Titel: | Ransome's neuer Kunststein. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CVI., S. 409 |
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CVI.
Ransome's neuer Kunststein.
Ransome's neuer
Kunststein.
Wir haben früher mitgetheilt,Polytechn. Journal, 1869, Bd. CXCII S. 121. daß F. Ransome in London künstliche Steine in der
Weise herstellt, daß er Sand, theilweise mit einem kleinen Zusatz von gemahlenem
kohlensaurem Kalk, mit kieselsaurem Natron (Wasserglaslösung) und diese Masse dann
mit Chlorcalciumlösung behandelt, wobei einerseits kieselsaurer Kalk und
andererseits Chlornatrium entsteht. Der kieselsaure Kalk dient zur Verbindung der
Sandtheile zu einer harten, widerstandsfähigen Masse, während das Chlornatrium
ausgewaschen wird. Dieses Auswaschen ist nun als ein Nachtheil des Verfahrens,
namentlich bei Herstellung großer Blöcke, anzusehen, da es bei sorgfältiger
Ausführung viel Zeit erfordert, während bei nachlässiger Auswaschung leicht
Ausblühungen von Chlornatrium entstehen, welche das Aussehen des Steines, wenn nicht
dessen Festigkeit und Dauerhaftigkeit, beeinträchtigen. (Auf H. Bessemer's Rath hat man neuerdings
das Auswaschen durch den Luftdruck unter Herstellung eines luftverdünnten Raumes zu
beschleunigen gesucht.) In Folge dessen hat sich Ransome
bemüht, das Auswaschen überflüssig zu machen, und ist so zu folgendem Verfahren
gelangt: Aus einem Gemisch von gewöhnlichem Sand, Portlandcement, gemahlenem
kohlensauren Kalk und etwas Kieselerde, welche in Aetznatron bei gewöhnlicher
Temperatur löslich ist,Solche Kieselerde kommt in England z.B. bei Farnham vor (Farnham stone). stellt er mit Natronwasserglas eine Masse dar, die genügend lange plastisch
bleibt, um leicht beliebige Formen auszufüllen, allmählich aber hart wird und in
einen harten Stein übergeht, welcher der Hitze und Kälte widersteht, gegen
Feuchtigkeit vollständig undurchdringlich ist und nach den bisherigen Erfahrungen
mit der Zeit immer mehr an Härte zunimmt.
Die hierbei stattfindenden chemischen Reactionen erklärt Ransome in folgender Weise. Wird der Portlandcement, der aus kieselsaurer
Thonerde und Kalk besteht, mit Natronwasserglas zusammengebracht, so zersetzt sich
letzteres der Art, daß seine Kieselsäure mit dem Kalk des Portlandcements
kieselsauren Kalk gibt, während Aetznatron frei wird. Letzteres verbindet sich aber
sofort wieder mit der löslichen Kieselerde, die einen Bestandtheil der Masse bildet,
und gibt so wieder kieselsaures Natron, das wieder durch den Kalk des
Portlandcements zersetzt wird etc. Würde bei jeder Zersetzung des kieselsauren Natrons die gesammte
Menge Aetznatron frei, so würde der beschriebene Proceß so lange vor sich gehen, als
lösliche Kieselsäure vorhanden ist, mit der sich das Aetznatron verbinden kann, oder
bis kein unverbundener Kalk mehr vorhanden ist, um das kieselsaure Natron zu
zersetzen. In Wirklichkeit aber scheint nicht das ganze Aetznatron jedesmal wieder
frei zu werden, vielmehr scheint ein Kalknatronsilicat zu entstehen, von dem eine
kleine Menge bei jeder Zersetzung zurückbleibt. In Folge dessen wird allmählich die
ganze Menge Aetznatron gebunden.
Mittelst dieses Verfahrens stellt Ransome marmorartige
Steine und durch Zusatz von Quarzstückchen und etwas Eisenoxyd granitartige her, die sich sehr gut poliren lassen, während sie vor den
natürlichen den Vorzug haben, daß sie sich leicht in jede beliebige Form bringen
lassen. (Nach Engineering, Januar 1871, S. 31; deutsche
Industriezeitung Nr. 8.)