Titel: | Ueber Walter Weldon's Verfahren der Chlorfabrication mittelst fortwährend regenerirten Calciummanganits. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXXXVIII., S. 354 |
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LXXXVIII.
Ueber Walter Weldon's Verfahren der Chlorfabrication mittelst
fortwährend regenerirten Calciummanganits.
Ueber Weldon's Verfahren der Chlorfabrication.
Walter Weldon hat über seinen Proceß der Chlorfabrication
— beschrieben nach den neuesten Abänderungen im polytechn. Journal Bd. CXCVIII S.
227 und Bd. CXCIX S. 272 — folgendes Circular in den Chemical News vom 7. Juli 1871 veröffentlicht:
„Der Proceß der Chlorfabrication, welcher meinen Namen führt, ist jetzt in den
Fabriken der nachbenannten Firmen im Gang, welche nunmehr einen großen Theil der
gesammten, in diesem Lande producirten Quantität Chlor mittelst desselben
erzeugen.
C. Allhusen und Söhne,
Newcastle am Tyne; Black und Comp., South Shields; J. C. Gamble und Söhne, St. Helens; Gaskell,
Deacon und Comp., Widnes;
Gebrüder Hall und Shaw,
Widnes; die Hardshaw Brook Chemical Company, St. Helens;
William Hunt, Castleford; A. G. Kurtz, St. Helens; W. I. Kane und Sohn, Dublin; James Muspratt
und Söhne, Widnes; Morgan
Mooney, Dublin; H.L. Pattinson und Comp., Newcastle am Tyne; W. Pilkington und Söhne, Widnes; Sullivan und Comp., Widnes;
die Walker Alkali Company, Newcastle am Tyne.
Bei den folgenden Firmen ist der Proceß zwar noch nicht wirklich im Gang, aber die
Apparate für denselben sind fast fertig:
Charles Tennant und Comp.,
Glasgow; Gebrüder Muspratt und Huntley, Flint; die Runcorn Soap and Alkali
Company, Weston; die Netham Chemical Company,
Bristol.
Die Kosten der Regeneration einer zur Production einer Tonne Chlorkalk hinreichenden
Quantität von Mangansuperoxyd mittelst meines Processes betragen im Durchschnitt
nicht mehr als ungefähr 15 Shill., und wenn man die Kosten meines Processes mit
denen des alten Verfahrens vergleicht, so ist selbst von diesen 15 Shill. nur ein
Theil zu rechnen, weil die Lösung meines Mangansuperoxyd-Schlammes viel
weniger Arbeit und Brennmaterial erfordert, als zur Lösung des natürlichen
Superoxydes nöthig sind. Die einzige Arbeit, welche der Betrieb der Weldon'schen Blasen erfordert, besteht im Oeffnen und
Schließen einiger Hähne. Eine Blase kann so viel Chlor produciren, als zur
Fabrication von 15 bis
30 Tonnen Chlorkalk per Woche nöthig ist, und ein
Arbeiter kann so viele Blasen beaufsichtigen, als zur Production der größten
Quantität von Chlor, welche irgend eine Firma in der Welt erzeugt, erfordert
werden.
Der Verbrauch an Säure bei meinem Proceß wird durch die folgenden Zahlen
nachgewiesen, welche ich der Gefälligkeit einer Firma in Widnes verdanke. Dieselben
beziehen sich auf zehn Wochen, vom 4. April bis zum 20. Juni 1871, indem die
Pfingstwoche weggelassen ist.
Vom 4. April bis zum 30. Mai.
Durchschnittliche Production von Chlorkalk per Woche, 44
Tonnen 1 Centner.
Durchschnittliche Stärke des Chlorkalkes (Kammer-Probe), 37,34 Proc. Verbrauch
an Säure von 24° Twaddle (1,120 spec. Gew. = 16 1/5° Baumé) per Tonne, 172 Kubikfuß.
Woche, welche mit dem 13. Juni
endete.
Menge des fabricirten Chlorkalkes, 43 Tonnen 11 Centner 2 Quarter.
Durchschnittliche Kammer-Probe desselben, 37,23 Procent.
Verbrauch an Säure von 24° Twaddle (16 1/5° Baumé) per Tonne, 166 Kubikfuß.
Woche, welche mit dem 20. Juni endete.
Menge des fabricirten Chlorkalkes, 43 Tonnen 5 Centner 1 Quarter
Durchschnittliche Kammer-Probe desselben, 36,18 Procent.
Verbrauch an Säure von 24° Twaddle (16 1/5° Baumé) per Tonne, 140 Kubikfuß.
Der durchschnittliche Verbrauch an Salzsäure von 24° Twaddle (16 1/5°
Baumé) pro Tonne Chlorkalk betrug hiernach bei der
erwähnten Firma in der angegebenen Zeit 166 Kubikfuß.
Die Firma welche mir diese Zahlen geliefert hat, verwendet Buxton-Kalk. Wenn
eine geringere Sorte von Kalk benutzt wird, so ist der Verbrauch an Säure größer;
aber ich glaube, daß der durchschnittliche Verbrauch pro
Tonne Chlorkalk bei allen Firmen, welche meinen Proceß anwenden, nicht mehr als 170
Kubikfuß Salzsäure von 24° Twaddle (16 1/5° Baumé)oder die Quantität
welche 2832 Pfd. wirkliche Chlorwasserstoffsäure enthält, beträgt.
Obschon jetzt wenige brittische Fabrikanten für je 2832 Pfund HCI, welche in ihre Chlorblasen gehen, weniger als 60 Ctr., viele aber 80
Ctr. oder selbst noch mehr Kochsalz zersetzen, sollte
doch diese Quantität von Säure für je 47 oder 47½ Ctr. zersetzten Kochsalzes
in die Blasen gelangen. In einer im Jahre 1863 von Oberstlieutenant Allhusen und R. Calvert Clapham der chemischen Section der British
Association
überreichten Abhandlung
wurde nachgewiesen, daß die Quantität der in der Fabrik der HHrn. Allhusen und derjenigen der Walker
Alkali Company wirklich condensirten HCI pro
100 Th. zersetzten Kochsalzes 55,8 Theile betrug; 2832 Pfunden HCI würden hiernach 45 Ctr. 35 Pfd. Kochsalz
entsprechen. Es ist kaum zu bezweifeln, daß diese Quantität Säure fast überall per 46 Etr. zersetzten Kochsalzes verdichtet wird, und
ich behaupte, daß alle verdichtete Säure, ausgenommen 2
bis 3 Proc., in die Blasen gelangen sollte. Es gibt
Fabrikanten, nach dem Lancashire-System arbeitend, bei denen fast ein Drittel
ihrer Säure in den Waschthürmen niedergeht; aber es gibt andere, welche in ihren
Waschthürmen per Tonne zersetzten Kochsalzes nicht mehr
als das Aequivalent von 1½ Kubikfuß Säure von 24° Twaddle (16
1/5° Baumé) niedergehen lassen, und was diese thun, ist natürlich allen
möglich, welche geschlossene Calciniröfen anwenden. Auch diejenigen welche offene
Calciniröfen benutzen, brauchen im Verhältniß zur Menge des zersetzten Kochsalzes
nicht weniger Säure für ihre Blasen zu bekommen, als diejenigen welche nach dem
anderen System arbeiten, da man die Säure aus offenen Calciniröfen leicht stark
genug erhalten kann, daß sie, mit der übrigen stärkeren Säure (pot-acid) vermischt, eine Säure liefert welche
zur Auflösung meines Manganschlammes völlig stark genug ist.
Es ist also vollkommen möglich, 2832 Pfd. HCI für je
47½ Ctr. zersetzten Kochsalzes in die Chlorblasen gelangen zu lassen. Aber
diese Quantität von Säure ist mehr, als nach meinem Verfahren per Tonne Chlorkalk verbraucht werden muß. Sie
begreift ungefähr 500 Pfd. in sich, welche als freie Säure aus den Blasen abfließen
und nachher durch Kalkstein neutralisirt werden. Durch eine geringe Vergrößerung der
Blasen, welche gestatten würde daß man einen Ueberschuß von Manganschlamm in
dieselben brächte, würde man es ermöglichen, diese 500 Pfd. verloren gehender Säure
auf 200 Pfd. zu verringern. Die 2832 Pfd. HCI würden
sich dadurch auf 2532 Pfd. reduciren, und jeder Fabrikant würde so im Stande seyn,
durch Anwendung meines Processes für je 42 Ctr. Kochsalz, welche er zersetzt, 1
Tonne 37 procentigen Chlorkalk zu produciren.
Aber es gibt eine andere Form meines Processes, welche eine Tonne Chlorkalk von einer
so geringen Menge wie vierzehn Centner Kochsalz zu
liefern im Stande ist. Diese besteht darin, daß man das Manganchlorür, statt durch
Kalk, durch Magnesia zersetzt, und daß man das dabei entstandene Chlormagnesium
nachher erhitzt, so daß es wieder Magnesia und Salzsäure liefert.Diese Modification des Processes ist in Weldon's
citirter Abhandlung im polytechn. Journal Bd. CXCVIII S. 227 bereits
aufgeführt. Dieselbe Magnesia wird dann continuirlich immer wieder benutzt; der
Verlust an Mangan, welcher von der Kalk-Form meines Processes unzertrennlich
ist, wird vermieden; man verbraucht nichts als Steinkohle und Luft, und alles in der
angewendeten Salzsäure enthaltene Chlor wird, wenn man es wünscht, im freien
Zustande gewonnen. Mittelst dieser Form des Processes wurde in der Fabrik von J. C.
Gamble und Söhnen seit dem
Jahre 1868 mit Erfolg Chlorkalk dargestellt, und in der Fabrik der Hardshaw Brook Chemical Company werden jetzt veroesserte
Apparate für dieselbe vorbereitet, die binnen Kurzem in Betrieb seyn werden.
Man stellt jetzt mit verschiedenen Processen der Chlorbereitung, bei denen kein
Mangan angewendet, sondern das Chlor durch Zersetzung entweder von Salzsäure oder
von Metallchloriden mittelst direct wirkender atmosphärischer Luft erhalten wird,
Versuche an.Man s. Henry Deacon's Bericht über sein neues
Verfahren zur Chlorfabrication, im polytechn. Journal Bd. CC S.
398 (erstes Juniheft 1871). Diese Processe würden nach
der Theorie auch so viel Chlor liefern, als die Magnesia-Form des
Mangan-Processes; aber ich glaube, man wird finden, daß die Reactionen, auf
welche sie sich gründen, nur durch Anwendung eines solchen Ueberschusses von Luft
vollständig gemacht werden können, daß das so
erhaltene Chlor so verdünnt wird, daß es zur Absorption unausführbar große Apparate
erfordert, und daß diese Processe deßhalb in der Praxis nur so weit geführt werden
können, daß die wirkliche Ausbeute an Chlor weit geringer ausfällt, als diejenige
Ausbeute, welche ich, wie ich zuversichtlich hoffe, zu Hardshaw Brook bald erzielen
werde. Ueberdieß ist das Chlor, welches die erwähnten Processe liefern, selbst wenn
es durch nur theilweise Zersetzungen erhalten wurde, so mit anderen Gasen vermischt,
daß die Absorption desselben bis jetzt nur auf die Weise bew rkt worden ist, daß man
es in Apparaten von besonderer Construction auf einem sehr langen Wege über
ausnehmend dünne Lagen von Kalk hinstreichen ließ. Die Magnesia-Form meines
Processes liefert das Chlor dagegen in einem Zustande, in welchem es in den
gewöhnlichen Kammern angewendet werden kann, und ich glaube, man wird finden, daß
diese Form meines Processes so manche andere praktische Vorzüge besitzt, daß sie die
Suprematie des Mangans als des Agens, mittelst dessen das Chlor auf die bequemste
und wohlfeilste Art dargestellt werden kann, ungeschwächt aufrecht erhalten
wird.
Walter Weldon.“
Offices of Weldon's Chlorine Processes
Company,(Limited), 59, Lincoln's Inn
Fields, London, W. C.