Titel: | Vorrichtungen an Spinnereimaschinen zur Verhinderung von Unglücksfällen. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LVII., S. 195 |
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LVII.
Vorrichtungen an Spinnereimaschinen zur
Verhinderung von Unglücksfällen.
Nach dem Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse,
1870, t. XL p. 546.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Sicherheitsvorrichtungen für Spinnereimaschinen.
Der Mülhauser Verein zur Verhütung der Fabriksunfälle hat
neuerdings mehrere Sicherheitsvorrichtungen für Spinnereimaschinen veröffentlicht,
welche aus Anlaß von eingetretenen Verunglückungen zum Schutze der Arbeiter ersonnen
und eingeführt, sowie durch die Praxis bereits bewährt gefunden wurden. Es verdienen
daher nachstehende Mittheilungen die Berücksichtigung seitens der betreffenden
Kreise.
I. Vaudouin's Schutzdeckel bei Karden. (Fig. 1 u. 2.)
Um Verletzungen durch das Erfassen von dem Riemen A
hintanzuhalten, welcher die Bewegung von der Trommelwelle mit der Riemenscheibe
C auf die Achse des Vorreißers mit der Scheibe B überträgt, hat der Director P. Baudouin in dem Spinnereietablissement von C. Mieg und Comp. in Mülhausen an sämmtlichen
Karden einen Schutzdeckel S angehängt, in der Weise daß
die Zwischenräume bei O, N
und M etwa 15 Millimeter weit bleiben, also das Abwerfen
des Riemens behufs Schleifens der Karde ohne Weiteres erfolgen kann. D bezeichnet die Riemenscheibe, welche die Bewegung auf
die unterhalb gelegene (Higgins'sche) Putzwalze
leitet.
II. Heller's
Sicherheitsgitter um Schlagmaschinen. (Figur 3 und 4.)
Um den ungehinderten Zutritt zu Baumwollschlagmaschinen zu verwehren und dadurch der
leichtsinnigen Gewohnheit der Arbeiter entgegenzuwirken, Theile der Maschine zu
reinigen, Staubkasten, Rostspalten auszuräumen etc., ehe die Maschine vollkommen
abgestellt ist, hat Adolph Heller, Spinnereidirector in
Münster (Etablissement Hartmann und Sohn), um die Schlagmaschine ein Gitter A aus
Holz angebracht, wie dieß im Grundriß in Figur 3 ersichtlich
gemacht ist.
Das Detail in Figur
4 zeigt die einfache Weise, wie das Gitter mittelst Zapfen a in Metallbüchsen b, welche
im Bodenpflaster eingelassen sind, festgestellt wird. Um ein Umkippen des
Schutzgitters zu verhüten, greift ein beiderseits hakenförmig endender Draht c in das Maschinengestell und in den oberen
Gitterpfosten ein. Die Höhe des Gitters beträgt 1,1 Meter, die Kosten desselben für
eine einflügelige Baumwoll-Schlagmaschine 65 bis 85 Franken. Trotzdem die
Gitterwand um 425 Millimeter von dem Maschinengestell absteht, wird der Raumbedarf
für die Schlagmaschinen doch nicht erhöht, indem man sich nun im Vorbeigehen mit
einem Wickel oder dergl. nicht ängstlich im nothwendigen Abstand von den mit so
hoher Geschwindigkeit laufenden Riemen halten muß und das Gitter selbst ohne jede
Gefahr streifen kann.
III. Schlumberger's Selbstarretirung der Ausrückstange beim Selfactor. (Fig. 5 und 6.)
Hat ein Spinner die Ausrückstange des ihm anvertrauten Selfactors ausgelegt, so soll
derselbe auch nie unterlassen den Stift einzustecken, welcher ein Zurückspringen der
Abstellstange verhüten soll.
In Folge wiederhelter Unglücksfälle, welche die Vernachläßigung dieser unerläßlichen
Vorsichtsmaßregel herbeisührte, haben die renommirten Constructeure N. Schlumberger und Comp. in
Guebwiller die in
Fig. 5 und
6
skizzirte, sehr einfache und an jedem Selfactor leicht anbringbare Selbstarretirung
der Ausrückstange eingeführt.
Sowie der Abstellhebel C ausgerückt — also in die
punktirt gezeichnete Lage gebracht — wird, schiebt sich sofort der Bolzen B vor, welcher am oberen Ende der Feder D angebracht ist. Letztere wird in zweckmäßiger Weise am
Gestellstück F festgeschraubt. Soll der Selfactor wieder
in Gang gesetzt werden, so muß der Arbeiter wissentlich den Federhebel D zurückziehen, die Stange C
heben und zur Treibscheibe schieben. A ist ein
Führungsstift für die Feder D, welche hierzu mit einer
ovalen Bohrung versehen ist.