Titel: | Das Indophan, ein neuer blauer Farbstoff, ein Derivat der Naphtylpurpursäure; von E. v. Sommaruga. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXVI., S. 276 |
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LXVI.
Das Indophan, ein neuer blauer Farbstoff, ein
Derivat der Naphtylpurpursäure; von E.
v. Sommaruga.
v. Sommaruga, über das Indophan.
Hlasiwetz hatte gefunden, und in einer vorläufigen Notiz
veröffentlicht, daß, wenn man das Dinitronaphtol mit Cyankalium in eine
Naphtylpurpursäure verwandelt, sich gleichzeitig Indophan, ein blauer, dem Indigo
ähnlicher Körper bildet. In Folgendem theilt nun der oben Genannte die Resultate
einer hierauf bezüglichen, von Hlasiwetz veranlaßten
Untersuchung im Auszuge mit.
Die beste Methode, das Indophan rein zu gewinnen, ist
folgende: Man bringt in einen geräumigen Kolben etwa 30 Grm. Dinitronaphtol, dazu
etwa 2 Liter Wasser, erhitzt bis zum Sieden, und trägt so viel
Aetzammoniakflüssigkeit ein, bis man eine vollständige Lösung erzielt hat. In diese
tröpfelt man die heiße concentrirte Lösung von 45 Grm. reinem Cyankalium. In etwa 10
Minuten ist die Reaction beendet. Man bringt sofort Alles auf ein gut durchlassendes
Filter und wäscht den Niederschlag, der zurückbleibt, so lange mit siedendem Wasser,
bis dieses ungefärbt abläuft. Das Präparat erscheint nun als ein violetter Schlamm
mit prächtig grünem Metallglanze. Es ist inzwischen noch keineswegs rein, sondern im
Wesentlichen ein Gemenge von freiem Indophan und dessen Kaliumverbindung. Wäscht man
es lange noch mit siedendem Wasser, so beginnt dieses sich wieder zu färben, von
einer Spur aufgelöster Verbindung; ein kleiner Zusatz von kohlensaurem Kali zu dem
Waschwasser verhindert diese Lösung, während doch eine kleine Menge das Ablaufende
bräunlich färbender Verunreinigung entfernt wird.
Zur Gewinnung des reinen Indophans wird nun der Niederschlag vom Filter genommen, und
in einem Kolben mit sehr verdünnter Salzsäure erhitzt, wieder filtrirt und so lange
gewaschen, bis im Filtrate keine Salzsäure mehr nachzuweisen ist. Soll die
Kaliumverbindung dargestellt werden, so wird das gut ausgewaschene Rohpräparat
ebenso in einem Kolben mit wässeriger Kalilauge erhitzt, filtrirt und bis zum
Aufhören der alkalischen Reaction gewaschen. Ebenso erzeugt man aus einem Schlamm
von reinem Indophan durch Behandlung mit Natronlauge die Natriumverbindung. Diese
beiden Verbindungen sind es vornehmlich, die so indigoähnlich aussehen. Bei der trockenen Substanz tritt der starke Kupferschimmer noch
viel schöner hervor. Das reine Indophan ist von violetter Farbe und hat einen grünen
Metallglanz.
In den gewöhnlichen Lösungsmitteln, Wasser, Alkohol, Aether, Benzol,
Schwefelkohlenstoff ist das Indophan unlöslich. Nur in englischer Schwefelsäure und
warmem Eisessig löst sich die Verbindung ziemlich leicht; auch geschmolzenes
Naphtalin löst, wenngleich nicht viel, auf. Die Lösungen sind purpurroth. Aus keiner
jedoch scheidet sich der Körper krystallinisch ab, noch ist er nach Art des Indigo's
sublimirbar. Salpetersäure verwandelt ihn beim Erhitzen in einen braunrothen Körper,
der sich in Alkalien mit rothbrauner Farbe löst, der aber kein Nitro-,
sondern ein Oxydationsproduct zu seyn scheint, welches vielleicht in einer ähnlichen
Beziehung zum Indophan steht, wie das Isatin zum Indigo. Das Indophan mit Kalk und
Eisenvitriol zu reduciren, gelang nicht. Mit alkoholischer Kalilösung erwärmt,
verwandelt es sich in einen dunkelgrünen Körper; es ist jedoch schwer, die Reaction
auf einem bestimmten Punkte einzuhalten. In ihrem weiteren Verlaufe erhält man
braungelbe Lösungen, die beim Absättigen humusartige Körper fallen lassen.
Schmelzendes Kali gibt dieselben Zersetzungsproducte, wie bei der
Naphtylpurpursäure. (Nach dem chemischen Centralblatt, 1871 S. 617.)