Titel: | Der Sägespän-Gas-Schweißofen mit Siemens'schen Wärme-Regeneratoren und Lundin'schem Condensations-Apparat zu Prevali in Kärnthen. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. LXXXII., S. 352 |
Download: | XML |
LXXXII.
Der Sägespän-Gas-Schweißofen mit
Siemens'schen
Wärme-Regeneratoren und Lundin'schem
Condensations-Apparat zu Prevali in Kärnthen.
Sägespän-Gas-Schweißofen mit Siemens'schen
Wärme-Regeneratoren und Lundin'schem Condensationsapparat zu Prevali.
Ueber diesen Gegenstand hat Hr. Hüttenmeister F. Dagmer in
Prevali eine lehrreiche Abhandlung veröffentlicht, welcher das Folgende entnommen
ist.
Es hat die Uebertragung der schwedischen Anlage von Lundin
zu MunkforsMan setze Tunner's Aufsatz im polytechn. Journal,
1867, Bd. CLXXXIII S. 19; ferner in demselben Bande S. 369 die Beschreibung
des Lundin'schen Apparates nach beigegebener
Zeichnung. für das Turbinen-Feinstreckwerk in Prevali nach den
Detail-Zeichnungen der Lundin'schen
Original-Abhandlung (von Tunner im Leobener
Jahrbuch, Bd. XVI S. 273, übersetzt) mit folgenden Modificationen stattgefunden:
Einfallwinkel für die feineren Sägespäne im Generator 51° und Vermehrung der
Schütthöhe, Vermehrung der Spritzvorrichtungen im Condensator und Anbringung von
Oeffnungen in dessen Deckel behufs Reinigung und Controllirung, Anbringung eines
winkelförmigen Verbindungsrohres zwischen Condensator und Ventilkasten statt eines
horizontalen Ansteigenlassens des gemauerten Canales von der Theerlade bis zum
Wechselventil, Ersetzung der Klappenventile durch Haubenventile, Verringerung der
Schornsteinhöhe und -Weite von resp. 45 Fuß und 24 Zoll Seite auf 40 1/2 Fuß
und 22 Zoll lichten Durchmesser.
Im Vergleich mit dem gewöhnlichen Kohlen-Schweißofen ergab der
Gas-Schweißofen nachstehende Resultate:
a) Gas-Schweißofen.
12,16 Pfd. Calo auf 100 Wiener Pfund Rückwaage
entspricht einem Bedarfe von 113,8 Pfd. Materialeisen.
113,8 Pfd. Materialeisen à
5 fl. 60 kr.
6 fl.
37 kr.
9,24 Kubikfuß Sägespäne à
4 1/2 kr
– „
42 „
Höhere Arbeitslöhne in Folge des
continuirlichen
Schweißbetriebes, der besonderen Anfuhr
vom Sägespän-Magazine etc.
– „
10 „
Beaufsichtigung und Vorwärmholz
– „
03 „
Reparaturkosten für Oefen und andere
Apparate incl. Wind- und Wasserbeschaffung
– „
05 „
Amortisation und Verzinsung der Anlage
– „
08 „
–––––––––––––
Summa
7 „
2 kr.
b) Kohlen-Schweißofen.
124 Pfd. Materialeisen à 5
fl. 60 kr.
6 fl.
94 kr.
152 Pfd. Kohle à 25
kr.
– „
38 „
Ofen-Reparaturen
– „
02 „
–––––––––––––
Summa
7 „
34 kr.
Also zu Gunsten des Gasofens
– „
32 „
Bei einer Vergleichung des Lundin'schen Ofenbetriebes zu
Munkfors in Schweden und zu Prevali stellen sich folgende Unterschiede heraus:
Munkfors.
Prevali.
Generator in unmittelbarer Nähe
dercontinuirlich thätigen Bretersägen; Einbringender frischen
Späne in den Chargirtrichter durcheinen einzigen Arbeiter, wobei der
Bedarf anSägespänen der Erzeugung entsprechend
ist. Vorhandenseyn reiner Späne bei
größeremTheilungszustande. Sehr
regulirter
Generatorwind. Höchst
gleichförmiger Betrieb wegen derdurchaus verschiedenen
Handelsverhältnissehöchst selten ein
Walzenwechsel. Schornstein 45 Fuß hoch
und 24 Zoll Seite. Bei 6jährigem
Betriebe vollständigeingeschulte
Arbeiter. Production von 1100 bis
1200 Ctrn. perWoche.
Bezug der Sägespäne aus weiter
Entfernung,selbst mit der Eisenbahn Aufbewahrung ineiniger
Entfernung der Feuersgefahr wegen;Transport von da durch zwei Arbeiter
auf einerSchienenbahn zum
Generator. Durch Staub und Sand sehr
verunreinigteSpäne bei kleinerer
Theilung. Schwankungen von 4 bis 5
Millimetern auf-und abwärts, zusammen von 8 bis 10
MillimeternWassersäule. Vielseitigkeit
der Fabrication, sehr häufigerWalzenwechsel, z.B. wöchentlich 15
Mal. Blech-Esse 40 1/2 Fuß hoch und
22 Zoll weit,also nur 5/8 Querschnitt von
jenem. Noch mangelnde Uebung bei der
Neuheit desGasbetriebes, ungewohnte Manipulation durchTheilung der
Arbeit bei dem Schweißproceß. Production
bis 850 Ctr.
Aus diesem Vergleich ergibt sich, daß eine große Leistungsfähigkeit der wenigstens
Anwendbarkeit der Lundin'schen Methode selbst unter ungünstigen
Betriebsverhältnissen außer Frage steht, und ohne Zweifel wird diese Methode auf
andere, Betriebsstörungen weniger unterworfene Processe (Umschmelzen des Roheisens,
Stahlbereitung nach Martin etc.) mit großem Vortheil
anwendbar seyn.
Die Schwankungen in der Erzeugung des Gases durch periodisches Einschüren kalten
Brennstoffes, wegen wechselnden Wasser- und Aschegehaltes und verschiedenen
Theilungszustandes der Materialien, Schwankungen des Gebläsewindes u.a. werden
großentheils durch die Wärme-Regulatoren und dicke Umfassungsmauern des
Generators regulirt. Die Anwendung eines gemeinschaftlichen Generators für zwei
Oefen gibt eine Garantie für die Gleichmäßigkeit der Destillationsproducte und den
Minimalverbrauch von Brennstoff. Die Condensation von noch als Brennmaterial
brauchbaren Kohlenwasserstoff-Verbindungen im Condensator wird reichlich
aufgewogen durch größeres Eisenausbringen, Beseitigung des Wasserdampfes und die
Abscheidung von alkalischen Verbindungen und von Kohlenpartikeln, und es ist nur
diejenige Temperatur-Erniedrigung als wirklicher Wärmeverlust anzuerkennen,
welche die Gase bei der Condensation erleiden. Dieser Verlust ist aber ein billiger
Kaufpreis für die vielen gewichtigen Vortheile und Annehmlichkeiten, welche der
Betrieb mit gereinigten und von Wasserdampf freien Gasen bietet.
Aus Allem geht hervor, daß ein Lundin'scher Ofen die
Verwerthung eines Abfallstoffes in Kärnthen möglich macht, welcher bisher nur wenig
verwendet worden ist; Torf und alle Wald-Nebenproducte werden sich mit
Vortheil verwenden lassen; durch Vergasung dieser Brennstoff-Surrogate läßt
sich eine höhere Temperatur erreichen, als bei directer Rostfeuerung mit gutem
Brennmaterial, was besonders für die Stahlerzeugung wichtig ist. Die gereinigten
Gase lassen sich auf große Entfernungen hinleiten, z.B. in Schweden auf 280 Fuß.
Noch weiterer Verbesserungen ist der Vergasungsproceß fähig. Durch Theilung des
Schweißprocesses erfolgt die sicherste fehlerfreie Schweißung, sowie eine
gesteigerte Production bei geringerem Abbrande und billigen Gestehungskosten.
(Kärnthner Zeitschrift, 1871, Nr. 4, 6 u. 7; berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1871, Nr. 36.)