Titel: | Ph.Rust's verbesserte Construction zur Verbindung von gußeisernen Röhren. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LI., S. 224 |
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LI.
Ph.Rust's verbesserte
Construction zur Verbindung von gußeisernen Röhren.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Rust's Verbindung gußeisernen Röhren.
Die in gewöhnlicher Weise durch Flanschen oder Muff verbundenen Rohrleitungen bieten
bekanntlich bei Reparaturen namhafte Schwierigkeiten. Um diese zu vermeiden, empfiehlt
Ph. Rust im bayerischen Industrie- und
Gewerbeblatt, 1871 S. 208, die nachstehend beschriebene Verbindung der Röhren
anzuwenden.
Die Röhren tragen an ihren Enden weder Muffe noch Flanschen, sondern haben dort eine
Form wie Fig.
14 im Durchschnitt zeigt, und werden bloß stumpf zusammengestoßen; jeder
Stoß aber ist bedeckt und geschlossen von einem besonderen, aus zwei Theilen
bestehenden, also gespaltenen Muffe. An jedem Rohr ist beiderseits die äußere
Endkante durch eine kleine Hohlkehle gebrochen; die solcherart durch das
Zusammenstoßen zweier Röhrenenden gebildete Kehle von halbkreisförmigem Querschnitt
dient zur Aufnahme einer aus Hanf lose mit der Hand zusammengedrehten Schnur r (Fig. 14), welche
verhindert daß beim Zusammenpressen der Mufftheile der welche Kitt in das Innere der
Röhren dringe. Hinter dieser Kehle behält das Rohr auf eine Länge von 3/4 bis 1 1/2
Zoll seine gewöhnliche Stärke, wie im größten Theil der übrigen Länge; hierauf
verschwächt sich dasselbe auf eine Länge von 1 1/4 bis 2 Zoll im äußeren Durchmesser
von 1/10 bis 1/6 Zoll, dann erhält es wieder seine volle Stärke für den ganzen
übrigen Körper bis zum anderen Ende, wo sich dasselbe wiederholt. Der gespaltene
Muff ist im Inneren cylindrisch und auf dem größeren Theil der Länge, außer an den
Enden, um circa 1/10 bis 1/6 Zoll im lichten Durchmesser
weiter, als die äußere Stärke der Röhren beträgt. An diesen Enden befindet sich ein
3/4 bis 1 1/2 Zoll breites 1/20 bis 1/12 Zoll hohes Stäbchen s (Fig.
14), wodurch sich der lichte Durchmesser so verengt, daß er dem äußeren
des Rohres gleich wird und der Muff genau auf dasselbe anschließt. Wegen
Ungleichheiten im Guß darf etwas Spielraum in dem Maaße gegeben werden, daß die
Muffhälften, wenn sie, wie in Fig. 14 über die
Rohrenden gelegt werden, bei n, n (Fig. 15) möglichst nahe
aneinander schließen. Der auf diese Weise zwischen dem Muffe und den Rohrenden
gebildete ringförmige Raum r, s dient zur Aufnahme des
Dichtungsmateriales, als welches Rust Oelkitt (aus
Leinöl, an der Luft zerfallenem gesiebtem Kalk und gehaktem Werg bestehend) für das
beste hält. Damit dieser Kitt bei der Fuge n des Muffes
nicht herausgepreßt und die Verbindung, besonders da wo sich die Stoßfuge der Röhren
mit dieser kreuzt, nicht undicht werde, trägt jede Muffhälfte auf der einen Seite,
parallel der Achse, eine kleine Leiste l, welche in eine
entsprechende Nuth auf der anderen Seite jeder Hälfte paßt. Zum Zusammenhalten und
Pressen der Muffhälften dienen die Flanschen m, m (Fig. 15) und
die Schrauben v, v, von denen bei Röhren von größerem
Durchmesser, deren Muffe auch verhältnißmäßig länger sind, je zwei auf jeder Seite
angewendet werden
können; zur Verstärkung der Muffhälften gehören die Rippen o,
o (Fig.
14 und 15).
Beim Zusammensetzen der Röhren wird folgendermaßen verfahren: Zuerst werden die zu
vereinigenden Röhrenenden stumpf zusammengestoßen – jedoch bei Leitungen,
welche dem Temperaturwechsel stark ausgesetzt sind, so, daß noch ein Zwischenraum
von etwa 1/24 Zoll zwischen zwei Röhren verbleibt – und durch Unterlegen,
Verspreizen etc. in richtiger Lage, so daß die Achse beider Röhren in eine Linie
fällt, erhalten; am sichersten erreicht man dieß dadurch, daß man ein cylindrisches,
circa 1 Fuß langes Stück Holz von der Dicke des
inneren Röhrendurchmessers (welches vorn an einer Stange von mindestens der Länge
einer Röhre befestigt ist) in die Röhren an der Stelle des Stoßes einführt. Dann
legt man in die von den Röhrenenden gebildete Ruth die lose gedrehte Hanfschnur,
schlingt deren Enden einmal übereinander, zieht sie an und schneidet das Vorstehende
ab. Nun wird in die innere Höhlung eines halben Muffes, nachdem man sie vorerst mit
Leinöl bestrichen hat, zwischen die zwei Stäbchen s, s
so viel Kitt gebracht, daß derselbe auch den verschwächten Theil des Rohrendes
ausfüllen kann, der halbe Muff von unten her an den ebenfalls vorher mit Leinöl
bestrichenen Röhrenstoß leicht angedrückt und durch Unterlagen in seiner richtigen
Lage erhalten. Hierauf bringt man die ebenso mit Kitt vorgerichtete zweite
Muffhälfte von oben darauf, steckt die Schrauben durch die Löcher und zieht die
Muttern an, bis man sieht daß sich der Kitt an den Enden des Muffes herauspreßt. Ist
diese Arbeit richtig ausgeführt worden, so ist die Dichtung vollkommen.
Es ist leicht abzusehen, daß bei einer derartigen Röhrenverbindung das Auswechseln
eines Rohres ohne den mindesten Anstand und ohne daß einer der nahe befindlichen
Röhrenstöße, außer den zwei unmittelbar betroffenen, gelöst oder gelockert zu werden
braucht, vorgenommen werden kann; ebenso ist anzunehmen, daß wegen Nachgiebigkeit
des Dichtungsmateriales eine kleine Ausdehnung und Zusammenziehung der einzelnen
Röhren ohne ein Zerreißen der Leitung möglich ist. Zwar erfordert eine derartige
Röhrenverbindung wegen der eigens nothwendigen gespaltenen Muffe etwas höhere
Modellkosten; allein bei einer etwas längeren Leitung kommt dieß weniger in Betracht
und überdieß wird dieser Nachtheil einigermaßen dadurch wieder aufgehoben, daß die
Röhren, besonders wenn Lehmkerne dazu verwendet werden, hierbei einfacher
herzustellen sind; auch braucht man, wenn man beiderseits viereckige Löcher in die
Flantschen eingießt, nur für eine Hälfte des gespaltenen Muffes ein Modell, da beide
Hälften einander gleich sind.