Titel: | Towle's Verfahren zum galvanischen Versilbern &c. der inneren Wandung von Metallröhren. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XVI., S. 49 |
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XVI.
Towle's Verfahren zum galvanischen Versilbern &c. der inneren
Wandung von Metallröhren.
Aus Engineering, Mai 1871, S. 369.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Towle's Verfahren zum inneren Versilbern etc. von
Röhren.
Die nachstehend beschriebene Methode zum inneren Ueberziehen von Metallröhren mit
Silber, Nickel etc. ist neuerdings von Amerika aus in England eingeführt worden, und
soll mit gutem Erfolge angewendet werden.
Das mit Silber auszukleidende Rohr (z. B. ein Bleirohr) wird gerade gerichtet und
unter einem Winkel von ungefähr 20 Grad auf eine geeignete Unterlage gelegt. Hierauf
wird eine Anode von besonderer Construction am unteren Ende in das Rohr eingeführt,
der negative Pol einer galvanischen Batterie mit dem Rohre und der positive Pol mit
der inneren Silberanode verbunden. Das Rohr wird nun mit Silberlösung (z. B.
Cyansilber in Cyankaliumlösung) gefüllt, wobei darauf Rücksicht zu nehmen ist, daß
das obere Ende der Silberanode noch über die Silberflüssigkeit herausragt; die Anode
wird alsdann langsam herausgezogen und das Rohr zeitweise um seine Achse gedreht, um
seine Seiten allmählich nach einander nach oben zu bringen. Die Zeit welche zur
Herstellung des Ueberzuges nöthig ist, hängt von der Dicke des gewünschten
Ueberzuges, der Stärke der Batterie und dem Charakter der angewendeten Auflösung ab.
Die Anode wird, wenn Silber niederzuschlagen ist, aus Silber angefertigt, und
besteht aus einer Stange oder Röhre des Metalles, welche durch Scheiben von
Kautschuk isolirt wird, um die metallene Einlage möglichst in gleicher Entfernung
von allen Theilen des zu überziehenden Rohres zu halten. Bei der Verwendung
kostspieliger Auflösungen ist es vorzuziehen, an dem unteren Ende der Anode einen
hohlen Conus von Kautschuk anzubringen, worin sich ein trockener Schwamm befindet,
welcher sich ausdehnt, indem er sich mit Wasser vollsaugt, und den Kautschukconus so
dicht gegen das Rohr andrückt, daß die Flüssigkeit folgen muß, wenn die Anode im
Rohre emporgezogen wird. Mit der Anode ist ein mittelst Gutta percha isolirter
Kupferdraht verbunden, der einem doppelten Zwecke dient, einmal nämlich, um den
elektrischen Strom nach der Anode zu führen, und dann um die Anode selbst im Rohre
verschieben zu können. Die obere Kautschukscheibe darf nicht dicht an das Rohr
anschließen, sondern muß einen geringen Raum rings herum frei lassen. Das hintere
Ende der Anode kann mit einem dicht schließenden Pfropfen versehen seyn, um zu
verhüten daß die Lösung unter dieselbe hinabgeht und damit die Anode dieselbe vor
sich hertreibt, wenn sie aufwärts gezogen wird. Bei nicht kostspieligen
Flüssigkeiten kann der hohle Conus wegbleiben und nur ein massiver Pfropf zur
Anwendung kommen.
Die Länge der Anode ist nicht wesentlich. Bei einem Rohre von 5/8 Zoll Durchmesser
kann eine Anode von 2 Fuß Länge und 3/8 Zoll Durchmesser zur Anwendung kommen. Wenn
das Rohr von größerem Kaliber ist, wird der Durchmesser entsprechend vergrößert.
Nachdem die Anode gehörig adjustirt und mit der Batterie verbunden ist, und das Rohr
um die Anode herum durch eine kleine Oeffnung dicht vor dem Conus, welcher mit einem
Kautschukrohr verbunden, mit der Lösung gefüllt ist, wird die Einlage mittelst des
isolirten Drahtes mit einer gleichmäßigen Geschwindigkeit, welche von der Stärke der
Batterie, von der Beschaffenheit der Lösung und der gewünschten Dicke des Ueberzuges
abhängig ist, im Rohre vorwärts bewegt. Diese Bewegung der Anode kann mittelst
Zugröllchen durch ein Uhrwerk bewirkt werden. Auf diese Art kann man Röhren von 50
Fuß Länge im Inneren gleichmäßig mit einem geeigneten Metall galvanisch
überziehen.
Fig. 35 zeigt
einen Längsdurchschnitt des zu galvanisirenden Rohres, der Anode und übrigen
Vorrichtungen. Das innen zu überziehende Rohr A liegt
auf der geneigten Unterlage B und sein unteres Ende ist
durch den hohlen Kautschukconus oder Stopfen a geschlossen. Die Anode C, welche mittelst der Kautschukscheiben b isolirt und von den Rohrwänden in gleichem Abstande
erhalten wird, befindet sich im Rohre und ist durch den isolirten Leitungsdraht c mit dem positiven Pole der Batterie D verbunden, welcher Draht auch dazu dient, die Anode
allmählich im Rohre A aufwärts zu ziehen. Das Niveau der
Versilberungsflüssigkeit ist durch die Linie xx
angedeutet. Der negative Pol der Batterie ist mit dem Rohre A verbunden; d ist das Rohr, durch welches die
Lösung am unteren Ende des zu galvanisirenden Rohres eingeführt wird.
Fig. 36 stellt
einen vergrößerten Querschnitt des zu galvanisirenden Rohres, der röhrenförmigen
Anode und der sie isolirenden Scheiben dar. Fig. 37 zeigt dieselben
Theile nach gleichem Maaßstabe, doch mit etwas modificirter Anode; dieselbe ist
nämlich in diesem Falle nicht hohl, sondern massiv, und die Scheiben sind
sternförmig.
Fig. 38 zeigt
die Anode in Verbindung mit einem elastischen Sacke d,
in welchem sich ein Kork e, eine Metallscheibe f und ein Schwamm g
befinden.
Aus der vorhergehenden Beschreibung wird die Art der Auskleidung eines Rohres mit
anderen Metallen als mit Silber, leicht verständlich, denn der Proceß ist derselbe,
der Unterschied liegt nur in der Beschaffenheit der Lösung und in der Anode.