Titel: | Färbe- und Breitwasch-Maschine von Alb. Kiesler; mitgetheilt von G. Meißner, Ingenieur in Zittau. |
Autor: | G. Meißner |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XI., S. 26 |
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XI.
Färbe- und Breitwasch-Maschine von
Alb. Kiesler;
mitgetheilt von G. Meißner,
Ingenieur in Zittau.
Mit einer Abbildung auf Tab. I.
Kiesler's Färbe- und Breitwasch-Maschine.
Bekanntlich ist zum Färben und Appretiren der verschiedenartigen Gewebe eine Reihe
exact ausgeführter Maschinen erforderlich, von deren mehr oder weniger zweckmäßigen
Einrichtung, resp. leichten und bequemen Handhabung das hübsche und gleichmäßige
Aussehen der bearbeiteten Waaren und somit der Werth der letzteren als Handelsartikel in hohem Maaße
abhängt.
Zum Färben und Waschen halbwollener, wollener und baumwollener Gewebe der
verschiedensten Stärke hat die Maschinenfabrik von Albert Kiesler und Comp. in Zittau (Sachsen) eine
Maschine in Anwendung gebracht, welche sich in der Praxis als vorzüglich bewährt und
in Folge dessen eine außerordentlich rasche Verbreitung gefunden hat.
Beim Färben von Geweben handelt es sich darum, die letzteren mit der Farbflotte auf
leichte Weise so in Berührung zu bringen, daß jeder Theil des Gewebes durchaus
gleichmäßig mit der färbenden Flüssigkeit imprägnirt wird. Es genügt zu diesem
Zwecke nicht, die Waare einfach in die Flotte einzuhängen, wenn auch der Farbstoff
in der Regel leicht von den Fasern der Gewebe gebunden wird. Die Flüssigkeit muß
vielmehr gleichsam in das Innere des Gewebes hineingepreßt oder hineingequetscht
werden. Beim Herausnehmen aus der Flotte, in welcher sich jeder Theil desselben
Stückes während einer gleich langen Zeitdauer befinden soll, muß das Gewebe wieder
gleichmäßig von der Flotte befreit werden.
So einfach diese Manipulationen erscheinen mögen, so schwierig sind dieselben bei
einer partieweisen Behandlung langer Stücke von Hand gleichmäßig durchzuführen.
— Beim Waschen der Gewebe handelt es sich ferner darum, die gehörig
ausgespülte Waare sogleich soweit vom Wasser zu befreien, daß man dieselben nicht zu
lange abtropfen lassen muß (wenn man keine Centrifuge zur Verfügung hat), bevor man
sie der weiteren Behandlung, sey es zum Trocknen oder Appretiren, übergeben kann.
Beim Abtropfenlassen werden die Stücke in der Regel aufeinandergelegt, was aber
immer vermieden werden sollte, indem dasselbe vielen Farben nachtheilig ist und
Veranlassung zu wasserharten Stellen und zum Nachdunkeln derjenigen Theile gibt,
welche während dem Abtropfen längere Zeit übernaß blieben.
Die Kiesler'sche Maschine gestattet das Durchnehmen der
Waare auf continuirliche Weise und bleibt dieselbe während ihrem Durchgang durch die
Flotte ohne Falten beliebig straff gespannt.
Diese Maschine ist in Fig. 43 in 1/10 der
wirklichen Größe dargestellt. Sie besteht im Wesentlichen aus drei nebeneinander
liegenden hölzernen Kästen E1, E2, und E3, die zur Aufnahme der
Farbstoffe dienen und über welchen je ein Paar glatt abgedrehter gußeiserner
Quetschwalzen i und k liegt,
die auf einem kräftigen gußeisernen Gestelle D gelagert
sind.
Das letztere ist ganz unabhängig von den Kästen E1, E2, E3, damit kein Oel von den Lagern der Walzen etc. in dieselben
tropfen kann, was sorgfältig vermieden werden muß.
Auf der hinteren Seite der unteren Welle i auf der
rechten Seite der Maschine ist eine Riemenscheibe angebracht, durch welche die
Maschine in Bewegung gesetzt wird.
Durch die conischen Räder g und h nebst einer längs der Maschine gelagerten Welle J2 wird die Bewegung auf die unteren
Walzen i übertragen, so daß die Lieferung jedes
Walzenpaares dieselbe ist.
An die Achsen der oberen Walzen k sind schmiedeeiserne
Hebel x gehängt, welche sich mit den unteren an z drehbar befestigten Hebeln v scharniren und durch die auf letztere gelegten Gewichte die oberen
Walzen fest auf die unteren pressen.
Durch Auswechselung der Gewichte kann der Druck der beiden Walzen der Natur des
Gewebes entsprechend beliebig verändert werden.
Beim Färben wird das zu bearbeitende Gewebe auf einen hölzernen Tisch A gelegt und gelangt von hier beim Einlaufe in die
Maschine zunächst zu einem sehr einfachen aber sinnreichen Spannapparat, durch
welchen die Waare innerhalb weiten Grenzen ganz beliebig gespannt werden kann.
Zwei hölzerne Spannstücke b und c sind nämlich mit zwei an ihren Enden befindlichen gußeisernen Scheiben
oder Schalträdern d fest verbunden, lassen sich dagegen
sammt den letzteren um deren Achsen drehen. Durch zwei Schalthaken oder Klinken e können die Scheiben d mit
den Stäben in jeder Lage festgehalten werden.
Das Gewebe passirt nun nach der aus der Zeichnung ersichtlichen Weise über die
Spannstäbe b und c, und es
ist leicht einzusehen, daß die Spannung eine größere oder geringere wird, je nachdem
man die Scheiben d mehr nach rechts oder links gedreht
feststellt.
Von der Spannvorrichtung gelangt die Waare über eine Reihe von Leitwalzen f, welche auf dem Gestelle D
gelagert sind, zu den in den Kästen E1 etc. angebrachten Walzen f1, und indem sie so durch die Farbflotte
sich auf- und niederbewegt, gelangt sie zwischen die beiden
Quetschwalzen-Paare i, k, welche das Gewebe auspressen, wodurch die Flüssigkeit auch besser in's
Innere desselben dringt und dasselbe gleichmäßiger mit der Flüssigkeit imprägnirt
wird.
Beim Ausgang aus der Maschine gelangt die Waare um die Leitwalze n herum zwischen das letzte Quetschwalzenpaar. Dieses
hat den Zweck, die Flüssigkeit aus der Waare möglichst gut zu entfernen und ist
daher mit stärkerem Druck eingerichtet, indem die Zugstangen u den Druck
der Gewichte mittelst eines zweiten um t drehbaren
Hebels s durch r auf die
Lager der oberen Walze übertragen.
Bevor die Waare zwischen beiden Walzen eintritt, wird sie durch ein kupfernes,
1½ Zoll weites, mit feinen Löchern versehenes Spritzrohr m abgespült, aus welchem das Wasser in feinen Strahlen
gegen die Fuge beider Walzen spritzt. Durch einen Hahn kann der Wasserzufluß
unterbrochen werden.
Nach dem Durchgang durch die Fuge wickelt sich das Gewebe entweder selbstthätig auf
die Aufwindwelle o auf, indem die letztere durch an ihre
Zapfen gehängte Gewichte fest gegen die obere Welle k
gepreßt wird und indem sie nach Maaßgabe als das Gewebe sich aufwickelt, auf der
schiefen Lagerung p mit ihren Zapfen hinaufgleitet. Die
Lieferung der Aufwindwelle bleibt so immer derjenigen der Maschine gleich und es
findet ein hübsches faltenloses Aufwinden der Waare statt.
Soll die Waare zusammengefaltet oder gefacht werden, oder auch zu wiederholten Malen
die Maschine passiren, so gelangt sie aus der Fuge des letzten Quetschwalzenpaares
über die Leitwellen G1,
und G, sowie über die Facherwelle L zwischen die Walzen P, P, welche an den
unteren Enden zweier um ihren Aufhängepunkt L
hin- und herschwingenden Hebel K gelagert sind.
Indem die Waare zwischen diesen hinuntergleitet, wird sie gleichmäßig auf den Tisch
A aufgeschichtet oder gefacht.
Das Hin- und Herschwingen des Hebels wird durch eine Kurbel i2 mit Kurbelstange
bewirkt. Auf der Kurbelachse sitzt die Riemenscheibe H,
welche von der oberen Welle L aus angetrieben wird,
während letztere ihre Umdrehung durch die Scheibe M von
der Riemenscheibe M2 aus
erhält, welche aus der unteren Wellenachse des ersten Walzenpaares angebracht
ist.
Soll die Waare mehrmals die Maschine Passiren, so wird sie endlos zusammengeheftet
und geht den Lauf, welcher aus der Zeichnung ersichtlich ist.
Wird die Maschine zum Waschen benutzt, so werden die Kästen E1, E2, E3 mit frisch zufließendem Wasser gefüllt, während
das schmutzige Wasser aus den Kästen abfließt.