Titel: | Ueber die in Steinkohlen eingeschlossenen Gase; von Ernst v. Meyer. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. CXIV., S. 461 |
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CXIV.
Ueber die in Steinkohlen eingeschlossenen Gase;
von Ernst v.
Meyer.
Aus dem Journal für praktische Chemie, 1871, Bd. IV S.
42.
Meyer, über die in Steinkohlen eingeschlossenen Gase.
Da die Frage, ob und welche Gase die Steinkohlen eingeschlossen enthalten, bis jetzt,
wie es scheint, noch nicht experimentell behandelt worden ist, so habe ich auf
Veranlassung von Prof. Kolbe damit begonnen, Zwickauer
Kohlen in dieser Richtung zu prüfen.
Nußgroße Stücke einer solchen harten dichten Kohle wurden in einen mit frisch
ausgekochtem heißem Wasser gefüllten Kolben eingetragen, darauf in den Hals
desselben ein Gummistopfen eingesetzt, welcher das untere Ende einer offenen
Glasröhre umschloß, deren anderes Ende mittelst eines zweiten Gummistopfens in den
unteren verengten Theil einer oben offenen ebenfalls mit ausgekochtem Wasser
gefüllten Schale mündete.
Nachdem das die Kohlen umgebende Wasser in dem Kolben einige Zeit im Sieden erhalten
war, um die mechanisch adhärirende Luft zum größten Theil zu entfernen, wurde das
aus den Kohlen fortwährend sich entwickelnde Gas in einer luftfreien mit Wasser
gefüllten Glasröhre, die in dem oberen Wasserreservoir des Apparates umgestürzt war,
aufgefangen und nach Bunsen's Methode analysirt.
Ich gebe hier die procentischen Resultate zweier Portionen des aufgesammelten
Gases.
I.
16,9
Kohlensäure,
20,4
Grubengas,
53,3
Stickgas,
1,7
Sauerstoff,
7,7
schwere Kohlenwasserstoffe, durch rauchende Schwefelsäure
absorbirbar.
––––––
100,0
II.
22,4
Kohlensäure,
22,3
Grubengas,
48,0
Stickgas,
4,1
Sauerstoff,
3,2
schwere Kohlenwasserstoffe, durch rauchende Schwefelsäure
absorbirbar.
––––––
100,0
Bemerkenswerth ist die große Menge Stickgas und der geringe Gehalt an Sauerstoff. Die
untersuchte Kohle war in einem Keller mehrere Monate mit Luft in Berührung gewesen.
Der Sauerstoff der absorbirten Luft ist augenscheinlich größtentheils zur Oxydation
der Kohle und Kohlensäurebildung verbraucht.
Bemerkenswerth ist ferner der Gehalt der Kohle an schweren Kohlenwasserstoffen,
welche meines Wissens bis jetzt in Steinkohlen noch nicht nachgewiesen sind.
Es wäre denkbar, wenngleich nicht wahrscheinlich, daß diese schweren
Kohlenwasserstoffe sich erst während des Erhitzens der Steinkohle unter Wasser bei
100° C. gebildet haben. Ich bin eben dabei, durch Ausziehen der Gase bei
gewöhnlicher Temperatur mittelst einer Quecksilberluftpumpe zu prüfen, ob dieselbe
Kohle, welche beim Erhitzen unter Wasser jene durch Schwefelsäure absorbirbaren
Kohlenwasserstoffe ausgibt, dieselben auch bei gewöhnlicher Temperatur liefert.
Ueberhaupt gedenke ich die begonnene Untersuchung auf verschiedene Steinkohlensorten
auszudehnen, und hoffe die Ergebnisse bald ausführlich mittheilen zu können.