Titel: | Ueber die Zusammensetzung der im Bessemerconverter während des Blasens sich entwickelnden Gase; von Georg J. Snelus, Adjunct der königl. Bergschule in London. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XXXIV., S. 145 |
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XXXIV.
Ueber die Zusammensetzung der im
Bessemerconverter während des Blasens sich entwickelnden Gase; von Georg J. Snelus, Adjunct der
königl. Bergschule in London.
Vorgetragen im Iron and Steel Institute. – Aus dem Engineer, September
1871, S. 167.
Snelus, über die Zusammensetzung der Gase welche sich in der
Bessemerbirne während des Blasens entwickeln.
I. Zweck der Untersuchungen.
Prof. Roscoe hat in seiner Vorlesung über Spectralanalyse
im Iron and Steel Institute auf die Schwierigkeit
hingewiesen, die Ursache zu bestimmen welche das Auftreten des größeren Theiles der
Linien im Bessemerspectrum bedingt und dabei bemerkt daß, während die Mehrzahl der
Beobachter diese Linien auf Kohlenstoff in irgend einer
Form bezieht, andere der Ansicht sind, daß dieselben von Mangan herrühren. Nehmen wir an, daß die Linien durch Kohlenstoff
hervorgerufen werden, so ist klar, daß eine Analyse des die Linien erzeugenden Gases
zur Lösung der Frage beitragen müßte, da dieselbe uns darüber belehren würde,
welchem Zustande des Kohlenstoffes wir die Entstehung jener Linien zuzuschreiben
haben. Dieß ist von Wichtigkeit, da wir wissen, daß der Kohlenstoff in verschiedenen
gasförmigen Verbindungen und bei verschiedenen Temperaturen mehrere verschiedene
Spectra gibt, wie Dr. Watts
nachgewiesen hat.
Eine andere Frage, welche sich bei der Untersuchung des Bessemerspectrums aufdrängt,
ist folgende: vorausgesetzt, die charakteristischen Linien rühren von Kohlenstoff
her, wie kommt es dann daß das Kohlenstoffspectrum nicht in den früheren Stadien des
Blasens wahrzunehmen ist, da die Analyse des Metalles unbestreitbar beweist daß
Kohlenstoff von Anfang an in beträchtlichen Mengen verbrennt?
Es schien mit, daß Analysen des in verschiedenen Perioden des Blasens entwickelten
Gases zur Lösung dieser Probleme beizutragen vermöchten; denn obgleich allgemein
angenommen wird, daß während des Umwandlungsprocesses der Kohlenstoff des Roheisens
zu Kohlenoxyd verbrannt wird, so ist doch die Richtigkeit dieser Behauptung meines
Wissens noch niemals bewiesen worden. Aus den im
Nachstehenden mitgetheilten Analysen wird sich ergeben, daß jene Behauptung nur
theilweise wahr ist und daß die Zusammensetzung der entwickelten Gase uns eine
Einsicht in die Natur des stattfindenden Processes gewährt, welche uns Analysen des Metalles und der
Schlacken in verschiedenen Stadien nicht gestatten würden.
II. Verfahren zum Auffangen der
Gase.
Das zu den Analysen bestimmte Gas wurde mittelst eines langen eisernen Gasrohres
aufgefangen, an dessen Ende ein schwanenhalsförmig gebogenes, aus feuerfestem Thon
angefertigtes Trompetenmundstück befestigt war; letzteres wurde in den Hals des
Converters (der Birne) eingesenkt, nachdem dieselbe aufwärts gedreht worden war.
Gewöhnlich versetzte es sich während des Versuches mit Schlacke und konnte deßhalb
nur zu einem einzigen Experiment benutzt werden. Das Mundstück wurde so tief in den
Converter eingesenkt, daß man sicher war, daß keine Luft in das Rohr eingesogen
werden konnte. Am anderen Ende des Eisenrohres wurden in besonderen Perioden des
Blasens, sobald ich Gas zur Analyse benöthigte, Glasröhren befestigt und vor dem
Abnehmen vom Rohr mittelst des Löthrohres zugeschmolzen. Während der ganzen Zeit
ließ ich einen constanten Gasstrom durch das Rohr ziehen und da ich diese Operation
zwei Minuten lang bevor die erste Gasprobe gesammelt wurde, vornahm, so konnte ich
sicher annehmen daß alle Luft ausgetrieben und das Ganze eine richtige Probe von dem
durch die directe Wirkung des Gebläsewindes auf das Metall und dessen Bestandtheile
entwickelten Gase war. Es fand sich, daß während des ersten Theiles des Blasens das
Gas am Ende des Eisenrohres nicht brannte; aber vom Beginne des
„Kochens“ an bis zur Beendigung des Blasens brannte es mit
der für das Kohlenoxydgas charakteristischen blaßblauen Farbe. – Proben des
Gases wurden nach je zwei Minuten genommen und der Analyse unterzogen.
III. Bei der Analyse befolgte
Methoden.
Zur Analyse des Gases benutzte man eine modificirte Form des Apparates welchen Frankland für die bei der Wasseranalyse auftretenden Gase
anwandte, welcher sich für diesen Zweck vorzüglich geeignet erwies. Die Gasproben 3
und 5 wurden nach verschiedenen Methoden analysirt; in dem einen Falle wurde das
Kohlenoxyd durch Absorption mit einer chlorwasserstoffsauren Lösung von
Kupferchlorür, in dem anderen durch Verbrennung mit elektrolytischem Knallgas und
Sauerstoffgas und darauf folgende Absorption durch Kali, nach der Methode von Bunsen bestimmt. Wir werden sehen, daß die erhaltenen
Resultate genau mit einander übereinstimmen.
IV. Details der Gasanalysen und
Folgerungen aus denselben.
Probe I. – Dieselbe wurde zwei Minuten nach dem
Beginne eines Blasens genommen, welches achtzehn Minuten dauerte. Das Gas
enthielt:
Kohlensäure
10,71
Sauerstoff
0,92
Kohlenoxyd
0,00
Wasserstoff, nicht bestimmt
Stickstoff
88,37
––––––
100,00
Dieses Resultat war mit ganz unerwartet, weil gewöhnlich angenommen wird daß der
Kohlenstoff in allen Stadien des Blasens unmittelbar zu Kohlenoxyd verbrennt. Nehmen
wir den Stickstoff in dieser Probe zu 87 Volumen an, so entspricht dieß 23,03
Volumen Sauerstoff. 10,71 Volume Kohlensäuregas enthalten 5,35 Volume
Kohlenstoffdampf, welche auf atmosphärische Luft als Einheit bezogen, 4,43
Gewichtstheile Kohlenstoff repräsentiren. Die Kohlensäure enthält ihr eigenes Volum
Sauerstoff, welches, von 23,05 abgezogen, 12,34 Volume = 13,62 Gewichtstheile
Sauerstoff zur Verbindung mit anderen Elementen als Kohlenstoff übrig läßt. Nun
enthält gewöhnliches englisches Bessemereisen wohl kaum andere oxydirbare Stoffe als
Kohlenstoff, Silicium und Eisen; denn Mangan ist gewöhnlich nur in geringer Menge
vorhanden, Schwefel nur in verschwindenden Spuren, und der Phosphor bleibt
unangegriffen. Hinsichtlich der drei oxydirbaren Stoffe wissen wir aus den
Schlackenanalysen, daß das Eisen erst gegen Ende des Processes in einigermaßen
beträchtlicher Menge verbrennt, so daß wir nur den Kohlenstoff und das Silicium in
Betracht zu ziehen haben.
Wir können demnach annehmen, daß die 13,62 Gewichtstheile Sauerstoff sich bloß mit
Silicium verbinden, so daß (da 32 Theile Sauerstoff mit 28 Theilen Silicium, also in
dem Verhältnisse von 8 zu 7 sich vereinigen) in diesem Stadium des Processes 11,91
Theile Silicium nebst 4,43 Theilen Kohlenstoff oxydirt werden; woraus man ersieht
daß, obgleich sich beide Elemente oxydiren, das Silicium
am raschesten verschwindet. Dieß beweist auch die Analyse des Metalles, denn eine
Roheisencharge welche beim Abstechen in den Converter 3,57 Proc. Kohlenstoff und
2,26 Proc. Silicium enthielt, hatte, wie Barker fand,
nach wenigen Minuten 0,53 Proc. Kohlenstoff und 1,205 Proc. Silicium verloren.
Hinsichtlich der Natur des Gases welches sich in einem Zeitpunkt zwischen jenem ersten
Probenehmen und dem zwei Minuten später erfolgten Probenehmen entwickelte, gebe ich
hier als Beispiel die Resultate der von meinem Freunde W. Thorp, Vorstand des Laboratoriums der Rivers'
Commission, ausgeführten Analysen zweier hinter einander in Glasröhren
aufgefangenen Gasproben, die ich vier Minuten nach dem Beginne eines Blasens nahm,
welches, da der Converter neu oder das Eisen kalt war, neunundzwanzig Minuten
dauerte.
Das Rohr Nr. 1enthielt:
Das Rohr Nr. 2enthielt:
KohlensäureSauerstoffKohlenoxydWasserstoff und
Stickstoff
8,940 0,916 0,078 90,066
9,296 0,113 0,044 99,544
100,000
100,000
Probe 2. – Sie wurde vier Minuten nach Beginn des
Blasens genommen. Das Gas enthielt:
Kohlensäure
8,57
Kohlenoxyd
3,95
Wasserstoff
0,88
Stickstoff
86,50
––––––
100,00
Es ist hier zu bemerken, daß die Menge des Kohlenoxydes allmählich zunimmt, während
die der Kohlensäure sich vermindert.
Probe 3. – Sechs Minuten nach dem Beginne des
Blasens genommen. Dieselbe enthielt:
Durch Absorptionbestimmt.
Durch Verbrennungbestimmt.
Kohlensäure
KohlenoxydSauerstoffWasserstoffStickstoff
7,89 4,65 fehlte– 87,55
8,20 4,52 fehlte 2,00 85,28
100,00
100,00
Zerlegen wir diese Resultate in derselben Weise wie bei Probe 1, so finden wir daß
85,28 Stickstoff 22,61 Volumen Sauerstoff entsprechen. Der Kohlenstoff ist mit 10,46
Volumen Sauerstoff verbunden, so daß 12,15 Volume (13,42 Gewichtstheile) Sauerstoff zur
Verbindung mit anderen Elementen übrig bleiben. Diese erfordern 11,74 Theile
Silicium, während die Menge des als Gas entweichenden Kohlenstoffes 5,27 Theile
beträgt. Der Kohlenstoff wird daher jetzt im Verhältniß zum Silicium rascher
oxydirt, als dieß zur Zeit des Nehmens der Probe Nr. 1 der Fall war.
Probe 4. – Dieselbe wurde zehn Minuten nach dem
Beginne des Blasens und möglichst bald nach dem Eintreten des Kochens genommen.
Jetzt war das vollständige Spectrum sichtbar und constant, und blieb so bis zum Ende
des Blasens. Das Gas enthielt:
Kohlensäure
3,58
Sauerstoff
fehlte
Kohlenoxyd
19,59
Wasserstoff (nicht bestimmt)
2,00 (wahrscheinlich)
Stickstoff
74,83
––––––
100,00
Hier ist die bedeutende Zunahme des Kohlenoxydgehaltes und die entsprechende
Verminderung der Kohlensäure bemerkenswerth. Daraus erklärt sich die verstärkte
Leuchtkraft der Flamme in dieser Periode des Processes, da wir nun ein großes
Gasvolum haben, welches an der Mündung des Converters wirklich brennt. Nehmen wir
an, daß der sämmtliche in Verbindung mit anderen Elementen jetzt sich entwickelnde
Sauerstoff direct von dem in diesem Stadium durch das Eisen gepreßten Gebläsewinde
herrührt, so haben wir für die 74,83 Volume Stickstoff, 19,84 in den Converter
eintretende Volume Sauerstoff; da aber die Kohlensäure 3,58 Volume und das
Kohlenoxyd 9,79 Volume Sauerstoff enthält, im Ganzen also 13,37 Volume Sauerstoff an
Kohlenstoff gebunden sind, so bleiben noch 6,47 Volume Sauerstoff zur Verbindung mit
anderen Elementen übrig. Diese Sauerstoffmenge würde 6,25 Theile Silicium oxydiren,
und da jetzt 9,6 Theile Kohlenstoff verbrannt werden, so sind hier die Verhältnisse
umgekehrt, d.h. Kohlenstoff wird rascher oxydirt als Silicium. Dieß ist der
Zeitpunkt in welchem die Kohlenstofflinien scharf hervortrreten und die Analyse
belehrt uns, weßhalb dieß so ist.
Probe 5. – Sie wurde zwölf Minuten nach Beginn des
Blasens aufgefangen. Das Gas enthielt:
Durch Absorptionbestimmt
Durch Verbrennungbestimmt.
KohlensäureSauerstoffKohlenwasserstoffe
KohlenoxydWasserstoffStickstoff
2,47 fehltefehlten 29,58 – 67,95
2,30
–
– 29,30 2,16 66,24
100,00
100,00
Diese Gasprobe wurde speciell auf einen Gehalt an Kohlenwasserstoffen geprüft, denn
wenn sich eine bestimmbare Menge derselben bilden sollte, so würde es höchst
wahrscheinlich in diesem Stadium des Processes der Fall seyn. Obgleich aber das Gas
zwölf Stunden lang mit rauchender Schwefelsäure in Berührung gelassen wurde, fand
doch keine Absorption statt. Da die durch Verbrennung erhaltenen Resultate
gleichfalls die Abwesenheit von Kohlenwasserstoffen erweisen, so glaube ich mit
Recht schließen zu dürfen, daß eine Bildung derselben nicht stattfindet.
Probe 6. – Dieselbe wurde vierzehn Minuten nach
Beginn und vier Minuten vor Beendigung des Blasers genommen. Das Gas enthielt:
Kohlensäure
1,34
Sauerstoff
fehlte
Kohlenoxyd
31,11
Wasserstoff (nicht bestimmt)
2,00 (wahrscheinlich)
Stickstoff
65,55
––––––
100,00
Auffallend ist hier der hohe Gehalt an Kohlenoxyd und die sehr geringe Menge von
Kohlensäure; 65,55 Theile Stickstoff entsprechen 17,37 Sauerstoff, 16,89 Volume
(18,66 Gewichtstheile) Sauerstoff sind mit 13,45 Theilen Kohlenstoff verbunden,
daher 0,53 Theile Sauerstoff übrig bleiben, welche sich mit 0,46 Theilen Silicium
verbinden würden, so daß in diesem Zeitpunkte praktisch genommen, bloß Kohlenstoff
oxydirt wird, indem die letzten Spuren von Silicium nur sehr allmählich
verschwinden.
Ueberblicken wir diese Analysen, so ersehen wir daraus, daß in der ersten Periode des
Blasens Kohlensäure gebildet wird, mit wenig oder gar keinem Kohlenoxyd, während in
der letzten Periode Kohlenoxyd entsteht mit nur Spuren von Kohlensäure. Es drängt
sich daher die Frage auf, weßhalb der Kohlenstoff in dem einen Zeitabschnitte
zweimal so viel Sauerstoff aufnimmt, als in einem anderen, unter anscheinend
gleichen Bedingungen? Meine eigene Ansicht ist die, daß sowohl die chemische
Reaction als auch die Abweichung der Spectra von dem unter gewöhnlichen Umständen beobachteten Spectrum
des Kohlenoxydes Functionen der Temperatur sind. Es ist
gewiß, daß im Anfange des Blasens die Temperatur nicht viel höher als Gelbgluth seyn
kann, während dieselbe am Ende des Blasens unzweifelhaft eine gute Weißglühhitze
ist. Unter den im Converter obwaltenden Bedingungen ist aber Kohlenoxyd der
stabilste Körper bei hoher Temperatur und Kohlensäure der stabilste bei einer
niedrigeren Temperatur. Dieß steht mit den Versuchen von J. Lowthian Bell in Einklang, wornach die Gleichgewichtsbedingungen
für diese Gase in Gegenwart von metallischem Eisen sind:
dunkle Rothglühhitze, 150 Volume Kohlensäure
volle Rothglühhitze, 47 Volume Kohlensäureannähernde Weißgluth, 11
Volume Kohlensäure
für je 100Kohlenoxyd.
Es stimmt auch mit der allgemeinen Beobachtung überein, daß wenn das Eisen beim
Abstechen aus dem Schmelzofen kalt ist, der Eintritt der Kochperiode im Converter
verzögert wird, wohingegen diese Periode, wenn das Roheisen in einem zum
Einschmelzen dienenden Flammofen längere Zeit auf einer hohen Temperatur erhalten
worden, weit rascher erreicht wird. Die Wirkung des Sauerstoffes auf das Silicium
dürfte mit dem Oxydationsgrade des Kohlenstoffes einigermaßen in Zusammenhang
stehen; denn nach meinen Beobachtungen hängt die Zeit in welcher das Kochen
eintritt, von der Menge des im Roheisen enthaltenen Siliciums ab. So findet bei
Eisen mit einem Siliciumgehalte von beiläufig 2 1/2 Procent das Kochen ungefähr in
der Mitte des Blasens statt, während bei schwedischem Eisen, welches nur ungefähr 1
Proc. Silicium enthält, dieser Zeitpunkt meines Wissens viel früher eintritt.
Veränderungen in der Temperatur veranlassen Veränderungen in den Spectren und man
wird wohl finden daß das Bessemerspectrum, oder wenigstens jener Theil desselben
welcher vom Kohlenstoff herrührt, einfach das Spectrum des Kohlenoxydes von der
Temperatur ist, bei welcher es im speciellen Falle an der Mündung des Converters
verbrennt.
V. Vergleichung der Zusammensetzung des
Gases mit den spectroskopischen Erscheinungen.
Die
Spectraluntersuchung
weist
nach:
Die Analyse des
Gasesweist nach:
Erstes Stadium. 0 bis 4.
Minute. –Schwaches continuirliches Spectrum. Keinewirkliche
Flamme.
Entwickelung von Kohlensäure, mitwenig oder gar
keinem Kohlenoxyd.
4. bis 8. Minute. – Es treten
Kalium-,Natrium- und Lithiumlinien auf.Gegen Schluß
zuweilen Aufblitzen vonKohlenstofflinien.
Kohlensäure-Entwickelung fortdauernd,mit
nur wenig Kohlenoxyd. Temperaturjedenfalls im Steigen und
Verflüchtigungvon Alkalimetallen verursachend.
Die
Spectraluntersuchung
weist
nach:
Die Analyse des
Gasesweist nach:
Zweites Stadium. 8. bis 10.
Minute. –Dichte Flamme. Helle Kohlenstofflinien inrothem,
blauem und grünem Felde.
Entwickelung bedeutender Mengen vonKohlenoxyd,
welches an derConvertermündung mit hoher
Temperaturverbrennt.
10. bis 14. Minute. – Helle
grüneKohlenstofflinien deutlicher.
Menge des Kohlenoxydes bedeutendvermehrt.
14 Minute bis zur Beendigung desBlasens. –
Kohlenstofflinien hell bis zumSchlusse, wo sie plötzlich
verschwinden.
Entwickelung von Kohlenoxydfortdauernd bis zum
Ende der Reaction.
VI. Leuchtkraft der Flamme.
M. Williams hat in der Zeitschrift „Nature“ die Vermuthung ausgesprochen, daß
die bedeutende Helligkeit der Flamme von Kohlenwasserstoffen herrühren dürfte, aber
die Analyse zeigt daß diese Annahme unhaltbar ist. Ich halte es für
wahrscheinlicher, daß der Grund des Auftretens einer so hellen Kohlenoxydflamme
während des Blasens darin liegt, daß dieses Gas an der Convertermündung bei einer
weit höheren Temperatur verbrennt, als wir sie beim Anzünden eines Stromes des
kalten Gases erhalten; denn offenbar muß das im Metallbade gebildete Kohlenoxyd eine
Temperatur haben, welche sogar noch höher ist als die Temperatur des Metalles
selbst, und zu dieser Temperatur kommt noch die beim Verbrennen des Kohlenoxydes an
der Luft entwickelte Wärme. Dieß ist in Uebereinstimmung mit der von H.
Sainte-Claire Deville und Kirchhoff gegebenen Erklärung für die Zunahme der Leuchtkraft einer Flamme
wenn dieselbe unter großem Drucke verbrannt wird, daß nämlich die Temperatur der
Flamme hierbei erhöht wird.
VII. Vergleichung des Convertergases mit
den Hohofengasen und dem Gase aus dem Siemens'schen Generator.
Es dürfte von Interesse seyn, die Zusammensetzung des während der letzten Periode des
Blasens sich entwickelnden Gases mit anderen verwerthbaren, in Eisenhüttenwerken
auftretenden Gasen zu vergleichen. Hierzu habe ich eine Gasprobe aus einem
Cleveland-Hohofen und aus einem Bessemer-Hohofen des Hrn. Wm. Crossley zu Askam ausgewählt; auch habe ich zwei kürzlich
von mit ausgeführte Analysen von Gasproben aus Siemens'schen Generatoren zu Dowlais beigefügt.
Textabbildung Bd. 202, S. 153
Gas aus den Siemens'schen
Generatoren; Gas aus dem Bessemer-Converter; durchschnittliche
Zusammensetzung während der letzten Hälfte des Blasens; Gas aus dem
Cleveland-Hohofen; Gas aus dem Askam-Hohofen für
Bessemer-Roheisen; Nr. 1; Nr. 2; Kohlensäure; Kohlenoxyd;
Kohlenwasserstoffe; Sumpfgas; Wasserstoff; Stickstoff, etc.
VIII. Werth des Gases als
Brennmaterial.
Aus den im Vorstehenden mitgetheilten Analysen ergibt sich, daß das Gas aus dem
Bessemerconverter während der letzten Hälfte des Blasens wirklich den Werth hat wie
irgend ein anderes auf einem Eisenwerke absichtlich oder zufällig dargestelltes Gas.
Diese Thatsache ist von Wichtigkeit und wenn wir die Menge des auf diese Weise
verloren gehenden Brennmateriales in Erwägung ziehen, so drängt sich uns natürlich
die Frage auf, ob jenes Gas nicht verwerthet werden könne.
Nehmen wir an, daß während der letzten Hälfte des Blasens zwei Drittheile des
gesammten im Roheisen enthaltenen Kohlenstoffes verbrennen und daß das
eingeschmolzene Eisen 3 1/2 Procent Kohlenstoff enthält, so finden wir daß in einer
Bessemerhütte welche nur 1000 Tonnen von solchem Roheisen per Woche verbraucht, eine Quantität Brennstoff verloren geht, welche 23
1/2 Tonnen reinem Kohlenstoff, also circa 25 Tonnen
Kohks entspricht.
IX. Verwerthung des
Convertergases.
Nun möchte ich darauf aufmerksam machen, daß es durch einfache Mechanismen möglich
ist, dieses Gas zu sammeln und unter Dampfkessel zu leiten, wo man durch dasselbe
die äquivalente Menge Steinkohle ersparen würde. Allerdings ist jetzt der Arbeiter
zur Beendigung des Processes auf diese Flamme angewiesen, aber das Spectroskop würde
diese Aufgabe mit einem Bruchtheile des Gases welches jetzt aus dem Converter
hervorbraust, in viel genauerer Weise lösen.
Die Beschaffenheit der während des Blasens entwickelten Gase wird natürlich mit der
Qualität des verwendeten Eisens wechseln; da es aber nicht möglich ist, Roheisen mit
weniger als 3 Procent Kohlenstoff zum Bessemerprocesse zu benutzen, so kann die
Menge des entwickelten Kohlenoxydes nicht viel geringer seyn als die bei den
mitgetheilten Analysen gefundene, und ich glaube daß, von welcher Qualität das
verwendete Roheisen auch seyn mag, die allgemeinen Resultate sich gleich bleiben
werden. – Es würde übrigens von Interesse seyn, zur Vergleichung eine
ähnliche Reihe von Analysen der Convertergase stark manganhaltigen Roheisens
auszuführen.