Titel: | C. A.Mac Evoy's Zeitzünder. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XXIX., S. 122 |
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XXIX.
C. A.Mac Evoy's Zeitzünder.
Nach Engineering, August 1871, S.
85.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Mac Evoy's Zeitzünder.
Die auf Verderbniß des Zündersatzes beruhende Unzuverlässigkeit der Zeitzünder hat
den Capitän C. A. Mac Evoy (von den Londoner
Artillerie-Werkstätten, Southwark) zur Construction von Zeit- oder
Distanzzündern veranlaßt, welche von Zündersatz Brennzeiten unabhängig, nur durch
ihre mechanische Einrichtung wirken, und den bisherigen Zeitzündern durch Sicherheit
der Handhabung und des Erfolges überlegen seyn sollen.
Figur 5a stellt einen solchen Zeitzünder
dar, welcher während des Geschoßfluges dadurch thätig werden soll, daß der
Luftwiderstand auf die kleinen Flügel oder Fahnen a, a
einwirkt und so die in der Längenachse des Geschosses liegende Spindel b des in die Spitze des Geschosses eingesetzten Zünders
während des mit Rotation um die Längenachse verbundenen Geschoßfluges zur Umdrehung
um ihre Längenachse zwingt, wodurch ein allmähliches Niedergleiten der mit Leisten
in einem Längenfalze der inneren Zünderwand auf und nieder gehenden Mutter c dieser Spindel bewirkt wird, welche in drei
Viertheilen ihrer Länge zur Schraube geschnitten und mit Scala-Eintheilung
versehen ist; dieß führt schließlich, durch das dieser Nuß c innewohnende Trägheitsmoment, zum Einschlagen der an ihr angebrachten
Spitzen in den Zündsatz, welcher bei f am Boden des
Zünders eingepreßt ist, und somit, vermittelst der Pulverkammer k dieses Zünders, zur Entzündung der
Geschoß-Sprengladung. – Die Spindel mit Nuß kann nach Belieben in den
Zünder eingesetzt oder aus demselben herausgenommen, also auch für sich transportirt
werden.
Zum Tempiren des Zünders nimmt man die Spindel mit ihrer Nuß aus demselben heraus,
stellt die Nuß dann auf den dem Schußverhältniß entsprechenden Scalastrich der
Spindel und fügt hiernach beide wieder in den Geschoßzünder ein. – Die
Geschwindigkeit mit welcher die Zünderspindel rotirt, hängt unter sonst gleichen
Umständen von dem Winkel ab, unter welchem die Flügel a,
a gestellt werden.
Figur 5b stellt eine zweite Art durch
Mechanismus in Thätigkeit gelangenden Zeitzünders dar. Hierbei ist die Spindel b mit einer vermittelst des Armes m excentrisch angebrachten Kugel n versehen,
deren Gewicht die frei um ihre Längenachse bewegliche Spindel zwingen soll, das
Geschoß mit dem in seinem Kopf eingesetzten Zünder während des Fluges frei um sie
herum rotiren und so die mit Zündstiften versehene Nuß c
– welche auch hier mit Leisten in diametral angebrachten
Längenfalzen der inneren Zünderwand auf und nieder geht – allmählich an ihr
niedergleiten zu lassen. Es ist nämlich auch in diesem Falle die Spindel in drei
Viertheilen ihrer Länge zur Schraube geschnitten und mit Scala-Eintheilung
versehen; an ihrem unteren Theile aber ist sie glatt, so daß die hier angelangte Nuß
vermöge ihres Trägheitsmomentes weiter stoßweise gegen den mit Zündsatz
ausgeschlagenen Zünderboden niederfährt, wodurch zunächst die Explosion des in der
Zünderkammer (k
Fig. 5a) befindlichen Pulvers und
dadurch die der Geschoß-Sprengladung bewirkt wird. – Die Berechnung
für die Zeit oder respective Entfernung der Geschoß-Explosion beruht bei
dieser Zündereinrichtung auf der Drall-Länge des zugehörigen gezogenen
Geschützes, welche das abgeschossene Projectil für die dadurch bestimmte Anzahl von
Fußen jedesmal eine ganze Umdrehung machen läßt. Der Erfinder ist auf diese
Modification seines Zeitzünders durch die Beobachtung gekommen, daß Zünder welche in
den Kopf der Geschosse eingeschraubt sind, sich während der Flugbahn desselben
meistens etwas aufschrauben, sobald durch das Geschoß-Rotationsverhältniß der
Impuls dazu gegeben wird.
Die Anordnungen sind beide sehr sinnreich, und es dürften bald Versuche angestellt
werden, um deren praktischen Werth zu ermitteln.