Titel: | Das zum Vergleichs-Schießversuche mit dem Fosberry-Mitrailleur gestellte verbesserte Gatling-Geschütz. |
Fundstelle: | Band 199, Jahrgang 1871, Nr. CXXIII., S. 451 |
Download: | XML |
CXXIII.
Das zum Vergleichs-Schießversuche mit dem
Fosberry-Mitrailleur gestellte verbesserte Gatling-Geschütz.
Nach Engineering, December 1870, S.
449.
Mit Abbildungen auf Tab.
XI.
Ueber das verbesserte Gatling-Geschütz im Vergleich mit dem
Frosbery-Mitrailleur.
Unter Hinweisung auf die früheren Parallel-Schießversuche zwischen dem Fosberry-Mitrailleur und verschiedenen Vorder-
und Hinterladungs-Feldgeschützen, sowie Martini-Henry- und Snider-Gewehren
Mitgetheilt im polytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVIII S. 289 und in diesem Bande S. 44 (erstes Januarheft 1871)., bespricht obengenannte Quelle das durch
Dr. Richard J. Gatling von
Indianapolis (Vereinigte Staaten) erfundene Batterie-Geschütz als zuletzt eingegangenen, in seinen Resultaten
aber alle übrigen übertreffenden Concurrenten; darnach sind die unter dem Präsidium
des Genie-Obersten Wray abgeführten betreffenden
Schießversuche bereits Gegenstand eines vom Comité dem Kriegsministerium
eingereichten Berichtes geworden, welcher auch dem Ober-Commando und den
Lords der Admiralität überwiesen wurde. Unsere Quelle bemerkt:
„Bis jetzt ist nicht mit Sicherheit bekannt geworden, welche Waffe das
Comité für den Dienst zu adoptiren vorgeschlagen hat; wir haben aber
allen Grund zu glauben, daß hierzu das Gatling-Geschütz empfohlen worden ist, umsomehr als bereits die
Herstellung und Verausgabung an die Truppen von zwölf dieser Geschütze befohlen
wurde, um damit die Bestätigung der zu Shoeburyneß erhaltenen Schießresultate zu
erzielen. Die Anfertigung dieser Geschütze erfolgt auf den Werken zu Elswick von
Sir William
Armstrong
and
Comp., gegenwärtig Repräsentanten der
(amerikanischen) Gatling-Geschütz-Gesellschaft für England.
„Die Hauptresultate der von genannter Commission angestellten und in ihren
Berichten detaillirt enthaltenen Schießversuche sind zu unserer Kenntniß
gelangt, und wir können daher hinsichtlich der bei den vier schwereren Waffen
verwendeten Munition und damit erzielten Treffer mittheilen, daß das Gatling-Geschütz mit 492 Pfund Munition 2803
Treffer, der Fosberry-Mitrailleur mit 472
Pfund 1708, der 12 Pfünder mit 1232,5 Pfund 2286 und
der 9 Pfünder mit 1013 Pfund 2207 Treffer lieferte,
was offenbar zu Gunsten des Gatling-Geschützes
spricht. Diese dem Gatling-Geschütze
zugefallene größte Trefferzahl würde schon für sich unsere obige Annahme seiger
Bevorzugung durch die Commission rechtfertigen, wenn nicht andere Erwägungen von
mindestens eben so großer Wichtigkeit uns bestimmten, diesem Geschütze den
Vorrang vor dem Fosberry-Mitrailleur
einzuräumen; diese basiren auf der im wirklichen (amerikanischen) Kriege
erprobten Fähigkeit des Gatling-Geschützes,
strenge Prüfungen auszuhalten, und auf der Constructions-Vergleichung
beider Maschinen-Geschütze.
„Das erste Gatling-Geschütz wurde i. J.
1862 angefertigt, und damals zu Indianapolis, Cincinnati und Washington
öffentlich ausgestellt, auch in amerikanischen und europäischen Zeitschriften
besprochen. Im folgenden Jahre sendete Dr. Gatling durch den französischen
Artillerie-Major Maldon ein Schreiben mit
näheren Angaben über seine Erfindung an das französische Gouvernement; der
Kaiser wünschte dann von diesem Major weitere Details zu erhalten, welche Dr. Gatling auch lieferte und zugleich sein
Geschütz zum Kauf anbot, der aber abgelehnt wurde. Hiernach traten die
Mitrailleurs in Frankreich, Belgien, Preußen und Oesterreich auf, welche
sämmtlich auf dem Princip des Gatling-Geschützes beruhen, da der Mitrailleur im Allgemeinen
ebenfalls aus einer Anzahl zusammengestellter Läufe mit ebensovielen Schlössern
besteht.
„Dieses Geschütz ist in unserer Zeitschrift im März 1867 nach beigegebener
Abbildung im Detail beschrieben worden,Im polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXVII S. 200. zu der Zeit wo es zu Shoeburyneß der Prüfung unterzogen wurde. Seitdem
sind jedoch verschiedene Verbesserungen an ihm vorgenommen worden, durch welche
es wirksamer und brauchbarer geworden ist, daher wir im Folgenden mit Hinweis
auf die in letzterer Zeit damit vorgenommenen Detail-Aenderungen
neuerdings eine Beschreibung liefern.
„Das Gatling-Batterie-Geschütz
– in Fig.
5 nach einer uns von General Adye
mitgetheilten Photographie in perspectischer Ansicht dargestellt –
besteht aus einem Complexe von zehn Läufen, in Verbindung mit einem ausgekehlten
Patronenbringer und mit zehn Schlössern, welche Theile sämmtlich fest an einem
centralen Längenschafte befestigt sind. Die Auskehlungen des Patronenbringers,
die einzelnen Oeffnungen des Schloß-Cylinders und die Läufe sind an
Anzahl einander gleich. Jeder Lauf ist mit einem Schloß versehen, welches in
einer Kammer des Schloß Cylinders thätig ist, deren Achse mit der des
betreffenden Laufes zusammenfällt. Der Schloß-Cylinder ist mit einem
Gehäuse umgeben, welches mit einem Rahmenwerk in Verbindung steht, das längs
beider Seiten und quer vor der Stirn des Geschützes hinlaufend, in seinem
letzteren Theile das Korn trägt. Der in eine verticale Quertheilung des Gehäuses
eingefügte Haupt-Schaft trägt, wie bereits erwähnt, den
Schloß-Cylinder, den Patronenbringer sowie die Läufe, und ist an seinem
vorderen Ende auch in das vordere Rahmenstück eingefügt. An seinem hinteren Ende
ist in ihn das Triebwerk befestigt, dessen Kurbel rechts der Verschlußkammer
liegt, welche dieses Triebwerk umfassend, an ihrem hinteren Ende durch eine
Trauben-Platte geschlossen wird, die mit einer Oeffnung versehen ist,
durch welche hindurch die Schlösser sobald als nöthig herausgenommen und wieder
eingesetzt werden können. Diese Oeffnung läßt sich durch einen Stöpsel
besonderer Construction verschließen, welcher mit einer Kette an das Geschütz
befestigt ist. Am vorderen Ende der Verschlußkammer befindet sich, auf dem
Rahmenwerk ruhend,
eine ausgekehlte Platte, welche den ebenfalls ausgekehlten Patronenbringer
theilweise verschließt und dabei zugleich einen Trichter bildet, der zum
Einsetzen der Patrone vermittelst Speise-Hülsen (feed cases) in das Geschütz dient. Der Spannapparat der Schlösser ist
rechts des Schloßcylinder-Gehäuses an den Rahmen des Geschützes
befestigt, welcher letztere, mit Vorrichtung zur Höhen- und
Seitenbewegung versehen, auf einer Laffette ruht, die im Allgemeinen der für die
Feldgeschütze üblichen entspricht, in ihrer Detail-Construction jedoch
theilweise davon abweicht. – Die drei zu Shoeburyneß aufgestellten Gatling-Geschütze haben jedes zehn Läufe und
gehören den Kalibern von beziehungsweise 0,75 Zoll, 0,65 Zoll und 0,42 Zoll
an.
„Die Handhabung des Geschützes zu seinem Gebrauche ist sehr einfach: Ein
Mann setzt nämlich die mit Patronen gefüllten Speise-Hülsen in den
Ladetrichter ein, während ein anderer Mann die Kurbel dreht. Der durch das
Ineinandergreifen gezahnter Räder um seine Längenachse gedrehte Hauptschaft
führt dabei Schloß-Cylinder, Patronenbringer und Läufe mit sich herum,
wodurch die Patronen eine nach der anderen aus den Speisehülsen in die
Auskehlungen des Patronenbringers eintreten, von wo aus sie eine
Vorwärtsbewegung des Schlosses augenblicklich in die Ladungskammer des
betreffenden Laufes einführt, wo sie vermittelst des Spannapparates vom Schlosse
zur Entzündung gebracht werden. Die Rückbewegung des Schlosses nimmt bei
weiterer Geschützumdrehung dann auch die leergewordene Patronenhülse mit zurück,
welche letztere hiernach zu Boden fällt. Daraus ist ersichtlich, daß es nur vom
Gange der Geschützumdrehung abhängt, die Patronen in rascher Folge zur Ladung
und Abfeuerung, beziehungsweise deren leere Hülsen zum Wiederaustritt aus dem
Rohre zu bringen, daß also die ganze Operation des Patronen-Einsetzens,
Ladungskammer-Schließens, Patronen-Abfeuerns und Zurückziehens der
Patronen-Hülsen lediglich auf Fortdauer der Geschütz-Rotation
beruht. Hierbei ist zu bemerken, daß jedes Schloß während seiner Rotation mit
den Läufen auch zugleich eine umwechselnde Spiralbewegung ausführt, die es
während einer jeden Geschützumdrehung sich einmal vorwärts und einmal rückwärts
bewegen läßt. Die Feuergeschwindigkeit des Geschützes kann sehr gesteigert
werden; wir sahen 400 Schüsse in 58 Zeitsecunden abgeben, was einer lebhaften
Anwendung des Mechanismus entspricht. – Die Schüsse werden, wenn auch in
rascher Aufeinanderfolge, doch immer einzeln abgegeben, so daß der hierdurch
bedingte Rücklauf von dem Gewichte des Geschützes und der Laffette, sowie von
einer am Schwanz der letzteren angebrachten Vorrichtung gänzlich aufgehoben
werden kann.
„Mit dem Heranbringen der Patronen erfordert die Geschützbedienung, so
weit uns bekannt geworden ist, fünf Mann. Nummer Eins dreht die Kurbel; Nummer
Zwei setzt die Patronen-Speisehülsen in den Trichter; Nummer Drei reicht
Nummer Zwei diese Hülsen zu; Nummer Vier wahrt die richtige Lage der
Patronen-Speisehülsen im Ladetrichter bis zu ihrer stattgefundenen
Entleerung, und Nummer Fünf empfängt dieselben nach ihrer Entleerung. Dr. Gatling hat jedoch
diese Manipulationen sehr vereinfacht durch Einführung einer Ladetrommel, welche
den drei zu Shoeburyneß befindlichen Geschützen auch bereits hinzugefügt worden
ist, und bei deren Anwendung zur Handhabung des Geschützes inclusive regelrechter Anordnung der
Patronen-Speisehülsen-Lage nur noch ein
Mann mit einem Assistenten erforderlich ist, welcher letztere lediglich für das
Aufsetzen von mit Patronen gefüllten Ladetrommeln, an Stelle von leer
gewordenen, zu sorgen hat. Diese in ihren Details unten näher beschriebene
Einrichtung bildet eine wesentliche Verbesserung des auf Einsetzen der Patronen
vermittelst Speisehülsen basirten Systemes.
„Außer dem Gatling-Geschütze hat uns
General Adye auch eine perspectivische Ansicht des
Fosberry-Mitrailleur mitgetheilt, welche
nach der Photographie in Figur 14
wiedergegeben ist und die Vergleichung der äußeren Erscheinung beider Waffen
erleichtert. Die 37, außen sechskantig gestalteten, innerhalb einer Rohrhülse
zusammengefügten Läufe des Fosberry-Mitrailleur sind von vorn bis hinten hin offen und können
am hinteren Ende durch einen mit 37 Schlössern versehenen Verschlußblock
geschlossen werden. Nach Zurückziehung dieses Verschlußblockes vermittelst
Hebelwirkung kann die mit 37 Patronen gefüllte Ladeplatte (welche in der
Zeichnung dem Bedienungskanonier in die Hand gegeben ist) in den so gebildeten
Zwischenraum eingesetzt werden, wornach das Verschlußstück wieder vorzubringen
ist, um die Patronen dadurch in die Rohre einzusetzen (was aber erfahrungsgemäß
nicht immer gelingt) und zugleich die Schloßvorrichtungen zur Spannung gelangen
zu lassen, aus der sie hiernach durch den Abfeuerungshebel, welcher die Bewegung
einer gezahnten Platte bewirkt, zum Abfeuern der Patronen übergehen. Rasche
Bewegung dieses Abfeuerungshebels kann dabei alle 37 Patronen fast gleichzeitig
zur Explosion bringen, während durch langsamere Bewegung desselben das
Einzelfeuer erzielt wird. Ein continuirliches Feuer wie das des Gatling-Geschützes vermag der Mitrailleur aber
nicht abzugeben, wie auch kein Verlaß auf das richtige Eingesetztwerden seiner
Patronen ist, wovon wir mehrfach Gelegenheit hatten uns zu überzeugen, anderer
von selbst in die Augen springender Vergleichungspunkte gar nicht zu
gedenken.
„Die Verbesserungen welche dem Gatling-Geschütze seit d. J. 1867 zu Theil geworden sind, betreffen
theils das Rotations-Triebwerk desselben, theils das Vorschieben und
Zurückziehen seiner Schlösser und deren Spannvorrichtung, endlich theilweise
auch das Zahnräderwerk, welches die Herstellung einer continuirlichen
Seitenbewegung des Geschützlauf-Complexes zu bewirken hat. Die letztere
Einrichtung war dem Geschütze, dessen Photographie wir unsere perspectivische
Ansicht entnommen haben, noch nicht gegeben worden, indem anfänglich nur an den
kleinsten der zu Shoeburyneß aufgestellten Geschütze diese Einrichtung und die
Ladetrommel angebracht worden waren.
„Die älteren Geschütze wurden bekanntlich durch ein großes Zahnrad nebst
an dessen Kurbelwelle befestigtem Getriebe zur Rotation um den Hauptschaft
gebracht, wobei der Kurbelarm seine Stelle an der Geschütz-Außenseite
hatte. – Figur 6 stellt nun die Frontansicht einer durch eine Schraube ohne
Ende vermittelten Rotations-Vorrichtung des Gatling-Geschützes dar, wobei das gezahnte Rad A, auf dem äußersten Ende des
Haupt-Längenschaftes B dieser Waffe
befestigt, zwischen deren Querscheideplatte E und
deren Traubenplatte sich befindet. Dem Schafte C der
Schraube ohne Ende dient der hintere Theil des äußeren Gehäuses D zum Lager, aus welchem er rechts zur Aufnahme der
Kurbel und links zum Betrieb des automatischen
Seitenbewegungs-Mechanismus (welcher die seitliche Geschoßstreuung des
Rohrcomplexes zu vermitteln hat) vorsteht. Bei dieser Anordnung bleibt noch Raum
genug übrig, um der Diaphragma Platte E die Oeffnung
F zum Einsetzen und Herausnehmen der Schlösser
aus ihrem Gehäuse geben zu können. Dadurch ist dasselbe nach Fig. 7 auch ohne
vorherige Abnahme der Traubenplatte G des Geschützes
ausführbar, welche letztere zu diesem Zweck noch mit einer dem
Diaphragmaplatten-Einschnitt correspondirenden Oeffnung versehen ist, zu
deren beiderseitigem Verschlusse der von hinten her in sie einzusetzende Stöpsel
H dient. Letzterer trägt vorn einen Vorstoß,
dessen Arm I auf seiner unteren Seite mit der
Auskehlung j (Figur 7) versehen ist,
welche, wenn der Stöpsel schließt, als Fortsetzung eines in die hintere Kammer
eingeschnittenen Zuges erscheint, innerhalb deren die den hinteren Schloßenden
gegebenen Nasen von entsprechender Form umzulaufen vermögen, wobei, wenn ein
bestimmtes Schloß vermittelst der äußeren Handhabe desselben in die Linie des
Stöpsels gebracht worden, seine Nase also in die Auskehlung von dessen
Vorstoßarm eingetreten ist, dasselbe mit dem Stöpsel zum Auszuge gebracht werden
kann. Die Verbindung des Stöpselkörpers mit dem Vorstoßarm I wird hierbei durch einen dem ersteren gegebenen
Stift hergestellt, um welchen herum der letztere frei zu rotiren vermag. Zum Zurückziehen des
Stöpsels wird derselbe zunächst soweit gedreht, daß seine Nase K (Fig. 7) in den
betreffenden Einschnitt der Diaphragmaplatten-Oeffnung F (Fig. 6) eintreten
kann, wornach der Vorstoßarm des Stöpsels das auszuziehende Schloß mit zwischen
Stöpsel und Vorstoß liegender elastischen Feder nebst elastischem Polster
umfaßt, und zur Rückwärtsführung von Schloß und Vorstoß endlich eine oben nach
Form des letzteren ausgekehlte Röhre dient.
„Wir kommen nun zur Betrachtung der für das Spannen der Schlösser
bestimmten Einrichtung, welche in Figur 8, 9 und 10 theils
in der Vorder-, theils in der inneren Seitenansicht und theils in der
Daraufsicht dargestellt ist. – Früher wurde das Schloßspannen durch einen
Knopf bewirkt, welcher aus der Schloßlängen-Mitte hervorstehend, an der
Kante eines dem Inneren des Schloßgehäuses gegebenen Ringes wie auf einer
schiefen Ebene hinglitt. An Stelle dieser Einrichtung ist nunmehr die spiral
geneigte Spannplatte N (Fig. 8) getreten,
welche in solcher Weise aus der inneren Wand des Gehäuses D hervorspringt, daß dadurch das Schloß M
während seiner Vorwärtsbewegung gespannt wird, indem seine Feder mittelst der
Schloßnase a (Fig. 8) dabei eine
immer größer werdende Zusammenpressung erhält, welche sie, sobald das Schloß die
Platte N passirt hat, zum Vorschnellen des
Schloß-Schlagstiftes und somit zur Entzündung der Patrone veranlaßt. Die
Platte N steht in und mit dem Gehäuse D fest, während die bezeichneten Schloß-Nasen
zusammen mit dem Schloßcylinder rotiren, und es werden daher die verschiedenen
Schlösser successive zum Losschnellen gebracht, sobald sie jedesmal hinter den
abzufeuernden Läufen zu stehen kommen. – Die perspectivische
Geschützansicht Figur 5 zeigt, daß dieser Spannapparat auf dem Rahmen der rechten
Geschützseite steht. – Um ein seitliches Justiren der Spannplatte N zu ermöglichen, ist dieselbe mit einem Schlitten
i (Fig. 9 und 10) in
Verbindung gebracht, der in eine Rippe des Gehäuses eintretend, mit
entsprechender Oeffnung für das Excenter j (Fig. 9 und
10)
versehen ist, welches sich an der verticalen Spindel l befindet und so durch Drehung der letzteren den Schlitten i nach Belieben ein- oder auswärts schieben
läßt, wobei auch die Spannplatte N nach Belieben
ganz außer Berührung mit den Nasen der Schlösser gebracht werden kann, so daß in
letzterem Falle auch ohne die Schlösser schnappen lassen zu müssen, ein Geschütz
exercirt werden kann und dabei zugleich noch ein Schutz gegen unbeabsichtigtes
Losgehen der Schüsse gegeben ist; zu diesem speciellen Zwecke ist ein
Federbolzen am Gehäuse angebracht, der den Schaft l
und damit auch die Spannplatte N verläßlich entweder
in oder außer Beziehung zu den Schlössern des Geschützes treten läßt.
Der nächste, unsere Aufmerksamkeit beanspruchende Gegenstand ist die vertical
stehende Fülltrommel, welche aus einem cylindrisch geformten Metallrahmen besteht,
der rund um seinen Umkreis herum sechzehn radial zum Centrum gehende Eintheilungen
oder Gänge hat, von denen jeder 25 vertical in einer Linie übereinander gestellte
Patronen aufnehmen kann. Eine im Centrum der Trommel befindliche Oeffnung paßt auf
einen am äußeren Theile des Geschützgehäuses angebrachten Dorn, welchem gegenüber
sich der Fülltrichter befindet, durch den die Patronen in's Geschütz gelangen,
nachdem sie aus der Fülltrommel in den Fülltrichter durch Oeffnungen, welche sich am
Boden jeder Eintheilung des ersteren befinden, eingetreten waren. Links des
Fülltrichters befindet sich auf der Oberfläche des Geschützgehäuses eine Rippe, und
die Fülltrommel hat an ihrer unteren Fläche eine Reihe von Daumen-Ohren, so
daß der Bedienungskanonier zum Abfeuern des Geschützes nur mit seiner linken Hand
eines dieser Ohren auf genannte Rippe zu bringen hat, während seine rechte Hand
gleichzeitig die Kurbel dreht, worauf die Patronen einer Trommel-Abtheilung
successive in den Ladetrichter fallen. Sobald der Kanonier sieht, daß diese
Abtheilung geleert ist, hat er weiter nur die Trommel um ein Sechzehntheil ihrer
Peripherie zu drehen, damit das nächste Ohr über die Rippe kommt, und so
fortzufahren bis alle sechzehn Abtheilungen der Trommel erschöpft sind, in welchem
Falle sie mit einer gefüllten vertauscht werden kann. – Rechts der Trommel
befindet sich noch ein besonderer Schloßapparat, welcher dieselbe, sobald
augenblicklich nicht gefeuert werden soll, feststellen läßt.
Der einzige jetzt noch zu beschreibende Theil dieses höchst sinnreichen Mechanismus
besteht in der automatisch erfolgenden continuirlichen Seitenbewegung, welche dem
Geschütze bei anrückenden feindlichen Truppenkörpern zur Erzielung eines breiteren
Schußfeldes gegeben werden soll. Wir haben bereits gesehen, daß der Schaft der
endlosen Schraube des Rotations-Triebwerkes zur Vermittelung der betreffenden
Verrichtung aus der hinteren Kammer des Geschützes nach links hin hervorragt. Hier
ist in denselben nun eine rechts- und eine linksläufige Schraube
eingeschnitten, welche auf eine Gabel einzuwirken hat, die an einem verticalen
Ständer befestigt ist, welcher für sich wieder in eine Schiene des Geschützrahmens
eingreift. Der Ständer kann höher oder tiefer gestellt werden, je nachdem dieses die
Elevation oder die Depression des Geschützes erfordert, und er wird dann in seiner
jedesmaligen Stellung durch eine Schraube festgehalten. Sobald das Geschütz in
Thätigkeit gesetzt wird, machen auch die rechts- und die linksläufige
Schraube ihre Umdrehungen und ertheilen dadurch, auf die bezeichnete Gabel
einwirkend, dem Geschütze eine continuirliche Seitenbewegung, welche nach Bedürfniß sich verstärken oder
vermindern läßt, und so das Bestreichungsfeld des Geschützes gegen feindliche
Truppenstellungen zu erweitern, sowie gegen schmale Pässe zu verengern
gestattet.
„Die bei diesem Geschütze zur Verwendung kommenden Patronen sind ebenfalls
durch Dr. Gatling in
letzterer Zeit verbessert worden, wodurch deren Hülsen jetzt wiederholt geladen
werden können, während sie früher nach einer einzigen Abfeuerung unbrauchbar
waren. Diese neue Einrichtung zeigen die Querschnittsfigur 11, sowie die
Seitenansicht Fig. 12 und die untere Amboßansicht Fig. 13. Die Hülse
A hat im Centrum ihrer Basis eine Höhlung, in
welche der Amboß B eingesetzt ist, der darin durch
Umbiegung seiner Wandung O festgehalten wird,
welche, mittelst eines Stempels bewirkt, den Amboß gewissermaßen mit der
Patronenhülse zusammennietet. Der Amboß hat eine schmale
Längen-Aushöhlung und an seinem unteren Ende eine Rinne s, welche die Längenaushöhlung kreuzt und somit zur
Vervollständigung der Verbindung zwischen dem Inneren der Patrone und dem Feuer
des Zündsatzes dient. Sobald nämlich der Zündstift gegen das Centrum C des Patronenbodens anschlägt, wodurch der dort
befindliche Zündsatz mit dem Amboß in Contact gebracht wird, explodirt jener und
sendet seinen Feuerstrahl durch die Rinne s und die
Längenhöhlung x des Amboßes hindurch zur
Pulverladung der Patrone hin. – Der Theil G
(Fig.
11) der Patronenhülse besteht aus einem soliden Ring, von in die
Patronenhülse eingeschmolzenem Loth gebildet, welcher diese Hülse in solchem
Maaße verstärkt, daß nicht nur der Amboß durch den Zündstift nicht aus seiner
Lage verrückt, sondern auch ihr Boden selbst bei starken Ladungen nicht
zersplittert werden kann. Die Hülse besteht aus starkem Messing, hat einen
soliden Kopf und bildet an ihrer Schulter P (Fig. 11)
einen rechten Winkel mit der äußeren Hülsen-Mantelfläche, damit ein guter
Halt für den Patronen-Extractor gebildet wird. – Nach dem Abfeuern
ist nur das Hütchen C zu entfernen und durch ein
frisches zu ersetzen, um die Patronen wieder laden und von Neuem abfeuern zu
können.
„Wie man sieht, hat das Gatling-Geschütz
einen sehr vollkommenen Mechanismus. – Sollte bei derartigen Geschützen,
welche noch keine Ladetrommel haben, eine Störung im Füllen des Ladetrichters
eintreten, so kann derselbe abgenommen und dann rasch wieder in Ordnung gebracht
werden. Ebenso lassen sich etwa unthätig werdende Schlösser rasch durch die
Oeffnung der Traubenscheibe hindurch herausnehmen und auf demselben Wege durch
andere ersetzen. – Die Haupttheile des Geschützes sind genügend stark, um
den Gebrauch auszuhalten und Doppelstücke der kleineren Theile gehören zur
Ausrüstung, wohin nach Obigem auch ein Vorrath von Pulver und Kugeln etc. zur
Wiederladung der ausgezogenen Patronenhülsen gerechnet werden kann. –
Offenbar ist dieses Geschütz die vollkommenste Waffe ihrer Art, welche
gegenwärtig existirt, und wir haben nur noch den Vorschlag zu machen, daß ein
Stahlschirm mit Zielöffnung zum Schutze des auf dem Laffettenblock sitzenden
Bedienungs-Mannes quer am Geschütze befestigt werde.
„Schließlich wollen wir nicht unterlassen, Herrn Hauptmann Benton Zerbe, welcher mit der
Unterweisung in der praktischen Behandlung des Gatling-Geschützes in England beauftragt ist, für die uns
hinsichtlich der Verbesserungen desselben ertheilten Belehrungen zu
danken.“