Titel: | Ueber Gesteins-Bohrmaschinen und die Anwendung comprimirter Luft beim Grubenbetrieb. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. III., S. 7 |
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III.
Ueber Gesteins-Bohrmaschinen und die
Anwendung comprimirter Luft beim Grubenbetrieb.
Ueber Gesteinsbohrmaschinen und die Anwendung comprimirter Luft
beim Grubenbetrieb.
Der immer mehr sich fühlbar machende Mangel an Arbeitskräften hat die Aufmerksamkeit
der Grubenbesitzer, Tunnelbau-Unternehmer u. s. w. in letzterer Zeit lebhaft
auf die Gesteins-Bohrarbeit mittelst Maschinenkraft gelenkt und die Fortschritte welche man bereits mit dieser
Methode gemacht hat, berechtigen zu der Erwartung daß deren Anwendung bald sich
verallgemeinern wird. Es dürfte daher für die Leser dieses Journals von Interesse
seyn, eine kurze Darlegung der seitherigen Entwickelung der Maschinenbohrarbeit beim
Berg- und Tunnelbau in nachstehender Mittheilung zu erhalten.
Die meisten der bis jetzt bekannten Gesteins-Bohrmaschinen sind Stoßmaschinen
und beruhen auf der Verwendung comprimirter Luft als Motor. Wahrscheinlich steht
diesem System die größte Zukunft bevor, da die comprimirte Luft nebenbei zum
Betriebe unterirdischer Haspel, Fördergöpel, pneumatischer Pumpeneinrichtungen u.
dgl. sich eignet, und dafür in neuerer Zeit benutzt zu werden beginnt, namentlich
aber, da die Luft, nachdem sie in den Maschinen gewirkt hat, in den Grubenräumen
eine frische und kräftige Ventilation erzeugt, welche andere Hülfsmittel zur
Wetterführung ganz oder theilweise entbehrlich macht.
Mechanisch genommen ist es kein vortheilhaftes Princip, sich comprimirter Luft als
Zwischenmotor zum Betriebe von Kraftmaschinen zu bedienen, da durch den
Compressions-Proceß immer ein guter Theil des Nutzeffectes des ursprünglich
verwendeten Motors verloren geht. Trotzdem ist diese Art der Krafttransmission in
vielen Fällen, namentlich im Berg- und Tunnelbau, gerechtfertigt, da
hydraulischer Druck nur selten vorhanden oder nicht so leicht verwendbar ist als
Luft, der Dampf aber in
unterirdischen Räumen, seiner Wärme-Ausstrahlung, Condensation und
erstickenden Eigenschaft wegen, ein unzulässiges Hülfsmittel ist. Zieht man den sehr
schätzbaren Nebenvortheil der Ventilation in Mitbetracht, so erscheint die
comprimirte Luft für die meisten Fälle als das praktischste Medium zum Betriebe
unterirdischer Maschinen.
Schon bei Durchstechung des Mont Cenis-Tunnels, der ersten großartigen
Anwendung von Gesteins-Bohrmaschinen, hat man die in der Nähe vorhandenen
Wassergefälle zur Compression von Luft benutzt und mittelst der letzteren die
Bohrmaschinen betrieben. Man comprimirte die Luft auf etwa 5 Atmosphären Ueberdruck
mittelst horizontaler Pumpen, deren Kolben auf beiden Seiten mit einer Wassersäule
bedeckt waren, welche der abwechselnden Bewegung des Kolbens folgten und sich bei
ihrer Oscillation den Ein- und Ausströmungsklappen vollständig näherten.
Indem das Wasser in der Pumpe allmählich erneuert wurde, vermied man auf diese Weise
die starke Erhitzung der Pumpentheile, wie sie bei Compression der Luft auf hohen
Druck vorkommt, und reducirte gleichzeitig den schädlichen Raum in den Pumpen,
zwischen Kolben und Klappen, auf ein Minimum.
Dieses System von Luft-Compressionspumpen hat sich am Mont Cenis sehr gut
bewährt, und ist seitdem an anderen Orten mehrfach nachgeahmt worden; in Deutschland
ist dasselbe in verschiedenartiger Construction hauptsächlich aus der
Maschinenfabrik von Sievers u. Comp. in Kalk bei Deutz hervorgegangen und von diesen Fabrikanten mit dem
Namen „nasse Luftpumpen“ bezeichnet worden, im Gegensatz zu den
„trockenen,“ welche, ähnlich den gewöhnlichen
Gebläsemaschinen, ohne Wasser als Zwischenmittel auf dem
Kolben arbeiten. Eine der rationellsten Luftpumpen letzterer Art hat Hr.
Civilingenieur Kley in Bonn für die Grube Altenberg bei
Aachen construirt. (Dieselbe ist in der Broschüre über Gesteins-Bohrmaschinen
von Maschinen-Inspector Carl Sachs, 1865, bei Benrath und Vogelgesang in
Aachen näher beschrieben.) Trotzdem der schädliche Raum bei dieser Pumpe auf 3
Procent des vom Kolben durchlaufenen Raumes reducirt ist, bewirkt derselbe bei 5
Atmosphären Ueberdruck schon eine Verminderung des gelieferten Windvolumens, von 15
Proc. Allerdings arbeiten die meisten Gesteins-Bohrmaschinen, wie sie bis
jetzt im Bergbau in Anwendung gekommen sind, mit nur 1½–2½
Atmosphären Luftdruck, wofür also der Einfluß des schädlichen Raumes bei trockenen
Pumpen auf 4,5 bis 7,5 Proc. vermindert werden könnte, während er bei nassen Pumpen
unter denselben Verhältnissen höchstens 3 Proc. beträgt. Hierzu kommt noch der
Windverlust durch den Kolben, der bei trockenen Pumpen etwa 7 Proc. mehr betragen mag als bei nassen, so
daß im Ganzen bei ersteren 8,5 bis 11,5 Proc., durchschnittlich 10 Proc. mehr an
Volumen verloren gehen als bei letzteren.
Dagegen ist es möglich, die trockenen Pumpen noch ohne erheblichen Uebelstand mit 5
Fuß Kolbengeschwindigkeit in der Secunde arbeiten zu lassen, während die nassen
Pumpen, ohne zu heftiges Schlagen und Ueberstürzen des darin enthaltenen Wassers,
nicht gut über 2½ Fuß Kolbengeschwindigkeit haben dürfen. Die Altenberger
trockene Pumpe ging gewöhnlich recht befriedigend mit 4 Fuß Geschwindigkeit.
Um gleiche Luftvolumina zu liefern, können sich nach dem Gesagten die Durchmesser
einer nassen und einer trockenen Pumpe verhalten wie Textabbildung Bd. 201, S. 8 oder wie 1 : 0,74. Hierbei ist für die trockene Pumpe indessen eine so
rationelle Construction vorausgesetzt wie die Altenberger, während z. B. in
Louisenthal (bei Saarbrücken) an einer anderen trockenen Pumpe gemachte
Indicator-Versuche erwiesen haben, daß dafür das effectiv gelieferte
Luftvolum nur 66 Proc. des vom Kolben durchlaufenen Raumes betrug. Man ist also des
gelieferten Windquantums bei trockenen Pumpen nicht immer so sicher wie bei nassen
Pumpen, und wenn man bei beiden Systemen auf höheren Druck von 4–5
Atmosphären Rücksicht nimmt, um eventuell auch Fördermaschinen, Haspel u. dgl.
ökonomisch damit treiben zu können, so erscheinen die nassen Pumpen als diejenigen,
welche im Allgemeinen den Vorzug verdienen. Für höheren Druck müssen die trockenen
Pumpen äußerlich mit Wasserkühlung versehen werden, um sich nicht zu sehr zu
erhitzen, was sie nicht billiger und einfacher erscheinen läßt als die nassen. Im
Allgemeinen ist der Frage, ob trockene oder nasse Luftpumpe, keine zu große Bedeutung beizumessen, da bei rationeller Construction beide Systeme in Bezug auf Preis und Wirkung für
die gebräuchlichen Pressungen bis zu 5 Atmosphären mit Zweckmäßigkeit anwendbar
sind.
Ein anderer Gesichtspunkt tritt hinzu, wenn man comprimirte Luft von über 5
Atmosphären verlangt. In England ist man bis zu 8 Atmosphären gegangen, um
unterirdische Fördermaschinen u. dgl. zu treiben, aber die häufigen Störungen welche
bei so hohem Druck durch Eisbildung in den Ausströmungsöffnungen der Maschinen
entstanden sind, haben veranlaßt daß man von diesen hohen Pressungen zurückgekommen
ist und sich mit 3–4 Atmosphären begnügt. Kann man durch trockene Pumpen jene
störende Eisbildung vermeiden, so bleibt es fraglich, ob dieselben trotz ihres
größeren Verlustes durch den schädlichen Raum, der übrigens auf die Betriebskraft
selbst gar keinen Einfluß ausübt, dennoch den nassen nicht vorzuziehen wären, um
dadurch bei den vortheilhafteren Pressungen von 6–8 Atmosphären verbleiben zu
können. Es ist aber wahrscheinlich, daß man sich in Deutschland mit Pressungen bis
zu 4 oder 5 Atmosphären allgemein begnügen wird, und bis zu diesen Pressungen ist
weder am Mont Cenis noch sonst irgendwo bei gut construirten nassen Pumpen die
Erscheinung der Eisbildung beobachtet worden. Die Ventilation der Grube dagegen hat
sich frischer und angenehmer erwiesen als bei trockenen Pumpen.
Berücksichtigt man alles Gesagte zusammen, so wird man sich in der Regel besser dabei
stehen, nasse Pumpen statt trockene anzuwenden. In Bezug auf den Kostenpunkt hängt
derselbe viel von der mehr oder minder vollkommenen Construction ab, die sehr
verschiedenartig seyn kann, und in jedem einzelnen Falle den Umständen gemäß gewählt
werden muß.
Die erste Gefteins-Bohrmaschine mit comprimirter Luft betrieben, welche
größere Anwendung gefunden hat, ist die Sommeiller'sche,
mit der bekanntlich der 12210 Meter lange Mont Cenis-Tunnel durchbohrt worden
ist. Obgleich sich diese Maschine bei dieser Gelegenheit gut bewährt hat, so ist sie
doch, ihrer großen Dimensionen wegen, für den Bergbau im Allgemeinen wenig geeignet
und mit Ausnahme auf Grube Marihaye bei Lüttich bis jetzt nicht weiter in Anwendung
gekommen.
In Deutschland hat Schwartzkopff vor etwa 15 Jahren eine
Gesteins-Bohrmaschine zur Sprengung der Felsen im Rhein bei Bingen zur
Anwendung gebracht. Die Maschine wurde mit Dampf betrieben, konnte aber eben so gut
mit comprimirter Luft arbeiten. Ihre Construction war jedoch nicht dauerhaft und
zweckentsprechend genug, um sich weiteren Eingang zu verschaffen.
Bald nach Beginn der Bohrarbeit am Mont Cenis befaßte sich Schumann in Freiberg damit, eine praktische Bohrmaschine für den Bergbau
zu erfinden, indem er ebenfalls comprimirte Luft dazu benutzte; bei seiner ersten
Maschine mußte die Steuerung noch mittelst eines Schwungrädchens und einer Kurbel
von der Hand des Arbeiters bewegt werden. Später, nachdem er einen Besuch am Mont
Cenis gemacht hatte, gelang es Schumann, seine Maschine,
ähnlich wie die Sommeiller'sche, selbstthätig zu
construiren. Schumann hatte seiner Stellung wegen (er war
Modellschreiner der Bergakademie) mit mancherlei Schwierigkeiten zu kämpfen, doch
brachte er seine Maschine im Rothschönberger-Stollen bei Freiberg zur
Anwendung und erzielte damit versprechende Resultate. Ueber der weiteren
Verbesserung seiner Erfindung, die er mit vielem Eifer, soweit es ihm die
Verhältnisse gestatteten, fortsetzte, starb Schumann
(1864). Obgleich sein System noch mangelhaft war und sich nicht weiter verbreitet hat, so gebührt dem
schlichten, aber tüchtigen Mann das Verdienst, der Einführung der
Gesteins-Bohrmaschinen im Grubenbetrieb zuerst wirksam Bahn gebrochen zu
haben.
Im Jahre 1863 entschloß sich die Gesellschaft Vieille
Montagne, auf Vorschlag ihres Gruben-Directors, Hrn. O. Bilharz, die Schumann'schen
Gesteins-Bohrmaschinen auf der Grube Altenberg bei Aachen zu versuchen. Bei
dieser Gelegenheit ging aus der Schumann'schen Maschine,
die Mängel derselben vermeidend, die Sachs'sche
Construction hervor, wie sie in der oben angeführten Broschüre näher beschrieben
ist. Während mit derselben am Altenberg gute Erfolge erzielt wurden, benutzte
gleichzeitig ein englischer Unternehmer, Namens Doering,
die Sachs'sche Maschine beim Streckenbetrieb auf Grube
Altendorf bei Steele, indem er sich besonders bemühte, ein besseres
Befestigungsgestell zu construiren als dasjenige war, welches, dem Mont Cenis
nachgeahmt, am Altenberg in Gebrauch war. Später gab Hr. Doering sein Unternehmen zu Altendorf auf und ging nach England, wo er
sich ausschließlich der Gesteins-Bohrmaschinen-Arbeit widmete. Im
Jahre 1867 stellte Doering in Paris ein
Befestigungsgestell seiner Erfindung mit einer Sachs'schen Bohrmaschine und einer dreistiefeligen trockenen Luftpumpe
betriebsfähig auf. Später fügte er noch eine Bohrmaschine seiner eigenen
Construction hinzu, mit welcher er seitdem hauptsächlich in England (Cornwall)
gearbeitet hat. Doch ist über die damit erzielten Resultate noch nichts
Vollständiges in die Oeffentlichkeit gedrungen.
Außer der Sachs'schen und Doering'schen Maschine waren nur noch zwei Stoßmaschinen auf der Pariser
Ausstellung vorhanden, nämlich die Bergström'sche
(Schweden) und die Haupt'sche (Amerika). Die letzere
wurde mit Dampf betrieben, wog 150 Kilogramme und war hinsichtlich Construction und
Aufstellung nichts weniger als zweckmäßig. Die Bergström'sche Maschine dagegen war einfach und sinnreich, und arbeitete bei
den Versuchen in der Ausstellung ziemlich gut. Indessen ist sie in Deutschland
seitdem nicht weiter bekannt geworden.
Außer den genannten Gesteins-Bohrmaschinen war in Paris noch das Leschot'sche System von Bohrmaschinen ausgestellt,
welches auf Druck und Rotation, statt auf Stoß beruht.Beschrieben nach der neuesten Construction, im polytechn. Journal, 1870, Bd.
CXCVIII S. 369. Der Bohrer besteht aus einer hohlen Röhre, die an ihrem vorderen Ende mit
schwarzen Diamanten besetzt ist. Diese schneiden in das Gestein, während die Röhre
unter bestimmtem Druck rotirt, eine kreisförmige Furche ein und lassen in der Mitte einen Kern stehen,
der nachträglich abgebrochen wird. De la
Roche-Tolay hat dieses System in höchst sinnreicher Weise mit
hydraulischem Druck construirt, und auf der Ausstellung die allgemeine
Aufmerksamkeit damit erregt. In Deutschland ist dasselbe bis jetzt noch nicht
eingeführt, verdient aber wegen seiner Vorzüge vor den Stoßmaschinen alle Beachtung;
ob es so allgemein und leicht anwendbar ist wie Luft-Bohrmaschinen, ist
übrigens zweifelhaft.
Am meisten Eingang in Deutschland und Oesterreich hat sich bis jetzt die Sachs'sche Maschine verschafft. Auch die Doering'sche Maschine ist an einzelnen Orten versucht
worden. Beide Systeme werden in der Maschinenfabrik von Sievers und Comp. in Kalk bei Deutz mit vieler
Sachkenntniß und Sorgfalt gebaut. Dieselbe liefert auch verschiedene Arten von
Befestigungsgestellen, unter anderen das Doering'sche,
sowie alle in die Specialität schlagende Zubehöre. Die Doering'sche Maschine wiegt mit Support 130 Pfd. und kostet 450 Thlr.
— Die Sachs'sche Maschine mit Support wiegt 85
Pfd. und kostet 225 Thlr. — Sievers und Comp. haben noch ein kleineres und vereinfachtes Modell
der Sachs'schen Maschine in neuester Zeit angefertigt,
das mit Support nur 60 Pfd. wiegt und 180 Thlr. kostet.
Die Sachs'schen Maschinen, mit größtentheils nassen
Luftpumpen, sind bereits an folgenden Orten in Anwendung:
Altenberg bei Aachen, Sulzbach-Altenwald, Louisenthal bei Saarbrücken,
Ferdinandsgrube bei Kattowitz, Leoben (Steiermark), Scharley, Mathilde, Paulus
(Oberschlesien), Clausthal (Harz), Mechernicher Bleiberg.
In Montirung sind gegenwärtig begriffen die Bohranlagen auf Schacht Christian Levin
bei Borbeck, Erin bei Castrop, Neu-Iserlohn bei Dortmund. Ferner sind noch in
Kalk bestellt Bohranlagen und Luftpumpen für Tremonia bei Dortmund, Vollmond bei
Langendreer, Flora bei Bochum, Stahlberg bei Müsen, Otto Meurer bei Wissen, Rossitz, bei Brünn, Grube Columbus (Vieille Montagne) bei Bensberg.
Die Doering'sche Maschine ist hauptsächlich bei dem
Tunnelbau bei Brilon zur Anwendung gekommen; mit welchem Erfolg, ist nicht
bekannt.
In letzterer Zeit hat Osterkamp in Eschweiler eine
Bohrmaschine construirt, die auf einer Modification der
Doering'schen Maschine beruht und auf einigen Gruben
der dortigen Umgegend, auf Zeche Ruhr und Rhein bei Ruhrort und am Mechernicher
Bleiberg versucht worden ist. Die Osterkamp'sche sowohl
als die Doering'sche Maschine unterscheidet sich dadurch
hauptsächlich von der Sachs'schen, daß bei ersterer die
Steuerung und Umsetzung des Bohrers durch besondere Hülfskolben, statt durch Hebelübersetzung
vom Hauptkolben aus bewerkstelligt werden. Es hat sich aber gezeigt, daß durch die
seitliche Reibung, welche der Bohrer im Bohrloch erleidet, die Steuerung in ersterer
Weise nicht so sicher und regelmäßig erzielt wird als durch den Hebelmechanismus bei
der Sachs'schen Maschine. Bei der Osterkamp'schen Maschine tritt namentlich die Erscheinung auf, daß beim
Beginn des Bohrloches der Bohrer in einigen Schlägen um seine Achse geschleudert
wird, während die Maschine zu stocken beginnt oder nur noch matt und langsam
schlägt, wenn das Bohrloch 3–4 Zoll tief geworden ist. Der Arbeiter muß daher
häufig der Steuerung zu Hülfe kommen, und da er außerdem bei demselben System darauf
angewiesen ist, die Maschine fest zu halten und vorwärts zu schieben, wenn der
Bohrer in's Gestein eindringt, so sind an ihn Anforderungen gestellt, die er nur mit
größter Mühe und Aufmerksamkeit gleichzeitig erfüllen kann.
Die Sachs'schen Maschinen dagegen besitzen den Vorzug,
einen höchst einfachen Mechanismus zu haben, der sie genau in demselben Verhältniß
selbstthätig vorwärts schiebt, als der Bohrer in's Gestein eindringt. Der Gang der
Maschine regelt sich also ganz von selbst je nach der größeren oder geringeren Härte
des Gesteines, und dem Arbeiter ist nichts weiter überlassen, als die Maschine in
der gewünschten Stellung zu befestigen, sie bei der Arbeit zu beobachten und von
Zeit zu Zeit einen längeren Bohrer einzusetzen.
Am Bleiberg bei Mechernich sind die Osterkamp'schen
Maschinen, nach den angestrengtesten Bemühungen von Seiten der dortigen
Betriebstechniker, als nicht brauchbar zurückgestellt und durch Sachs'sche Maschinen ersetzt worden. Mit letzteren bohrt
man sehr flott bei 300 bis 350 Schlägen in der Minute 3–4 Zoll im rheinischen
Schiefer ab und fährt damit doppelt so schnell auf als mit Handarbeit. Dabei ist das
Gedinge der Bergleute von 25 Thlrn. auf 20 Thlr. per
Lachter herabgesetzt worden. Die Maschinen arbeiten häufig 14 Tage ununterbrochen,
ohne der Reparatur zu bedürfen, was allen billigen Erwartungen entspricht, und ein
Beweis ihrer dauerhaften Construction ist.
Während die Doering'sche Maschine unter sonst gleichen
Verhältnissen bei 35 Pfd. Luftdruck durchschnittlich 270 Schläge macht, arbeitet die
Osterkamp'sche Maschine bei 28 Pfd. Luftdruck mit 210
Schlägen und die Sachs'sche bei 21 Pfd. Luftdruck mit 410
Schlägen. Der Luftverbrauch ist bei den verschiedenen Maschinen im selben Verhältniß
verschieden und hat sich dieß auch am Mechernicher Bleiberg bestätigt. Auf Zeche
Ruhr und Rhein wird bis jetzt nur mit einer Osterkamp'schen Maschine versuchsweise beim Schachtabteufen gearbeitet. Auch hier machen sich
bei dem System dieselben Mängel geltend wie in Mechernich. Man beabsichtigt daher,
nächstens ebenfalls Sachs'sche Maschinen zum Vergleich zu
versuchen.
Hr. Maschinenmeister Steinforth in Mechernich hat ein
eigenes, sehr zweckmäßiges Befestigungsgestell construirt, welches viel zu dem guten
Erfolg der dortigen Bohrarbeit beiträgt. Dasselbe ist noch einfacher und weniger
Raum einnehmend als das Doering'sche Gestell, dabei von
vollkommener Universalität und Stabilität, so daß man ebenso bequem vor Ort, als in
Firste und Sohle oder den Seitenstößen, wenn es nöthig seyn sollte, die Löcher
ansetzen kann.
Bei Anwendung solcher fixen Gestelle kommt es gar nicht darauf an, ob die
Bohrmaschinen etwas leichter oder schwerer sind, da der Arbeiter sie nicht selbst zu
halten braucht. Die schwereren Maschinen halten den Rückstoß leichter aus als die
leichteren. Wo aber der zu beschränkten Räumlichkeit wegen ein besonderes
Befestigungsgestell nicht zulässig ist, da kann die Sachs'sche Maschine, namentlich das kleinste von Sievers und Comp. eingeführte Modell, ebenso
bequem und jedenfalls mit besserem Erfolge benutzt werden als die Osterkamp'sche.
Die Erfahrung hat gezeigt, daß beim Schachtabteufen die Bohrmaschine ohne
Schwierigkeit vom Arbeiter selbst festgehalten werden kann, und daß also die
Maschinen-Bohrarbeit sich für's Schachtabteufen ganz besonders empfiehlt.
Immerhin werden auch hierbei die Doering'schen und Sachs'schen Maschinen dem Arbeiter mehr freie Hand
lassen, als die Osterkamp'schen.
Auffallend ist der geringe Verbrauch an Bohrern beim Maschinenbohren im Verhältniß
zur Handarbeit, offenbar eine Folge des mehr gleichmäßigen Schlages und der
regelmäßigen Drehung des Bohrers.
Die Leitung der comprimirten Luft von der Compressionspumpe bis vor Ort kann in
gußeisernen oder schmiedeeisernen Röhren geschehen und unterliegt, wie sich gezeigt
hat, keinerlei besonderer Schwierigkeit. Bei vorsichtiger Dichtung der Verbindungen
und hinreichender Röhrenweite ist der Luft- und Druckverlust ohne Bedeutung
und fast unmerklich.
So ist die Gesteinsbohrarbeit mittelst Maschinenkraft, nicht ohne Ueberwindung
mannichfacher anfänglicher Schwierigkeiten und Versuche, bereits auf einem
Standpunkt angekommen, der sie zu allgemeiner Anwendung geeignet macht, und es wird
voraussichtlich nicht mehr lange dauern, bis sie sich in die Praxis des Bergbaues
vollständig eingebürgert hat. (Berggeist, 1871, Nr. 31.)