Titel: Neue Anordnung eines Werkzeuges zum Bohren langer Löcher in Holz.
Autor: Rob. Schmidt
Fundstelle: Band 201, Jahrgang 1871, Nr. XXVII., S. 93
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XXVII. Neue Anordnung eines Werkzeuges zum Bohren langer Löcher in Holz. Mit einer Abbildung auf Tab. II. Werkzeug zum Bohren langer Löcher in Holz. Das Bohren von langen Löchern in Holz (wie z. V. beim Bohren der Brunnenröhren) ist mit den bisherigen Werkzeugen ganz gut ausführbar, wird aber besonders dadurch sehr zeitraubend, daß der Bohrer, um die geförderten Holzspäne herauszubringen, sehr oft herausgezogen werden muß; man würde viel schneller arbeiten können, wenn die Holzspäne durch irgend welche Kraft herausgetrieben werden könnten, so daß das häufige Herausziehen des Bohrers unterbliebe und ein continuirliches Fortbohren ermöglicht wäre. Sehr oft kommt allerdings die Operation, in Holz ein sehr langes Loch bohren zu müssen, nicht vor. Ein solcher Fall, für welchen die Anwendung mechanischer Hülfsmittel erwünscht war, ist die Anfertigung der Stangen für die sogenannten Racketen. Letztere bestehen bekanntlich aus einem cylindrischen Geschoß, welches an dem einen Ende eine etwa 4 Fuß lange, hohle cylindrische Stange trägt, die dazu dient, einerseits in ihrer Höhlung Blei, als Gegengewicht des Geschosses, andererseits an dem nicht mit dem Geschoß verbundenen Ende einen Feuerwerkskörper aufzunehmen. Behufs schnellerer und solider Anfertigung solcher Stangen, auch Racketenhülsen genannt, ertheilte die Direction der königl. preußischen Artillerie-Werkstatt in Spandau dem Maschinenfabrikanten Sentker den Auftrag, eine Vorrichtung zur Fabrication derselben herzustellen, welche namentlich das Loch in diesen 4 Fuß langen Stangen schneller als bisher zu bohren gestattet. Diese Aufgabe wurde von dem Genannten in sehr praktischer Weise gelöst. Die Fabrication dieser Hülsen von etwa 2½ Zoll Durchmesser geschieht jetzt in der Art, daß zunächst die äußere Form derselben mittelst einer Drehvorrichtung hergestellt wird, welche viel Aehnlichkeit mit der gegenwärtig zur Anfertigung der bekannten Rouleauxstangen gebräuchlichen hat. Zum Ausbohren des Loches in den Stangen, welches etwa 5/4 Zoll Durchmesser hat, dient die neu construirte Maschine. An dem links gelegenen Ende trägt diese Maschine in zwei Lagerstellen eine hohle Spindel, welche von der Transmission aus in Umdrehung gesetzt werden kann und die außen fertige Stange aufnimmt, die in leichter Weise mit ihr fest verbunden werden kann. Das rechts gelegene Ende der Maschine trägt einen Exhaustor, dessen Drehachse in gerader Linie mit der erwähnten Spindel liegt. Dieser Exhaustor kann durch bekannte Hülfsmittel auf dem Bett der Maschine in der Richtung der Spindelachse bewegt werden und trägt auf der linken Seite die Bohrstange. Diese besteht aber aus einer messingenen Hülse, die an ihrem zweiten Ende mit einem Löffelbohrer versehen ist, welcher, indem der Exhaustor nach der linken Seite hin bewegt wird, das Loch in der Hülse herstellt, während die dabei sich ergebenden Späne von dem Exhaustor angesaugt und hinaus getrieben werden, wodurch also das Herausziehen des Bohrers unnöthig gemacht wird. Die Welle des Exhaustors wird natürlich auch hier von der Transmission bewegt und die Bohrhülse zu Anfang des Bohrens von einer Lünette unterstützt. In Figur 16, der Skizze eines Grundrisses dieser Maschine, bezeichnet A das Bett der Maschine. Dasselbe trägt zunächst das Spindellager B und dieses die Spindel, welche durch die Riemenscheibe a von der Transmission aus (mit 500 Umdrehungen per Minute) bewegt wird. Die Spindel ist an dem rechts gelegenen Ende aufgeschnitten und äußerlich mit Conus versehen, so daß die Holzstange b in leichter Weise mit ihr durch die Mutterhülse c fest verbunden werden kann. In dem Gehäuse C befindet sich der Exhaustor, welcher durch die Riemenscheibe d (mit 2500 Umdrehungen per Minute) bewegt wird. Aus C′ fallen die Bohrspäne und in dem Exhaustorgehäuse ist außerdem die Bohrstange f, hier eine Hülfe von Messing, befestigt. g ist der Löffelbohrer, welcher zu Anfang des Bohrens noch von der Lünette D unterstützt wird. Das Bohren eines Loches von 4 Fuß Länge dauert, je nach der Beschaffenheit des Holzes, 5 bis 10 Minuten. Dr. Rob. Schmidtin Berlin.

Tafeln

Tafel Tab. II
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