 20
Wärmeeinheiten von 600, also 2,3 bis 3,3 Proc. dafür übrig blieben, so kann man
dieselben in der Voraussetzung daß alle Veranlassungen zu besonderen Verlusten
dieser Art bei der Construction des Ofens selbst vermieden werden,
vernachlässigen.
Sie treten bei dem Schachtofen überhaupt mehr zurück, während bei den Flammöfen
denselben eine größere Wirksamkeit gegeben ist, die in der verschiedenen
Construction und dem verschiedenen Princip sich begründet. Von hervortretender
Wichtigkeit ist demnach bei dem Schachtofen der Eisengießereien die Einwirkung der Schmelzsäule, in ihrer ganzen
Beschaffenheit, auf den Verbrennungsproceß – also nach Stückgröße, Schwere und Gehalt an
Kohlenstoff. Daran knüpft sich die variable Größe der verschiedenen
Widerstände jeder Art und der Wärmeverluste, welche auf das Aeußerste zu reduciren
jedes Technikers eigentliche Aufgabe seyn soll.
Soweit sich mit Hülfe möglichst durchschnittlicher Resultate aus der Praxis, aber
ohne directe Messungen und Versuche der Frage nahe treten ließ, ist es hier
geschehen, doch muß erst die Vervollständigung durch technischerseits angestellte
Ermittelungen abgewartet werden, ehe ein wirklich endgültiges Urtheil gesprochen
werden kann.