Titel: | Studien über den Hohofen zur Roheisen-Darstellung; Von C. Schinz. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXII., S. 215 |
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LXII.
Studien über den Hohofen zur
Roheisen-Darstellung; Von C.
Schinz.
Schinz, Studien über den Hohofen zur Darstellung von
Roheisen.
§. 1. Einleitung. Schinz,
Studien über den Hohofen zur Darstellung von Roheisen.
Vorurtheile und irrige Ansichten schwimmen wie die Keime ansteckender Krankheiten in
der Luft, und der beste Wille sich vor denselben zu schützen und alle Mittel dagegen
sind oft lange Zeit fruchtlos, besonders wenn man genöthigt ist in dieser Atmosphäre
zu verweilen. In diesem Falle befand ich mich, als ich, mit Hülfe der von
siderurgischen Schriftstellern bekannt gemachten Betriebsverhältnisse und daraus
folgenden Resultate unter Beiziehung meiner Experimente den Versuch machte, eine
Theorie des Hohofens aufzubauen, welche in meinen „Documenten betreffend
den Hohofen“ (Berlin 1868, Verlag von Ernst und Korn) niedergelegt ist. Ja ich mußte
nicht nur in dieser Atmosphäre verweilen, sondern die erwähnten Verhältnisse und
Resultate sind auch das Gepräge jener Vorurtheile und falschen Ansichten, so daß ich
unmöglich mich jener Erbschaft hätte ganz erwehren können.
Es kann gelingen. Einzelnes durch helle Strahlen aus den Lücken eines schwarzen Gewölkes zur
Anschauung und Erkenntniß zu bringen, aber den ganzen Horizont von jenen finsteren
Wolken zu befreien, ist eine Aufgabe welche, wie die Geschichte der Wissenschaft
zeigt, nur mit der Zeit vollbracht werden kann.
Oft ist auch, was wir als Lichtpunkte ansehen, nichts als eine optische Täuschung,
und Anderes das sich in seiner wirklichen Gestalt darstellt, kann nicht so benutzt
werden wie es benutzt werden sollte, weil wir dessen Zusammenhang mit dem Ganzen
nicht zu ermessen vermögen.
Wohl mußte ich mir, als ich den ersten Entwurf fertig hatte, gestehen daß meine
Theorie noch unvollständig sey, da sie nicht erlaubte synthetisch die
Betriebsverhältnisse zur Erzielung eines gewissen Productes im Voraus zu bestimmen;
auch hatte ich keinen Begriff, welches die Ursache dieses Unvermögens seyn könnte.
Ich übergab nach zehnjähriger Arbeit meine Resultate der Oeffentlichkeit, da ich
nicht voraussehen konnte wie bald etwa eine Synthese meiner Theorie möglich seyn
würde.
Als dann zwei Jahre später eine englische Ausgabe der
„Documente“ veranstaltet wurde, nahm ich einen neuen Anlauf
um jene Synthese zu versuchen;Der betreffende Nachtrag zur englischen Uebersetzung der
„Documente“ wurde im polytechn. Journal Bd. CXCIX S.
117, 188 u. 273 (zweites Januarheft, erstes und zweites
Februarheft 1871) mitgetheilt. dabei richtete ich aber meine
Aufmerksamkeit zu einseitig auf diesen einen Punkt, als daß es mir gelungen wäre,
mehr als einen Schimmer von dem Golde, von der Wahrheit zu entdecken die ich suchte,
und es blieb mir immer noch die Ursache verborgen welche diese Erkenntniß unmöglich
machte.
Nun hat mich ein Zufall, eine Arbeit welche keineswegs die Metallurgie zu ihrem
Gegenstand hatte, auf eine neue Anschauung gebracht, die in ihren Folgen fruchtlos
war. Ich wollte darthun wie wenig ein bloß wissenschaftlicher Anstrich, wie er in
der Regel in den technischen Lehranstalten gegeben wird, zum eigentlichen
Fortschritte, zur Erkenntniß der Wahrheit führe, und hatte dafür eine Statik der
Wärme im Hohofen gewählt, die von einem Schüler der École
centrale in Paris aufgestellt worden war. Diese Statik ist an und für sich
zu absurd als daß ich es der Mühe werth erachtet hätte, solche vor einem
sachverständigen Publicum zu widerlegen, hier aber mußte ich wohl zeigen, wie eine
wissenschaftlich richtig festgestellte Thatsache, unrichtig aufgefaßt, nur zu grobem
Irrthum führe. Indem ich nun dieses klar zu machen suchte, gewann ich eine Einsicht,
welche ich früher nicht hatte und die mich zu weiteren Untersuchungen
veranlaßte.
Dadurch lernte ich denn auch die Ursache kennen, welche bisher die Synthese der
Hohofen-Theorie unmöglich gemacht hatte, und diese Ursache ist die, daß meine
Theorie noch mit einer Menge von unrichtigen Ansichten behaftet war, welche ich
theils als Erbe aus den Anschauungen der Empiriker, theils als scheinbar richtige
Folgerungen aus den bekannten Betriebsverhältnissen und deren Resultaten hinüber
geschleppt hatte; denn ich entdeckte nun nach und nach eine ganze Reihe solcher
Irrthümer welche der Erkenntniß der vollen Wahrheit im Wege standen.
Es ist mir nicht möglich zu sagen, in welcher Folgerung diese Irrthümer nach und nach
als solche erkannt wurden, da jede neue Entdeckung dieser Art wieder auf das ganze
System zurückwirkte und Vorhergehendes wieder modificirte. Alles kam aus den Fugen
und mußte wie ein Geduldspiel, das man der Jugend zum Zusammensetzen gibt, wieder
mit dem Ganzen in Harmonie gebracht werden.
Der Ausgangspunkt welcher zur Enthüllung aller dieser Umwälzungen führte, ist nicht
einmal als Irrthum aufzuführen, sondern eher als die Ausfüllung einer vorher
bestandenen Lücke.
Bekanntlich hat Ebelmen das Verdienst, durch seine
Analysen der Hohofengase zuerst dargethan zu haben, daß nicht alle Erze welche auf
den Hohofen aufgegeben werden, durch die Ofengase reducirt und gekohlt werden,
sondern daß ein Theil derselben sich in den Schlacken auflöse und dann erst aus
diesen durch festen Kohlenstoff den Eisengehalt metallisch reducire. Er hat auch
gezeigt, daß diese directe Reduction stets mit der Aufnahme latent werdender Wärme
verbunden sey und daß der heiße Wind für die so dem Ofen entzogene Wärme Ersatz
leiste.
Wenn man indessen diesen Wärmeconsum mit der Wärmemenge verglich, welche durch den
heißen Wind zugeführt wurde, so ergab sich keine Uebereinstimmung; bald überwog der
Consum den Ersatz, bald dieser jenen. Ein bestimmtes Verhältniß konnte also nicht
erkannt werden. Welches ist nun die Ursache warum ein solches Verhältniß nicht zu
finden war, und warum konnten Ebelmen und ich, als seinen
Fußstapfen folgender, keinerlei Anhaltspunkte finden, um das Verhältniß zwischen
durch Gase und durch festen Kohlenstoff reducirtem Eisen anders und sicherer
festzustellen, als dieß durch die Analyse der Gichtgase möglich war? Diese Ursache
ist die, daß übersehen wurde, daß bei der directen Reduction nicht nur der
Kohlenoxyd bildende Kohlenstoff zu seiner Vergasung latente Wärme bindet, sondern
auch der im Eisenoxyd gebundene Sauerstoff.
Zu dieser Erkenntniß bin ich nun gekommen; es hat sich gezeigt, daß der Wärmeconsum
durch directe Reduction sehr bedeutend größer ist als früher berechnet wurde, daß
daher der heiße Wind nie vollen Ersatz leistet, und dieser durch überschüssigen
Brennstoff geleistet werden muß. Daraus folgt dann, daß auch diese directe Reduction
durch Bedingungen begrenzt ist, die wohl im Auge zu halten sind. Bezeichnen wir aber
auch diese Bedingungen als nothwendige Wärmequantität, so ist damit noch nicht
geholfen, denn es steht uns ja frei, diese Quantität durch stark erhitzten Wind oder
durch Ueberschuß an Brennstoff in's Unendliche zu steigern. Eine solche Steigerung
vermittelst großen Ueberschusses an Brennstoff hat auch in einer früheren Periode
der Eisenproduction in den sogenannten Stücköfen, die dem eigentlichen Hohofen
vorangegangen sind, allgemein stattgefunden; bei jenem Betriebe ist weit aus der
größte Theil des Eisens aus den Erzen durch festen Kohlenstoff reducirt aber nicht
gekohlt worden, das Product erstarrte auf der Sohle des Ofens und war ein Eisen
welches nur Spuren von Kohlenstoff enthielt, das aber nicht verflüssigt werden
konnte.
Da man nun aber im Hohofen nicht Stückeisen produciren will, sondern ein solches das
noch genug Kohlenstoff enthält um als flüssiges Roheisen aus dem Ofen abgelassen
werden zu können, so ist das Quantum direct reducirten Eisens ferner dadurch
bedingt, daß der durch die Gase reducirte Antheil hinlänglich gekohlt werde um das
Gesammtproduct noch als verflüssigbares Eisen zu erhalten. Dieß ist eine Bedingung
welche der directen Reduction ganz bestimmte Grenzen setzt und die einmal erkannt,
zu bedeutenden Modificationen der Theorie des Hohofens führen mußte.
Haben wir auch früher schon erkannt, daß die Reduction und Kohlung des Eisens durch
die Gase von der Durchsetzzeit in der Reductionszone abhängen müssen, so konnte
diese Erkenntniß doch nicht zu einer klaren Anschauung führen, weil wir kein
bestimmtes Verhältniß zwischen dem durch die Gase und dem durch festen Kohlenstoff
reducirten Eisen finden konnten.
Um in Zukunft nicht mehr die noch zu langen Ausdrücke: durch Gase reducirter und
gekohlter, und durch festen Kohlenstoff reducirter Antheil gebrauchen zu müssen,
wollen wir ersteren mit P″, letzteren mit P′ bezeichnen, ferner das Gesammtproduct mit P. Dann ist P = P″ + P′ oder
P — P′ =
P″.
Wenn nun P und P″ wie
das öfter vorkommt gleichwerthig sind, so wird die Hälfte der aufgegebenen Erze in
der Reductionszone reducirt und gekohlt, und die Hälfte erst in der Schmelzzone
reducirt, und doch gehen beide Quantitäten gemeinsam und gleich langsam oder schnell
durch die Reductionszone hindurch, was im Widerspruch mit dem Begriffe einer ungleichen Reduction zu
seyn scheint. Es ist aber nur ein scheinbarer Widerspruch, denn insofern wenigstens
alle aufgegebenen Erze durch Gase reducirbar sind, so werden auch alle in der
Reductionszone von den Gasen afficirt werden, nur dringt die Reduction und Kohlung
nicht bis auf den Kern der Erzstücke durch, der Kern bleibt unverändert und nur die
Oberstäche der Stücke wird reducirt und gekohlt. Es wird also wirklich nur die
Hälfte des Erzes reducirt und es ist als ob jedes Erzstück doppelt so lang die
Einwirkung der Gase empfangen hätte, als die wirklich reducirte Hälfte. Dieß bringt
uns dann wieder in Widerspruch mit der Durchsetzzeit die wir nach früherer Methode
durch V\P = Z bestimmen, wo V = der
Schachtcapacität ist. Diese Durchsetzzeit ist also in Bezug auf die Reductionszone =
V/P″, das heißt
doppelt so lang als wir sie berechnet haben.
Da wir auf jede Gewichtseinheit an Eisen welches die Gichten enthalten, gleich viel
Kohlenstoff bringen, die Hälfte P′ aber nur einen
äußerst kleinen Theil dieses Kohlenstoffes consumirt, so empfängt also P″ in der Reductionszone beinahe doppelt so viel
Gas als es empfangen würde wenn gar kein Eisen direct reducirt würde, und da nach
meinen Versuchen die Reduction und Kohlung durch Verdoppelung der Gase um 1/5
beschleunigt wird, so muß also eine solche Beschleunigung erfolgen, sobald ein Theil
des reducirten Eisens der Einwirkung der Gase entgangen ist.
Wenn nun aber verschiedene Betriebsarten mit einander verglichen werden sollen, und
es sind nicht nur die Werthe P#x2032; und P″ ungleich, sondern auch der auf 1 Kil. Eisen
kommende Brennstoff, so wird eine solche Vergleichung unmöglich. Was aber noch weit
schlimmer ist (denn eine solche Vergleichung, obgleich wünschenswerth, wäre noch
entbehrlich), das ist daß wir zur Vorausberechnung der Betriebsverhältnisse jedes
sicheren Anhaltspunktes entbehren würden. Ferner würde eine Durchsetzzeit, die nicht
auf einer einheitlichen Basis beruht, nicht gestatten zu unterscheiden wie viel Zeit
in der Reductionszone der Kohlung und wie viel Zeit der Reduction zukommt, und dieß
ist doch absolut erforderlich, wenn wir a priori
bestimmen wollen welches der Kohlungsgrad des zu producirenden Eisens seyn soll.
Aus allen diesen Ursachen müssen wir den Werth P″
immer auf einen normalen bringen, ehe wir denselben als Factor zur Vorausbestimmung
der Betriebsverhältnisse brauchen und benutzen können. Als Norm dafür nehmen wir an,
daß das Erz in der Reductionszone durch dasjenige Gasvolumen afficirt werde, welches aus 1 Kil.
Kohlenstoff hervorgeht. Die Zurückführung von P″
auf diesen normalen Werth bewerkstelligt sich, indem man die Beschleunigung = m durch P″ dividirt,
oder wenn m negativ wird, dieses mit P″ multiplicirt. Um dann P″ wieder auf seinen wirklichen Werth zu bringen, hat man nur die
umgekehrte Operation auszuführen und P″ m oder P″/m zu setzen.
Auch die Statik der Wärme im Hohofen muß viel methodischer
und genauer gemacht werden als dieß früher in den „Documenten“
geschehen ist, und außerdem muß die Darstellung derselben einige Modificationen
erfahren, wenn wir aus derselben Werthe ziehen wollen die zur Vorausberechnung der
Betriebsverhältnisse dienen sollen.
Vor Allem muß man den Kohlenstoff welcher auf 1 Kil. Eisen aus dem Brennstoffe kommt,
um diejenige Quantität vermindern welche durch directe Reduction consumirt wird und
die also nicht zur Verbrennung kommt.
Ebenso hat man den Kohlenstoff in Abzug zu bringen, welcher durch den
Feuchtigkeitsgehalt des Windes schon in der Vergasungszone in Kohlenoxyd umgesetzt
wird und der also ebenfalls nicht zur Verbrennung kommt.
Von der Wärmeproduction welche aus dem übrig bleibenden Kohlenstoffe herauskommt, ist
dann wieder die nicht ganz unbedeutene Wärmemenge in Abzug zu bringen, welche durch
die Feuchtigkeit des Windes consumirt wird, weil ja dieser Consum stattfindet ehe
die Gase die Vergasungszone verlassen.
Wendet man erhitzten Wind an, so ist dann die durch diesen zugeführte Wärmemenge der
durch Verbrennung gewonnenen zuzufügen.
Die specifische Wärme der Gase welche aus der Vergasungszone kommen, ist eine andere
als diejenige der Gase welche die Gicht verlassen, weil letztere auf ihrem Wege
durch den Ofenschacht in der Schmelzzone das Kohlenoxyd aufnehmen welches durch die
directe Reduction der Erze entsteht, in der Reductionszone die Kohlensäure welche
aus dem Kalkstein stammt, der als Zuschlag dient, ebenso die Kohlensäure welche in
den Erzen selbst enthalten ist, ferner die Kohlensäure welche durch Reduction der
Erze entstanden ist, und endlich, wenn man sehr genau verfahren wollte, auch noch
die Kohlensäure welche durch die Kohlung entsteht, indem Fe + CO = Fe + C + O wird, welcher letztere
dann aus vorhandenem CO = CO2 macht. In der Vorwärmzone endlich
wird von den aufsteigenden Gasen alles Wasser aufgenommen welches sich in den
Beschickungsmaterialien vorfindet. Es muß also unter allen Umständen den Gichtgasen
eine sehr merklich größere specifische Wärme zukommen als diejenigen Gase haben
welche aus der Vergasungszone emporströmen, und diesem Umstände ist Rechnung zu
tragen, wenn man die Temperatur dieser letzteren Gase richtig bestimmen will.
Als Factoren der specifischen Wärme der Gase aus der Vergasungszone haben wir: den
Kohlenstoff welcher wirklich zur Verbrennung gekommen ist als Kohlenoxydgas, ferner
den Stickstoff welcher im Winde mit dem Sauerstoffe eingeblasen wurde der die
Verbrennung bewirkt hat, endlich den Kohlenstoff und Wasserstoff welche durch die
Feuchtigkeit des Windes hinzugekommen sind, und zwar den Kohlenstoff als Kohlenoxyd
und den Wasserstoff als solchen in Gasform.
Die so berechnete specifische Wärme der Gase aus der Vergasungszone dient uns nun um
die Temperatur derselben zu berechnen, indem wir diese in die gefundene Wärmemenge
dividiren.
Eine kitzelige Frage ist nun die: bis zu welcher Temperatur wird der Brennstoff
vorgewärmt, welcher von der obersten Grenze der Gicht an, wie die anderen
Materialien, stets aus den Gasen Wärme aufnimmt? Dieser Temperatur müssen wir
Rechnung tragen, da die so absorbirte Wärme bei der Berbrennung wieder frei wird. Es
ist nun möglich, daß diese Vorwärmung auch noch in der Vergasungszone sich
fortsetzt; wie weit dieß aber gehen kann, wissen wir nicht, da schon von der
obersten Grenze der Vergasungszone an ein Theil des Brennstoffes durch Reduction der
ursprünglich gebildeten Kohlensäure zu Kohlenoxyd consumirt wird. Dieser Consum ist
aber unmöglich in allen Schichten der Vergasungszone gleich groß, er ist um so
größer als er dem Verbrennungsfocus näher rückt, weil die Temperatur nach diesem hin
eine stets wachsende ist.
Unter diesen Umständen kann man annehmen daß die specifische Wärme des Brennstoffes
derjenigen Temperatur entspreche, welche die Gase aus der Vergasungszone ohne
Berücksichtigung dieses Zuwachses durch Vorwärmung haben. Dann ist die durch
Vorwärmung des Brennstoffes gesteigerte Temperatur Textabbildung Bd. 201, S. 220. Darin bezeichnet T′ die Temperatur
ohne Vorwärmung, s die specifische Wärme des
Brennstoffes bei der Temperatur T, und w die specifische Wärme der Gase selbst. Nach dieser
Temperatur wird dann die Wärmeaufnahme des Brennstoffes berechnet, und diese
Quantität den bereits berechneten Wärme-Einheiten addirt.
Um nun die Anfangstemperatur der Schmelzzone zu finden, könnte man einfach die
zuletzt gefundene Temperatur setzen; da aber diese einerseits durch das sich direct
reducirende Eisen bedeutend heruntergedrückt wird und andererseits die durch diese Zone gehenden
Schlacken und Roheisen nicht bloß ihre latente Schmelzwärme aufnehmen, sondern sich
auch über den Schmelzpunkt hinaus erhitzen, so scheint es mir angemessener und der
Wirklichkeit näher kommend, wenn man diese Temperatur aus der vorhandenen Wärmemenge
minus derjenigen berechnet, welche durch das sich
direct reducirende Eisen absorbirt wird, da einmal die Schmelzzone passirt, weder
Eisen noch Schlacken Wärme aufnehmen werden, weil sie dann rasch in flüssigem
Zustande sich nach unten sammeln, wo sie erst wieder Wärme aufnehmen können.
Das Verhältniß der verschiedenen Zonen ist nun eines der wichtigsten Resultate,
welches wir aus der Wärme-Statik ziehen, um es weiter zu benutzen. Ich habe
früher angenommen, daß dasselbe proportional sey der Absorption der
Schmelzmaterialien inclusive Brennstoff in diesen Zonen, unter der Voraussetzung daß
die Evacuationstemperatur der Gichtgase constant bei ungefähr 100° C. bleibe,
und unter der Annahme daß Eisen und Schlacken sich nur bis zu ihren Schmelzpunkten
erwärmen; da es sich nun aber gezeigt hat, daß in mit Kohks betriebenen Hohöfen die
Evacuationstemperatur öfter 600° statt 100° ist, und ferner die
Wärmeaufnahme durch Eisen und Schlacken viel höher ist, so kann dieses
Zonenverhältniß nicht der Absorption proportional seyn, sondern der Wärmecapacität
des Materiales welches diese Zonen anfüllt. Diese Capacität ist leicht zu finden,
indem man die Absorption durch diejenigen Temperaturen dividirt welche zu ihrer
Erhebung dienten. Auch ist es bequemer, als Zonenverhältnisse weder die Capacitäten
dieser, noch die Durchsetzzeiten anzugeben und zu berechnen, sondern einfach das
Verhältniß den ganzen Schachtraum als 1 angenommen, da dann diese Verhältnißzahlen
für Capacität und Durchsetzzeit gleiche Anwendung finden, sowie zur Vorausberechnung
der Betriebsverhältnisse dienen.
Um nun die Quote der Durchsetzzeit in der Reductionszone für die Kohlung und die
Quote für die Reduction zu finden, können wir mit ziemlicher Sicherheit annehmen,
daß beide Operationen weit weniger von der Natur der Erze abhängen, als von der
Größe der Erzstücke, und da namentlich bei directer Reduction der Kern des Stückes
nicht angegriffen wird, so können wir die Intensität der Reduction als annähernd
gleich betrachten.
Kennen wir aus veröffentlichten Betriebsverhältnissen die stündliche Reduction, den
Kohlungsgrad, die Zusammensetzung der Gichten und den Gehalt der Erze, so können wir
daraus einerseits die Durchsetzzeit in der Reductionszone finden, andererseits die
Menge des Eisens welches in der Zeit einer Stunde reducirt und gekohlt wurde = Fe, und dann gibt uns der Quotient Fe/Z = p das Verhältniß der
Zeit an, in der das Eisen reducirt und auf einen gewissen Grad gekohlt wurde; und
hätten wir eine Reihe solcher Quotienten für jeden Grad der Kohlung, so hätten wir
damit auch das Mittel jeden beliebigen Betrieb a priori
zu berechnen, d. h. zu finden wie groß die Production per Stunde seyn werde wenn das Product auf x
Proc. gekohlt werden soll, da die Reduction und Kohlung von der Zeit abhängen in
welcher Erz und Reductionsgase mit einander bei der Temperatur zwischen 500°
und 1000° in Contact bleiben.
Am allermeisten habe ich mich von den Empirikern anstecken lassen in den von ihnen
zum Dogma erhobenen Sätzen:
„Um verschiedene Qualitäten Roheisen zu produciren, muß auf verschiedene
Procentgehalte gattirt werden.“
„An Eisen sehr reiche Erze lassen sich für sich allein nicht
verschmelzen.“
„Um Gießerei-Eisen zu erzeugen muß das Ofengestell hoch und eng seyn,
soll dagegen weißes kohlenarmes Affinireisen dargestellt werden, so soll das Gestell
weit seyn“.
Ich habe mich um so eher zum Glauben an diese Sätze verleiten lassen, weil sie
vollkommen mit den Betriebsverhältnissen übereinstimmen nach denen ich meine Theorie
zu controlliren suchte.
Natürlich, wer immer nach gleichen Grundsätzen handelt, der kommt auch folgerichtig
immer zu gleichen Resultaten, dieselben mögen günstige oder ungünstige seyn, und wer
eben nichts lernt, der bleibt bei den Grundsätzen die er hat.
Die Grundsätze oder das Verfahren welches die Empiriker zu diesen ganz und gar
unwahren Sätzen geführt hat, bestehen darin, daß sie die Leistung des Gebläses als
eine annähernd constante Größe betrachten und dann versuchsweise ihren Gichten eine
wechselnde Zusammmensetzung geben, bis sie annähernd diejenige Qualität Eisen
erhalten die sie zu produciren wünschen. Daß sie dabei oft nicht das erhalten was
sie wünschen, ist allbekannt und es kann auch nicht wohl anders seyn, weil eben bei
solchem Verfahren man kein Mittel besitzt, die richtige Durchsetzzeit inne zu
halten, noch die Windmenge dem richtigen Brennstoffconsum entsprechend
einzuführen.
Da das Schlackenmaterial viel mehr Wärme zu seiner Erwärmung und Verflüssigung bedarf
als das Roheisen, so hängt der nothwendige Brennstoffconsum hauptsächlich von dem
Gehalte der Erze ab; arme Erze werden viel, reiche Erze verhältnißmäßig wenig
Brennstoff erfordern.
Durch Gattirung der Erze auf gleichen Gehalt wird allerdings auch der
Brennstoffbedarf gleich werden, aber nicht das zu seiner Verbrennung nöthigen
Windquantum, denn dieses wechselt nach der nöthigen Durchsetzzeit um einen gewissen
Kohlungsgrad zu erreichen, so wie nach der Eisenmenge welche nicht durch die Gase,
sondern direct reducirt werden soll. Natürlich fällt aber der Vortheil, welchen eine
constante Brennstoffmenge haben könnte hinweg, sobald es nicht mehr in unserer
Gewalt liegt, auch die jener entsprechende Windmenge einzuführen.
Nichts ist leichter als die Durchsetzzeit durch einen Ueberschuß von Brennstoff zu
verlängern, weil dann dieser dem überschüssigen Winde als Futter dient, indem er ein
zu schnelles Nachsinken der Gichten verhindert. Dadurch wird dann die Temperatur der
evacuirten Gichtgase eine sehr hohe, ohne daß deßwegen die Production eine dem
Brennstoffconsum entsprechende wird.
Hr. Lowthian Bell in Cleveland hat sich das Problem
gestellt, diesen Wärmeverlust zu vermindern. Zu diesem Ende hat er seine Oefen
successive immer höher und höher gebaut, in der Meinung daß die Schmelzmaterialien
dann diese Wärme absorbiren würden. Aber Alles blieb ohne Erfolg, weil dann nur noch
weniger Wind in den Ofen gelangte und der überschüssige Brennstoff noch weniger
durch directe Reduction Verwendung finden konnte. Unter solchen Umständen kann nur
die Production vermindert werden, ohne daß eine entsprechende Ersparniß an
Brennstoff eintritt.
Ie reicher die Erze sind, desto vortheilhafter sind sie für den Betrieb, weil sie am
wenigsten Brennstoff erfordern; die einzige dabei zu erfüllende Bedingung ist die,
daß die Durchsetzzeit eine ihrem Gehalte entsprechend längere seyn muß; diese
Verlängerung der Durchsetzzeit muß aber nicht durch mehr Brennstoff, sondern durch
ein kleineres Windquantum herbeigeführt werden.
Ebenso ist die Anwendung hoher und enger Gestelle nur in so fern ein Mittel die
Durchsetzzeit zu verlängern, als sie den Widerstand der Schmelzsäule vermehren und
dadurch das eingeführte Windquantum vermindern, ohne deßwegen den Kraftaufwand für
das Gebläse zu vermindern; es ist ein Radschuh den man auf horizontaler Straße
einlegt.
Der einzig rationelle Weg ist also der: durch Rechnung, durch die Statik der Wärme
genau zu ermitteln, wie groß die Brennstoffmenge seyn muß, um die Schmelzproducte je
nach ihrem Gehalte zu verflüssigen und dann dafür zu sorgen, daß diejenige Windmenge
eingeblasen werde, welche einerseits die richtige Durchsetzzeit herbeiführt,
andererseits, um diese
Production zu steigern, so viel Eisen zur directen Reduction bringt als beabsichtigt
ist und als der Brennstoffmenge entspricht, die man für diesen Zweck in den Gichten
beigibt.
Auch über die Wirkungen des heißen Windes hat man sich ganz irrige Vorstellungen
gemacht. Dieser bewirkt an und für sich weder Brennstoffersparniß, noch eine
Mehrproduction; letztere ist das Resultat einer directen Reduction, und diese kann
auch mit kaltem Winde stattfinden, nur ist dann die Brennstoffmenge um so größer zu
nehmen, und der heiße Wind erspart nur einen Theil dieses Ueberschusses. Es ist
möglich, eine Gewichtseinheit Eisen mit 0,5 bis 0,6 Kohlenstoff nicht nur zu
schmelzen, sondern sogar auf den höchsten Grad zu kohlen, während dieselbe
Eisenmenge 1,178 Kohlenstoff braucht, um direct reducirt zu werden und dann erst
noch 0,5 bis 0,6 um geschmolzen zu werden, wobei das Vorwärmen des Windes dann
höchstens diese letzteren Quantitäten ersetzt und dadurch entbehrlich macht. Das was
aber neben dem Brennstoffüberschusse eine wesentliche Bedingung zur directen
Reduction und daraus folgenden Mehrproduction ist, das ist das Windquantum. Man kann
den Brennstoff unendlich vermehren, den Wind auf das mögliche Maximum der Temperatur
bringen, ohne daß irgend eine directe Reduction und ohne daß eine Mehrproduction
eintritt, ja diese letztere wird sogar in eine Minderproduction umschlagen, wenn man
nicht gleichzeitig das Windquantum vermehrt, so daß die größere Brennstoffmenge in
derselben Zeit verbrennt, wie sonst die geringere Menge.
Wenn nun die Vermehrung der Production durch theilweise directe Reduction bedingt
ist, und diese einen bedeutenden Mehrconsum an Brennstoff erfordert, so folgt
daraus, daß diese Betriebsweise aufhört ökonomisch zu seyn, sobald der Brennstoff
einen Werth hat, der die Vortheile einer Mehrproduction aufhebt, um so mehr, da
diese unbedingt und unter allen Umständen das erblasene Roheisen von geringerer
Qualität macht.
Wenn man daher überhaupt den Brennstoffconsum beschränken will, so muß man von der
directen Reduction abstrahiren und sich nach anderen Mitteln umsehen, welche
geeignet sind die Production zu vermehren und gleichzeitig Brennstoffersparniß
gewähren. Als ein solches Mittel habe ich auf Grund meiner Experimente schon in den
„Documenten“ die partielle Elimination des Stickstoffes
bezeichnet, da vermöge derselben die Production verdoppelt werden kann, ohne daß die
Qualität des Productes dadurch leidet. Es gibt zwar bei dieser Betriebsmethode der
Brennstoff nur halb so viel Wärme, als er ohne dieselbe zu geben vermag, und dennoch ist bei Erzen,
die über 40 Proc. Eisen enthalten, noch Ersparniß an Brennstoff möglich.
Wenn wir die Hälfte des Eisens durch directe Reduction zu gute machen, die andere
Hälfte durch die Reductionsgase,
so kostet die erste Hälfte 1,178/2 =
0,589
Kohlenstoff
um die latent werdende Wärme zu ersetzen, ferner
0,500
Kohlenstoff
um die Producte ½ Fe und ¼
Schlackenmaterial zu schmelzen.
Die andere Hälfte kostet um die Producte zu verflüssigen
0,500
Kohlenstoff
–––––––––––––––––––––
1,589
Kohlenstoff.
Wenn nun auch von diesen 1,589 Kohlenstoff vermittelst
Vorwärmung des Windes
0,500
erspart werden
–––––––––––––––––––––
können, so ist der Consum doch noch
1,089
Kohlenstoff.
Operiren wir dagegen mit Elimination des Stickstoffes, so brauchen wir allerdings
auch 2 × 0,5 = 1 Kohlenstoff, aber der größere Gehalt der Gase macht dann,
daß wir in derselben Zeit dennoch eben so viel produciren als mit 1,089 Kohlenstoff
bei directer Reduction. Ist auch die so ermöglichte Ersparniß an Brennstoff keine
sehr erhebliche, so ist dafür ein Product erhältlich, welches nicht nur nach der
Theorie als besser erkannt wird, sondern auch auf dem Markte einen höheren Preis
hat.
Als Mittel der Mehrproduction übertrifft die Elimination des Stickstoffes die directe
Reduction bei weitem. Wir können letztere nicht weiter treiben als bis zur
Verdoppelung des Productes in der Zeiteinheit, während die Bereicherung der Gase an
CO eine Mehrproduction des Vierfachen gestattet,
wenn wir die doppelte Brennstoffmenge daran wenden wollen, d. h. wir können mit 2
Kohlenstoff 2 Eisen produciren, während im ersteren Falle 2 Kohlenstoff nur 1,182
Eisen zu gute machen würden. Dieses beruht darauf, daß die gewöhnlichen nur 35
Volumprocente CO haltenden Gase die Reduction und
Kohlung bloß um 1/5 beschleunigen, wenn sie in zweifacher Menge die Reductionszone
durchstreichen, während Gase die 50 bis 52 Volumprocente CO enthalten, die Reduction und Kohlung um das Doppelte beschleunigen,
wenn ihre Quantität verdoppelt wird.
Die auch schon in den „Documenten“ vorgeschlagene Trennung der
Vorwärmzone vom Ofenschachte und Erwärmung derselben durch Gichtgase, gehört
ebenfalls unter die Mittel um Brennstoff zu ersparen und die Production zu erhöhen,
obgleich auch diese mehr das Letztere als das Erstere erreicht. Doch ist dabei der
Unterschied, daß die getrennte Vorwärmzone besonders bei armen Erzen
brennstoffersparend ist, während die Elimination des Stickstoffes eine solche Ersparniß
nur bei reichen Erzen gewährt.
In allerneuester Zeit endlich ist die Siderurgie durch Ferrie noch um ein drittes Mittel der Brennstoffersparniß und
Mehrproduction bereichert worden, welches darin besteht, auch den Wärmebedarf der
Reductionszone ganz oder theilweise durch Gichtgase zu befriedigen. Auch dabei
werden ärmere Erze mehr der Oekonomie des Brennstoffes Vorschub leisten, als reiche
von hohem Eisengehalte, weil die ärmeren Erze überhaupt mehr Brennstoff brauchen,
und je mehr Brennstoff in den Gichten ist, desto mehr Wärme absorbiren dieselben in
den Vorwärm- und Reductionszonen.
Man hat der Vergrößerung der Oefen, d. h. ihrer Schachtcapacität, nicht nur eine
Mehrproduction, sondern auch eine Brennstoffersparniß zugeschrieben, und auch ich
habe mich verführen lassen, dieser Ansicht beizutreten; nun muß ich aber dieser
Gemeinschaft absagen, denn die Brennstoffersparniß ist nur sehr unbedeutend, da sich
nun zeigt, daß die Transmission durch die Ofenwände viel kleiner ist, als früher
angenommen wurde, ehe die Wärme-Statik auf den Grad der Vollkommenheit
gelangt war, den sie nun durch fortgesetzte Studien erreicht hat.
Aus diesen Studien ergibt sich, daß die Production der Schachtcapacität vollkommen
proportional seyn muß, sobald die Windmenge auch der Capacität entsprechend ist.
Diese Bedingung wird nun allerdings in der Praxis vielleicht nur selten erfüllt,
weil mit der Vergrößerung der Schachtcapacität auch der Widerstand der Schmelzsäule
durch Erhöhung derselben vermehrt wird, während schon ohnedem eine Vermehrung der
Geschwindigkeit in den einzelnen Schichten eine höhere Pressung des Windes
beansprucht. Wenn daher eine Vergrößerung der Oefen eine proportionale Vermehrung
der Production bewirken soll, so muß gleichzeitig entweder die Größe und die Kraft
für das Gebläse vermehrt werden, oder der Querschnitt des Ofens muß größer werden,
ohne die Höhe auch zu vermehren, und dann braucht das Gebläse nur größer zu seyn,
ohne viel mehr Kraft zu erfordern.
Die Praxis hat das letztere Mittel als unbrauchbar (aber ohne vorherige Prüfung oder
ernsthafte Ueberlegung) nicht zur Anwendung gebracht; Rachette allein hat diesem Principe gehuldigt, aber außerhalb Rußland ist
meines Wissens nur ein einziger Ofen nach diesem System gebaut worden.
Indem nun die Praxis das erste Mittel wählte, hat sie zwar die Production bedeutend
vermehrt, aber nicht proportional der Schachtcapacität, sondern erst durch die
Vermehrung der Leistungsfähigkeit der Gebläse ist es möglich geworden, die directe Reduction
eines bedeutenden Theiles der Erze zur Ausführung zu bringen und daher hat man der
Ofengröße und dem heißen Winde eine Wirkung zugeschrieben, welche bloß und allein
der Leistungsfähigkeit des Gebläses zukommt.
Wenn man also wirklich die Production der Ofengröße proportional machen will, so sind
dazu drei Wege offen: nämlich eine nochmalige Vergrößerung der Leistungsfähigkeit
der Gebläse und der Kraft zu ihrem Betriebe; oder ein Verlassen der directen
Reduction und Ersetzung derselben durch andere Mittel der Mehrproduction; oder
endlich ein Verlassen der üblichen Ofenform und Adoptirung derjenigen von Rachette. Wer den ersten Weg einschlägt, der wird
erfahren, daß er nicht den guten Weg gewählt hat, denn eine Vermehrung der
Betriebskraft hebt die Vortheile einer Mehrproduction wenigstens theilweise wieder
auf, ohne die Nachtheile in Anschlag zu bringen, welche eine erhöhte Windpressung
nach sich zieht. Die beiden anderen Wege können in einen zusammengezogen werden und
die Befolgung derselben wird auch zum gewünschten Erfolge führen.
Um aber so complicirte Verhältnisse in ihrem Endresultate klar und entscheidend
darzustellen, genügt es nicht, in Raum-, Zeit-, Druck- und
Gewichts-Maaßen zu rechnen, sondern wir müssen auch die Kosten der einzelnen
Factoren in Geld in Rechnung bringen, und nur dadurch kann endgültig entschieden
werden, was zum eigentlichen Endziele aller Industrie, zur möglichsten Oekonomie
führt. Ich habe daher auch in dieser Richtung den Werth der vorzuführenden
verschiedenen Betriebsmethoden zu bestimmen gesucht.
Jede Theorie, insofern sie eine Erkenntniß des Wahren ist, hat ihren Werth, aber sie
repräsentirt eine Barre edlen Metalles, welche erst dann in Circulation kommt, wenn
sie gemünzt ist und wenn ihr innerer Werth durch das Münzamt controllirt und
beglaubigt ist; so muß eine Theorie, um controllirt und beglaubigt zu werden, nicht
bloß auf analytischem Wege erhalten seyn, sondern auch sich synthetisch bewähren,
sie muß die Mittel in sich enthalten, um in die Praxis überzugehen, und diese kann
sie nur enthalten, wenn sie eine Vorausbestimmung des Wirkungsgrades der einzelnen
Factoren zuläßt, um zu denjenigen Resultaten zu gelangen, die man wünscht.
Ich glaube, daß es mir nun gelungen sey, meine Hohofen-Theorie so weit zu
verbessern und zu vervollständigen, um jenen Anforderungen zu genügen. Gewiß ist es,
daß die Wahrheit immer den Stempel des Einfachen an sich trägt: ich hoffe daß dieser
Stempel den einzelnen Motiven nicht fehle, wenn aber viele Wahrheiten zu einem Ziele
zusammengetragen werden müssen, so gelangt man nothwendigerweise zu einem
Complicirten, das liegt eben in der Natur der Sache und es nimmt die Complicirtheit
mit der Vollständigkeit alles Zusammengehörenden zu. Wer sich eben mit einem solchen
Zusammengehörenden befassen will, der darf die Mühe nicht scheuen sich in alle
Details hineinzuarbeiten und dieselben als Bestandtheile eines Ganzen in sich
aufzunehmen. Ich hoffe den Lesern dieses Aufnehmen erleichtert zu haben, indem ich
so viel als möglich Berechnungen und Belege von der Begründung des Einzelnen
getrennt habe und erstere besonders dem eigentlichen Text folgen lasse, wo sie dann
bequem die Anwendung der gegebenen Methoden zur Uebersicht darbieten.
§. 2. Die Statik der Wärme im
Hohofen.
Nicht aller Brennstoff welchen wir in den Gichten in den Hohofen aufgeben, producirt
Wärme. Schon in der Vergasungszone wird eine gewisse Menge Brennstoff von der
Feuchtigkeit des Windes, welche je nach der Witterung und der Jahreszeit wechselt,
in Kohlenoxyd und Wasserstoff umgesetzt und dabei nicht Wärme erzeugt, sondern im
Gegentheil solche consumirt.
Von dem aufgegebenen Brennstoff haben wir also stets eine gewisse Menge für diesen
Consum in Abrechnung zu bringen. Als mittleren Wassergehalt des Windes, welcher zur
Verbrennung von 1 Kil. Kohlenstoff erforderlich ist, können wir 0,0495 Kil.
annehmen. Diese Menge consumirt von dem vorhandenen 1 Kil. Kohlenstoff 0,033 und
verwandelt diesen in 0,077 Kohlenoxyd, und 0,0055 Wasserstoff werden frei.
Der Wärmeconsum ist dann:
0,0055 H
à 34000 = 1870,033 C
à 3200 = 105
292 W.E.
welche neben den 0,033 weniger Kohlenstoff in Rechnung
gebracht werden müssen, weil diese Wärmemenge derjenigen entnommen wird, welche der
wirklich verbrannte Kohlenstoff producirt.
In sehr vielen, ja den meisten Fällen wird noch ein viel größerer Theil des in den
Gichten aufgegebenen Kohlenstoffes der Verbrennung und Wärmeproduction entzogen,
nämlich dadurch, daß ein Theil der Erze nicht von den Ofengasen reducirt wird,
sondern durch festen Kohlenstoff. Auch bei diesem Vorgange wird sowohl Kohlenstoff
als Wärme consumirt.
Ist das Eisen im Erze als FeO vorhanden, so ist der
Kohlenstoffconsum pro 1 Eisen =
28 : 6 = 1 : x = 0,214 = C;
ist hingegen das Eisen als Fe2O3 vorhanden, so wird dieser Consum =
56 : 18 = 1 : x = 0,321 C.
Ein Gewichtstheil Eisen als FeO enthält 28 : 1 = 8 : x = 0,2857
Sauerstoff.
Dieser consumirt, indem er sich zu Kohlenoxyd bildet:
8 : 6 = 0,2857 : x = 0,2143 Kohlenstoff.
Der an das Eisen gebundene Sauerstoff ist in festem Zustande vorhanden und muß also
latente Wärme aufnehmen um gasförmig zu werden, ebenso der zur Bildung von
Kohlenoxyd nöthige Kohlenstoff; der Wärmeconsum ist also für 1 Kil. Eisen, welches
als FeO durch festen Kohlenstoff direct reducirt wird
=
0,2857 O
à 4200 = 1200 W.E.0,2143 C
à 3200 = 686 W.E.
1886 W.E.
Ist dagegen das Eisen im Erze als Fe2O3 vorhanden, so haben wir:
56 : 1 = 24 : x = 0,4286 Sauerstoff und
8 : 6 = 0,4286 : x = 0,3214 Kohlenstoff
und daher ist der Wärmeconsum =
0,4286 O
à 4200 = 18000,3214 C
à 3200 = 1028
2828 W.E.
Dieser, so richtig gestellte Consum an Kohlenstoff und an Wärme hat durch directe
Reduction, wie leicht zu ersehen, einen sehr bedeutenden Einfluß auf den Hohofen,
und erst dadurch ist nun auch eine vollkommen befriedigende Erklärung der Wirkung
des heißen Windes möglich; wir sehen daß die durch letzteren zu ersetzende
Wärmemenge so bedeutend groß ist, daß selbst der heißeste Wind, welchen wir
einblasen können, nicht genug Wärme enthält, um für eine hälftige directe Reduction
Ersatz zu geben, und daß dieser Ersatz theilweise durch einen Ueberschuß an
Brennstoff geleistet werden muß, umsomehr als schon der Consum an Kohlenstoff
welcher nicht zur Verbrennung kommt, sehr bedeutend ist.
Man sollte glauben, daß eine solche zweifache Vermehrung des Brennstoffconsumes jede
Oekonomie durch directe Reduction unmöglich machen würde, auch widerstreitet eine
solche effective Vermehrung des Brennstoffconsumes der Ansicht, daß der heiße Wind
ein Mittel sey, um Brennstoff zu sparen.
Allerdings würden wir ohne heißen Wind noch mehr Brennstoff verbrennen müssen, um die
directe Reduction bis zur Hälfte zu treiben, und insofern bringt der heiße Wind immerhin eine
Brennstoffersparniß in ihrem Gefolge.
Das Räthsel, wie ein unter allen Umständen durch directe Reduction erforderter
Mehraufwand an Brennstoff dennoch ökonomisch seyn könne, ist durch folgende drei
Ursachen lösbar.
Der Wärmebedarf um 1 Kil Eisen nebst den mitkommenden Schlacken zu schmelzen und
flüssig zu erhalten, wechselt je nach dem Gehalte der Erze von 30 bis 70 Procent
zwischen 1,11 und 0,6 Kohlenstoff. Sobald aber der Kohlenstoff unter 1 sinkt, wird
dadurch die Kohlung und Reduction des Erzes beeinträchtigt, weil das reducirende und
kohlende Kohlenoxydgas nicht mehr genügend vorhanden ist, um diese Operationen mit
normaler Geschwindigkeit auszuführen, daher wird die Production in der Zeiteinheit
geringer. Ist hingegen der vorhandene Kohlenstoff mehr als 1 auf 1 zu reducirendes
Eisen, so wird die Kohlung und Reduction des Erzes beschleunigt, aber nur im
Verhältniß von 1/5 von dem überschüssigen Kohlenstoffe.
Wenn nun aber die directe Reduction für 1 Eisen 0,214 bis 0,321 Kohlenstoff
beansprucht, welcher nicht durch den eingeblasenen Wind verbrannt wird, so bringen
diese 0,214 bis 0,321 Kohlenstoff 0,499 bis 0,749 Kohlenoxyd in die Reductionsgase
welche nicht durch Stickstoff verdünnt sind, und die also die Kohlung und Reduction
mehr beschleunigen als wenn diese Kohlenstoffmenge durch den zugeführten Wind
verbrannt worden wäre.
Der dritte und wichtigste Umstand, welcher die directe Reduction zu einem bedeutenden
Mittel der Oekonomie macht, ist folgender. Wenn keine directe Reduction stattfindet,
so müssen die Reductionsgase die Erzstücke vollständig bis auf ihren innersten Kern
durchdringen, um dieselben durch und durch zu reduciren und zu kohlen; findet
dagegen directe Reduction statt, so ist dieses tiefere Eindringen nicht mehr nöthig,
es wird dann nur das Aeußere des Erzstückes gekohlt und reducirt, der innere
unreducirte Kern aber löst sich in den Schlacken auf und wird dann erst in der
Schmelzzone aus diesen das metallische Eisen durch die Berührung mit festem
Kohlenstoffe ausgeschieden. Dadurch wird nun zwar der Brennstoff nicht gespart, aber
Zeit, denn um die Erzstücke durch und durch zu kohlen und zu reduciren, wird, wie
wir zeigen werden, viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als wenn die reducirenden
Gase nur auf geringe Tiefe in die Erzstücke einzudringen brauchen, daher wird die
Production in der Zeiteinheit größer, und darauf beruht hauptsächlich die Oekonomie
welche die directe Reduction gewährt
Um nun die Statik der Wärme im Hohofen zu berechnen, haben wir vor Allem den
Kohlenstoffgehalt des auf die Gicht aufgegebenen Brennstoffes hinzusetzen; wenn
directe Reduction stattfindet oder stattfinden soll, so ist dann vor Allem die dazu
erforderliche Kohlenstoffmenge in Abzug zu bringen. Diese Menge berechnet sich,
indem man die Qualität des Erzes berücksichtigt, ob dasselbe FeO oder Fe2O3
enthalte, und dann die für diese beiden Fälle per 1
Eisen nöthigen 0,214 und 0,321 mit dem Eisenantheile multiplicirt, welcher direct
reducirt werden soll. Wenn also die directe Reduction z. B. ½ ausmachen soll
und das Erz enthält Fe2O3, so ist
der dazu nöthige Kohlenstoff = ½.0,321 = 0,1605.
Nach Abzug dieser Quantität wird dann erst für den Rest der Kohlenstoff berechnet,
welcher durch das Wasser im Winde verzehrt wird, indem man diesen Rest mit 0,033
multiplicirt.
Das was nun übrig bleibt, wenn man diesen Consum für das Wasser im Winde in Abzug
gebracht hat, ist dann die Kohlenstoffmenge welche durch den Wind verbrannt werden
soll und die allein Wärme producirt.
Wir haben also drei verschiedene Quantitäten von Kohlenstoff, nämlich die totale, die
welche bis in die Schmelzzone gelangt, und die welche durch den Wind verbrannt wird.
Diese drei Quantitäten müssen wohl unterschieden werden. Die totale Menge gelangt
als Kohlenoxyd in die Reductionszone, und theils als Kohlensäure, theils als
Kohlenoxyd in die Vorwärmzone, aus der sie dann evacuirt wird.
Die Menge welche in die Schmelzzone gelangt, dient uns um die specifische Wärme der
Gase aus der Vergasungszone behufs der Anfangstemperatur zu berechnen.
Dagegen dient die zur Verbrennung kommende Kohlenstoffmenge erstens zur Berechnung
der richtigen Windmenge, zweitens zur Berechnung des Stickstoffes in den Gasen, und
drittens zur Berechnung der Wärmemenge welche im Ofen erzeugt wird.
Früher habe ich die Wärmeproduction berechnet, indem ich die Hälfte des Kohlenstoffes
mit 8000, die andere mit 2400 multiplicirte und letzteres Product vom ersteren
abzog; dieß war nicht richtig und ich verdanke es Hrn. Lürmann, Hütteningenieur in Georgs Marienhütte bei Osnabrück, mich auf
diesen Fehler aufmerksam gemacht zu haben. Die latente Wärme, welche der Kohlenstoff
aufnimmt indem er aus dem festen Zustande in den gasförmigen übergeht, ist 3200 W.
E.; man müßte also setzen: ½ . 8000 – ½ . 3200 = 2400 W. E. per 1 Kohlenstoff.
Wir haben daher einfach den zu verbrennenden Kohlenstoff mit 2400 W. E. zu
multipliciren, um die entwickelte Wärmemenge zu berechnen.
Von dieser Wärmemenge kommt dann in Abzug diejenige, welche durch das Wasser im Winde
consumirt wird, welche man erhält indem man den zu verbrennenden Kohlenstoff mit 292
multiplicirt.
Als Wärmeproduction sind dann noch hinzuzufügen: der Wärmegehalt des Windes, insofern
dieser erhitzt wird, und die Wärme welche der Brennstoff vor seiner Verbrennung
aufnimmt.
Die durch den Wind zugeführte Wärme ist: C . 5,747. s
T, wo C = das Gewicht des
verbrannten Kohlenstoffes; 5,747 das Volumen in Kubikmetern vom Wind welches für 1
C erforderlich; s =
specifische Wärme der atmosphärischen Luft = 0,2377, und T = der Temperatur auf welche der Wird erhitzt wird.
Um den Wärmegehalt des Brennstoffes zu berechnen, dividiren wir die Summe der durch
Verbrennung und Wind zugeführten Wärme, minus der durch
das Wasser verzehrten, durch die specifische Wärme der Gase welche aus der
Vergasungszone kommen, letztere = w und erstere = W und setzen dann Textabbildung Bd. 201, S. 232, wo s = der specifischen Wärme des
Brennstoffes bei der Temperatur W/w die wir in der Tabelle auf Seite 32 in den
„Documenten,“ oder bequemer in einer neuen Tabelle finden,
welche wir dieser Abhandlung in einem Anhange beifügen werden.
Mit der so gefundenen Temperatur = T ist dann das Gewicht
des Brennstoffes zu multipliciren, ferner mit s′
= der specifischen Wärme des Brennstoffes bei der Temperatur T.
Den Werth = w, d. h. die specifische Wärme der Gase
welche aus der Vergasungszone kommen, berechnet man indem man den zu verbrennenden
Kohlenstoff mit 2 1/3 multiplicirt, wodurch man das diesem entsprechende Kohlenoxyd
erhält, z. B. 1,233 Kohlenstoff = 1/3 . 1,233 + 2 . 1,233 = 2,877 Kohlenoxyd. Zieht
man nun von diesen wieder 1,233 ab und addirt den Logarithmus des Restes dem
Logarithmus 0,51987, so gibt die Summe den Logarithmus der dem Stickstoffe
entspricht, welcher in der Luft den 2,877 – 1,233 = 1,644 Sauerstoff der zur
Bildung des Kohlenoxydes erforderlich war, beigemischt ist.
Die Gase enthalten aber ferner noch das Kohlenoxyd welches durch die Feuchtigkeit des
Windes gebildet wurde, so wie den dabei frei gewordenen Wasserstoff.
Die Gewichtsmengen von CO, N
und H werden dann mit der ihnen zukommenden specifischen
Wärme = 0,2479; 0,2440 und 3,4046 multiplicirt; die Summe dieser Producte ist dann =
w.
Ich will noch bemerken, daß die in den Handbüchern angegebenen Componenten der
atmosphärischen Luft nicht mit einander stimmen; ich habe mich auf die Autorität Bunsen's verlassen und daher
Vol O = 20,96, Gewichtsth. = 23,2
Vol N = 79,04 Gewichtsth.= 76,8 angenommen.
Darnach braucht ein Gewichtstheil Kohlenstoff Kil. 5,747 oder Kub. Met. 4,442
atmosphärischer Luft zur Verbrennung.
Hat man nun die Wärmemenge welche die Vorerwärmung des Brennstoffes hinzubringt, zu
W addirt = W′, so
ist dann die Anfangstemperatur der Gase welche aus der Vergasungszone in die
Schmelzzone übertreten = W′/w = T′.
Wir können annehmen, daß auch das Eisen und die Schlacken diese Temperatur T′ annehmen, ehe sie in die Vergasungszone
gelangen, wenn keine directe Reduction stattfindet; findet aber solche statt, so
wird dadurch die Schmelzzone dermaßen abgekühlt, daß das Eisen und die Schlacken
unmöglich mehr diese Temperatur annehmen können. Durch diesen bedeutenden
Wärmeconsum in der Schmelzzone muß auch die Transmission der Ofenwände beeinflußt
werden, so daß wir nicht die Temperatur T′ für
dieselbe in Rechnung bringen können.
Es wird daher die in Rechnung zu bringende Temperatur, als diejenige der Schmelzzone
und als diejenige welche Eisen und Schlacken in letzterer annehmen, der Wirklichkeit
entsprechender seyn, wenn wir sie bei stattfindender directer Reduction durch W′ — W″/ w berechnen, wo dann W″ die Wärmemenge ist, welche durch die directe
Reduction consumirt wird.
Dagegen ist nicht anzunehmen, daß Eisen und Schlacken bei der Temperatur stehen
bleiben, welche sie in der Schmelzzone annehmen, denn je weniger heiß sie in den
Herd des Ofens gelangen und sich daselbst ansammeln, um so mehr werden sie dort noch
freie Wärme aufnehmen, da namentlich die Schlackendecke gerade mit dem heißesten
Punkte im Gestelle, da wo die Kohlensäure auftritt, in unmittelbarer Berührung ist;
auch wird da eine nachträgliche Wärmeaufnahme am größten seyn, wo die
Temperaturdifferenz zwischen dem wärmeaufnehmenden und wärmeabgebenden Körper am
größten ist.
Wie können wir nun aber bestimmen, wie groß diese Wärmeaufnahme im Herde seyn
werde?
Es haben Dulait und Boulanger,
und de Vathaire durch die calorische Methode den
Wärmegehalt von Affinir- und Gießerei-Schlacken und von
Affinir- und Gießerei-Eisen bestimmt.
Erstere fanden
per 1 Kil.
433 W.E.
492 W.E.
309 W.E.
337 W.E.;
letztere
fanden:
550 W.E.
330 W.E.;
Diese Quantitäten sind also die Gesammtmenge an Wärme, welche diese Schmelzproducte
von der Gicht bis in den Herd empfangen haben. Können diese Quantitäten irgendwie
constant seyn? Diese Frage muß verneinend beantwortet werden, denn diese Summen von
Wärme müssen nothwendig mit der Ofentemperatur wechseln. Das Einzige was uns diese
Bestimmungen zeigen, das ist daß die Schlacken stets eine größere Menge von Wärme
aufnehmen als das Roheisen, trotzdem daß die specifische Wärme der Schlacken doppelt
so groß ist als diejenige des Roheisens, wornach das umgekehrte Verhältniß
stattfinden müßte. Es liefern also diese Bestimmungen den Beweis, daß die Schlacken
im Herde weit mehr Wärme empfangen als das Roheisen. Wir können auch aus denselben
schließen, daß die Ofentemperatur bei Darstellung von Gießerei-Eisen größer
gewesen sey als bei Darstellung von Affinireisen; wenn man aber mit den Autoren
dieser Bestimmungen, wie ich es in den „Documenten“ gethan
habe, weiter geht und schließt, daß Gießerei-Eisen und Schlacken als solche
eine größere Wärmecapacität haben als Affinireisen und Schlacken, so gelangt man auf
den Weg des Irrthumes. Denn wenn auch Dulait und Boulanger, und de Vathaire zu
ähnlichen Resultaten gelangt sind, so kommt das nur daher, daß die Empirie stets
einen Ueberschuß von Brennstoff verwendet, wenn sie Gießerei-Eisen darstellen
will und gleichzeitig das Windquantum so beschränkt, daß die directe Reduction
beschränkt wird, wodurch dann allerdings das Endresultat das ist, daß der Ofen
heißer wird beim Betrieb auf Gießerei-Eisen als beim Betrieb auf
Affinireisen.
Vollkommen richtig ist es, daß die Ofentemperatur zur Darstellung von
Gießerei-Eisen eine höhere seyn soll und muß, als zur Darstellung von
Affinireisen nöthig ist; aber Affinireisen kann auch bei höherer Temperatur
dargestellt werden und dann wird der Wärmegehalt von Eisen und Schlacken auch ein
größerer werden, sowie Gießerei-Eisen darin sich sehr verschieden verhalten
wird, je nach der effectiven Temperatur welche bei möglichst kleinem
Brennstoffconsum den höchsten Grad erreichte, nicht bei Ueberschuß desselben.
Es ist daher ganz unzulässig, die latente Wärme für Gießerei- und Affinireisen
verschieden anzunehmen, eine sichere Bestimmung derselben ist wenigstens jetzt nicht
möglich; wenn wir solche aber zu 140 W. E. für Roheisen und 80 W. E. für die Schlacken annehmen, so
werden wir jedenfalls von der Wahrheit nicht allzu entfernt seyn und unter keinen
Umständen in der Wärme-Statik einen Fehler machen der von Belang wäre, da 140
W. E. das Aequivalent von 0,058 und 80 das von 0,033 Kohlenstoff sind.
Auch die Wärmeaufnahme der Schmelzproducte im Herde können wir nur ungefähr
bestimmen, indem wir annehmen daß die von Dulait und Boulanger erhaltenen Resultate sich auf Ofentemperaturen
von 1250° für Affinireisen und von 1500° für Gießerei-Eisen
stützten.
Textabbildung Bd. 201, S. 235
Dann sind;minus im; Ofen aufgenommene; u. die im Herde; aufgenommene Wärmemenge;
folglich ist das; Verhältniß der im Herde; empfangenen Wärmemenge; Ferner sind;
minus im; Ofen aufgenommene; u. die im Herde;
aufgenommene Wärmemenge; folglich ist das; Verhältniß de im Herde; empfangenen
Wärmemenge
Diesen proportional wäre dann die Wärmeaufnahme bei den Ofentemperaturen:
1600°
1500°
1400°
1300°
1200°
1100°
für das Roheisen
0,64
0,60
0,56
0,52
0,48
0,44
für die Schlacken
1,22
1,14
1,06
0,99
0,91
0,83
Somit Wird die von den Schmelzmaterialien im Herde aufgenommene Wärmemenge gefunden,
indem man die in der Schmelzzone empfangenen Wärmemengen mit vorstehenden Zahlen
multiplicirt.
Wenn wir nun im Herde einen Wärmeconsum haben, so sollte eigentlich dieser, wie der
Wärmeconsum für directe Reduction, von dem Wärmevorrath in der Vergasungszone in
Abzug kommen, denn was schon im Herde consumirt wird, ist für die höheren Zonen
verloren. Wir haben dieß aber unterlassen, weil bei niedrigen Ofentemperaturen der
Consum im Herde so klein ist, daß es nicht der Mühe lohnt ihn in Rechnung zu
bringen; ist aber der Consum groß, so ist auch die Temperatur des Ofens eine hohe,
so daß keine Gefahr vorhanden ist, daß das Schmelzmaterial sich nicht in der
Schmelzzone vollständig verflüssige, daher auch in diesem Falle eine Correction
behufs der Statik ohne Nachtheil unterbleiben kann.
Uebrigens kann ja im speciellen Falle leicht durch das angedeutete Mittel ein
abnormes Verhältniß einer genaueren Untersuchung unterworfen werden. So ist bei dem
Betrieb in Tab. G (siehe Anhang) für Erz à 70 Proc. die im Gestelle absorbirte Wärmemenge = 231
W. E.; zieht man nun
diese von dem Wärmevorrathe in der Vergasungszone ab, so wird die Ofentemperatur
statt 1626° nur noch 1368°, dadurch die Absorption in der Schmelzzone
334 W. E. gegen 434 W. E., und das Verhältniß der Reductionszone = 0,293 statt
0,330, wodurch dann die berechnete Production von Kil. 185,6 Fe sich auf Kil. 174,7 reducirt.
Ueberhaupt werden ja solche Betriebsberechnungen nicht gemacht, um alle möglichen
Verhältnisse und Resultate zum Betriebe zu bringen, sondern um zu untersuchen auf
welche Weise der Betrieb technisch und ökonomisch am vortheilhaftesten werde.
§. 3. Zweck und Nutzen der Statik
der Wärme.
Der Zweck der Wärme-Statik ist ein dreifacher. In erster Linie gewährt sie uns
eine Controlle über die Verwendung der Wärme im Hohofen, in zweiter Linie gestattet
sie uns das nöthige Brennstoffquantum zu bestimmen um einem a
priori zu berechnenden Betriebe zu genügen und drittens können wir mit
Hülfe der Wärme-Statik das Zonenverhältniß bestimmen, welches bei jeder Art
des Betriebes auftritt und das sowohl für deren Bolumen als für die Durchsetzzeiten
gilt.
Die Wärme-Statik ist daher das Fundament und der Ausgangspunkt der Theorie des
Hohofens; mit ihrer Hü fe können wir den Vorgang bei verschiedenen
Betriebsverhältnissen erkennen und dann durch diese Erkenntniß auch umgekehrt diese
Verhältnisse a priori bestimmen, indem sie die
Gesammtwirkung sämmtlicher Factoren darstellt.
Wenn wir auch in der vorhergehenden Anleitung zur Berechnung der Statik der Wärme das
Allgemeine mitgetheilt haben, so bleibt uns doch noch übrig, die Wärmeverhältnisse
etwas näher zu beleuchten.
Immer und immer wieder wird die Frage aufgeworfen: ob die durch Reduction und Kohlung
frei werdende Kohlensäure nicht wenigstens theilweise durch den glühenden Brennstoff
zu Kohlenoxyd zurückgeführt werde?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir etwas weit ausholen. Ist das zu reducirende
Erz = FeO, so sind darin auf 1 Fe = 0,286 O enthalten und zwar im festen
Zustande; dieser Sauerstoff muß also latente Wärme aufnehmen, um sich mit CO zu CO2 vereinigen zu können; es wird daher
Wärme gebunden, aber diese Wärme wird nicht von derjenigen geliefert welche durch
Verbrennung entstanden ist, sondern von dem CO welches
zu CO2 verbrennt.
0,286 O verbrennen 0,5004 CO
zu 0,7886 CO2 ohne
Aenderung des Volumens, aber die CO2 ist beinahe zweimal so dicht als das verbrannte
CO; wenn aber eine solche Aenderung der Dichte
stattfindet, so muß nothwendigerweise Wärme frei werden. In der That, wenn 0,5004
CO zu CO2 verbrennen, so werden 0,5004 . 2400 = 1200,9 W. E.
frei; statt daß sie nun aber frei werden, machen sie den festen Sauerstoff
gasförmig. Diese 1200,9 W. E. entsprechen aber (da die latente Vergasungswärme des
Sauerstoffes 4200 ist) 0,286 = dem Sauerstoffe welcher Gasform angenommen hat, so
geben 4200 . 0,286 = 1201 W. E.
Es ist also absolut falsch, wenn man wie de Vathaire
annimmt (und ihm Bell abgeschrieben hat) daß die durch
Reduction entstandene CO2 wieder reducirt werde und daß auf 1 FeO =
106 W. E., auf 1 Fe2O3 = 1027
W. E. latent, d. h. consumirt werden, wodurch der Wärmeconsum im Hohofen um 36 Proc.
zu hoch würde.
Wir haben daher für die Reduction der Erze durch Gichtgase keinen Consum von Wärme in
Rechnung zu bringen, dagegen ist solche zu berücksichtigen, wenn wir die specifische
Wärme der Gichtgase berechnen, indem wir pro 1 Fe = 1 FeO = 0,5 CO zu 0,786 CO2 und für 1 Fe = Fe2O3 = 0,75 CO zu 1,178 CO2 verbrannt in Rechnung bringen.
Ganz anders verhält es sich bei der Kohlung des Eisens; die Hälfte des Kohlenstoffes
im CO scheidet sich aus, wird fest und es bleibt CO2; es findet also
eine doppelte Verdichtung statt, die des Kohlenstoffes welche pro 1 Gewichtseinheit 3200 W. E. gibt, und die der CO2 welche (da 1 C der sich ausscheidet 1,333 O entspricht) 1
1/3 . 4200 = 5600 W. E. frei macht. Wenn daher 0,04 C
pro 1 Fe fest werden, so
werden dabei (3200 + 5600) 0,04 = 352 W. E. frei.
Da 1 C = 3,666 CO2 bildet, so haben wir behufs der Berechnung der
specifischen Wärme der Gichtgase den pro 1 Fe fest gewordenen, d. h. zur Kohlung verwendeten C einfach mit 3,666 zu multipliciren.
Textabbildung Bd. 201, S. 237
In dem Hohofen von Clerval von
1848, dessen Gichtgase Ebelmen analysirte, ist der
Kohlenstoff im Brennstoffe pro 1 Fe = 1,126;; diesen entsprechen CO = 2,627; movon durch Reduction; (Erz = Fe2O3) verbrennenzu
CO2
1,178Kohlung 0,016 . 3,666 = 0,058; 1236 = CO = 0,786 = CO 1,841 =; aus Ralkstein
empfangen die Gase 0,073 = CO2 1,309 =; –––;
Stickstoff wie in Bergasungszone N 4,806 =;
Wasserstoff ebenso H 0,006 =;
–––; Kil. 7962; = CO Kub.Met.
1,471 = 24,295 Volumproc.; = CO2 Kub.Met. 0,666 = 10,99 Volumproc.; = N Kub.Met. 3,851 = 63,601 Volumproc.; = H Kub.Met. 0,067 = 1,166 Volumproc.;
–––––; Kub.Met. 6,055 = 100,000
Volumproc.
Der Wassergehalt wurde nicht in Rechnung gebracht, um die Synthese mit der Analyse
vergleichbar zu machen. Diese gab:
CO
=
28,61
Volumproc.
CO
2
=
11,39
Volumproc.
N
=
57,06
Volumproc.
CH
2
=
0,20
Volumproc.
H
=
2,74
Volumproc.
Die Differenzen zwischen Synthese und Analyse rühren vor Allem von dem höheren
Wasserstoffgehalte her den letztere zeigt, und dann von dem Gehalte an CH2. Vernachlässigen
wir die kleine Menge Kohlenstoff im CH2 und setzen für H2 = 0,16, so daß der ganze Wasserstoffgehalt =
2,90 Volumproc. wird (die Holzkohlen enthalten, wie Ebelmen nachgewiesen hat, freien H), so haben
wir:
CO
24,293
=
23,865
Volumproc.
CO
2
10,999
=
10,806
Volumproc.
N
63,601
=
62,480
Volumproc.
H
2,900
=
2,849
Volumproc.
–––––––––––––––––––––
101,793
=
100,000
Volumproc.
Die Analyse zeigt also noch einen Ueberschuß
von
28,61
—
23,865
=
4,745
Volumproc.
CO
und
11,39
—
10,806
=
0,584
Volumproc.
CO2.
Diese Ueberschüsse enthalten zusammen 2,567 Volumproc. Kohlenstoff und 2,965
Volumproc. Sauerstoff, während die angewandte Holzkohle Gewichtsproc. C = 3,729 und O = 4,195
enthielt, welche durch bloße Erwärmung frei wurden, was also vollkommen die
Ueberschüsse der Analyse erklärt, da sogar noch Ueberschüsse von 3,729 –
2,567 = 1,162 C und 4,195 – 2,965 = 1,230 O bleiben.
Aus Allem diesem geht hervor, daß von der durch Reduction und Kohlung gebildeten
Kohlensäure, sowie von der aus Zuschlag entstandenen, auch keine Spur wieder in
Kohlenoxyd zurückgeführt wurde, so daß daher kein Wärmeconsum stattfinden konnte,
daß hingegen die Kohlung eine nicht ganz unbedeutende Wärmeproduction veranlaßt, je
nach dem Grade der Kohlung.
Diese Wärmeproduction in der Reductionszone haben wir in der Wärme-Statik
nicht in Rechnung gebracht, da sie in den meisten Fällen zu unbedeutend ist um eine
solche weitere Complication zu rechtfertigen, und da diese Production hauptsächlich
die Quantität der evacuirten Wärme vermehrt, so ist es leicht, derselben in den
Fällen Rechnung zu tragen wo dieß erforderlich seyn möchte.
In der Praxis wird die Brennstoffmenge welche zu irgend einem Betriebe erforderlich
ist, stets auf dem Wege des Versuches gefunden und bestimmt, indem man auf ein
gewisses Quantum Brennstoff nach und nach mehr Erz nimmt, bis das fallende Product
der beabsichtigten Qualität entspricht, insofern diese überhaupt erreichbar ist.
Dieß ist aber weit entfernt rationell zu seyn, da auf diese Weise oft mehr
Brennstoff consumirt wird als nöthig wäre und als die Oekonomie erfordert, wie wir
zu zeigen Anlaß haben werden. Namentlich ist die Meinung daß man zur Darstellung von
stark gekohltem Gießerei-Eisen mehr Brennstoff nöthig habe als für
Affinireisen, eine ganz unbegründete, trotz der Behauptung der Empiriker daß dieß
Sache der Erfahrung sey.
Die Statik der Wärme dient daher um die Rothwendigen Brennstoffquantitäten mit
Rücksicht auf möglichste Oekonomie a priori zu
bestimmen. Zu diesem Ende hat man nur, wie wir dieß in den im Anhang mitgetheilten
Rechnungsresultaten gethan haben, mehrere Statiken der Wärme neben einander zu
setzen, in denen das Brennstoffquantum pro 1 Fe successive erhöht ist. Es zeigt sich dann in der
Reihe eine Brennstoffquantität welche in der Zeiteinheit die größte Menge von
Product gewährt. Um hier ein Beispiel zu geben, wollen wir die Resultate einer
solchen Reihe angeben.
Die Brennstoffmengen sind pro 1 Fe =
Kohks =
0,7
0,8
0,9
1
1,1
1,2
1,3
1,4
1,5
die Production per Stunde ist
Roheisen,
Kil. 209,1
230,0
246,7
266,3
277,6
272,6
269,1
265
269
In diesem Falle wären also 1,1 Kohks pro 1 Fe die vortheilhafteste Brennstoffmenge, wenn wenigstens
dieser Brennstoff nicht einen übermäßig hohen Preis hat, was sich dann übrigens
leicht näher bestimmen läßt, wie wir zu zeigen haben werden.
Die Volum- und Durchsetzzeit-Verhältnisse der verschiedenen Zonen sind
sehr wechselnde Werthe, welche die Reduction und den Kohlungsgrad mit bestimmen und
daher von großer Wichtigkeit sind. Auch diese Verhältnisse sind nur durch die
Wärme-Statik bestimmbar.
In den „Documenten“ haben wir diese Verhältnisse bestimmt, indem
wir die Zonen-Volumina der Wärmemenge proportional setzten welche in
denselben vom Brennstoffe und von den Schmelzmaterialien absorbirt wird. Dieses ist
aber unrichtig; es ist die Wärmecapacitat der einzelnen Zonen, welche dem Volumen
und den Durchsetzzeiten in denselben proportional ist.
Die Wärmecapacität wird berechnet, indem man die absorbirte Wärme durch die
Temperatur dividirt um welche die Materialien in der Zone erhoben werden.
Die Zonen-Verhältnisse ergeben sich dann einfach durch S:s = V:x, wo S = der Summe der
Wärmecapacitäten von Vorwärm-, Reductions- und Schmelzzone ist, s = die Capacität der einzelnen Zone und V = dem Volumen des Schachtes. Man erhält also drei
Bruchzahlen welche zusammen = 1 sind. Diese Bruchzahlen mit V multiplicirt, sind dann gleich dem Volumen der Zone und mit der
Durchsetzzeit multiplicirt gleich der Durchsetzzeit in der Zone. Je größer Volumen
und Durchsetzzeit der Reductionszone ausfallen, desto günstiger wird im Allgemeinen
der Betrieb seyn.
(Die Fortsetzung folgt im nächsten
Heft.)